Artikel in der Wikipedia: Mannheim
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1128. Mannheim.
1128. Mannheim.

[124⇒] Mannheim, Kreis- und Amtsstadt in Baden, am Einfluß des Neckars in den Rhein, (1900) 141.131 (1905: 162.607) E., Garnison, Land-, Amtsgericht, Reichsbankhauptstelle, Handels-, Handwerkerkammer, großes Schloß (Kupferstichsammlung, Antiken etc.), Sternwarte, Gymnasium, Realgymnasium, Oberrealschule, Konservatorium; bedeutender Handel (erster deutscher Binnenhandelsplatz) mit Getreide, Kohlen, Petroleum, Maschinen, Salz, Tee, Holz etc., lebhafte Industrie (Maschinen, Zigarren, Tapeten, Leder etc.), großartige Hafenanlagen. – Hervorzuheben ist, daß M. die einzige Stadt Deutschlands ist, in der die von den rechtwinklig sich schneidenden 21 Straßen der Innenstadt eingeschlossenen Häuserblocks, außer mit Straßennamen, mit den Buchstaben A-U und Ziffern bezeichnet werden. M., 1606 durch Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz gegründet, 1720-78 pfälz. Residenz, als Festung 1799 geschleift, fiel 1803 an Baden. – Vgl. Oeser (1902 fg.). [⇐124]

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 124.
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[235⇒] Mannheim (hierzu der Stadtplan »Mannheim-Ludwigshafen«, mit Registerblatt), größte Stadt und zweite Hauptstadt des Großherzogtums Baden, zugleich Hauptort des gleichnamigen Kreises, der 468 qkm (8,32 QM.) mit (1900) 225,508 Einwohnern (120,095 Evangelische, 95,710 Katholiken und 6433 Juden) umfaßt, liegt am Einfluß des Neckar in den Rhein, 96 m ü. M., in fruchtbarer Gegend, und hat erst im 18. Jahrh. als damalige Landeshauptstadt, besonders aber im 19. Jahrh. infolge ihrer günstigen Lage als Rheinhafen einen ungemein raschen Aufschwung genommen.

Wappen von Mannheim.
Wappen von Mannheim.

In der innern, in Kreisform angelegten Stadt münden die unter rechtem Winkel sich schneidenden Straßen sämtlich auf den die Stadt umschließenden Ringdamm, der in einen Boulevard umgebaut ist. Zur Stadt gehören noch die Vorstädte: Neckar- und Schwetzinger-Vorstadt, der Lindenhof, Jungbusch, Mühlau und die einverleibten Vororte Käferthal, Waldhof und Neckarau. Unter den 14 freien Plätzen der Stadt sind zu erwähnen: der Paradeplatz und Marktplatz, beide mit allegorischen Monumenten aus dem 18. Jahrh. geschmückt, der Schloßplatz mit dem von Professor Eberlein modellierten Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. und zwei Monumentalbrunnen, der Theater- oder Schillerplatz mit den auf Granitpiedestalen aufgestellten Kolossalstatuen Ifflands und Dalbergs (beide von Widnmann) und Schillers (von K. Cauer), vor allem der nach den Entwürfen von Bruno Schmitz ausgeführte großartige Friedrichsplatz. Außer den genannten Denkmälern besitzt M. ein Krieger-, ein Bismarck-, ein Moltke- und ein Lamey-Denkmal. Von den 16 vorhandenen Kirchen (9 katholischen und 7 evangelischen) sind bemerkenswert die Kirche des ehemaligen Jesuitenkollegiums (1737–60 erbaut, im Innern prachtvoll mit Marmor dekoriert und die Decke mit Freskomalereien geschmückt), die Konkordienkirche mit hübschem, 1894 vollendetem Turm und die Schloßkirche mit geschmackvoller innerer Einrichtung. Die Israeliten haben eine im maurischen Stil erbaute Synagoge. Das große ehemalige kurfürstliche Residenzschloß (1720–59 erbaut) nimmt mit seinen Höfen, Stallungen, Remisen [⇐235][236⇒] etc. einen Flächeninhalt von 6 Hektar ein und ist bei einer Frontlänge von 530 m mit seinen 1500 Fenstern das größte Deutschlands. Es enthält die prächtig ausgeschmückten großherzoglichen Gemächer, eine Bibliothek, Kirche, Gemäldegalerie, Altertümer- und Naturaliensammlung. An das Schloß reiht sich der umfangreiche, dem Publikum geöffnete Schloßgarten mit seinen herrlichen Baumgruppen an. Von alten öffentlichen Bauwerken sind noch erwähnenswert: die Sternwarte, das Theater, Kaufhaus mit prächtiger Sandsteinfassade in feinstem Barockstil (jetzt Sitz der Stadtverwaltung), Rathaus, das Zeughaus, von neuern namentlich die von Bruno Schmitz erbaute großartige städtische Festhalle Rosengarten, deren Säle zu den schönsten und größten ihrer Art gehören.

Die Zahl der Einwohner beträgt (1900) mit der Garnison (2 Bataillone Grenadiere Nr. 110) 141,131 Seelen, davon 71,494 Evangelische, 62,212 Katholiken und 5478 Juden. M. ist der wichtigste Handels- und einer der größten Industrieplätze Süddeutschlands. In der Industrie stehen voran die Metallverarbeitung, Maschinenindustrie und Eisengießerei mit über 100 Betrieben und 10,000 Arbeitern, darunter die Lanzsche Fabrik für landwirtschaftliche Maschinen mit 3600 Arbeitern, eine Gasmotoren-, eine Armaturenfabrik mit 900 Arbeitern, zwei Schiffswerften, eine Fabrik für Herstellung von elektrischen Maschinen, Kabeln, Eisenbahnbedarf, Brauereiartikeln, Drahtwaren, Öfen, Kranen etc., ein Stahlwerk, drei sonstige Maschinenfabriken, 6 chemische Fabriken mit 1500 Arbeitern, eine Ölfabrik mit 200 Arbeitern, 5 Gummi- u. Zelluloidfabriken (darunter eine mit 2600 Arbeitern), 6 Hobelwerke, 8 Möbel-, Faß- und Bürstenfabriken, 4 Brikettfabriken, eine Spiegelfabrik mit 400 Arbeitern, eine Tapetenfabrik mit 200 Arbeitern, eine Korsettfabrik mit 400 Arbeitern, eine Zuckerraffinerie, bedeutende Bierbrauerei, Preßhefe-, Zigarren- und Bettfedernfabrikation, große Getreidemühlen, polygraphische Großbetriebe etc. Auch die Industrie der nähern Umgebung ist bedeutend, insbes. die chemische Großindustrie, sodann die Süddeutsche Juteindustriefabrik mit 900 Arbeitern, eine Zellstoffabrik mit ca. 2000 Arbeitern, eine Steinzeugwarenfabrik mit 600 Arbeitern etc. Der Handel wird unterstützt durch eine Handelskammer, durch 22 Konsulate fremder Länder, eine Reichsbankhauptstelle (Umsatz 1904: 5579,1 Mill. Mk.), die Badische Bank, die Rheinische Kreditbank, Oberrheinische Bank, Mannheimer Bank, Rheinische Hypothekenbank, Süddeutsche Bank, Süddeutsche Diskontogesellschaft, Mannheimer Gewerbebank, Filialen der Dresdener und der Pfälzischen Bank und andre Bankinstitute sowie durch das besonders entwickelte Versicherungsgewerbe. Der Eisenbahnverkehr und die Schiffahrt auf dem Rhein und Neckar sind sehr bedeutend. M. ist der größte Warenumschlagsplatz Süddeutschlands, von dem aus die zu Schiff angekommenen Waren hauptsächlich nach Süddeutschland, der Schweiz und Österreich weitergehen. Handelsartikel sind vorzugsweise: Getreide, Mühlenfabrikate, Wein, Hopfen, Kolonialwaren, Steinkohlen, Eisen und Eisenwaren, Drogen, Holz, Lack, Farben, besonders auch Petroleum. Der Schiffsverkehr wird gefördert durch umfangreiche Hafenanlagen (Staatshafen mit dem großen Mühlauhafenbecken zwischen Neckar und Rhein, städtischer Industriehafen am Altrhein und Rheinauhafen am Rhein, zusammen mit 223 Hektar Flächeninhalt), die mit einem Kostenaufwand von 50 Mill. Mk. erbaut worden sind und als die größten derartigen Anlagen im Binnenlande gelten. Auf dem Rhein kamen 1904 an zu Berg: 9030 Schiffe mit 3,852,000 Ton. Ladung; zu Tal: 2537 Schiffe mit 127,000 T. Ladung, außerdem 6500 T. Floßholz. Der Talverkehr ist geringer und besteht besonders aus Holz und Salz, das neckarabwärts kommt (zu Tal auf dem Neckar 1904: 151,000 T.). Das Hafengebiet ist mit Lagerungs-, Löschungs- und Verkehrseinrichtungen aller Art aufs reichlichste ausgestattet; die Silospeicher allein fassen über 1 Mill. dz Getreide, die Tanks für amerikanisches, russisches und galizisches Petroleum rund 50 Mill. Liter. M. ist Sitz mehrerer der größten rheinischen Schiffahrtsgesellschaften. Der Verkehr in der Stadt und mit den Orten der Umgegend wird durch eine elektrische und mehrere Dampfstraßenbahnen vermittelt. Für den Eisenbahnverkehr ist M. mit 6 Bahnhöfen Knotenpunkt der badischen Staatsbahnlinien M.-Konstanz. M.-Schwetzingen und M.-Friedrichsfeld, der preußisch-hessischen Staatsbahnlinie Biblis-M., der Linie M.-Ludwigshafen sowie der Eisenbahnen M.-Weinheim und Heidelberg-M.

An Bildungsinstituten und ähnlichen Anstalten besitzt M. ein Gymnasium, ein Realgymnasium, eine Oberrealschule mit Handelsabteilung, eine Reformschule, eine Gewerbeschule, eine Schiffer- und eine Ingenieurschule, eine öffentliche Bibliothek, mehrere wissenschaftliche Vereine, ein großherzogliches Hof- und Nationaltheater (Weiteres s. unten), eine Hochschule und ein Konservatorium für Musik, Kunstsammlungen im Schloß, eine städtische Gemäldegalerie. stadtgeschichtlich es Museum, Naturalienkabinett, einen Kunstverein etc., ferner ein Waisenhaus, 2 Rettungshäuser, ein Blindenheim, mehrere große Krankenhäuser, viele Armenstiftungen und Wohltätigkeitsinstitute etc. Es erscheinen hier täglich 6 Zeitungen. Von Behörden haben in M. ihren Sitz: ein großherzogliches Landeskommissariat für die Kreise M., Heidelberg und Mosbach, ein Bezirksamt, die Zentralkommission für die Rheinschiffahrt, ein Forstamt, ein Hauptsteueramt, ein Hauptzollamt und ein Landgericht mit drei Kammern für Handelsfachen. Die städtischen Behörden zählen 27 Stadtratsmitglieder und 96 Stadtverordnete. In der nächsten Umgegend ist der Friedhof, jenseit des Neckar, bemerkenswert. Auf ihm befinden sich schöne Denkmäler, die Gräber Dalbergs, Kotzebues, K. L. Sands, der hier verstorbenen Krieger von 1870/71, der 1849 standrechtlich Erschossenen etc. – Zum Landgerichtsbezirk M. gehören die drei Amtsgerichte zu M., Schwetzingen und Weinheim.

