Artikel in der Wikipedia: Heilbronn
Faksimile
Faksimile

[777⇒] Heilbronn, Oberamtsstadt im württemb. Neckarkreis, am Neckar, (1900) 37.891 (1905: 40.026) E., Garnison, Land-, Amtsgericht, Handels- und Gewerbe-, Handwerkskammer, [⇐777] [778⇒] Gymnasium, Oberrealschule; Fabrikation von silbernen Geräten, Maschinen, Konserven, Steinsalzbergwerk, Saline. Im Deutschen Ordenshaus schloß 23. April 1633 Oxenstjerna mit den oberdeutschen Ständen den Heilbronner Vertrag zur Fortsetzung des Dreißigjähr. Krieges ab. [⇐778]

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 777-778.
Lizenz: Gemeinfrei
Faksimile
Faksimile

[66⇒] Heilbronn, Oberamtsstadt im württemberg. Neckarkreis, einst berühmte Reichsstadt, am Neckar und am Fuß des Wartbergs, 160 m ü. M., hat im Innern noch immer einen ganz mittelalterlichen Charakter, während außerhalb neue und elegante Stadtteile entstanden sind.

Wappen von Heilbronn.
Wappen von Heilbronn.

Unter den zu gottesdienstlichen Zwecken dienenden Gebäuden (3 evangelische und eine kath. Kirche und eine Synagoge) sind bemerkenswert: die an kunstvollen Steinarbeiten reiche, restaurierte St. Kilians- oder Stadtkirche, ein spätgotischer Bau des 15. Jahrhunderts mit spätern Renaissancezusätzen und einem 62 m hohen, zierlichen Turm, schönem Chor, trefflichem Schnitzaltar (1493), Glasmalereien und der Quelle, die, unter dem Hauptaltar hervorsprudelnd, von der Kirche in den Siebenrohrbrunnen (das Wahrzeichen von H.) strömt, nach dem Karl d. Gr. die Stadt benannte; die katholische Josephskirche (ehemalige Deutschordenskirche) und die neue, im maurischen Stil ausgeführte Synagoge. Ferner sind hervorzuheben: das jetzt restaurierte Rathaus am Markt (von 1540), mit einer Kunstuhr und interessanten Urkunden, das Deutschordenshaus, in dem Oxenstierna 1633 den Heilbronner Vertrag abschloß (s. unten), der Diebs- oder Götzenturm am Neckar, in dem Götz von Berlichingen einst gefangen saß. Denkmäler besitzt die Stadt für Kaiser Wilhelm I. auf der Promenade, für Kaiser Friedrich I. auf dem Kaiser Friedrichs-Platz, für Bismarck an der Neckarbrücke, für den Naturforscher Robert v. Mayer auf dem Marktplatz. Die Zahl der Einwohner beträgt (1900) mit der Garnison (2 Bataillone Infanterie Nr. 122) 37,891, darunter 5152 Katholiken und 813 Juden. Die Industrie ist bedeutend. H. hat eine Fabrik für silberne Tafelgeräte und Bestecke, 3 Maschinenfabriken, Eisen- und Metallgießerei, 2 große Papierfabriken, Leim- und Düngerfabriken, eine große Zuckerfabrik, ein Salzwerk mit einer jährlichen Produktion von 450,000 metr. Ztr. Stein- und 250,000 metr. Ztr. Siedesalz. Außerdem findet man in H. Fabrikation von Feigenkaffee und Zichorie, Konserven, Briefumschlägen, Tabak, Messerschmiedewaren, Kölnischem Wasser, Pianinos, Seife, Stearin, Öl und Zement, Bleiweiß, Essig, ferner Bleichen, Färbereien, Gerbereien, Bierbrauereien [⇐66][67⇒] etc.; auch der Weinbau ist sehr bedeutend. Der Handel, unterstützt durch eine Handels- und Gewerbekammer, eine Reichsbanknebenstelle und die Württembergische Transportversicherungsgesellschaft sowie durch die lebhafte Kettenschleppschiffahrt von Mannheim nach H., ist besonders lebhaft in Kolonialwaren, Salz, Landesprodukten, Holz und Kohlen. Für den Eisenbahnverkehr ist die Stadt Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Bietigheim-Jagstfeld, H.-Marbach a. N., H. – Krailsheim und H.-Eppingen. Den Verkehr in der Stadt vermittelt eine elektrische Straßenbahn. H. hat ein Gymnasium, Oberrealschule, landwirtschaftliche Winterschule, Handelsschule etc., Theater, Zellengefängnis und ist Sitz eines Generalsuperintendenten, eines Landgerichts (für die 9 Amtsgerichte zu Backnang, Besigheim, Brackenheim, H., Marbach, Maulbronn, Neckarsulm, Vaihingen und Weinsberg), eines Forstamts und eines Hauptsteueramts. Der städtische Gemeinderat und der Bürgerausschuß bestehen je aus 19 Mitgliedern. Den schönsten Blick auf Stadt und Umgegend gewährt der Wartberg (mit Wartturm).

