Object

[1] Object (obiectum, antikeimenon, »Gegenwurf«, das Gegen-Stehende): Gegenstand, Sache, Ding (s. d.). Zu unterscheiden sind zunächst Objecte des Handelns, Wollens und Objecte des Erkennens (Denkens, Wahrnehmens). Im allgemeinsten Sinne ist Object oder Gegenstand das Correlat zur subjectiven Tätigkeit, das, worauf sich diese »richtet«, das vom Tun und Wollen in Angriff Genommene, zu Bearbeitende, zu Realisierende. Das (praktische) Object ist »Object« durch eine Willens-Setzung, Willens-Position. Der Wille, das Tun, schafft sich, wählt sich strebend, bestimmend, zwecksetzend, sein Object, macht einen (an sich noch indifferenten) »Stoff« zum Gegenstande, zum concreten, bestimmten Willensinhalt, Willensziel. Da nun das Denken (Erkennen) selbst eine (Willens-)Tätigkeit ist, so ist das Erkenntnis- oder Denkobject zunächst ebenfalls nichts anderes als dasjenige, worauf sich das Erkennen, der Erkenntniswille die auffassend-verarbeitende Geistestätigkeit richtet, indem sie einen (an sich noch unbestimmten) »Stoff« zum bestimmten Gegenstand der Aufmerksamkeit erhebt und ihn intellectuell formt, gestaltet. »Object« ist in jedem Falle, im praktischen wie im theoretischen, ein Reflexionsbegriff (s. d.), entstehend aus dem bewußten Beachten der (ursprünglich angelegten, zugleich immer mehr hervortretenden) Scheidung der Gesamterfahrung in zwei Factoren, Momente, Seiten. Das Percipierende, Appercipierende als solches ist Subject (s. d.), das Percipierte, Appercipierte Object, im und mit dem (wenn auch nicht durch den) Act des Erkennens: kein Object (als Object) ohne Subject – aber auch kein Subject (keine subjective Tätigkeit) ohne Object. – Der Begriff des Objectes ist aber damit noch nicht erschöpft. Erkenntnisobject im weitesten Sinne ist alles aus dem Flusse der Erlebnisse durch die Aufmerksamkeit Herausgehobene, es wird zum Objecte mehr oder weniger willkürlich gemacht. Es gibt aber auch eine Object-Setzung ohne, ja wider Willen, und die allgemeinste,[1] constanteste Art derselben ist die Setzung der Objecte der Außenwelt.

Von Anfang an fühlt sich das Ich, das Erlebende, in seinem Sein und Tun »von außen« (d.h. nicht durch sich selbst bestimmt) »afficiert«, modificiert, es fühlt sich wahrnehmend in seinem Tun, Wirken, Wollen gehemmt, es erfährt einen constanten Widerstand. Dieser Widerstand wird psychologisch in Complexen von Wahrnehmungsinhalten, später in gesetzmäßigen Zusammenhängen von Erfahrungsinhalten überhaupt localisiert. Instinctiv-associativ deutet das Ich den erlittenen Widerstand als Wirkung eines activen »Wider-Stehens«, indem die Ähnlichkeit der Ding-Complexe mit seinem eigenen Leib-Complexe (dem directen Object) es veranlaßt, die eigene »Innerlichkeit«, Subjectivität, Activität in das Wahrgenommene hineinzulegen (s. Introjection). So sind die Objecte der Außenwelt mehr als Vorstellungen, auch mehr als Vorstellungszusammenhänge, d.h. sie bedeuten, vertreten »transcendente Factoren« (s. d.), die, ursprünglich dem eigenen Willen des Ich analog gedacht, später, im Fortgange der wissenschaftlichen Entwicklung, zu abstracten, qualitativ unbestimmt gelassenen »Kräften« (s. d.) werden. Die Einzelwissenschaft als solche muß danach streben, den Objecten immer mehr den Charakter constanter, vom Subject unabhängiger gesetzmäßiger Zusammenhänge von wirklichen und (noch) möglichen Erfahrungsinhalten zu geben und die transcendenten Factoren, das nichtwahrgenommene Innensein der Objecte, das nicht selbst objectiv, zum Object wird, sondern auf naiv-ursprünglicher Stufe »introjiciert«, auf philosophisch-wissenschaftlicher denkend gesetzt, postuliert wird, der Metaphysik überlassen. Die Naturwissenschaft (s. d.) hat es nur mit den abstract-begrifflichen, erfahrungsmäßig-positiven Bestimmtheiten der Objecte, nicht mit der absoluten Wirklichkeit zu tun. Die Setzung transcendenter Factoren ist erkenntniskritisch berechtigt, weil sie 1) logisch nicht (auch vom Idealismus nicht) zu umgehen ist, 2) weil die Annahme fremder Ichs, Subjecte sie schon einschließt und fordert, 3) weil nur durch sie die Tatsache der Erfahrung überhaupt begreiflich wird. Die Überzeugung von der unabhängigen Existenz der Objecte bedeutet in erster Linie die Unabhängigkeit der gesetzmäßigen Zusammenhänge der Erfahrungsinhalte vom Willen, von der Willkür des Ich, und dazu noch den Glauben an die Selbständigkeit, an das In-sich-sein, Für-sich-sein der den objectiven Inhalten introjicierten Factoren (der Ich-Analoga, Gegen-Ichs). Bestärkt wird diese Überzeugung durch die Erkenntnis, daß die Mitmenschen so wie wir über das Vorkommen und Bestehen der Objecte urteilen, sie auch in unserer Abwesenheit wahrnehmen, setzen müssen, u. dgl. (socialer Factor des Außenweltbewußtseins). – Ursprünglich unterscheiden wir nicht zwischen Object und Vorstellung, das Vorgestellte gilt als Object, als »Gegebenes«. Später wird auf die Tatsache des Vorstellens, Wahrnehmens geachtet, die Vorstellung (s. d.) gilt nun als Vertreter, Zeichen des Objectes, das immer über das momentan Empfundene, Wahrgenommene hinausreicht, zugleich als Zeichen, Wirkung transcendenter Factoren.

Bezüglich des Terminus »obiectum« ist zu bemerken, daß bei den Scholastikern das intentionale (s. d.) Object den vorgestellten, gedachten, gemeinten., Gegenstand bedeutet, während später unter »obiectum« vorzugsweise das Ding außer der Erkenntnis, das Reale, das An-sich (»subiectum« der Scholastiker) verstanden wird (s. Objectiv).-AUGUSTINUS hat »rem illam obiectam sensui« (De trinit. XI, 2). THOMAS versteht unter Object einer Tätigkeit die »materia[2] circa quam«, das »oppositum, subiectum« (Sum. th. I, 1, 7c). Es gibt »obiectum formale« und »materiale« (l. c. I. II, 60, 10 b 2). »Obiectum voluntatis« ist das Gute (l. c. I, 48, 5). – Bei ECKHART heißt Object »Widerwurf«, bei J. BÖHME »Gegenwurf«. MELANCHTHON nennt »lux et color« die »propria obiecta« des Gesichtssinnes (De an. p. 159a). Nach GOCLEN ist »obiectum«, »quod se obicit et praesentat potentiae operanti vel circa quod operatio versatur, vel in quod fertur potentia quocunque modo« (Lex. philos. p. 270). MICRAELIUS erklärt: »Obiectum est subiectum, circa quod aliquid versatur.« Das »obiectum« ist »per se« oder »per accidens«, »proprium«, »primarium«, »secundarium«, »materiale«, »formale« u.s.w. (Lex. philos. p. 729). – CAMPANELLA spricht von »obiecta externa«, »moveri et immutari ab obiectis« (Univ. philos. II, 2, 1. II, 5, 2). Bei HOBBES ist »obiectum« das Ding, welches Empfindungen in uns bewirkt (De corp. C. 25, 2), der Körper (l. e. C. 25, 10). »Causa sensionis est externum corpus sive obiectum« (Leviath. I, 1). Infolge des »conatus versus externa« erscheint das »phantasma« als »aliquid situm extra organum« (De corp. IV, C. 25, 2). DESCARTES hat: »In obiectis – hoc est in rebus, qualescumque demum illae sint, a quibus sensus nobis advenit« (Princip. philos. 70). »Perceptiones... quod quasdam referamus ad obiecta externa, quae sensus nostros feriunt« (Pass. an. I, 22). »Sensationes, quas sie referimus ad obiecta, quae supponimus esse earum causas« (l. c. 23). BAYLE definiert: »L'objet est ce á quoi tendent les actes de quelques facultés« (Syst. de philos. p. 40). HERBERT VON CHERBURY definiert: »Obiectum id vocamus, a quo utcumque facultas aliqua analoga affici vel immutari potest« (De verit. p. 91). LEIBNIZ unterscheidet innere und äußere Objecte. Die Vorstellung ist »objet immédiat interne«, »cet objet est une expression de la nature ou des qualités des choses« (Nouv. Ess. I, ch.- 1). »Nos sens externes nous font connaître leurs objets particuliers, comme sont les couleurs, sons, odeurs« (Gerh. VI, 488. vgl. Erdm. p. 222). CHR. WOLF erklärt: »obiectum« als »ens, quod terminat actionem agentis, seu in quo actiones agentis terminantur: ut adeo actionis quasi limes sit« (Ontol. § 949, vgl. damit die FICHTEsche Bestimmung mit idealistischer Wendung). CRUSIUS bestimmt: »Wenn etwas vorhanden ist, worinnen durch die Action etwas hervorgebracht wird, so heißt dasselbe das Object.« Objecte sind ferner die »Originale« unserer Begriffe (Vernunftwahrh. § 65). – Weiteres s. unten.

Im folgenden werden zwei Probleme historisch vorgeführt. 1. Problem: Was sind, was nennen wir die »Objecte« des Erkennens, welche Beziehung besteht zwischen Vorstellung (Bewußtsein) und Object? Der Realismus (s. d.) hält die Objecte (als Dinge, s. d.) für real, im Sinne der Transcendenz, der Verschiedenheit von der Vorstellung. der Idealismus (s. d.) sieht in den Objecten: a. Vorstellungen, b. Vorstellungscomplexe, c. gesetzmäßige Zusammenhänge, Synthesen von Erfahrungsinhalten ev. mit Hindeutung auf ein »An-sich«. Vorstellungen (s. d.) vertreten Objecte (Repräsentationstheorie) – Vorstellungen sind Objecte, werden zu solchen (Objectivationstheorie). 2. Problem: Worauf beruht das Außenweltsbewußtsein (s. d.), was ist der Grund unseres Glaubens an die Existenz von Objecten? Lösungen: a. Das Außenweltsbewußtsein beruht auf (directer) Wahrnehmung (s. d.), b. auf (bewußtem oder unbewußtem) Schluß von der Wirkung auf die Ursache, c. auf instinctivem Glauben, d. auf ursprünglicher Correlation von Subject und Object, e. auf einem (bewußten oder unbewußten) Urteil, f. auf einem besonderen Bewußtsein der »Repräsentation«, der »Transcendenz«.[3] – Das Außenweltsbewußtsein ist ursprünglich – ist psychologisch (associativ) – ist logisch-transcendental. – Die Eigenschaften, das Wesen der Objecte anbelangend s. Qualitäten, Ding an sich.

Zunächst das erste Problem. – Der naive Realismus (s. d.) betrachtet die Objecte der Außenwelt als selbständige, vom Wollen und Erkennen durchaus, unabhängige Wesenheiten, die so ziemlich die Eigenschaften der Vorstellungsinhalte haben. Die Wahrnehmung (s. d.) der Objecte bedeutet eine (reale, dynamisch-causale) Beziehung zwischen dem Ich und den Objecten. So auch noch der dogmatische Realismus (s. d.) der Philosophen (s. Wahrnehmung).

Doch unterscheiden die Welt des wahren Seins von der Vorstellungswelt die Eleaten (s. Sein), HERAKLIT (s. Werden), DEMOKRIT (s. Atom, Qualität), PROTAGORAS (s. Relativismus) u. a. PLATO stellt die Seinswelt der Ideen (s. d.) der unwesenhaften Welt der Sinnendinge gegenüber. ARISTOTELES spricht vom Object als vom hypokeimenon aisthêton (De an. III 2, 426 b 8). Die Wahrnehmungsobjecte (aisthêta) sind außer (exôthen) dem Erkennenden, die Denkobjecte aber in der Seele (De an. II 5, 417 b 20 squ.). Jede Wahrnehmung hat ein Object (hekastê men oun aisthêsis tou hypokeimenou aisthêtou estin, De an. III 2, 426 b 10 squ.). Die Wahrnehmung setzt unbedingt ein von ihr verschiedenes Object voraus: to de ta hypokeimena mê einai, ha poiei tên aisthêsin, kai aneu aisthêseôs adynaton. ou gar dê hê g'aisthêsis autê heautês estin, all' esti ti kai heteron para tên aisthêsin, ho anankê proteron einai tês aisthêseôs (Met. IV 5, 1010 b 33 squ.). Die Stoiker stellen das hyparchein dem epinoeisthai, das kath' hypostasin dem kat' epinoian gegenüber (Sext. Empir. adv. Math. VII, 426). Die Vorstellung (phantasia) weist auf das Object hin (Plut., Plac. IV, 12). – Den Scholastikern gelten die Objecte als Dinge außer der Vorstellung.

An die selbständige Existenz der Objecte glauben BACON, HOBBES, DESCARTES, SPINOZA, LOCKE, LEIBNIZ, CHR. WOLF, REID u. a. (s. Realismus).

KANT unterscheidet von den empirischen Objecten (s. unten) die Dinge an sich (s. d.). – A. WEISHAUPT bemerkt: »Die Gegenstände außer uns mögen... an sich oder für andere Wesen sein, was sie wollen. für uns... sind sie nicht weniger als wirkliche, reale Dinge« (Üb. Mater. u. Ideal. S. 215). Nach TIEDEMANN ist Object der Vorstellung »etwas außer ihr Vorhandenes, oder auch etwas als wirklich vorhanden fälschlich Angenommenes, von dem die Vorstellung hergenommen ist« (Theaet. S. 124). Unmittelbare Objecte sind die Empfindungen (l. c. S. 146 f.). BOUTERWEK bestimmt Object und Subject als die beiden entgegengesetzten Kräfte der Virtualität (s. d.). »Subject und Object sind als relative Realitäten entgegengesetzte Kräfte. Wir sind. aber nur, sofern uns etwas entgegenwirkt: und dieses Etwas ist. aber nur, sofern wir ihm entgegenwirken. Wir sind keine Dinge an sich, und die Objecte sind keine Dinge an sich. Die absolute Virtualität aber, die alles in allem ist, ist nicht in uns und nicht außer uns. Wir sind in ihr. Das Subject produciert das Object, sofern das Object auch das Subject produciert, das heißt: sofern wir beide erkennen als entgegengesetzte Realitäten. Wir sind, genau in demselben Maße, wie wir uns unterscheiden von der entgegengesetzten Realität« (Apodikt. II, 73). M. DE BIRAN bestimmt die Objecte als »forces« (Oeuvr. III, p. 125 ff.). – SCHELLING (s. unten) bemerkt: »Die Objecte selbst können wir nur als Producte von Kräften betrachten... , denn Kraft allein ist das Nicht-Sinnliche an, den Objecten, und nur, was ihm selbst analog ist, kann der Geist sich gegenüberstellen«[4] (Philos. d. Nat.2, S. 308). Im Absoluten sind Object und Subject identisch (s. d.). »Die absolute Identität kann nicht unendlich sich selbst erkennen, ohne sich als Subject und Object unendlich zu setzen.« »Zwischen Subject und Object ist keine andere als qualitative Differenz möglich« (WW. I 4, 123 ff.). Das Absolute ist die Indifferenz (s. d.), ist Subject-Object (s. d.). in der Entwicklung überwiegt teils das eine, teils das andere Moment. STEFFENS erklärt: »Der Gegensatz zwischen Subjectivität und Objectivität ist also kein reeller Gegensatz. die wahre Realität ist nur da, wo er schlechthin verschwindet« (Grdz. d. philos. Naturwiss. S. 1, vgl. S. 10. vgl. J. J. WAGNER, Organ. d. menschl. Erk. S. 104 ff.). Nach HEGEL ist das »Object« ein Moment in der dialektischen Entwicklung der Idee (s. d.), nämlich die »Realisierung des Begriffs. in welcher das Allgemeine diese eine in sich zurückgegangene Totalität ist, deren Unterschiede ebenso diese Totalität sind, und die durch Aufheben der Vermittlung als unmittelbare Einheit sieh bestimmt hat«. »Object« ist sowohl »das eine noch weiter in sich unbestimmte Ganze, die objective Welt überhaupt« als auch das Vereinzelte. Das Object ist »nicht nur wesenhafte, sondern in sich allgemeine Einheit, nicht nur reelle Unterschiede, sondern dieselben als Totalitäten in sich enthaltend« (Encykl. § 193). »Das Object ist... der absolute Widerspruch der vollkommenen Selbständigkeit des Mannigfaltigen und der ebenso vollkommenen Unselbständigkeit desselben« (l. c. § 194). Das Object ist der »Schluß, dessen Vermittlung ausgeglichen und daher unmittelbare Identität geworden ist« (Log. III, 181). Nach J. E. ERDMANN ist der Geist Bewußtsein oder Ich, indem er die Natürlichkeit von sich abstreift. »Dadurch hat er, sich von ihr unterscheidend, sich in sich selber zurückgezogen, und womit er früher verflochten was also seine eigene (kosmische, tellurische u.s.w.) Bestimmtheit war, das ist ihm jetzt objiciert, steht ihm als eine Außenwelt gegenüber« (Gr. d. Psychol. § 67). Nach MICHELET sind das Selbstbewußtsein und das Bewußtsein der Außenwelt Correlate (Anthropol. u. Psychol. S. 269). – H. RITTER erklärt: »Indem wir in der Wahrnehmung die Erscheinungen auf ein Seiendes beziehen, bildet sich uns die Vorstellung eines Seienden, welches in seiner Erscheinung sich uns zu erkennen gibt. Die Vorstellung ist nicht ohne ein Vorgestelltes zu denken, und das Vorgestellte ist eben das, was als die Empfindung in uns erregend von uns in der Wahrnehmung gedacht wird. Dieses Vorgestellte nennen wir den Gegenstand der Vorstellung« (Abr. d. philos. Log.2, S. 38). »Der Gegenstand der Vorstellung... ist also nichts als die Erscheinung, zu welcher nur der Gedanke hinzutritt, daß ein unbekannter Grund dieser Erscheinung vorhanden sein müsse« (l. c. S. 46). GALUPPI erklärt: »Ogni sensazione, in quanto sensazione, é la percezione d'una esistente esterna« (Elementi di philos. I, p. 155). »La sensazione è di sua natura oggettiva, o pure l'oggettività è essenziale ad ogni sensazione« (l. c. p. 157). »La sensazione è distinta nella coscienza dalla cosa sentita, dalla cosa che sente, ed è legato a tutte e due« (l. c. p. 156). W. ROSENKRANTZ bemerkt: »Daß wir uns in der äußeren Anschauung leidend verhalten, davon überzeugen wir uns schon aus dem Gefühle der Notwendigkeit, nach welcher wir uns die Objecte darin nicht vorstellen können, wie wir wollen, sondern nur so, wie wir sie uns wirklich vorstellen. Dasjenige aber, was uns diese Notwendigkeit auferlegt, ist nichts anderes als das Object selbst« (Wissensch. d. Wiss. I, 168). »In der Natur gibt es nun kein Leiden, dem nicht auf der andern Seite eine Tätigkeit entspricht. Insoferne sich also in der äußern Anschauung das Subject dem Objecte gegenüber passiv[5] verhält, muß sich dieses jenem gegenüber activ verhalten. Alles Leiden besteht ferner in einem Bestimmtwerden durch das Tätige. Das Subject muß also durch das Object bestimmt werden« (l. c. S. 168) Die Objecte der äußeren Anschauung nehmen gleichsam zwei Seiten an, »wovon sie uns nur die eine als Erscheinung in der Wechselwirkung mit uns zuwenden, während sie die andere, ihre eigenen, entgegengesetzten Bestimmungen enthaltende Seite in sich selbst zurückziehen« (l. c. S. 221).

Nach ÜBERWEG ist das Object »das durch unsere Bewußtseinsfunction Repräsentierte« (Welt- u. Lebensansch. S. 233). Nach MAINLÄNDER ist das Object »das durch die Formen des Subjects gegangene Ding an sich« (Philos. d. Erlös. S. 7). H. SPENCER erklärt: »The object is the unknown permanent nexus, which is never itself a phenomenon, but is that, which holds phenomena together« (Psychol. § 469 f.). Alle Objecte sind als solche relativ (First Princ. p. 78. ähnlich E. GROSSE, H. Spencers Lehre vom Unerk. S. 89, 93 ff.). Als ein Reales außer der Vorstellung betrachtet das Object E. v. HARTMANN (s. unten). WITTE betont, es gelinge nie, dem Objecte ganz zur Gegenwart zu verhelfen. »Die Vorstellung ist nicht das Vorgestellte, sie repräsentiert es bloß« (Wes. d. Seele S. 52). Als Widerstand fassen das Object auf BAIN, HÖFFDING, JERUSALEM u. a (s. unten). – HAGEMANN bestimmt: »Wir müssen... unterscheiden zwischen dem materialen und dem formalen Gegenstande. Ersterer ist der Gegenstand nach seinem ganzen Sein, seiner ganzen Erkennbarkeit. letzterer ist der Gegenstand nach einer bestimmten Seite, von einem bestimmten Standpunkte aus erkannt« (Log. u. Noet.5, S. 126). Aus der Wahrheit, daß wir von dem Gegenstande nichts anderes wissen können als durch unsere Vorstellung, folgt nicht, daß er außer unserer Vorstellung nicht existiere. »Vielmehr stellen wir uns Gegenstände vor als solche, die auch dann, wenn wir sie uns nicht vorstellen, also unabhängig von unserer Vorstellung, existieren« (l. c. S. 131). Die Vorstellung ist »eine Nachbildung des Gegenstandes und stimmt insofern auch mit diesem überein« (ib.). Das Seiende offenbart sich unserem Vorstellen als ein ihm Gegenständliches, unabhängig von ihm Vorhandenes (l. c. S. 133). GUTBERLET versteht unter dem »materialen« den Gegenstand, wie er in sich ist, unter dem »formalen« die Rücksicht, die Beziehung, den Standpunkt, von dem ihn die Erkenntnis betrachtet (Log. u. Erk. S. 7). Nach E. L. FISCHER sind die Wahrnehmungsobjecte nicht Bewußtseinszustände, da sie uns als außer uns erscheinen, uns widerstehen, und wir uns an ihnen praktisch betätigen können. »Demnach ist das sinnlich Wahrgenommene mehr als bloße Vorstellung und etwas anderes als ein subjectiver Bewußtseinszustand. Es muß etwas außerhalb meines Bewußtseins sein, da einerseits das, was tatsächlich in demselben vorgeht, erfahrungsgemäß sich auch als ein solch Inneres bekundet, und da wir anderseits nicht imstande sind, factische Bewußtseinselemente derart aus uns hinaus zu versetzen, daß sie denselben Charakter der Objectivität, der Äußerlichkeit und der Sachlichkeit empfangen, wie ihn allgemein und constant die sinnlichen Wahrnehmungsobjecte besitzen« (Grundfr. d. Erk. S. 425 f., 427). Das Object ist nicht selbst im Bewußtsein, sondern es besteht zwischen beiden eine Connexion (l. c. S. 429). »Das wahrgenommene Object steht uns als etwas Gegenständliches gegenüber und ist außerhalb unseres Bewußtseins, das bloß vorgestellte Object dagegen bildet einen Inhalt unseres Vorstellens und ist innerhalb unseres Bewußtseins« (l. c. S. 63). HÖFFDING erklärt: »Dasjenige, das wir empfinden, ist Gegenstand äußerer Auffassung, nicht aber die Empfindung selbst,[6] die eine Bewußtseinstätigkeit ist.« »Die äußere Erfahrung betrifft das, was anschaulich ist und der Bewegung im Raume Widerstand leisten kann« (Psychol. S. 8). Nach E. v. HARTMANN ist »das subjectiv-ideale Vorstellungsobject nur mittelbar ein Bewußtseinsrepräsentant des objectiv-realen Dinges an sich« (Kategorienlehre S. 40). B. ERDMANN betont: »Wo von einem Gegenstand die Wirklichkeit ausgesagt wird, ist das sachliche Subject dieses Urteils nicht der Gegenstand oder das Vorgestellte als solches, sondern vielmehr das Transcendente, das als die Seinsgrundlage dieses Vorgestellten vorausgesetzt wird, in dem Vorgestellten sich darstellt.« »Das Kriterium dafür, wenn Gegenständen ein transcendentes Subject zuzuerkennen ist, besteht darin, daß sie uns unabhängig von unserem Willen gegeben werden« (Log. I, 83). – UPHUES vertritt eine »Bildertheorie«, wonach die Vorstellung den Gegenstand darstellt, »abbildet«, wie er unvorgestellt ist. Die Objecte treten in der Hülle von Vorstellungen auf, sind aber von diesen verschieden. Die Vorstellungen sind nicht die Gegenstände sondern deren Repräsentanten (Üb. d. Erinn. S. 13 f.. Psychol. d. Erk. I, 145 ff.. Neue Bahnen 1896, H. 10, S. 529. Vierteljahrsschr. f. wiss. Philos. 21. Bd., S. 470). Ähnlich H. SCHWARZ, welcher betont, daß der Ausdruck, durch den wir uns Objecte vergegenwärtigen, nicht selbst ins Bewußtsein tritt (Vierteljahrsschr. f. wiss. Philos. 21. Bd., S. 504 ff.. Archiv für systemat. Philos. 1897, S. 367 ff.. Psychol. d. Will. S. 142). – F. BRENTANO sieht als das Wesen der psychischen Acte den Charakter des Gegenstandsbewußtseins an. Sie haben einen Inhalt, ein »intentionales« (s. d.), ein gemeintes Object, beziehen sich unmittelbar auf ein solches, sind auf ein solches gerichtet. »Jedes psychische Phänomen ist durch das charakterisiert, was die Scholastiker des Mittelalters die intentionale (auch wohl mentale) Inexistenz eines Gegenstandes genannt haben, und was wir... die Beziehung auf einen Inhalt, die Richtung auf ein Object (worunter hier nicht eine Realität zu verstehen ist), oder die immanente Gegenständlichkeit nennen würden. Jedes enthält etwas als Object in sich, obwohl nicht jedes in gleicher Weise. In der Vorstellung ist etwas vorgestellt, in dem Urteil ist etwas anerkannt oder verworfen, in der Liebe geliebt, in dem Hasse gehaßt, in dem Begehren begehrt u. s w.« (Psychol. I, 115. Urspr. sittl. Erk.. S. 14). Den intentionalen sind die wirklichen Objecte nicht gleich, aber analog zu denken (Psychol. S. 10 f.). Jeder psychische Act hat zwei Objecte. ein »primäres« (den intentionalen Inhalt) und ein »secundäres« (den Act selbst). Die Inhalte des Empfindens sind von den Acten verschieden, sind ein Physisches, als solches aber Phänomene (l. c. S. 109, 122, 11). Ähnlich lehrt J. WOLFF (Das Bewußtsein u. sein Object S. 315 ff.). Auch A. MARTY: »Der immanente Gegenstand existiert, so oft der betreffende Bewußtseinsinhalt wirklich ist. Denn es gibt kein Bewußtsein ohne ein ihm immanentes Object. das eine ist ein Correlat des andern. Der Gegenstand schlechtweg dagegen... kann existieren oder auch nicht existieren« (Vierteljahrsschr. f. wiss. Philos. 18. Bd., S. 443 f.). Ähnlich HÖFLER (Log. § 6). auch TWARDOWSKI, der vom »Inhalt« (s. d.) den »Gegenstand« der Vorstellung unterscheidet. »Sowohl, wenn der Gegenstand vorgestellt, als auch, wenn er beurteilt wird, tritt ein Drittes neben dem psychischen Act und seinem Gegenstande zutage, was gleichsam ein Zeichen des Gegenstandes ist: sein psychisches Bild, insofern er vorgestellt wird, und seine Existenz, insofern er beurteilt wird. Sowohl vom psychischen Bild eines Gegenstandes, als auch von seiner Existenz sagt man, daß jenes vorgestellt, diese beurteilt werde. das eigentliche Object des Vorstellens und Urteilens ist[7] aber weder das psychische Bild des Gegenstandes, noch seine Existenz, sondern der Gegenstand selbst« (Inh. u. Gegenst. d. Vorstell. S. 1, 9). »Der Gegenstand wird vorgestellt« heißt: a. er ist Inhalt der Vorstellung, b. er ist zu einem vorstellungsfähigen Wesen in eine besondere Beziehung getreten, wodurch er nicht aufhört, Gegenstand zu sein (l. c. S. 15). Der »Inhalt« ist das Mittel zur Vorstellung des Gegenstandes (l. c. S. 19). Es gibt keine gegenstandslosen Vorstellungen (l. c. S. 26). Auch die allgemeine Vorstellung hat ihren besonderen Gegenstand (l. c. S. 105 ff.). Gegenstand der Vorstellung ist nicht das Ding an sich, sondern alles substantivisch Genannte (l. c. S. 37). Eine adäquate Vorstellung gibt es von keinem Gegenstande, weil die Anzahl der Relationen der Gegenstandsmerkmale unabsehbar ist (l. c. S. 81 ff.). HUSSERL erklärt: »Dem empirischen Ich stehen gegenüber die empirischen physischen Dinge, die Nicht-Ich, ebenfalls Einheiten der Coëxistenz und Succession und mit dem Anspruch dinglicher Existenz. Uns, die wir Ich sind, sind sie nur als intentionale Einheiten gegeben, das ist als in psychischen Erlebnissen vermeinte, als vorgestellte oder beurteilte Einheiten. Darum sind sie aber selbst nicht bloße Vorstellungen... Die physischen Dinge sind uns gegeben, sie stehen vor uns, sie sind Gegenstände – das heißt, wir haben gewisse Wahrnehmungen und ihnen angepaßte Urteile, welche auf diese Gegenstände gerichtet sind. Dem System aller solcher Wahrnehmungen und Urteile entspricht als intentionales Correlat die physische Welt« (Log. Unt. II, 337). Die Complexionen der Dingelemente sind in keinem menschlichen Bewußtsein als complexe Ideen reell gegenwärtig (ib.). Die Empfindungen und Acte werden erlebt, die Gegenstände wahrgenommen, aber nicht erlebt. »Die Welt... ist nimmermehr Erlebnis des Denkens. Erlebnis ist das die-Welt-Meinen, die Welt ist der intendierte Gegenstand« (l. c. S. 365. vgl. S. 706). STUMPF betont: »Das, woran sich die gesetzlichen Beziehungen finden, die den Gegenstand und das Ziel der Naturforschung bilden, sind nie und nimmer die sinnlichen Erscheinungen. Zwischen ihnen, wie sie jedem das eigene Bewußtsein darbietet, besteht nicht die regelmäßige Folge und Coëxistenz, die der Naturforscher in seinen Gesetzen behauptet. Sie besteht lediglich innerhalb der Vorgänge, die wir als jenseits der sinnlichen Erscheinungen, als unabhängig vom Bewußtsein sich vollziehende statuieren, und die wir statuieren müssen, wenn von Gesetzlichkeit überhaupt die Rede sein soll. Mögen wir auch dieses Wirkliche in sich selbst gar nicht und seine Beziehungen nur in der ganz abstracten Form von Gleichungen erkennen, mag selbst die Raumanschauung, in der wir uns die Beziehungen zu versinnlichen pflegen, ein entbehrliches Symbol sein: diese gesetzlichen Beziehungen und das darin Stehende bilden die physische Welt der Wissenschaft, während die sinnlichen Erscheinungen, aus denen die physische Welt des gemeinen Bewußtseins sich aufbaut, lediglich die Bedeutung von Ausgangspunkten für die Erforschung jener rein mathematischen, ich möchte sagen algebraischen, Welt haben« (Leib u. Seele S. 27 f.). Ähnlich lehrt auch WUNDT. Das ursprünglich Gegebene ist nicht die subjective Vorstellung, sondern das »Vorstellungsobject«, welches außer dem Bewußtsein liegt und das Object bedeutet, »dem nur die Merkmale zukommen, die ihm in der Vorstellung beigelegt werden«. »Zu diesen Merkmalen gehört es, Object zu sein es gehört aber dazu ursprünglich nicht im mindesten, von einem Subject vorgestellt zu werden.« Die Objectivität ist ein ursprüngliches, nicht erst vom Denken erzeugtes Merkmal. Psychologisch besteht die Wirklichkeit des Objects darin, »daß es losgelöst gedacht werden kann von den psychischen Erlebnissen[8] des Vorstellenden, weil es sich einer ganzen Reihe aufeinander folgender Vorgänge gegenüber als ein von diesen unabhängiger Gegenstand behauptet« (Philos. Stud. VII, 43 ff.. XII, 397. XIII, 317. Syst. d. Philos.2, S. 88 ff., 103. Log. I2, 426. II2, 263 f.). Ursprünglich sind die Objecte ohne Beziehung auf das Ich gegeben. Das Vorstellungsobject hat die Eigenschaft »nicht nur Vorstellung, sondern auch Object zu sein«. Das Denken kann nicht Objectivität schaffen, es kann sie nur bewahren (Syst. d. Philos.2, S. 97 ff.. Log. I2, 426. Philos. Stud.: XII, 331). Erst später scheiden sich Vorstellung und Object, wobei letzteres im wesentlichen dem ersteren gleicht. Dabei kann das Denken nicht stehen bleiben. Ein Teil des Gegebenen wird subjectiviert. es bleibt der Begriff eines bloß mittelbar gegebenen Objects zurück, welches nur noch begrifflich gedacht werden kann. Die Vorstellungen werden »subjective Symbole von objectiver Bedeutung« (Standpunkt der »Verstandeserkenntnis«. Syst. d. Philos.2, S. 127 ff., 136 f., 143 ff.. Philos. Stud. XII, 327 ff., 332 ff., 343, 383 f., 396 ff., 406. Grdz. d. physiol. Psychol. II4, 638). Das Object ist nun etwas, was nur infolge seiner Wirkung auf unsere vorstellende Tätigkeit gedacht werden kann. Die Vernunfterkenntnis geht weiter. Unser Wille leidet, indem er objective Wirkungen erfährt. dieses Leiden muß auf eine Tätigkeit außer uns bezogen werden auf ein fremdes Wollen (Syst. d. Philos.2, S. 403 ff.. Philos. Stud. XII, 61 f.). »Da wir unmöglich annehmen können, daß die Objecte kein eigenes Sein haben, und ein anderes eigenes Sein als unser Wille uns nirgends gegeben ist so müssen oder dürfen wir das eigene Sein der Dinge als dem unseren gleichartig, als vorstellendes Wollen bestimmen« (Syst. d. Philos.2, S. 407 ff.. s. unten u. Voluntarismus, ontologische Ideen). – G. GERBER erklärt: »Unsere Vorstellungen sind... keineswegs gleich oder ähnlich den Dingen und Vorgängen, auf welche wir sie beziehen. sie sind von ganz anderer Beschaffenheit, können also deren Wirklichkeit, d.h. daß ihnen ein Sein entspreche, nicht verbürgen, wohl aber spricht die Tatsache, daß wir empfinden und fühlen, wie wir berührt werden in unserer Seele von etwas, was Nicht-Ich ist, aber als Ursache der Empfindungen und Gefühle in uns wirkt, überzeugend genug von einer Wirklichkeit außer uns« (Das Ich S. 410). Nach R. WAHLE ist das Körperliche »eine Summe von Empfindungen in Verbindung mit dem Gedanken, daß diese Empfindungen von etwas Unbekanntem erregt würden, das an sich eine Widerstandsfähigkeit, eine Beeinflussungsfähigkeit gegenüber seinesgleichen besitzt« (Das Ganze d. Philos. S. 67). Das Körperliche ist Resultat des Zusammenwirkens unbekannter »Urfactoren« und der Sinne (l. c. S. 68). Zwischen den »Vorkommnissen« und diesen Factoren besteht nur eine »vage Proportion« (l. c. S. 71. vgl. S. 265 f.).

Idealisten und Halbidealisten sowie manche »Positivisten« verstehen unter den Objecten: a Vorstellungen, Empfindungs- und Vorstellungscomplexe, b. gesetzmäßige Erfahrungs-Synthesen, transcendentale (s. d.) Einheiten. c. Complexe von »Elementen« (s. d.), die in einer Beziehung physisch, in anderer psychisch sind. Das Object ist bald ein Product des Ich (s. d.), bald nur ein Correlat zum Subject, mit diesem ursprünglich als Bewußtseinstatsache gegeben, als Differenzierungen oder Producte eines überindividuellen, allgemeinen Bewußtseins.

Ansätze zum Idealismus (s. d. u. Subjectivismus) finden sich schon im Altertum und Mittelalter, besonders bei JOH. SCOTUS ERIUGENA (s. Körper, Materie). – COLLIER bemerkt: »It is a common saying, that an object of[9] perception exists in or in dependance on its respective faculty.« Objecte existieren nur »respectively on the mind« , alle Existenz ist »inexistence in mind«. Die Außenwelt ist »not independent, not absolutely existent, not external, exist in dependance of mind, thought, or perception« (Clav. univers. p. 3 f.). »An external world is... incapable of being an object of vision, of perception« (l. c. p. 64). BERKELEY sieht in den Objecten wirkliche Dinge (s. d.), aber diese sind nichts Absolutes, Selbständiges, Actives, sondern Vorstellungen (»ideas«), die Gott gesetzmäßig im Bewußtsein der Ichs erweckt und verknüpft. »The ideas imprinted on the senses by the autor of nature are called real things« (Princ. XXXIII). In diesem Sinne nur (und auch als Existenz in anderen Geistern) sind die Dinge »außer uns« (l. c. XC). Die Annahme transcendenter Objecte beruht auf Übersehen des Ich (s. unten). Unsere (Wahrnehmungs-)Vorstellungen (im Unterschiede von Phantasien) selbst sind die Objecte, welche Behauptung mit dem naiven Realismus übereinstimmen soll. »My endeavour tend only to unite and place in a clearer light that truth, which was before shared between the vulgar and the philosophers: the former being of opinion, that those things they immediately perceive, are the real things. and the latter, that the things immediately perceived, are ideas which exist only in the mind« (Hyl. and Philon., Ende). Dinge sind associativ verknüpfte Empfindungen. Das lehrt auch HUME, der der Einbildungskraft die Rolle zuschreibt, auf Grund der Constanz und Cohärenz des Wahrgenommenen die Fiction absoluter Objecte zu bilden (Treat. IV, sct. 2, S. 259 ff.. s. unten).

KANT nennt »Gegenstand« bald das noch ungeformt »Gegebene« (s. d.) der Erkenntnis, bald die kategorial (s. d.) bestimmte Einheit, auf die die Einzelvorstellung bezogen wird (phänomenales Object), bald endlich das begriffliche Correlat des »Ding an sich« (transcendentales, transcendentes Object). Das phänomenale, empirische Object ist von der Vorstellung als solcher verschieden, aber nichts Transcendentes, nichts außer der Einheit eines Vorstellungszusammenhanges. Es ist »eine Regel, nach welcher sich bestimmte Vorstellungselemente anordnen sollen, damit sie in dieser Anordnung als allgemeingültig anerkannt werden« (WINDELBAND, Prälud. S. 137). – »Object... ist das, in dessen Begriff das Mannigfaltige einer gegebenen Anschauung vereinigt ist. Nun erfordert aber alle Vereinigung der Vorstellungen Einheit des Bewußtseins in der Synthesis derselben. Folglich ist die Einheit des Bewußtseins dasjenige, was allein die Beziehung der Vorstellung auf einen Gegenstand, mithin ihre objective Gültigkeit, folglich, daß sie Erkenntnisse werden, ausmacht« (Krit. d. r. Vern. S. 662 f., 136 f.). Der Verstand gibt erst der Vorstellung ein Object, indem durch die Kategorien (s. d.) die Mannigfaltigkeit des Gegebenen geformt und objectiviert wird, da sonst Vorstellungen nur »Modificationen des Gemüts« sind (l. c. S. 109 f., 115). Erst die Einheit des reinen Selbstbewußtseins, der Synthesis (s. d.) der (transcendentalen) Apperception (s. d.) stiftet die objective feste Einheit in den Vorstellungen, die Objectivität. »Es ist aber klar, daß, da wir es nur mit dem Mannigfaltigen unserer Vorstellungen zu tun haben, und jenes x, was ihnen correspondiert (der Gegenstand), weil er etwas von allen unsern Vorstellungen Unterschiedenes sein soll, für uns nichts ist, die Einheit, welche der Gegenstand notwendig macht, nichts anderes sein könne als die formale Einheit des Bewußtseins in der Synthesis des Mannigfaltigen der Vorstellungen. Alsdann sagen wir: wir erkennen den Gegenstand, wenn wir in dem Mannigfaltigen der Anschauung synthetische Einheit bewirkt haben. Diese ist[10] aber unmöglich, wenn die Anschauung nicht durch eine solche Function der Synthesis nach einer Regel hat hervorgebracht werden können, welche die Reproduction des Mannigfaltigen a priori notwendig und einen Begriff, in welchem dieses sich vereinigt möglich macht... Diese Einheit der Regel bestimmt nun alles Mannigfaltige und schränkt es auf Bedingungen ein, welche die Einheit der Apperception möglich machen, und der Begriff dieser Einheit ist die Vorstellung vom Gegenstande=x« (l. c. S. 118 ff.). Die Beziehung der Vorstellung auf einen Gegenstand ist »nichts anderes als die notwendige Einheit des Bewußtseins, mithin auch der Synthesis des Mannigfaltigen durch gemeinschaftliche Function des Gemütes, es in einer Vorstellung zu verbinden«. »Da nun diese Einheit als a priori notwendig angesehen werden muß (weil die Erkenntnis sonst ohne Gegenstand sein würde), so wird die Beziehung auf einen transcendentalen Gegenstand d. i. die objective Realität unserer empirischen Erkenntnis, auf dem transcendentalen Gesetze beruhen, daß alle Erscheinungen, sofern uns dadurch Gegenstände gegeben werden sollen, unter Regeln a priori der synthetischen Einheit derselben stehen müssen, nach welchen ihr Verhältnis in der empirischen Anschauung allein möglich ist« (l. c. S. 120 ff.). »Objective Bedeutung kann nicht in der Beziehung auf eine andere Vorstellung... bestehen. Wenn wir untersuchen, was denn die Beziehung auf einen Gegenstand unsern Vorstellungen für eine neue Beschaffenheit gebe, und welches die Dignität sei, die sie dadurch erhalten, so finden wir, daß sie nichts weiter tun, als die Verbindung der Vorstellungen auf eine gewisse Art notwendig zu machen und sie einer Regel zu unterwerfen. daß umgekehrt nur dadurch, daß eine gewisse Ordnung in dem Zeitverhältnis unserer Vorstellungen notwendig ist, ihnen objective Bedeutung erteilet wird« (l. c. S. 187). Der Verstand erst macht die Vorstellung eines Gegenstandes möglich, indem er »die Zeitordnung auf die Erscheinungen und deren Dasein überträgt, indem er jeder derselben als Folge eine in Ansehung der vorhergehenden Erscheinungen a priori bestimmte Stelle in der Zeit zuerkennt« (l. c. S. 188). Der Gegenstand ist etwas, »was dawider ist, daß unsere Erkenntnisse nicht aufs geratewohl oder beliebig, sondern a priori auf gewisse Weise bestimmt seien« (l. c. S. 119). – »Der unbestimmte Gegenstand einer empirischen Anschauung heißt Erscheinung« (l. c. S. 49). »Alle Vorstellungen haben, als Vorstellungen, ihren Gegenstand und können selbst wiederum Gegenstände anderer Vorstellungen sein. Erscheinungen sind die einzigen Gegenstände, die uns unmittelbar gegeben werden können... Nun sind aber diese Erscheinungen nicht Dinge an sich selbst, sondern selbst nur Vorstellungen, die wiederum ihren Gegenstand haben, der also von uns nicht mehr angeschaut werden kann, und daher der nichtempirische, d. i. transcendentale Gegenstand=x genannt werden mag« (l. c. S. 122). »Alle unsere Vorstellungen werden in der Tat durch den Verstand auf irgend ein Object bezogen, und da Erscheinungen nichts als Vorstellungen sind, so bezieht sie der Verstand auf ein Etwas, als den Gegenstand der sinnlichen Anschauung. aber dieses Etwas ist insofern nur das transcendentale Object. Dieses bedeutet aber ein Etwas=x, wovon wir gar nichts wissen, noch überhaupt... wissen können, sondern welches nur als ein Correlatum der Einheit der Apperception zur Einheit des Mannigfaltigen in der sinnlichen Anschauung dienen kann, vermittelst deren der Verstand dasselbe in den Begriff eines Gegenstandes vereinigt«, der nur durch das Mannigfaltige der Erscheinungen bestimmbar ist (l. c. S. 232 ff.). – Die innere Erfahrung des eigenen Daseins des Ich hat zum Correlat die Existenz[11] (empirischer) Gegenstände im Raume. »Ich bin mir meines Daseins als in der Zeit bestimmt bewußt. Alle Zeitbestimmung setzt etwas Beharrliches in der Wahrnehmung voraus. Dieses Beharrliche aber kann nicht eine Anschauung in mir sein. Denn alle Bestimmungsgründe meines Daseins, die in mir angetroffen werden können, sind Vorstellungen und bedürfen, als solche, selbst ein von ihnen unterschiedenes Beharrliches, worauf in Beziehung der Wechsel derselben, mithin mein Dasein in der Zeit, darin sie wechseln, bestimmt werden könne. Also ist die Wahrnehmung dieses Beharrlichen nur durch ein Ding außer mir und nicht durch die bloße Vorstellung eines Dinges außer mir möglich... Das Bewußtsein meines eigenen Daseins ist zugleich ein unmittelbares Bewußtsein des Daseins anderer Dinge außer mir« (l. c. S. 209. vgl. S. 31, 202, 206, 211).

