Sachsen [7]

[729] Sachsen, Preußische Provinz, besteht aus den altpreußischen Landen Magdeburg, Altmark, Preußisch Mansfeld, Halberstadt, Quedlinburg, [729] Wernigerode, Hohenstein, Nordhausen, Mühlhausen, Eichsfeld (ohne Lindau, Gieboldehausen u. Duderstadt), Erfurt (ohne Schloßrippach, Atzmannsdorf u. Tonndorf) u. dem Amte Wandersleben; ferner aus den von Schwarzburg eingetauschten Ämtern Heringen, Kelbra u. Bodungen nebst den Gerichten Hainrode u. Allersberg; dem ehemals hannöverschen Amte Klötze u. aus den 1815 vom Königreich Sachsen abgetretenen Landestheilen, außer dem Theile des Meißener Kreises u. der Niederlausitz, welche zu Brandenburg, u. dem Theile der Niederlausitz u. der preußischen Oberlausitz, welche zu Schlesien geschlagen sind, u. außer dem Theile des Neustädter Kreises u. dem Amte Tautenburg des Thüringischen, welche an Weimar, u. dem Amte Ebeleben, welches austauschweise an Sondershausen abgetreten ist; 460,99 QM. mit 1,910,000 Ew. Die Provinz S. grenzt Brandenburg, Schlesien, die königlichen, großherzoglichen, herzoglich sächsischen, reußischen u. schwarzburgischen Gebiete, Kurhessen, Hannover, Anhalt u. Braunschweig u. gehört ihrer Beschaffenheit nach zum größten Theile, u. zwar im Norden u. Osten, dem norddeutschen Tieflande an u. ist nur in den südlichen u. westlichen Theilen gebirgig durch den Harz, dessen höchster Punkt, der 3508 Fuß hohe Brocken, die Hohneklippen (2790 F.), die Roßtrappe (1269 F.), die Teufelsmauer u. als Ausläufer der Huywald u. der Petersberg bei Halle sich befinden, sowie durch die nördlichen Abhänge u. Ausläufer des Thüringerwaldes u. die mittelbar zu demselben gehörige Haynleite, Schmücke, Finne u. Kyffhäuser; dem Thüringer Walde gänzlich gehört der Schleusinger Kreis an, wo der Finsterberg 2955 F., Döllberg 2514 F., Dolmar 2300 F. u.a. stehen, auch der abgesondert liegende Kreis Ziegenrück hat an der Saale bedeutendere Höhen. Die gebirgigen Gegenden sind meist mit Wald bedeckt. Flüsse: Hauptfluß ist die Elbe, in welche rechts die Schwarze Elster (mit Pulsnitz u. Röder) u. Havel, links die Mulde, Saale (mit Unstrut, welche durch die Gera, Helbe, Wipper u. Helme verstärkt ist, Weißer Elster u. Bode mit Holzemme u. Selke), Ohra, Tanger, Jeetze u. Aland fallen; außerdem die zum Wesergebiet gehörigen Leine, Aller (mit Ocker u. Ilse) u. Werra. Kanäle: der die Havel mit der Elbe verbindende Plauesche, der Gro ße Bruchgraben u. der Sächsische Floßgraben. Seen: der Süße u. Salzige u. der Arendsee. Boden: nördlich u. westlich meist sandig, doch an vielen Stellen sehr fruchtbar, zu den fruchtbarsten Strichen gehört die Goldene Aue. Producte: Silber, Kupfer, Eisen, Kobalt, Stein- u. Braunkohlen, viel Salz (Salinen sind in Halle, Schönebeck, Salze, Staßfurth, wo auch 1852 ein Steinsalzbergwerk eröffnet ist, Dürrenberg, Kötschau, Teuditz u. Artern), Torf, Alaun, Vitriol, Mühl- u. Quadersteine, mehre Mineralwässer, Getreide, Hülsenfrüchte, Öl- u. Gartengewächse, Kartoffeln, Flachs, Hanf, Runkelrüben, Tabak, Obst, etwas Wein, Anis, Kümmel, Waid etc., stellenweise Wald, viel Vieh, bes. veredelte Schafe. Mineralquellen u. Bäder in Elmen, Hubertusbad im Bodethale bei der Roßtrappe, Ilsenburg, Quedlinburg, Aschersleben, Schleusingen, Tennstädt, Bibra, Giebichenstein, Kösen, Lauchstädt, Niestädt, Werben, Wiehe. Die Einwohner bewohnen 143 Städte, 29 Marktflecken u. 2991 Dörfer, sind deutschen (wenig wendischen) Ursprunges u. unterhalten in den Städten Industrie, bes. in Wolle, Baumwolle, Leinwand, Band, Tabak, Stärke, Leder, Porzellan-, Steingut-, Eisen- u. Stahlwaaren, Zuckerraffinerie, Branntweinbrennerei (Nordhausen), Bierbrauerei. Den Handel begünstigen die schiffbaren Flüsse Elbe, Saale, Unstrut u. Werra, der Plauesche Kanal, die vielen Kunststraßen u. Eisenbahnen (die Magdeburg-Leipziger mit Zweigbahn von Schönebeck nach Staßfurt; die Magdeburg-Halberstädter; die