Geschichte. M. erscheint zuerst 766 in Urkunden des Klosters Lorsch als Dorf und gehörte späterhin zeitweise zur Burg Rheinhausen. 1606 legte Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz den Grund zu den Festungswerken Mannheims (Friedrichsburg), und seitdem der Ort 1607 Stadtrecht erhalten hatte, gewann er durch zahlreiche Zuwanderungen, besonders aus den Niederlanden, rasch an Ausdehnung. 1622 eroberte die bayrisch-kaiserliche Armee unter Tilly M. nach längerer Belagerung; 1631 bemächtigte sich Bernhard von Weimar der Stadt. 1635 ward sie wieder von den Kaiserlichen, 1644 von den Franzosen besetzt, fiel aber nach einem blutigen Kampf in die Hände der Bayern, die erst 1649 wieder abzogen. Kurfürst Karl Ludwig baute die zerstörte Stadt und Festung wieder auf und erweiterte 1652 die Privilegien Mannheims durch namhafte Rechte und freiheitliche Bestimmungen; es wurde jetzt ein beliebter Ansiedelungsort für wallonische und hugenottische Auswanderer, die den Grund zu seinem neuen Aufblühen [⇐236][237⇒] legten. 1688 von dem französischen General Vauban nach 17tägiger Belagerung genommen, wurde M. nebst elf andern Städten der Unterpfalz im März 1689 niedergebrannt. Beim Wiederaufbau (1699) ließ es Kurfürst Johann Wilhelm nach den Plänen des niederländischen Festungsbaumeisters Coehoorn befestigen. Kurfürst Karl Philipp verlegte 1720 seine Residenz von Heidelberg nach M. und erbaute ein Schloß von gewaltigen Dimensionen. Die Glanzperiode kann aber für M. erst unter dem Kurfürsten Karl Theodor, der außerordentlich viel für die Pflege von Kunst und Wissenschaft tat; namentlich blühte damals unter dem trefflichen Intendanten v. Dalberg (s. d. 3) das Theater, das Iffland, Beil, Beck u. a. zum ersten Deutschlands erhoben. Ein schwerer Schlag war es für M., als 1778 Karl Theodor infolge der bayrischen Erbschaft mit seinem ganzen Hofe nach München übersiedelte. Im Revolutionskrieg nahmen die Franzosen im Dezember 1794 die Rheinschanze, und 20. Sept. 1795 ergab sich ihnen die Stadt. Indessen erschienen schon 18. Okt. die Österreich er unter Wurmser vor M., dessen französische Besatzung nach einem heftigen Bombardement 23. Nov. kapitulierte. Infolge der durch den Lüneviller Frieden veranlaßten Entschädigungsverträge kam M. durch den Reichsdeputationshauptschluß 1803 an Baden, das alles tat, um der tief daniederliegenden Stadt wieder emporzuhelfen. Am 23. März 1819 wurde hier Kotzebue von Sand ermordet. Die politische Bewegung der 1830er und 40er Jahre fand hier lebhaften Widerhall. Während der badischen Revolution (1849) war M. längere Zeit in den Händen der Volkstruppen. Infolgedessen ward M. von den Preußen beschossen, bis 22. Juni durch eine in der Stadt eingetretene Konterrevolution die Übergabe Mannheims an die Preußen erfolgte. Das 19. Jahrhundert machte aus M. ein wichtiges Handelsemporium, und seine neueste Entwickelung führt zur industriellen Großstadt. Vgl. Feder, Geschichte der Stadt M. (Mannh. 1875–77, 2 Bde.; neubearbeitet von Öser, 1903); Pichler, Chronik des Hof- und Nationaltheaters in M. (das. 1879); Landgraf, M. und Ludwigshafen (Zürich 1890); Walter, Geschichte des Theaters und der Musik am kurpfälzischen Hofe (Leipz. 1898, in den »Forschungen zur Geschichte Mannheims und der Pfalz«, hrsg. vom Mannheimer Altertumsverein); Öser, Aus der Kunststadt Karl Theodors (Mannh. 1901); »Die wirtschaftliche Bedeutung Mannheims« (von der Handelskammer, das. 1905); »Chronik der Hauptstadt M.« (seit 1901, jährlich); »Mannheimer Geschichtsblätter« (1900 ff.). [⇐237]