BECK will die Erscheinungen nur aus den Vorstellungsgesetzen (ohne »Ding an sich«) erklären. Es ergibt die »ursprüngliche Synthese in Verbindung mit der ursprünglichen Anerkennung« den »ursprünglichen Begriff von einem Gegenstand« (Erl. Ausz. III, 142 ff., 144). Nach REINHOLD ist Gegenstand das, was dem Sinne gegenübersteht, der »Vorwurf« (Vers. ein. neuen Theor. II, 342). »Das Verbinden des in der Anschauung vorkommenden Mannigfaltigen ist der Entstehungsgrund der Vorstellung des Gegenstandes als Gegenstandes« (l. c. II, 431). Die Vorstellung kann nicht ganz auf das Subject bezogen werden, »weil und insofern etwas in ihr vorkommt, das nicht durch die Handlung des Gemüts entstanden, das gegeben ist« (l. c. II, 235). Nach CHR. E. SCHMID ist das Object in der Vorstellung als etwas enthalten, »wodurch eine Beziehung darauf als auf das Vorgestellte möglich wird« (Empir. Psychol. S. 184). Die Vorstellung ist kein Bild des Objects, entspricht diesem nur (l. c. S. 187 f.). MAASS erklärt: »In jeder klaren und mit Bewußtsein verknüpften Vorstellung... wird irgend etwas als Gegenstand vorgestellt (sollte dies auch nur eine Modification unserer selbst sein). Das also, was da macht, daß etwas (nicht bloß percipiert, sondern) als Gegenstand, als etwas Objectives, vorgestellt wird, muß das Bewußtsein ausmachen. Dies ist nun nichts anderes als die Tätigkeit der Seele, wodurch das zu einer Vorstellung gehörige Mannigfaltige zusammengefaßt und in eine Einheit verbunden wird.« »Indem das Mannigfaltige durch diese Tätigkeit seine eigene Einheit erhält, so erscheint es als etwas von dem vorstellenden Subjecte Verschiedenes, als ein Object, da es vorher bloß eine subjective Bestimmung des ersteren war« (Vers. üb. die Einbild. S. 71). Ähnlich KRUG. FRIES u. a. (s. unten).

LICHTENBERG erklärt: »(Denn) man darf nur bedenken, wenn es auch Gegenstände außer uns gibt, so können wir ja von ihrer objectiven Realität schlechterdings nichts wissen. Es verhalte sich alles, wie es wolle, so sind und bleiben wir ja doch nur Idealisten... Denn alles kann uns ja nur bloß durch unsere Vorstellung gegeben werden. Zu glauben, daß diese Vorstellungen und Empfindungen durch äußere Gegenstände veranlaßt werden, ist ja wieder eine Vorstellung. Der Idealismus ist ganz unmöglich zu widerlegen... So wie wir glauben, daß Dinge ohne unser Zutun außer uns vorgehen, so können auch die Vorstellungen davon ohne unser Zutun in uns vorgehen.« Keine Vorstellung enthält »ein deutliches Zeichen, daß sie von außen komme. Ja, was ist außen? Was sind Gegenstände praeter nos? Was will die Präposition praeter sagen? Es ist eine bloß menschliche Erfindung. ein Name, einen Unterschied von andern Dingen anzudeuten, die wir nicht praeter nos nennen. Alles sind Gefühle.« »Äußere Gegenstände zu erkennen, ist ein Widerspruch. es ist dem Menschen[12] unmöglich, aus sich herauszugehen. Wenn wir glauben, wir sähen Gegenstände, so sehen wir bloß uns. Wir können von nichts in der Welt etwas eigentlich erkennen, als uns selbst und die Veränderungen, die in uns vorgehen.« »Weil diese Veränderungen nicht von uns abhängen, so schieben wir sie andern Dingen zu, die außer uns sind... Man sollte sagen praeter nos, aber dem praeter substituieren wir die Präposition extra, die etwas ganz anderes ist.« Wir nennen die Ursachen der Veränderungen in uns Gegenstände. Die Dinge sind außer uns, das sagen wir, weil wir sie so ansehen müssen. Aber wir kennen nur die Existenz unserer Empfindungen und Vorstellungen. »Mit eben dem Grade von Gewißheit, mit dem wir überzeugt sind, daß etwas in uns vorgeht, sind wir auch überzeugt, daß etwas außer uns vorgeht.« Ohne Sinn ist die Frage, ob die Dinge wirklich außer uns vorhanden sind. »Ist es nicht sonderbar, daß der Mensch absolut etwas zweimal haben will, wo er an einem genug hätte und notwendig genug haben muß, weil es von unseren Vorstellungen zu den Ursachen keine Brücke gibt. Wir können uns nicht denken, daß etwas ohne Ursache sein könne. aber wo liegt denn diese Notwendigkeit? Wiederum in uns, bei völliger Unmöglichkeit, aus uns herauszugehen« (Bemerk. S. 117 ff.. Vermischte Schrift. II, 64 ff., 88 ff., 96 f.). Nach SALOMON MAIMON bedeutet das Außer-uns-sein des Objectiven nur, daß wir uns ihm gegenüber keiner Spontaneität bewußt sind (Vers. üb. d. Transc. S. 203). Object des Denkens ist ein »Mannigfaltiges, als eine Einheit betrachtet« (l. c. S. 161). Die Annahme eines transcendentalen Objectes ist unnötig (l. c. S. 161 ff.).

J. G. FICHTE betrachtet die Außenwelt, das Nicht-Ich, als ein im und durch das (absolute) Ich (s. d.) (zum Teil präempirisch) Gesetztes. Object und Subject bedingen einander: »Kein Subject, kein Object, kein Object, kein Subject« (Gr. d. g. Wiss. S. 131). Das Ich setzt »dem teilbaren Ich ein teilbares Nicht-Ich entgegen« (l. c. S. 24 ff.). Die Tathandlung des Ich erzeugt für das Ich, im Ich das Nicht-Ich. Alles im Ich, was nicht im »Ich bin« liegt, ist Leiden. vermöge dieses Leidens überträgt das Ich einen Teil seiner Tätigkeit in das Nicht-Ich. Das Ich selbst setzt sich als Nicht-Ich, indem es einen Teil seiner (ins Unendliche strebenden) Tätigkeit »aufhebt« (l. c. S. 40, 62 ff., 78, 89). Indem das Ich sein Leiden (d.h. seine Nicht-Activität) auf einen Grund im Nicht-Ich bezieht, entsteht ihm die Vorstellung einer vom Ich unabhängigen Realität des Nicht-Ich (l. c. S. 139), welches nun als Ursache des Leidens des Subjects gedacht wird (l. c. S. 212). Die Quelle der Realität (s. d.) der Objecte ist die (productive) Einbildungskraft (l. c. S. 192). Infolge eines »Anstoßes« begrenzt das Ich sein Streben und setzt an der Grenze dieses das Object (l. c. S. 242 ff.). Aber: »Der Grund, warum ich etwas außer mir annehme, liegt nicht außer mir, sondern in mir selbst, in der Beschränktheit meiner Person« (Bestimm. d. Mensch. S. 21). »Das Bewußtsein des Gegenstandes ist nur ein nicht dafür erkanntes Bewußtsein meiner Erzeugung einer Vorstellung vom Gegenstande« (l. c. S. 58). Das Ich ist wohl durch einen Widerstand außer ihm bestimmt, aber »daß ein solcher Widerstand erscheint, ist lediglich Resultat der Gesetze des Bewußtseins, und der Widerstand läßt sich daher füglich als ein Product dieser Gesetze betrachten« (Syst. d. Sittenlehre S. IX). Den eigentlichen Grund für die Setzung der Außenwelt gibt erst die praktische Wissenschaftslehre (Gr. d. g. Wiss. S. 93, 123). Die Objecte erhalten Realität im vollen Sinne erst durch die Beziehung auf das Handeln, sie sind, weil das Ich sittlich tätig sein muß und will. Die Außenwelt ist »das versinnlichte [13] Material unserer Pflicht« (Philos. Journal VIII, 1, 1798, S. 8, 14), »Object und Sphäre meiner Pflichten, und absolut nichts anderes« (Bestimm. d. Mensch. S. 97 ff.). »Weil das Ich sich im Selbstbewußtsein nur praktisch setzen kann, Überhaupt aber nichts denn ein Endliches setzen kann, mithin zugleich eine Grenze seiner praktischen Tätigkeit setzen muß, darum muß es eine Welt außer sich setzen« (WW. Il 1, S. 3 ff., 24 ff.). SCHELLING bestimmt (in der ersten Periode) das Object als das, »was nur im Gegensatz, aber doch in Bezug auf ein Subject bestimmbar ist« (Vom Ich S. 9). Im Selbstbewußtsein sind Object und Subject eins (Syst. d. tr. Ideal. S. 43). Die Außenwelt ist »nur die innere Beschränktheit unserer eigenen freien Tätigkeit« (l. c. S. 68). In der Anschauung ist »nicht die bloße Wirkung eines Gegenstandes, sondern der Gegenstand selbst gegenwärtig« (l. c. S. 149). Das Object ist aber ein (unbewußtes) »Producieren« des Ich, es entsteht uns erst durch die Kategorien, durch das Causalitätsverhältnis (l. c. S. 216 ff., 223 ff.). »Die einzige Objectivität, welche die Welt für das Individuum haben kann, ist die, daß sie von Intelligenzen außer ihm anschaut worden ist... für das Individuum sind die andern Intelligenzen gleichsam die ewigen Träger des Universums... Die Welt ist unabhängig von mir, obgleich nur durch das Ich gesetzt, denn sie ruht für mich in der Anschauung anderer Intelligenzen, deren gemeinschaftliche Welt das Urbild ist, dessen Übereinstimmung mit meinen Vorstellungen allein Wahrheit ist« (l. e. S. 361 f.). – »Indem ich den Gegenstand vorstelle, ist Gegenstand und Vorstellung eins und dasselbe. Und nur in dieser Unfähigkeit, den Gegenstand während der Vorstellung selbst von der Vorstellung zu unterscheiden, liegt für den gemeinen Verstand die Überzeugung von der Realität äußerer Dinge, die doch nur durch Vorstellungen in ihm kund werden« (Philos. d. Nat.2, S. 8). »Der geistige Ursprung des Objects liegt jenseits des Bewußtseins. Denn mit ihm erst entstand das Bewußtsein. Es erscheint daher als etwas, das völlig unabhängig von unserer Freiheit da ist« (l. c. S. 201). »Nur an der ursprünglichen Kraft meines Ich bricht sich die Kraft der Außenwelt. Aber umgekehrt auch die ursprüngliche Tätigkeit in mir erst am Objecte zum Denken, zum selbstbewußten Vorstellen« (l. c. S. 305). – SCHOPENHAUER erklärt, unsere Vorstellungen selbst seien die Objecte, die Objecte als solche Vorstellungen (W. a. W. u. V. II. Bd., C. 2). Object ist die Welt nur für ein Subject (l. c. I. Bd., § 2). »Kein Object ohne Subject« (l. c. § 7). »Die ganze Welt der Objecte ist und bleibt Vorstellung, und eben deswegen und in alle Ewigkeit durch das Subject bedingt.« »Was nicht im Raume, noch in der Zeit ist, kann auch nicht Object sein: also kann das Sein der Dinge an sich kein objectives mehr sein sondern nur ein ganz andersartiges, ein metaphysisches« (l. c. II. Bd., C. 1). Die Objecte haben nur empirische Realität (l. c. C. 2. Vierf. Wurz. C. 3, § 16). Subject und Object sind Correlate (Neue Paral. § 21). E8 gibt nicht zwei Wesen, sondern nur eines, »welches, wenn als Wille zum Leben auftretend, sich in der Vielheit erblickt, daher jede seiner Erscheinungen ein von sich Verschiedenes außer sich sieht. welches aber im Grunde doch nicht ein solches ist, vielmehr eben das, was in ihnen allen ein Subject, ein Erkennendes, geworden ist. Wir sind nämlich von den Wesen außer uns nur, sofern wir erkennen, verschieden. hingegen sofern wir wollen, sind wir eigentlich mit ihnen eins und dasselbe« (l. c. § 151). Das Erkenntnisobject ist durch ein Causalurteil gesetzt (s. unten). Unmittelbares Object ist der eigene Leib (s. d.).

FECHNER erklärt: »Was wir... Objectives an einem materiellen Dinge[14] finden können beruht immer nicht in einem unabhängig von den Wahrnehmungen, Erscheinungen rückliegenden dunklen Dinge dahinter, sondern in einem über die Einzelwahrnehmungen, Einzelerscheinungen, welche das Ding gewährt, hinausreichenden solidarisch gesetzlichen Zusammenhange derselben, von dem jede Erscheinung einen Teil verwirklicht..., diese ganze gesetzlich in sich verknüpfte, doch begrenzte, auf eine zusammenhängende Raumerscheinung bezogene Möglichkeit unzähliger Erscheinungen repräsentiert uns das objective materielle Ding, das sonach freilich aus mehr als der momentanen sinnlichen Einzelerscheinung oder aus irgend einer endlichen Summe von solchen besteht. Vielmehr bleibt hinter allen Einzelerscheinungen des Dinges immer noch ein Etwas, was unzählige weitere Erscheinungen geben kann, und dies hypostasiert man nun leicht als ein unerkennbares Ding dahinter. Doch ist dies dunkle Etwas eben nichts anderes als die ungeklärte, in sich zusammenhängende Möglichkeit dieser Erscheinungen selbst.« »Hinter meiner Seele ist so wenig als hinter den Körpern ein dunkles Ding an sich zu suchen... Sondern was ihre Erscheinungen zusammenhält, ist etwas diesen Erscheinungen selbst Immanentes und zugleich das Klarste, was es gibt, ist das Bewußtsein der Erscheinungen, dessen Einheit in und mit ihnen erscheint« (Physikal. u. philos. Atom.2, S. 113 f.). Nach J. ST. MILL sind die Objecte nur »permanent possibilities«, constante Möglichkeiten von Wahrnehmungen, die allen Subjecten gemeinsam sind. »The world of Possible Sensations succeeding one another acoording to laws, is as much in other beings, as it is in me. it has therefore an existence outside me. it is an External world« (Examin. ch. 11, p. 190 ff., 247. s. unten). H. TAINE erklärt: »Lorsque nous percevons un objet par les sens..., notre perception consiste dans la naissance d'un fantôme interne..., qui nous paraît une chose extérieure, indépendante, durable« (De l'intell. II, p. 11). »Concevoir et affirmer une substance, c'est concevoir et affirmer un groupe de propriétés comme permanentes et stabiles« (l. c. p. 13 ff.). A. BAIN betont: »An object has no meaning without a subject, a subject none without an object. One is the completement or correlate of the other« (Emot. and Will.3, p. 574. s. unten). So auch E. LAAS, der in der Außenwelt »nichts weiter als einen Inbegriff von Empfindungs- oder Wahrnehmungs-Wirklichkeiten und -Möglichkeiten« erblickt (Ideal. u. Positiv. III, 45). Die Außenwelt ist Gegenstand des Bewußtseins überhaupt. Nicht »in uns«, aber »in Beziehung zu uns, die wir in Beziehung zu ihnen sind«, bestehen die Objecte (»Correlativismus«, s. d.) (l. c. S. 52). LEWES erklärt: »The unfelt Object is an abstraction from which the necessary cooperation of the Subject is eliminated« (Probl. II, 438). »Things are what they are in the given relations« (ib.). Das »Etwas« (»somewhat«) ist »the abstract possibility of one factor of a product entering into relation with some different factors, when it will exist under another form« (ib.). Das Ding an sich ist eine Fiction (ib), »a metaphysical fetich« (l. c. p. 442). – Nach HODGSON gibt es »no existence beyond consciousness«, kein Ding an sich (Philos. of Reflect. I, 219). Das Object wird im »primary consciousness« erst gebildet (l. c. I, 295 f.). »Object« bedeutet, daß die Vorstellung, die es enthält, ein Rückwärtsgehen auf ein schon Vorgestelltes ist. BRADLEY bemerkt: »To think of anything which can exist quite outside of thought I agree is impossible. But I dissent wholly from the corollary that nothing more than thoughts exists« (Mind XIII, 370. vgl. Realität). COLLYNS-SIMON erklärt: »All the objects, which we perceive by the senses, are merely masses of sensations« (Univ. Immater. p. 174). CLIFFORD bemerkt:[15] »Meine Empfindungen (feelings) zeigen eine doppelte Ordnung: eine innere oder subjective... und eins äußere oder objective... Die objective Ordnung, das Wie derselben, bildet den Gegenstand der Naturwissenschaft, welche die Regelmäßigkeiten in den Beziehungen der Objecte in Raum und Zeit untersucht. Das Wort Object (oder Erscheinung) dient dabei lediglich als ein Mittel, um eine Gruppe meiner Empfindungen auszudrücken, die als solche in einer gewissen Hinsicht beständig bleibt... Das Object besteht daher nur in einer Reihe von Veränderungen meines Bewußtseins und ist nichts außerhalb desselben.« »Die Schlüsse der Physik sind sämtlich Schlüsse, die sich auf meine wirklichen oder möglichen Empfindungen beziehen. Schlüsse auf etwas in meinem Bewußtsein wirklich oder potentiell Vorhandenes, nicht auf etwas außerhalb desselben Gelegenes« (Von d. Nat. d. Dinge an sich S. 26 f.). Von den Objecten sind die »Ejecte« (s. d.) zu unterscheiden, die an sich bestehen. Mit jedem Objecte verbinden wir den Gedanken an ähnliche Objecte, die im Geiste anderer existieren. so bildet sich der Begriff des »Objects des allgemeinen Bewußtseins«. »Dieser Begriff bildet das Symbol für eine unendliche Zahl von Ejecten verbunden mit einem Object, dem der Begriff eines jeden Ejectes mehr oder weniger ähnlich ist. Sein Charakter ist demnach vornehmlich ejectiv in bezug darauf, was er symbolisch darstellt, objectiv aber in bezug seiner Natur. Diesen complexen Begriff werde ich das sociale Object (social object) nennen« im Unterschiede von »individual object« (l. c. S. 30 f.). Die Wörter sind Zeichen für ein sociales Object (l. c. S. 31). Die Objecte unseres Bewußtseins enthalten gewohnheitsmäßig eine (»subconscious«) Beziehung auf fremdes Bewußtsein, welche den Eindruck der Äußerlichkeit im Objecte hervorruft (l. c. S. 32). Das Eject steht zum Object nicht in causaler Beziehung (l. c. S. 35). Nach E. MACH sind die Objecte »abkürzende Gedankensymbole für Gruppen von Empfindungen..., Symbole, die außerhalb unseres Denkens nicht existieren«. Sie sind nur Empfindungsgruppen von größerer Beständigkeit (Populärwiss. Vorles. S. 217). Das Ding ist nichts außer dem Zusammenhange der »Elemente« (s. d.). Das »Ding« als solches ist nur ein Notbehelf »zur vorläufigen Orientierung und für praktische Zwecke« (Anal. d. Empfind.4, S. 5 ff.). Es gibt keinen Gegensatz zwischen Vorstellung und Object. Die Beziehung auf Dinge an sich ist eine Fiction (ib.). Das ist die natürliche Auffassung, der naive Standpunkt, der »Anspruch auf die höchste Wertschätzung« hat (l. c. S. 26 f.). Die Objecte sind Empfindungscomplexe und nichts anderes. So auch nach ZIEHEN (Psychophysiol. Erk. §1 ff.). – Den Dualismus von Vorstellung und Object bekämpft R. AVENARIUS. Das »Innen« und »Außen« sind nur »Verfälschungen« der »Introjection« (s. d.). Wahrnehmungsinhalte und Gegenstände sind nicht zweierlei, sondern es gibt nur »Umgebungsbestandteile«, die in Beziehung zum »Centralglied« der »Principialcoordination« (s. d.) als »wahrgenommen« charakterisiert werden. Die »Sachen« sind nur constante, bestimmte Aussageinhalte (Weltbegr. S. 77 ff., 84, 130. Vierteljahrsschr. f. wiss. Philos. 18. Bd., S. 144 ff., 147, 150 ff.. Krit. d. rein. Erfahr. II, 64 f.). Ich und Umgebung sind beide ein »Vorgefundenes«, immer ein »Zusammen-Vorgefundenes«. Die »Sachhaftigkeit« ist eine specifische Form der »E-Werte« (s. d.) (vgl. KODIS, Vierteljahrsschr. f. wiss. Philos. 21. Bd., S. 443 ff.).

K. LASSWITZ bestimmt die Objecte »nicht als eine Ordnung fertiger Dinge..., sondern als Bestimmungen, wodurch Dinge gesetzmäßig vorgestellt werden müssen« (Wirkl. S. 81). »Geht man davon aus, daß es objective Ordnungen[16] gibt, welche unser Denken bestimmen, so nennt man das Gesetz oder die Einheit des Seienden den Gegenstand« (l. c. S. 82). Nach H. COHEN ist Sinnesobject die »methodisch construierte Erscheinung« (Kants Theor. d. Erfahr.2, S. 170). Das Denken construiert das Object wissenschaftlich. Es ist zu betonen, »daß die Welt der Dinge auf dem Grunde des Denkens beruht. daß die Dinge nicht schlechthin als solche gegeben sind, wie sie auf unsere Sinne einzudringen scheinen. daß vielmehr die Grundgestalten unseres denkenden Bewußtseins zugleich die Bausteine sind, mit denen wir die sogenannten Dinge in und aus letzten angeblichen Stoffteilchen zusammensetzen, und die Normen, mit denen wir die Gesetze und Zusammenhänge jener entwerfen und als Gegenstände wissenschaftlicher Erfahrung beglaubigen«. »Das ist das Bestimmende der Idee im Idealismus: keine Dinge anders als in und aus Gedanken.« In der Wissenschaft allein sind Dinge, Objecte (als solche) gegeben (Princ. d. Infin. S. 125 ff.). Die Realität (s. d.) der Dinge liegt im Infinitesimalen (l. c. S. 144). NATORP erklärt: »Der Tatbestand ist: es gibt 1) im Bewußtsein isoliert bleibende, 2) verbundene, in gesetzmäßigen Zusammenhange gefügte, Etwas. Die letzteren, und zwar unmittelbar sie selbst, so wie sie uns bewußt sind, der Baum z.B., den ich sehe – und wie ich ihn sehe, durchaus kein von diesem verschiedener, transcendenter Baum, bedeutet und ist das Wirkliche. Das besagt nur, daß wir, zufolge des dieses Etwas auszeichnenden Charakters der Gesetzmäßigkeit, auf sie und mit ihnen rechnen können, ohne uns zu verrechnen, auch uns mit andern darüber verständigen.« Objecte sind die »Constanten der Erkenntnis« (Arch. f. system. Philos. III, 197). Der Kriticismus (s. d.) betont, daß der Gegenstand der Erkenntnis nur ein x, »daß er stets Problem, nie Datum ist«. »Der Gegenstand ist nicht gegeben, sondern vielmehr aufgegeben. aller Begriff vom Gegenstand der unserer Erkenntnis gelten soll, muß erst sich aufbauen aus den Grundfactoren der Erkenntnis selbst, bis zurück zu den schlechthin fundamentalen.« (Platos Ideenlehre S. 367). E. KÖNIG erklärt, daß die Objecte, »obwohl sie nicht unmittelbar im wahrnehmenden Bewußtsein vorhanden sind, dem denkenden Bewußtsein angehören, welches, insofern es die objective Gültigkeit der Kategorien anerkennt, auch zur Ergänzung des Wahrgenommenen durch ein jeweilig nicht Wahrgenommenes genötigt ist« (Entwickl. d. Causalprobl. II, 383). »Das, was dem transcendentalen Bewußtsein immanent ist, und das ist das Gegebene nach Inhalt und Form, ist für das empirische Denken transsubjectiv, ist ihm als ein Fremdes gegeben, ist ihm objectiv, denn es ist von ihm selbst unabhängig« (l. c. S. 393). – Nach LIPPS ist die Außenwelt eine der das Ich umgebenden Zonen, bildet ursprünglich mit dem Ich eine Einheit (Grundtatsach. d. Seelenleb. S. 441 ff., 408). Die Wechselbedingtheit von Subject und Object betont FR. SCHULTZE (Philos. d. Naturwiss. II, 225, 228). Die empirische Welt ist »der Inbegriff aller unserer Vorstellungen« (l. c. II, 220. s. unten). A. RIEHL unterscheidet das »Sein der Objecte« von ihrem »Objectsein« (Philos. Kriticism. II 2, 130). Wissenschaftlich wird das Object durch den Begriff vertreten (l. c. S. 65. s. unten). – STEINTHAL bemerkt: »Wenn wir... sagen: ein Object begreifen oder auffassen, ein Ding anschauen, so ist das nicht so zu denken, als wäre das Object, das Ding in seiner Bestimmtheit fertig, stände vor uns und nähme unsere Handlung des Auffassens und Anschauens passiv auf. sondern die Form jener Wortverbindungen hat dieselbe Bedeutung, wie wenn wir sagen: einen Brief schreiben, ein Haus bauen.« Durch die Tätigkeit des Anschauens ersteht uns erst das Object als solches (Zeitschr. f. Völkerpsychol.[17] 1876, IX). GLOGAU betont: »Niemals und nirgends haben wir es direct mit Dingen zu tun, mit für sich seienden Elementen... Ein solcher transcendentaler Schein ist das Geschöpf eines unbewußten natürlichen Dogmatismus... Sondern für uns ist die menschliche (oder tierische) Wahrnehmung allein das Gegebene« (Abr. d. philos. Grundwiss. I, 24 f.). Das Object ist »die Projection des Subjectes in die Ebene des Daseins«. Das Gemeinte ist »allemal reicher als das, was jedesmal wirklich erfaßt wird« (l. c. S. 230. so auch schon G. THIELE, Gr. d. Log. u. Met. S. 12 f.. Philos. d. Selbstbewußts. 1895). »Das Object will das in vollendeter Formung bedeuten, was in dem Subjecte vielfach als unvollendete unklare Gärung sich darstellt« (Abr. d. philos. Grundw. I, 231). Das objective Verhalten des Geistes ist früher als der bewußte Gegensatz von Subject und Object. Wir nehmen alles das als ein Objectives, Gegebenes hin, dessen Erzeugung wir uns nicht ausdrücklich als unserer Tat bewußt sind (l. c. II, 23). Nach A. SPIR nehmen wir unsere Empfindungen selbst als räumliche Objecte wahr. Objecte sind nicht Ursachen der Empfindungen, sondern Vorstellungsweisen derselben (Denk. u. Wirkl. I, 113 f., 169. II, 66. s. unten). – STOUT erklärt das Objectbewußtsein aus einer »Construction« der lückenhaften Wahrnehmungsinhalte zu vorstellungsmäßig verknüpften, gleichförmig beharrenden Complexen (Mind 1890, p. 21 ff.). – Nach EBBINGHAUS sind die Dinge der Außenwelt Vorstellungsobjecte in einem Bewußtsein. »Die Gegenstände der sogen. Außenwelt bestehen... lediglich in gewissen Combinationen und Beziehungen derselben Elemente (Empfindungen, Anschauungen), die in andern Beziehungen den Inhalt der Seele ausmachen helfen« (Gr. d. Psychol. I, 46). Zwischen Geist und Materie besteht keine Disparität (ib.). Ähnlich lehrt VERWORN (S. Psychomonismus). Nach H. CORNELIUS sind die Objecte constante Zusammenhänge von Erfahrungsinhalten im Gegensatze zur ephemeren Existenz der Bewußtseinsinhalte als solcher (Psychol. S. 115 f.). »Nicht ein bloßes Zusammen von Wahrnehmungen, wie der Sensualismus meinte, sondern ein Zusammenhang von Wahrnehmungen ist im Gegenstande insofern gegeben, als wir ja die sämtlichen Erscheinungen, die der Gegenstand unseren Sinnen darbietet und durch deren Gesamtheit er als eben dieser Gegenstand charakterisiert ist, niemals gleichzeitig wahrnehmen können« (Einl. in d. Philos. S. 257 f.). Das Ding (s. d.) ist ein gesetzmäßiger Zusammenhang von Wahrnehmungen (l. c. S. 262, 270). Das objectiv Seiende setzt sich aus den (in anderer Hinsicht) subjectiven Daten zusammen (l. c. S.271). »Außenwelt« ist nur »der einfachste zusammenfassende Ausdruck für die Gesamtheit unserer sinnlichen Wahrnehmungen« (l. c. S. 309 f.). Nach TH. LÖWY sind die Objecte nur Reihen von Sinnesinhalten (Die Vorstell. d. Dinges S. 241 ff.).

Nach J. BERGMANN ist die Körperwelt das Object des einen absoluten Bewußtseins, zugleich auch eine Einschränkung dieses Bewußtseins, für sich je ein bewußtes Wesen (Zeitschr. f. Philos. 110. Bd., S. 103 f.). Nach SCHUPPE bilden Subject und Object ein untrennbares Ganzes. Object, Inhalt des Ich ist alles, dessen man sich bewußt ist (Log. S. 18), und es ist nicht ohne Subject. »Kein Wissen von anderem ohne Wissen von sich, kein Wissen von sich ohne Wissen von anderem.« »Es gehört zu dem Sein selbst, daß es in sich die beiden Bestandteile, den Ich-Punkt und die Objectenwelt... in dieser Einheit zeigt, daß jedes von ihnen ohne das andere sofort in nichts verschwindet, eines mit dem andern gesetzt ist« (l. c. S. 21 f.). Die ganze objective Welt ist Bewußtseinsinhalt, ist nicht durch das Ich, aber mit dem Ich gesetzt, gehört zum Ich[18] überhaupt (l. c. S. 24 ff.). Zum Sein der Welt gehört die »absolute Gesetzlichkeit, nach welcher je nach Umständen und Bedingungen bestimmte Empfindungsinhalte bewußt werden« (l. c. S. 30). Die Objectivität des Wahrnehmbaren besteht in dessen Geknüpftsein an das »Gattungsmäßige« des Bewußtseins. der gemeinsame, in sich zusammenhängende Teil des Bewußtseins ist von den Individuen als solchen unabhängig (l. c. S. 32). Aber auch die speciell dem einzelnen Individuum gegebenen Inhalte »gehören zum Subjectiven doch nur in betreff der Auswahl und der Grenzen, welche und wie viele von den ihrem Begriffe nach möglichen Wahrnehmungen wirklich. Inhalt eines Bewußtseins werden. von seiten ihrer Qualität gehören sie nicht zum Subjectiven, sondern zum objectiv Wirklichen« (l. c. S. 33). REHMKE nennt die dualistische Spaltung der Wirklichkeit in Welt und Ich ein »Trugbild der materialisierenden Einbildungskraft«. Außen- und Innenwelt sind in Wahrheit nur die beiden abstracten Stücke einer Welt, welche die Seele in sich hat. Die Außenwelt ist ihrer Existenz nach unmittelbar gewiß, ist sie doch kein Transcendentes, sondern Bewußtseinswelt, wenn auch nicht bloße Vorstellung (Unsere Gewißh. von d. Außenwelt S. 16, 29, 43 f., 46, 48. Allgem. Psychol. S. 129). Gegenstand des Bewußtseins ist »alles, was als anderes gegeben ist, d.h. für welches die Möglichkeit, auch abgesehen von diesem Augenblicksbewußtsein zu sein, nicht ausgeschlossen ist« (Allgem. Psychol. S. 148). Die Dinge gehören der Seele zu (l. c. S. 74 ff.). Nach TH. KERRL gehört die Außenwelt zum Ich (Lehre von d. Aufmerks. S. 22). Nach SCHUBERT-SOLDERN ist der Gegenstand nicht außerhalb der Denkbeziehungen, »er besteht nur aus Wahrnehmungs- und Vorstellungsbeziehungen, die in einem empirischen Subject zur Einheit verbunden sind... durch eine in ihnen selbst vorhandene einheitliche Denkbeziehung« (Gr. ein. Erk. S. 181). Der Gegenstand ist ein Teil des vorstellenden Ich (ib.). Nach A. VON LECLAIR ist alles Sein (s. d.) gedachtes Sein. Innerhalb der Welt der Bewußtseinsinhalte gibt es aber verschiedene Wirklichkeitsgrade (Beitr. zu ein. monist. Erk. S. 18 ff.). Nach M. KAUFFMANN ist die einzige Existenzweise der Objecte ihre »Gegenwart im Bewußtsein« (Fundam. d. Erk. S. 9). Object sein heißt Inhalt des Subjects, der höchsten »Form«, sein (l. c. S. 47). Die Existenz der Objecte ist unmittelbar gewiß (l. c. S. 9). – Nach MÜNSTERBERG sind Vorstellung und Object ursprünglich eins. »Das Ich, das meinen Dingvorstellungen gegenübersteht, ist das stellungnehmende Subject, als das ich mich in jedem wirklichen Erlebnis weiß und betätige. Nur dadurch, daß ich in bezug auf meine Objecte Stellung nehme, weiß ich von mir als Subject, nur dadurch, daß ich die Stellung Objecten gegenüber wähle, haben jene Objecte für mich Wirklichkeit. Diese Acte der Stellungnahme seien als Selbststellungen von den Vorstellungsdingen unterschieden. in aller ursprünglichen Wirklichkeit erlebe ich Selbststellungen gegenüber Objecten« (Grdz. d. Psychol. I, S. 50). »Nicht vorgefundene Tatsachen und daraus abgeleitete Causalgesetze sind die Wirklichkeit, sondern Zielsetzungen und Postulate stehen am Anfang« (l. c. S. 55). Idealistisch lehrt WALTER T. MARVIN (Die Gült. unserer Erk. d. object. Welt. Abh. zur Philos. XI, 1899). – Vgl. H. G. OPITZ, Grundr. einer Seinswissensch. I, 1897, ferner die Schriften von FERRIER, GREEN, FRASER, RENOUVIER (Essais I, II), LACHELIER u. a. –

Das zweite Problem, das des Außenweltsbewußtseins, wird zunächst durch die Annahme einer directen oder durch »Eindrücke«, »species« u. dgl. vermittelten Wahrnehmung (s. d.) der Objecte beantwortet. Nach den Stoikern[19] liegt in der »kataleptischen« (s. d.) Vorstellung ein Hinweis auf das Object. Nach AUGUSTINUS beruht das Außenweltsbewußtsein auf einem (notwendigen) Glauben (Conf. VI, 7). Durch die Affection, welche unser Körper von den Dingen erleidet, werden wir uns ihrer bewußt (De gen. ad lit. XII, 25. De quant. an. 41). – Die Scholastiker lassen die Objecte teils durch »species sensibiles« (s. d.), teils direct durch die Acte der Seele erfassen. So PETRUS AUREOLUS: »Patet, quomodo res ipsae conspiciuntur in mente, et illud, quod intuemur, non est forma alia specularis, seä ipsamet res, habens esse apparens, et hoc est mentis conceptus, sive notitia obiectiva« (In lib. sent. 2, d. 12, qu. 1, 2). Während z.B. DUNS SCOTUS meint: »Obiectum non potest secundum se esse praesens intellectui nostro, et ideo requiritur species, quae est praesens, quae suplet vicem obiecti« (Report. 1, d. 36, qu. 2, 34), betont WILHELM VON OCCAM die directe Richtung des Bewußtseins auf den Gegenstand: »Non oportet aliquid ponere praeter intellectum et rem cognitam. Intellectus facit quoddam esse fictum et producit quendam conceptum in esse obiectivo... et nullo modo subiective«, d.h. der Geist erfaßt durch seine Vorstellung direct das Object, welches ihm intentional (s. d.) gegenwärtig ist. »Simulacra, phantasmata, idola, imaginationes, non sunt aliqua realiter distincta a rebus extra..., sed dicunt rem ipsam« (vgl. PRANTL, G. d. L. III, 336). G. BIEL erklärt: »Intellectus noster videns rem aliquam extra, fingit in se eins similitudinem, quae talis est in esse obiectivo, qualis est res extra, quae fingitur in esse subiectivo« (Coll. in lib. sent. 1, d. 2, qu. 4). Der Ausdruck der Vergegenwärtigung der Objecte fällt nicht selbst ins Bewußtsein. Das bemerkt u. a. auch D. PETRUS: »Species intentionales, ex communi sententia, non cadere sub sensum, sed tantum esse medium, quo obiectum cognoscitur« (Idea philos. natur. 1655, p. 340).

Die Tatsache, daß das Wissen von Objecten als solchen durch eine Denktätigkeit vermittelt ist, betont zuerst DESCARTES. Die Unabhängigkeit der Objectvorstellungen erweckt den Trieb, an ihre unabhängige Existenz zu glauben. »Nec sane absque ratione ob ideas istarum omnium qualitatum, quae cogitationi meae se offerebant, et quas solas proprie et immediate sentiebam, putabam me sentire res quasdam a mea cogitatione plane diversas, nempe corpora, a quibus ideae istae procederent. experiebar enim illas absque ullo meo consensu mihi advenire, adeo ut neque possem obiectum ullum sentire, quamvis vellem, nisi illud sensus organo esset praesens, nec possem non sentire cum erat praesens. cumque ideae sensu perceptae essent multo magis vividae et expressae et suo etiam modo magis distinctae, quam ullae ex iis, quas ipse prudens et sciens meditando effingebam vel memoriae meae impressas advertebam, fieri non posse videbatur, ut a me ipso procederent. ideoque supererat, ut ab aliis quibusdam rebus advenirent« (Medit. V. Princ philos. II, 1). Aber erst die Überzeugung von der Wahrhaftigkeit (s. d.) Gottes bietet die Gewähr für die Realität der Objecte. »Atqui cum Deus non sit fallax, omnino manifestum est, illum nec per se immediate istas ideas mihi immittere, nec etiam mediante aliqua creatura, in qua earum realitas obiectiva non formaliter, sed eminenter tantum contineatur. Cum enim nullam plane facultatem mihi dederit ad hoc agnoscendum, sed contra magnam propensionem ad credendum illas a rebus corporeis emitti, non video qua ratione posset intelligi, ipsum non esse fallacem, si aliunde quam a rebus corporeis emitterentur« (ib.. vgl. Respons, ad II. obiect. p. 88). Das Object erfaßt nicht der Sinn, sondern nur das Denken, welches im Wechsel der Qualität die Identität erkennt. »Superest igitur, ut concedam, me ne quidem imaginari, quid[20] sit haec cera, sed sola mente percipere... Quaenam vero est haec cera, quae non nisi mente percipitur? Nempe eadem, quam video, quam tango, quam imaginor, eadem denique quam ab initio esse arbitrabar: atqui, quod notandum est, eius perceptio non visio, non tactio, non imaginatio est, nec unquam fuit, quamvis prius ita videretur sed solius mentis inspectio.« Daß das Wahrgenommene ein (bestimmtes) Object ist, sehe ich nicht, das deute, urteile ich (»iudico«), »atque ita id, quod putebam, me videre oculis, sola iudicandi facultate, quae in mente mea est, comprehendo« (Medit. II). Nun steht es fest, »corpora non proprie a sensibus, vel ab imaginandi facultate, sed a solo intellectu percipi, nec ex eo percipi, quod tangantur aut videantur, sed tantum ex eo, quod intelligantur« (ib.). Nach MALEBRANCHE erkennen wir die Objecte durch ihre Ideen (s. d.) in Gott (vgl. Rech. I, 10 ff.. III, 2, 1. 6). Nach GEULINCX beziehen wir gewohnheitsmäßig die Wahrnehmungen unserer Sinne auf Außendinge als deren Ursachen. »Perceptionem sensus soleamus referre ad res externas, tanquam inde provenientes et plerumque cum existimatione, quod eae res similiter affectae sint, similemque habeant modum aliquem, qualem nobis ingerant« (Eth. IV, prooem.). Die Empfindungen stellen zwar nur sich selbst dar (»nihil praeter se ipsos nobis repraesentant«), aber sie bezeugen (»arguunt«) »extensionem extra nos... ut auctorem et causam«. Die Perception tritt auf »cum argumento causae« (Annot. in Cartes. I, 66. Opp. III, p. 407). Da die Empfindungen vom Ich unabhängig sind, müssen sie von anderswoher kommen. »Sunt... quidem modi cogitandi in me, qui a me non dependent, quos ego ipse in me non excito. excitantur igitur in me ab aliquo alio«, weil »ab arbitrio meo... minime dependentes« (Met. I, Opp. II, 749 f.). Auch nach LOCKE schließen wir aus der Unabhängigkeit der Wahrnehmungen von unserem Willen auf Objecte als Ursachen (Ess. IV, ch. 11, § 1 ff.). Daß die Objecte auch außerhalb der Wahrnehmung fortdauern, ist nicht apodiktisch, sondern nur von höchster Wahrscheinlichkeit (l. c. § 9 ff.). Die Erkenntnis der Außenwelt beruht auf »wohlbegründeter Überzeugung« (l. c. § 3. vgl. § 5). Nach LEIBNIZ werden die Dinge nicht unmittelbar durch die Sinne erfaßt, auch ist ihre Existenz nicht absolut beweisbar, wenn auch, schon dem Satze des Grundes gemäß, sicher (Erdm. p. 307, 344, 452, 696, 727, 740). Die gesetzmäßige Verknüpfung der Erscheinungen, ihre Übereinstimmung mit unserer Gesamterfahrung und mit den Aussagen anderer ist ein Kriterium der Objectivität (l. c. p. 442, 740).

Nach CHR. WOLF erkennen wir die Dinge außer uns, »indem wir erkennen, daß sie von uns unterschieden sind« (Vern. Ged. I, § 45). Die Gedanken der Körper richten sich nach dem constantesten Objecte, nach unserem Leibe (l. c. § 218). Die Vorstellungen unserer Seele müssen den Dingen ähnlich sein (l. c. § 768). Nach PLOUCQUET drängt sich uns die Außenwelt auf. In Gott gibt es einen zureichenden Grund für die Existenz der Dinge (Princ. p. 92 ff.). MENDELSSOHN erklärt: »So wie ich selbst nicht bloß ein abwechselnder Gedanke, sondern ein denkendes Wesen bin, das Fortdauer hat. so läßt sich auch von verschiedenen Vorstellungen denken, daß sie nicht bloß Vorstellungen in uns oder Abänderungen unseres Denkvermögens sind. sondern auch äußerlichen, von uns unterschiedenen Dingen, als ihrem Vorwurfe, zukommen« (Morgenst. I, 1). Das »Gedachte« ist der »Vorwurf des Gedankens, dem wir in vielen Fällen geneigt sind, so wie uns selbst, ein reales Dasein zuzuschreiben« (l. c. S. 14). TETENS bemerkt »Mit allen Vorstellungen des Gesichts, des Gefühls und der übrigen [21] Sinn ist der Gedanke verbunden, daß sie äußere Objecte vorstellen. Dieser Gedanke besteht in einem Urteil und setzt voraus, daß schon eine allgemeine Vorstellung von einem Dinge... vorhanden, und daß diese von einer andern allgemeinen Vorstellung von einem Selbst und von einer Sache in uns unterschieden sei« (Philos. Vers. I, 344). »Wir halten die Empfindungen und Vorstellungen nicht selbst für die Objecte, sondern setzen noch etwas anderes außer der Vorstellung voraus, das die Quelle der Empfindungen ist« (l. c. S. 395).

Dem Tastsinn schreibt die Objectivierung der Empfindungen CONDILLAC zu. »C'est le toucher qui instruit ces sens. A peine les objets prennent sous la main certaines formes, certaines grandeurs, que l'odorat, l'ouie, la vue et le goût répandent á l'envie leurs sensations sur eux, et les modifications de l'âme deviennent les qualités de tout ce qui existe hors d'elle« (Trait. de sens. p. 45). »Quand plusieurs sensations distinctes et coexistantes sont circonscrites par le toucher, dans des bornes, où le moi se répond à lui-même, elle prend connaissance de son corps. quand plusieurs sensations distinctes et coexistantes sont circonscrites par le toucher dans des bornes, où le moi ne se répond pas, elle a l'idée d'un corps diffèrent du sien« (l. c. p. 15). Die Empfindung des Festen lehrt uns die Existenz undurchdringlicher Objecte, denen wir die übrigen Empfindungsinhalte als Qualitäten zuschreiben (l. c. II, 5. III, 1 ff.). Nach LAMBERT verbürgt uns der Tastsinn die Realität der Außendinge (Anlage zur Architekton. II, 165 f.). – BONNET erklärt das Außenweltsbewußtsein aus der Unabhängigkeit der Empfindung vom Willen des Erkennenden (Ess.). Nach BUFFON glauben wir nur an die Außenwelt: »Nous pouvons croire, qu'il y a quelque chose hors de nous, mais nous n' en sommes pas sûrs, au lieu que nous sommes assurés de l'existence réelle de tout ce qui est en nous« (Hist. natur. II, 432). Auch nach HAMANN kann die Existenz der Objecte nur geglaubt werden. Nach D'ALEMBERT nötigt uns die Bestimmtheit und die Übereinstimmung der Empfindungen untereinander sowie die Unabhängigkeit derselben von unserem Willen zur Annahme der Außendinge, durch eine Art Instinct von großer Kraft. Durch den Verkehr mit den Mitmenschen wird diese Überzeugung noch verstärkt (Discours prélim. de l'encyclop. p. 7 ff.). Auf die Unabhängigkeit der Empfindungen vom Willen führt die Unterscheidung der Vorstellungsobjecte vom Ich ROUSSEAU zurück (Emil IV, 2. Bd., S. 124. vgl. TURGOT, Art. Existence in der Encykl.).

Auf diese Unabhängigkeit bezieht das Außenweltsbewußtsein auch BERKELEY, der außerdem schon die Association als Quelle des Dingbegriffes berücksichtigt. Es muß einen fremden Willen geben, der Ursache meiner Wahrnehmungen ist (Princ. XXIX). Constanz, Ordnung, Verknüpfung, Gesetzmäßigkeit der Empfindungen sind weitere Kriterien für die Objectivität der Objecte, (aber nur als Vorstellungen, s. oben). Der Grund des Glaubens an die absolute Existenz der Dinge liegt im folgenden: »Wenn wir das Äußerste versuchen, um die Existenz äußerer Körper zu denken, so betrachten wir doch immer nur unsere eigenen Ideen. Indem aber der Geist von sich selbst dabei keine Notiz nimmt, so täuscht er sieh mit der Vorstellung, er könne Körper denken und denke Körper, die ungedacht von dem Geiste oder außerhalb des Geistes existieren, obschon sie doch zugleich auch von ihm vorgestellt werden oder in ihm existieren« (l. c. XXIII, XLIV ff.. vgl. III ff., CXL, CXLV u. Ding). Auf die Construction der Einbildungskraft und Association führt HUME das Gegenstandsbewußtsein zurück. Der Glaube (belief) an die dauernde, selbständige Existenz der Objecte[22] beruht nicht auf den Sinnen, denn das hieße, »daß die Sinne fortfahren zu wirken, auch wenn jede Art ihrer Tätigkeit aufgehört hat« (Treat. IV, sct. 2, S. 250). Einen Schluß von der Vorstellung auf einen von ihr verschiedenen Gegenstand gibt es auch nicht, denn das naive Erkennen identificiert Vorstellung und Object (l. c. S. 258). Nicht aus der Wahrnehmung, nicht aus dem Denken, sondern aus der Einbildungskraft entstammt das Außenweltsbewußtsein. Die Einbildungskraft macht, auf Grund der Constanz (constancy) und des Zusammenhangs (coherence) der Wahrnehmungen, die Fiction unabhängig von uns dauernder Objecte (l. c. S. 259 ff.). »Gegenstände zeigen schon, soweit sie den Sinnen erscheinen, eine gewisse Cohärenz. diese Cohärenz aber erscheint dann viel enger und gleichförmiger, wenn wir annehmen, daß die Gegenstände eine dauernde Existenz besitzen. Da nun der Geist einmal im Zuge ist, in den Gegenständen auf Grund der Beobachtung Gleichförmigkeit anzunehmen, so ist es ihm natürlich, damit fortzufahren, so lange, bis er die Gleichförmigkeit in eine möglichst vollkommene verwandelt hat. Zu diesem Zweck genügt aber die einfache Annahme der dauernden Existenz der Gegenstände« (l. c. S. 264). Aus der Ähnlichkeit verschiedener Wahrnehmungen machen wir eine Identität des Wahrgenommenen (l. c. S. 265 f.). »Es besteht... die Natur und das Wesen der associativen Beziehung darin, unsere Vorstellungen miteinander zu verknüpfen und, wenn die eine auftritt, dem Geist den Übergang zu der dazu gehörigen anderen zu erleichtern. Der Übergang zwischen Vorstellungen, die durch eine solche Beziehung verknüpft sind, ist ein so ungehemmter und leichter, daß er wenig Veränderung im Geist hervorruft und wie die Fortsetzung derselben Tätigkeit erscheint. Da nun eine wirkliche Fortsetzung derselben Tätigkeit dann stattfindet, wenn wir einen und denselben Gegenstand fortgesetzt betrachten, so kann es geschehen, daß wir, vermöge dieser Übereinstimmung, der Aufeinanderfolge von Gegenständen, die miteinander in associativer Beziehung stehen, gleichfalls Identität zuschreiben. Unser Vorstellen gleitet an dieser Aufeinanderfolge mit der gleichen Leichtigkeit entlang, als wenn es nur auf einen einzigen Gegenstand gerichtet wäre. darum verwechselt es die Aufeinanderfolge mit der Identität« (l. c. S. 271). »Wenn die Übereinstimmung zwischen unseren Wahrnehmungen uns veranlaßt, ihnen Identität zuzuschreiben, so können wir die anscheinende Unterbrechung dadurch beseitigen, daß wir ein dauerndes Ding erdichten, das jene Zwischenräume ausfüllt und so unseren Wahrnehmungen vollkommene und vollständige Identität sichert« (l. c. S. 275 ff.).

Gegen die Lehre, daß wir eigentlich nur unsere Vorstellungen wahrnehmen, wendet sich die schottische Schule, welche den festen Glauben an die selbständige Außenwelt teils auf den »Gemeinsinn« (s. d.), teils auf Wahrnehmung von Widerstand und Association gründet. Nach REID gehört die Erkenntnis einer Außenwelt zu den durch den »common sense« verbürgten Wahrheiten (Ess. on the powers I, 6). Nicht Ideen, sondern Dinge nehmen wir wahr (l. c. I, p. 211). Die Wahrnehmung schließt die Überzeugung von der Existenz des Wahrgenommenen ein (Inquir. II, 3). Niemand kann »perceive an object of sense, without believing that it exists« (Ess. I, p. 291). »Perceptions (s. d.) have always an external object... I am led, by my nature, to conclude some quality to be in the rose, which is the cause of this sensation. This quality in the rose is the object perceived. and that act of my mind, by which I have the conviction and belief of this quality, is, what in this case I call perception« (On the int. pow. II, 16). Wir haben die »immediate conviction«,[23] welche »self-evident« ist, daß ein wirklicher Gegenstand außer uns existiert. Dieser Glaube (belief) ist ein der Wahrnehmung eigenes Anerkennen, Urteilen (Inquir. II, 5, 10). er ist irrationell, nicht ein Product des Schließens, sondern eines Instinctes (l. c. VI, 20). In der Wahrnehmung offenbart sich uns, in unserer Sprache, die Natur (l. c. II, 6. VII. Ess. I, p. 116). Auch DUGALD STEWART zählt den Glauben an die Außenwelt zu den evidenten Erkenntnissen (Elem. of the philos. of the hum. mind I, p. 28). Während die Empfindung (sensation) bloß ein »change in the state of mind« ist, ist die Wahrnehmung (perception) »the knowledge we obtain, by means of our sensations, of the quality of matter« (l. c. p. 14). Auf der Unabhängigkeit der Wahrnehmung von unserem Wollen (l. c. I, 5, p. 301), sowie auf der constanten und einheitlichen Ordnung der Natur (l. c. II, 2, p. 157 ff.. vgl. C. 3) beruht das Außenweltsbewußtsein. Auf einen »objectiven« Glauben (s. d.), ein »Geistesgefühl« gründet JACOBI das Außenweltsbewußtsein. Die Wirklichkeit ist selbst »der kräftigste Vertreter ihrer Wahrheit«. »Ich erfahre, daß ich bin, und daß etwas außer mir ist, in demselben Augenblick... Keine Vorstellung, kein Schluß vermittelt diese zwiefache Offenbarung. Nichts tritt in der Seele zwischen die Wahrnehmung des Wirklichen außer ihr und des Wirklichen in ihr. Vorstellungen sind noch nicht. sie erscheinen erst hintennach in der Reflexion, als Schatten der Dinge, welche gegenwärtig waren« (WW. II, 60 f., 107, 175 f., 232). – JAMES MILL spricht von der »fundamental antithesis of oonsciousness and of existence«. Es gibt einen Unterschied zwischen »the sense of expended muscular energy and the feelings, that are neither energy in themselves«. »The qualities of things admitted on all hands to be qualities of the externe (or object) world – called the primary qualities, – resistance and extension, – are modes of our muscular energies. the qualities, that do not of themselves suggest externality, or objectivity, – the secondary qualities, as heat, colour etc. – are our passive sensibilities, and do not certain muscular energy. When these secondary qualities enter into definite connections with our movements, they are referred to the external, or object world« (Analys. I, ch. 1, p. 5). Die Widerstandsempfindung vermittelt, als das constanteste Element des Bewußtseins, das Außenweltsbewußtsein ganz besonders (l. c. ch. 6, p. 58. s. unten BAIN u. a.). In der Perception wird das actuell Erlebte auf einen gesetzmäßig verknüpften Qualitätencomplex als »common cause« des Erlebnisses bezogen (l. c. ch. 11, p. 349 f.). Dem Glauben an die dauernde Existenz der Objecte liegt die Überzeugung von der Möglichkeit bestimmter Wahrnehmungen zugrunde (l. c. p. 355. s. J. ST. MILL). Ähnlich TH. BROWN. Das Gegenstandsbewußtsein entsteht durch eine »interruption of the usual train of antecedents and consequents, when the painful feeling of resistance has arisen, without any change of circumstances of which the mind is conscious in itself«. »I consider this belief as the effect of that more general intuition, by which we consider a new consequent, in any series of accustomed events, as the sign of a new antecedent, and of that equally general principle of association, by which feelings, that have frequently coexisted, flow together, and constitute afterwards one complex whole. There is something, which is not ourself, something, which is representative of length – something, which excites the feeling of resistance to our effort. and these elements combined are matter« (Lectur.21, 24, p. 150, 157 ff.. 28, p. 176). – W. HAMILTON betont die gleiche Ursprünglichkeit des Object- und des Subjectmomentes. »We may... lay it down as an undisputed truth, that consciousness gives, as an ultimate fact, a primitive duality. a knowledge of the ego in relation[24] and contrast to the ego. The ego and non-ego are thus given in an original synthesis, as conjoined in the unity of knowledge, and in an original antithesis, as opposed in the contrariety of existence.« »I am conscious of both existences in the same indivisible moment of intuition« (Lect. on Met. I, p. 288 ff.). Unmittelbar durch die Perception (s. d.) ist die Existenz des Objects gegeben. – Auf Erwartung und Association, aber in idealistischer Fassung (s. oben), gründet J. ST MILL den Glauben an die Existenz dauernder Objecte. Die Vorstellung eines außer uns Existierenden schließt außer der actuellen Wahrnehmung eine Summe von Wahrnehmungsmöglichkeiten (»a countless variety of possibilities of sensation«) ein, die sich durch größere Constanz auszeichnen. Sie stellen sich stets in Empfindungscomplexen dar. Durch den Causalbegriff beziehen wir jede einzelne Empfindung auf eine permanente Gruppe von Wahrnehmungsmöglichkeiten als deren Grundlage und Ursache. Durch Vergessen der Wahrnehmungsgrundlage der Objecte (d.h. der genannten Gruppen) erscheinen sie als außerhalb des Bewußtseins existierende Wesenheiten, als Substanzen (Exam. ch. 11).

Den abgeleiteten, reflexiven Charakter der Unterscheidung der Vorstellung von Subject und Object betont KRUG (gegen REINHOLDS »Satz des Bewußtseins«, s. d.): »Die Unterscheidung der Vorstellung als solcher von Subject und Object und die Beziehung derselben als solcher auf beides ist kein Factum des natürlichen Bewußtseins. In diesem verliert sich das Subject so in der Vorstellung des Objectes, daß jene Unterscheidung gar nicht stattfindet.« »Wir schließen... nicht von den wahrgenommenen Vorstellungen auf nicht wahrgenommene Dinge, sondern wir nehmen die Dinge wahr und schließen eben daher und weil wir uns die wahrgenommenen Dinge auch abwesend vergegenwärtigen oder andere an deren Stelle denken können, daß Vorstellungen von den äußern Objecten... in uns entstanden seien« (Fundamentalphilos. S. 130). Die Vorstellung vergegenwärtigt das Object. »Wir finden in uns zuerst eine Tätigkeit, die bloß innerlich (immanent) ist, indem wir uns irgend etwas vorstellen und es durch unsere Vorstellungen erkennen können. Durch diese Tätigkeit wird daher nur etwas Subjectives erzeugt, wenn es sich auch auf ein Objectives beziehen mag, das dadurch im Ich vergegenwärtigt oder abgebildet wird« (Handb. d. Philos. I, 55. vgl. UPHUES). G. E. SCHULZE betont, in der Anschauung selbst fände keine Unterscheidung von Vorstellung und Gegenstand statt (Aenesidem. S. 85). Von der Beschaffenheit der Vorstellung kann der Verstand auf eine außer der Seele vorhandene schließen (Krit. d. theoret. Philos. II, 34). Das Vorstellen »besteht aus dem Bewußtsein von etwas in uns, das nicht die dadurch erkannte Sache selbst ist aber doch als ein Zeichen davon dazu dienet, die Beschaffenheiten der Sache zu erkennen« (Üb. d. menschl. Erk. S. 22 f.). »Da Vorstellungen allererst durch ihre Beziehung auf etwas anderes, als sie selbst sind, Vorstellungen ausmachen, so können sie von dem, was dadurch vorgestellt wird, sehr verschieden sein und gleichwohl eine Erkenntnis desselben vermitteln. Diese Verschiedenheit findet an denselben auch immer statt, wenn das, worauf sie sich beziehen, und dessen Stelle sie für das Bewußtsein vertreten, keine Vorstellung und keinen Gedanken, sondern etwas Objectives in der Natur und dessen Beschaffenheit ausmacht« (l. c. S. 24). Nach FRIES ist zu beachten, daß »in der Empfindung von vornherein ein Anschauen von etwas außer mir oder einer Tätigkeit in mir... enthalten sei, und daß die Vorstellung eines Gegenstandes oder eines Objectiven nicht erst durch die Reflexion oder sonst hinterher hinzugebracht werde, sondern schon gleich von Anfang an vollständig dabei sei« (Neue Krit. I2, 88.[25] Vgl. WUNDT). »Die Anschauung in der Empfindung hat für sich allein unmittelbare Evidenz, indem sie den Gegenstand als gegenwärtig vorstellt« (l. c. S. 91). Die Dinge können in ihrer Beziehung zum Subject oder in ihren wechselseitigen Beziehungen aufgefaßt werden (l. c. S. 94). – TIEDEMANN wiederum erklärt: »Wir kennen die Dinge nicht anders als dadurch, daß sie mittelst der Eindrücke auf uns sich zu erkennen geben... Diese Eindrücke allein sind es, was von den Gegenständen unmittelbar zu unserer Kenntnis gelangt. das hinter ihnen Liegende entdeckt sich nicht unmittelbar, sondern muß allenfalls aus den Eindrucken und den damit verbundenen Umständen geschlossen werden. Demnach sind Objecte uns unmittelbar nichts anderes als die Empfindungen, welche uns gegeben werden.« Gegenstand und Empfindung sind für uns nicht innerlich und wesentlich verschieden, sondern »der Gegenstand bekommt nur einen kleinen Zusatz aus anderen Betrachtungen, um ihn von der bloßen Empfindung zu unterscheiden« (Theaet. S. 146 f.). Nach ABICHT ist die Nötigung, meine Vorstellungen auf fremde Ursachen zu beziehen, nur meine eigene, subjective Notwendigkeit (Philos d. Erk. S. 368 f.). – Nach BOUTERWEK erfaßt das Ich das Object als entgegengesetzt dem Subject (Apodikt. II, 73), durch den Widerstand, den es uns entgegensetzt (l. c. S. 60 ff.). »Die Vernunft erkennt in ihrer ursprünglichen Verbindung mit der Sinnlichkeit das Dasein einer wirklichen... Außenwelt an, indem sie durch denselben ursprünglichen Reflexionsact, durch den das Ich als Subject oder erkennendes Wesen im Bewußtsein hervortritt, dem Ich ein Nicht-Ich, dem Subject ein Object, dem erkennenden Wesen ein Erkanntes... gegenüberstellt. Dieser ursprüngliche Reflexionsact ist ein Denken, aber kein Schließen. Er ist eine von den unmittelbaren Functionen der Denkkraft, die der Entstehung der Begriffe, Urteile und Schlüsse zum Grunde liegen« (Lehrb. d. philos. Wissensch. I, 51. vgl. SCHOPENHAUER u. a.).

In verschiedener Weise wird das Außenweltsbewußtsein auf ein Denken (Urteilen, Schließen), bezw. auf das causale Denken zurückgeführt. GÜNTHER erklärt: »Nur weil der Geist sich selber als causales Princip seiner eigenen Tätigkeiten in und aus diesen findet, kann er nicht nur, er muß sogar für alle Erscheinungen, die er nicht auf sich als den Realgrund ihres Daseins beziehen kann, einen andern Realgrund außer ihm selber voraussetzen und dies mit derselben Gewißheit, mit welcher er sich selber als Wurzel zuvor gefunden hat« (Eur. u. Her. S. 185). H. RITTER bemerkt: »An dem Ich scheint das Nicht-Ich, und weil die forschende Vernunft bei diesem Schein nicht stehen bleiben kann, muß sie über sich hinausgehen und ein Nicht-Ich als wahr anerkennen« (Syst. d. Log. u. Met. I, 161). Die Empfindung, welche zunächst subjectiv ist, enthält doch einen Hinweis auf das Object (l. c. S. 189). Die in der Empfindung, als einem Momente des Denkens, liegende Hemmung treibt uns, den Gegenstand zu ihr hinzuzudenken. »Das Hinzudenken der erscheinenden Sache zu der Erscheinung setzt einen Grund der Erscheinung« (l. c. S. 193, 195 f.). V. COUSIN bemerkt: »Nous savons qu'il existe quelque chose hors de nous, parce que nous ne pouvons expliquer nos perceptions sans les rattacher à des causes distinctes de nous-memes« (Cours d'hist. de la philos. au 18ième siècle, 8ième leç.). Nach ROSMINI-SERBATI besteht das Gegenstandsbewußtsein in einem Urteil (giudizio), dem »verbo della mia mente«, welches ist eine »efficacia della mia volontà, che fissa e determina la cosa pensata, assentendo a credere quella cosa sussiste« (Nuovo saggio II, p. 19 f., 112 f.). »Ogni senso riceve un azione. –[26] Un azione fatta in noi, della quale noi non siamo gli autori, suppone un diverso da noi. – Dunque ogni senzo percepisce un diverso da noi« (l. c. p. 239, 343 ff.). (Dagegen betont MAMIANI die unmittelbare Erfassung des außer der Seele Seienden durch diese, Conf. I, 150 ff.) Nach CHR. KRAUSE sehen wir nicht das äußere Object, sondern nur Lichtbeschaffenheiten unseres Auges. Wir fassen erst unsere Empfindungen zusammen und schließen, es sei eine (Mit-)Ursache dieser außer uns da. Phantasie und Denken (Kategorien) bestimmen aus dem Materiale der Empfindungen das Object, auf welches wir apriorische Begriffe übertragen (Vorles. üb. d. Syst. S. 68 ff., 72, 89, 110, 406). CZOLBE betont »Nicht Kants vor aller Erfahrung bestehendes angeborenes Causalverhältnis veranlaßt uns..., daß wir unseren subjectiven Wahrnehmungen als eine ihrer Ursachen eine objective Körperwelt supponieren, sondern unmittelbar sinnlich wahrgenommene und als Analoga benutzte, mechanische Causalverhältnisse« (Gr. u. Urspr. d. m. Erk. S. 76). Die Objecte nehmen wir nicht wahr, wir erschließen sie nur (l. c. S. 62). Weil wir in unseren sinnlichen Wahrnehmungen das Gesetz vom zureichenden Grunde finden, sind wir genötigt, auf etwas außer oder hinter denselben zu schließen (l. e. S. 101). Indem alle anderen Wahrnehmungen die Wahrnehmung unserer Person umgeben, d.h. neben oder außerhalb dieser liegen, »sind wir allein durch solche Unterscheidung zum Bewußtsein unserer Außenwelt gekommen, welche, rein subjectiv, sich von der... objectiven Körperwelt wesentlich unterscheidet« (l. c. S. 63). Nach J. H. FICHTE wird jedes »mittelbare Object weder empfunden noch angeschaut, sondern durch einen Denkact einer Empfindungsgruppe zugrunde gelegt, die dadurch zum objectiven Phänomen, zum Bild der Sache wird« (Psychol. I, 375. II, 241 f.). Nach M. CARRIERE setzen wir zu unseren Empfindungen und Vorstellungen eine Ursache voraus. »Nur unter der Voraussetzung einer Außenwelt erklärt sich uns die Innenwelt, der Unterschied von Vorstellungen und Empfindungen, die wir hervorrufen, von anderen, die sich uns aufdrängen und aufnötigen ohne unser Wissen und Wollen, ja gegen dies letztere« (Sittl. Weltordn. S. 107). »Die Subjectivität bringt zum Bewußtsein, was die Objectivität ist,« indem die Denkgesetze auch Naturgesetze sein müssen (l. c. S. 108). J. BAUMANN bemerkt: »Wir gehen alle von Anfang an von dem Satze aus: wessen wir uns durch unsere leiblichen Organe, überhaupt durch Vermittlung unseres Körpers bewußt werden, das ist nicht bloße Vorstellung, nicht bloß Gedachtes« (Philos. als Orient. S. 229). Diese Realität ist aber zunächst nur ein zur Empfindung Hinzugedachtes, ein Product des Vorstellens auf Grund der Gebundenheit unseres Ich im Wahrnehmen (l. c. S. 230 ff.). Der Gegensatz von »innen und außen« hingegen ist ein ursprünglicher, fällt aber in die Vorstellungen selbst (l. c. S. 239 ff.). Die Kategorie der Causalität führt höchstens zu einer »Vorstellung äußerer Gegenstände«, nicht zum Ding an sich (l. c. S. 256). »Wir kennen bloß unsere Vorstellungen, nicht die Dinge als solche« (l. c. S. 265). Da wir aber nur durch Annahme einer Welt außer uns die Wahrnehmungstatsachen zu erklären vermögen, so ist der Realismus eine »feste, unabänderliche Vorstellung, gegen welche alle anderen Vorstellungsweisen leere Möglichkeiten bleiben« (l. c. S. 244 ff., 240 ff., 263 ff). Nach TH. H. CASE schließen wir von der Wahrnehmung auf den Gegenstand außer uns (Physical Realism 1888). Nach W. PREYER enthält die Wahrnehmung ein Object, d.h. der Verstand setzt für das Wahrgenommene eine Ursache (Seele d. Kind. S. 304). Nach L BOLTZMANN wird die Existenz der Materie zu den Empfindungen[27] hinzugedacht (Üb. die Frage nach d. obj. Exist. d. Vorg. S. 91 f.). LIPPS betont: »Die Objecte der Wahrnehmung und der objectiven Erinnerung können als für sich bestehend nicht gedacht werden, wenn wir nicht Lücken zwischen ihnen denkend ausfüllen, also von dem, was im Bewußtsein nicht war, dennoch anerkennen, es sei gewesen. Wir schaffen so einen dem Bewußtsein transcendenten Zusammenhang der Objectiven Wirklichkeit.« Es kann also von einem »doppelten Dasein der Welt« gesprochen werden, dem der Objecte an sich und dem der Gegenstände der Wahrnehmung (Gr. d. Log. S. 11 f.). »Das Wirklichkeitsbewußtsein entsteht..., indem Inhalte in der Wahrnehmung und auf Grund der Wahrnehmung dem Wechsel des Vorstellungsbeliebens standhalten, also von ihm sich unabhängig zeigen« (Grundtats. d. Seelenleb. S. 438 f.). Diese Unabhängigkeit ist aber nur relativ (l. e. S. 433). DROSSBACH erklärt: »Weil es ein Widerspruch ist, daß wir uns selbst Widerstand leisten, weil es nicht möglich ist, daß das Auge sich selbst sieht, daß wir uns selbst unmittelbar und direct wahrnehmen, darum setzen wir unwillkürlich fremde Ursachen voraus, die mit uns in Wechselwirkung stehen.« Diese Ursachen setzen wir unbewußt (Üb. d. Objecte der sinnl. Wahrn. S. 41). Wir nehmen nicht Erscheinungen, sondern Kräfte, die Ursachen von Erscheinungen, wahr (l. c. S. 11 f.).

Auf ein ursprüngliches, apriorisches, unbewußtes, nicht-begriffliches, concret setzendes Causalurteil führt das Außenweltsbewußtsein SCHOPENHAUER zurück. »Empirisch... ist jede Anschauung, welche von Sinnesempfindung ausgeht: Diese Empfindung bezieht der Verstand, mittelst seiner alleinigen Function (Erkenntnis a priori des Causalitätsgesetzes), auf ihre Ursachen, welche eben dadurch Raum und Zeit (Formen der reinen Anschauung) sich darstellt als Gegenstand der Erfahrung, materielles Object, im Raum durch alle Zeit beharrend, dennoch aber auch als solches immer noch Vorstellung bleibt, wie eben Raum und Zeit selbst« (W. a. W. u. V. I. Bd., S. 443). »Zur Anschauung, d. i. zum Erkennen eines Objects, kommt es allererst dadurch, daß der Verstand jeden Eindruck, den der Leib erhält, auf eine Ursache bezieht, diese im a priori angeschauten Raum dahin versetzt, von wo die Wirkung ausgeht, und so die Ursache als wirkend, als wirklich, d. i. als eine Vorstellung derselben Art und Klasse, wie der Leib ist, anerkennt« (Üb. d. Sehen u. d. Farb. C. 1, § 1). »Dieser Übergang von der Wirkung auf die Ursache ist aber ein unmittelbarer, lebendiger, notwendiger: denn er ist eine Erkenntnis des reinen Verstandes: nicht ist er ein Vernunftschluß, nicht eine Combination von Begriffen und Urteilen, nach logischen Gesetzen« (ib.. Welt als W. u. V. I. Bd., § 4. II. Bd., C. 22. Vierf. Wurz. C. 4, § 21). »Unsere empirische Anschauung ist sofort objectiv, eben weil sie vom Causalnexus ausgeht. Ihr Gegenstand sind unmittelbar die Dinge, nicht von diesen verschiedene Vorstellungen. Die einzelnen Dinge werden als solche angeschaut im Verstande und durch die Sinne: der einseitige Eindruck auf diese wird dabei sofort durch die Einbildungskraft ergänzt« (W. a. W. u. V. II. Bd., C. 2). Nach MAINLÄNDER sucht der Verstand zur Sinnesempfindung die Ursache (Philos. d. Erlös. S. 5). Nach HELMHOLTZ liegen dem Objectbewußtsein unbewußte Schlüsse (s. d.) zugrunde. Direct nehmen wir nur unsere Nervenerregungen wahr, niemals die äußeren Objecte. »Wir können niemals aus der Welt unserer Empfindung zu der Vorstellung von einer Außenwelt kommen, als durch einen Schluß von der wechselnden Empfindung auf äußere Objecte als die Ursache dieses Wechsels. Demgemäß müssen wir das Gesetz der Causalität als ein aller Erfahrung vorausgehendes Gesetz[28] unseres Denkens anerkennen« (Physiol. Opt. S. 430, 453. Tats. d. Wahrn. S. 27. Vortr. u. Red. I4, 115 f.). Nach AD. FICK construiert der Verstand durch einen Schluß das Object. Die objective Welt ist so das »Gespinst unseres eigenen Intellects«. Der Zwang der Wahrnehmung veranlaßt uns, auf Objecte als Ursachen der Empfindungen zu schließen (Welt als Vorstell. S. 5 ff., 11 ff., 15 ff.). GEORGE leitet das Gegenstandsbewußtsein aus einem auf Grund der Widerstandsempfindung gefällten Schlusse ab (Lehrb. d. Psychol. S. 235 ff.). Die Objecte sind ursprünglich »Ortspunkte«, die dem Ich gegenüberstehen (l. c. S. 239). Nach O. LIEBMANN entsteht uns die Welt der Objecte erst durch »Translocation« der Empfindungen in den Raum und durch unbewußte Beziehung derselben auf eine Ursache (Üb. d. object. Anbl. S. 1 ff., 10 ff., 62, 70 ff., 80 ff., 113 ff.). – E. ZELLER erklärt: »Das Bild der Dinge als solches erhalten wir dadurch, daß wir eine Anzahl von Empfindungen unter der Form des räumlichen Zusammenseins, das Bild der Vorgänge dadurch, daß wir sie unter dir Form der zeitlichen Aufeinanderfolge verknüpfen, durch eine Tätigkeit der anschauenden Phantasie. Damit uns dagegen dieses Bild zu einem Gegenstand oder Vorgang außer uns werde, ist es nötig, über die bloße Anschauung hinauszugehen und dieselbe auf die Einwirkung eines von uns selbst verschiedenen Realen zurückzuführen, und dies ist ein Act unseres Denkens. Denn nur unser Denken setzt uns in den Stand, die Unterscheidung zwischen uns selbst und anderen Dingen vorzunehmen, durch welche uns zugleich mit der Vorstellung des Subjectiven, d.h. zu uns selbst Gehörigen, auch die des Gegenständlichen, von uns selbst Verschiedenen, entsteht« (Üb. d. Gründe uns. Glaub. an d. Real. d. Außenwelt S. 245). Zu solcher Unterscheidung berechtigt uns die Constanz und Wirkungsfähigkeit des Wahrgenommenen (l. c. S. 248 f.). Das Außenweltsbewußtsein besteht in einem unbewußten Schlusse, der sich aber mit der Wahrnehmung so innig verknüpft, daß wir die Dinge unmittelbar wahrzunehmen glauben (l. c. S. 252). »Wir finden diese Empfindungen und Wahrnehmungsbilder in uns vor, und die Natur unseres Denkens nötigt uns, nach ihrer Ursache zu fragen. Diese Ursache können wir aber nicht in uns selbst suchen, weil sich unsere Wahrnehmungen in ihrem Vorkommen wie in ihrem Inhalt als etwas darstellen, das von unserer eigenen Tätigkeit nicht abhängt« (l. c. S. 253). P. CARUS erklärt: »Das Organ unserer Erkenntnis ist der reine Verstand, welcher die wahrgenommenen Empfindungen gemäß dem Gesetz der Causalität uns als Wirkungen auffassen lehrt. Indem wir so auf Ursachen schließen, welche diese Wirkungen hervorrufen, construiert unser Verstand eine Welt jenseit dieser Empfindungen. d.h. er projiciert die Vorstellungen, welche in uns erregt sind, außerhalb unseres Leibes. Diejenigen Gegenstände. welche der Verstand als selbständig dem Subject gegenüberstehende Ursachen dieser Vorstellungen hypostasiert, nennen wir Objecte. Sie erscheinen uns als coëxistierend, indem sie die Existenz des Subjectes begrenzen und umgeben« (Met. S. 13, 15, 24). Subjectivität und Objectivität sind »two abstracts made of one and the same thing« (Princ. of Philos. p. 17). Nach SIGWART liegt der Vorstellung des Dinges zunächst »die einheitliche Zusammenfassung einer im Raume abgegrenzten und dauernden Gestalt zugrunde, also eine räumliche und zeitliche Synthese« (Log. II2, 113). Die Unveränderlichkeit der Gestalt des Wahrgenommenen bestimmt uns zuerst, es als ein Ding zu betrachten (l. c. S. 117 ff.). Die Coëxistenz der Sensationen ist nicht eigentlich Gegenstand unmittelbarer Wahrnehmung. Im Begriff des Dinges ist eine Synthese gegeben, und diese geht[29] auf eine ursprüngliche Function zurück, »vermöge der wir die Empfindungen verschiedener Sinne aufeinander beziehen, um sie zur Vorstellung eines räumlichen Objectes zu gestalten« (l. c. S. 124 ff.). »Es kann zu den sichersten Ergebnissen der Analyse unserer Erkenntnis gerechnet werden, daß jede Annahme einer außer uns existierenden Welt eine durch das Denken vermittelte, durch unbewußte Denkprocesse erst irgendwie abgeleitete ist« (l. c. I2, 7).

Auf räumliche Momente u. dgl. wird die Entstehung des Außenweltsbewußtseins vielfach bezogen (s. Selbstbewußtsein). WAITZ leitet es aus einer Projection der Vorstellungen nach außen ab (Lehrb. d. Psychol. S. 430). Nach VOLKMANN setzt sich die Vorstellung des Gegenstandes außer uns aus »der Projection in den Raum und dem Bewußtwerden der Abhängigkeit im Haben der Empfindung« zusammen (Lehrb. d. Psychol. Il4, 139). Ihre letzte Ausgestaltung erhält diese Vorstellung durch den Substanzbegriff (l. c. S. 141). Nach E. MACH erscheinen dem naiven Bewußtsein die Elemente der Dinge räumlich und außerhalb der Elemente des Leibes, »und zwar unmittelbar, nicht etwa durch einen psychischen Projections- oder einen logischen Schluß- oder Constructionsproceß, der, wenn er auch existieren würde, sicher nicht ins Bewußtsein fiele« (Anal. d. Empfind.4, S. 26). Unabhängig erscheint die Außenwelt, weil man die Abhängigkeit der »Elemente« (s. d.) von den Elementen des eigenen Leibes nicht, dafür aber die festen Zusammenhänge der Körper-Elemente beachtet (l. c. S. 27). STÖRRING erklärt: »Der Objectivitätscharakter der Wahrnehmungen des Gesichts im Gegensatz zu dem Subjectivitätscharakter der Pseudohallucinationen und... der Vorstellungen hängt davon ab, daß die Wahrnehmungsinhalte dem Individuum in den im gegebenen Moment wahrgenommenen Raum eingeordnet erscheinen und demselben eine constante durch Erfahrung ihm bekannt gewordene Abhängigkeit von den Bewegungen des Sinnesorganes und des Gesamtkörpers zeigen« (Psychopathol. S. 71). Nach HAGEMANN geben wir den Empfindungen »objective Deutung, und zwar, nachdem wir einmal die Wahrnehmung gewonnen haben, ganz unbewußt und unwillkürlich. wir vereinigen sie in demselben Raumbilde, woher gleichzeitig die Sinneserregung ausgegangen ist« (Psychol.2, S. 62). JODL betont: »Da jede Wahrnehmung Bewußtseinszustand ist, so ist jeder der Gegensatz und die Spaltung von Subject und Object wesentlich« (Lehrb. d. Psychol. S. 108). – »Das wichtigste Kriterium, welches für die naive Beobachtung einen Complex gewissermaßen legitimiert und die Grenzlinie von Ding zu Ding zieht, ist die Möglichkeit, irgend eine Gruppe aus einer gegebenen Totalität von Eindrücken selbständig abzulösen, ohne ihre Erscheinung und den Zusammenhang ihrer Teile zu verändern und sie durch Bewegung und Ortsveränderung in eine ganz andere Umgebung zu bringen.« »Jeder derartige Complex von verschiedenen Sinnesempfindungen, die immer miteinander vorkommen oder wenigstens miteinander vorkommen können, bildet nun den Nucleus einer dinglichen Vorstellung, die Vorstellung einer Sache, welche bestimmte Eigenschaften hat. Dies bedeutet nichts anderes als die Auslegung, welche das Bewußtsein unter dem Einflusse der... Processe der Localisation und Projection einem solchen Empfindungscomplexe gibt.« »Dinge oder Sachen sind in erster Linie sichtbare Dinge. das Gesichtsbild wird vorzugsweise zum Zeichen für die Sache selbst« (l. c. S. 91, 94, 546, 549 ff.).

Die Unmittelbarkeit (oder höchstens psychologische Genesis) des Außenweltsbewußtseins bezw. die primäre Objectivität des Wahrgenommenen wird in verschiedener Weise betont (s. auch oben: REID, JACOBI u. a.). Nach GALUPPI[30] ist das Objectbewußtsein unmittelbar gewiß (Elem. di filos. I, 155 ff.). So auch nach ROYER-COLLARD (Adam, Philos. en France p. 195 ff.), AMPÈRE (l. c. p. 178), nach RENOUVIER (Critique philos. XV, 1879), L. DAURIAC (als Glaube an das phänomenale Object) (Croyance et Réalité, 1889) u. a. Nach FECHNER vertritt uns die Anschauung das Objective selbst, erscheint uns unmittelbar als dieses. Das durch Anschauung Gegebene und das dazu Associierte wird objectiviert (Zend-Av. I, 177 f.). Reflexionslos verwechseln wir »das, was in die Wahrnehmung eintritt, geradezu mit etwas Äußerem« (Tagesans. S. 224). »Glaubenssache wird die Annahme einer Außenwelt immer bleiben, da wir doch das, was wir von ihr haben und wissen, tatsächlich nur als unser Inneres haben« (l. c. S. 225). »Aus dem Bewußtsein kann man nicht heraus, kann auch nicht beim eigenen stehen bleiben. Der praktische Gesichtspunkt nötigt den Menschen, an eine Außenwelt zu glauben, um seine Handlungen darauf zu richten« (Üb. d. Seelenfr, S. 200). Die Dinge an sich müssen wir uns uns analog denken (Tagesans. S. 230 ff.). Dieser »objective Idealismus« betont: »An etwas überhaupt denken, was nicht in unsern oder damit vergleichbar einen andern oder allgemeinen Geist falle oder fallen könne oder daraus abstrahierbar sei, heißt an nichts denken« (l. c. S. 240). Nach R. HAMERLING ist die Anschauung des Objects eins mit dem Object selbst (Atomist. d. Will. I, 44). Einen ursprünglichen Glauben an die Außenwelt in der Anschauung lehrt MARTINEAU. Nach LEWES ist die »reality of an external existence, a Not-self« »a fact of feeling« ursprünglicher Art, ebenso gewiß wie das eigene Ich (Probl. I, 177, 179). Aber das Object (als »Universe«) ist der »larger circle«, welcher das Ich einschließt (l. c. p. 194 f.). Nach W. JAMES besteht das Wahrgenommene ursprünglich in »simple beings, neither in nor out of thoughts«. »Sameness in a multiplicity of objective appearances is thus the basis of our belief in realities outside of thought« (Princ. of Psychol. I, 272. vgl. p. 32 ff.). Nach KIRCHMANN setzt die Wahrnehmungsvorstellung ihren Inhalt als seiend, das Seiende außerhalb der Wahrnehmung (s. d.) (Katech. d. Philos.3, S. 21. Lehre vom Wiss.4, S. 10, 68). – Nach G. GLOGAU fassen wir nicht die Bewußtseinserscheinungen als secundäre Folgen einer für sich seienden Realität auf. Die Wahrnehmung allein ist das Gegebene, das Primäre (Abr. d. philos. Grundwiss. I, 24 f.). »Aus uns selbst... verlegen wir die Anschauung, welche wir allmählich gebildet haben und die uns in unserem gegenwärtigen Handeln bedingt, in die Außenwelt.« Es gehört zum Wesen des Bewußtseins, »bei jedem einzelnen Acte von der Gesamtheit aller früheren ähnlichen Acte sieh abhängig zu fühlen«. »Diese Abhängigkeit besteht nun genauer darin, daß in der Wahrnehmung die bewußte Tätigkeit nicht auf die directe Veranlassung beschränkt bleibt, welche sie diesmal herausfordert, sondern daß alles, was den Inhalt früherer ähnlicher Acte gebildet hat, jetzt (bei Eintritt des gleichen oder eines ähnlichen Reizes) ebenfalls in erneute Energie versetzt wird und sich der directen Erregung hinzuaddiert. Ein solcher größerer psychischer Complex aber, der indirect geweckt wird, fällt (scheinbar) aus den Grenzen des tätigen Principes heraus, da die eigene Activität in den schon früher erschaffenen, jetzt mittelbar erweckten alten Massen wenig gefühlt wird. So setzt er sich als unabhängig auf sich selber ruhende Gegenständlichkeit dem tätigen Princip gegenüber und erscheint dadurch als der die Tätigkeit bedingende, aber in sie nicht aufgehende, mit ihr nicht identische, unabhängige Reiz« (l. c. S. 26 f.). J. BERGMANN erklärt: »Während die Empfindung an sich ein subjectiver Zustand, eine Daseinsweise des empfindenden Subjects ist, findet durch das Bewußtsein[31] gleichsam eine Zersetzung statt. der Inhalt der Empfindung oder das Empfundene wird aus dem Zustande als solchem ausgeschieden und als ein selbständiges Wesen dem empfindenden Subject gegenübergestellt« (Grundl. ein. Theor. d. Bewußts. S. 34 ff.). Nach C. GÖRING hingegen wird die Wahrnehmung auf äußere Gegenstände bezogen (Syst. d. krit. Philos. I, C. 9, S. 172). – Nach VOLKELT haben die Empfindungen unmittelbar den Schein der Transsubjectivität (Beitr. zur Anal. d. Bewußts., Zeitschr. f. Philos. Bd. 112, S. 217 ff., 221). Die Empfindung ist gegeben, bedeutet nur sich selbst, es fehlt ihr die Abbildlichkeit (l. c. S. 219 ff.). »überall und immer erfahren wir, indem wir empfinden, zugleich den Eindruck des Außenweltlichen. wir glauben unmittelbar das Draußen unseres Bewußtseins so zu empfinden« (l. c. S. 222). »Die Empfindung steht uns mit einem Schlage als scheinbar transsubjectiv vor dem Bewußtsein« (l. c. S. 224). »Das Bewußtsein wird im Empfinden der Bewußtseinsjenseitigkeit seines Inhalts in unmittelbarer Weise inne« (l. c. S. 230 f.). »Das Bewußtsein spürt, indem es sich spürt, zugleich sein eigenes Jenseits« (l. c. S. 236). Das »Gefühl des Transsubjectiven« wird durch die Erfahrung des Bewegungswiderstandes unterstützt. Auf Grund desselben füllen wir die Außenwelt mit (unserem Willen analogen) Kräften aus (l. c. S. 239. vgl. Transcendent). Nach P. JANET drückt die Empfindung als Qualität eine Erscheinung aus, sie setzt ein Object voraus (Princ. de mét. et de psychol. II, 160 ff., 164 f.). Schon in der primitivsten Empfindung (sensation) ist ein »caractère objectif« (l. c. p. 166). »La relativité des sensations ne répose... pas plus que la subjectivité contre l'existence des choses sensibles. car lors même qu'il y aurait de telles choses, la relativité et la subjectivité seraient précisément telles qu'elles sont« (l. c. p. 191). Die Objecte sind zugleich mit dem Ich gegeben. »nous sommes en rapport direct avec des choses extérieures« (l. c. p. 192). Es besteht eine »union directe du moi et du non-moi« (l. c. p. 193). Das Außenweltsbewußtsein ist »un acte primordial et irrésistible, un instinct« (ib.), kann aber auch inductiv gestützt werden (l. c. p. 193 ff.). Aus dem Widerstande, den unsere Kraft, unser Wille erfährt, schließen wir auf Kräfte außer uns (l. c. p. 195 ff.). – SCHUPPE bestreitet die Projection der Empfindungen auf Dinge außer dem Bewußtsein, vielmehr baut sich die Außenwelt aus Empfindungsinhalten auf (Log. S. 15 ff.).

Nach WUNDT ist die Außenwelt »die ganze Summe der Erfahrungsinhalte, die in der unmittelbaren Wahrnehmung als ein von dem fühlenden und wollenden Ich Verschiedenes gegeben sind« (Log. I2, 424). Das ursprünglich Gegebene ist das »Vorstellungsobject« (s. oben). Die Objectivität ist ein ursprüngliches Merkmal des Gegebenen. die Vorstellung wird nicht erst auf ein Object durch Schluß bezogen. »Die Welt, soweit wir sie kennen, besteht nur in Vorstellungen. Diese aber werden von dem natürlichen Bewußtsein den Gegenständen, auf die wir sie beziehen, identisch gesetzt, und erst die wissenschaftliche Reflexion erhebt die Frage. wie sich das in der Vorstellung gelieferte Bild und sein Gegenstand zueinander verhalten.« »Da wir die objective Wahrnehmung gar nicht unmittelbar zugleich als subjectiven Zustand unseres Bewußtseins auffassen, so ist ursprünglich die Vorstellung des Gegenstandes eins mit dem Gegenstand selber. erst eine nachträgliche Reflexion unterscheidet diesen von seinem subjectiven Bilde und trennt so das ursprünglich einheitliche Vorstellungsobject in zwei Bestandteile: das Object und die Vorstellung« (Log. I2, S. 424, Grdz. d. physiol. Psychol. II4, S. 1, 437 f.. Philos. Stud. X, 87. Ess. 5, S. 140). Subject und Object als solche gibt es erst begrifflich durch die Reflexion (Syst. d.[32] Philos.2, S. 97. Philos. Stud. XII, 343, 383 f., 396, 399. XIII, 322). Nach KÜLPE bildet sich das Ichbewußtsein zugleich mit der Vorstellung einer Außenwelt (Philos. Stud. VII, 410). Das Ursprüngliche ist die weder objectiv noch subjectiv differenzierte Einheitlichkeit des Erlebten (l. c. S. 313). Zunächst ist die Außenwelt »die Summe aller außer dem eigenen Körper gesehenen oder sichtbaren Objecte« (l. c. S. 321). »Im« Ich ist die Außenwelt bezüglich ihrer Abhängigkeit vom Körper (l. c. VIII, 335). Mit der Anerkennung des eigenen Körpers als eines Vorstellungsobjectes vollzieht sich eine weitere Scheidung (ib.). – R. STEINER bemerkt: »Der naive Mensch betrachtet seine Wahrnehmungen in dem Sinne, wie sie ihm unmittelbar erscheinen, als Dinge die ein von ihm ganz unabhängiges Dasein haben« (Philos. d. Freih. S. 58 ff.)

S. HANSEN meint: »Wahrscheinlich ist es, daß das Kind (das primitive Bewußtsein) anfangs Eindrücke empfängt, die sich ihm weder als objective noch als subjective darstellen. weil seine Existenz aber von dem Inhalte dieser gegebenen Eindrücke oder Vorstellungen abhängig ist (eine der ersten Vorstellungen wird ja du Mutter sein), so behandelt es instinctiv diesen Inhalt als einen objectiven, bevor es ihn als objectiven erkennt, und erst dadurch entsteht allmählich die Erkenntnis« (Das Probl. d. Außenwelt, Vierteljahrsschr f. wiss. Philos. 15. Bd., S. 35). Wir nehmen die in Vorstellungen gegebenen Gegenstände wahr (l. c. S. 37). »Das allgemeine Bewußtsein sondert wirklich zwischen Empfindung und Gegenstand, wenngleich es sie auch vermengt. Solange die Sinnesempfindung oder die Wahrnehmung stattfindet, wird nicht zwischen dieser und dem Gegenstande gesondert. das Bild... wird für den Gegenstand selbst angenommen. Nach der Wahrnehmung wird angenommen, daß ein Gegenstand, entsprechend dem Normalbilde, besteht« (l. c. S. 44). Das »objective Gepräge« der Wahrnehmungsinhalte führt, bei Anerkennung der allgemeinen Gültigkeit des Satzes vom Grunde, zum Realismus als Hypothese (l. c. S. 48 ff.). R. SEYDEL bestreitet den Wahrnehmungsinhalt und Object identificierenden »naiven Realismus«. »Es gibt allerdings wahrscheinlich einen frühesten Punkt der Bewußtseinsrichtung in Tier und Kind, wo einfach nur eine praktische Reaction auf Empfindungszustände stattfindet, ohne Vorhandensein irgend welcher unbewußter oder halbbewußter Ansicht, was diese Zustände seien oder nicht seien. dies nennt jedoch niemand naiven Realismus. Aber schon gewisse praktische Reactionsweisen des Tieres machen den Eindruck, als setzten sie eine Unterscheidung des Dings von der Empfindung voraus. Daß diese Unterscheidung vorliegt, wird immer zweifelloser, je weiter wir die Bewußtseinsscala bis zur eigentlichen Reflexion verfolgen. Niemals werden die Empfindungen der von uns Zeitsinne genannten Sinne, d.h. aller ohne das Gesicht, selbst für Dinge, nicht einmal für dingliche Eigenschaften in wirklicher Gleichsetzung dieser mit dem Empfundenen gehalten. – Was als dingliche Eigenschaft dem Empfundenen, das sie uns offenbart, entspreche, wird hier überhaupt gar nicht beurteilt. Dagegen wird allerdings dauernd die Farbe und Gestalt der taghellen Oberfläche für dingliche Eigenschaft in gewisser Gleichsetzung mit der Empfindung gehalten und alles Körperliche, auch das ungesehene, als irgendwie gefärbt vorgestellt, aber doch mit fortwährend aufgeregter Ungewißheit, ob die Gleichheit des gesehenen Bildes mit dem wirklichen Aussehen eine völlige sei« (Der sog. naive Real., Vierteljahrsschr. f. wiss. Philos. Bd. 15, S. 18, 22, 25, 29, 31 f.). – Nach A. SPIR gehört zum Wesen der Vorstellung eine Beziehung auf Gegenstände (Denk. u. Wirkl. I, 185). Im Ich ist ursprünglich ein »Fremdes«, dessen wir[33] uns als solchen bewußt sind (l. c. S. 52). Die Widerstandsempfindung verstärkt nur das Gegenstandsbewußtsein. Die äußeren Objecte sind »Verbindungen von Tast-, Gesichts- und anderen Eindrücken mit Widerstandsgefühlen« (l. c. S. 64). Vermöge eines in uns liegenden apriorischen Gesetzes sind wir genötigt, den Gegenstand als Identisches, als Substanz zu denken (l. c. II, 56 ff., 197). – Nach J. WOLFF wird das Object nicht erschlossen, sondern ursprünglich wahrgenommen. Das Object der Wahrnehmung deutet auf ein Ding außer uns hin, dessen selbständige Existenz höchste Wahrscheinlichkeit hat (Das Bewußts. u. sein Object S. 315 ff.). Nach R. WEINMANN ist uns zunächst nur unsere Bewußtseinswelt gegeben, »aber sie kann nie und nimmer anders begriffen werden denn als... Spiegelung einer objectiven, von uns unabhängig existierenden und insofern als transcendent zu bezeichnenden Außenwelt« (Zeitschr. f. Psychol. XVII, 215 ff.). Die Vorstellungen sind Zeichen für ein Ding (l. c. S. 222). So auch KROMAN (Unsere Naturerk. S. 376). Nach GUTBERLET nötigt uns ein angeborener Trieb, die objectivierten Sinnesqualitäten auf äußere Dinge als deren Träger und Ursachen zu beziehen (Log. u. Erk.2, S. 187). SCHELLWIEN erklärt: »Für den gesunden Menschenverstand besteht kein Zweifel, daß er in dem Object nicht einen subjectiven Eindruck, sondern die Sache selbst, die Ursache des Eindrucks erkennt, und daß das Object ist, wie ich es erkenne, auch wenn ich es nicht erkenne« (Wille u. Erk. S. 114). Nach A. DÖRING ist »naiver Realismus« die Annahme, Voraussetzung, daß ein Correlat des Wahrnehmungsbildes existiert (Philos. Monatsh. 1890, S. 385 ff., gegen E. v. HARTMANN, welcher als naiven Realismus die Ansicht ausgibt, das Wahrgenommene sei das Object selbst und an diesem so, wie es wahrgenommen wird. s. unten). – UPHUES unterscheidet vom »Zustandsbewußtsein« der Gefühle u.s.w. das »Gegenstandsbewußtsein«, welches in einer eigenartigen (abbildenden, vertretenden) Beziehung des Bewußtseins zum Gegenstande außer diesem besteht (Psychol. d. Erk. I, 145). Nach der »Bildertheorie« stellt die Vorstellung den Gegenstand dar, wie er unvorgestellt existiert. Das Gegenstandsbewußtsein oder »Bewußtsein der Transcendenz« besteht in einer »Vergegenwärtigung« des Gegenstandes (l. c. I, 145 ff., 174 ff.. Üb. d. Erinner. S. 13 f.). Die Vorstellungen sind nicht die Objecte, werden nicht zu solchen, sondern die Gegenstände treten nur in der Hülle von Empfindungsinhalten auf (Psychol. d. Erk. I, 56, 221). Das Gegenstandsbewußtsein entsteht durch eine »natürliche Abstraction« seitens der Aufmerksamkeit, die den Inhalt der Vorstellung aus dem Bewußtsein heraus isoliert und zum Repräsentanten des Gegenstandes macht (l. c. S. 147). Später betont Uphues, die Vorstellungen erhielten eine Beziehung aufs Transcendente erst durch Wortvorstellungen (Namen) im Urteil (Neue Bahnen H. 10, 1896, 529. vgl. Monatshefte d. Comeniusgesellsch. 1895, S. 97 ff.). Vorstellungen vertreten Gegenstände, weil »in ihnen ein Wissen um ein von diesem Wissen und natürlich auch von den Vorstellungen verschiedenes, von beiden unabhängiges Etwas... ruhend und gebunden enthalten ist, das wir jederzeit wieder lebendig machen und auffrischen können« (Vierteljahrsschr. f. wiss. Philos. 21. Bd., S. 470). »Wir können die Vorstellungen, weil sie uns Gegenstände vertreten, als Gegenstandsbewußtsein bezeichnen, aber wie sie selbst nur wegen des mit ihnen verbundenen, in Urteilen bestehenden Wissens um Gegenstände Vertreter von Gegenständen sind, so hat das Gegenstandsbewußtsein eigentlich auch nur in diesem Wissen, also in letzter Instanz in Urteilen, nicht in Vorstellungen, seine Stelle« (l. c. S. 470 f.). Im Urteile kommt »die Beziehung der den Gegenstand[34] vertretenden Vorstellungen auf den Gegenstand zum Ausdruck«. »Da diese Vorstellungen mit den die Stelle des Prädicats einnehmenden Vorstellungen übereinstimmen, so werden mittelbar mit den ersteren auch diese letzteren auf den Gegenstand bezogen... Gerade in dieser Beziehung... besteht das eigentlich Charakteristische des Urteils, das Meinen von etwas, das Dafürhalten. Und in diesem Meinen, Dafürhalten des Urteils haben wir das eigentliche Gegenstandsbewußtsein... zu suchen« (l. c. S. 472). Inwiefern die Dinge adäquat erkannt werden, bleibt dahingestellt (früher [in Wahrn. u. Empfind. S. 9, 14, 284 ff.] nimmt Uphues eine unmittelbare Erfassung des Objects an). (Über SCHWARZ, THIELE s. oben.) Nach E. KOCH ist das »Bewußtsein der Wirklichkeit« weder ein Wahrnehmungsdatum noch ein Reflexionsproduct noch eine eigene Bewußtseinsart (Das Bewußts. d. Transcend. S. 18 ff.). »Wir haben es nur mit dem Etwas, dem psychologischen Etwas des Bewußtseins der Wirklichkeit zu tun. wenn wir das vergleichen mit dem Etwas einer Wort-Wahrnehmung oder – Vorstellung, so nimmt es die Stellung Wirklichkeit, das Etwas der Wort-Wahrnehmung oder – Vorstellung die eines Ausdrucks, einer Bezeichnung der Wirklichkeit ein« (l. c. S. 79). »Einmal geht alles in einfachen Vorstellungen vor sich, ohne ein Bewußtsein der Transcendenz der Vorgänge und des Etwas. oder aber es geht im Bewußtsein der Wirklichkeit vor sich, verbunden mit dem der Transcendenz des Etwas und der Vorgänge« (l. c. S. 82, 100 ff.). – Mit Uphues vgl. man ULRICI, nach welchem das Vorgestellte »immanent gegenständlich« ist (Leib u. Seele S. 317). »Die Seele unterscheidet das Object von sich und macht es sich dadurch vorstellig.« »Erst mit der Unterscheidung des Gegenstandes nicht nur von der Empfindung, sondern auch vom empfindenden Subject, womit die Empfindung gleichsam von ihm abgelöst und damit implicite die Beziehung des Gegenstandes zum Subject aufgehoben wird, erst damit wird der Gegenstand als Gegenstand gefaßt, erst damit wird die Perception zur anschauenden Wahrnehmung, zur objectiven Vorstellung im engeren Sinne« (l. c. S. 353. vgl. Log. S. 83. vgl. LOTZE, Syst. d. Philos. I, 15). – Vgl. SIMON B. LAURIE, Met.2, 1889. AARS, Zur psychol. Analyse der Welt 1900 (Der Glaube an die Object-Existenz beruht auf Erwartung, auf einer »Projection« der Causalität). –

In verschiedener Weise wird als Faktor des Gegenstandsbewußtseins die Hemmung, welche der Wille, der Widerstand, welchen das Ich erlebt, erfährt (bezw. die Widerstandsempfindung) betont (s. auch oben). DESTUTT DE TRACY erklärt: »Lorsque je me meus, que je perçois une sensation en me mouvant, et que j'éprouve en même temps le désir de percevoir encore cette sensation: si mon mouvement s'arrête, si ma sensation cesse, mon désir subsistant toujours, je ne puis méconnaître que ce n'est pas là un effet de ma seule vertu sentante. cela impliquerait contradiction, puisque ma vertu sentante veut de toute l'énergie de sa puissance la prolongation de la sensation qui cesse« (Elem. d'idéol. I, p. 133). »Quand un être organisé de manière à vouloir et à agir sent en lui une volonté et une action, et en même temps une résistance a cette action voulue et sentie, il est assuré de son existence et de l'existence de quelque chose qui n'est pas lui: action voulue et sentie d'une part, et résistance de l'autre: voilà le lien entre notre moi et les autres êtres« (l. c. p. 431). »C'est à 1a faculté de vouloir, jointe à celle de nous mouvoir et de le sentir, que nous devons la connaissance de ces corps et la certitude de la réalité de leur existence« (l. c. p. 147). »Lorsque ce mouvement, que nous sentons, que nous voudrions, est arrêté, nous[35] découvrons certainement qu'il existe autre chose que notre vertu sentante« (l. c. p. 165 f.). MAINE DE BIRAN begründet das Außenweltsbewußtsein durch die Hemmung, die unser »effort«, unsere Muskel- und Willensanstrengung erlebt und unmittelbar objectiv deutet. »L'être actif juge, même sans sentir ou être affecté du dehors, que tel organe est le terme résistant de l'effort ou le siège d'un mouvement qui se rapporte de lui-même à la cause moi qui le produit et le veut. Nous jugeons également et nous ne sentons point l'existence d'une force extérieure qui réagit contre la nôtre et produit hors de nous ou sur nous certains effets, dont l'ensemble est appellé corps, et dont cette force est la substance« (Oeuvr. philos. publ. par Cousin III, p.117). »Ce que le moi perçoit ou conçoit comme passif, il le met hors de lui ou l'attribue à d'autres êtres que lui, et ces êtres il les reconnaît et les désigne sous le titre de choses ou d'objets extérieurs manifestés« (l. c. p. 5). »Lorsque le mouvement est... arrêté ou empêché, l'individu sent ou aperçoit bien immédiatement que ce n'est pas sa volonté, qui l'arrête ou le suspend, et c'est là ce qui le conduit a attribuer, par une première induction, cet empêchement à une cause non moi oppose a sa volonté« (Oeuvr. inéd. publ. par Naville II, p. 107). »La croyance d'une cause non moi diffère essentialement de la connaissance d'un objet étranger. La première peut se fonder uniquement sur une sorte de résistance au désir même le plus vague. la seconde s'appuie sur une résistance perceptible à l'effort ou au vouloir déterminé.« »Ni l'une ni l'autre ne sont le fait primitif de conscience, mais elles en sont peut-être également rapprochées. Quoique ayant sa source première dans l'activité du moi, la croyance se lie par une sorte d'affinité particulière avec ce qu'il y a de plus passif en nous, c'est-à-dire avec les affections générales de la sensibilité, qui suggèrent... l'idée d'une cause non moi capable de la produire« (l. c. p. 69). »Cette cause indéterminée comme non moi se détermine dans l'imagination, en se revêtant d'une forme sensible, en se mettant en quelque sorte sous l'étendue tactile qui lui sert de signe de manifestation et de reconnaissance« (l. c. p. 110 ff.). Die Außenwelt besteht in »rapports des êtres à nous«. Die Dinge sind Kräfte (Oeuvr. III, p. 125 ff., 299). – L. FEUERBACH erklärt: »Ein Object, ein wirkliches Object, wird mir... nur da gegeben, wo mir ein auf mich wirkendes Wesen gegeben wird, wo meine Selbständigkeit... an der Tätigkeit eines andern Wesens ihre GrenzeWiderstand findet. Der Begriff des Objects ist ursprünglich gar nichts anderes als der Begriff eines andern Ich – so faßt der Mensch in der Kindheit alle Dinge als freitätige, willkürliche Wesen auf – daher ist der Begriff des Objects vermittelt durch den Begriff des Du, des gegenständlichen Ich« (WW. II, 321 f.). »Ich setze nur ein Object, ein Du außer mir, weil an und für sich mein Ich, mein Denken ein Du, ein Object überhaupt voraussetzt. Ich bin und denke, ja empfinde nur als Subject-Object« (WW. X, 187). Ich bin »wesentlich ein mich auf ein anderes Wesen außer mir beziehendes Wesen, bin nichts ohne diese Beziehung« (l. c. S. 188). Ursprünglich ist die Welt Object des Verstandes nur, weil sie ein Object des Wollens, des Sein-und-haben-Wollens ist (l. c. S. 189). »Meine Empfindung ist subjectiv, aber ihr Grund ist ein objectiver« (l. c. S. 195). Nach L. NOIRÉ ist es »nur die Gegenwirkung unseres Ich auf eine von außen kommende Bewegung oder Hemmung unserer eigenen Bewegung, welche in uns ein Bewußtwerden der Außenwelt erweckt« (Mon. Erk. S. 132. s. unten). J. H. FICHTE bemerkt: »In jeder... Affection und Umstimmung kündigt sich... dem Geiste und seinem Bewußtsein etwas außer[36] seiner eigenen Macht und Freiheit Liegendes, ihn absolut Bindendes an. Unwillkürlich ist er daher genötigt, dies Bindende als die Wirkung eines andern auf ihn sich zu bezeichnen« (Psychol. I, 216). Unmittelbares Object des Bewußtseins ist das reale Wesen des Geistes selbst, mittelbares ein anderes Reales (l. c. S. 279). Mit innerer Evidenz unterscheiden wir die auf uns selbst und die auf andere Objecte gerichteten Willensacte (l. c. S. 280). »Mit dem Bewußtsein des Willens (Freiheit) ist auch das Bewußtsein einer unmittelbaren Bindung desselben durch ein anderes unauflöslich verknüpft. Dies den Willen Bindende muß daher vom Bewußtsein als ein Objectives anerkannt werden, so gewiß unser Wille es wird« (l. c. S. 281). Das Ding selber wird nicht unmittelbar erfaßt, sondern wird »durch einen objectivierenden Denkact einer Gruppe gewisser Empfindungen zugrunde gelegt« (l. c. S. 375). »Das Bewußtsein eines Realen infolge der... Empfindung« ist »Resultat eines (unwillkürlichen) Schlusses« nach der Kategorie von Grund und Folge (l. c. S. 377 ff.). Nach TH. ZIEGLER zeigt uns das Gefühl des Leidens, daß die Welt ist (Das Gef. S. 322). – Nach E. LAAS entsteht mit dem Bewußtsein des Ich »parallel und correlativ, in allen Fällen, wo die Willensregungen Widerstand erfahren«, »die Vorstellung von einer außer dem tätigen Subject existierenden, selbständigen, uns bindenden Gewalt, in welcher ebenso die Ursache der unliebsamen Hemmungen und Störungen zu suchen sei, wie in dem Ich die Ursache der freien Tat: Diese Vorstellung geht bei den aufgedrungenen Gefühlen und Phantasien auf ein x, ein ödes Etwas, das uns entgegenliegt. Aber wenn die Empfindungen und Wahrnehmungen zwangvoll entgegentreten, so wirkt ihre Objectivität und ihr Anderssein dahin, sie selbst nicht etwa als Repräsentanten des fremden Agens, sondern als das fremde Agens selbst zu fassen. Und diejenigen Empfindungen, welche am markantesten die Vorstellung widerstrebender Existenz nahe legen, die Resistenzempfindungen versuchten Bewegungen gegenüber, werden zur Unterlage und zum Ausgangspunkt für die dem Nicht-Ich weiter beizulegenden Eigenschaften« (Ideal. u. Posit. III, 67 f.). »Dem persistent werdenden Subject, Ich, Selbst, das sich als ein fühlendes, wollendes, könnendes findet und ergreift, legen sich Gruppen von – ungewollten und unbeherrschbaren – Empfindungen als ein anderes, Fremdes, Äußeres gegenüber, das außer seiner Macht steht und darum außer ihm ist« (l. c. S. 68). Aber die Existenz des Objectiven außer der Wahrnehmung kann nur bedeuten, »daß auch in der Zwischenzeit, unter denselben Bedingungen wie früher und jetzt dies und das hätte wahrgenommen, und, wenn wahrgenommen, aus den Wahrnehmungen in Objective Vorstellungen hätte reduciert und aufgelöst werden können« (l. c. S. 69. ähnlich M. KEIBEL, Wert u. Urspr. d. philos. Transcend. S. 7 ff., 27 ff., 52). – FR. SCHULTZE erklärt: »Daß unseren Vorstellungen äußere Dinge zugrunde liegen und entsprechen, schließen wir aus der Tatsache, daß unsere Vorstellungen nicht völlig in der Gewalt unserer Willkür stehen« (Philos. d. Naturwiss. II, 58 f.). »Wir schließen also auf die Existenz an sich bestehender Dinge aus der Bewegung. unserer Vorstellungen im Verhältnis zu unserem Willen« (l. c. S. 59), durch einen »spontanen Causaltrieb« (l. c. S. 241). Eine Reihe von Eindrücken wird dadurch zum Object, »daß sie als untrennbar zueinander gehörig, als eine Einheit, in welcher jene vielen stets zusammen sind, gefaßt werden« (l. c. S. 244). Sie werden auf einen Grund bezogen (ib.). Instinctiv schließend, setzen wir das Ding als einheitliche Ursache des Empfindungscomplexes (l. c. S. 245). Das Object selbst nehmen wir nicht wahr (l. c. S. 246). »Das neugeborene Kind hat von[37] der Außenwelt und ihrem mannigfachen Vorstellungsinhalt noch keine Ahnung« (l. c. S. 275). Auf den Zustand des »träumerischen Vorstellens« folgt die Periode, wo das Kind durch den Kampf des Willens mit den Empfindungen das Nicht-Ich zum Bewußtsein bringt (l. c. S. 281 ff.). HEYMANS betont, das Ich, dem wir die Außenwelt gegenüberstellen, sei nur das wollende Subject als solches, das Schranken für sein Wollen findet (Ges. u. Elem. d. wiss. Denk. S. 470). Das naive wie das wissenschaftliche Denken nimmt neben der Vorstellungswelt eine Welt als Ursache der Bewußtseinsvorgänge an (l. c. S. 457). Zur Ergänzung der Wahrnehmung und Herstellung des Zusammenhanges wird das Wirkliche postuliert (l. c. S. 464). Das Wirkliche sind »bleibende Empfindungsmöglichkeiten«, aber in dem Sinne, daß es »die relativ constanten Bedingungen enthalte, welche... unsere jeweiligen Wahrnehmungen erzeugen« (l. c. S. 464 f.). »Alle Bewußtseinserscheinungen, welche wir objectivieren, weisen... auf gleichzeitig gegebene Ursachen der Bewegungshemmung hin, und überall, wo ein solcher Hinweis vorhanden ist, findet die Objectivierung statt« (l. c. S. 467). »Nur die Erfahrung der Bewegungshemmung veranlaßt uns ursprünglich zur Annahme einer Wirklichkeit außerhalb des Ich. indem aber mit dieser Erfahrung regelmäßig bestimmte Sinneseindrücke zusammen gegeben sind, wird jene Wirklichkeit auch als die Ursache der letzteren, und werden diese als ein Zeichen für die Anwesenheit jener aufgefaßt. Das naive Denken gelangt dann leicht dazu, das Zeichen mit der bezeichneten Sache zu verwechseln« (l. c. S. 468 f.). – Nach E. v. HARTMANN hält der naive Realismus den Wahrnehmungsinhalt selbst für das Object (Grundprobl. d. Erk. S. 33). Die in den Raum hinaus projicierten Anschauungen werden als Objecte der Wahrnehmung aufgefaßt. das Wahrnehmungsobject ist ein »Associationsproduct von Empfindungen und Anschauungen« (l. c. S. 36). »Das gemeine Bewußtsein glaubt wohl durch seine Sinne vermittelst ihrer Wahrnehmungen die Dinge selbst zu erfassen und zu erkennen, aber es würde niemals zugeben, daß die Dinge nichts weiter als seine Wahrnehmungsvorstellungen seien.« »Das gemeine Bewußtsein glaubt zwar an die unabhängige Fortexistenz der Dinge, aber keineswegs an die unabhängige Fortexistenz der Eindrücke... Das gemeine Bewußtsein hat deshalb gar nicht an eine unbewußte Fortdauer der Eindrücke zu glauben, weil ihm der Glaube an die unwahrgenommene Fortdauer der Dinge völlig genügt.« Es glaubt »die von ihm unabhängigen Dinge selbst wahrzunehmen, erkennt aber die Wahrnehmungstätigkeit als etwas zum Dinge selbst Hinzukommendes. Es unterscheidet nicht das Ding von dem Wahrnehmungsbilde, wohl aber das Ding als nicht wahrgenommenes von dem Dinge als wahrgenommenem oder das Ding allein von dem Dinge plus Wahrgenommenwerden« (Gesch. d. Met. I, 557 f.). Zum Ding an sich, zum Transcendenten schlägt erst die Kategorie der Causalität eine Brücke. »Die transcendente Causalität zu meiner Empfindung hinzuzudenken, dazu fühle ich mich dadurch gezwungen, daß meine Empfindung etwas von mir nicht Gewolltes, mir Aufgezwungenes ist, daß ich sie als das Endglied einer Collision zwischen einem fremden Willen und meinem eigenen Willen fühle. Es ist das Unterliegen meines Willens in dieser Collision zweier Willen, welches mich logisch nötigt, die transcendente Causalität des fremden Willens anzuerkennen. es ist, also das Gefühl des nicht gewollten Zwanges, das zur Anwendung der logischen Kategorie der Causalität nötigt. Ich fühle nicht unmittelbar den fremden Willen, sondern ich fühle unmittelbar nur den Zwang des Aufgedrungenen in meiner eigenen Subjectivität. ich schließe nur unbewußt auf einen fremden[38] dynamischen Einfluß, wende also unbewußt die Kategorie der Causalität im transcendenten Sinne an« (Grundprobl. d. Erk. S. 119). Vermöge unserer geistigen Organisation wird der gefühlte Zwang »unwillkürlich und a priori als dynamischer Zwang eines fremden Willens gedeutet«(l. c. S. 120). So erlangen wir die »praktische Gewißheit« einer Realität außer uns, einer Gewißheit, welche vollbewußt durch logische, teleologische, ethische, religiöse Postulate bekräftigt wird (l. c. S. 126. vgl. Philos. d. Unbew.3, S. 312 f., 411). SCHAARSCHMID bemerkt: »Nicht das Vorstellen und Denken, sondern die Tatsache des Wollens und seiner Erfolge zwingt uns, den Bewußtseinsraum zu transcendieren. Denn sofern ich mich als Willenskraft aus dem Willen heraus kenne, muß ich dem, auf was ich wirke, also zunächst dem eigenen Körper, Wirklichkeit beimessen, da er meiner Anstrengung nicht bloß weicht, sondern auch oft widersteht. Das, was meinem Willen widersteht, kann nicht bloße Erscheinung des Bewußtseinsraumes sein.« »Nicht der Umstand, daß wir bei spontanen Bewegungen, die wir ausführen, Empfindungen haben, verschafft uns die Überzeugung einer fremden Realität, sondern das Bewußtsein der relativen Hemmung, welches unsere Anstrengung erfährt« (Philos. Monatsh. Bd. 14, S. 387 ff.). DILTHEY betont, für das bloße Vorstellen bleibe die Außenwelt immer nur Phänomen, »dagegen in unserem ganzen wollend – fühlend vorstellenden Wesen ist uns mit unserem Selbst zugleich und so sicher als dieses äußere Wirklichkeit... gegeben. sonach als Leben, nicht als bloßes Vorstellen. Wir wissen von dieser Außenwelt nicht kraft eines Schlusses von Wirkungen auf Ursachen oder eines diesem Schluß entsprechenden Vorganges, vielmehr sind diese Vorstellungen von Wirkung und Ursache selber nur Abstractionen aus dem Leben unseres Willens« (Einleit. in d. Geisteswiss. I, S. XVIII). Der Glaube an die Außenwelt ist zu erklären »nicht aus einem Denkzusammenhang, sondern aus einem in Trieb, Wille und Gefühl gegebenen Zusammenhang des Lebens, der dann durch Processe, die den Denkvorgängen äquivalent sind, vermittelt ist« (Urspr. uns. Glaub. an d. Realit. d. Außenw. S. 982). »Aus dem Eigenleben, aus den Trieben, Gefühlen, Volitionen, welche sich bilden und deren Außenseite nur unser Körper ist, scheint mir nun innerhalb unserer Wahrnehmungen die Unterscheidung von Selbst und Object, von Innen und Außen zu entspringen« (l. c. S. 983). Indem zu unseren Bewegungsimpulsen die Erfahrung des Widerstandes hinzutritt, entsteht zuerst eine unwillkürliche Unterscheidung des Eigenlebens und eines von ihm Unabhängigen (l. c. S. 983). Indem trotz des erlebten Widerstandes der Willensimpuls fortwährt, wird ein »Willens- und Gefühlszustand des Erleidens, des Bestimmtwerdens erfahren« (l. c. S. 989). Diese Hemmung der Willensintention ist im Widerstandsbewußtsein enthalten und schießt erst die »kernhafte lebendige Realität des von uns Unabhängigen« auf (l. c. S. 991). »Nach unserer inneren Erfahrung ist uns Hemmung oder Förderung überall Kraftäußerung. Und wie wir unser Selbst als wirkendes Ganzes erfahren, tritt zu allererst für uns aus dem Spiel der Kraftäußerungen verständlich die Willenseinheit der andern Person hervor« (l. c. S. 1000). Die Verdichtung der Objectivität der Außenwelt findet nun so statt, daß analog der vorangehenden Setzung anderer Ichs aus dem Sinnenchaos Einzelobjecte ausgeschieden werden, indem »die durch ein Empfindungsaggregat regelmäßig vermittelten Wirkungen auf uns einer in diesem Aggregat sitzenden willenartigen Kraft zugeschrieben werden, welche in diesen Eigenschaften wirksam ist« (l. c. S. 1002). »Sofern ein Empfindungsverband die Structur eines Willenszusammenhanges[39] nicht besitzt, aber die permanente Ursache eines Systems von Wirkungen ist, nennen wir ihn Object. Und die Objecte erweisen in den vom Willen unabhängigen Gleichförmigkeiten des Wirkens oder den Gesetzen ihre selbständige Wirklichkeit« (l. c. S. 1020), wodurch der Phänomenalismus (s. d.) aufgehoben wird. HÖFFDING erörtert das »Experimentieren« des Kindes mit den Objecten. »An den Punkten, wo die Bewegung auf Widerstand stößt, namentlich, wenn der Widerstand Schmerz verursacht, fängt das Nicht-Ich an« (Psychol.2, S. 6 f.) »Der Drang nach Bewegung, der sich so früh in den bewußten Wesen regt, führt diese unwillkürlich zum Eingreifen in die Natur. Sie erfahren jedoch bald, daß ihre Bewegungen nicht ungehindert vorgehen können. An gewissen Punkten stoßen sie auf Widerstand, und in der Empfindung des Widerstandes erscheint dem Individuum etwas Fremdes, etwas, das es selbst nicht ist – was es sonst auch sein möge« (l. c. S. 282 f.). »Gegenstand« ist der Widerstand, das, was uns entgegensteht (l. c. S. 283). Der Objectivismus steht am Anfang des Bewußtseins. »Wir beginnen damit, daß wir jeder Vorstellung, die sich gebildet hat. unmittelbar trauen. Der Zweifel entsteht erst, wenn mehrere verschiedene Vorstellungen zusammenstoßen und sich gegenseitig unvereinbar erweisen. Eine derartige Unvereinbarkeit widerstreitet aber der Identität mit sich selbst, die das Bewußtsein überall zu behaupten sucht. Deswegen lernen wir in gewissem Sinne die Wirklichkeit durch Denken, nicht durch sinnliches Wahrnehmen kennen, indem wir nur dasjenige als wirklich anerkennen, das wir bei unserem Denken und Handeln behaupten können, ohne mit uns selbst in Widerspruch zu geraten. Nur für denkende Wesen kann Wirklichkeit existieren« (l. c. S. 285). »Die Gebilde der Erkenntnis existieren für uns nur durch eine Reihe von Empfindungen, die von Tätigkeiten des Denkens bearbeitet sind. das Object ist also nur erkannt, so wie es für uns existiert« (l. c. S. 300). »Wir empfinden also eigentlich nicht die Dinge« (ib.). »Mit einem unmittelbaren sanguinischen Glauben an die Wirklichkeit fangen wir alle an. Wir unterscheiden von Anfang an nicht zwischen den Dingen, wie diese an sich sind, und wie sie sich uns darstellen.« »Das praktische Bewußtsein huldigt dem Objectivismus.« Aber auch die Einsicht in die Subjectivität des Erkennens verhindert nicht die Nötigung, transcendente Objecte gemäß dem Causalgesetze anzunehmen, da eine absolute Activität des Bewußtseins nicht besteht (l. c. S. 302 f.). Die Beschränkung des Bewußtseins als Grundlage des Außenweltsglaubens betont C. GÖRING (Syst. d. krit. Philos. I, 51). Auch RIEHL. »Das ursprüngliche, empfindende und fühlende Bewußtsein kennt weder ein Selbst noch ein Object, es verhält sich in Bezug auf diesen Gegensatz noch indifferent« (Philos. Kriticism. II 1, 69). Objectives und Subjectives scheiden sich erst aus der Empfindung aus. »Die Qualitäten rechnen wir zur Außenwelt, die Gefühle zur Innenwelt. Wir wissen direct nicht das Mindeste von einer Subjectivität der Qualitäten. wir fassen sie unmittelbar nicht als Wirkungen auf, die wir erst auf äußere Ursachen zu beziehen hätten, sondern sie sind uns so, wie wir sie haben, Bestandteile der Außenwelt. Ebensowenig vermögen wir umgekehrt den Gefühlen eine objective Bedeutung zu geben. Denn die ganze Unterscheidung vom Subject und Object der Vorstellung ist ursprünglich nur die Trennung der beiden Seiten der Empfindung, während die Form der Vorstellung für beide ein und dieselbe ist. Diese Unterscheidung erfolgt notwendig für beide Momente der Empfindung zugleich« (l. c. S. 67). Das Sein der Empfindung schließt die Mitexistenz des non-ego ein: »sentio, ergo sum et est« (ib.. vgl. II 2, 129 f.). »Das bestimmte Verhalten der[40] activen Gefühle unseres Körpers im Vergleich mit den passiven in der Empfindung fremder Dinge, die Verschmelzung der Gefühle mit einer bestimmten Empfindungsgruppe, eben unseres Körpers, die Constanz endlich dieser Gruppe, verglichen mit den variablen Gruppen anderer Empfindungen, sind die Grundlagen zum Objectbewußtsein« (l. c. II 1, 70). »Wir erfahren durch den Zwang, womit uns die Mannigfaltigkeit der Empfindungen bestimmt, daß das Bewußtsein durch eine Wirklichkeit begrenzt wird, die es nicht selber ist«(l. c. II 1, 72). »Die Empfindung ist nichts anderes als dies unmittelbare Wissen der Wechselwirkung zweier Factoren, aus deren einem sich die objective, deren anderem die subjective Erfahrung gestaltet. Wir bedürfen also, um von der Empfindung zum Objecte zu kommen, gar keines Schlusses. die Empfindung ist ein Teil des Objectes, die gegebene räumlich (und zeitlich) abgegrenzte Mehrheit von Empfindungen das Object der Wahrnehmung. Das Object ist folglich in der Wahrnehmung nicht minder enthalten, als es das Subject ist« (l. c. II 1, 196). »Durch die Empfindung von Widerstand werden wir zugleich mit dem Gefühle unserer eigenen körperlichen Existenz des Daseins anderer Körper inne« (l. c. II 1, 203). »Zugleich mit dem Gefühle unseres Strebens erlangen wir die Empfindung der Grenzen welche diesem Streben nicht durch Selbstbeschränkung, folglich von außen her gesetzt werden« (l. c. 112, 155). Die Continuität der Objecte wird nicht erfahren. »Der Gedanke der continuierlichen Existenz der Objecte entsteht durch die Übertragung unseres Ichbewußtseins auf die Außendinge« (l. c. II 1, 154). Seine volle Überzeugung erhält dieser Gedanke durch den Denkverkehr mit den Mitmenschen (l. c. S. 155). So ist die Wahrnehmung der Außenwelt in letzter Instanz ein »sociales Product« (l. c. II 2, 151. so auch BALDWIN. Das sociale u. sittl. Leben S. 454. J. ROYCE meint sogar, der Glaube an die Außenwelt folge erst auf das sociale Bewußtsein, Philos. Review III, p. 513 ff.). »Stets entwickeln wir durch Verschmelzung und Zusammenfassung der Wahrnehmungen die Vorstellung des Gegenstandes, und diese Vorstellung selbst ist nicht mehr rein anschaulicher Natur. Sie ist nach der richtigen Bezeichnung von Helmholtz ein Begriff, denn sie umfaßt alle möglichen einzelnen Wahrnehmungen, die das Object in uns hervorrufen kann.« Ein Begriff vertritt für unser Bewußtsein die Stelle des Gegenstandes (Zur Einführ. in die Philos. S. 56. vgl. S. 103). W. OSTWALD bemerkt: »Solche Erlebnisse, über die wir unwillkürlich schalten können, schreibe ich meiner Innenwelt zu. solche, die von meinem Willen unmittelbar unabhängig sind, bringe ich unter den Begriff der Außenwelt.« Die Außenwelt ist »die Summe von Erlebnissen..., zu deren Entstehen die Sinnesapparate mitwirken« (Vorl. üb, d. Naturphilos.2, S. 66 ff.). Über JERUSALEM s. unten. Nach L. DILLES bedingt der Zwang der Empfindungen (der »aufgehobenen Momente« im Ich) die Setzung von Wesen außer dem Ich, deren Manifestationen die Sinnesobjecte, d.h. die gesetzmäßig verknüpften Empfindungscomplexe sind (Weg zur Met. S. 68 ff.). Vgl. RABIER, Psychol. p. 407 ff.

Nach MANSEL beruht das Außenweltsbewußtsein auf der Erfahrung des Widerstandes gegenüber der willkürlichen Bewegung. Auch MAX MÜLLER berücksichtigt das Widerstandsbewußtsein (Das Denken im Lichte d. Sprache S. 268 ff.). H. SPENCER leitet die Annahme einer Realität außer uns aus elementaren Erlebnissen ab. Für die Sonderung von Wahrnehmungs- und Erinnerungsbildern ist besonders die Unabhängigkeit der Wahrnehmungsinhalte von uns maßgebend (Princ. of Psychol. § 450 ff.). Damit wird auch das Widerstandsbewußtsein zum allgemeinen Symbol selbständiger Existenz. Nicht[41] die Impressionen sind das Fortdauernde, sondern das, was sie zusammenzuhalten scheint (l. c. S. 498). Die Qualitätencomplexe stellen wir uns als Kraftcentren vor (l. c. S. 499), als die objectiven Factoren der Wahrnehmung. A. BAIN gründet das Außenweltsbewußtsein auf den Muskel- als Kraftsinn. »It is in the exercise of force that we must look for the peculiar feeling of externality of objects.« »The more intense the pressure, the more energetic the activity called forth by it. This mixed state, produced through reacting upon a sensation of touch by a muscular exertion, constitutes the sense of resistance, the feeling, that is the deepest foundation of our notion of externality« (Sens. and Intell.3, p. 376). »The sum total of all occasions for putting forth active energy, or for concerning this as possible to be put forth, is our external world« (l. c. p. 376 f.. vgl. Ment. and Mor. Sc. p. 13, 197 f.). BALDWIN erklärt den »belief in external reality« als »a feeling of the necessary character of sensations of resistance and of my ability to get such sensations again at any time« (Mind XVI, 392). Ein »Projectionsgefühl« constituiert das Außenweltsbewußtsein, ein Realitätscoefficient (Handb. of Psychol. 2, C., 7, § 4 f.. Das sociale u. sittl. Leb. S. 455). Nach STOUT zwingt uns die Unterbrechung unserer Erfahrung, der Widerstand, den unsere Willenstätigkeit erleidet, zur Setzung eines Objects (Mind XV, 22 ff.). Auf die Widerstandserfahrung recurriert auch J. WARD (Encycl. Brit. XX). –

Auf Verbindung der innern mit der äußern Wahrnehmung, Ergänzung dieser durch jene, auf Introjection (s. d.) der Ichheit, des Innenseins in den Wahrnehmungsinhalt der Sinne wird das Außenweltsbewußtsein mehrfach zurückgeführt. So von (SCHLEIERMACHER und) BENEKE. In jedem psychischen Acte ist schon ursprünglich »das Bewußtsein ein zwiefaches: ein Bewußtsein von dem Subjectiven und ein Bewußtsein von dem Objectiven, welches darin enthalten ist. Bei der einfachsten sinnlichen Empfindung sind wir uns teils des Gegenständlichen bewußt, welches dieselbe veranlaßt hat, und teils des Zustandes, der Stimmung, die hierdurch für uns bedingt worden ist« (Neue Psychol. S. 71. vgl. Lehrb. d. Psych.3, § 59). »Unmittelbar ist uns nur eine Existenz oder ein Sein gegeben: unser eigenes, wie es sich im Selbstbewußtsein darstellt. alle unsere sinnlichen Wahrnehmungen sind uns zunächst nur als psychische Acte (subjective Entwickelungen) von besonderer Beschaffenheit gegeben. Aber uns selbst fassen wir nicht nur unmittelbar, sondern auch sinnlich auf (in den Wahrnehmungen von unserm Leibe). zwischen beiderlei Auffassungen begründet sich, schon von der allerersten Lebenszeit an, eine Verbindung, die immer mehr an Stärke wächst, und diese Verbindung wird, schon wenn sie noch in bloßen sinnlichen Empfindungen gegeben ist, in allmählicher Abstufung auf alle übrigen sinnlichen Auffassungen (von anderen menschlichen Leibern, von tierischen Leibern etc.) übertragen, d.h. auch diesen ein Sein untergelegt... Es löst sich hierdurch das Rätsel, wie wir, obgleich rein auf unser Sein beschränkt und in uns selber bleibend, doch mit unserem Empfinden und Vorstellen zu einem Sein außer uns hinüberkommen können« (l. c. § 159. Psychol. Skizz. II, 278 ff.. Syst. d. Met. S. 76 ff.). Nach HERBART werden die Dinge ursprünglich als beseelt vorgestellt. »Denn auf den Anblick eines Körpers, der gestoßen oder geschlagen wird, überträgt sich die Erinnerung an eigenes Gefühl bei ähnlichen Leiden des eigenen Leibes«. Was innerlich empfunden war, wird auf das Äußere übertragen (Lehrb. zur Psychol.3, S. 134 ff.). Nach ÜBERWEG gründet sich die Überzeugung von dem Dasein äußerer Objecte »auf die Voraussetzung von[42] Causalverhältnissen, welche nicht auf der sinnlichen Wahrnehmung allein beruht« (Syst. d. Log. § 39). Die Erkenntnis der Außenwelt beruht auf einer Verbindung der äußern mit der innern Wahrnehmung (l. c. S. 77). Es geht die »Setzung einer Mehrheit beseelter Subjecte« der Erfassung der Objecte als solcher voran (l. c. S. 78). Mittelst der Vorstellungsbilder nehmen wir die Objecte wahr (Anmerk. 16 zur Übers. von Berkeleys Principl.). Die Deutung dieser Bilder geschieht mittelst eines »hinzutretenden primitiven Denkens«, welches »teils nähere, teils entferntere Analoga unserer eigenen Existenz, von der wir durch innere Wahrnehmung wissen, auf Anlaß jener Empfindungscomplexe, und zwar als die äußeren Ursachen derselben, voraussetzt« (l. c. Anmerk. 28). Wir können zwar nicht aus unserem Bewußtsein »heraustreten«, aber »mittelst gewisser Vorstellungen und Begriffe, die in meinem Bewußtsein sind, gebe ich mir Rechenschaft über solches, was jenseits meines Bewußtseins liegt, indem ich die Überzeugung gewinne, daß sie anderes, von ihnen selbst Verschiedenes, repräsentieren« (Welt- u. Lebensansch. S. 233). »Die Association zwischen innern Zuständen und leiblichen Äußerungen, welche sich zunächst in Bezug auf unser eigenes Sein in uns gebildet hat, weckt unwillkürlich bei den analogen sinnfälligen Erscheinungen das Bewußtsein der analogen innern Zustände, die wir nun dem Inhalte der sinnlichen Wahrnehmung ergänzend unterlegen. Wir setzen ein ähnliches psychisches Sein außer uns voraus, wie wir es mittelst der innern Wahrnehmung in uns gefunden haben« (l. c. S. 36). Und zwar erst instinctiv, psychologisch, später durch einen Analogieschluß. »Die Gewißheit dieses Schlusses stützt sich in negativer Beziehung auf das Bewußtsein, daß die Art und Folge der betreffenden äußern Erscheinungen in dem subjectiven Zusammenhange unseres eigenen Leben nicht ihre volle Begründung finde, teils in positiver Beziehung auf die durchgängige Bestätigung, welche die Voraussetzung beseelter Wesen außer uns durch die Erfahrung erhält« (l. c. S. 37). In der Erkenntnis beseelter Wesen außer uns liegen also aposteriorische und apriorische Elemente (l. c. S. 40. vgl. S. 44). HORWICZ erklärt das Außenweltsbewußtsein durch den Hinweis auf die Introjection, welche das Wahrgenommene, das Ding zu einem »Reflexbild unseres Ich«, einem »Quasi-Ich«, macht (Psychol. Anal. II 1, 145 ff.). L. NOIRÉ erklärt: »Das Object entsteht dadurch, daß wir dem außer uns Seienden ein Ich leihen. Nur so erhält dasselbe eine Dauer in der Zeit.« »Alles, was auf die gewollte Bewegung des Subjects hemmend einwirkt... erscheint demselben als Äußeres, als objective Causalität, als Object.« »Daß wir alle Objecte der Welt... zugleich als empfindungsbegabte, wollende Subjecte auffassen, das allein ermöglicht eine vollständige Erklärung der Welt.« Durch »Mitempfinden, Sympathie« erkennen wir die Wesen außer uns (Einl. u. Begr. ein. mon. Erk. S. 31 f., 169, 176). PAULSEN bemerkt: »Jeder weiß von sich selbst, was er ist, außerdem, daß er anderen und auch sich selbst als organischer Körper erscheint: er weiß um sich als ein fühlendes, wollendes, empfindendes, denkendes Wesen. Und dies ist es, was er sein eigentliches Selbst nennt. Und von diesem Punkte aus deutet er nun die Welt außer sich. gleiche Erscheinungen deuten auf ein gleiches inneres Sein.« Nach A. BIESE besteht die Nötigung, das, was wir an und in uns erleben, »auf die in ihrem Grunde uns fremden und rätselhaften Dinge zu übertragen, in dem Äußern, das aus entgegentritt, ein Inneres voraussetzen«. Dieses »Metaphorische« ist ein Gesetz unserer seelischen Organisation (Philos. d. Metaphor. S. 218 f.). Nach NIETZSCHE entsteht der Objectbegriff durch Projicierung des eigenen Ich in die Wahrnehmung (WW.[43] XV, 273. vgl. S. 265). Aber: »Es braucht kein Subject und kein Object zu geben, damit das Vorstellen möglich ist, wohl aber muß das Vorstellen an beide glauben.« Unser Intellect glaubt an Dinge, fingiert solche, weil er den Fluß des Geschehens befestigen muß (WW. XII 1, 7 ff.. XI 6, 239). Vielleicht ist das Object nur ein Modus des Subjects (WW. XV, 275). Die Realität fremder Wesen bemessen wir nach dem Grade unseres Lebens- und Machtgefühls (WW, XV, 277 f.). Nicht Subjecte und Objecte als feste Dinge sind anzunehmen, sondern Complexe des Geschehens. die in Hinsicht auf andere Complexe scheinbar dauernd sind (WW. XV, 280). »Für einen einzigen Menschen wäre die Realität der Welt ohne Wahrscheinlichkeit, aber für zwei Menschen wird sie wahrscheinlich. Der andere Mensch ist nämlich eine Einbildung von uns, ganz unser Wille, unsere Vorstellung: und wir sind wieder dasselbe in ihm. Aber weil wir wissen, daß er sich über uns täuschen muß, und daß wir eine Realität sind trotz dem Phantome, das er von uns im Kopfe trägt, schließen wir, daß auch er eine Realität ist trotz unserer Einbildung über ihn: kurz, daß es Realitäten außer uns gibt« (WW. XI, 275 f.). – W. JERUSALEM verlegt die Objectivierung in das Urteil (s. d.). Implicite aber ist sie schon in der Wahrnehmung enthalten (Urteilsfunct. S. 83). Das primitive Bewußtsein verlegt seine eigenen Willensimpulse in das Object und stellt sich so dieses als selbständiges Wesen gegenüber (l. c. S. 94 f.). Das Kind kann den Widerstand, den es wiederholt erfährt, nur als Wirkung eines fremden Willens deuten. »Mit dieser Deutung erst ist die Wahrnehmung vollzogen. Der Complex von Tast- und Bewegungs-, speciell Widerstandsempfindungen wird als wollendes, dem Kinde entgegenwirkendes Wesen gefaßt und ist damit herausgestellt und Objectiviert. Die Wahrnehmung ist demnach das einfachste, primitivste Urteil. Sie formt und objectiviert den ungeordneten, verwirrenden Empfindungsinhalt. Die Apperception vollzieht sich jedoch unbewußt« (l. c. S. 220. vgl. S. 251 f. u. Lehrb. d. Psychol.3). Die Introjection betont auch G. H. LUQUET (Art. »Réalisme« in der »Grande Encyclopédie«).

L. BUSSE. erklärt: »Die Tatsache meines Seins und Soseins fordert als denknotwendige Ergänzung die Existenz des Nicht-Ich.« »Non-Ego a me cogitatur, ergo est« (Philos. Erk. I, 224, 229 f.). Die Voraussetzung der Außenwelt ist eine denknotwendige, auf logischer Einsicht beruhende Wahrheit (l. c. S. 237). Der Gedanke der Außenwelt ist psychologisch angeboren. Es gibt kein Wesen ohne »Abhängigkeits- oder Endlichkeitsgefühl, d.h. ohne ein dumpfes Bewußtsein des Daseins eines Nicht-Ich« (l. c. S. 239). Merkmale des Nicht-Ich sind das außerhalb des Leibes Sein und die Unabhängigkeit von unserem Willen. Das naive Bewußtsein ist nicht »naiver Realismus«, sondern meint das Object als Grund der subjectiven Eindrücke (l. c. S. 241 ff.). Der Gedanke der Außenwelt involviert logisch die Realität derselben, und zwar indirect. »Daß keine Außenwelt, kein Nicht-Ich ist, bedeutet..., daß nur ein Wesen, nur ein Ich vorhanden ist. So gilt von der Welt als Totalität des Wirklichen, daß ihr nicht noch eine Außenwelt gegenübersteht, weil die Einzigkeit der Welt ebenso die Nicht-Existenz der Außenwelt fordert, als ihr Nichtvorhandensein die Einzigkeit der Welt bedingt. Gibt es also keine Außenwelt, so ist das eine Wesen, das wir statuierten, die Welt, der Inbegriff aller Realität, die Totalität des Wirklichen. Mit diesem so bestimmten Wesen, behaupte ich, ist nicht nur das Vorhandensein, sondern auch der Gedanke der Außenwelt unverträglich, weil er dem Begriff desselben widerspricht, und deshalb folgt aus dem Vorhandensein des[44] Gedankens der Außenwelt notwendig, daß ich nicht dieses einzige und unendliche Wesen bin, d. i., daß die Außenwelt, das Nicht-Ich existiert« (l. c. S. 231). – A. MEINONG unterscheidet Object und Inhalt (s. d.) der Vorstellung. »Gegenstände höherer Ordnung« sind Gegenstände, die sich gleichsam auf anderen Gegenständen als unerläßlichen Voraussetzungen aufbauen, Gegenstände von innerer Unselbständigkeit (Relationen und Complexionen) (Zeitsch. f. Psychol. S. 190, 192. Üb. Annahm. S. 93 f.). – Vgl. BERGSON, Matière et Mémoire 1896. G. DAWES HICK, The Belief in External Realities, Proc. of Arist. Soc. N. S. I, 1901, p. 200 ff. – - Vgl. Objectiv, Ding, Sein, Realität, Wahrnehmung, Realismus, Idealismus, Qualität, Introjection, Phänomenalismus, Subject, Subjectiv, Relativismus, Materie, Körper, Substanz.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 1-45.
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