H., unter den Karolingern eine königliche Pfalz, wird 741 zuerst erwähnt und war 1073 bereits ein ansehnlicher Ort, der von Kaiser Heinrich IV. Stadtrechte erhielt. Dann wurde H. dem Bischof von Würzburg übertragen, der es 1225 den Hohenstaufen überließ. Rudolf von Habsburg verlieh der Stadt ausgedehnte Freiheiten, doch wurde dieselbe erst 1360 nach Erwerbung des Schultheißenamtes Reichsstadt. H. trat 1331 dem Schwäbischen Städtebund und später dem Schwäbischen Bund bei, der 1519 hier Götz von Berlichingen gefangen hielt. Die Reformation fand 1525 Eingang in H. Im Bauernkrieg fiel die Stadt infolge innerer Zwistigkeiten in die Hände der Bauern, die daselbst im Mai 1525 einen Konvent abhielten, auf dem eine Reform des Reiches beraten wurde. Später trat sie dem Schmalkaldischen Bund bei und mußte für ihre Teilnahme am Schmalkaldischen Kriege dem Kaiser 1547 hohe Geldbuße zahlen. 1633 fand hier ein Konvent zwischen Oxenstierna, den Ständen des schwäbischen, fränkischen, ober- und niederrheinischen Kreises und den französischen, englischen und holländischen Botschaftern statt, infolgedessen 23. April der Heilbronner Vertrag zur Fortsetzung des Krieges zustande kam. 1802 wurde H. von Württemberg eingezogen. Vgl. Jäger, Geschichte von H. (Heilbr. 1828); Kuttler, H., seine Umgebungen und seine Geschichte (das. 1859); Küsel, Der Heilbronner Konvent (Halle 1878); Dürr, Heilbronner Chronik (das. 1896); Schliz, Die Entstehung der Stadtgemeinde H. (Leipz. 1903); »Beschreibung des Oberamts H.« (vom statist. Landesamt, Stuttg. 1901–03, 2 Bde.). [⇐67]

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 66-67.
Lizenz: Gemeinfrei
Faksimile
Faksimile

[168⇒] Heilbronn, 1) Oberamt im württembergischen Neckarkreise, 3,4 QM., 52,200 Ew.; fruchtbar, am Neckar, mit Weinbau; 2) Hauptstadt darin, am Neckar, mit Brücke über ihn; Rathhaus mit kunstreicher Uhr von 1550, Stadtarchiv, Waarenhalle, vormaliges Deutsches Haus, jetzt Caserne, Diebsthurm (einst Gefängniß des Götz von Berlichingen), Hauptkirche (Kilianskirche), im gothischen Style erbaut 1013–1529, daneben Siebenröhrbrunn (sonst Heiligenbronn, von welchem Ursprung u. Name der Stadt rühren), Gymnasium, Spitäler; Acker-, Obst- u. Weinbau; Leinwandbleichen, viele Mühlen u. Fabriken in Gold-, Silber- u. Eisenwaaren, Maschinenpapier, Tapeten, Leder, Wolle, Tabak, Schrot, Bleiweiß, Branntwein, Farbestoffen, Olivenölseife, Schwefelsäure, Gypsmehl etc.; ansehnlicher Handel, durch den 1841 vollendeten Wilhelmskanal mit Schleuße können jetzt Schiffe vordem von dem Heilbronner Wehr gehindert, den Neckar von Manheim bis Cannstatt befahren; Eisenbahnverbindung (über Bietigheim) mit Bruchsal u. Stuttgart, Dampfschifffahrt auf dem Neckar; 14,029 Ew. Bei der Stadt sind [⇐168][169⇒] Gypsbrüche, große Steinbrüche von weißen Sandsteinen, u. mehrere Vergnügungsörter: der Braunhartische Wirthsgarten, das Jägerhaus u. der rebenbepflanzte Wartberg, auf dem der uralte Wartthurm weite Aussicht bietet. – Der Ursprung der Stadt H. reicht wahrscheinlich bis in die Römerzeit hinauf; Karlmann schenkte zwischen 741 bis 747 eine Michaelskirche in H. dem Bisthum Würzburg. Karl der Große soll sich an der guten Quelle gelabt u. eine königliche Pfalz dort gegründet haben. 1073 erhielt H., damals schon ansehnlich, von Heinrich IV. Stadtrechte, wurde von Friedrich II. vergrößert u. unter Konrad III. 1225 Reichsstadt. Es erhielt viele Freiheiten, Zollrecht, das Recht, nicht verpfändet zu werden, u.1 QM. Gebiet. Die in Ostfranken gelegene Stadt gehörte wie Hall zu dem Schwäbischen Bunde (welcher auch hier Götz von Berlichingen 1525 gefangen hielt), wurde 1525 evangelisch u. von den aufrührerischen Bauern eingenommen u. trat später zu dem Schmalkaldischen Bunde. Hier den 3. Jan. 1547 Vertrag zwischen Karl V. u. dem Herzog Ulrich von Württemberg, worin der Letztere dem Schmalkaldischen Bunde entsagte u. sich unterwarf. Ihre von Karl V. gemodelte Verfassung wurde 1552 demokratisch. Hier 1598 Zusammenkunft der Protestanten, um gegen die katholischen Stände zu berathen. 1633 vom März bis Mitte April Convent zwischen Oxenstierna u. den Ständen des Schwäbischen, Fränkischen, Ober- u. Niederrheinischen Kreises u. den französischen, holländischen u. englischen Botschaftern, wo diese einen Bund (Heilbronner Vertrag) zur Fortsetzung des Krieges schlossen (s. Dreißigjähriger Krieg). 1688 wurde es von den Franzosen besetzt, aber 1689 wieder geräumt. 1802 kam H. an Württemberg. [⇐169]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 168-169.
Lizenz: Gemeinfrei
Faksimile

[257⇒] Heilbronn, württemb. Oberamtsstadt am Neckar und der württemb. Staatseisenbahn, mit Flußhafen, Dampfschifffahrt, sehr lebhaftem Handelsverkehr, mannigfaltiger Industrie u. 14500 E. H. wird 741 zum erstenmal genannt, wurde frühe Reichsstadt u. durch Handel sowie durch seine Lage wichtig; aus dieser Zeit sind übrig: der Marktplatz mit dem Brunnen, die St. Kilianskirche, das deutsche Ordenshaus, wo Oxenstierna 1633 die süddeutschen Protestanten zur Fortsetzung des 30jähr. Krieges überredete, das Rathhaus, der Götzenthurm, in welchem Götz von Berlichingen gesessen haben soll. [⇐257]

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 257.
Lizenz: Gemeinfrei

Buchempfehlung

Spitteler, Carl

Conrad der Leutnant

Conrad der Leutnant

Seine naturalistische Darstellung eines Vater-Sohn Konfliktes leitet Spitteler 1898 mit einem Programm zum »Inneren Monolog« ein. Zwei Jahre später erscheint Schnitzlers »Leutnant Gustl" der als Schlüsseltext und Einführung des inneren Monologes in die deutsche Literatur gilt.

110 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon