Arnold [1]

[751] Arnold, od. Arnulf (s.d.), deutscher Vorname, bedeutet der Adlergroße. Merkwürdig sind: I. Fürsten: a) Herzog von Baiern: 1) A. der Böse, so v.w. Arnulf 2). b) Grafen von Flandern: 2)–4) A. I.–III., so v.w. Arnulf 4)–6). c) Graf von Holland od. Vlaarding: 5) A. der Große, Sohn Dietrichs I., 988–1003, s. Holland (Gesch.). d) Graf von Nassau: 6) A. Graf von Laurenburg, um 1124, nach Ein. Stammvater des Hauses Nassau, s. u. Nassau (Gesch.). II. Heiliger: 7) St. A., edler u. sehr begüterter Franke, durch seinen 2. Sohn Ansegises Ahn der Capetinger; er wurde 611 Bischof von Metz, abdicirte 626 u. st. 640; Tag: der 16. August (Todestag) auch der 18. Juli. III. Geistliche u. Gelehrte: 8) A. von Selehoven, 1153 bis 1160 Erzbischof von Mainz, s.d.; 9) A. von Brescia, Schüler Abälards, behauptete, daß die Kirche nur durch die gänzliche Entweltlichung der Geistlichen erneuert u. wirklich aufgebaut werden könnte. Er fand damit in Italien viel Beifall. wurde aber von den Geistlichen verfolgt u. von dem Papst 1139 in den Bann gethan u. entfloh in die Schweiz; 1144 kehrte er nach Rom zurück u. waltete dort 10 Jahre lang als Demagog, indem er gegen das weltliche Regiment des Papstes eiferte u. die ehemalige Republik herzustellen versprach. Endlich gelang es dem Papst Hadrian IV. durch das über die Stadt ausgesprochene Interdict Rom von ihm abwendig zu machen; er entfloh. ward aber vom Kaiser Friedrich I. ausgeliefert u. 1155 zu Rom lebendig verbrannt Seine Anhänger Arnoldisten (Arnaldisten, auch Politici). Über ihn schrieb Franke, Zür. 1825; er ist das Sujet zu Dramen von Bodmer u. Niccolini. 10) A. von Braunschweig (A. I. ubecensis), Benedictiner im Ägidienkloster zu Braunschweig, dann Abt des Johannesklosters zu Lübeck; st. 1212; setzte Helmolds Slavische Chronik von 1171–1209 fort. 11) A. von Villanova (A. Villanovanus, A. Catalonus), geb. um 1250 zu Villanova in Catalonien (od. zu Villeneuve in Languedoc); wurde Professor der Medicin zu Barcelona; erhielt 1285 einen Ruf vom König Peter III. von Aragonien; hier von der Geistlichkeit verfolgt, ging er nach Montpellier u. Paris, u. erlangte auch hier als Lehrer, als Alchemist u. Astrolog hoben Ruf. Neuen Verfolgungen entging er durch die Flucht zum Papst Clemens V. nach Avignon, lebte dann in Palermo u. kam auf einer Reise nach Avignon, wohin er von dem kranken Papst berufen war. 1313 im Schiffbruch um. Er ist Begründer der praktischen Chemie; 9 von seinen theologischen Schriften wurden 1313 öffentlich verbrannt, seine zahlreichen medicinischen Schriften bieten brauchbare Materialien auch für die Geschichte der praktischen Chemie; Werke, Venedig 1504, Fol.; von Taurelli, Basel 1584, Fol. 12) Christoph, geb. 1650 zu Sommerfeld bei Leipzig, Bauer, war Autodidakt in der Astronomie, machte sehr geschätzte Beobachtungen, so beobachtete er u. a. die Kometen v. J. 1682 u. 1686, u. 1690 das Vorübergehen des Mercur vor der Sonne. Er st. 1695. Von seinen Beobachtungen stehen viele in den Acta eruditorum, Er schr.: Göttliche Gnadenzeichen in einem Sonnenwunder vor Augen gestellt (über 2 Nebensonnen), Lpz. 1692. 13) Gottfried, geb. zu Annaberg 1666, wurde 1697 Professor der Geschichte in Gießen, legte 1698 wegen seiner pietistischen Richtung dieses Amt nieder; wurde 1700 Cabinetsprediger der verwittweten Herzogin von Eisenach zu Allstedt, 1705 Predigerin Werben u. 1707 in Perleberg, wo er 1714 st.; schr.: Kirchen u. Ketzerhistorie etc., Frkf. a. M. 1699f., 2 Thle., Schaffh. 1740; Historia et descriptio theosophiae, 1702 (deutsch 1703); Das Geheimniß der göttlichen Sophia, Ldz. 1700 u. a.; Lebensbeschreibung A-s von Coler, Wittenb. 1718. Seine geistlichen Lieder, herausgeg. von Knapp, Stuttg. 1844. [751] 14) Georg Daniel, geb. 1780 zu Straßburg, wurde 1806 Lehrer des Civilrechts zu Koblenz, 1910 Professor der Geschichte, dann der Jurisprudenz zu Straßburg, st. hier 1829; schr. außer juristischen Werken, z.B. Vergleichung der Elemente des Justinianeischen Civilrechts mit dem Napoleonischen, auch Lyrische Gedichte u. Der Pfingstsonntag, ein Lustspiel im Elsaßer Dialekt, 1815, 2. Aufl. 1850. 15) August Ernst Gotthold Tobias, geb. 1789 zu Jena, lebte seit 1794 mit seinen Eltern in Rußland, studirte 1808 u. 1809 in Heidelberg u. Göttingen, ward 1811 Professor am Gymnasium zu Eisenach, 1813 Bibliothekar in Gotha, 1817 Oberlehrer am Gymnasium zu Bromberg, 1829 Director des Gymnasiums zu Königsberg in der Neumark, erhielt 1838 die Berufung zur Redaction der Allgemeinen preußischen Staatszeitung; schr.: Geschichte von Syrakus, Gotha 1816; Die höhern Unterrichtsanstalten nach den Anforderungen der Gegenwart, Berl. 1829; Die allgemeine Staatswissenschaft, ebd. 1831; Pädagogik, Königsb. 1837; Umrisse u. Studien zur Geschichte der Menschheit, Berl. 1840, u. m. a.; übersetzte Guarinis Treuen Schäfer, Gotha 1815; Manzoni's Grafen von Carmagnola, ebd. 1824; des Horaz Brief an die Pisonen, Berl. 1836; Platons Werke, ebd. 1835f. 16) Thomas, geb. 1795 zu Cowes auf Wight, studirte zu Oxford Theologie, war erst Lehrer in Privathäusern, dann Vorsteher der Schule zu Rugby. Auf seiner Reise in Deutschland mit jener Richtung in der Deutsch-protestantischen Kirche bekannt geworden, die ohne Rücksicht auf Verschiedenheit der dogmatischen Ansicht eine allgemeine christliche Kirche zu gründen strebt, wollte er aus den religiösen Parteien seines Vaterlandes eine Englische Nationalkirche schaffen; aber sein Bestreben schien so gefährlich, daß ihm sogar die Kanzel verboten wurde. Erst als der Puseyismus, sein Hauptwidersacher, seine gefährlichen Fortschritte in der englischen Kirche machte, wurde seine Stellung eine bessere, u. er sollte Lehrer der Geschichte in Oxford werden, st. aber 1842 vor seiner Anstellung. Er schr.: Sermons; übersetzte Niebuhrs Römische Geschichte ins Englische. A-s Lebensbeschreibung von Stanley, 1845, 2 Bde. 17) Joseph, entdeckte 1818 auf Sumatra, als er mit Raffles von Benkoolen aus nach Passummah reiste, die sogenannte Riesenblume; vgl. Rafflesia. IV. Künstler. 18) Samuel, geb. um 1730, ein Deutscher; 1760 in London Componist für Covent-Garden; componirte das Oratorium: Die Heilung Sauls u. a., gab Händels Werke heraus u. förderte die großen Musikfeste zu Ehren Händels; st. 1802. 19) Karl, geb. 1794 zu Neukirchen bei Marienschein, Clavierspieler, bes. in Frankfurt ausgebildet; machte als Künstler die Tour nach dem Norden u. fixirte sich als Clavierlehrer 1820 in Petersburg, dann 1824 in Berlin; von ihm Compositionen fürs Clavier (Sonaten, Phantasien etc.). 20) Heinrich Gottl., geb. 1785 zu Lamitz bei Radeberg, Portrait- u. Historienmaler zu Dresden, Schüler Grassi's. V. Andere Personen. 21) Benedict, geb. zu Rorwich in Connecticut, Apotheker, dann Pferdehändler; drang beim Ausbruch des nordamerikanischen Kriegs mit einem selbstorganisirten Corps von 1000 Mann bis nach Quebeck vor, ward aber zum Rückzug genöthigt; wurde 1779 Befehlshaber von Philadelphia; weil er in dieser Stellung wegen eigenmächtigen Verfahrens von Washington einen Verweis erhalten hatte, wollte er 1780, als ihm ein Commando zu Westpoint übertragen worden war, die Sach der Seinigen an England verrathen; aber durch die Arretirung des englischen Majors André, wurde sein Vorhaben verrathen, dieser gehängt u. er zur Flucht zu den Briten genöthigt. Er war eine Zeitlang General, trieb dann Handelsgeschäfte u. st. 1801 zu London. 22) Johann, Müller auf dem Gute des Grafen von Schmettau in der Neumark, führte den berühmten Proceß gegen seinen Erbverpachter, den Herrn von Gersdorf, wegen vermeintlicher Ableitung des Mühlbachs, über den die Regierung zu Küstrin u. das Kammergericht in Berlin, welche gegen den Müller gesprochen hatten, den Zorn Friedrichs II. auf sich zogen. Die deshalb von ihren Posten entfernten Räthe baten nach Friedrichs Tode um eine Revision u. wurden sämmtlich freigesprochen. A. aber, welchen nach des Königs Willen die abgesetzten Staatsdiener u. von Gersdorf hatten entschädigen sollen, erhielt nun aus Staatsmitteln seine Entschädigung. 23) Christian, geb. 1763 zu Hartmannsdorf bei Frauenstein im Sächsischen Erzgebirge, besuchte das Gymnasium zu Freiberg, ward Floßschreiber u. frequentirte dann die Bergakademie ebenda, mußte jedoch wegen Armuth abgehen u. ward Copist, dann Geschäftsführer bei der Crazischen Buchhandlung zu Freiberg, etablirte sich 1790 in Schneeberg u. errichtete 1795 in Dresden die Arnoldische Buchhandlung u. st. 1847. Er schr.: Das neue Dresden, Dresd. 1809.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 751-752.
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