Magdeburg-Wittenbergische; der größte Theil der Berlin-Potsdam-Magdeburger; die Linien Jüterbogk-Riesa, Jüterbogk-Wittenberg-Bitterfeld, Bitterfeld-Halle u. Bitterfeld-Leipzig der Berlin-Anhaltischen Bahn, ein Theil der Thüringer Bahn [Halle-Gerstungen] mit den Zweigbahnen von Corbetha nach Leipzig u. von Weißenfels nach Gera); der stärkste Handel ist in Magdeburg u. Halle; in Erfurt besteht seit 1856 eine concessionirte Privatbank. Unterrichtsanstalten: Universität in Halle, Predigerseminar in Wittenberg, 21 Gymnasien, als 2 in Magdeburg, 2 in Halle (ein Pädagogium u. die Lateinische Schule der Franckeschen Stiftungen), in Erfurt, Salzwedel, Stendal, Halberstadt, Quedlinburg, Schulpforta (Landesschule), Roßleben, Naumburg, Zeitz, Merseburg, Eisleben, Wittenberg, Torgau, Heiligenstadt, Nordhausen, Mühlhausen, Schleusingen; 1 Progymnasium, 8 Real- u. mehre höhere Bürgerschulen, 11 Schullehrerseminare, Provinzialgewerbschulen in Halle, Halberstadt u. Erfurt, Handelsschulen in Magdeburg u. Erfurt, mehre Sonntagsschulen, Medicinisch-Chirurgische. Lehranstalt in Magdeburg, Kunst- u. Baugewerksschulen in Magdeburg u. Erfurt, Hebammenlehranstalten in Magdeburg, Halberstadt, Wittenberg u. Erfurt, Taubstummenanstalten in Halberstadt, Weißenfels, Halle u. Erfurt, Blindeninstitut in Erfurt, Bergwissenschaftliches Institut in Halle, Forst- u. Ökonomieinstitut in Düben. Wissenschaftliche Vereine: Naturforschende Gesellschaft u. Thüringisch-Sächsischer Verein für Erforschung des vaterländischen Alterthums in Halle, Königliche Akademie der Wissenschaften in Erfurt u. Thüringische Landwirthschaftsgesellschaft in Langensalza. Die Provinz S., deren Hauptstadt Magdeburg ist, wird durch die drei Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg u. Erfurt gebildet, welche wiederum in 41 landräthliche Kreise zerfallen. Der Sitz des Oberpräsidiums ist Magdeburg; Appellationsgerichte sind in Magdeburg, Halberstadt u. Naumburg. Die Provinzialstände, mit Ausnahme der Altmark (welche zu Brandenburg gehört), bestehen aus vier Ständen u. 72 Mitgliedern, nämlich 6 aus dem ersten Stande (die Domcapitel in Merseburg u. Naumburg, die Grafen der drei Stolbergischen Linien u. der Besitzer des jetzt Anhalt-Dessauischen Amtes Walternienburg), 29 aus der Ritterschaft, 24 aus den Städten u. 13 aus den übrigen Gutsbesitzern, Erbpächtern u. Bauern. Für die Wahl der Abgeordneten der drei letzten Stände ist die Provinz S. in sechs Wahlbezirke, den Thüringischen, Wittenbergischen, Mansfeldischen, Eichsfeldischen, Magdeburgischen u. Halberstädtischen eingetheilt. Versammlungsort des Landtages ist abwechselnd Magdeburg u. Merseburg. In der Provinz S. steht das vierte preußische Armeecorps (Corpscommando: Magdeburg; 7. Division: Magdeburg, 8. Division: Erfurt); die Provinz hat die Festungen: Magdeburg, Torgau u. Wittenberg. Vgl. Harnisch, Das preußische Sachsenland, Halle 1827; Handbuch der Provinz S., Magdeb. 1858. Karten:[730] Topographisch-militärischer Atlas der Provinz S. (in 17 Sectionen), Weimar 1817; Stubba, Wandkarte der Provinz S., Erfurt 1833, 6 Blätter; Weiland, Karte der Provinz S., Weimar 1846; Handtke, Wandkarte der Provinz S. zum Schulgebrauch, Glogau 1846, 6 Bl.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 729-731.
Lizenz:
Faksimiles:
729 | 730 | 731
Kategorien:

Buchempfehlung

Jean Paul

Titan

Titan

Bereits 1792 beginnt Jean Paul die Arbeit an dem von ihm selbst als seinen »Kardinalroman« gesehenen »Titan« bis dieser schließlich 1800-1803 in vier Bänden erscheint und in strenger Anordnung den Werdegang des jungen Helden Albano de Cesara erzählt. Dabei prangert Jean Paul die Zuchtlosigkeit seiner Zeit an, wendet sich gegen Idealismus, Ästhetizismus und Pietismus gleichermaßen und fordert mit seinen Helden die Ausbildung »vielkräftiger«, statt »einkräftiger« Individuen.

546 Seiten, 18.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon