Huhn

[591] Huhn, 1) (Gallus Illig, Alector Bechst.), bei Cuvier Untergattung aus der Gattung Fasane, Ordnung der Hühnerartigen; Schnabel mäßig, dicklich gewölbt, Oberkiefer gekrümmt, auf dem Kopfe ein Kamm, an der Kehle zwei Lappen, nackte Backen u. Augengegenden, zusammengedrückter, aufgerichteter Schwanz, dessen Deckfedern beim Männchen (Hahn, Gallus) groß sind u. über den Schwanz hinausstehen; beim Weibchen (Henne, Gallina) ist dies nicht der Fall; steht bei Linné als Art unter Phasianus. Art: Haushuhn (G. domesticus Cuv., Alector gallus Bechst., Phas. gallus L.), über den größten Theil der Erde verbreitet. Es soll ursprünglich aus Ostindien, wo es noch jetzt heerdenweise in wildem Zustande angetroffen wird, stammen u. aus ihm sollen durch Zähmung, Klima u. Fütterung die mancherlei jetzt bei uns einheimischen Spielarten entstanden sein. Doch auch unser Erdtheil hat seine wilden Hühnerarten, z.B. Reb-, Hasel-, Birkhühner etc., man darf daher wohl als richtiger annehmen, daß die bei uns einheimischen Haushühner ursprünglich in unserem Erdtheile eingeboren sind. Als Hauptkennzeichen des Haushuhns dienen der rothe Kamm auf dem Kopfe u. die am unteren Schnabel hängenden Kehllappen (Glöckchen), welche beim gewöhnlichen H. oft 2 Zoll lang, bei manchen Abarten aber kaum bemerklich od. nur ein rother Strich sind. Der Kamm ist entweder einfach od. doppelt (Kronenkamm), bestehend aus einer breiten, mit vielen kleinen hervorstehenden Spitzen besetzten Fleischmasse, von welcher bisweilen auch nur die am Rande befindlichen Spitzen sich zu einer Krone gestalten. Die Röthe des Kammes zeigt von Gesundheit u. verkündet bei der Henne, daß sie legt od. bald legen wird, während ein blasser, welker Kamm einen kränklichen Zustand verräth. Die Arten der Hühner variiren ihrer Größe u. äußeren Bildung nach sehr. Es gibt sehr große u. sehr kleine Racen, mit langen od. kurzen, nackten od. befiederten Füßen. Von den vier Zehen an jedem Fuße ist die hintere bisweilen gespalten, auch wohl dreifach getheilt. Es gibt ferner geschwänzte u. ungeschwänzte Hühner, u. zwar sind jene mit 14 langen, aufwärts gerichteten Federn, auf jeder Seite 7, versehen; beim Hahne sind sie zuweilen so lang u. schön gerundet, daß sie von Federschmückern gesucht werden. Die ungeschwänzten, hinten wachtelartig abgerundeten Hühner, indem ihnen die Verlängerung des Steißbeins abgeht, werden Klüter, Kluthühner, Kaulärsche genannt. Das Gefieder der Haushühner zeigt sich von allen Farben, sowohl einfarbig, als schattirt od. getigert u. mitunter sehr schön gezeichnet. Die Federn liegen, außer bei den sogenannten Strupphühnern, bei welchen sie nach außen gekrümmt sind, glatt am Leibe an. Den Kopf mancher Arten ziert ein Federbusch (Tolle, Haube). Solche Hühner haben auch gewöhnlich unter dem Schnabel einen gegen den Hals liegenden großen Bart von Federn; bei noch anderen Hühnern stehen einige Reihen Federn von den Ohren nach dem unteren Schnabel erhöht, gleich einem Backenbart hervor, u. diese heißen Pausbacken, während man die, welche an den Lenden lange, hinterwärts stehende Federn haben, Sammethosen nennt. Die Mauserzeit (Rauhe) beginnt gegen den Herbst u. dauert 6–8 Wochen; die alten Federn sterben dann ab, fallen nach u. nach aus u. werden durch andere ersetzt. In dieser Zeit sind die Hühner unwohl, hören auf zu legen u. wühlen fortwährend mit dem Schnabel in den Federn. Der Hahn zeichnet sich durch Größe, Bau, stolzen Gang,[591] schönes Gefieder u. Sporen an den Füßen, welche sich mit dem Alter verlängern, vor der Henne aus. Er ist durch seine Wachsamkeit die Uhr des Landmannes u. auch dessen Barometer, da er durch sein Krähen die Veränderung des Wetters anzeigt. Der Hahn liebt seine Hühner sehr u. vertheidigt sie muthig mit Schnabel u. Sporen; er ist aber auch sehr eifersüchtig u. duldet in seinem Bereich keinen Nebenbuhler. Unter dem Federvieh ist kein Weibchen so fruchtbar wie die Henne. Zum Eierlegen ist es nicht nothwendig, daß sie befruchtet wird. Ein Hahn genügt, um mindestens 15 Eier zu befruchten. Das Eierlegen kündigt sich gewöhnlich dadurch an, daß Kamm u. Backenbart der Henne sich glänzend scharlachroth färben. Manche Hühnerracen sind productiver als andere. Je älter die Hennen sind, desto später findet die Mauser statt u. desto später beginnt das Eierlegen. Die Eier bilden sich am Eierstocke in Form einer Traube wie Hirse, lösen sich nach u. nach ab, wachsen, während sie den Eierausgang durchlaufen, bis zur gewöhnlichen Größe, werden, nachdem sie vom Weißen umhüllt sind, mit einer kalkartigen Schale überzogen u. nach Erlangung der gehörigen Reise herausgepreßt.