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 235-237.
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[827⇒] Manheim, 1) Stadtamt im badischen Unterrheinkreise, enthält nur die 2) Stadt am Einflusse des Neckars in den Rhein, mit Schiffbrücke über den Rhein u. einer 1845 eröffneten Kettenbrücke über den Neckar, u. einem Freihafen mit großen Lagerhäusern am Rhein; ist Hauptstadt des Unterrheinkreises u. zweite Hauptstadt des Großherzogthums; Sitz der Kreisregierung, des Oberhofgerichts, Hofgerichts; Kreisgefängniß, Oberaichamt, Schiffsaichanstalt, Hauptzollamt, Rheinzollamt. Post, Eisenbahnamt. M. ist sehr regelmäßig, in Form eines Ovals gebaut, war sonst Festung, ist aber seit 1802 geschleift u. die Werke in Gärten u. Anlagen verwandelt. Die 11 der Länge u. 10 der Quere laufenden, schnurgeraden Straßen durchschneiden sich rechtwinkelig u. bilden 112 Quadrate; freie Plätze: Paradeplatz (mit Marmorbassin), Marktplatz (mit Merkursgruppe), Speisemarkt, Zeughausplatz mit Denkmal; 6 Kirchen, davon 4 katholisch (unter diesen vorzüglich die Jesuitenkirche ausgezeichnet), die andern evangelisch, Synagoge, Schloß (eins der schönsten u. größten in Deutschland), der eine Flügel brannte durch das Bombardement 1795 ab, in dem übrigen befinden sich Sammlungen von Gypsabgüssen berühmter Antiken, von Kupferstichen, Gemälden, Naturalien. Außerdem sind vorhanden: Botanischer Garten, Sternwarte, Zeughaus, Kaufhaus, Darleihkasse, Kunstverein mit jährlichen Ausstellungen, Musikverein, deutsche Tonhalle zur Beförderung der Tonkunst, Lyceum mit der Derbillonschen Bibliothek, Realschule u. Handelsschule, höhere Bürgerschule, Kunstschule, Militärschwimmanstalt, 5 weibliche Erziehungsanstalten, Schauspiel- u. Redoutenhaus, 3 Hospitäler, Armen- u. Krankenhaus, Waisenanstalt (Louisenhaus, unter Leitung von Barmherzigen Schwestern), Zuchthaus, Militärlazareth. Fabrikation von Krapp, Tabak, Cigarren, Tapeten, Karten, Gold- u. Silberwaaren (Manheimer Gold, geringhaltiges Gold), Branntwein (Manheimer Wasser, versüßter Anisbranntwein), große Zuckerraffinerien, Fabriken in Senf, Bijouteriewaaren, Steingut etc., 7 Buchhandlungen, 5 Buchdruckereien. Der Handel auf dem Rheine ist nicht unbedeutend, u. M. ist der Hauptspeditionsplatz für Südwestdeutschland. Hauptzweige des Eigenhandels sind bes. Pfälzer Tabake, die von hier aus nach allen Theilen Europas gehen, Wein, Getreide, Öl u. andere Landesproducte. Jährlich werden zwei Messen gehalten. Der Handel u. Verkehr wird durch die Eisenbahn von M. nach Heidelberg, Karlsruhe, Strasburg, Basel etc., nach Darmstadt, Frankfurt etc., nach Worms, Mainz etc., nach Speier, nach Kaiserslautern, Saarbrück, Metz etc., [⇐827][828⇒] durch zahlreiche Chausseen u. die Schifffahrt auf dem schein u. Neckar befördert. Die vereinigte Kölnisch-Düsseldorfer u. die Niederländer Dampfschifffahrtsgesellschaft haben hier Hauptstationsplätze. Vergnügungorte u. Promenaden im Schloßgarten, Mühlauschlößchen, Rheinlust, Ludwigsbad, Nektargärten, Kaisershütte etc. Außerdem besteht dir Harmonie mit Bibliothek, das Theater gehört zu den besten Süddeutschlands, u. es wurden hier Schillers erste Stücke unter seiner u. Ifflands Leitung aufgeführt; Freimaurerloge: Karl zur Eintracht. 27,000 Ew., die zur Hälfte Katholiken sind. Vgl. Sophie la Roche, Briefe über M., Zür. 1791; Rieger, Beschreibung von M., Mauh. 1824.

Ehedem war M., dessen schon im 8. Jahrh. erwähnt wird, ein Dorf, zur Burg Rheinhausen in der Pfalz gehörig; 1608 wurde vom Kurfürsten Friedrich IV. der Grund zur Festung Friedrichsburg gelegt, in der sich die Bewohner des Dorfs M., vertriebene Niederländer A. andere Auswanderer niederließen, u. 1607 bekam M. Stadtgerechtigkeit. Erobert wurde die Festung 1622 von Tilly, 1631 vom Herzog Bernhard von Weimar, 1644 von den Franzosen, 1688 vom französischen General Melac u. bei Verwüstung der Pfalz durch die Franzosen gänzlich zerstört; 1699 erfolgte der Wiederaufbau derselben nach Coehorns Angabe u. die Einrichtung der Stadt jetziger Weise. 1720 wurde es Residenz des Kurfürsten Karl Philipp von der Pfalz u. bekam durch Kaiser Karl Theodor eine Menge gelehrter Anstalten, doch wurde 1777 die Residenz, nach Aussterben des Baierischen Hauses, nach München verlegt. 1794 wurde die Rheinschanze bei M. u. der M-er Brückenkopf von den Franzosen erobert, u. M. fiel 22. Sept. 1795 durch Capitulation in deren Gewalt, kam aber am 18. Oct. wieder an Wurmser, 1796 wurde bei der Belagerung durch die Franzosen ein Theil des Schlosses zerstört, 9. Jan. bis 2. Febr. 1798 wurden die beiden Brückenköpfe u. 18. Sept. 1799 die Stadt von den Österreichern wieder mit Sturm genommen. Nach dem Lüneviller Frieden, wobei M. an Baden kam, mußten die Festungswerke geschleift werden. Am 1. Jan, 1814 erfolgte hier der Rheinübergang des Corps des russischen Generals Sacken. Hier am 17. Sept. 1840 Einweihung des neuen Hafens; am 15. Nov. 1845 Einweihung der Kettenbrücke über den Neckar. In dem badischen Aufstande wurde M. am 22. Juni 1849 von den Preußen besetzt. [⇐828]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 827-828.
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Mannheim, so v.w. Manheim.

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[88⇒] Manheim, Hauptstadt des bad. Unterrheinkreises, zweite Residenz des Großherzogs, früher Residenz der Kurfürsten von der Pfalz, am Einfluß des Neckars in den Rhein u. an der bad. Staatseisenbahn, regelmäßig gebaut, durch die geraden, sich rechtwinklig schneidenden Straßen in lauter Quadrate getheilt, hat mit dem Militär 24300 E. M. besitzt einen sehr beträchtlichen Speditionshandel, Handel mit Tabak, Getreide, Wein, Oel etc., Fabrikation von Tabak, Gold- u. Silberwaaren, Branntwein [⇐88][89⇒] (M.er Wasser, versüßter Anisbranntwein). – M. war früher Dorf, wurde 1606 befestigt und nahm viele vertriebene Niederländer auf; 1688 von den Franzosen verbrannt, 1699 wieder aufgebaut, war 1720–77 kurfürstl. Residenz, von 1794–99 mehrmals belagert u. erobert, 1801 badisch und geschleift. [⇐89]

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 88-89.
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[44⇒] Manheim, die zweite Residenz des Großherzogthums Baden und Hauptstadt des bad. Unterrheinkreises, liegt am linken Ufer des hier mit dem Rhein sich vereinigenden Neckar fast in der Mitte der Ebene zwischen den dies- und jenseitigen Rheingebirgen und hat 21,000 Einw. Von den Schiffbrücken, welche über beide Flüsse führen, ruht die über den Rhein auf 28 Kähnen und wird von Baden und Baiern gemeinschaftlich unterhalten. M. gehört zu den am regelmäßigsten gebauten aber auch jüngsten deutschen Städten, indem das frühere gleichnamige Dorf erst unter der Regierung Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz, der 1606 hier ein festes Schloß anlegte, hauptsächlich durch ausgewanderte Niederländer sich zur Stadt erweiterte, welche wegen Religionsverfolgung ihre Heimat verließen. Im dreißigjährigen Kriege hatte es bei mehrmaligen Eroberungen viel zu leiden, 1688 aber ward es auf Ludwig XIV. Befehl mit 11 andern pfälz. Städten von den Franzosen unter Melac gänzlich verheert. Es erstand jedoch wieder aus den Trümmern, wurde befestigt und seit 1720 die blühende Residenz der Kurfürsten von der Pfalz, bis diese nach dem Erbe von Baiern nach München 1777 zogen. Auch während der franz. Revolutionskriege litt M. durch wiederholte Belagerungen und ward endlich 1801 im lüneviller Frieden an Baden abgetreten; seine Festungswerke mußten jedoch geschleift werden und die Stelle derselben nehmen jetzt anmuthige Gärten ein. Die Stadt hat eine länglichrunde Gestalt und wird durch 10 längs- und 10 querlaufende, schnurgerade Straßen in 112 Quadrate getheilt. Die ganze nach dem Rheine gelegene Seite nimmt das 750 F. lange prächtige Schloß ein, welches eins der umfänglichsten in Deutschland ist und aus drei Vierecken besteht, von dessen linkem Flügel aber seit der franz. Belagerung von 1796 blos noch die äußern Mauern stehen. Von den andern öffentlichen Gebäuden gehören zu den ausgezeichnetsten: das auf 72 Bogen ruhende Kaufhaus, das Zeughaus, das Schauspielhaus, die vormalige Hof- oder Jesuitenkirche und die Sternwarte; unter den öffentlichen Plätzen sind der große Marktplatz und der Paradeplatz die vorzüglichsten. M. ist der Sitz der Kreisbehörden, einer Handelsakademie und anderer Bildungsanstalten, und es werden mancherlei Gewerbe und Fabriken, darunter die Bereitung des sogenannten manheimer Wassers, eines versüßten Anisbranntweins, hier betrieben, auch sind Handel und Schifffahrt, die ein Freihafen begünstigt, nicht unwichtig. [⇐44]

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 44.
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[29⇒] Manheim, zweite Residenz des Großherzogs von Baden, am rechten Ufer des Rhein und am linken des Neckar, in einer zwar ebenen, aber freundlichen Gegend. Seine prächtigen Plätze, sein geräumiges Schloß, einst die Residenz der Kurfürsten von der Pfalz, die vortreffliche Sternwarte, das 3 Stockwerk hohe Schauspielhaus, das neue Schul-, das Armen- und Kranken-, das Rathhaus und viele andere Prachtgebäude, sind sehenswerth. 23,000 Ew. beleben die Stadt, welche durch 2 Schiffbrücken mit den Ufern der herrlichen Ströme verbunden ist, große Fabriken, bedeutenden Speditionshandel und wichtige Schifffahrt auf dem Rhein und Neckar besitzt. Die ehemaligen Festungswerke sind in Gärten und Promenaden verwandelt und die mannichfaltigen Institute für Kunst, Wissenschaft, Unterricht, Handel und Gewerbe und eine allgemein herrschende Bildung und Intelligenz, geben Manheim das Recht, mit zu den ersten Städten Deutschlands gezählt zu werden.

* [⇐29]

Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 29.
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[54⇒] Mannheim, die zweite Hauptstadt in der Unterpfalz und vormahlige gewöhnliche Residenz des Churfürsten (seit 1720 – vorher war es Heidelberg – bis 1778, da der Churfürst Carl Theodor seinen Sitz nach München verlegte), liegt am Einflusse des Neckars in den Rhein, und zählte im J. 1777 über 25,000 Einwohner, welche Anzahl sich jedoch durch die Verlegung der Residenz um etliche Tausend verringert hat. Mannheim ist eine der regelmäßigsten und schönsten Städte Deutschlands (vielleicht nur allzu regelmäßig gebaut); eine Folge ihrer Zerstörung im vorigen Jahrhunderte durch die Franzosen, nach welche sie so [⇐54][55⇒] schön aus ihren alten Trümmern hervorgehen konnte. Da sie aber sehr sumpfig liegt, so hat sie schlechtes Wasser und ungesunde Luft. Sehenswerth sind daselbst das churfürstliche Schloß (wovon jedoch bei dem bald anzuführenden Bombardement ein Flugel nebst dem schönen Opernhause und dem physicalischen Cabinet ein Raub der Flammen wurde) mit einer vortrefflichen Bilder-Gallerie, eine schöne Statuen- und andre Sammlungen, das Observatorium, das größte und schönste in Deutschland. Uebrigens hat Mannheim eine 1763 gestiftete Akademie der Wissenschaften, die sich wöchentlich einmahl versammelt, eine Deutsche gelehrte Gesellschaft, eine Akademie der Zeichnungs- und Bildhauerkunst und viele andre nützliche Institute für den Unterricht in verschiedenen Fächern, auch eine Frauenzimmer-Erziehungsanstalt; auch war noch vor einigen Jahren eins der ersten Deutschen Theater daselbst (s. Iffland). Uebrigens sind weder Manufacturen noch Handel in Mannheim das, was sie sein könnten. – In der Nachbarschaft von Mannheim sind vorzüglich Heidelberg (s. diesen Art.) Schwetzingen mit einem churfürstlichen Lustschlosse und schönen Gärten, das Erziehungs-Institut für junge Frauenzimmer zu Frankenthal und die Alterthümer zu Schriesheim, Seckenheim, Lindenfels und Ingelheim merkwürdig. – Was die Geschichte von Mannheim in dem neuesten Französischem Kriege betrifft, so ergab sich die seit dem 15. Oct. 1794 von den Franzosen blockirte Rheinschanze vor Mannheim den 25. Dec. d. J. an dieselben, wobei ihnen vorzüglich der ungewöhnlich starke Winter zu Statten kam, bei welchem der Rhein selbst Grundeis zu wälzen anfing. Es wurde jedoch bei der Uebergabe bedungen, daß Mannheim selbst, so lange der Krieg nicht auf dem rechten Rheinufer geführt würde, nicht bombardirt werden sollte. Da nun aber die Franken, nach ihrem berühmten Rhein-Uebergang in der Nacht vom 5. auf den 6. September 1795, Mannheim von der Rheinschanze aus mit einem Bombardement bedrohten, wenn es ihnen nicht die Thore öffnen würde, so kam nach einer Unterhandlung von wenig Tagen d 20. Sept. eine überaus billige Capitulation zu Stande, vermöge welcher [⇐55][56⇒] sich Mannheim ergab. Um einen so wohlfeilen Preis erhielten die Franken diesen wichtigen Ort. Doch bald mußte ihr Kriegsglück dem Glück des General Clairfaye weichen, in welchem dieser sich auch das ganze Jahr hindurch behauptete. Den 18. Oct. eroberte General Wurmser das Fränkische Lager vor Mannheim, und schloß dadurch diese Festung auf dem rechten Rheinufer ganz ein; hierauf folgte die Ueberwältigung der Französischen Linien vor Mainz durch Clairfaye (d. 29. Oct.) und das Treffen am Frankenthaler Canal (d. 14. Nov.), nach welchem die Franken unmitelbar die Rheinschanze vor Mannheim verließen, so daß diese Festung nun rund umher eingeschlossen war. Nun wurde die Belagerung von Mannheim, welche Wurmser schon auf dem rechten Ufer angefangen, aber zur Schonung der Stadt bisher nur gegen die Wälle gerichtet zu haben schien, vom 15. Nov. an anhaltend und ernst; auch wurde sie auf dem linken Rheinufer von der Rheinschanze aus betrieben: bis endlich der Commandant der Fränkischen Truppen in Mannheim, der Divisionsgeneral Montaigu, am 21. Nov. eine Capitulation abschloß, wodurch sich die Besatzung von 9762 Mann zu Kriegsgefangenen ergab. – – Den 25. Jan. 1798 forderten die Franzosen die Rheinschanze bei Mannheim (welche i. J. 1795 von den Franzosen zerstört, im Frühjahr 1796 aber von Erde einiger Maßen wieder ausgebaut wurde und gegenwärtig nur schwach besetzt war) auf, und bemächtigten sich derselben noch denselben Tag, nach einer lebhaften Kanonade, mit Gewalt. [⇐56]

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 54-56.
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[15⇒] *Mannheim (im J. 1808 nur noch mit 18,800 Einw.), wurde beim Uebergange der Franzosen über den Rhein von dem General Ney den 1. März 1799 zur Uebergabe aufgefodert, worauf den 2. zwischen ihm und dem Ingen. Obristlieut. Mann eine ziemlich vortheilhafte Capitulation zu Stande kam, die aber nachher vom General Bernadotte nicht ganz genehmigt wurde, welcher die Stadt zwang, 4000 Mann Franzosen aufzunehmen und zu verpflegen. Bei dem großen Ausgleichungsgeschäft im J. 1802 kam Mannheim an Baaden (nachheriges Großherzogthum) und macht nun Eins von den Stadtvogteiämtern der Badenschen Pfalzgrafschaft aus. [⇐15]

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 15.
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