Schmid

[321] Schmid, 1) Konrad, geb. 1476 in Küßnacht, studirte in Basel u. wurde 1519 Commenthur in dem Johanniterordenshause zu Küßnacht; er wurde dort mit Zwingli bekannt u. neigte sich entschiede den Grundsätzen der Reformation zu; er war 1523[321] auf dem Religionsgespräch in Zürich, wo er zwischen den Bilderstürmern u. Bildervertheidigern vermittelte u. überhaupt zur Mäßigung gegen das alte Kirchenwesen ermahnte; wurde Mitglied der Comission zur Reformirung in Stadt u. Land, präsidirte 1525 bei der Disputation gegen die Wiedertäufer u. 1525 bei der Berner Disputation, zog 1929 u. 1531 mit als Feldprediger in den Krieg gegen die Katholischen u. blieb in letzterem Jahre 12. Octbr. in der Schlacht bei Kappel. 2) Christian Heinrich, geb. 1746 in Eisleben, war erst Professor der Poesie u. Beredtsamkeit in Erfurt, seit 1771 in Gießen, auch Bibliothekar daselbst u. starb 1800; er schr.: Englisches Theater, Lpz. 1769–77, 7 Thle.; Biographie der Dichter, ebd. 1769, 2 Thle.; Chronologie des deutschen Theaters, ebd. 1775; Anweisung der vornehmsten Bücher in allen Theilen der Dichtkunst, ebd. 1781; Nekrolog od. Nachricht von dem Leben u. den Schriften verstorbener deutscher Dichter, ebd. 1785, 2 Bde., u.a.m. 3) Ernst August, geb. 1746 in Holland, war herzoglicher Bibliothekar in Weimar u. starb dort 1999; er übersetzte die Briefe des Plinius, Dessau 1792, u. Aufl. Frankf. 1789, 2 Bde.; Monboddo über den Ursprung der Sprachen; Andres Reise durch Italien; u. schr.: Diccionario Español y Aleman., Lpz. 1796–1806, 2 Bde.; Spanisches Lesebuch, Weimar 1805; Der Park bei Weimar, ebd. 1792; Biographisches Bilderbuch für die Jugend, ebd. 1799, 2 Hefte, u.a.m. 4) Karl Ferdinand, geb. 1750 in Eisleben, wurde 1779 Professor des Naturrechts u. 1783 Professor der Moral in Wittenberg, wo er 1809 starb; er schr.; De summo principio juris naturae. Wittenb. 1779; De Sabinarum raptu jus gentium non violante, ebd. 1779; De utilitate juris naturae, ebd. 1780; De aequitate naturali, ebd. 1784; De cautione in jure naturae nulla, ebd. 1785: De juribus singulorum hominum naturalibus propter societatem civilem immutandis, ebd. 1788; De libertate naturali tam singulis civibus quam civitati tribuenda, ebd. 1794. 5) Joh. Thr. von S., geb. 1756 in Ebingen, wurde 1782 Privatdocent der Theologie in Erlangen, 1782 in Gießen u. 1783 Hülfsprediger in Ulm, gab aber diesen Posten wieder auf, um seine Studien weiter fortzusetzen, wurde 1788 Lehrer am Gymnasium in Ulm, später erster Prediger u. Generalsuperintendent u.st. 1827. Er schr.: Schwäbisches Wörterbuch, herausgeg. Stuttg. 1831. 6) Jos. Karl, geb. 1760 zu Jettingen in der Grafschaft Staufenberg, wurde 1788 Professor der Rechte in Dillingen, später baierischer Landrichter u.st. 1809; er schr.: Über den Urgrund des Strafrechts, Augsb. 1899; Versuch einer Grundlage des Naturrechts, ebd. 1817; Versuch über die Darstellung einer Theorie der Naturwissenschaft, Landsh. 1808; Das Princip der Polizei, ebd. 1808; Über die Duelle, Augsb. 1801; Über den Nachdruck, Dilling. 1803. 7) Karl Christian Erhard, geb. 24. Octbr. 1761 zu Heilsberg im Weimarischen, studirte in Jena Theologie u. Philosophie, wurde daselbst 1783 Privatdocent u. 1791 Professor der Philosophie in Gießen Hier wegen der Herausgabe der Schrift De tribuns impostoribus zur Verantwortung gezogen, verließ er Gießen u. wurde 1793 Professor der Philosophie u. 1798 Prof. der Theologie in Jena, wo er zuletzt auch ein Erziehungsinstitut leitete u. 10. April 1812 starb; er war Kantianer u. wirkte mit zur Umgestaltung der Philosophie nach der kritischen Methode, aber sein Widerstand gegen die Umgestaltung des Kantschen Kriticismus zur Wissenschaftslehre verwickelte ihn in einen heftigen Streit mit Fichte, welcher ihn als Philosophen für nichts erklärte. Er schr.: Kritik der reinen Vernunft im Grundrisse nebst einem Wörterbuche zum leichtern Gebrauche der Kant'schen Schriften, Jena 1786, 3. Aufl. 1794, des Wörterbuchs 4. Aufl. 1798; Versuch einer Moralphilosophie, ebd. 1790, 4. Aufl. 1802; Empirische Psychologie, ebd. 1791, 2. Aufl. 1796; Grundriß der Moralphilosophie, ebd. 1793; Grundriß des Naturrechts, ebd. 1795; Philosophische Dogmatik, ebd. 1796; Grundriß der Logik, ebd. 1797; Physiologie philosophisch bearbeitet ebd. 1798 ff., 3 Bde.; Grundriß der Metaphysik Altenb. 1799; Aufsätze philosophischen u. theologischen Inhalts, Jena 1802; Adiaphora, Lpz. 1809; Allgemeine Encyclopädie u. Methodologie der Wissenschaften, Jena 1810; übersetzte de la Chambre, Anleitung zur Menschenkenntniß, ebd. 1794; u. gab heraus: Philosophisches Journal für Moralität, Religion u. Menschenwohl, Gießen 1793 ff., 4 Bde.; Psychologisches Magazin, Jena 1796 ff., 2 Bde.; Anthropologisches Journal, ebd. 1803, 2 Bde., etc. 8) Joh. Michael, geb. 1767 in Dillingen, wurde 1803 Pfarrer in Honsolzen, 1805 Professor des Kirchenrechts u. der Kirchengeschichte in Dillingen u.st. 1821 in Augsburg, nachdem er seine Ämter niedergelegt hatte; er schr.: Erstes Gesetz der Sittlichkeit, Dill. 1804; Über Menschenliebe, Münch. 1805; Von den bisherigen Versuchen eine allgemeine Schriftsprache einzuführen ebd. 1807; Grundsätze für eine allgemeine Sprachlehre, ebd. 1807, u. Aufl. 1816–18; Das Denken als Thatsache, Lpz. 1821; als Joh. Altenkircher: Der einzig wahre Begriff von der christlichen Kirche, Ulm 1802. 9) Christoph, der Verfasser der Ostereier, geb. 15. Aug. 1768 zu Dinkelsbühl in Baiern, studirte in Dillingen, wurde 1791 zum Priester geweiht, war erst mehre Jahre Pfarrgehülfe in Nassenbeuren bei Mindelheim u. Seng im Algau, dann Schulinspector u. Schulbeneficiat in Markt Thanhausen, 1815 Pfarrer in Ober-Stadion bei Ulm, 1826 Domcapitular in Augsburg u. wurde 1832 zugleich Kreisscholarch; er st. 3. Septbr 1854. S. erwarb sich bes. Ruf als gemüthlicher u. anziehender Schriftsteller für die Jugend u. schr.: Biblische Geschichte für Kinder, 1801, in mehr als 20 Aufl.; Ostereier, Landsh. 1819, 2. Aufl. (franz. 1841, für den Grafen von Paris); Der Weihnachtsabend, Rosa von Tannenburg, das Blumenkörbchen, Genovefa etc. (Erzählungen für Kinder u. Kinderfreunde), 1821–26, 4 Bde.; diese Schriften wurden ins Französische, Englische, Italienische etc. übersetzt, Gesammelte Schriften, Augsb. 1840–46, 24 Bde.; Erinnerungen aus meinem Leben (Selbstbiographie), 1853 f., 2 Bde.; Nachgelassene Schriften, herausgeg. von Alb. Werfer, Augsb. 1855 ff. 10) Karl Ernst, Neffe von S. 7), geb. 24. Oct. 1774 in Weimar, studirte 1793–96 in Jena Jurisprudenz u. Philosophie, übernahm 1797 die Redaction der Baireuther politischen Zeitung bis 1804, wurde in Baireuth Referendar bei der dortigen preußischen Regierung, 1803 Criminalrath u. 1804 Stadtgerichtsrath daselbst, 1807 Regierungs- u. Consistorialrath in Hildburghausen u. 1809 Professor der Rechte in Jena; 1810 kehrte er als Mitglied des Geheimenrathscollegiums nach Hildburghasen zurück,[322] wo er 1811 Vicepräsident u. 1812 Geheimer Rath wurde; 1816 wurde er Mitglied des neu errichteten Oberappellationsgerichts u. Professor in Jena, 1826 Ordinarius der Juristenfacultät daselbst u. Vorsitzender der Spruchcollegien u. starb 28. Juni 1852. Er hatte wesentlich Theil an der Abfassung der Meiningenschen u. Schwarzburg-Sondershausenschen Verfassung u. schr.: Über Kriegsschäden, Hildburgh. 1808; Kritische Einleitung in das gesammte Recht des Französischen Reichs, ebd. 1809, 2. Abtheil.; Deutschlands Wiedergeburt, Jena 1814; Über das Bürgerrecht der Juden, 1816; Beiträge zum Criminalrecht, 1. Bd., ebd. 1818; Über Preßfreiheit u. ihre Grenzen, ebd. 1818; Lehrbuch des deutschen Staatsrechts, ebd. 1821; Der Büchernachdruck, 1823; Über den Gotha-Altenburger Erbschaftsstreit, 1826; Die Thronfolge in Großbritannien u. Hannover, 1835; er redigirte auch eine Zeit lang die Zeitschrift Hermes. 11) Anton, geb. 1786, war Custos der kaiserlichen Hofbibliothek in Wien u.st. 1857 in Salzburg; er schr.: Oktav. dei Petrucci, der erste Erfinder des Musiknotendrucks, Wien 1845; Jos. Haydn u. Nic. Zingarelli, ebd. 1847; Tschaturangavidja, Literatur des Schachspiels, ebd. 1847. 12) Josias, geb. 1787 in Yverdun war erst mit Pestalozzi verbunden, gerieth dann in harten Streit mit demselben, wurde 1812 Vorsteher einer Schulanstalt in Bregenz u. trat später gegen Kant u. Schelling auf; er schr.: Tabellarischer Entwurf der Principien aller Wissenschaften etc., Ulm 1812. 13) Ludwig Bernhard Ehregott, geb. 1788 in Lobeda bei Jena, ging 1817 mit seinem Bruder als Missionär nach Madras, lebte seit 1831 auf den Blauen Bergen in Malabar, reiste 1837 nach Europa u. hielt sich eine Zeit lang bei Jena u.a. Orten Deutschlands auf, wo er für Missionszwecke thätig war; später ging er wieder nach Indien u. starb dort 1858 in Calicut; er schr.: English orthoepy, Madras 1832; Introduction to English grammar for Tamulians, ebd. 1835; Über Sprachen u. Völkerverwandtschaft, Halle 1838. 14) Deocar, Bruder des Vor., geb. 1791, ging mit seinem Bruder nach Ostindien u.st. 1838 als Missionär u. geistlicher Vorsteher des europäischen Mädchenwaisenhauses in Calcutta. 15) Christian Gottlieb, geb. 1792 zu Bickelsberg im württembergischen Oberamte Sulz, studirte 1810–15 in Tübingen Theologie, wurde 1818 Repetent am Theologischen Seminar daselbst, 1821 Diakonus in Ludwigsburg, 1829 Professor am königlichen Obergymnasium in Stuttgart, 1833 für Heilbronn u. 1844 für Tuttlingen Abgeordneter zur Zweiten Kammer u. starb 7. Aug. 1846 in Künzelsau; er schr. u.a.: Religion u. Theologie nach ihrem Wesen u. Fundamenten etc., Stuttg. 1822; Die Übergabe der Augsburgischen Confession in ihrer geschichtlichen Bedeutung etc., d. 1830. 16) Christian Friedrich, geb. 1794 zu Bickelsberg im Württembergischen u. studirte in Tübingen, wo er 1819 Repetent u. 1821 Professor der Theologie wurde u. 1852 starb; er hatte Theil an der württembergischen Liturgie (1840) u. an den Berathungen der Kirchenverfassung (1848) u. schr.: Neutestamentliche Theologie, herausgeg. aus seinen Vorlesungen von Weizsäcker, 1853, n.A. 1859; vgl. Palmer u.a., Blätter der Erinnerung an S., Tüb. 1852. 17) Peter, Maler in Stettin, bekannt durch die nach ihm benannte Peter Schmidsche Methode im Zeichnenunterricht; er lehrte diese in: Anleitung zur Zeichenkunst, Stett. 1809. Diese Methode besteht hauptsächlich darin, die Kinder nicht nach Vorzeichnungen, sondern nach Gypsmodellen (Würfeln, Cylindern, Kugeln etc.) zeichnen u. somit Contour- u. Schattengebung selbst finden lernen zu lassen. 18) Joh. Heinrich Theodor, Sohn von S. 7), geb. 24. Juni 1799 in Jena, studirte daselbst seit 1817 Philosophie u. Theologie, wurde, nachdem er die ihm wegen seiner Theilnahme an der Burschenschaft zuerkannte Freiheitsstrafe abgebüßt hatte, 1829 Docent in Jena, 1830 Professor der Philosophie in Heidelberg u. starb daselbst 29. Jan. 1836; er schr.: Geschichte des Mysticismus im Mittelalter, Jena 1824; Metaphysik der innern Natur, Lpz. 1834; Schleiermachers Glaubenslehre, Lpz. 1835; Vorlesungen über das Wesen der Philosophie, Stuttg. 1836. Vgl. Reichlin-Meldegg, Das Leben H. S-s, Heidelb. 1836. 19) Reinhold, Bruder des Vor., geb. 29. Novbr. 1800 in Jena, studirte seit 1819 in Jena u. Berlin dir Rechte; nach Jena zurückgekehrt, wurde er in eine längere Untersuchung wegen der Burschenschaftlichen Verbindungen verwickelt, welche für ihn mit einer Verurtheilung zu mehrjähriger Festungsstrafe endigte. Nachdem er diese mit seinem Bruder auf dem Jagdschloß Frauenpriesnitz verbüßt hatte, habilitirte er sich in Jena, wurde 1832 Professor u. Bei. sitzer des Schöppenstuhls daselbst u. 1836 Professor des Römischen Rechts in Bern. Er schr.: Über die Anforderungen unserer Zeit u. die Rechtswissenschaft, Bern 1839; Theorie u. Methodik des bürgerlichen Rechts, Jena 1848; auch besorgte er eine Ausgabe der Carolina, ebd. 1826, 2. Aufl. nebst der Bambergensis, ebd. 1835, u. der Gesetze der Angelsachsen nebst Übersetzung, Lpz. 1832, n.A. 1856, 2 Bde. 20) Leopold, geb. 18. Mai 1808 in Zürich, studirte in Tübingen, München u. Marburg Theologie u. Philosophie, wurde 1831 Lehrer der Philosophie u. Theologie zu Limburg im Nassauischen, 1837 Pfarrer in Holbach, 1839 Professor der katholischen Theologie in Gießen u. 1842 zugleich der Philosophie; 1849 wurde er zum Bischof in Mainz gewählt, da diese Wahl aber vom Papst verworfen worden war, legte er die Professur der Theologie nieder u. behielt nur die der Philosophie bei. Er schr.: Keime u. Knospen einer Weltanschauung, Lpz. 1843, 2. A. (unter dem Titel Übergänge vom Positiven zum Freien), ebd. 1846; Über die menschliche Erkenntniß, München 1846; Der Geist des Katholicismus od. Grundlegung der christlichen Irenik, Gießen 1848–50, 4 Bücher; Grundzüge der Einleitung in der Philosophie, ebd. 1860. 21) s. Schmidt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 321-323.
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