Die in Deutschland gewöhnlichsten Hühnerracen sind: a) gewöhnliches Ostpreußisches Landhuhn, sehr dauerhaft u. nutzbar, es gibt von ihm große u. kleine Spielarten; b) Straub-, Krull-, Kraus-, Ostfriesisches H., kleiner als die vorige Race, die Federn nach außen u. die kleine Tolle nach vorn gekrümmt; um den Kopf ist viel rothe Haut, an den Seiten ein kleiner Backenbart, die Federn sind weich u. zart, legt sehr fleißig, eignet sich aber nicht gut zum Brüten; c) Welsches H., sehr groß, hat starke Tolle, deren Federn sich von vorn nach hinten krümmen, starken Federbart von Pausbacken, Kamm u. Kehllappen sind kaum bemerklich; eine Abart ist schwarz mit weißer Tolle; d) Türkisches H., groß, die Federn des hohen u. starken Kopffleisches krümmen sich aufrecht stehend nach allen Seiten, hat Bart von Pausbacken, wenig Kamm u. Kehllappen, der Schwanz ist etwas abwärtshängend; Gefieder silbergrau mit schwarzen Strichen u. Schippen, goldfarbig, schwarz mit goldenen Strichen. e) Astrachansches H., sehr groß, der Kopf unverhältnißmäßig klein, länglich, flach, glatt, mit kurzem Kamm u. Kehllappen, der Schnabel stark, die Füße lang, legt nur wenig, aber große Eier; f) Zwerghuhn, klein, mit kurzen Füßen, die bis auf die Zehen mit Federn bedeckt sind; g) Kluthuhn, ohne Schwanz, am Unterkiefer mit zwei Bärten; h) Strupphuhn, mit rückwärts gekehrten, gekräuselten Federn, so daß oft die Haut sichtbar ist; i) Wollhuhn, mit wolligen, bis auf die Zehen herabhängenden Federn, meist weißbläulich, Kamm u. Kehllappen violett, Ober- u. Beinhaut schwarz, Schnabel u. Füße blau.

In neuester Zeit befleißigt man sich hauptsächlich der Zucht ausländischer Hühner; dadei kommt nicht nur die Liebhaberei, sondern auch der Nutzen in Betracht, da die meisten der nach Deutschland eingeführten ausländischen Racen sich durch Körpergröße, also Fleischgewicht, gute Qualität des Fleisches u. auch durch fleißiges Eierlegen auszeichnen. Solche ausländische Racen sind: a) Cochinchinahuhn, auch Shangaihuhn genannt (s.d.); b) Amerikanisches H., legt gelbliche, plumpe; ovale Eier; hat starke, breite Beine u. Schenkel, kurzen Schwanz u. ist sehr zahm; c) Malayenhuhn, Hahn 271/2 Zoll hoch, Kamm klein, doppelt, nach vorn auf eine Seite herabhängend, Schnabel gelblich, Füße u. Beine ganz gelb, Halsstreifen graugelb, Brust, Bauch u. Schenkel schwarz, Rücken u. Schultern braun, Flügeldecken schwarz schillernd, die halbe äußere Seite der Kielfedern weiß gefleckt, Schwanz schwarz schillernd; die Henne sehr klein, das Gesicht stark mit rother Haut bedeckt, Schnabel, Beine u. Füße gelb, Rücken, Schwanz u. Kielfedern braun, untere Partien u. Schenkel heller gefärbt, Eier schwarzbraun od. braun u. sehr wohlschmeckend; d) Malayen-Fasanenhuhn, Hahn groß, von dunkelrother Farbe; Henne klein, hat an allen Theilen des Körpers die Fasanfarbe, sammetartigen schwarzen, langen, gekrümmten Hals; weiße Beine u. weiße Haut; der Hahn hat etwas hohe, die Henne kleine Beine, der Kamm des Hahnes ist sehr klein u. steht sehr nach aufwärts; die Eier klein, aber von vortrefflichem Geschmack; e) Spanisches H. (s.d.); f) Dorkinghuhn (s. d); g) Brahmaputrahuhn, größer, als das Cochinchinahuhn, von glänzender silbergrauer Farbe, sehr zahm, erträgt den kältesten Winter, legt fleißig u. brütet gut; h) Kampfhuhn, nähert sich mehr dem Malayenhuhn, es gibt weiß-, gelb-, grau-, schwarzbeinige, der Schwanz ist groß, senkrecht emporstehend u. wird fächerartig über dem Rücken