Artikel in der Wikipedia: Hannover
Faksimile
760. Hannover.
760. Hannover.
Nordwestdeutschland. I. (Karten) 1. Helgoland 2. Norderney 3. Oldenbg. 4. Lübeck 5. Schwerin 6. Hannover 7. Bremen 8. Wilhelmshav. 9. Prov. Sachsen
Nordwestdeutschland. I. (Karten) 1. Helgoland 2. Norderney 3. Oldenbg. 4. Lübeck 5. Schwerin 6. Hannover 7. Bremen 8. Wilhelmshav. 9. Prov. Sachsen

[759⇒] Hannover, königl. Residenzstadt [Karte: Nordwestdeutschland I, 6], Hauptstadt der preuß. Prov. und des Reg.-Bez. H. (5717 qkm, 647.908 E., 2 Stadt-, 11 Landkreise) und Stadtkreis, an der Leine, (1900) 235.649 E. (21.853 Katholiken, 4540 Israeliten), (1905) 249.619 E., Garnison, Land-, Amtsgericht, Oberpost-, königl. Eisenbahndirektion, Reichsbankhauptstelle, Handelskammer, Generalkommando des 10. Armeekorps, Technische, Tierärztliche Hochschule, 2 luth. Lyzeen, Gymnasium, Realgymnasium, Reform-, Oberreal-, 3 Realschulen, Lehrer-, Lehrerinnenseminar, israel. Lehrerseminar, Militärreitinstitut, Kriegsschule, königl. Bibliothek, viele Sammlungen, mehrere Schlösser innerhalb und außerhalb der Stadt (Montbrillant und Herrenhausen); bedeutende Industrie (Spinnereien, Webereien, Maschinenfabriken, Eisengießereien), bedeutender Produkten- und Speditionshandel, Ledermärkte. – Vgl. Hartmann (2. Aufl. 1886). [⇐759]

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 759.
Lizenz: Gemeinfrei
Siehe auch:
Faksimile
Faksimile
Faksimile
Faksimile

[785⇒] Hannover (hierzu der Stadtplan mit Registerblatt), Hauptstadt der gleichnamigen preuß. Provinz sowie des gleichnamigen Regierungsbezirks (s. unten), königliche Haupt- und Residenzstadt (seit 1890), Stadtkreis, liegt an der Südgrenze des niedersächsischen Heidegebiets, an der Leine, die hier die Ihme aufnimmt, 55 m ü. M. H. besteht aus der Altstadt, der 1746 angelegten Ägidien-Neustadt auf dem rechten Leineufer, der Kahlenberger Neustadt zwischen Leine und Ihme (schon im 13. Jahrh. vorhanden, 1714 mit Stadtgerechtigkeit versehen und 1824 mit der Altstadt vereinigt), der frühern Vorstadt Glocksee (1870 einverleibt), der seit 1845 am Bahnhof entstandenen Ernst August-Stadt und den 1891 einverleibten [⇐785][786⇒] frühern Landgemeinden List, Vahrenwald, Hainholz und Herrenhausen. Als Enklaven sind im Stadtgebiet eingeschlossen, aber nicht zu ihm gehörig die selbständigen Gutsbezirke »Königlicher Schloß- und Gartenbezirk Hannover« und Gutsbezirk Herrenhausen. Die neuen Stadtteile sind regelmäßig gebaut und in ihren meist breiten Straßen mit prächtigen Gebäuden besetzt, die H. zu einer der schönsten Städte Deutschlands machen. Von den Straßen sind hervorzuheben: die Friedrichs- und die Königsstraße, die Straße Am Schiffgraben, die Georg-, Hohenzollern-, Langensalza-, Bennigsen-, Tiergartenstraße etc. Unmittelbar neben modernen Straßen stehen im Innern der Stadt interessante mittelalterliche Häuser mit hohen Giebeln und Erkern, besonders in der Schmiede- und Marktstraße.

Wappen der Stadt Hannover.
Wappen der Stadt Hannover.

Von öffentlichen Plätzen sind zu nennen: der Ernst August-Platz am Bahnhof mit dem Reiterstandbild des Königs Ernst August (modelliert von A. Wolff), der Theaterplatz mit dem Bronzestandbild des Komponisten Marschner (modelliert von Hartzer) und den Denkmälern des königl. hannoverschen Generalstabsarztes Stromeyer und des Gründers der Technischen Hochschule Karmarsch (modelliert von Hartzer), der Georgsplatz mit der Statue Schillers (modelliert von Engelhard), der Ägidientorplatz, der Königsworther Platz, der Waterlooplatz (auf ihm die mit einer Viktoria gekrönte, 47 m hohe Waterloosäule und nahe dabei das Bronzestandbild des hannoverschen Generals v. Alten sowie das Leibnizdenkmal), der Welfenplatz, der Friederikenplatz etc. Außer den hierbei genannten Denkmälern hat die Stadt noch ein Lutherstandbild und zwei schöne Monumentalbrunnen.

Unter den zu gottesdienstlichen Zwecken dienenden Bauwerken (17 luth. Kirchen, eine unierte, eine reformierte, eine apostolische und eine Baptistenkirche, 3 kath. Kirchen und eine Synagoge) verdienen Erwähnung: die restaurierte Marktkirche (aus dem 14. Jahrh.) mit interessanten Denkmälern, schönen Glasmalereien und Altären und 91 m hohem Turm (dem höchsten der Stadt); die Neustädter Kirche mit einem zierlichen Turm und dem Grabmal des Philosophen Leibniz; die um 1300 erbaute Kreuzkirche mit berühmtem Turmbau, alten Epitaphien und Denkmälern, die 1864 vollendete Christuskirche, ein Geschenk des Königs Georg V., die 1249 zuerst erwähnte Ägidienkirche sowie die in den letzten Jahrzehnten neuerrichteten kirchlichen Bauwerke: die Garten-, Dreifaltigkeits-, Luther-, Lukas-, Garnisonkirche, die reformierte Kirche, die katholische Elisabethkirche und die Synagoge. Unter den hervorragendsten Profanbauten sind zu nennen: das königliche Schloß (1630–40 erbaut), ein umfangreicher, im Innern prachtvoll eingerichteter Bau mit großartigem Portal; das ehemalige Palais des Königs Ernst August mit dessen Privatbibliothek (32,000 Bände) und der berühmten Graf Oeynhausenschen Sammlung niedersächsischer genealogischer Materialien; das königliche Archivgebäude mit der 200,000 Bände und 3500 Manuskripte enthaltenden, im gemeinsamen Besitz des Staates, der Provinz und des Herzogs von Cumberland befindlichen Königlichen und Provinzialbibliothek; das Gebäude des Landesdirektoriums; das alte Rathaus, ein aus dem 15. und 16. Jahrh. stammender, durch alte Skulpturen und Wahrzeichen berühmter Backsteinbau, 1882 renoviert, im Innern mit Wandgemälden von Schaper; das königliche Schauspielhaus (1852, von Laves), eins der größten Deutschlands; das alte Zeughaus (jetzt städtisches Leihhaus), in dessen Nähe ein Beghinenturm, ein Rest der alten, 1357 angelegten Befestigungen; das 1856 von Hase im romanischen Stil als Museum erbaute jetzige Künstlerhaus der Stadt H., das Justizgebäude, das neue Provinzialmuseum mit naturwissenschaftlichen, vorgeschichtlichen, geschichtlichen, völkerkundlichen und Kunstsammlungen, zum großen Teil im Besitz des Herzogs von Cumberland. Als besonders hervorragend sind zu nennen: der Bahnhof, 1876–80 erbaut, ein Muster für alle neuern Bahnhofsanlagen, und das Welfenschloß, vom Hofbaumeister Tramm 1859 begonnen und bis 1866 fast vollendet, ursprünglich zum Residenzschloß des welfischen Hauses bestimmt, 1875 zur Technischen Hochschule umgebaut. Unter den mittelalterlichen Privatgebäuden sind die Alte Kanzlei, das Leibnizhaus, das Riessenbergsche Haus und das Haus der Väter die sehenswertesten.

Die Zahl der Einwohner ist seit 1864 bedeutend gestiegen. 1900 belief sich dieselbe mit der Garnison (ein Füsilierregiment Nr. 73, ein Infanterieregiment Nr. 74, ein Ulanenregiment Nr. 13, ein Artillerieregiment Nr. 10 und ein Trainbataillon Nr. 10) auf 235,639 Seelen, davon 207,621 Evangelische, 21,853 Katholiken und 4540 Juden. In bezug auf die Industrie nimmt H. unter den deutschen Städten einen hohen Rang ein. Hervorzuheben sind besonders: Eisengießerei und Maschinenfabrikation, Fabriken für Leinenwaren, Pianinos, Wagen, Schokolade, Kakes, Lampen, lackierte Waren, Strohhüte, Farben, Zündhölzer, Tapeten, Glas, Asphalt, Parfümerien, Stearinkerzen, Watte, Bronzewaren, Öfen, Geschäftsbücher, Kartonnagen, Gummiwaren etc., Bierbrauerei und Branntweinbrennerei. Der Handel, unterstützt durch eine Handelskammer, durch 13 Konsulate fremder Staaten, eine Reichsbankhauptstelle (Umsatz 1903: 2843,7 Mill. Mk.), die Landeskreditanstalt, Bank für Handel und Industrie, Braunschweig-Hannoversche Hypothekenbank, Kreditbank, Hannoversche Bank, Vereinsbank, Filiale der Dresdener Bank und zahlreiche Bankhäuser, durch mehrere Versicherungsanstalten, eine Börse und eine Getreidebörse, befaßt sich vorzugsweise mit den dort erzeugten Fabrikaten, ferner mit Eisen, Gummi- und Zuckerwaren, Schokolade, Wein (besonders französische Rotweine), Kaffee, Reis, Häuten und Fellen, Steinkohlen, Pferden etc. Dem Verkehr in der Stadt dient eine elektrische Straßenbahn. Für den Eisenbahnverkehr ist H. Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Wustermark-Hamm, H.-Visselhövede, H.-Altenbeken und H.-Elze. Die Zahl der Wohltätigkeitsanstalten ist ungemein groß; darunter treten besonders hervor: die Henriettenstiftung (Diakonissenanstalt mit Hospitälern, Krippen etc.), das Stift zum Heiligen Geist, das St. Nikolaistift, das Ratskloster, das von Sodesche Kloster, das Scholvinsche Legat (für Waisenerziehung), die Wagnersche Stiftung, das Stephansstift.

Unter den Bildungsanstalten steht die Technische Hochschule (Sommersemester 1903: 106 Dozenten und 1590 Hörer) obenan. Außerdem hat H. eine tierärztliche Hochschule, Kriegsschule, Militärreitschule, ein Konservatorium für Musik, 3 Gymnasien, ein Mädchengymnasium, ein Realgymnasium, eine Oberrealschule, eine Reformschule, 3 Realschulen, ein evangelisches Schullehrerseminar, eine israelitische [⇐786] [787⇒] Lehrerbildungsanstalt, Handwerker- u. Kunstgewerbeschule, Dampfkesselheizer- und Maschinenwärterschule, Blindenanstalt, Hebammenlehranstalt, Diakonissenanstalt (Henriettenstiftung) etc.; ferner mehrere Bibliotheken (Königliche und Provinzialbibliothek, städtische und die der Technischen Hochschule) und wissenschaftliche Sammlungen (Provinzialmuseum [s. oben], Vaterländisches Geschichtsmuseum, Kunstgewerbliche Sammlung im Leibnizhaus, Kestnermuseum). Eines guten Rufes erfreut sich das Königliche Hoftheater; außerdem bestehen zwei private Schauspielhäuser. Es erscheinen in H. acht politische Zeitungen, darunter der »Hannoversche Kourier« (s. d.), das »Hannoversche Tageblatt« und der »Hannoversche Anzeiger«. Von Behörden haben in H. ihren Sitz: das Oberpräsidium der Provinz und die königliche Regierung des Regierungsbezirks H., ein Landeskonsistorium und ein Konsistorium, die Provinzialverwaltung, Generalkommission (für H. und Schleswig-Holstein), Provinzialsteuer-, Eisenbahn- und Oberpostdirektion, Polizeipräsidium, Klosterkammer, Landesversicherungsanstalt, Landschaft für die Fürstentümer Kalenberg, Göttingen und Grubenhagen, Landgericht nebst Kammer für Handelssachen, Landratsamt für den Landkreis H. etc.; ferner: die 3. Armeeinspektion, das Generalkommando des 10. Armeekorps und die Stäbe der 19. und 20. Division, der 38. und 39. Infanterie-, der 19. und 20. Kavallerie- und der 20. Feldartilleriebrigade. Die städtischen Behörden zählen 17 Magistratsmitglieder und 24 Bürgervorsteher. Die ordentlichen Einnahmen der Stadt betrugen 1901/02: 8,496,066 Mk., die außerordentlichen 5,271,728 Mk., die ordentlichen Ausgaben 8,646,996 Mk., die außerordentlichen 4,663,474 Mk. Die Stadt erhob 1902 an Gemeinde-Einkommensteuer 110 Proz. der Staatseinkommensteuer. Die Stadtschuld betrug 1900/01: 68,9 Mill. Mk. Das Wappen (S. 786) bildet eine zweigetürmte Burg mit offenem Tor; zwischen den Torflügeln ein goldener Schild mit grünem Kleeblatt, zwischen den Türmen ein Löwe. – H. ist Geburtsort der Königinnen Luise von Preußen und Friederike von Hannover sowie des Astronomen Herschel, Ifflands, der Dichter August Wilhelm und Friedrich v. Schlegel, Leisewitz u. a. – Zum Landgerichtsbezirk H. gehören die 16 Amtsgerichte zu: Burgwedel, Hameln, H., Kalenberg, Koppenbrügge, Lauenstein, Münder a. D., Neustadt a. R., Obernkirchen, Oldendorf im Regbez. Kassel, Polle, Pyrmont in Waldeck, Rinteln, Rodenberg, Springe und Wennigsen.

Die flache Umgebung von H. ist nicht ohne landschaftlichen Reiz, teils durch die reiche Ausstattung mit öffentlichen Parken und Forsten, teils durch die Nähe einsamer Heiden und Moore. 2 km im NW. der Stadt liegt das jetzt einverleibte Dorf Herrenhausen, nach dem eine berühmte Lindenallee führt. Hier befindet sich das Lustschloß Hannovers, die Sommerresidenz der ehemaligen Könige von H., der Marstall, die Bildergalerie und ein großer, im französischen Geschmack gehaltener Garten mit Orangerie, Wasserwerken etc. Auf der entgegengesetzten Seite des Schlosses liegt der Berggarten, ein bekannter botanischer Garten mit zahlreichen Gewächshäusern und der größten Palmensammlung Deutschlands, und in der Nähe das königliche Mausoleum mit den Grabmälern des Königs Ernst August und seiner Gemahlin (von Rauch). Zwischen den Herrenhäuser königlichen Gärten und der Stadt dehnt sich der Georgenpark und im O. von dieser die Eilenriede aus, ein schöner Wald, der von S. durch O. bis zum N. die Stadt umzieht. Am Eingang steht das prächtige, von Volz in Karlsruhe entworfene Kriegerdenkmal. Hier im O. der Stadt liegt auch der zoologische Garten. Als Vororte sind anzusehen: die Stadt Linden und die Landgemeinden Limmer, Ricklingen, Döhren, Wülfel, Kirchrode, Groß- und Klein-Buchholz, Stöcken.

Geschichte. H. wird zuerst 1163 urkundlich erwähnt, als sich Heinrich der Löwe hier aufhielt; um 1169 wird es als Stadt genannt. Von diesem erbte sie 1202 sein Sohn, Pfalzgraf Heinrich, der sie 1223 seinem Neffen Otto dem Kinde, dem Stifter der ältern braunschweigischen Linie, überließ. Beim Einfall des jungen Königs Heinrich in die welfischen Lande unterwarf sich H. 1227 dem Grafen Konrad von Lauenrode, wurde aber 1241 an Otto zurückgegeben. Bei der 1267 zu Quedlinburg vorgenommenen Teilung der welfischen Lande fiel H. dem Herzog Johann und dessen Nachkommen zu. Von 1283 bis ins 14. Jahrh. besaß der Bischof von Hildesheim die Lehnshoheit über H. 1369 kam die Stadt an Herzog Magnus von Braunschweig. Nachdem sie Herzog Heinrich der ältere 1486 vergeblich belagert und 1490 ebenso erfolglos sich derselben mit List zu bemächtigen versucht hatte, fiel sie 1495 bei der Länderteilung an Herzog Erich den ältern von Kalenberg. Schon 1386 war sie dem Hansebund beigetreten, 1533 wurde die Reformation gewaltsam eingeführt. Herzog Georg von Celle schlug 1636 hier seine Residenz auf, zu welchem Zwecke das Barfüßerkloster zum Residenzschloß eingerichtet ward. 1680 wurde die Altstadt mit der Neustadt vereinigt. Als Kurfürst Georg Ludwig 1714 den englischen Thron bestieg, verließ der Hof die Stadt, doch-blieb ein Hofstaat daselbst bestehen. 1747 wurde die Ägidien-Neustadt angelegt. Am 26. Aug. 1745 ward hier der Traktat von H. zwischen England und Preußen abgeschlossen, worin England versprach, für Preußen gegen Anerkennung des Kaisers Franz I. von Maria Theresia den Besitz Schlesiens zu erwirken; hier kam auch 8. Febr. 1814 der Friede zwischen Rußland und Dänemark zustande. 1810–13 gehörte H. zum Königreich Westfalen. Seit 1815 königliche Residenz dem Namen nach, war H. dies in Wirklichkeit erst seit 1837. Im Kriege von 1866 besetzten es die Preußen 17. Juni, und durch die Annexion ward es Hauptstadt der preußischen Provinz H. Es hat seitdem in baulicher und wirtschaftlicher Beziehung einen bedeutenden Aufschwung genommen.

Vgl. »H. und Umgegend, Entwickelung und Zustände seiner Industrie u. Gewerbe« (Hannov. 1874); Hirschfeld, Hannovers Großindustrie und Großhandel (Leipz. 1891); Spilcker, Historisch-topographische Beschreibung der Residenzstadt H. (1879); Sievert, Sammlung topographischer stadthannoverscher Nachrichten (1888); Struckmann, Geognostische Skizze der Umgegend von H. (Hannov. 1874); »H. an der Wende des Jahrhunderts« (das. 1899): Hüpeden, Die Finanzen der Stadt H. (das. 1904); »Urkundenbuch der Stadt H.« (hrsg. vom Historischen Verein für Niedersachsen, das. 1860 ff.); Hoppe, Geschichte der Stadt H. (das. 1845); Andreä, Chronik der Residenzstadt H. (Hildesh. 1859); Hartmann, Geschichte von H. mit besonderer Rücksichtnahme auf die Entwickelung der Residenzstadt H. (2. Aufl., das. 1886); Frensdorff, Die Stadtverfassung Hannovers in alter und neuer Zeit (Leipz. 1883); Bahrdt, Geschichte der Reformation der Stadt H. (Hannov. 1891); Ulrich, Bilder aus Hannovers Vergangenheit (das. 1891); Fischer, Musik in H. (2. Aufl., das. 1902); »Hannoversche Geschichtsblätter« (das. 1898 ff.). [⇐787]

[788⇒] Der Regierungsbezirk Hannover (s. Karte »Hannover etc.«), 5717 qkm (103,88 QM.) groß, umfaßt das Fürstentum Kalenberg und die Grafschaften Hoya (beide Gebiete jedoch nicht vollständig) und Diepholz, hat (1900) 647,908 Einw. (113 auf 1 qkm), davon 593,563 Evangelische, 45,423 Katholiken und 6575 Juden, und umfaßt die 13 Kreise:

Tabelle

Über die betreffenden Reichstagswahlkreise s. Karte »Reichstagswahlen«. [⇐788]

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 785-788.
Lizenz: Gemeinfrei
Siehe auch:
Faksimile
Faksimile

[21⇒] Hannover, 1) Landdrostei im Königreiche H., begreift das Fürstenthum Kalenberg, die Grafschaften Hoya u. Diepholz, 1091/2 QM. u. 329,324 Ew. in 9 Städten u. 35 Ämtern (Landgemeinden); 2) Amt H. (seit der Organisation vom 1. Oct. 1852) 16,940 Ew.; 3) Haupt- u. Residenzstadt des Königreichs H. an der hier schiffbaren Leine, über welche 10 Brücken führen, gelegen; am linken Ufer der Leine befindet sich die seit 1824 mit der Altstadt vereinigte (Calenberger) Neustadt, auf dem rechten Ufer liegt die Altstadt, die seit 1748 erbaute Ägidien-Neustadt u. die seit 1845 angelegte Ernst-August-Stadt. Um H. ziehn sich die Vorstädte, welche aus 15 Ortschaften bestehn, zum größten Theile stadtartig schön bebaut sind u. deren theilweiser Anschluß an die Stadt den 1. Juli 1859 eintritt. Noch einen Bestandtheil der Stadt bildet der durch die Ihme von der Stadt getrennte gewerbfleißige Vorort Linden. Hauptplätze in der ältern Stadt: der Friederikenplatz, hinter dem Schlosse gelegen, der Waterlooplatz (darauf die Büste Leibniz's mit der Inschrift: Genio Leibnitii, ferner das Denkmal des Generals von Alten, sowie auch das Waterloomonument, eine besteigbare 160 Fuß hohe, 1832 errichtete Säule, oben mit einer Victoria geziert) u. die Marktplätze; im Ernst-August-Stadttheile der Bahnhofsplatz, der Georgsplatz u. der Platz vor dem neuen Theater; angenehme Promenaden umgeben die Stadt an Stelle der abgetragenen Wälle. Eine Wasserleitung versorgt mittelst gußeiserner Röhren die ganze Stadt mit Wasser. Die meisten Straßen sind mit großen Steinen u. die Trottoirs mit Asphalt neu gepflastert. Ein herrlicher Spaziergang ist die 6828 Fuß lange, 200 Fuß breite, aus 4 Reihen (1335) Linden bestehende Herrenhäuser Allee. An den Seiten u. am Ende der Allee liegen die Gärten u. Schlösser von Monbrillant, Georgenpark u. Herrenhausen; im großen Garten von Herrenhausen befinden sich die 1720 angelegten Wasserkünste, die großen Orangeriegebäude, der Berggarten, eine der berühmtesten botanischen Anlagen, worin das Palmenhaus, sowie das Mausoleum mit den Marmorstatuen des Königs Ernst August u. der Königin Friederike. Das anmuthige u. reizende Gehölz der Eilenriede, dicht vor den Thoren der Stadt beginnend, erstreckt sich, zahlreiche Spaziergänge darbietend, in einem großen Halbkreise um die Stadt. Aus der Stadt führen 5 Thore. H. ist königliche Residenz, der Sitz des Ministeriums, der höchsten Civil- u. Militärbehörden (mit Ausnahme des Oberappellationsgerichts), des Oberzoll- u. Obersteuercollegiums, der Generalpostdirection, der Generaldirection der Eisenbahnen u. Telegraphen, des Schatzcollegiums, der Generaldirection des Wasserbaues u. der Wasserzölle, der Polizeidirection, der Obermedicinalbehörde etc., ferner der Provinzialbehörden, als des Obergerichts, der Landdrostei, des Consistoriums, der Tagungsplatz der allgemeinen Ständeversammlung, so wieder Calenbergschen Provinziallandschaft, ferner der Sitz des Magistrats. Die Stadt hat 6 lutherische, 1 reformirte, 1 katholische Kirche, 1 Synagoge; die merkwürdigsten sind: die Schloßkirche (sonst Minoritenklosterkirche) mit königlicher Gruft, die 1854 neu ausgebaute Jacobs- u. Georgs- (Markt-) kirche, mit 306 Fuß hohem Thurm, die Johannis-, Hof- u. Stadtkirche, mit Grabmal Leibnizs, die Ägidienkirche mit einem Altargemälde Riepenhausens. Das Schloß von H. ist 1636 als Residenz errichtet, diente unter westfälischer Regierung zur Kaserne u. zum Hospital; es ist durch neuere Bauten sehr verbessert, wird aber nur zu Hoffesten benutzt, da der König ein Palais an der Friedrichsstraße bewohnt. Das neue königliche Hoftheater, 1845–52 erbaut, faßt über 1800 Zuschauer. Außerdem sind merkwürdige öffentliche Gebäude: das königliche Palais, dem Schloß gegenüber, der Fürstenhof, das Ernst-August-Palais, das Ständehaus, die Polytechnische Schule, das Cadettenhaus, die Artillerie- u. andere Kasernen, das Zeughaus, die Münze, das Obergericht, das Ministerialgebäude, das Archivgebäude, das Museum, die Börse, die Bank, das Rathhaus etc. Wissenschaftliche Anstalten: Naturhistorischer Verein, Historischer Verein für Niedersachsen (mit Bibliothek), Kunst-, Gewerb-, Gartenbau-, der Architekten- u. Ingenieurverein, Museum, königliche Bibliothek von 120,000 Bdn., mit Handschriften u. Leibnizs literarischem Nachlaß, das reichhaltige Münzcabinet, Stadtbibliothek, Societätsbibliothek, Bibliothek der Polytechnischen Schule, die vom Könige erworbene Hausmann'sche Gemäldesammlung u. mehrere Privatsammlungen; 7 Sortimentsbuchhandlungen, 14 Buchdruckereien, 12 Steindruckereien. Unterrichtsanstalten: Lyceum, höhere Bürgerschule, Mittelschule, höhere Töchterschule, Bürgerschule, Neustädter Knaben- u. Mädchenschule, Freischule, Garnisonschule u. viele Privatschulen; Militärakademie, Cadettenanstalt, Artilleriebrigadeschule, Prediger- u. Schullehrerseminar, Entbindungslehranstalt, Thierarzneischule, Polytechnische Schule (Modell- u. Werkzeugsammlung etc.), Handelsschule, Handwerkerschule etc. Gemeinnützige u. Wohlthätigkeitsanstalten: Blindenanstalt, städtisches u. Generalmilitärhospital, Bibelgesellschaft, Armen- u. Waisenhaus, viele wohlthätige Stiftungen, Lebens- u. Versicherungsanstalten etc. Die industrielle Thätigkeit H-s hat in den letzten Jahren einen großen Aufschwung genommen u. einen bedeutenden Handel u. Verkehr hervorgerufen; 1856 wurde die mit 6 Mill. Capital fundirte Hannoversche Bank gegründet. Von Fabriken sind erwähnenswerth die Egestorff'schen Etablissements in Linden, als Maschinenfabrik, Eisengießerei, Chemische Fabrik, Saline; die Hannoversche Baumwollspinnerei u. Weberei (Actiengesellschaft [⇐21][22⇒] mit 1,300,000 Thlrn. Capital) mit 500 Webestühlen u. 50,000 Spindeln; Mechanische Weberei (Actiengesellschaft mit 1,200,000 Thlrn. Capital) mit 900 Webestühlen für Moleskins, Veloets, Velveteens etc.; ferner Eisengießereien, eine Asphaltfabrik, Bierbrauereien, Spiritusfabriken, Broncefabriken, Cement, Chocolade- u. Cichorienfabriken, Buch- u. Steindruckfarbenfabrik, Fournierschneidereien, Garn-, Geschäftsbücher-, Gold- u. Silberfabriken, Kunstdünger-, Leder-, Tabaks-, Watten- u. Zuckerfabriken etc. Eisenbahnverbindung mit Braunschweig, Hildesheim, Kassel, Harburg, Bremen, Minden u. Emden. Viele gesellige Vereine, als das Museum, Athenäum, Börsenclub mit großen neugebauten Sälen, Thaliaverein (auf Actien begründet) mit Theater u. großen Sälen, Künstlerverein etc. Drei Freimaurerlogen: Weißes Pferd, Schwarzer Bär, Ceder. Einwohner der innern Stadt 35,000, ohne Militär u. ohne Vorstädte, mit den letztern über 62,000, während 1828 die Gesammtbevölkerung nur 30,000 Ew. betrug. – Die Zeit der Gründung ist nicht bekannt; 1163 hielt sich Heinrich der Löwe hier auf. Sein Sohn, Pfalzgraf Heinrich, erbte H. 1202. Unter Herzog Otto dem Kinde war es schon ein blühendes Gemeinwesen; seit 1368 soll es zur Hansa gehört haben. Die braunschweigischen Herzöge Bernhard u. Heinrich bestätigten 1388 die Rechte u. Freiheiten der Stadt. 1486 wurde es vergebens vom Herzog Heinrich dem Ältern belagert, u. eben so vergebens suchte dieser sich 1490 der Stadt mit List zu bemächtigen, doch mußte sich später H. zum Gehorsam bequemen. 1553 wurde die Reformation eingeführt. 1637–1714 war H. die Residenz der Linie Braunschweig-Lüneburg. Hier am 26. Aug. 1745 Abschluß des Tractats von H. zwischen England u. Preußen, worin England die Kaiserin Maria Theresia zum Frieden zu bewegen, für sich selbst von dem Bündniß gegen Preußen zurückzutreten u. dem König Friedrich dem Großen die Gewährleistung aller übrigen Mächte über den Besitz Schlesiens auszuwirken versprach (s. Österreichischer Erbfolgekrieg). Am 8. Febr. 1814 Friede zwischen Rußland u. Dänemark (s. Russisch-Deutscher Krieg). Seit 1837 ist H. königliche Residenz. H. ist der Geburtsort Herschels, Islands, der beiden Dichter Schlegel, Rehbergs, Rambergs. [⇐22]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 21-22.
Lizenz: Gemeinfrei
Siehe auch:
Faksimile

[224⇒] Hannover, Haupt- u. Residenzstadt des von ihr benannten Königreichs und der Landdrostei, liegt an der Leine und hat 50000 E., 10 Kirchen, mehre königl. Paläste, außer den gewöhnl. Unterrichtsanstalten 1 Prediger- und Schullehrerseminar, Thierarzneischule u. polytechn. Institut, Militärschule, mehre öffentliche Bibliotheken u. schöne Sammlungen von Kunstwerken. Die Industrie ist nicht unbedeutend, Transito- und Wechselhandel ziemlich lebhaft. [⇐224]

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 224.
Lizenz: Gemeinfrei
Siehe auch:
Siehe auch:
Faksimile

[166⇒] Hannover, im Fürstenthum Calenberg, an der Leine, die Haupt und Residenzstadt des Churfürstenthums gleiches Namens; sie wird in die Alt- und Neustadt eingetheilt, wovon die letztere viel neue schöne Anlagen hat, und zählt über 20,000 Einwohner. Seit 1780 werden die sämmtlichen Außenwerke geschleift, die Gräben ausgefüllt, und die Stadt überhaupt sehr verschönert; auch ist dem großen Leibnitz hier ein Denkmahl errichtet worden. In Rücksicht auf den Handel ist Hannover wegen der Schifffahrt von hier nach Bremen und der starken Spedition von und nach Hamburg merkwürdig. Die hiesige königliche Bibliothek ist sehr beträchtlich; auch ist in Hannover ein vortreffliches Schulmeister-Seminarium. Nahe bei Hannover liegt das schöne königliche Lustschloß Herrenhausen, mit einer großen Wasserkunst. [⇐166]

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 166.
Lizenz: Gemeinfrei

Buchempfehlung

Hoffmann, E. T. A.

Die Elixiere des Teufels

Die Elixiere des Teufels

Dem Mönch Medardus ist ein Elixier des Teufels als Reliquie anvertraut worden. Als er davon trinkt wird aus dem löblichen Mönch ein leidenschaftlicher Abenteurer, der in verzehrendem Begehren sein Gelübde bricht und schließlich einem wahnsinnigen Mönch begegnet, in dem er seinen Doppelgänger erkennt. E.T.A. Hoffmann hat seinen ersten Roman konzeptionell an den Schauerroman »The Monk« von Matthew Lewis angelehnt, erhebt sich aber mit seiner schwarzen Romantik deutlich über die Niederungen reiner Unterhaltungsliteratur.

248 Seiten, 9.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Spätromantik

Große Erzählungen der Spätromantik

Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.

430 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon