Taucherkunst

[287] Taucherkunst, die Fertigkeit des Menschen, kürzere od. längere Zeit unter Wasser zuzubringen. Man bedarf hierzu entweder nur einer besonderen Geschicklichkeit in der Unterbrechung des Athmens od. für einen längeren Aufenthalt besonderer Apparate (Taucheranzug, Taucherglocke, Taucherschiff), in welcher man die für eine bestimmte Zeit zum Athmen nöthige Luft im comprimirten od. gewöhnlichen Zustande mit sich führt od. wohl auch durch chemische Mittel im athembaren Zustande erhält, od. in welche die nöthige Luft durch Pumpen gebracht wird, welche entweder im Apparat od. über dem Wasser wirken. Zur Beleuchtung reicht im Meere das Tageslicht aus, welches durch starke Gläser in die Apparate fallen kann, nur in Flüssen u. Brandungswässern erscheint das Wasser stark verdunkelt u. bedarf es der künstlichen Beleuchtung. Der älteste Taucher (gr. Kolymbetes, Dytes, lat. Urinator), dessen Herodot gedenkt, war der Macedonier Skyllias aus Skione, welcher zur Zeit des Artaxerxes Mnemon einen großen Theil der Schätze vom Meeresgrunde hob, welche beim Schiffbruch der Perser am Pelion verloren gegangen waren. Taucher zerstörten das Bollwerk, durch welches Alexander der Große bei der Belagerung von Tyrus den Hafen sperren wollte. Bei den Römern werden Taucher erwähnt, welche man auf den Schiffen für die Anker u. zum Herausholen ausgeworfener Gegenstände u. versunkener Waaren gehalten habe. Auch zur Perlenfischerei u. Seeschwammsucherei bedienten sich schon Griechen u. Römer der T. Didion Rousseau u. Conardus Malfart waren geschickte Taucher u. Sibard (1131), welcher wegen Unterstützung des Königs Magnus in Norwegen vom Gegenkönig Harald IV. ersäuft werden sollte, rettete sich durch Tauchen u. Schwimmen. Noch berühmter war Pesce Cola aus Catania, welcher seinen Tod fand, als er zum zweiten Male den goldenen Becher holen wollte, welchen König Friedrich von Sicilien in die Charybdis, um die Beschaffenheit dieses Strudels kennen zu lernen, geworfen hatte (Das Sujet zu Schillers »Taucher«).

Die Hülfsmittel zum Tauchen u. unter dem Wasser zu arbeiten sind hauptsächlich die Taucherglocke, allerhand Taucherapparate, Taucherboote u. Vorrichtungen zum Heben versunkener Gegenstände vom Meeresboden. A) Die Taucherglocke. Schon der im Alterthume von Aristoteles erwähnte Apparat war eine Art Taucherglocke, indem die Taucher in einem umgestürzten Kessel (Lebes), welcher wasferfrei blieb, unter das Wasser gingen; in einem gleichen tauchten noch 1538 in Toledo vor Kaiser Karl V. zwei Griechen mitbrennenden Lichtern. Mittelst einer 1669 von Georg Sinclair (welcher deshalb für den Erfinder gehalten wurde) beschriebenen Taucherglocke wurden 1580 u. 1665 Geräthschaften der Unüberwindlichen Flotte an der westlichen Küste von Schottland (Insel Moll) zu Tage gefördert. Eine zuerst von Lorini (1609) u. von Nic. Witsen (1671) beschriebene Taucherglocke bildete einen viereckigen mit Eisen beschlagenen Kasten, welcher mit Fenstern u. unten mit einem Schemel für Taucher versehen war. 1678 verbesserte Sturm u. später Panthot die Sinclairsche Glocke. Die erste bessere Taucherglocke wurde 1716 von Edm. Halleyin London hergestellt; das an dem Querbalken eines Schiffmastes hängende metallene Gefäß faßte 63 Cubikfuß, war 8 Fuß hoch, unten 5, oben 3 Fuß weit, oben mit einem starken Glase als Fenster u. unten mit Gewichten versehen, welche die Glocke immer senkrecht erhielten. Durch große aufgeblasene u. unter das Wasser gezogene Schläuche konnte man frische Luft in die Glocke treten lassen, während die verdorbene durch einen Hahn entfernt wurde. In dieser Glocke hielten sich fünf Personen 11/2 Stunden lang 10 Klaftern tief unter Wasser auf; die Befehle wurden mit eisernen Griffeln auf Blei geschrieben u. mit den leergewordenen Schläuchen emporgeschickt; oft mußte auch Licht gebrannt werden. Durch die Schweden Mart. Triwald u. Teichmeyer wurde um diese Zeit die Taucherglocke wesentlich verbessert, indem man sie so einrichtete, daß nur Hals u. Kopf des Tauchers in der Luft, der übrige Körper aber im Wasser der Glocke war, wodurch erstere länger athembar blieb. 1807 machte Zachariä in Roßleben Vorschläge zu einer beweglichen u. lenkbaren Taucherglocke, welche aber keine praktische Ausführung fand. 1836 empfahl I. Vethel eine tragbare Taucherglocke aus einem glockenförmigen u. mit Kautschuk überzogenen Metallgerippe, welches mit Sehgläsern u. aus Tauen gebildeten Sitzen versehen war. Sie wurde an einer Kette niedergelassen u. konnte durch Luftsäcke, welche vom Taucher gefüllt wurden, zum Steigen gebracht werden. Zur Einführung der Luft befindet sich auf dem Wachtschiff eine einfach wirkende Druckpumpe, welche durch Verbindung mit einer, durch eine elastische Scheidewand getheilten Kammer einen sehr continuirlichen Luftstrom liefert. Das Emporschaffen schwerer Lasten endlich geschieht durch starke um dieselben geschlungene Ketten, welche nach zwei Hülfsschiffen führen, auf denen eine hydraulische Maschine die Ketten u. somit die Last absatzweise emporzieht. Zur Beleuchtung der Taucherglocken schlug 1837 Mangham das elektrische Kohlenlicht vor. Eine Methode, um die Luft in der Taucherglocke durch Anwendung chemischer Mittel längere Zeit athembar zu erhalten, sowie einige hiernach angestellte glückliche Versuche in London u. Plymouth machte 1843 u. 1844 Payerne bekannt. Um die ausgeathmete Kohlensäure zu entfernen, treibt man die Luft in der Glocke selbst mittelst eines Sang- od. Druckwerkes durch einen Behälter mit mehren durchlöcherten Böden, auf denen Moos u. Pulver gebrannten Kalkes liegt, sowie durch ein Gefäß mit starker Natronlauge; um das verzehrte Sauerstoffgas der Luft wieder, zu ersetzen, bringt man Gefäße mit comprimirtem Sauerstoff in die Glocke, aus denen man dasselbe ausströmen läßt, od. man bewahrt Flaschen mit eisensaurem Kali darin auf, welches Salz nur in Wasser geworfen zu werden braucht, um beträchtliche Mengen von Sauerstoff zu entwickeln. Während ohne diese Vorrichtung ein Mann stündlich 800 Liter Luft bedarf, reichen bei Anwendung desselben 200 Liter aus. Außerdem gab Payerne folgende Einrichtung der Taucherglocke an: ein inneres metallenes, oben mit starken Sehgläsern versehenes Gehäuse von der[287] Form eines oben abgestumpften Kegels ist mit einem nußeren cylindrischen ähnlichen luftdicht verbunden, u. der Raum zwischen beiden mit auf 2–3 Atmosphären comprimirter Luft gefüllt, welche nach Bedürfniß, theils um das Wasser aus der Glocke zu verdrängen, theils um die Athmung zu unterhalten, in den inneren Raum, wo die Taucher sind, abgelassen werden kann. In der Glocke befindet sich noch der erwähnte Reinigungsapparat, sowie ein Reservoir mit comprimirtem Sauerstoffgas, während das Ganze auf einem viereckigen Gehäuse steht, durch dessen vier offene Ecken der Taucher austreten kann. Eine eigenthümliche Taucherglocke wurde 1845 von Hillmer angegeben, ein länglicher, gehörig verstärkter Kasten aus Holz, welcher mit Sehgläsern, so wie am Boden u. an der Vorderseite mit je zwei wasserdichten angesetzten Schläuchen zum Einstecken der Beine u. Arme des Tauchers versehen ist. Durch Auswerfen des im unteren Theile des Apparates aufbewahrten Ballastes kann jener zum Emporsteigen gebracht werden. Die von Sears in New York 1853 hergestellte Taucherglocke ist von Metall u. hat die Form eines oben u. unten abgestumpften Doppelkegels; durch ejne oben befindliche u. von innen verschließbare Öffnung tritt der Taucher ein; während der Boden ebenfalls eine verschließbare Öffnung, welche durch einen Schlot mit dem Grunde communicirt, sowie einen Rand hat, auf denen die aufgenommenen Gegenstände etc. gelegt werden können. In der Glocke selbst sind mehre Behälter angebracht, welche durch oben u. unten befindliche Röhren mit einander communiciren u. blos durch Öffnen bestimmter Hähne theils mit Luft, theils mit Wasser gefüllt werden können. Auf dem Hülfsschiff od. dem Ufer befindet sich nämlich ein starker Behälter für hinreichend comprimirte Luft, durch welchen die Glocke mittelst eines Hahnes u. eines Schlauches nach Bedürfniß gespeist wird. Letzter kann nach Erfordern u. ohne Unterbrechung des Luftzutrittes auf eine hohle Walze aufgehaspelt werden, welche durch eine Stopfbüchse mit dem Luftbehälter communicirt. Die Glocke wird durch bloßes Einpumpen von Wasser od. Luft in dem gehörigen Verhältniß zum Steigen od. Sinken gebracht. Eine freie Beweglichkeit erlangt dieselbe durch eine Archimedische Schraube u. durch eine besondere Ankervorrichtung; ein gewöhnlicher Anker, im Boden befestigt, hängt an einem Seil, welches, ehe es durch den Boden der Glocke gezogen ist, über eine Rolle läuft; letztere ist an eine außerhalb des unteren Glockenkegels angebrachte u. über zwei Rollen laufende endlose Kette befestigt, welche dadurch bewegt werden kann, daß man die obere Rolle von der Glocke aus dreht. Je nachdem nun das Ankerseil auf diese Weise gehoben od. gesenkt wird, ändert sich die Kraft, mit welcher die Glocke vom Anker festgehalten wird, so daß letzter den Mittelpunkt bildet, um welchen sich erstere in verschiedenen Richtungen bewegen kann.

B) Apparate für die Taucher. Gegen 1730 erfand ein Engländer einen Taucheranzug aus starkem Leder, welcher 1/2 Oxhoft Luft enthielt, vorn mit einem Glase versehen war, mit welchem er sich häufig auf den Meeresgrund begab, um Güter aus versunkenen Schiffen zu holen. Auch Edm. Halley erfand eine Taucherkappe, welche aus Blei, vorn mit einem Glase versehen u. durch ein biegsames Rohr mit der Glocke verbunden, dem Taucher über den Kopf gedeckt wurde, um diesen auf den Meeresgrund schicken zu können. 1765 wurde in Pont-Royal eine Tauchermaschine erfunden, ein kupfernes Futteral von der Gestalt eines Menschen. Durch eine Öffnung am Halse kroch der Taucher hinein u. erhielt auf den Kopf eine kupferne Haube mit zwei Augengläsern u. einem Stirnglase, welche an ein wasserdichtes, am Halse der Maschine befestigtes Leder angeschraubt wurde, während zwei Röhren nebst einer Kugel, in welcher letzteren sich die ausgeathmete Luft etwas abkühlte, zum Ein- u. Ausathmen dienten. Den ersten Taucheranzug, mit welchem man sich, von der Oberfläche unabhängig, längere Zeit unter Wasser aufhalten konnte, entwarf 1825 I. A. Schultes, indem er dem Taucher ein Gefäß mit stark comprimirter Luft mitgab. Boyle hatte nämlich durch den Versuch dargethan, daß eine Maus in einer Luft von 2 Atmosphären Spannung funfzehnmal länger lebte, als in der gewöhnlichen, während bei einem Druck von 20 Atmosphären Thiere starben; ferner hatte Halley selbst längere Zeit in einer auf 10 Atmosphären comprimirten Luft ohne Unbehagen verbracht, u. andere Versuche hatten gezeigt, daß eine Luft von 7–8 Atmosphären Spannung weit längere Zeit u. doch ebenso bequem den Athmungsproceß unterhalte, als gewöhnliche. Schultes' Taucheranzug bestand in einem an die Arme u. um den Leib luftdicht schließenden Rock aus geöltem Leder, an welchen sich ein Hals u. ein Helm aus Metall anschloß, welcher letztere vorn mit Augengläsern, auf dem Scheitel mit einem Hahn zum Entweichen der gebrauchten Luft u. in der Mundgegend mit einem zweiten Hahn zur Aufnahme der frischen Luft versehen war, welche aus der sehr engen Öffnung einer, mittelst einer biegsamen Röhre mit dem Hahn verbundenen u. vom Taucher irgend wie getragenen Metallkugel voll comprimirter Luft entströmte. Statt der Luft sollte auch Sauerstoffgas angewandt werden. Einen ganz ähnlichen Apparat erfand der Amerikaner Ch. Condert, welcher aber 1832 bei einem Versuch hiermit verunglückte; statt der Kugel wandte er eine auk dem Rücken des Tauchers liegende hufeisenförmige Kupferröhre als Behälter der comprimirten Luft an. 1836 ließ sich der Engländer Will. Bush verschiedene Tauchapparate patentiren, deren Wesen in der Anwendung von Luftpumpen besteht, welche entweder in der Taucherglocke angebracht sind, od. welche der Taucher in einem luftdicht schließenden Metallbehälter mit Stopfbüchse bei sich führt u. mit welchen durch nach oben führende Röhren frische Luft unter das Wasser gebracht werden kgnn, während die gebrauchte durch entsprechende Öffnungen entweicht. Außerdem brachte er noch einen Compaß im unteren Theile des Helmes an. In demselben Jahre erhielt I. Bethel ein englisches Patent auf folgende die T. betreffende Verbesserungen: um Gegenstände auf dem Wassergrund zu beleuchten, bedient er sich entweder einer in der Glocke angebrachten u. von oben mit Luft gespeisten Lampe od. auf oben schwimmenden Booten angebrachter Reflectoren od. Spiegel; zur Beschauung solcher Gegenstände empfahl er Röhren, welche, um die Bewegungen der Wasserfläche zu umgehen, unter diese eingetaucht waren, u. in welche gewöhnliche Fernröhre eingebracht werden konnten. Den Taucher versah er mit einem Helm, welcher ganz aus Metall od. nur aus einem mit Kautschuk überzogenen Metallgerippe mit Sehgläsern ausgestattet u. durch einen winkeligen Falz luftdicht an den wasserdichten [288] Anzug befestigt war. Durch eine biegsame Röhre, welche unterhalb des Mundes einmündete, empfing er aus einer Pumpe von oben her Luft, während die ausgeathmete, am Scheitel austretend, in luftdichten Säcken aufgefangen werden konnte, welche gelegentlich zum Emporziehen des Tauchers selbst od. von Lasten zu benutzen waren. Außer den das Niedersinken bewirkenden Gewichten auf Brust u. Rücken hatte der Taucher noch ein an einer aufrollbaren langen Leine aufgehängtes Gewicht, welches er nach Erfordern auszuwerfen od. einzustecken hatte. Die Unterhaltung der Taucher mit dem Wachtschiffe, sowie unter einander, wurde durch Signalleinen, bes. aber durch biegsame Sprachröhren vermittelt, welche von der Mundgegend im Helme des Sprechenden zu den Ohren des Anderen führten, wo sie, um den Schall fortzuleiten, ohne doch Luft austreten zu lassen, mit Thierblase überzogen waren. Zum Schutze gegen Raubfische werden die Taucher in, aus einzelnen Stücken zusammengesetzten Käfigen von starkem Metallgitter versenkt, welche durch, auf der Schulter befestigte Riemen od. durch Räder fortbewegt u. durch die schon erwähnten Luftsäcke schwimmfähig gemacht werden können. Die eigentliche Verbindung des Tauchers mit dem Wachtschiffe geschieht durch ein von letzterem niedergehendes u. unten verankertes starkes Tau, an welchem eine Strickleiter, sowie ein System von Ringen angebracht ist, wodurch einer Verwirrung od. Beschädigung der Ketten, Röhren u. Signalleinen vorgebeugt wird. 1838 wurde Ed. Newton ein englisches Patent auf zwei Vorrichtungen ertheilt, von denen die eine (Manometer) ein auf dem Rücken des Tauchers in einem Gehäuse befestigter Mechanismus war, welcher ein regelmäßiges ruhiges Eindringen der von oben stoßweise eingepumpten Luft vermitteln sollte, während die andere einen mit dem Munde zu verbindenden Athmungsapparat bildete, welcher die augenblickliche Entfernung der ausgeathmeten Luft u. somit die Reinerhaltung der frischen zum Zweck hatte. Eine ähnliche Idee veröffentlichte 1839 Guillaumet, mit dessen Vorrichtung ein Taucher 25 Minuten lang in einer Tiefe von 16 Meter bei Cherbourg verweilen konnte. In einem Behälter, der sich auf einem Schiff od. dem Ufer befindet, wird Luft mit Pumpen bis zu einem Drucke comprimrt, der größer ist, als der Wasserdruck, welcher der größten vom Taucher zu begehenden Tiefe entspricht. Diese Luft strömt nun durch Kautschukröhre in ein kleines Regulirgefäß, welches der Taucher am Rücken trägt u. von hier aus, nachdem sie den zur Respiration geeigneten Druck erhalten, zum Munde, indem sie durch ein sich beim Einathmen öffnendes Klappenventil u. eine Röhre mit Mundstück ausströmt. Mittelst eines wasserdichten Leinwandsackes (Schwimmer), welcher durch den Taucher selbst mit Luft von oben gefüllt wird, kann derselbe wieder aufsteigen. 1852 wurde von Green, einem Taucher im Eriesee, welcher das untergegangene Dampfschiff Atlantic aufzufinden versuchte, die größte Tiefe von 154 Fuß (vor ihm waren die Taucher blos 126 Fuß tief gekommen) erreicht. Sein Apparat besteht aus einer wasserdichten Kleidung von Kautschuk nebst kupfernem Helm als Kopfbedeckung, welcher vorn durch ein dickes, polirtes Glas verschlossen ist. An dem Helme sind Röhren befestigt, welche zur Erneuerung der Luft dienen u. welche in das Boot reichen, aus welchem der Taucher steigt u. in welchem die Pumpe steht, durch welche die Erneuerung der Luft erfolgt.

Von ganz besonderer Wichtigkeit sind in der allerneuesten Zeit die die T. betreffenden Erfindungen des Deutschen Wilhelm Bauer geworden, welche bes. darin von den älteren Apparaten abweichen, daß, soweit sie Taucherapparate sind, in eine weit größere Tiefe (bis 500 Fuß) vorzudringen ermöglichen u. daß dieselben, völlig von außen abgeschlossen, eine Luft von nur gewöhnlicher Spannung enthalten, so daß das Steigen u. Sinken nur durch, von innen bewirktes Aus- u. Einpumpen von Wasser regulirt werden kann. Bei den von ihm construirten Apparaten zum Heben versunkener Gegenstände vom Wasserboden (s. unten S. 291 f.) bedienten sich die Taucher (Helmtaucher) des von Klingert verbesserten Anzuges, welcher aus einer den ganzen Mann umhüllenden luft- u. wasserdichten Kleidung aus Leinwand u. Kautschuk u. dem daran dicht schließenden Kopfhelm aus Metall besteht, welcher letztere mit Sehgläsern u. oben mit einem Ring zum Befestigen des den Taucher haltenden Taues versehen ist. Mittelst der Compressionspumpe u. eines Gummischlauches wird Luft in den Helm eingeführt, während die verbrauchte durch eine Öffnung austreten kann u. durch ihre Blasen an der Wasseroberfläche immer die Stelle andeutet, an welcher sich der Taucher befindet. Damit der Taucher in die Tiefe gelangen kann, sind vier Bleiringe im Gewicht von 86 Pfund um seine Hüften gelegt, welche als Ballast dienen, der im Nothfall durch einen Ruck abgeworfen werden kann; damit er am Tau bequem auf- u. niedergelassen werden kann, reitet er gleichsam auf einem vom Helm vorn abwärts u. hinten wieder aufwärts führenden Eisen (Reiteisen), welches mit dem Helm zusammen 26 Pfund wiegt, u. da die Taucherkleidung ein Gewicht von 34 Pfund hat, so wird es dem Taucher mit seiner eigenen Schwere möglich auf dem Grunde des Meeres in einer Tiefe von 73 Fuß mit einem Druck von 30 Pfund zu gehen. Zur Verständigung mit der Oberfläche dient eine Signalleine, welche ein Führer fest in der Hand hält, während der Taucher durch Rucken od. Ziehen an derselben verabredete Signale hervorbringen kann, was aber freilich nur bei ruhiger See möglich wird.

C) Taucherboote u. Taucherschiffe, zur unterseeischen Schifffahrt, zur Untersuchung des Meeresbodens, zu Arbeiten auf dem Meeresboden u. zu kriegerischen Zwecken. Die eigentliche unterseeische Schifffahrt wurde von Corn. Drebbel (gest. 1634) erfunden, indem er für König Jakob I. von England zwei Schiffe aus Holz u. einer gefirnißten Lederdecke construirte, mit denen er sich auf dem Grunde der Themse fortbewegen konnte u. welche zu diesem Zwecke mit einem Stachel u. zwölf Rudern, sowie mit eingesetzten Gläsern u. einer über dem Wasser mündenden Luftröhre versehen waren. Auch soll Drebbel eine unterseeische Fahrt von Calais nach Dover gemacht u. dabei chemische Mittel zur Erzeugung einer athembaren Luft benutzt haben. Alfons Borellus (st. 1679) u. Dion. Papinus (1688) beschrieben ähnliche Schiffe; bes. schreibt man Ersterem die erste Anwendung zweier lederner Röhren zu, von denen die eine zum Einathmen, die andere zum Ausathmen diente. 1773 wurde vom Engländer Day in Yarmouth ein Marktboot 30 Fuß tief versenkt, in welchem er 24 Stunden verblieb u. mit eigener Hülfe wieder zum Steigen gelangte;[289] ein zweiter, mit einem besser construirten Schiff, aber in einer der schlimmsten Gegenden der See angestellter Versuch mißlang. Ein Taucherschiff wurde um diese Zeit auch von Fabri construirt. Das erste Taucherboot zu Kriegszwecken erfand der Amerikaner Bushnel, aber die Versuche, welche 1776 auf dem Delaware zur Benutzung desselben als einer unterseeischen Höllenmaschine stattfanden, fielen nicht befriedigend aus. Ebenso wenig gelangen Versuche 1777 unter der Leitung Bushnets an der englischen Küste. Günstigere Resultate erlangte 20 Jahre später Fulton, welcher in Paris eine Reihe von Versuchen mit unterseeischen Booten u. Minen anstellte; er wandte sich um Unterstützung an das Directorium, welches zwar eine Prüfungscommission ernannte, zuletzt aber doch nicht darauf einging; erst Napoleon gab ihm eine Unterstützung zum Bau eines großen Taucherschiffes. Dasselbe war ganz mit Kupfer beschlagen, als Ballast diente ihm Wasser, welches, wenn man steigen wollte, mittelst einer Druckpumpe aus großen eisernen Cylindern ausgestoßen werden konnte. Zur Fortbewegung des Schiffes dienten horizontal liegende Schrauben, während eine auf dem Verdeck stehende Verticalschraube das Untertauchen zu größeren Tiefen ohne Vermehrung des Ballastes möglich machte. Im Hafen von Havre, wo es gebaut wurde, u. Rouen angestellte Probefahrten ließen aber noch bedeutende Mängel an der Maschinerie erkennen. Besser gelangen nach Abstellung derselben spätere Versuchsfahrten in Brest; bei einer der letzteren tauchte Fulton bis zur Tiefe von 60 Fuß, blieb 20 Minuten unter Wasser, kam alsdann weit entfernt zum Vorschein u. gelangte endlich unter Wasser an dem Punkte der Abfahrt wieder an. Am 17. Aug. 1801 blieb er 4 Stunden unter Wasser u. kam alsdann 5 Lieues vom Einschiffungspunkte wieder zum Vorschein. Ebenso gelangen die mit dem Taucherschiff Nautilus angestelltengroßartigen Sprengversuche, bei denen die angewendeten Sprenggeschosse, Torpedos, eine 300 Schritt vor Anker liegende Schaluppe auf den ersten Schuß zertrümmerten. Da sich aber die ganze folgende Zeit kein feindliches Schiff dem Ufer so nahete, daß man vom Nautilus hätte Gebrauch machen können, so wurde die Regierung darüber mißmuthig u. entzog Fulton die Unterstützungen, worauf ihm England 15,000 Doll. für sein Geheimniß bieten ließ. Am 1. Oct. 1805 sollte die französische im Hafen von Boulogne liegende Flotte durch zwei Taucherschiffe mit Hülfe der Torpedos zerstört werden, die Schiffe konnten sich aber in der Nacht nicht orientiren u. suchten vergeblich unter Wasser an die Wände der feindlichen Schiffe zu gelangen. Spätere Versuche auf der Themse gelangen, die englische Regierung wies jedoch weitere Ansprüche des Erfinders ab. 1806 fanden in Walmen die letzten Versuche mit dem Taucherboote u. den Torpedos statt. 1810 u. 1811 stellten Parizot u. Paixhans Versuche mit unterseeischen Höllenmaschinen an, welche aber nicht mit Erfolg gekrönt wurden. 1821 wurde ein Taucherschiff auf den Werften der Themse erbaut, womit ein gewisser Johnson den Kaiser Napoleon von St. Helena entführen wollte; aber kurz vor der Vollendung confiscirte die Regierung das Fahrzeug. Nach dem Princip der Payerne'schen Glocke construirte 1849 der Franzose Lemaitre ein Taucherboot in folgender Weise: dasselbe bildet einen 9 Meter langen, 3 Meter dicken, verlängert eiförmigen, vorn spitzen, hinten stumpfen Körper aus 6–10 Millimeter starken Eisenblechtafeln, welcher innerlich durch Rippen verstärkt, äußerlich mit flachen Eisenbändern, an denen Ringe zum Aufhängen des Schiffes angebracht sind, umlegt u. durch eine gewölbte Zwischenwand in zwei Kammern getheilt ist, welche durch Hähne mit einander communiciren u. von denen die vordere, 23 Cubikmeter fassend, als Reservoir auf 7 Atmosphären comprimirter Luft dient, während die hintere viel kleinere die Taucher aufnimmt u. ihnen gestattet auf dem Grund des Wassers zu arbeiten. Man gelangt auf letzteren durch zwei verschließbare Luken, welche in einen weiten Schlot von Eisenblech münden, welcher auf den Grund aufzusitzen kommt u. in welchem gearbeitet wird. Nachdem die Luft in der vorderen Kammer comprimirt ist, bringt man das Boot durch Einpumpen von Wasser zum Sinken bis auf den Grund u. entfernt hierauf das Wasser aus dem Schlot, indem man aus der vorderen Kammercomprimirte Luft in die hintere treten läßt. Um das Boot wieder zum Steigen zu bringen, läßt man eine hinreichende Menge Wasser austreten, wobei durch den Schlot auch Luft entweicht. Für einen längeren Aufenthalt macht man von dem Luftreiniger u. dem Sauerstoffbehälter Gebrauch, welcher sich in der vorderen Kammer befindet. Außerdem kann das Boot von innen aus getrieben u. geleitet werden, u. zwar mittelst einer am Hintertheile angebrachten Archimedischen Schraube u. dreier Steuerruder, von denen das mittlere verticale zum Seitwärtslenken u. die beiden seitlichen horizontalen zum Auf- u. Abwärtslenken dienen. Ein ähnlicher, nur einfacherer Apparat zum bequemen Arbeiten auf Flußbetten u. namentlich zum Legen unterseeischer Röhren, Kabel etc., wurde 1850 von Cavé hergestellt. Auf einem Baggerschiff ist eine länglich eiförmige, 7 Meter lange u. 5 Meter weite Luftkammer aus Eisenblech befestigt, in deren Mitte eine mit dem Flußbett communicirende Öffnung angebracht ist. In dieser befindet sich ein an beiden Enden offener Cylinder aus Eisenblech; wenn dieser, durch eine Lederkappe luftdicht mit dem Fußboden der Kammer verbunden, perspectivartig bis auf den Flußgrund geschoben worden ist, so wird durch ein von einer Dampfmaschine getriebenes eincylindrisches Gebläse die Luft in der Kammer comprimirt, bis das Wasser aus dem Schlot verdrängt ist u. die Arbeiten darin beginnen können. Um diese Kammer zu betreten, muß man sich erst in eine mit luftdicht schließender Thüre. versehene Vorkammer begeben, aus welcher beim Öffnen etwas comprimirte Luft entweicht. Zwei solche Boote mit 6–8 Meter weitem Schlot wurden bei den Abdämmungsarbeiten des Nils verwendet. Ein einfacher Apparat für Arbeiten auf dem Flußbett, nämlich ein pontonförmiger Kasten, worin verdichtete Luft zum Verdrängen des Wassers angewendet ist, wurde schon 1847 vom Ingenieur de la Gouverie für 17 Arbeiter längere Zeit verwendet. Payerne construirte 1852 ein dem Lemaitre'schen u. Cavé'schen sehr ähnliches Schiff, dessen Arbeitsraum für 10 Arbeiter 35 Cubikmeter Luft faßte u. einen 11 Quadratmeter weiten Schlot enthielt. Am 5. März 1850 stellte der Franzos Alexandré im Kriegshafen zu Brooklyn bei New York Versuche mit einem ähnlichen Taucherboot an. Er senkte sich hierbei mit zwei Gehülfen in dem Boote bis zur Tiefe von 50 Fuß hinab. Ein kleiner elektrischer Telegraph[290] vermittelte oben auf dem Wasser schwimmend die Verbindung der Taucher mit dem Commodore Salter, während das Boot beliebig zum langsamen Steigen u. Sinken gebracht werden konnte. Es hat eine eiförmige Gestalt, ist 30 Fuß lang, in der Mitte 18 Fuß breit, aus Eisenplatten zusammengesetzt u. zur Erleuchtung mit zwei starken Glaslinsen im Verdeck versehen. In der Cajüte befindet sich ein Apparat zur Erzeugung von Sauerstoffgas u. Luftbewegung zum raschen Ersatz der consumirten Luft. Ein Mann kann das ganze Pumpwerk in Bewegung setzen u. das Steuer führen; sechs Männer können in dem Boote mehre Stunden ohne Unbequemlichkeit zubringen. 1849 erfand Bauer den Brandtaucher, ein ringsum geschlossenes längliches Schiff aus Eisenplatten, mit einer durch ein Tretrad zu bewegenden Schraube, während im Innern Pumpen zum Ein- u. Auspumpen von Wasser angebracht waren. Am Vordertheile befand sich eine Art Röhre mit runden Fenstern u. einer Luke zum Ein- u. Aussteigen der Mannschaft versehen; ferner Handschuhe von Gutta Percha, mit welchen der Führer des Schiffes bei der vorzunehmenden Sprengung mitgenommene Pulvertonnen an dem feindlichen Fahrzeuge befestigen u. mit einer Voltaischen Batterie entzünden wollte, da er sein Schiff bes. zur Vernichtung der bei Sundewitt ankernden dänischen Flotte bestimmt hatte, welche aber kurz nach Beendigung der Vorbereitungen die hohe See suchte. Nach zehn gelungenen kleinen Probefahrten stieg Bauer den 1. Febr. 1851 wieder in den Kieler Hafen mit zwei Gefährten. Da er sich aber über 29 Fuß Wassersäule hinab begab, wurde dabei sein Boot leck, die Pumpen versagten u. er rettete sich erst nach 6 Stunden mit seinen Gefährten durch Entfliehen aus der Dachluke. Hierauf stellte er, im Dienste der russischen Regierung, einen neuen Brandtaucher her, mit welchem er auch 134 gelungene Probefahrten machte, u. construirte im Auftrage des Großfürsten Constantin das Modell (1/12 Maßstab) zu einer unterseeischen Corvette mit 24 Kanonen, 80 Mann Besatzung u. einem Luftraume von 28,800 Cubikfuß, in welcher er Dampf als Triebkraft anwandte. Ähnlich sind Bauers unterseeische Kanonenboote; sie sind 140 Fuß lang, 12 Fuß hoch, 20 Fuß breit u. werden durch ein Dampfschiff schnell in die Nähe des Feindes gebracht; hier schließen sich plötzlich alle Luken, das Boot taucht unter, gelangt bis in die wirksamste Nähe des Feindes, kommt hier plötzlich zum Vorschein, entladet seine Vierundsechzigpfünder, um ebenso rasch wieder unterzutauchen u. zu laden. Der Gewichtsverlust durch das verschossene Material wird durch eine entsprechende Menge Wasser ersetzt; als Triebkraft soll comprimirte Luft verwendet werden. Zur Untersuchung des Meeresgrundes baute Bauer die Taucherkammer, einen luftdicht verschlossenen, aus starken Eisenplatten gebauter u. durch hohle Rippen gehörig verstärkten, cylindrischen, oben u. unten abgerundeten Behälter, in welchem sich die Taucher in gewöhnlicher atmosphärischer Luft befinden. Durch Hähne kann Wasser eingelassen, durch Forcepumpen wieder entfernt werden, so daß das Steigen u. Sinken des Apparates hierdurch regulirt wird. Sie ist auf eine Tiefe von 500 Fuß berechnet, kann durch eine große Schraube, sowie eine kleine Steuerschraube von innen aus beliebig von Menschen od. der Kraft comprimirter Luft bewegt u. gelenkt werden, u. besitzt für Nothfälle einen leicht abzuwerfenden Ballast. Die Beleuchtung geschieht durch mehre, 6 Zoll dicke Krystallgläser, das Einsteigen durch eine Dachluke. Da in Tiefen über 100 Fuß der Taucher unter dem Helm nicht mehr sicher aushält, auch Guttaperchaarme nicht mehr zu brauchen sind, so sind außen Vorrichtungen angebracht, welche von innen aus mittelst einer Kurbel u. eines Zahnschlüssels bewegt werden können u. welche nicht nur zum Aufnehmen, Festhalten u. Einschieben von Gegenständen in die Kammer bestimmt sind, sondern auch zum Eintreiben von Bolzen in Schiffsrumpfe behufs der Befestigung von Hebekameelen, sowie zu vielen anderen, beim Schiffsheben, unterseeischen Bauten, bei der Gold-, Perlen- u. Korallenfischerei u. bei Naturforschungen nöthigen Verrichtungen dienen. Für letzteren Zweck bes. ist die Taucherkammer mit Rädern versehen, auf deren gerieften Reisen sie auf dem Grunde fortschreiten kann, während zu dieser Bewegung eigen eigentlich Flügel dienen, welche sich um ihre Radspeichen selbst drehen, durch einen Spurgang aber sich selbst so stellen, daß immer nur drei derselben auf das Wasser drücken, während die anderen es durchschneiden. Wenn Menschenkraft zu der Bewegung dieser Vorrichtungen nicht ausreicht, wird comprimirte Luft als Motor verwendet. Zu submarinen Bauten sollten auch Bauers unter D) beschriebenen Hebeballons dienen.

D) Verrichtungen zum Heben von Lasten od. versunkener Gegenstände vom Wassergrunde. Die Erfindungen unterseeischer Apparate zu diesem Zweck stammen erst aus neuer Zeit, namentlich erhielt 1837 Edward Austin ein englisches Patent auf die Anwendung von elastischen luftdichten Luftsäcken zum Heben versunkener Schiffe etc. Ohne die Taucherglocke anzuwenden, wird der versunkene Schiffsrumpf durch eine Anzahl Bojen mittelst starker Ketten umzogen, woran andere Ketten hängen, welche theils nach dem Hülfsschiff führen, theils zur Befestigung der Luftsäcke dienen. Die Luftsäcke sind von der Form eines wagerechten Cylinders mit halbkugeligen Enden nach Mackintosh's Methode aus zwei durch eine Schicht Kautschuk verbundenen Blättern eines starken Zeuges hergestellt; sie werden leer u. in gehöriger Anzahl versenkt u. nachdem die Ketten, an denen sie befestigt sind, durch große Ringe an der um das Schiff geschlungenen Kette gezogen sind, von oben her durch Pumpen u. biegsame Schläuche mit Luft gefüllt. Damit das Emporsteigen der Säcke, ohne das Schiff mitzunehmen, verhindert wird, sind die betreffenden Ketten mit starken Sperrvorrichtungen versehen, welche nur nach einer Seite hin die Bewegung der einen Kette an der anderen gestatten. Die wichtigsten Versuche, wie zur unterseeischen Fahrt u. Operation mit Taucherschiffen (s. oben), machte auch Wilh. Bauer in neuester Zeit zur Hebung von Lasten vom Wasserboden. Er verwendete dazu Hebeballons (unterseeische Kameele), von birnförmiger Gestalt u. aus drei Lagen Leinwand, welche durch zwei Lagen Kautschukblätter verbunden sind. Sie können gleich Säcken leicht verpackt werden, sind noch mit Gurten umspannt u. werden, nachdem sie im zusammengelegten Zustande von der Taucherkammer (s. oben C) unter Wasser gebracht u. an den zu hebenden Gegenständen gehörig befestigt sind, durch einen unter Wasser führenden, leicht anzusetzenden u. abzunehmenden[291] Gummischlauch mit einer auf dem Hülfsschiff angebrachten Pumpe aufgeblasen. Wenn die Kameele in gehöriger Anzahl u. Vertheilung am versunkenen Schiffe angebracht sind u. dieses sich hebt, so entweicht wegen des abnehmenden Wasserdruckes ein Theil der Luft aus der unteren Öffnung der sich so selbst regulirenden Kameele, u. es werden nun je zwei mit einander verbundene Reserveballons unter den Kiel des Schiffes gebracht u. dort aufgepumpt, bis das letztere so weit gehoben ist, daß es vom Hülfsdampfer geborgen werden kann. Auf die erwähnte Weise versuchte Bauer am 29. Mai, 7. u. 23. Juni 1861 die Hebung des am 11. März d. J. auf dem Bodensee durch den Dampfer Zürich in den Grund gebohrten baierischen Postdampfers Ludwig. Er bedurfte zur Hebung des 65 Fuß tief versunkenen Schiffes 2500 Centner Tragkraft, konnte dieselbe aber in Folge des Mangels an gehörigen Geldmitteln nur durch Anwendung von 37 Fässern, welche er mit Wasser gefüllt an dem Schiffsrumpf durch Helmtaucher befestigen u. dann, in Ermangelung von Luftpumpen, mit gewöhnlichen Feuerspritzen mit Luft füllen ließ, beschaffen; trotzdem wurde der Ludwig so weit gehoben, daß er in allen Theilen sichtbar wurde, als anstatt des zur Bergung des schwebenden Schiffes bestimmten Schleppdampfers ein Gewitter herankam, welches die Wellen so hoch trieb, daß die bereits oben schwimmenden Fässer aneinander zerschellten u. das Schiff wieder sank. Die beiden folgenden Versuche fielen aus ähnlichen Gründen nicht befriedigender aus, wenn auch hierbei das mit 50 Tragfässern versehene Schiff noch etwas höher gehoben u. durch einen Schleppdampfer etwa 800 Schritt gegen das Land bugsirt wurde. Ende October 1862 ging Bauer nochmals an die Hebung dieses Schiffes, nachdem er sechs große Hebeballons zu je 780 Centnern u. zwölf zu je 240 bis 180 Ctrn. Tragkraft aus Leinwand u. Kautschukfirniß hergestellt hatte, welche er nebst den noch brauchbaren Fässern wieder gehörig am Ludwig befestigte. Diesmal war er auch mit zwei Compressionsluftpumpen seiner Construction versehen, mit denen leicht noch der Druck einer 72 Fuß hohen Wassersäule überwunden werden kann, u. welche sich sehr leicht u. sehr lange Zeit, ohne sich im Geringsten zu erwärinen (durch Anwendung einer Kolbendichtung aus Öl od. Wasser), handhaben lassen. Da kurz vorher von anderer Seite mit dem Ludwig ein Hebeversuch nach der alten Methode, mittelst Umschlingen des Schiffes mit Ketten u. Emporwinden, gemacht worden war, dieser aber wegen Nichtbenutzung von Tauchern u. mangelhafter Befestigung der Ketten nur eine starke Beschädigung des Schiffes zur Folge hatte, so mußte Bauer lange Zeit auf die Beseitigung der Trümmer etc. u. Wiederherstellung der Befestigungspunkte für die Ballons verwenden. Diese Verzögerung nebst der Aussicht auf schlechtes Wetter verursachten eine Übereilung bei der Befestigung eines der Kameele, welches, nachdem es durch Aufpumpen eine Tragkraft von 780 Ctrn. erlangt hatte, die Naht der umschließenden Gurte durch Reibung an einer Stange zerriß u., dem Schiff entschlüpfend, auf die Oberfläche geschnellt wurde. Das Wetter nöthigte hierauf bald die Arbeiten vorläufig einzustellen. Im folgenden Sommer wurden dieselben wieder aufgenommen u. 21. Juli 1863 der Ludwig wirklich gehobenn. glücklich in den Hafen von Rorschach gebracht. Über den Apparat der hierbei gebrauchten Taucher s. oben B). Zum. Niederlassen der Steine etc. bei submarinen Bauten wendet Bauer als Hebeballons hohle mit Luft gefüllte Metallkugeln an, welche von entsprechender Größe sind u. deren Tragkraft durch Einlassen od. Auspressen von Wasser regulirt werden kann. Durch eine Zahnstange mit Triebwerk fügt die Taucherkammer die Steine genau aneinander. Vgl. L. Hauff, Die unterseeische Schifffahrt, erfunden u. ausgeführt von W. Bauer, 1859.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 287-292.
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