getragen; das Kampfhuhn ist zwar muthig, aber nie ungereizter Angreifer; die wachsgelben, ledergelb gefleckten Eier sind klein, aber mit viel Dotter versehen. Es gibt von dieser Race zwei Unterarten, die eine von mittler Größe u. etwas schwerfällig gebaut, hat viel Kamm, ganz schwarze Brust, dunkelrothen Hals, Rücken u. Flügel, glänzendgrünen Schwanz, die Henne ist schlichtgelb, bisweilen ein wenig ockergelb gestreift, mit hell gefärbtem Hals u. hellen Beinen; die andere vorzüglichere Unterart ist von kleinem, leichtem, zierlichem Bau, hat reich gefleckte Brust, rothe Flügel u. Rücken, glänzend grünlichen schwarzen Schwanz, dunkle Beine; die Henne ist braun in verschiedenen Nuancen, das Gefieder blaßgelb u. wie bei den Fasanen gestreift; i) Furneß-Kampfhuhn, Hals, Rumpf u. Schwanz des Hahns sind glänzend schwarz, mit einer Nuance von röthlichgelb; die Henne ist ganz schwarz mit einem leichten Anflug von Goldgelb in den Steißfedern, bisweilen sind die Federn ganz goldfarben. Außerdem gibt es ein Furneßhuhn mit kupferfarbenen Flügeln, sonst ganz schwarz; diesem nahe verwandt ist das iltisfarbene Furneßhuhn; die Federn, besonders an den Flügeln, sind strohgelb, der Rumpf meist schwarz, die Brust schattirt od. gestreift. Die weißen Furneßhühner sind in England besonders geschätzt; k) Hamburger H., hat einen rosenrothen od. doppelten Kamm, weiße Ohrlappen u. halbschieferfarbene Beine. Man unterscheidet drei Unterarten: aa) Silberhuhn, überaus fleißig legend; die Grundfarbe ist rein weiß, der Hahn hat sehr wenig schwarz, die ganzen Hals- u. Rückenfedern, Brust u. Rücken sind rein weiß. Flügel u. Schwanz können etwas schwarz haben u. an den Federsäumen allmälig in schwarz übergehen; die Henne hat einen reinweißen Hals, Rumpf, Flügel u. Schwanz sind gestreift mit klarem Schwarz; die Flugfedern der Flügel u. der Schwanzfedern sind[592] quer durchstrichen; bb) Gesprenkeltes Hamburger Silberhuhn, ist etwas größer als die vorige Unterart; die Grundfarbe des Hahns ist rein weiß, schön gesprenkelt, mit Flecken von reinem Schwarz auf jeder Feder, welche auf der Brust deutlicher u. schöner als auf anderen Theilen des Körpers sind; die Mittelfedern auf Hals u. Rücken sind in der Mitte schwarz gestreift u. weiß gerändert, die Schwanzfedern schwarz u. weiß gescheckt, der Kamm doppelt u. hintenüber geneigt, die Ohrlappen ganz weiß, die Beine hellblau. Die Henne ist regelmäßig gefleckt, mit nur einem rein schwarzen Fleck auf jeder kleinen weißen Feder; cc) Geflecktes Hamburger Goldhuhn, unterscheidet sich nur durch die Grundfarbe des Rumpfes von der gefleckten Silberart; es legt gut; l) Kukukhuhn, das Gefieder der Brust gleicht dem eines Kukuks; die vorherrschende Farbe ist schiefergrau mit wellenförmigem Weiß über den ganzen Körper; der Kamm ist sehr klein, die Augenzirkel hellorange, Füße u. Beine hellfleischfarben, die Eier sind weiß u. von porzellanartiger Glätte; m) Blaues schwarzbraunes H, mittelgroß, schlank, von sanfter, bläulich schwarzbrauner Farbe, der Hals dunkler mit hohem, einfachem, tief gezeichnetem Kamm. Der Hahn hat dunkle Streifen auf den langen Federn des Schwanzes; die Hennen sind gute Legerinnen, brüten auch gut; die Eier sind klein u. etwas kurz, an einem Ende etwas spitzer zulaufend u. völlig weiß; n) H. mit dem Lerchenkamm, hat einen Kamm wie die Lerche; der Kopf ist eigenthümlich spitz, sich vorn überneigend mit mittelmäßig großem, abgeplattetem, rückwärts gerichtetem Kamm u. sehr niedlichen Beinen u. Füßen; die Farben des Gefieders sind verschieden: rein schneeweiß, braun mit gelber Mittelfeder u. schwarz; o) Polnisches H., man unterscheidet drei Unterarten: aa) Schwarzes Polnisches H., gleichmäßig schwarz, in metallglänzendes Grün hinüberspielend, der Kopfbusch von weißen Federn wächst aus einem fleischigen Auswuchs u. ist mehr od. weniger mit schwarz verbrämt; der Kamm hat 2–3 Spitzen; der Hahn hat in den Hauptfedern des Schwanzes 2–3 Federn mit weißen Spitzen; die Henne legt sehr gut u. lange Zeit unausgesetzt; die Eier sind ziemlich groß, sehr weiß, fast oval. bb) Schwarzkopfbüscheliges Polnisches H., sein Gefieder nähert sich dem gesprenkelten Hamburger H., die Federn sind aber blos dunkel gesäumt u. die Hähne zeigen häufiger ein scheckiges Äußere als die Hennen. Der Hahn hat goldene Halsfedern u. goldene u. braune Federn auf Rücken, Brust u. Flügel: sie sind reich ockergelb u. dunkelbraun gesteckt, der Schwanz dunkler, größer, goldfarbiger; der braune Federbusch fällt über den Hals herunter; die Henne ist mit Dunkelbraun u. Schwarz aus ockergelbem Grunde ausgelegt, hat dunkelgefleckten Federkamm, hellblaue Beine u. legt sehr gut. cc) Blaues braunschwarzes Polnisches H., kräht mit einem allmälig verlaufenden Endlaute. Die polnischen Hühner dürfen nur auf reinen Rasenplätzen gehalten werden; p) Bantamhuhn, klein, leidenschaftlich, mit geschwollenem Kamm; das gelbe ist das nützlichste; die Henne ist mit ingwerfarbigem Gold decorirt, hat kleinen Kamm u. mattblaue Beine u. Füße. Der Hahn ist mit Roth, Orangegelb u. Scharlach bedeckt, hat regenbogenschillernde Flügeldecken; die Eier sind verhältnißmäßig groß u. an beiden Enden abgerundet; die Henne brütet gut. Eine Unterart sind die Shabrights; dieselben theilen sich wieder in zwei Varietäten, gold- u. silbergesäumte; der goldberänderte Hahn hat glänzend bräunlichgelbe, ringsum schwarz gesäumte Federn, Flug- u. Schwanzfedern sind schwarz punktirt, der Kamm ist rosenförmig, nach hinten zugespitzt, die Beine hellblau. Die silbergeränderten Bantams sind genau ebenso, nur von hellem zartem Rübengelb; q) Rumpfloses H., stumpfschwänzig, mit braunem u. weißem Gefieder; r) Seiden- u. Negerhuhn, mit weißem Gefieder u. weißer Haut, rothem Kamm u. roth gefärbten Knochen; das Nankingseidenhuhn mit dunkler Haut, dunklem Kamm, dunklen Knochen (Schwarznasiges H.); Schwarzes Seidenhuhn mit schwarzer Haut, schwarzem Kamme, schwarzen Knochen; s) Wollgelocktes H., die Federn sehen aus, als ob sie mit einem Brenneisen auf der verkehrten Seite zu Locken gebrannt wären; t) Crèvecoeurhuhn, von großem Körperbau, mit starken Schenkeln, der Kopf ist mit einem Federbüschel geziert u. hat außerdem einen Kamm, der gleich zwei rothen Hörnern vor dem Federbüschel steht. Das Gefieder ist schwarz, beim Hahne mit gold- od. silberfarbigem Colorit, Klauen bleigrau, die Henne legt gut; u) H. von Mans; der Hahn hat einfachen, aufrecht stehenden, gezahnten Kamm, das Gefieder ist verschiedenfarbig, das der Henne meist schwarz; v) Campinerhuhn (Hoogsträterhuhn), kommt in zwei Varietäten vor, gold- u. silberfarbige, hat doppelten, schön geformten Kamm, der Hahn bläuliche Klauen, legt sehr fleißig kleine Eier; w) Javanisches H., von kleinem Wuchs; der Hahn hat gezackten Kamm, der Hals ist mit einer Art rostfarbener Collerette geziert, der Rücken bläulich schwarz, der Schwanz schwarz, der Grund ins Blaue schillernd, der Unterkörper braun; die Henne ist von verschiedener Farbe, der Rücken rothbraun u. gesprenkelt, der Unterkörper lichtbraun u. weißgeflammt; x) Sonnerathuhn, kommt in zwei Varietäten vor, die eine von schlankem Wuchs, hohen Beinen u. gelbgesprenkelt, die andere mit kurzen Beinen u. rothem Gefieder; die Henne ist um 1/3 kleiner als der Hahn, hat kleinen Kamm u. Bart u. legt kleine leichte Eier; der Hahn ist sehr kampfmuthig; y) Paduanerhuhn, ein sehr gutes Legehuhn, aber nur für warmes Klima geeignet; z) Englisches Haubenhuhn, etwas stärker, wie das gemeine Haushuhn, zeichnet sich durch seine Federkrone auf dem Kopfe aus; aa) Brabanter H., legt zwar nur wenig, aber sehr große Eier; bb) Englisches Zwerghuhn, legt kleine Eier, aber in sehr großer Zahl; cc) Normännisches H., zeichnet sich durch kurze Beine, starke Schenkel, breiten, sehr entwickelten Rumpf, runden starken Bauch aus; fängt zwar spät an zu legen, setzt aber das Legen um so länger fort. Diese Race hat einen ganz kleinen, geradestehenden, rauhen, meist punktirten Kamm, stattliche Haube, eine unter den Bartlappen hervorspringende Unterkehle u. schwarzes od. weißgeflecktes Gefieder; dd) Haubenhuhn, zeichnet sich besonders durch die Haube aus, welche den Kopf vollständig umhüllt u. sich vom Schnabel an nach rückwärts erhebt; das Gefieder ist ziemlich unregelmäßig gemischt aus weißen u. schwarzen od. nur gescheckten Federn. Es[593] legt frühzeitig u. reichlich große Eier schon vom Januar an, u. die Henne erreicht fast dasselbe Gewicht, wie der Hahn.

Die Hühnerzucht ist nur dann Gewinn tragend, wenn sich die Hühner zum Theil das Futter auf dem Miste u. vor Scheunen selbst suchen können in Ställen eingesperrt frißt ein H. täglich etwa, 1/16, Metze Gerste, u. jährlich 1 Scheffel 7 Metzen, also weit mehr als es werth ist. Der Hahn soll jung u. kräftig sein u. stark krähen; er muß eine stattliche Gestalt u. glänzendes Gefieder haben, hoch auf den Beinen stehen u. den Körper aufrecht tragen; sein Auge muß lebhaft u. feurig sein, er muß einen stark entwickelten, doppelten, reich gezackten, vollen, dunkelrothen Kamm u. lang herabhängende breite Kehllappen haben; die Füße müssen bläulich gefärbt sein, die Sporen an der inneren Seite stehen, der Schwanz muß stark u. voll glänzender Federn sein; der Hahn muß Stolz besitzen, hitzig im Gefecht u. darf nicht sehr gefräßig sein. Von großer Wichtigkeit ist die Kreuzung, denn man kann dadurch das H. veredeln u. zu größerer Einträglichkeit bringen. Will man hauptsächlich Legehühner ziehen, so muß man solche Thiere wählen, welche die unten beschriebenen Kennzeichen an sich tragen u. damit eine schöne u. gut entwickelte äußere Gestalt verbinden. Für diese Hennen muß man Hähne aus verschiedenen Gegenden wählen; die aus der Kreuzung hervorgegangenen Thiere heißen Mestizen; sie dürfen nicht eher zur Fortpflanzung verwendet werden, ehe nicht mehrere auf einanderfolgende Kreuzungen dargethan haben, daß in Kennzeichen u. Eigenschaften Constanz enthalten ist; dann treibt man so lange Inzucht, bis sich die guten Eigenschaften wieder verwischen u. wieder Kreuzungen nothwendig werden. Will man die Hühner des Fleisches halber züchten, so muß man vorzugsweise solche Racen mit einander paaren, welche sich durch besondere Körpergröße auszeichnen u. sich gut füttern; will man dagegen junge Fetthühnchen od. Poularden erzeugen, so wählt man Thiere von mittler Größe mit starkem, gut entwickeltem Rumpfe u. von bes. ruhiger Gemüthsart, welche in der Wahl des Futters wenig wählerisch sind. Im Allgemeinen eignen sich die von guten Legehennen abstammenden jungen Hühner am besten zu Poularden. Jeder Hühnerstall, worin sich die Hühner während der Nacht aufhalten, Eier legen u. zur Brut angesetzt werden, muß geräumig, im Winter warm u. gegen Raubthiere verwahrt sein, eckige Stangen u. zum Eierlegen von Stroh geflochtene, mit Heu od. Stroh gefütterte flache Nester, auch eine Öffnung zum Aus- u. Eingehen der Hühner, u. eine an denselben gelehnte, schmale, mit Latten benagelte Hühnersteige haben, oft gefegt u. am Boden mit Sand (gegen Ungeziefer) bestreut werden. In großen Gütern ersetzt den Hühnerstall meist ein Hühnerhaus, wo Scheidewände, bes. eigens verschließbare Abtheilungen für Truthühner, Kapaune, Enten, Bruthühner u. Gänse vorhanden sind. Eine Legehenne muß, wenn sie fleißig legen soll, ganz bes. gefüttert werden. Das beste Hühnerfutter besteht in Getreide, Buchweizen, Wicken, gekochten Kartoffeln u. Trestern; am besten mischt man diese verschiedenen Futterarten. Nebenbei soll man gewisse Nahrungsstoffe füttern, welche die Hühner zum fleißigen Legen reizen, z.B. Hanf, Hirse, Canariengras, Hafer; fehlt es an hinreichendem Körnerfutter, so muß man der Legehenne reizendes, hitziges Grünfutter, wie Minze, Salbei, Rosmarin, Lavendel, Majoran, Thymian geben. Für 15–20 Hennen ist ein Hahn nöthig. Die Hühner legen, gut gefüttert u. warm wohnend, jährlich etwa 8 Monate, u. in diesem Zeitraum kann man vier verschiedene u. veränderliche Legezeiten unterscheiden, in welchen die Henne 90–100 Eier legen kann. Junge Hühner legen besser als alte u. beginnen damit 5 Monate alt. Die Zeichen, welche eine gute Legehenne bekunden, sind: scharlachrother Kamm, scharlach rother Kehllappen, mattweiß gefärbte Ohrlappen, blumenkohlförmiger Steiß, lebhaft rothe Farbe der die Augenlider umgebenden Haut; auch die allgemeine Körpergestalt zeigt an, ob eine Henne eine fleißige Legerin ist; sie muß hoch auf den Füßen stehen, starken, runden Körper, mäßig entwickelte Flügel, vorspringenden rundlichen Bauch u. reichliches u. gut vertheiltes Gefieder haben. Hat die Henne 15–20 Eier gelegt, so beginnt sie zu glucksen (gackern) u. will brüten; eine Zeitlang kann man dies hindern, wenn man immer die Eier wegnimmt; wenn aber die Henne doch brütet, muß man dieselbe entweder einen Tag lang hungern lassen u. sie mit dem Steiß mehrmals in kaltes Wasser tauchen, od. sie in einen Sack stecken. Zum Brüten nimmt man ein zwei- bis vierjähriges, nicht zu wildes H. (Bruthenne), od. einen mit Branntwein trunken gemachten Kapaun. Der Brütort muß still, ruhig u. warm, die Eier von alten Hühnern sein. Spitzige Eier sollen mehr Hähnchen, abgestumpfte mehr Hennen geben. Im Winter läßt man eine Henne 9–11, im März 13–15, im April 17–20 Eier bebrüten. Hennen, welche das Nest häufig verlassen, setzt man gutes Futter dicht an das Nest hin, damit sie sich nicht entfernen, bei kalter Witterung solches, welches die natürliche Wärme der Thiere erhöht, nämlich Hafer, Buchweizen, Wicken od. Erbsen od. einen Teig aus gekochten Kartoffeln u. Kleie, in dem etwas Pfefferminze, Majoran u. Rainfarren gemengt ist. Die Eier werden in 20 bis 22 Tagen ausgebrütet. Um zu sehen, welche Eier Junge enthalten, hält man die 12 Tage lang bebrüteten Eier gegen die Sonne; in den dunkeln sind Junge. Die Küchlein durchbrechen die Schale mit dem Höcker am Schnabel; zuweilen hilft auch das alte H. mit seinem Schnabel nach. In der Levante u. in Ägypten geschieht das Ausbrüten in Brutöfen (s.d.), in Deutschland in neuester Zeit in besonderen Eierausbrütemaschinen. Die Küchlein werden erst in ein mit Werg u. Wolle gefülltes Sieb, dann mit der Gluckhenne in einen eng geflochtenen Hühnerkorb mit Wolle gethan, aus dem die Küchlein nicht hervorlaufen können, u. nach 7 Tagen in einen etwas weiter besproßten gebracht, wo die Gluckhenne darin bleibt, die Küchlein aber heraus laufen. Man füttert sie zuerst mit gestampfter Hirse, Grütze, Gras, saurer, geronnener Milch, Erbsenbrei etc. od. mit harten Eiern, mit Weißbrod u. Grünem gemischt, u. nach 14 Tagen mit Hafermehl. Noch später läßt man die Gluckhenne, welche den Jungen unter ihren Flügeln Wärme gibt u. sie vertheidigt, mit den Küchlein frei herumlaufen Diese verlassen nach 2 Monaten die Henne, legen, sich begattend, im 5. Monate Eier u. sind nach 15 Monaten ausgewachsen. Die jungen Hühner sind entweder zur Zucht, od. vorzüglich zum Verspeisen[594] bestimmt. Kennzeichen der Mastungsfähigkeit u. zarten Fleisches ist bläuliche Färbung der Füße. Will man Hühner mit Vortheil mästen, so muß man ihre Bewegungen beschränken, sie in einem Stalle halten, welcher 16–18° R warm ist, reichlich weiches, breiiges, aus Körnern u. gekochten Wurzeln bestehendes Futter geben, es nicht an Saufwasser fehlen lassen, auf Reinlichkeit sehen u. den Stall dunkel halten. Um möglichst schnell starke Hühner mit zartem u. schmackhaftem Fleische zu erhalten, muß man die Küchlein von dem ersten Brüten im Frühjahr nehmen. Sobald sie der Mutter entwachsen sind, schließt man sie in einen Hof ein u. füttert sie mit zu Teig gemachten gekochten Kartoffeln, Rüben, Kleie, Getreideschrot, gehackten aromatischen Pflanzen. Die Mastung muß in 25 Tagen vollendet sein. Um vorzüglich zartes Fleisch zu erhalten, macht man die Hähnchen zu Kapaunen. Eine Person hält den 12 Wochen alten, bisher herumlaufenden (nicht eingesperrten) Hahn, die andere schneidet etwa 1/4 Zoll weit den Bauch auf, fährt dann mit dem in Baumöl getauchten Zeigefinger in denselben, sucht die oben an den Rücken auf beiden Seiten angewachsenen Hoden, schält sie ab, zieht sie heraus, löst sie ab, stopft dann die Eingeweide wieder in den Leib, gießt etwas Butter zur besseren Heilung in denselben, näht die Wunde des Bauchfelles mit einem seidenen Faden wieder zu, macht am Ende ein Knötchen u. bestreicht die Naht mit Baumöl u. Asche; Sporen, Kamm u. Bartlappen schneidet man gewöhnlich ab. In die Wunde des Kammes drückt man oft die abgeschnittenen Sporen (s. Horn 3) ein, die dann wie Pfropfreiser fortwachsen, u. bestreicht auch diese Wunde mit Baumöl u. Asche. Man füttert nun die Kapaune im Stalle 8 Tage lang mit Bier u. Brod u. gibt ihnen genug Wasser gegen die Fieberhitze. Sie wachsen geschwind, mausern sich aber nicht wieder, Hals- u. Bürzelfedern werden lang, die gekrümmten Schwanzfedern (Kapaunenfedern) größer, die Stimme heiser, u. das Thier wird bes. zahm u. geduldig, sehr fett, weiß u. zart. Hennen macht man zu noch wohlschmeckenderen Poularden. Man sucht hinter dem After ein weißes rundes Hügelchen auf, welches den Legedarm bezeichnet, rupft dort die Federn aus, macht daselbst einen Einschnitt, zieht dann die Mutter heraus, schneidet sie mit einer Schere ab u. verfährt wie bei dem Kapaun. Kapaune u. Poularden werden mit einer Mischung von Hirsemehl, Butter, mit lauem Wasser zu haselnußgroßen Kugeln gebildet u. in Milch getaucht, 16 Tage lang, täglich dreimal, jedesmal mit 12–16 Kugeln, gestopft; dazu erhalten sie täglich etwa 11/2 Tasse Milch zu saufen. Zum Hühnerstopfen braucht man etwa die Hälfte dieser Masse u. kleinere Kugeln. Hühnerfleisch ist sehr zart u. verdaulich u. deshalb vorzüglich zur Krankenkost geeignet. Alte Hühner werden meist gekocht verspeist u. geben dann seine Bouillon; zu harte Hühner kocht man lieber ganz zu Gallerte. Junge Hühner u. Kapaune werden gewöhnlich gebraten, seltener fricassirt od. auf eine andere Weise zubereitet. Hühnerfett ist milder als Gänsefett. Die Schwanzfedern des Hahns u. Kapauns (Hahnfedern, Kapaunfedern) benutzt man zu Wedeln, Federarbeiten, Federbüschen; bes. geschätzt (auch gebleicht) sind die weißen; außerdem sind die schwarzen, grün schimmernden Federn beliebt, die gefärbten sind weniger gebräuchlich. In Betten taugen die Hühnerfedern weniger als die Gänsefedern, da sie weniger Elasticität besitzen. Hühnermist entspricht als Düngung dem Taubenmiste, obgleich er nicht so hitzig ist; er wirkt auf das Pflanzenwachsthum schnell u. reizend, bes. für Spargelbeete, Wiesen u. Klee. Außerdem benutzen die Asiaten u. Briten den Hahn noch zu Hahngefechten (s.d.). Hühnerkrankheiten: die Hühnerseuche, epidemisch u. ansteckend, verschont, wo sie ausbricht, wenig Hühner; meist nach 2 Tagen tödtlich; Zeichen: die Lunge der gestorbenen Hühner entzündet u. mit schleimigem Wasser umgeben; Mittel dagegen schwaches Kalkwasser, auch Knoblauch u. etwas Salz, in gleichen Theilen Wein, Wasser u. Baumöl gesotten; ferner Pips, Darre, Verstopfung, Durchfall, Katarrh, Fallende Sucht, Krätze, Podagra, böse Augen, Kropf (s.d. a.); auch Läufe quälen sie. In der Mythologie der Griechen u. Römer nahm der Hahn als wachsames Thier eine bedeutende Stelle ein; er war dem Mars heilig, u. sein Krähen wurde, bes. in Beziehung auf Krieg, für weissagend gehalten. Zugleich war er aber auch dem Apollon, der Minerva (Symbol der Wachsamkeit), dem Äsculap (welchem Genesene einen Hahn opferten), dem Mercur, der Nacht u. den Laren geweiht. Die Römer hielten Hühner, welche zu den Augurien verwendet wurden, s. Augurium c). Vgl. Hamm, Anleitung zur Aufzucht der Hühner, Hähne u. Kapaunen, Lpz. 1851; Gauß, Der Hühnerhof, Weim. 1853; Boutillet, Neue Kunst u. die Hühner zu erziehen, Frkf. a. M. 1853, 2 Hefte; Jacques, Züchtung edler Hühnerracen, aus dem Französischen, Lpz. 1857; Drechsler, Die Zuchthühner, Dresd. 1857; Löffler, Die Zucht der ausländischen Hühner in Deutschland, Berl. 1857; Lichtenstein u. Winkler, Die veredelte Hühnerzucht, ebd. 1857; Hamm, Die rationelle Zucht, Haltung u. Nahrung der Hühner, Lpz. 1858; Korth, Zucht, Pflege u. Wartung der jungen Cochinchinahühner, Berl. 1858; W. Schmidt, Die Krankheiten der Hühner u. deren Heilung, ebd. 1858.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 591-595.
Lizenz:
Faksimiles:
591 | 592 | 593 | 594 | 595
Kategorien:

Buchempfehlung

Jean Paul

Flegeljahre. Eine Biographie

Flegeljahre. Eine Biographie

Ein reicher Mann aus Haßlau hat sein verklausuliertes Testament mit aberwitzigen Auflagen für die Erben versehen. Mindestens eine Träne muss dem Verstorbenen nachgeweint werden, gemeinsame Wohnung soll bezogen werden und so unterschiedliche Berufe wie der des Klavierstimmers, Gärtner und Pfarrers müssen erfolgreich ausgeübt werden, bevor die Erben an den begehrten Nachlass kommen.

386 Seiten, 11.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon