Braun [2]

[229] Braun, 1) Heinrich, geb. 1732 in Trostberg, Benedictiner; war erst Lehrer in Freisingen, dann Professor in Tegernsee u. wurde Professor der Deutschen Sprache in München; er führte von 1777 bis 1781 die Direction der Schulen in Baiern, gab eine Schulordnung heraus, stiftete ein Predigerinstitut u. starb 1792 in München. Er schrieb Gebet- u. Erbauungsbücher, eine Bibelübersetzung, Nürnb. 1786, 3 Bde., 2. Ausg. 1803, u. ein großes, von Beda Meyer fortgesetztes Bibelwerk, Augsb. 1788–1805, 13 Bde.; 2) Placidus, geb. 1756 zu Penting in Baiern, trat 1775 in den Benedictinerorden, wurde 1785 Stiftsbibliothekar in Augsburg, dann bis 1806 Stiftsarchivar, nachher Commissar der päpstlichen Nuntiatur zur Berichtigung der Dotation des Bisthums Augsburg u. später geistlicher Rath u. Assessor beim Officialate u. st. 1829. Er schr.: Notitia hist.-lit. de libris ab artis typogr. inventione usque ad a. 1497 impressis in bibl. August., 1788, 2 Bde.; Notitia hist.-lit. de codd. mss., 1791_–96, 6 Bde. Biographien der Augsburger Bischöfe Symperd (1792) u. Ulrich (1796); Gesch. des Stiftes St. Ulrich u. Afra in Augsburg; Leben der Sta. Afra; Gesch. der Bischöfe Augsburgs, 4 Bde.; Beschreibung der Diöcese Augsburg; Gesch. der Jesuiten in Augsburg; Der Dom in Augsburg u. sein Clerus; er setzte auch die Monumenta boica, vom 22. Bde. an, fort. 3) Joh. Karl Ludwig, geb. 1771 in Berlin, trat 1788 in die preußische Artillerie, wurde 1792 Artillerieoffizier u. machte die Rheincampagne mit, entwarf 1799 das erste Reglement für reitende Artillerie, das später dem neuen preußischen Artilleriereglement zu Grunde gelegt wurde; wurde 1804 erster Adjutant des Inspectors der Artillerie u. kam 1806 als Generalstabsquartiermeister zum General Rüchel, zeichnete sich durch seine Bemühungen aus, nach der Schlacht bei Jena die Ordnung wieder herzustellen, u. wurde Capitän; 1807 vom General Kalkreuth mit Depeschen in das Hauptquartier gesendet, wurde er bei der Rückkehr auf einer britischen Corvette gefangen u. hatte damals eine merkwürdige Unterredung mit Napoleon: er wurde nach dem Frieden wieder im preußischen Generalstabe angestellt, aber bald zur Artillerie versetzt, die er regeneriren half, u. 1811 Inspecteur der Artillerie- u. Waffenwerkstätte, 1813 Obristlieutenant u. Commandeur der Artillerie des Blücherschen u. später Kleistschen Corps u. 1815 als Generalmajor des Bülowschen Corps; er war 1816 bei[229] der neuen Organisation der Artillerie thätig, wurde darauf Inspecteur der 3. u. 1824 der 2. Artillerieinspection, 1825 Generallieutenant, 1832 Generalinspector der Geschütz- u. Waffenwerkstätte u. st. 1835. 4) Joseph, geb. 1787 in Regensburg, war Musikdirector an mehreren Theatern u. 1826 in Philadelphia, wo er das Theaterwesen verbesserte u. die deutsche Musik einführte; er war Virtuos auf dem Piano u. Violoncell, bereiste die großen Städte NAmerikas, kehrte 1830 nach Deutschland zurück u. st. 1853 in Regensburg; er schr. u.a. die Oper: Der Kosack u. der Freiwillige. 5) Joh. Wilh. Joseph, geb. 1801 auf dem Hause Gronau in der Nähe von Düren, wurde 1828 Repetent in dem katholisch-theologischen Convictorium u. Privatdocent an der katholisch-theologischen Facultät in Bonn u. 1829 Professor für Kirchengeschichte u. neutestamentliche Exegese. 1837 unternahm er mit Elvenich eine Reise nach Rom, um die mit seinen Vorgesetzten wegen des Hermesianismus (s.u. Hermes), dessen Anhänger er war, entstandenen Differenzen zu beseitigen, wurde jedoch abschläglich beschieden u. endlich Anfangs 1844 mit Belassung seines Gehalts suspendirt u. zur Disposition gestellt. 1848 zum Parlament in Frankfurt gewählt, gehörte er zur Großdeutschen Partei; war auch 1850 Mitglied der 1. Kammer des preußischen Landtages u. des Erfurter Volkshauses. Er schr.: Über die schriftstellerischen Leistungen des Dr. Ant. Theiner, Bonn 1829; Von den Pflichten des Geistlichen in Hinsicht auf Lehre u. Beispiel, ebd. 1831; Biographische Mittheilungen über Cl. Aug. v. Droste-Hülshoff, Köln 1833; De Tiberii Christum in deorum numerum referendi consilio, Bonn 1834; Des heiligen Cyprianus Büchlein vom Gebete, 2. Aufl. ebd. 1834; Die Lehren des sogenannten Hermesianismus, ebd. 1835; mit Elvenich, Acta Romana, Hann. 1838, u. Meletemata theol., ebd. 1837; Deutschland u. die Nationalversammlung, Aachen 1849; er gab auch den Justinus Martyr, ebd. 1830, heraus; Bibliotheca regularum fidei, 1844, 2 Bde. Er ist Mitbegründer der Zeitschrift für Philosophie u. katholische Theologie. 6) Karl Johann B., Ritter v. Braunthal, geb. 1802 in Eger, studirte in Wien u. privatisirt in Wien. Er schr.: Die Himmelsharfe (geistliche Lieder), Wien 1826; Die Glückliche, ebd. 1826; Die ästhetisch gebildete Dame, ebd. 1830; die Trauerspiele: Loda (1826), Graf Julian (1831, 2. A. 1838) u. Die Geopferten (1835); die Dramen: Ritter Shakespeare (1836) u. Don Juan (1842); Fragmente aus dem Tagebuche eines jungen Ehemannes, Wien 1833; Antithesen, od. Herrn Humors Wanderungen durch Wien u. Berlin, ebd. 1834; Novellen, ebd. 1834; Morgen, Tag u. Nacht aus dem Leben eines Dichters, Lpz. 1834; Die stehenden Masken im Lustspiele des Lebens, ebd. 1836; Phantasie- u. Thierstücke (Gedichte), ebd. 1836; Gedichte, neue Folge, Nürnb. 1839; Lieder eines Eremiten, Stuttg. 1840; Mission, Kanst. 1841, u. m. 7) Alex. Karl Herm., geb. 1807 zu Plauen im Voigtlande, studirte in Leipzig die Rechtswissenschaften, wurde Advocat in Plauen, gerieth wegen Betheiligung an einem Comité zur Unterstützung der Polen in Untersuchung, wurde jedoch freigesprochen; er wurde 1839 in die 2. sächsische Kammer gewählt u. trug auf dem Landtage von 1842–43 auf Einführung des öffentlichen u. mündlichen Gerichtsverfahrens an; um dasselbe aus eigener Anschauung kennen zu lernen, unternahm er eine Reise nach den Rheinländern, Württemberg, Holland, England u. Frankreich u. wurde auf dem Landtage 1846 Präsident der 2. Kammer. Nach dem Rücktritt des Ministeriums in Folge der Märzereignisse 1848 wurde V. am 16. März Ministerpräsident u. Minister der Justiz, nahm aber im Februar 1849 seine Entlassung, saß noch 1849–50 im Landtage u. wurde dann Amtshauptmann in Plauen. Sein Reisebericht erschien Lpz. 1846. 8) Caspar, geb. 1807 in Aschaffenburg, widmete sich in München der Malerei, ging 1837, um die Technik der französischen Xylographen kennen zu lernen, nach Paris, wo er sich von Brévières unterweisen ließ. Nach München zurückgekehrt, gründete er 1839 mit v. Dessauer eine Xylographische Anstalt, aus welcher eine große Anzahl illustrirter Prachtwerke hervorgingen. B. machte sich allmälig von der sklavischen Imitation der französischen Manier in Holz zu schneiden los u. ließ an die Stelle des Effects Formen- u. Linienschönheit treten, indem er im Schnitt sich strenger an den Styl der Zeichnung hielt Seine Anstalt nahm, seitdem er sich mit Felix Schneider aus Leipzig 1842 associirt hatte, einen immer größeren Aufschwung u. wurde eine Schule für Xylographen. Er verband mit derselben ein Verlagsgeschäft (Braun & Schneider) u. gründete die humoristische Zeitschrift: Fliegende Blätter. Von den von B. illustrirten Werken sind zu erwähnen: Das Nibelungenlied, nach Zeichnungen von Schnorr u. Neureuther, der Volkskalender mit Illustrationen nach Kaulbach u. Cornelius, ferner Illustrationen zu Musäus Volksmärchen, zu Götz v. Berlichingen, zu der Cottaischen Bilderbibel u. die Münchener Bilderbogen. 9) August Emil, geb. 1809 in Gotha, studirte seit 1826 in Göttingen u. München u. ging 1833 mit Gerhard nach Rom, wo er bei dem Archäologischen Institut angestellt wurde; er wendete zuerst die Galvanoplastik zur Vervielfältigung von Kunstwerken an u. st. am 12. Sept. 1856 in Rom. Er gab heraus: Il giudizio di Paride. Par. 1838; Kunstvorstellungen des geflügelten Dionysos, München 1839; Tages u. des Hercules u. der Minerva Hochzeit, 1839; Antike Marmorwerke, Lpz. 1843, 2 Bde.; Griechische Mythologie, Hamb. 1850–54, 2 Bde.; Vorschule zur Kunstmythologie, Gotha 1854 (englisch von Grant, 1856); u. viele archäologische Monographien, z.B. Über die Ficoronische Cista, Lpz. 1850; Die Apotheose des Homer, ebd. 1848; Die Passion des Duccio Buoninsegna, ebd. 1850; Die Ruinen u. Museen Roms, Braunschw. 1854 (englisch 1855).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 229-230.
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