Fußnoten

1 In der Königsliste A und bei Berossos (als König der Chaldäer bezeichnet) sowie im ptolemäischen Kanon in der persischen Aussprache Πῶρος, während die babylonische Chronik ihn auch als König von Babel Tiglatpileser nennt. Im Königsbuch heißt er II 15, 19 beim Krieg gegen Menachem Pûl, dagegen II 15, 29 und 16, 7ff. unter Achaz und bei der Einnahme von Damaskus Tiglatpileser. Die ältere Aufzeichnung kennt ihn also noch unter seinem ursprünglichen Namen, die spätere hat den offiziellen an seine Stelle gesetzt. In den Anfängen der Assyriologie hat das die größten Schwierigkeiten gemacht, da man sich begreiflicherweise lange dagegen sträubte, beide als identisch anzuerkennen.


2 Texte historischen Inhalts I 21.


3 So FORRER, Provinzeinteilung des assyrischen Reichs, 1920, S. 10 und 49, der in sehr dankenswerter Weise versucht hat, den Bestand der Provinzen des Großreichs auch kartographisch festzulegen. Ob seine Vermutung zutreffend ist, daß dabei die Organisation des Reichs Urarṭu vorbildlich gewirkt habe, ist mir zweifelhaft.


4 Diese Behandlung der Gegner hat ihr Gegenstück in den entsetzlichen Hinrichtungen, mit denen z.B. Edward I. seine Gegner in Wales und Schottland, Kaiser Heinrich VI. die Normannen oder Karl XII. den Patkul bestraft hat.


5 Auch bei den Kulturvölkern aller Zeiten bis in unsere Gegenwart führt das Streben, die Widerstandskraft der Feinde zu vernichten, immer wieder zu solchen Brutalitäten. Besonders stark treten sie bei Revolutionen und in den Religionskriegen hervor; aber der Krieg gegen Deutschland ist ja von unseren Feinden ebenso aufgefaßt und betrieben worden und geht tatsächlich, durch den Lügenfrieden nur notdürftig verhüllt, noch immer in derselben Weise weiter.


6 Vgl. MANITIUS, Das stehende Heer der Assyrerkönige und seine Organisation, Z. f. Ass. 24.


7 Anders als alle seine Vorgänger und Nachfolger zählt Tiglatpileser III. sein »Antrittsjahr« nicht als chronologisch noch seinem Vorgänger gehörend, sondern beginnt mit ihm die Zählung seiner Jahre. – Quellen: Für die Chronologie geben eine sichere Grundlage die in den Chroniknotizen des Eponymenkanons bei jedem Jahr erhaltenen Angaben über das Ziel des Feldzugs. Dazu tritt die sogenannte »Babylonische Chronik B« (Bd. I, § 318 A), welche die Jahre 745-668 umfaßt (die erhaltene Abschrift geschrieben im J. 22 des Darius, 500 v. Chr.), für die die Bearbeitung von DELITZSCH, Die babylonische Chronik, Abh. Sächs. Ges. XXV 1906, grundlegend ist; der Text auch bei DELITZSCH, Assyrische Lesestücke, 5. Aufl., S. 135ff. Mit ihr stimmen die Daten der großen Königsliste A und die des ptolemäischen Kanons für die einzelnen Regierungen völlig überein. – Nur in Bruchstücken erhalten ist die Hauptquelle für Tiglatpileser, seine Annalen; die Platten, auf denen sie und die Reliefs in seinem Palast in Kalach standen, hat Assarhaddon, der ihn zerstört hat, größtenteils zum Bau seines eigenen Palastes verwenden wollen und in diesen übergeführt. Dabei sind sie stark beschädigt, abgemeißelt oder zerschlagen worden, so daß nur wenige Zeilen ganz erhalten sind, von vielen nur einzelne Wörter, sehr viele ganz fehlen. Das Erhaltene ist von ROST, Keilschrifttexte Tiglatpilesers 1893, sorgfältig bearbeitet; danach LUCKENBILL I 761ff. Über die Reliefs siehe unten S. 26. Ergänzend tritt ein verstümmeltes Annalenbruchstück hinzu, das den Feldzug des J. 731 eingehend behandelt (III R. 10, 2). Dazu kommen die zusammenfassenden Darstellungen seiner Taten, vor allem eine auf beiden Seiten beschriebene Tontafel, von der die untere (auf der Rückseite daher die obere) Hälfte verloren ist; sie umfaßt die Jahre 1-17 (745-729), erzählt aber nicht annalistisch, sondern stellt für die einzelnen Hauptgebiete (Babylonien, den Osten, Urarṭu und den Westen) das Gesamtergebnis der Feldzüge zusammen und schließt in üblicher Weise mit dem Bericht über seinen Palastbau. Gleichartig sind die Inschriften auf zwei Steintafeln, die aber beide nur den ersten Abschnitt des Textes enthalten und offenbar durch weitere verlorene Tafeln ergänzt waren.


8 Die byzantinische Chronographie hat den Beginn der Königsliste mit Nabonassar durch die Erfindung erklärt, er habe die Überlieferung über seine Vorgänger vernichten lassen, ὅπως ἀπ᾽ αὐτοῦ ἡ καταρίϑμησις γίνεται τῶν Χαλδαίων βασιλέων (Synk. p. 390). Die Chronik B beginnt nicht etwa mit seinem Regierungsantritt, sondern mit dem Antritt Tiglatpilesers und Nabonassars J. 3 (745); sie ist die erste und allein erhaltene Tafel einer Chronik Babyloniens in der Assyrerzeit.


9 Ob dieser öfter erwähnte Fluß einer der Nebenflüsse des Tigris zwischen Turnat (Diâla) und Uknû (Kerchâ, Choaspes) oder ein Tigrisbett ist, läßt sich mit Sicherheit nicht entscheiden.


10 Deshalb sind auch die weiteren Kämpfe, die in den zusammenfassenden Texten hier angefügt sind (gegen Sarrabân, Bêt-Amukkani u.a.), erst ins J. 731 zu setzen. In den Fragmenten der Annalen des ersten Jahres kommen sie denn auch nicht vor.


11 Vgl. FORRER, Provinzeinteilung 89f.


12 In die in Annalen 60f. und Tontafel av. 45f. nur lückenhaft erhaltene Liste der Verbündeten Sardurs wird gewiß auch Azrijâu von Ja'udi einzusetzen sein. Die beiden Platteninschriften I 20, II 30 nennen nur Mati'el.


13 »Zwischen Kistan und Chalpi, Bezirken von Kummuch«. Die beiden Orte sind von FORRER S. 79 wohl richtig mit Chalfati am Euphrat beim Austritt aus dem Taurusgebiet und dem westlich davon in einem Bachtal gelegenen Kuštam identifiziert worden; das Schlachtfeld lag also westlich vom Euphrat.


14 Die in den beiden Platteninschriften hier angefügten Anordnungen in Armenien, speziell in Ulluba, gehören erst ins J. 739, s.u. S. 11. Der Text der Tontafelinschrift bricht mit dem Siege über Sardur ab.


15 Die Notizen der Chronik sind nicht ganz klar. Zum J. 743 steht »in Arpad (ina Arpadda); Gemetzel von Urarṭu angerichtet«. Schwerlich mit Recht hat man daraus gefolgert, daß Tiglatpileser zunächst nach Arpad gezogen und sich von hier aus gegen den ihm nachrückenden Sardur gewandt habe; die Angaben der Annalen widersprechen dem durchaus. Bei den Jahren 742, 741, 740 steht denn gleichmäßig »nach (ana) Arpad«, bei 741 mit dem Zusatz: »im 3. Jahre genommen«; die Angabe zu 740 wird also so zu verstehen sein, daß Tiglatpileser nach Arpad geht, um von hier aus die Verhältnisse dieser Gebiete zu ordnen, entsprechend der Angabe der Annalen Zl. 91. Im J. 739 folgt dann der Zug »nach Ulluba«, 738 »Kullane genommen«; das ist nach Annalen Zl. 125 die Hauptstadt des von Ḥamât abgetrennten Küstenbezirks. – In den Annalen setzt die Lücke nach dem Bericht über die Beute aus Sardurs Lager (bis Zl. 73) ein; das nächste erhaltene Stück beginnt Zl. 90 mit den in Arpad empfangenen Tributen. Zl. 77-89 dagegen hat ROST, dem LUCKENBILL folgt, fälschlich hier eingefügt; es ist mit HOMMEL, Gesch. S. 656, 3 erst später anzusetzen, vielleicht vor 123, a.u. S. 11,3. Einzelnes bleibt bei der ganz lückenhaften Überlieferung immer problematisch.


16 Das Datum ergibt sich aus Ann. 157, wo das 9. Jahr (737) beginnt. Die Liste der Tributzahler Ann. 150ff. = Tontafel rev. 7ff., wo dann die seit 734 hinzugekommenen angefügt sind. Zum Teil sind sie auch in dem Fragment Ann. 83ff. genannt, das sich nicht weiter einordnen läßt.


17 Genannt werden Šulumal von Melid, Kustaspi von Kummuch (vgl. Bd. II 2, 424), Piširiš von Karkemiš, Tarchulara von Gurgum, Panammu von Sam'al, 'En-el von Ḥamât, und in Kleinasien Urikki von Que, Dadi lu der Kaškäer, Uaššurmi der Tabaläer, Usḫitti von Tuna (bei Sargon Atuna), Urballâ von Tuchana (unbek.), Tuchammi von Istunda (unbek.), Urimmi von Chubisna (bei Assarhaddon in Kilikien).


18 Hierher gehört die lange Liste der dem Reich einverleibten Festungen von Urarṭu Platteninschr. I 30ff. und in dem Fragment Ann. 77-82.


19 So richtig FORRER S. 86.


20 Die Einzelposten Ann. 138-148, die keineswegs vollständig sind, ergeben nahezu 30000 Deportierte.


21 Im masor. Text Kalne vokalisiert, LXX χαλάννη. Daneben nennt er das schon früher von Chazael zerstörte Gat. Jesaja 6, 8, der deutlich von Amos abhängig ist, nennt außer Kullani und Ḥamât Karkemiš und Arpad sowie Samaria und Damaskus.


22 Die chronologischen Daten des Königsbuchs für diese Zeit sind ganz korrupt überliefert. Halten wir an dem J. 743 für den Tod Jerobeams II. fest (Bd. II 2, 360) und setzen die ephemeren Regierungen von Zakarja (6 Monate) und Šallûm (1 Monat) in dasselbe Jahr, so stehen für die Zeit vom Antritt Menachems 742 bis zum Sturz des Peqach 732 (s.u. S. 21) 10-11 Jahre zur Verfügung. Statt dessen geben die Daten des Königsbuchs 32 Jahre: Menachem 10, Peqachja 2, Peqach 20. In Wirklichkeit kann Menachem, für den das Datum 738 durch Tiglatpileser (ann. 150) feststeht, nur etwa 7 Jahre (742-736), sein Sohn Peqachja nur ein paar Monate regiert haben, und für Peqach bleiben statt der zwanzig etwa 3-4 Jahre (735-732). Dazu stimmt, daß sein Angriff auf Jerusalem offenbar in den Anfang seiner Regierung fällt und alsbald durch das Eingreifen Tiglatpilesers unterbrochen wird.


23 Daß sich in andern Gemeinden gleichartige Entwicklungen gebildet haben, ist durchaus möglich, aber dafür fehlt jede Kunde.


24 Das fällt also noch in die Zeit Jerobeams II. Daher im Eingang seiner Schrift, als »Anfang des Wortes Jahwes an Hosea«, die Datierung »in den Tagen des Jerobeam ben Joaš Königs von Israel«, vor die in unserem Text die Datierung nach den Königen von Juda 'Uzzia, Jotam, Achaz, Ḥizqia eingeschoben ist.


25 An zahlreichen Stellen ist Juda in unserem Text deutlich späte Interpolation (1, 7. 2, 2. 4, 15. 5, 5. 6, 11. 12, 1. 3); aber 5, 10. 14. 6, 4 ist es unentbehrlich und echt, und ebenso 8, 14 die Erwähnung der Festungsbauten Judas neben den Palästen Israels.


26 Es ist sehr zu beachten, daß unter den Orten, gegen deren Kult Hosea polemisiert, Sichem nie genannt wird, vgl. Bd. II 2, 311. Denn 6, 9, wo Sichem erwähnt wird, ist, wie dieser ganze Abschnitt, so völlig korrupt überliefert, daß keiner der zahlreichen Heilungsversuche irgendwelche Überzeugungskraft hat; überdies war hier nicht vom Kult die Rede, sondern von irgendeinem dort begangenen Verbrechen.


27 4, 12 לקמ ῥάβδος wie bei Sanchunjaton; s. Bd. II 2, 149, 3.


28 Der Text des Buches Hosea ist bekanntlich an zahlreichen Stellen voll von heillosen Korruptelen, die überall zwischen schlichten, glatt verständlichen Sätzen stehen. Offenbar enthielt schon das Exemplar, das nach Juda gekommen ist, zahlreiche Schreibfehler und Äußerungen, die man nicht mehr verstand. Das hat dann weitergewuchert. Dazu kommen nicht wenige jüdische Interpolationen, die vor allem die Heilsverheißungen weiter ausmalen und dabei Juda und das messianische Königtum Davids hineintragen. So ist das Buch ein Tummelplatz einer wilden Konjekturalkritik geworden, die weit über die zulässigen Grenzen hinausgeht. Eine besonnene Kritik muß sich an solchen Stellen damit begnügen, auszusprechen, daß sie unverständlich sind und immer bleiben werden, und hat kein Recht, sie durch kühne Phantasiegebilde zu ersetzen.


29 Assyr. Raṣunnu, im hebr. Text verschrieben in Reṣîn, wie so oft. Tiglatpileser ann. 205 berichtet, daß er »Hâdara, das Vaterhaus des Reṣôn, wo er geboren war«, erobert habe; danach scheint es, daß auch Reṣôn ein Usurpator war. Nach Reg. II 15, 37 begann der Krieg noch unter Jotam, dem Vater des Achaz.


30 Bei Tiglatpileser Tontafel rev. 11 ist die vollere Namensform Jauchazi (Joachaz) erhalten.


31 Die Notiz darüber steht Reg. II 16, 3 unter den kultischen Sünden des Königs, ohne Angabe über den Anlaß. Da es ihm aber nachher ganz gut gegangen ist, wird das Opfer kaum in spätere Zeit fallen. Daß Jesaja es nicht erwähnt, ist natürlich kein Gegenbeweis; vgl. Bd. II 2, 174.


32 Aus den Annalen Tiglatpilesers sind nur Bruchstücke vom Schluß dieser Feldzüge erhalten; seine übrigen Inschriften geben keine Daten. So sind wir dafür nur auf die kurzen Notizen der Eponymenchronik angewiesen: »734 nach Pilista. 733 nach Damaskus. 732 nach Damaskus.«


33 Amos 1, 5. 9, 7 verkündet, die Aramäer sollen nach Qîr zurück, woher sie gekommen sind; das wird in der Wüste im Osten zu suchen sein. Nach dem masor. Text Reg. II 16, 9 ist die Verkündung unter Tiglatpileser erfüllt; aber der Zusatz fehlt in LXX und wird wohl Interpolation sein.


34 Nach Reg. II 15, 30 wurde Peqach von seinem Nachfolger Hosea ermordet. Damit verträgt sich Tiglatpilesers Angabe in dem Fragment Kl. Inschr. I 17 ganz gut: »ihren König Paqach stürzten sie, den Auši' setzte ich zum König über sie ein«. Vorher schon hat er (Zl. 6) nach der Einnahme von Raspuna (= Apollonia, jetzt Arsûf nördlich von Joppe) Gal'aza (d.i. Gil'ad) und Abilakka von Bet-'Omri losgerissen; ebenso in dem Fragment Kl. Inschr. III. Nach den Bruchstücken der Annalen 227ff. hatte er bereits »auf seinem früheren Feldzug« (vor der Eroberung von Damaskus) Scharen von Gefangenen aus zahlreichen israelitischen Orten fortgeführt, von deren Namen Chinaton und Qana erhalten sind und zu denen offenbar auch D'ôr, Vorort eines assyrischen Bezirks, gehört hat. Weiter über diese Vorgänge s. FORRER, Provinzeinteilung S. 59ff. und Alt, Z. Paläst. Verein 52, 220ff. [gegen die übereilten Angriffe von JIRKU, Z. Paläst. Ver. 51, 249ff.]. In diese Feldzüge gehören auch die in den Reliefs dargestellten Einnahmen der Stadt Aštartu ('Aštarot) im Haurân und die von Gazer: MEISSNER, Z. Paläst. Verein. 39, 261f.


35 Später ist Gaza wieder ein Vasallenfürstentum geworden, s.u. S. 58.


36 Gen. 25, 13 (vokalisiert Adbe'el) unter den Söhnen Isma'els, unter denen auch mehrere andere der hier sowie bei Sargon und Assurbanipal aufgezählten Stämme wiederkehren (so Mas'a und Taimâ, ferner Chajâpa = 'Epha Gen. 25, 4 unter den Söhnen Midians), vgl. DELITZSCH, Paradies 201ff.


37 Die offizielle Rechnung gibt die mit dem J. 745 beginnende »Babylonische Chronik« (o. S. 6 Anm. 2). Mit ihren Zahlen stimmt die Königsliste A überein. Der ptolemäische Kanon rechnet ebenso: Nabonassar 14 J. 747-734. Nadios (Nâdin, Verkürzung von Nabunâdinzêr) 2 J. 733-732, und läßt dann Chinzir und Poros (Pûl) zusammen 5 Jahre regieren, 731-727. Diese Rechnung läßt das Bestreben der babylonischen Tradition erkennen, die assyrische Fremdherrschaft möglichst zu eliminieren.


38 Die Angaben über diese Feldzüge stammen aus der Tontafelinschrift und den beiden Platteninschriften, die aber nicht chronologisch, sondern nach den großen Hauptgebieten geordnet sind (o. S. 6,2). Aus den Annalen ist hier nichts mehr erhalten.


39 FORRER, Provinzeinteil. 96 (mit falschem Zitat) identifiziert diese Namen wohl richtig mit Συρβανή, νῆσος ἐν τῷ Εὐφράτῃ, ὡς Κουάδρατος ἐνάτῳ Παρϑικῶν (Steph. Byz.).


40 Nach der Eponymenchronik zog Tiglatpileser 731 nach Sapia, blieb dagegen 730 »im Lande«; 729 wird er dann König von Babel.

41 Privilegierte Städte gab es auch sonst im Reich; so verleiht ein hoher Beamter Salmanassars IV., Belcharrânbeluṣur, den Bewohnern einer von ihm in der Wüste westlich von Mosul gegründeten Stadt Freiheit von Abgaben und Fronden (LUCKENBILL I 823f.). In der Stele darüber hat er später den Namen Salmanassars durch Tiglatpileser ersetzt; unter diesem ist er 741 Eponym geworden, s. UNGER, Stele des B., Publikationen des osman. Museums III 1917.


42 Nach Sargon (WINCKLER, Altor. Forsch. I 403f., LUCKENBILL II 132ff.) ist dies Vorgehen gegen Assur der Grund, weshalb der Götterkönig den Salmanassar V. verwarf und ihn (Sargon) zum König erhob; aber es kann nicht zweifelhaft sein, daß die Maßregel schon auf Tiglatpileser zurückgeht. Daß er ebenso die Privilegien von Charrân wiederherstellte, erwähnt Sargon oft.


43 UNGER, Reliefs Tiglatpilesers aus Nimrud, Publ. des osman. Mus. V 1917 und Reliefs Tiglatpilesers aus Arslan Tasch, ebenda VII 1925.


44 So in der babyl. Königsliste; im ptol. Kanon Ilulaios. Die babyl. Chronik nennt ihn Salmanassar.


45 Die Inschrift eines Zylinders, die LUCKENBILL I 828 ihm zuschreibt, stammt von Assarhaddon, MEISSNER, Archiv f. Orientforsch. III 13.

46 S. Bd. II 2, 53.


47 Daß die masoretische Vokalisation Sô' verkehrt und Sw', mit unbekannter Vokalisation, zu lesen ist, ist allgemein anerkannt.


48 Ann. 23ff. Prunkinschr. 33ff. Inschrift über die Privilegien von Assur Zl. 16ff.


49 Prunkinschr. 25f. Danach ist Ann. 27 zu verstehen, wo das Vorhergehende verloren ist: »(Hanno von Gaza) rief seinen (nämlich des Pharao) turtan zu Hilfe.«


50 Vielfach hat man Sewe', Sib'i mit Sabako identifizieren wollen, so zuletzt noch HALL in der Cambridge Anc. Hist. III 275. Aber dem widerspricht sowohl die Namensform wie die Chronologie. Erst später, im J. 711, beim Feldzug gegen Jaman von Ašdod, redet Sargon vom König von Melucha (Äthiopien), zu dessen Gebiet Muṣri (Ägypten) gehört: Prunkinschr. 102ff. Saal XIV 12ff.; dadurch wird deutlich, daß die Eroberung Ägyptens durch Sabako erst in die Zwischenzeit, nach 720, gehört. – Es ist zu beachten, daß die griechische Überlieferung von einem Kriegszug Tefnachts nach Arabien weiß (vgl. Bd. II 2, 56).


51 Sargon nennt ihn einen bösen Chetiter, wie er auch die Rebellen in Ašdod Chetiter nennt. Zum Namenswechsel vgl. die Umnennung des Eljaqîm von Juda in Jojaqîm Reg. II 23, 34. Die früher auch von mir vertretene Annahme, daß es in Ḥamât einen Gott Jahwe gegeben habe, war wenig überlegt; vgl. Bd. II 2, 433, 1.


52 Erhalten ist nur 727 Thronbesteigung, 726 ina [mati], bei den drei folgenden Jaliren ana ... »nach ... «.


53 Ann. 10ff., nur fragmentarisch erhalten. Die babyl. Chronik verzeichnet die Niederwerfung Samarias noch unter Salmanassar.


54 Reg. II 17, 6 = 18, 11: »in Chalach (nordöstlich von Ninive, FORRER, Prov. 112), am Chaboras, dem Flusse von Guzana (Tell Chalâf), und den Orten (LXX Bergen) Mediens«.


55 Reg. II 17, 24 und 17, 30f. werden genannt: Ḥamât, Gottheit Ašîma (vgl. Bd. II 2, 323, 1); Babel mit dem rätselhaften, wohl sicher verschriebenen Götternamen Sukkot-Benot; Kuta, Gott Nergal; Sepharwaim, d.i. der Doppelstadt Sippara, deren Leute ihre Söhne den Göttern 'Anumelek und Adarmelek opfern, d.i. dem Anu und einem nicht nachweisbaren Gott, die in der beim Sohnesopfer herkömmlichen Weise (s. Bd. II 2, 148) als »König« bezeichnet werden. Ferner ein nicht zu ermittelnder Ort 'Awa mit den gleichfalls unbekannten Göttern Nibchaz und Tartaq. 18, 34 und 19, 13 kommt noch ein Ort ענה hinzu.


56 Ann. 94ff.


57 Peqachs Sturz und Hoseas Einsetzung fällt nach Tiglatpilesers Angabe (o. S. 21.3) ins J. 732. Nach Reg. II 17, 1 hat er 9 Jahre regiert, also 732-724. So mag seine Gefangennahme in dies Jahr fallen und die dreijährige Belagerung Samarias nicht mitgerechnet sein; denn daß Reg. II 17, 6 und 18, 9f. der Beginn der Belagerung ins 7. Jahr Hoseas (= 4 Ḥizqia), die Einnahme in sein 9. (= 6 Ḥizqia) gesetzt wird, ist wohl nur aus den 3 Jahren der Belagerung errechnet. Siehe u. S. 49, 1.


58 Inschrift über Assur LUCKENBILL II 134 (vgl. Bd. II 2, 393). Die babyl. Chronik verzeichnet nur das Hinscheiden Salmanassars im Ṭebet seines 5. Jahres und die Thronbesteigung Sargons in Assyrien am 12. Ṭebet.


59 Daß die wirkliche Aussprache nur Sargan oder Sargon gewesen ist, entsprechend der alten akkadischen Schreibung Šargani, wird durch die Umschrift ןוגרס Jes. 20, 1 bestätigt; vgl. Bd. I, 518. In der Zylinderinschr. 50 deutet er den Namen »den die großen Götter mir verliehen haben«, als »gerechter König«. Wenn er in Datierungen von Urkunden mehrfach Sarrukin arku »Sargon der Spätere« genannt wird (z.B. III R. 2, 1 und 2), so ist dabei gewiß an den König von Akkad, den Reichsgründer, gedacht, und nicht an den gleichnamigen Patesi von Assur, Sohn des Ikûnum, um 1950 (Bd. II 1, 13).


60 Bab. Chron. Sargons Behauptung, er habe den Chumbanigaš besiegt, wird sowohl durch die Chronik wie durch den Fortgang widerlegt.


61 Die geschichtlichen Inschriften Sargons, zusammenfassend neu veröffentlicht und übersetzt von WINCKLER, Keilschrifttexte Sargons 1889 (danach bei LUCKENBILL; die Anordnung mehrfach verbessert durch WEISSBACH, ZDMG. 72) stammen fast alle aus seinem seit 709 erbauten Palast in Khorsabad. Bis dahin rechnen seine, nur mit vielen Lücken erhaltenen Annalen, die die ältere Zeit kürzer, die spätere immer ausführlicher behandeln. Daneben stehen, wie bei Tiglatpileser und nach dessen Vorbild verfaßt, die zahlreichen, die Hauptereignisse übersichtlich zusammenfassenden, vorwiegend geographisch geordneten Ruhmesinschriften (»Prunkinschrift«, Zylinderinschrift usw.), denen überall derselbe Urtext zugrunde liegt. Etwas älter, kurz vor der Gewinnung des Königtums von Babel verfaßt, ist eine Inschrift aus Kalach (Nimrud), etwas jünger als diese die Stele aus Kition auf Cypern (jetzt in Berlin). Ergänzend treten die Angaben der Babyl. Chronik und die der Epo nymenchronik hinzu, letztere teilweise erhalten auf der Rückseite der Tafel Rm. 2, 97 (publiziert von BEZOLD, Proc. Soc. Bibl. Arch. 1889; neubearbeitet von FORRER, Zur Chronol. der neuassyr. Zeit; Mitt. Vorderas. Ges. 1915, 3, S. 17; zum Teil mit Fehlern bei LUCKENBILL II p. 437). Hinzu kommt der ausführliche Bericht über seinen achten Feldzug, bearbeitet von THUREAU-DANGIN, Huitième Campagne de Sargon (Paris 1913).


62 Bericht über Ašdod Zl. 29; die Ammoniter in der Liste mit zu nennen, hat man offenbar vergessen. Juda wird bei Sargon noch einmal in der ganz unchronologischen Aufzählung der Inschrift von Nimrud Zl. 8 zwischen der Besiegung des Chumbanigaš von Elam und der des Jaubi'di erwähnt in der Phrase »der Unterwerfer des fern gelegenen Jaudu«.


63 Achter Feldzug Zl. 277f. 403f. Mir scheinen die von THUREAU-DANGIN und anderen gezogenen Folgerungen unabweisbar. Rusa Sohn des Sardur in der Inschrift aus Wan (bei LEHMANN-HAUPT CIChald., no. 144 der Liste auf S. II; Z. Ass. 33, 37) ist dann ein Späterer und dieses Bruchstück nicht der Oberteil der Stele von Kešiš-göl. Dagegen ist Rusa Sohn des Erimenas (den er nicht als König bezeichnet) auf den Schilden von Toprakkale (no. 154ff. der Liste) wahrscheinlich Rusa I. LEHMANN-HAUPT, Z. Ass. 33, 34ff. Armenien II 327ff. hat sich nicht definitiv entschieden; aber sein Versuch, die ältere Ansicht zu retten, ist wenig überzeugend.


64 LEHMANN-HAUPT, Armenien II 40ff.


65 Grundlegend sind die Angaben Sargons im Bericht über seinen achten Feldzug.


66 Stele von Topzawe: LEHMANN-HAUPT, ZDMG. 58, 831ff. Armenien II 289ff. Daß Muṣaṣir hier gelegen war, hat er gegen THUREAU-DANGIN erwiesen.


67 Siegel Urzanas (darauf ein geflügelter Dämon, der mit jeder Hand einen Strauß beim Hals packt) und das sonstige Material bei THUREAU-DANGIN, Huitième Camp. p. XII ff., der auch nachweist, daß diese Vorgänge vor 714 anzusetzen sind [und zwar offenbar nicht erst kurz vorher, wie LEHMANN-HAUPT annimmt, sondern schon um 720, in der Zeit der Kriege Sargons in Syrien].


68 Zu den Angaben der Annalen gehört das Fragment, welches WINCKLER in seiner Ausgabe fälschlich in die »Annalen des S es XIV« Zl. 28-47 eingereiht hat, s. WEISSBACH, ZDMG. 72, 1918. Ferner Prunkinschr. 36ff.


69 Der Name der Phryger oder Askanier kommt bei den Assyrern niemals vor; aber auch Muski findet sich nach Sargon nicht mehr.


70 Das Gedicht des Aristeas kennen wir durch Herodot IV 13. 16; dazu ein paar Fragmente περὶ ὕψους 10 und Tzetzes Chil. VII 685 mit der Form Ἰσσηδοί. Nach Steph. Byz. Ἰσσηδόνες erwähnte sie Hekatäos (fr. 193 JACOBY) ebenso wie Herodot unter diesem Namen, Alkman als Ἐσσηδόνες, wie auch die Späteren meist schreiben. Die Angeben bei Mela II 1 und Plinius 4, 88. 6, 21. 50 über ihre Wohnsitze sind freie Kombinationen ohne Selbständigen Quellenwert; sehr mit Unrecht hat HERRMANN in dem Artikel »Issedoi« bei PAULY-WISSOWA IX 2235ff. um ihretwillen die exakten Angaben des Ptolemäos verworfen und sie durch die wildesten Phantasien ersetzt.- Der λόγος, den Herodot IV 11 bevorzugt, die Skyther seien von den Massageten über den Araxes (d.i. den Iaxartes) gedrängt worden, steht im Grunde mit der Erzählung des Aristeas nicht im Widerspruch. Auch nach I 201 sind die Massageten Nachbarn der Issedonen, durch den Araxes von ihnen geschieden.


71 Vgl. Bd. II 1, 36.


72 Der Nachweis ist vor allem von MÜLLENHOFF, Deutsche Altertumskunde, geführt worden. Daß sich daneben Wörter finden, die sich nicht deuten lassen, ist kein Gegenbeweis, sondern kehrt in allen gleichartigen Fällen und ebenso in den genau bekannten indogermanischen Sprachen wieder. Auf das Slawische hat der sich ununterbrochen fortsetzende Einstrom iranischer Völker in Südrußland stark eingewirkt.


73 de aëre etc. 18ff.


74 ψιλὴν τὴν σάρκα; die Skythen der Denkmäler dagegen haben einen vollen Bart, dazu langes Haupthaar. Auf Grund der Schilderung des Hippokrates hat NIEBUHR (Kl. Schr. I, Unters. über die Gesch. der Skythen, Geten und Sarmaten), dem NEUMANN, Hellenen im Skythenlande, KIEPERT u.a. folgen, die Skythen für Mongolen erklärt; ähnlich MINNS in dem alles Material zusammenfassenden Werk »Scythians and Greeks« 1913.


75 Herod. V 9. Strabo XI 11, 8 kennt sie und ihre auch von Herodot beschriebenen Ponys im Bereich des Kaspischen Meeres, mit persischer Sprache.


76 So NIEBUHR; dann vor allem ABEL, Makedonien vor König Philipp, dem auch ich früher gefolgt bin.


77 THUREAU-DANGIN, Huitième Camp. p. XIV f. Ferner LEHMANN-HAUPT im Artikel »Kimmerier« bei PAULY-WISSOWA XI sowie Armenien II S. 328f.


78 So nach den Annalen 139, wonach er sich mit seinem eisernen Dolch selbst erstach »wie ein Schwein«. Der ausführliche Bericht über den 8. Feldzug schildert nur seine Verzweiflung und Erkrankung (Zl. 150f. 411ff.).


79 Dargestellt in Khorsabad. Ausführliche Aufzählung der Beute im Bericht über den 8. Feldzug. THUREAU-DANGIN hat in seiner Ausgabe Muṣaṣir falsch angesetzt (vgl. Bd. II 2, 420); ebenso unhaltbar ist, daß er Sargon vom Urmiasee aus um den Wansee herumziehen läßt, vgl. LEHMANN-HAUPT, Armenien II 318ff.; der Zug geht vielmehr durch das Tal des oberen Zab in der Landschaft Chubuskia, deren Herrscher Ianzu in dieser Zeit den Titel »König von Nairi« erhält.


80 Hierher gehört die Namenliste, die ich in der Z. f. vergl. Sprachforsch. 42, 1908, behandelt habe; jetzt sind zahlreiche weitere Namen im 8. Feldzug Zl. 42ff. hinzugekommen.


81 Seine Verwandtschaftsverhältnisse sind ganz unklar, wie ja überhaupt einheimische Zeugnisse für diese Zeit, abgesehen von der fiktiven Genealogie der Gottesweiber von Theben (vgl. Bd. II 2, 53), so gut wie ganz fehlen. Ein Sohn Pi'anchis ist Sabako schwerlich gewesen.


82 Diese Angabe wird richtig sein, steht aber in auffallendem Widerspruch zu der Sympathie, mit der er von der Tradition Herodots II 13ff. (danach Diod. I 65) behandelt wird; danach hätte er kein Todesurteil vollzogen und schließlich Ägypten freiwillig geräumt, um nicht Unrecht zu begehen. Da tritt die Idealisierung der Äthiopen hervor, die für die Spätzeit charakteristisch ist.


83 So heißt bei Assarhaddon und Assurbanipal der Fürst von Ašdod; Achimiti bei Sargon (Ann. 219, Prunkinschr. 94, Prisma A, Fragment D Zl. 3) wird Schreibfehler sein. Die Bewohner bezeichnet Sargon als Chetiter (Chattî), wie dieser Name überhaupt allmählich zur Bezeichnung der gesamten westlichen Welt wird, was dann der Priesterkodex übernommen hat.


84 Daß Jaman (Jawan) nicht Eigenname, sondern Volksname ist, wird dadurch bestätigt, daß die Annalen Zl. 220 dafür Iatna, den assyrischen Namen von Cypern, einsetzen.


85 Später unter Sanherib (Kg. Mitinti) und seinem Nachfolger (Kg. Achimelek) hat Ašdod wieder eigene Fürsten erhalten, ebenso wie die übrigen Philisterstädte.


86 Ganz unmöglich ist die Deutung WEISSBACHS, ZDMG. 72, 179, der König von Melucha selbst sei den Assyrern ausgeliefert worden.


87 Über die Vorgänge in Ašdod haben wir außer den Angaben der Annalen und sonstigen Inschriften Bruchstücke des Berichts des Prisma A (bei WINCKLER Taf. 44 No. D). Seltsamerweise hat WINCKLER in seiner Umschrift und Übersetzung S. 186, im Widerspruch mit seiner eigenen Publikation, verführt durch eine Angabe von G. SMITH, damit aus dem Annalenbruchstück S. 2022 (von ihm Taf. 45 publiziert) den Eingang des 9. Feldzugs verbunden, aus dem nur noch das Wort Ašdod erhalten ist. [Nach diesem Fragment wird man annehmen dürfen, daß die Verwicklungen damals, im J. 713, begannen.] Der Sachverhalt ist richtiggestellt von OLMSTEAD, Western Asia in the days of Sargon, 1908, p. 11ff.; danach LUCKENBILL II 190ff. 214. – Nach den Inschriften ist Sargon selbst gegen Ašdod gezogen, nach Jes. 20, 1 dagegen sein Feldmarschall (turtân); letzteres wird richtig sein. Die Auffassung Jesajas, der das Schicksal der Ägypter und Kušiten, auf die man hofft, dadurch verkündet, daß er (drei Jahre lang?) ohne Obergewand und barfuß geht wie ein Gefangener, stimmt aufs beste zu der Angabe Sargons, daß man versuchte, Juda und die übrigen Staaten dafür zu gewinnen, an »Pharao König von Ägypten, einen Fürsten, der sie nicht retten konnte«, Geschenke zu schicken; nur hätte statt Pharao hier Sabako König von Melucha (Kuš) gesagt werden müssen.


88 LAYARD, Babylon and Niniveh p. 156.


89 Woher der Name Jatnan stammt, mit dem die Assyrer Cypern bezeichnen, ist völlig dunkel. Sargon sagt meist: »7 Könige von Ja'nagî in Jatnan.«


90 Außer Sargons Berichten, bietet der große Kudurru Mardukbaliddins für Belacherib im Berl. Museum (übersetzt von PEISER in der Keilinschr. Bibl. III 184ff.) einigen Aufschluß.


91 Man hält Dilmun jetzt meist für die Bahreininsel Tylos; aber dafür ist die von Sargon gegebene Entfernung von 30 Doppelstunden viel zu gering. Es wird, wie DELITZSCH annahm, eine Insel vor dem Mündungsgebiet der Ströme sein, die seitdem durch die Anschwemmungen des Šatt el 'Arab Festland geworden ist; vgl. u. S. 61 Anm. 1.


92 WINCKLER, Altor. Forsch. I 411ff.


93 II R. 69 rechts unten; Übersetzungsversuche bei SCHRADER, Keilinschr. Bibl. I 215; ganz anders DELITZSCH, Beitr. zur Assyriologie I 615 und Babyl. Chronik S. 39 [danach die Kombinationen von OLMSTEAD, Western Asia in the time of Sargon p. 157 und SIDNEY SMITH in der Cambridge Ancient History III 59]. – Gänzlich irreführend ist LUCKENBILLS Behandlung der Eponymenchronik II p. 438, der dies Fragment nicht aufgenommen und dafür Rm. 2, 97 [Keilschr. Bibl. III S. 146] eingesetzt hat, ohne anzudeuten, daß hier die Eponymen lediglich ergänzt sind.


94 Statt dieser schrecklichen von den Masoreten geschaffenen Unform haben LXX Σεναχηρειβ (meist verlesen in -ρειμ) und Herodot II 141 Σαναγάριβος die Aussprache Sin-achê-rîb (vgl. UNGNAD, ZDMG. 62, 721f.) noch richtig bewahrt.


95 Die babyl. Königsliste und die babyl. Chronik lassen übereinstimmend auf Sargon (5 J., 709-705) Sanherib mit 2 Jahren (704, 703) folgen und nennen dann Mardukzakiršum »Sohn eines Knechtes« mit 1 Monat und Mardukbaliddin mit 9 Monaten; beide sind deutlich in die Jahre Sanheribs eingerechnet (der ptol. Kanon verzeichnet sie als 2 Jahre ἀβασιλεύτου πρώτου). Es folgt der von Sanherib eingesetzte Bel-ibni mit 3 J. (702-700), dann Assurnadinšum mit 6 J. (699-694); die Fortsetzung s.u. S. 62. Dazu stimmt ganz gut, was Eusebius chron. I 27 aus Berossos (vermittelt durch Alexander Polyhistor) angibt: auf den Bruder des Sanherib [wenn das richtig ist, hat dieser seinen Bruder als Regenten eingesetzt] folgt Akises, der nach 30 Tagen von Mardukbaliddin getötet wird. Dieser wird wieder nach 6 Monaten von Elibos (d.i. Bel-ibni) getötet, den im 3. Jahr seiner Regierung Sanherib besiegt, der dann seinen Sohn Asordanios (Verwechslung mit dem Namen Assarhaddon) einsetzt. Im Namen Akises steckt deutlich Iqiša-marduk, der Sohn des Mardukbaliddin, der in dessen Urkunde für Belacherib (o. S. 44, 1) der erste Zeuge ist. Dieser, der für seinen Vater aufgetreten sein wird, ist hier also mit dem Usurpator Mardukzakiršum zusammengeworfen.


96 Siehe u. S. 81.


97 So schreibt er selbst seinen Namen; assyrisch Tarqu, Reg. II 19, 9 mit Umstellung הקהרת Tirhaqa, LXX Θαρακα, Joseph. X 17 Θαρσέκης; bei Manetho Τάρακος, bei Strabo, nach dem er bis an die Säulen des Herakles vorgedrungen ist, I 3, 21. XV 1, 6 Τεάρκων.


98 In Tanis, s. SCHÄFER, ÄZ. 38, 51f. BREASTED IV 892ff. Über seine Verwandtschaftsverhältnisse und den gelegentlich neben ihm genannten König Pi'anchi vermag ich zu einer Entscheidung nicht zu gelangen. Daß er Negerblut hatte, zeigt sowohl sein Porträtkopf in Kairo, wie daß Assarhaddon ihn auf der Stele von Sendjirli als Neger darstellt.


99 Daneben redet er II 18, 21 vom Pharao. Ganz gleichartig ist, daß Sanherib in seiner Darstellung überhaupt keinen Namen nennt, sondern ganz allgemein von »den Königen Ägyptens und den Schützen, Wagen und Rossen des Königs von Äthiopien (Melucha)« redet; »den Obersten der Wagen und die Söhne der Könige von Ägypten sowie den Obersten der Wagen des Königs von Melucha« habe er mit eigener Hand gefangengenommen. Wie zur Zeit Pi'anchis und nachher unter Assurbanipal werden die lokalen Dynasten im Delta auch unter den Äthiopen zum Teil den Königstitel geführt haben; das ägyptische Material ist zu dürftig, um darüber Genaueres erkennen zu lassen.


100 Die Chronologie ist in der Überlieferung des Königsbuchs heillos zerrüttet, offenbar vor allem durch Verschreibungen in den Zahlen. Die gesicherten Daten sind: 841 Ermordung Achazjas durch Jehu; 734 Achaz; 701 Ḥizqia; dann Tributzahlung Manasses unter Assarhaddon und Assurbanipal. Nach dem Königsbuch folgt auf Achazja zunächst die Usurpation der 'Atalja mit 6 Jahren, dann Joaš mit 40 Jahren; man wird aber annehmen dürfen, daß darunter die Jahre der 'Atalja mitbegriffen sind, so daß beide zusammen auf 841-802 angesetzt werden können. Dann folgt Amaṣja 29 J., 'Azarja ('Uzzia) 52 J., Jotam 16 J., Achaz 16 J., Ḥizqia 29 J., in dessen 4. und 6. Jahr Reg. II 18 die Belagerung und Zerstörung Samarias (724-722) ansetzt (o. S. 30,3), der also danach bereits im J. 727 auf den Thron gekommen wäre. Nach II 18, 13 dagegen fällt der Angriff Sanheribs auf Ḥizqia im J. 701 in dessen 14. Jahr; danach wäre dieser erst 714 König geworden. Eine sichere Entscheidung ist nicht möglich; zu dem ersteren Datum stimmt einigermaßen, daß die für die folgenden Könige überlieferten Zahlen, von Josias Tod bei Megiddo im J. 608 zurückgerechnet, für Ḥizqia etwa 726-697 ergeben. Dagegen sind die Zahlen für Ḥizqias Vorgänger ganz unbrauchbar; sie ergeben von Joaš bis Achaz, beide eingeschlossen, 153 Jahre, während dafür nur höchstens 115 (841-727) in Frage kommen; es sind also rund 40 Jahre zu streichen. Der Fehler wird zum Teil daher stammen, daß nach Reg. II 15, 5 'Uzzia aussätzig wurde und sein Sohn Jotam für ihn die Regierung führte, diese Jahre also doppelt gerechnet sein werden. Doch reicht das in keiner Weise aus; auch nur annähernd sichere Daten sind für diese ganze Zeit nicht zu gewinnen. [Über gleichartige Fehler in der israelitischen Liste s.o. S. 13,1.]


101 Die Liste der Vasallenstaaten bei Sanherib und dann bei Assarhaddon und Assurbanipal (LUCKENBILL II 239. 690. 876) nennt außer den Fürsten der phönikischen und philistäischen Städte, die von Juda, Ammon, Moab, Edom und den einer Stadt Šamšimuruna, die sonst nicht nachweisbar ist; vermutlich war es ein im Küstengebiet von Samaria gebildetes kleines Fürstentum.


102 Auch dieser Abschnitt (c. 6) ist deutlich nur ein Fragment, dem der Abschluß fehlt.


103 Ebenso gibt er nach 8, 1ff um dieselbe Zeit einem weiteren Sohn den Namen »Eilig-Raub-Schnittbeute« (vgl. 8, 18). Die Erzählung erscheint zwar als ein Bericht des Jesaja selbst; aber die Sätze sind so abgerissen und zusammenhangslos, daß sie im günstigsten Fall doch nur ein Auszug aus einer ausführlicheren Darstellung sein können. Überdies ist sie der Erzählung Hoseas nachgebildet, und v. 4 (»ehe der Knabe ‹mein Vater› und ‹meine Mutter› zu rufen gelernt hat, wird man den Reichtum von Damaskus und Samaria vor den König von Assur tragen«) variiert die Worte über Immanuel 7, 16.


104 Auch dieser ganze Abschnitt c. 7 ist uns nur bruchstückweise überliefert und voll von Unklarheiten. Weshalb er den Šearjašûb mitnehmen soll, wird nicht gesagt, und ebensowenig, wie die Geburt des 'Immanuel für Achaz ein Zeichen sein kann. Die Prophezeiung 7, 15ff. bleibt großenteils unverständlich. Wahrscheinlich sind einzelne Worte weit später von Jesaja aufgezeichnet oder diktiert und dabei mehrfach umgestaltet.


105 Bd. I § 297. II 1, S. 424f.

106 Das habe ich früher verkannt. Aber daß Amos 9, 8ff. nicht von ihm stammt, sondern jüdischer Zusatz ist, ist mir nicht mehr zweifelhaft (vgl. Bd. II 2, 358, 2); und Hosea glaubt wohl an die Bekehrung und Errettung eines Restes, aber das Königtum verwirft er, und das messianische Reich Jesajas würde sich mit seinen Schilderungen der neuen Erziehung des Volkes, die er in Ägypten erwartet, in keiner Weise vertragen.


107 Das Wort Messias findet sich in der erhaltenen Literatur zuerst bei Deuterojesaja 45, 1; aber daß dieser ihn in Kyros zu erkennen glaubt, beweist, daß der Terminus damals längst geläufig war.


108 Es kommt noch hinzu, daß seine Hauptwirkung auf der Schrift c. 40ff. beruht, die im Kanon ganz willkürlich an das Buch Jesaja angehängt ist.


109 Wenn er 8, 3 seine Frau האיבנה »die Prophetenfrau« nennt, so ist »Prophet« geradezu titular geworden.


110 Nichts mit Jesaja zu tun haben Deutero- und Tritojesaja c. 40-66 und die gleichfalls aus exilischer und nachexilischer Zeit stammenden Stücke c. 13f. 24-27. 32-35, ferner die aus dem Königsbuch eingefügte Geschichtserzählung c. 36-39. Aber auch in dem verbleibenden Rest stammt vieles nicht von Jesaja. Im einzelnen gehen hier die Urteile sehr stark auseinander, und ebenso die Datierungen der als echt betrachteten Stücke; sehr lehrreich ist, wie gering der Bestand an sicher jesajanischem Gut bei GUTHE in der vierten Auflage der von KAUTZSCH herausgegebenen Übersetzung (1922) im Vergleich mit seiner ersten Ausgabe (1894) geworden ist. Die ersten Kapitel (1-5) sind eine Bearbeitung von Aussprüchen aus verschiedenen Zeiten, bei denen die Bezugnahme auf den äußeren Anlaß weggelassen ist [unecht ist jedenfalls 2, 1-5]. Der Geschichte der Berufungsvision c. 6 fehlt der Abschluß. c. 7-11 geben gute, wenn auch überarbeitete Überlieferung (vgl. S. 50 Anm. 3), ebenso das Orakel aus dem Krieg gegen Ašdod 20, 1ff. (o. S. 42) und das über Sebna 22, 15ff., ferner manche Stücke in c. 28-31. Mindestens aufs stärkste überarbeitet sind die Orakel über Kuš und Ägypten c. 18. 19. In den Orakeln über andere Völker 14, 28ff. 15-17. 21. 23 ist wohl kaum irgendwelches jesajanisches Gut.


111 Reg. II 18, 4. Unser Text schreibt ihm, in Sätzen voll sprachlicher Fehler, auch die Beseitigung der bamôt, der Maṣṣeben und der Ašera zu, was in der Zeit Jesajas und vor Josia völlig unmöglich ist.


112 An sein früheres Königtum ist schwerlich zu denken. Reg. II 20, 12f. motiviert die Gesandtschaft damit, daß Ḥizqia von einer Krankheit genesen sei, und knüpft daran eine Prophezeiung des Jesaja über das babylonische Exil.


113 Reg. II 18, 8. Dazu stimmt, daß Sanherib das dem Ḥizqia abgenommene Gebiet an die Könige von Ašdod, 'Aqqaron und Gaza verteilt.


114 Über diese Vorgänge s. Bd. II 2, 127. Menander (bei Joseph. Ant. IX 284f.) nennt den Gegner des Eluläos fälschlich Σελάμψας, d.i. Salmanassar. Sanherib nennt den Lulî König von Sidon (aus »König der Sidonier« entstellt) und erwähnt Tyros überhaupt nicht, weil er das Scheitern des Angriffs auf Tyros ebenso verschweigt, wie er den Mißerfolg gegen Jerusalem vertuscht; aber im übrigen stimmen der assyrische und der phönikische Bericht vollständig überein, so daß an der Identität kein Zweifel sein kann. – Der Nachfolger des Itoba'al von Sidon wird Abdimilkût sein, der bei einem Aufstande gegen Assarhaddon erliegt; von da an erwähnen die Listen Assarhaddons und Assurbanipals in Phönikien wieder nur drei Staaten: Arados, Byblos, Tyros.


115 Reg. II 18, 17-36. Eine wesentlich jüngere Dublette ist 19,9-14, wo aus der Rede ein Brief Sanheribs an Ḥizqia gemacht ist, der durch die Kunde von dem bevorstehenden Angriff Taharqas veranlaßt sein soll. Den Abschluß bildet beide Male, daß Ḥizqia sich im Gebet an Jahwe wendet und Jesaja ihm durch ein Orakel die Rettung verkündet.


116 Zu dem schwer verständlichen Satz Prisma III 31ff. über seine Truppen s. UNGNAD, Z. Ass. 38, 196.


117 Reg. II 18, 14-16, eine Angabe, die völlig isoliert neben den übrigen Erzählungen steht. Nach ihr zahlt Ḥizqia 30 Talente Gold und 300 Silber, nach Sanherib 30 Gold und 800 Silber.


118 Reg. II 19, 7. 9. Daran wird seine Ermordung (im J. 681) unmittelbar angeknüpft.


119 Reg. II 20, 20. Es ist der durch die Inschrift über seine Erbauung berühmt gewordene Siloatunnel; s. vor allem GUTHE, ZDMG. 36, 1887, 725ff.


120 Daß dieser Zug identisch wäre mit dem zur Schlacht bei Elteqe, wie man oft angenommen hat, ist wenig wahrscheinlich.


121 Vielfach hat man vermutet, das Gerücht, das nach Jesajas Prophezeiung Reg. II 19, 7 Sanherib zum Abzug veranlaßt haben soll, sei der Aufstand des Bel-ibni in Babel (u. S. 60) gewesen. Ich kann es jedoch nicht für richtig halten, wenn man die Katastrophe, von der die jüdische und die ägyptische Erzählung übereinstimmend berichten, aus der Geschichte streichen will. Wie häufig große Unternehmungen durch eine solche Epidemie jäh zusammengebrochen sind, lehrt die Kriegsgeschichte aller Zeiten.


122 Jes. 30. 31. In 10, 5ff. übernimmt er die Worte des assyrischen Unterhändlers; allerdings ist es hier wie in zahlreichen anderen Fällen stark umstritten, wieweit seine Worte intakt überliefert sind.


123 Micha 3, 12, als unter Ḥizqia gesprochen von Jeremia 26, 18f. zitiert.


124 Wenn DUHMS Deutung des Orakels Jer. 22, 1ff. zutrifft, hat das Volk den Abzug der Assyrer mit einem Freudenfest gefeiert, worüber Jesaja entrüstet ist. Das ist sehr wahrscheinlich; aber ein sicheres Verständnis des Textes ist hier wie an zahlreichen anderen Stellen nicht zu erreichen.


125 Für das orthodoxe Judentum war es ein schwerer Anstoß, daß dieser böse König unbestraft davongekommen sein sollte. So hat der Chronist eine Geschichte erfunden, daß Manasse von den Assyrern in Ketten nach Babel (!) fortgeschleppt wird und sich hier bekehrt und daher durch Jahwe die Freiheit und Rückkehr erhält. Es ist unbegreiflich, daß diese alberne Geschichte immer noch Gläubige findet.


126 Die Nachricht darüber verdanken wir der babylonischen Chronik (»Jahr 3 des Bel-ibni: Sanherib zog nach Akkad und gründete Akkad; Bel-ibni und seine Magnaten wurden nach Assur gebracht. Sanherib setzte den Assurnadinšum, seinen Sohn, in Babel auf den Thron«), mit der die Angaben des Berossos bei Eusebius wörtlich übereinstimmen (nach KARSTS Übersetzung: »Im 3. Jahr des Elibos sammelte Senecheribos, König der Assyrer, ein Heer gegen die Babylonier, bot Stirne gegen sie und siegte; und gefangennehmend ihn samt seinen Freunden ließ er sie in das Land der Assyrer führen. Er herrschte über die Babylonier und setzte als König über sie seinen Sohn Asordanises; und er selbst zog ins Land der Assyrer«). In seinen Inschriften, die auch sonst häufig unzulänglich sind, erwähnt Sanherib nur den Zug nach Bet-Jakin und die Einsetzung seines Sohnes. Für diesen Sohn hatte er in Assur einen Palast gebaut (Keilschr. histor. Inhalts I Nr. 49. LUCKENBILL II 471).


127 Die Angabe zeigt, daß der Euläoa (Qârûn) damals noch selbständig ins Meer mündete. Der Šatt el 'arab, in den jetzt Euphrat und Tigris münden, existierte noch nicht, sondern statt dessen ein Meerbusen, der zur Zeit Alexanders zu einem Lagunensee geworden war, wie Nearchs sehr anschauliche Beschreibung zeigt, s. die Ausgabe und Karte K. MÜLLERS in seinen Geogr. Graeci minores. Danach mit Recht DELITZSCH, Paradies 173ff. In diesem Meerbusen lag auch die Insel Dilmun (o. S. 45 Anm. 1).


128 Nach der babylonischen Chronik hat er 699 seinen Bruder Šutruknachundi (o. S. 44, reg. 717-699) vom Thron gestoßen. Challusus Statue ist unter den von Assurbanipal aus Susa fortgeführten (Rassamcyl. 6, 54).


129 In seinen Inschriften braucht Sanherib für ihn nur die Kurzform Šuzub, den er durch den Zusatz »der Babylonier« von dem gleichnamigen Chaldäer unterscheidet. (Prisma 4, 35). Auf der Tafel von Nabi Junus (I R. 43 Zl. 28; LUCKENBILL II 351) nennt er ihn Sohn des Gachul. Die volle Namensform geben die babylonische Chronik (mit 1 J. 6 Mt.) und die Königsliste. Im ptolemäischen Kanon heißt er Ῥηγεβὴλος (reg. 1. J., 693).


130 Sanherib verwendet ebenso wie bei seinem babylonischen Vorgänger (S. 61 Anm. 3) nur die Kurzform Šuzub, mit dem Zusatz »der Chaldäer« (Prisma 3, 45. 5, 8ff.). Den Namen Mušezibmarduk haben die babylonische Chronik, die Königsliste und der ptolem. Kanon (Μεσησιμόρδακος), die ihm übereinstimmend 4 Jahre (692-689) geben. Durch sie wird der einseitige und unvollständige Bericht Sanheribs ordentlich ergänzt und der Hergang aufgeklärt. – Mardukbaliddin wird inzwischen gestorben sein; sein Sohn Nabušumiškun hat am Kampf teilgenommen und wurde in der Schlacht bei Chalûle gefangen (Ba vian Zl. 37. I R. 43, 50, vgl. Prisma 5, 34).


131 Dazu die Notiz, daß das Jahr der Schlacht nicht bekannt sei. Da das Prisma, in dem sie ausführlich erzählt wird, vom 20. Adar 691 datiert ist, wird sie in den Anfang dieses Jahres zu setzen sein. – In der Bavianinschrift schließt er an die Schlachtschilderung und die Heimkehr die Behauptung, die Elamiten hätten sich im Schrecken in die unzugänglichen Berge geflüchtet; diese Phrase soll verschleiern, daß er nicht nach Elam gezogen ist [bei LUCKENBILL II 338 falsch übersetzt].


132 Das Datum 15/1 gibt die bab. Chronik; gestorben ist er erst fast zwölf Monate später, am 7/12. Sein Nachfolger ist Chumbachaldaš I., 688-681.


133 Sanherib nennt ihn hier wie auch sonst »Fluß Arachtu«. Daß das der offizielle Name des Euphrat im Stadtgebiet von Babel ist, haben, wie KOLDEWEY gezeigt hat, die Inschriften der Kaimauern erwiesen; vgl. jetzt WETZEL, Stadtmauer von Babylon S. 32ff. – Auch die von Sargon gebaute Ufermauer ist damals natürlich in den Euphrat geworfen worden; doch haben sich Reste von ihr erhalten.


134 Als erste königslose Zeit wenden in ihm die beiden Jahre 704 und 703 unter Sanherib vor der Einsetzung des Bel-ibni gerechnet. – Sanherib erwähnt, daß bei der Einnahme Babels auch die zur Zeit Tiglatpilesers I. im Jahr 1106 von Marduknadinache fortgeführten Götterbilder nach Ekallate zurückgegeben wurden (s. Bd. II 2, 382); ebenso wurde das früher einmal von Tugultininurta I. zeitweilig erbeutete Siegel des Šagaraktišuriaš (Bd. II 1, 533, 2. 537) wiedergefunden.


135 Hierher gehört der Bericht über den »fünften Feldzug« im Bereich des Berges Nipur, der sich nicht genauer lokalisieren läßt. Das dabei genannte Land Dâje mag mit dem Dajaeni Tiglatpilesers I. (Bd. II 2, 378) identisch sein. In der Inschrift von Nebi Junus und sonst (LUCKENBILL II, 328f. 348f.) sind damit die Kämpfe in Kilikien und gegen Tilgarimmu verbunden.


136 Berossos nach Alexander Polyhistor bei Eusebius, übersetzt von KARST, S. 14; daraus die Überarbeitung durch Abydenos ebenda S. 18, wo der »Tempel der Athener« des armenischen Textes, auf dessen Säulen er seine Inschriften setzt, offenbar aus Anchiale entstellt ist.


137 Arrian II 5. Kallisthenes fr. 34 Jacoby bei Photios und Suidas. Aristobul bei Strabo XIV 5, 9. Athen. XII 529. Der Name Sardanapal ist natürlich willkürlich, wie schon in der Erzählung von seinen Schätzen Herod. (II, 150). Auf die verwickelte Geschichte der Überlieferung kann ich hier nicht eingehen; vgl. meine Forschungen zur alten Gesch. I 203ff. II 541ff. Der Gestus ist als Schnalzen mit den Fingern gedeutet worden, und daran sind die bekannten Verse angeknüpft, daß außer den sinnlichen Genüssen alles andere wertlos sei; danach ist dann die populäre Geschichte von dem Wolllüstling ausgestaltet, die schon Aristophanes av. 1021 kennt und die dann Ktesias in seinem Roman ausgeführt hat, vgl. u. S. 88. Danach ist dann ein Denkmal in den Schutthügeln von Ninive gedeutet worden (Amyntas der Bematist Alexanders bei Athen. XII 529 e; ebenso Kallisthenes), auf dem der König mit zusammengelegten Händen dargestellt war; das wird als Beifallklatschen gedeutet.


138 LUCKENBILL II 358 und 536 (Prisma A Assarhaddons col. 2, 55ff.)


139 Assurbanipal erwähnt, daß auch Sanherib in ihm auf gewachsen ist.


140 III R. 16, 3 (LUCKENBILL II 613), zuerst erkannt von WINCKLER, Altor. Forsch. II 55f.). Diesen Namen führte er noch zu Anfang seiner Regierung auf Amuletten aus Assur (MESSERSCHMIDT, Inschr. histor. Inhalts I 53. 54, ebenso Cun. Texts 36, 14. LUCKENBILL II 723. 761); dann hat er ihn aufgegeben. – Die offizielle Darstellung über seine Einsetzung und den Kampf gegen seine Brüder gibt Assarhaddon in den Zylindern B und S (LUCKENBILL II 499ff.). Beim Tode seines Vaters zieht er gegen seine Brüder eiligst nach Ninive; mithin kann er bis dahin nur in Assur (oder etwa Kalach?) residiert haben. WINCKLER hat eine Statthalterschaft Assarhaddons in Babylon erfunden (mit grobem Mißverständnis der Angabe des Berossos über Assurnadinsum, o. S. 60,2); das hat SCHMIDTKE in der gänzlich verfehlten Abhandlung »Assarhaddons Statthalterschaft in Babylon« (Altor. Texte I 2, herausgegeben von MEISSNER) weiter ausgeführt. – Im J. 687, in dem Sanherib Eponym war, nennt Kanon III statt seiner den Assarhaddon; und drei Texte bei EBELING, Keilinschr. relig. Inhalts Nr. 14 bis 16 sind aus dessen Eponymat datiert. Da mag er also seinen Vater vertreten haben. Aber er führt hier noch seinen ursprünglichen Namen, war also noch nicht zum Thronfolger designiert.


141 Die bab. Chronik nennt nur einen Sohn als Mörder (ebenso Nabonid in der Inschrift Mitt. Vorderas. Ges. 1896, 1), offenbar den, der sich dann zum König zu machen suchte; ebenso Berossos bei Eusebius (KARST, Eus. Chronik S. 14), bei dem er Ardumuzan heißt [die Angaben des Abydenos ebenda S. 18 sind konfus]. Aber Assarhaddon redet von mehreren Brüdern, deren Namen er natürlich nicht nennt; dadurch wird Reg. II 19, 37 bestätigt, wo die Namen (etwa Adarmalik und Sar'uṣur zu sprechen) wohl verschrieben sind; der Gottesname ךרסנ (Nisrok, LXX Εσδραχ, Joseph. X 23 Αρασκη) wird aus Assur entstellt sein. – Erwähnt wird Sanheribs Ermordung von Assurbanipal, als er im J. 648 den Rest der Genossen des Šamaššumukin nach Ninive brachte und dort abschlachtete (siehe die Rede eines Gottes, wohl des Assur, an den König Cun. Texts 35, 13; UNGNAD, Z. Ass. 35, 50; LUCKENBILL II 1103ff.). Die Erzählung darüber Rassamzyl. 4, 70ff. lautet: »Den Rest der Leute habe ich lebend an (ina) den Stierkolossen, die meinen Großvater Sanherib dort (ina libbi) weggetilgt hatten, jetzt habe ich zur Sühne für ihn diese Leute dort (ina libbi) weggetilgt«, und zwar, indem er ihre Fleischstücke den Tieren vorwerfen ließ. Diese Stelle ist in der Regel ganz sinnlos dahin gedeutet worden, daß die Gehilfen des Šamaššumukin 32 Jahre vorher den Sanherib ermordet hätten und daß er womöglich in Babylon ermordet worden sei; und umgekehrt haben LANDSBERGER und BAUER, Z. Ass. 37, 66ff. nachzuweisen gesucht, daß in Wirklichkeit Assarhaddon der Mörder Sanheribs sei. Ihre Deutung haben sie ebenda S. 215ff. teilweise zurückgenommen; aber auch die Übersetzung, die sie jetzt geben, ist weder erschöpfend noch irgendwie haltbar.


142 Von seinen Annalen sind nur einzelne Bruchstücke, vor allem über den 9. und 10. Feldzug, erhalten; dazu kommen die Daten der babyl. Chronik [von der die sogenannte Assarhaddonchronik bei SMITH, Babyl. histor. Texts, 1924, ein Duplikat ist; vgl. dazu LANDSBERGER und BAUER, Z. Ass. 37, 64. 73ff. 221]. Die übrigen Texte, auf Zylindern und Prismen sowie auf den Siegesstelen von Sendjirli, Til-Barsip (Tell Aḥmar) und am Nahr el Kelb geben, wie bei seinen Vorgängern, ausführliche oder kürzere Zusammenfassungen ohne chronologische Ordnung. Weiteres bringen die Bauinschriften, vor allem die über Babylon.


143 In Wirklichkeit fällt Assarhaddons Entschluß bereits ins zehnte Jahr, 680, aus dem auch die Texte LUCKENBILL II 659 und 659 a datiert sind; aber die Ausführung hat Jahre erfordert und ist erst unter seinem Nachfolger zum Abschluß gelangt.


144 Das Exzerpt aus einer Chronik bei SMITH, Babyl. hist. Texts, pl. 4 bemerkt, daß Bêl unter Sanherib und Assarhaddon in den Jahren 688-669 in Assur war und daher das Neujahrsfest in Babel nicht gefeiert werden konnte.


145 KNUDTZON, Gebete an den Sonnengott aus der Zeit Assarhaddons und Assurbanipals, 1893.


146 IV R. 61 (2. Aufl.). SCHMIDTKE, Assarhaddons Statthalterschaft S. 117ff.; LUCKENBILL II 617ff.


147 Zur Lesung von Bab. Chron. s. LANDSBERGER und BAUER, Z. Ass. 37, 77. Eine Anfrage Assarhaddons an den Sonnengott über Urtagis Verhalten bei KNUDTZON Nr. 76. – Kämpfe mit dem auch von Sargon und Sanherib und später von Assurbanipal bekämpften Stamme Gambûlu in dem Sumpfgebiet an der Grenze von Elam: LUCKENBILL II, 539. 549. KNUDTZON Nr. 153.


148 Bei Assarhaddon wird für diese Stämme mehrfach zusammenfassend der alte Name Gutäer oder Qutäer verwendet. Ebenso erwähnt er hier Kämpfe gegen die Sutû, die Nomaden der Wüste. Auf die Eroberung der Stadt Šar-iqbi durch die Mannäer (Assurbanipal Zyl. B, III 24) bezieht sich die Anfrage KNUDTZON Nr. 16.


149 Patus'ara, bei Darius Pâtišuvari, Strabo XV 3, 1 Πατεισχορεῖς, ist die spätere Landschaft Χοαρηνή östlich der Kaspischen Pforten. Die Häuptlinge heißen Sidirparna d.i. Citrafarna Τισσαφέρνης und Eparna d.i. Vifarna.


150 Die Anfragen schreiben Iškuzai, Assarhaddon in seinen Inschriften Asguzai oder Ašguzai; das zeigt, daß der anlautende Vokal nur Vorschlag zur Erleichterung der Aussprache ist.


151 KNUDTZON Nr. 29. Ganz unsicher ist seine Ergänzung von Nr. 35, in der er ein Vordringen der Iskuzäer gegen die Mannäer und durch den Paß von Chubuskia (im Zagros) gegen Assyrien zu erkennen glaubt; darauf haben WINCKLER, Altor. Forsch. I 484, und Andere weitgehende politische Kombinationen gegründet, die durchaus problematisch bleiben, so verlockend sie erscheinen mögen.


152 KNUDTZONS Ergänzungen der ganz verstümmelten Texte Nr. 25 und 30 dürfen geschichtlich nicht verwendet werden. Erhalten sind nur die Volksnamen Gimirai und Iškuzai in 25 Rs. 10. 11 sowie Iškuzai und »Bezirke der Meder« in 30, 7. Rs. 3. 5.


153 Die einzige Erwähnung ist in dem ausführlichen Bericht Assarhaddons über die Unterwerfung der Landschaft Šubria im Bereich des oberen Tigris im J. 673, wo der König, der die dorthin entflohenen assyrischen Untertanen grausam verstümmelt, sich rühmt, er habe die Flüchtlinge aus Urarṭu sämtlich an dessen König Ursâ ausgeliefert (WINCKLER, Altor. Forsch. II 27ff.; LUCKENBILL II 592ff.). Hierher gehört auch die Anfrage an den Gott KNUDTZON Nr. 48, in der Zl. 7 auch ein Eingreifen der Kimmerier als möglich erscheint. Rs. Zl. 6 hat KNUDTZON den Namen des Ursâ wohl richtig ergänzt; aber von einer Verbindung desselben mit den Kimmeriern ist dabei mit keinem Wort die Rede, sooft das auch in neueren Darstellungen [gegen WINCKLER S. 52] behauptet wird.


154 Herod. IV 12. [Scymn.] 941ff.


155 Strabo I 3, 21; vgl. Steph. Byz. Συασσός, ein Dorf Phrygiens, in dem ihnen ein großes Getreidemagazin in die Hände fällt; als Datum gibt Hieronymus' Chronik 696 v. Chr.


156 Das Datum gibt das Duplikat der babyl. Chronik bei SMITH, Babyl. hist. Texts, wo die Kimmerier genannt sind, aber der Ort ihrer Niederlage Kušeichnu geschrieben ist.


157 Chubusna wird von J. Lewy (Forsch. zur Gesch. Vorderasiens, Mitt. Vorderas. Ges. 1924, 2 S. 4) wohl mit Recht mit dem bei den Chetitern erwähnten Ort Chubisna gleichgesetzt; mit Chubuskia im Zagros hat es nichts zu tun. – Den Ausführungen von LEHMANN-HAUPT (Art. Kimmerier bei PAULY-WISSOWA XI 408ff. und sonst) kann ich kaum irgendwo zustimmen.


158 Hierher gehört weiter ein Feldzug gegen Mugallu von Melitene im J. 675, vgl. LANDSBERGER und BAUER, Z. Ass. 37, 77 und die Texte bei KNUDTZON Nr. 54-59, wobei auch Iskalû von Tabal er wähnt wird. Weitere Anfragen über die Kiliker und Que Nr. 60-63.


159 Vgl. Bd. II 1, 12. 35, 3.


160 Siehe u. S. 134,1.


161 In KNUDTZON Nr. 2 sucht Kastarit den »medischen Stadtherrn« Mamit'arsu zum Angriff auf Assyrien zu gewinnen. Auch die iranischen Namen Teuspâ und Kastarit scheinen aus Beziehungen zu den Medern zu stammen.


162 זוב Gen. 22, 21. Jerem. 25, 23. Hiob 32, 2. Daneben wird der Berg Chazû erwähnt, Gen. 22, 22 וזח, Sohn Nahors. Der Name Ja'il lautet arabisch Wâ'il.


163 Die Handschrift T der Chronik des Hieronymus enthält den Zusatz: Tarachus Sebicho interfecto Aegyptiis regnavit. HELM hat ihn in seine Ausgabe nicht aufgenommen, da er, wie viele ähnliche Zusätze, sicher nicht zum Text des Eusebius oder Hieronymus gehört (vgl. Bd. II seiner Ausgabe S. XVI); aber offenbar ist er aus guter Überlieferung nachgetragen. – Von seiner Herkunft und Thronbesteigung erzählt Taharqa in dem o. S. 47f. erwähnten Bruchstück einer Inschrift.


164 Siehe die Abbildungen bei SCHÄFER, Kunst des alten Orients Nr. 432 und Taf. XXI. Text S. 118 der 2. Aufl.


165 Man übersetzt die ideographisch geschriebene und lädierte Notiz entweder »die assyrischen Truppen zogen nach Ägypten« oder »sie wurden in Ägypten geschlagen«; das Duplikat bei SMITH dagegen bietet statt Ägypten (Miṣir) den rätselhaften Namen »Stadt ša-amelê«, so daß es sich vielleicht um einen ganz anderen Kriegszug handelt (vgl. LANDSBERGER und BAUER, Z. Ass. 37, 78; unter dem J. 675 ist nicht von einem Kriegszuge nach Ägypten, wie man früher las, sondern von einem nach Milid, Melitene, die Rede, s.o. S. 74,5).


166 Hauptquelle ist das Annalenfragment bei WINCKLER, Unters. zur altor. Gesch. 97f. (LUCKENBILL II 553ff.); gegen WINCKLERS Phantasien vgl. meine »Israeliten« S. 466ff. sowie S. 316. Hinzu kommen die Angaben der Stele von Sendjirli, die Daten der babyl. Chronik und kurze Berichte in den übrigen Inschriften, so der von Assur Keilschr. histor. Inhalts I 75 (LUCKENBILL II 710ff.). Weiter gehören die Orakelanfragen KNUDTZON Nr. 67ff. hierher.


167 Besonderen Schrecken erregten ihm zweiköpfige Schlangen, die er zertreten zu haben sich rühmt.


168 Bei Manetho sind sie die ersten Könige der 26., aus Sais stammenden Dynastie. Seine Liste ist:

Stephinates, 7 Jahre 684-678

Nechepsos, 6 Jahre 677-672

Necho (Νεχαῶ) I., 8 Jahre 671-664

Wer in dem Ἀμμέρις Αἰϑίοψ mit 12 Jahren steckt, den die Liste des Eusebius vor Stephinates nennt, ist nicht zu ermitteln.


169 Seine Stadt Ṣi'nu kann nicht Tanis sein, wie man meist annimmt, da neben ihm ein Petubastis von Ṣa'nu steht, das sicher Tanis ist. Die Deutung auf ןיס Ezech. 30, 15, das man für Pelusion hält, ist ganz unhaltbar.


170 Neben ihm wird in derselben Weise ein semitischer Dynast, wohl Ba'al von Tyros, geführt. Auf den Seitenflächen sind in Sendjirli (Ausgrabungen Tafel I und III) zwei hohe Beamte, in Tell-Aḥmar (THUREAU-DANGIN in Syria 1927) die beiden Söhne des Königs abgebildet. Eine weitere Siegesstele hat Assarhaddon am Nahr el Kelb bei Beirut errichtet.


171 Keilschrifttexte aus Assur historischen Inhalts I 75, Zl. 10, wo Taršiši – das einzige Mal, daß dieser Name bei den Assyrern vorkommt – vom Herausgeber in Nušiši verlesen ist.


172 Solange beide Brüder freundlich zueinander stehen, nennen sie sich gegenseitig aḫu talime. Die genauere Bedeutung ist umstritten; wenn nicht Zwillinge, werden sie doch jedenfalls Söhne derselben Mutter gewesen sein. Daß nach dem Bruch Assurbanipal seinen Feind als aḫu la uinu »unechten Bruder« bezeichnet, ist nur natürlich.


173 In seinem 24. Jahr, 666 v. Chr., ist hier ein Apis beigesetzt worden (BREASTED Rec. IV 917, der dies Jahr fälschlich mit 664 gleichsetzt). Der Nachfolger dieses Apis ist im J. 26 des Taharqa 664 geboren und am 9./8. inthronisiert; 21 Jahre später im J. 20 Psammetichs 644 ist er am 21./12. gestorben und am 25./2. des folgenden Jahres (J. 21 Psammetichs = 643 v. Chr.) beigesetzt, s. BREASTED IV 959 und o. Bd. II 2, 56.


174 Die einzige zuverlässige Quelle bilden die Tontafeln über den Tempel von Charrân, deren Text III R. 28 zusammengestellt ist (LUCKENBILL II 899ff.). In seinen erst in weit späterer Zeit verfaßten Annalen hat Assurbanipal die ältere Darstellung überarbeitet und schreibt sich selbst die Führung der Kriegszüge gegen Ägypten zu. Diese in zahlreichen Abschriften auf Tonzylindern (zum Teil nur in Bruchstücken) erhaltenen Annalen (am bedeutendsten der große Rassamzylinder, publiziert V R. 1ff. und oft übersetzt) sind durchweg nur mit Vorsicht zu benutzen, da sie inhaltlich und chronologisch unzuverlässig sind. Das gesamte Material ist von M. STRECK, Assurbanipal, 3 Bde., 1916 bearbeitet, wodurch die älteren Werke (vor allem GEORGE SMITH, Hist. of A. 1871 und S. A. SMITH, Keilschrifttexte Assurbanipals 1887f.) überholt sind.


175 Vorher gebot hier ein Fürst Bokennif, der wohl bei den Kämpfen umgekommen ist.


176 Assurbanipal nennt ihn sonst Sohn der Schwester Taharqas (LUCKENBILL II 845. 944. 1117), aber Rassamzyl. 2, 22 (LUCKENBILL II 775) Sohn des Šabakû. Das ist hier wohl sicher Šabataka (Sebichos); denn auf der Stele Tanuatamons (SCHÄFER, Urkunden der älteren Äthiopenkönige Nr. III 59) trägt die »königliche Schwester und Gemahlin, Fürstin Ägyptens« den Namen Pi'anch-ari, und diesen Namen (mit dem Zusatz Tei) trägt auf einer Priesterstatue bei LEFEBURE, Ann. du Serv. 25, 29. 32 die Gemahlin des Šabataka. Sehr mit Unrecht hat man daraus, daß Tanuatamon in dem Tempel des Osiris-Ptaḥ in Theben (MARIETTE, Mon. div. 79ff.) an Stelle des Taharqa, der offenbar den Bau begonnen hat, vielfach als König (immer mit zwei Uräen an der Krone) dargestellt ist, gefolgert, er sei schon unter diesem Mitregent gewesen. Den Ort, von dem aus er zur Krönung nach Napata gezogen ist, nennt er nicht mit Namen; deutlich ist aber, daß er sich damals in Nubien (vermutlich in Meroe) aufhielt, nicht in Oberägypten, wie BREASTED, Rec. IV 923 e annahm. – Bei Assurbanipal heißt er durchweg Urdamani; die von den Assyriologen angenommene Lesung Tandamani ist willkürlich und entbehrt jeder Begründung. Erklärbar ist diese Namensform für uns nicht; aber an der Identität kann kein Zweifel sein.


177 Der sog. »Traumstele« aus Napata, MARIETTE, Mon. div. 7f., übersetzt von BREASTED, Rec. IV 920ff., neu bearbeitet von SCHÄFER a.a.O.


178 Herod. II 152. Die Notiz steht, wie so manche bei Herodot, in schroffem Widerspruch zu der Erzählung, in die Herodot sie eingesetzt hat.


179 Das erste Jahr Psammetichs ist das Kalenderjahr 5./2.663-4./2.662; er gilt offiziell als unmittelbarer Nachfolger Taharqas, Tanuatamon wird dabei ignoriert (so auch bei Manetho).


180 Zwei Denksteine aus Luxor im Berliner Museum über eine Priesterweihe (mit dem üblichen langen Stammbaum des Betreffenden) sind vom 2. Epagomenen seines 3. Jahres, d.i. 31. Januar 660 v. Chr., datiert. Aus Assurbanipals Annalen sind genauere Daten nicht zu entnehmen.


181 Vgl. Bd. II 1, 52.

182 Der Angriff Sanheribs unter dem Hephästospriester Sethos II 141 (o. S. 57) ist deutlich eine Einlage; nachher II 147 ἐλευϑερωϑέντες Αἰγύπτιοι μετὰ τὸν ἱρέα τοῦ Ἡφαίστου βασιλεύσαντα bezog sich ursprünglich offenbar auf die Befreiung von der Äthiopenherrschaft.


183 In der Inschrift über die Wiederherstellung des Tempels des Sin in Charrân LUCKENBILL II 899f. schließt Assurbanipal an die Feldzüge in Ägypten die Eroberung von Kirbit, die Huldigung des Gyges, des Mugallu (der hier wie im Zyl. B König von Tabal heißt) und des Jakinlû von Arados [dessen nichterklärbarer Name hier Ikkilû geschrieben ist, in der Anfrage des Kronprinzen Assurbanipal an den Sonnengott KNUDTZON Nr. 66 Ikkalû]. In den Annalen ist daraus ein »dritter Feldzug« gemacht, in den auch die Unterwerfung des Ba'al von Tyros, im Rassamzylinder weiter die Huldigung des Sandašarme und der Abfall des Gyges und seine Niederlage aufgenommen sind; deutlich sieht man, wie hier Ereignisse ganz verschiedener Zeiten und Orte willkürlich zu einem »Feldzug« aus den ersten Jahren seiner Regierung zusammengestoppelt sind.


184 Das Datum gibt die babyl. Chronik; die Annalen machen einen vierten Feldzug daraus; vgl. S. 84 Anm. 2.

185 Wie völlig willkürlich die chronologische Anordnung in den Annaleninschriften ist, zeigt sehr anschaulich, daß Zyl. B den Krieg gegen Urtaku als sechsten Feldzug bezeichnet (LUCKENBILL II 855), während der Rassamzylinder, der ihn überhaupt nicht erwähnt, den ein Jahrzehnt später fallenden Krieg gegen Teumman den fünften Feldzug nennt (a.a.O. 787). Nach dem Fragment WINCKLER, Forsch. I 478 (LUCKENBILL II 944) fiel der Krieg mit Urtaku in die Zeit des Feldzugs gegen Tanuatamon. Die Berichte darüber stehen bei LUCKENBILL II 855ff. und 834f. Anfrage Assurbanipals beim Sonnengott, ob sein Feldherr Nabušar'uṣur gegen die Gambuläer Erfolg haben wird: KNUDTZON Nr. 153.


186 LUCKENBILL II 893.


187 [Hier bricht die zusammenhängende Darstellung ED. MEYERS ab. Das Manuskript enthält noch den Satz, mit dem die Schilderung von Staat und Kultur, Wissenschaft und Kunst begonnen werden sollte: »Im Innern steht der Verwaltungsapparat des Reichs unerschüttert und funktioniert tadellos. Die gesamte Regierung ist zentralisiert am Hof, der seit Sanherib dauernd in Ninive residiert. Heer ...« Ein anderer Entwurf enthält die Worte: »Das von Tiglatpileser und Sargon unter Strömen von Blut zusammengeschweißte Reich hat sich unter den Nachfolgern behauptet und zum Teil erweitert. Aber innerlich hat es seinen Charakter geändert ...« – Die folgenden Abschnitte oben im Text sind in der Hauptsache nach der ersten Auflage des ersten Bandes von 1884 ergänzt worden; die Behandlung der Religion Zoroasters (u. S. 97ff.) wurde dem 1921 erschienenen zweiten Bande von ED. MEYERS Werk »Ursprung und Anfänge des Christentums« (S. 58-86) entnommen.]


188 Schilderung des Treibens in Ninive: Nahum 2. 3. Sonst kommt außer den Ruinen und den Berichten der Assyrer nur noch die Beschreibung der Trümmerstätte bei Xenophon Anab. III 4, 7-12 in Betracht; die Angaben des Ktesias und der späteren Griechen sind ebenso wertlos wie die des Buches Jona.


189 Der Glaube an eine stabile Zukunft tritt in der Anlage der großen Bibliothek in Ninive besonders deutlich hervor.


190 Nebenbei bemerke ich, daß das Assyrische in der späteren Zeit keine aussterbende Sprache war (NÖLDEKE), wohl aber stark abgeschliffen, etwa wie das Neuägyptische oder das vulgäre Arabisch. So hat man unter Tiglatpileser I. die Kasusendungen noch gesprochen oder doch wenigstens korrekt geschrieben; schon unter Assurnaṣirpal aber sind sie völlig abgefallen, und die Schreiber hängen daher von jetzt an jedem Substantiv ad libitum irgendeine Endung an.


191 Über die Ansiedlungen an der kleinasiatischen Südküste s. Skylax, Strabo, Pomp. Mela; nicht hierher gehören die späteren Kombinationen, welche z.B. Tarsos argivischen und Selge spartanischen Ursprung geben. – Hierher gehört auch die Notiz des Berossos, daß Assarhaddon zuerst griechische Söldner, darunter den Pythagoras (!), angeworben habe: Alex. Pol. und Abyd. bei Eusebius I 29, 13. 35, 22.


192 Siehe unten S. 441ff.


193 S. meinen Aufsatz »Die ältesten datierten Zeugnisse der iranischen Sprache und der zoroastrischen Religion«, Z. f. vgl. Sprachw. 42, 1908, 1ff. – Daß DARMESTETERS Ansicht (in seiner Übersetzung des Awesta, Annales du Musée Guimet XXI. XXII. XXIV 1892f.), die Gâthas seien im ersten Jahrhundert v. Chr., alles andere noch später unter platonischem und jüdischem Einfluß (speziell dem Philos) entstanden, völlig verfehlt ist, wird wohl allgemein anerkannt. Daß die Gâthas von Zoroaster selbst stammen, ist mir ebensowenig zweifelhaft, wie daß der Hauptteil des Awesta (vor allem der Vendidad) erst in der späteren Arsakidenzeit verfaßt wurde (vgl. u. S. 113, 2). Was auf uns gekommen ist, sieht etwa so aus, wie wenn uns vom Alten Testament nur der Priesterkodex, einige Kapitel Jesajas und einige Psalmen erhalten wären. – Die wichtigsten Texte sind jetzt von GELDNER im Religionsgesch. Lesebuch, herausgeg. von BERTHOLET, 1910, bequem zusammengestellt. Dazu kommt die Bearbeitung der ersten fünf Gâthas durch ANDREAS, Nachr. Gött. Ges. 1901. 1911. 1913 auf Grund seines Versuchs, die ursprüngliche Schrift und Aussprache wiederherzustellen.


194 Noch älter ist der ägyptische Reformator Echnaton, dessen solarer Monotheismus aber keinen Bestand gehabt hat (Bd. II 1, 380.).


195 S. darüber Gesch. d. Alt. I3 S. 921ff., und über Mitra MEILLET im Journal asiat. sér. X vol. X 1907; weitere Ausführungen sind von H. LÜDERS zu erwarten.


196 In Indien ist bekanntlich die Entwicklung umgekehrt gegangen, die Asuren, zu denen dann Varuna und Mitra nicht mehr gerechnet werden, sind zu feindlichen Dämonen geworden (s. Bd. I3 S. 923).


197 Ebenso wird für das Appellativum »Gott« das Wort bagha = »Spender« verwendet, das dann ins Slawische als bog übergegangen ist.


198 Für die Wiedergabe des schwierigen Textes habe ich die Übersetzungen von GELDNER (Religionsgeschichtl. Lesebuch 324), ANDREAS (Gött. Nachr. 1909, 44ff.) und REICHELT (Avesta Reader, 1911 189ff.) benutzt und, soweit es mir möglich ist, nachzuprüfen versucht. Einzelnes wird gewiß noch anders gefaßt werden müssen; aber die grundlegenden Gedanken sind klar erkennbar und fassen die in den späteren Texten breiter ausgeführten Hauptpunkte der Lehre knapp und unzweideutig zusammen.


199 Es ist ein charakteristischer Unterschied zwischen der israelitischen und der iranischen Religion, daß diese durchaus die Religion eines Bauernvolks ist, während die Jahwereligion nebst den ihr angehörigen Sagen aus dem Nomadenleben erwachsen ist und in ihm das Ideal sieht. Im Gegensatz zu der Umgestaltung durch die Seßhaftigkeit im eigentlichen Israel kehrt dann die prophetische Predigt und die Durchbildung des Jahwismus wieder ganz zu den nomadischen Idealen zurück. Die Sage von dem Ackersmann Kain und dem Hirten Abel würde bei einem Bauernvolk (und so auch im eigentlichen Israel) umgekehrt lauten müssen.


200 Gelegentlich wurden sie später mit diesem zu einer Siebenzahl zusammengefaßt. Das ist aber ganz sekundär, analog der Zusammenfassung der fünf Wandelsterne mit Sonne und Mond, und wird sehr mit Unrecht in vielen modernen Darstellungen als ursprünglich betrachtet. – Ganz unbegreiflich ist mir die immer wieder auftauchende Ansicht, die sechs Am šaspands seien nicht ursprüngliche Abstraktionen, sondern sekundäre Umwandlungen älterer konkreter Göttergestalten, weil sie in dem theologischen System mit bestimmten physischen Elementen (Erde, Pflanzen, Metalle u.a.) verbunden sind. So spricht z.B. BOUSSET, Kyrios Christos S. 378 von »der Spekulation der persischen Gâthas über die Amesha-Spentas, in denen z.B. der alte Hirtengott Vohumano zur εὔνοια Gottes, die Erdgöttin Spent-Armaiti zur σοφία wird«. Wer so redet, kann nie den Versuch gemacht haben, sich in die Gedankenwelt Zoroasters hineinzudenken.


201 Die vier ersten Amšaspands werden Jasna 30, 7 in unmittelbarem Anschluß an den angeführten Text genannt; aber auch die beiden anderen kommen in den Gâthas mehrfach vor, so 31, 6. 45, 5. Bei Plutarch de Is. 47 werden sie richtig aufgezählt, als geschaffen von Oromazes, der ἐκ τοῦ καϑαρωτάτου φάους γεγονώς ist (ἓξ ϑεοὺς ἐποίησε): es sind die Mächte εὐνοίας (Vohumano), ἀληϑείας (Aša), εὐνομίας. (Khšathra), σοφίας (Armaiti), πλούτου (Haurvatât), und ὁ τῶν ἐπὶ τοῖς καλοῖς ἡδέων δημιουργός (Ameretât). Bei den beiden letztern hat sich die ursprüngliche Bedeutung verschoben, ganz wie im Parsismus selbst: nach Jašt 19, 96 bekämpften Haurvatât und Ameretât Hunger und Durst, nach den Pehlewitexten beschirmen sie Wasser und Pflanzen. – Ahriman (ἐκ τοῦ ζόφου γεγονώς) schafft dann bei Plutarch ebenso viele Gegenmächte (ἀντιτέχνους). Später werden dann 24 weitere Götter (die Jazatas) und von Ahriman ebensoviele Gegner geschaffen. Letztere dringen in das Ei (das Weltenei) ein, in das Oromazes jene gesetzt hat, und so ist in der Welt das Böse mit dem Guten gemischt.


202 Vgl. meine Schrift: Ägypten zur Zeit der Pyramidenbauer, 1908.


203 Daß dabei ein in Ägypten entwickeltes traditionelles Schema übernommen ist, nach dem beim Verfall und der Verwilderung des Staats durch schlechte Regierung eine Heimsuchung und Ausplünderung durch fremde Völker erfolgt, bis dann die Götter einen König nach ihrem Herzen senden, habe ich früher ausgeführt.


204 Jasna 46, 10f. 51, 13. Dabei ist der aus arischer Zeit (Rigveda X 14, 10f.) stammende Glaube benutzt und umgesetzt, daß die Hunde des Totenherrschers dem Toten auflauern.


205 Jasna 51, 7. 17, vgl. 36, 6.


206 Jasna 44, 18. 46, 19. 49, 9f. 50, 2.


207 Jasna 57, 9, bei GELDNER S. 333.


208 Jasna 31, 3. 19 (ANDREAS, Nachr. Gött. Ges. 1911, 17ff. GELDNER S. 328).


209 Jasna 32, 7 (ANDREAS, Nachr. Gött. Ges. 1913, 380); ferner 30, 7. 43, 4ff. 47, 6; vgl. GELDNER, Beitr. z. Kunde der indog. Sprachen XIV 15ff.


210 Es ist nicht uninteressant, daß die mormonische Lehre daraus folgert, daß das hier erwähnte Paradies nicht der selige Endzustand, sondern ein Zwischenzustand fortschreitender Vervollkommnung sein muß, ähnlich dem Fegefeuer. – Nach der islamischen Lehre erfolgt dagegen das Gericht über den Einzelnen erst bei der Auferstehung am Jüngsten Tage; bis dahin liegen die Toten bewußtlos im Grabe, das daher möglichst locker angelegt wird, damit die Auferstehungsengel die Leiber ohne Schwierigkeit herausziehen können.


211 Herod. I 137. Das wird hübsch illustriert durch den Erlaß des Darius an Gadatas (DITTENBERGER, Sylloge 22. 322), der zunächst seine Verdienste anerkennt, ehe er ihm, falls er sein Verhalten gegen das Apolloheiligtum nicht ändert, eine schwere Ahndung androht.


212 Auch dies scheint schon auf Zoroaster selbst zurückzugehen, s. Jasna 33, 1. 48, 4, und darüber BARTHOLOMAE, ZDMG. 35, 1881, 157; ROTH, ZDMG. 37, 1883, 223ff.

213 Jasna 31, 19. 46, 14ff. (GELDNER, Beitr. z. Kunde der indog. Spr. XIV 4f. 24f.); vgl. 44, 2. 49, 9.


214 Jasna 45, 11. 46, 3. 48, 12.


215 Bundeheš 30, 4ff. (WEST, Pahlavi Texts I, Sacred Books of the East V; auch bei GELDNER im Religionsgesch. Lesebuch 356ff.).


216 Ganz gleichartig schildert die syrische Baruchapokalypse c. 51 die Erscheinung der Frommen und der Sünder nach der leiblichen Auferstehung.


217 Bekanntlich hat Origenes, zum Entsetzen der späteren Orthodoxie, die schließliche Erlösung aller Menschen, auch der Bösen, gelehrt, wie der Parsismus. Ebenso läßt die christliche Sibylle II 331ff. die Sünder durch die Fürbitte der Frommen aus dem Höllenfeuer erlöst werden.


218 Dînkart IX 15, 2, vgl. 21, 10, in den Inhaltsangaben aus dem ersten Nask des Awesta (WEST, Pahl. T. IV); vgl. Bahmanjašt 3, 56 (West, Pahl. T. I), wonach seine Befreiung und Erschlagung unter den zweiten der drei zukünftigen Heilande fällt.


219 Vgl. o. S. 100. So Jasna 57, 10 (GELDNER S. 339): »Sraoša, der dem Aešma mit ausgelegter Waffe eine blutige Wunde schlägt und, ihn jedesmal auf den Schädel hauend, zu Paaren treibt wie der Starke den Schwächeren.« Ebenso Jašt 11, 15. Im übrigen s. Jašt 19, 93ff. (bei GELDNER S. 355) und die Pehlewischriften, vor allem das Bundeheš.


220 Plut. de Is. 47, im Anschluß an die oben S. 102, 1 zitierte Stelle: ἔπεισι δὲ χρόνος εἱμαρμένος, ἐν ᾧ τὸν Ἀρειμάνιον. λοιμὸν ἐπάγοντα καὶ λιμόν, ὑπὸ τούτων ἀνάγκη φϑαρῆναι παντάπασιν καὶ ἀφανισϑῆναι, τῆς δὲ γῆς ἐπιπέδου καὶ ὁμαλῆς γενομένης ἕνα βίον καὶ μίαν πολιτείαν ἀνϑρώπων μακαρίων καὶ ὁμογλώσσων ἁπάντων γενέσϑαι. Die Quelle könnte schon Eudemos sein, es folgt unmittelbar das Zitat aus Theopomp (u. S. 110 Anm. 2).


221 Philippika lb. VIII fr. 64 JACOBY bei Diog. Laert. praef. 9.


222 Plut. de Is. 47 (fr. 65).


223 Daß es noch immer Gelehrte gibt, die die Gleichsetzung dieses Königs mit Darius' Vater Hystaspes für möglich oder auch nur für diskutabel halten, gehört zu den Unbegreiflichkeiten, die sich auf diesem Gebiet besonders stark und verhängnisvoll geltend gemacht haben, und zeigt, wie völlig fern so manchen bedeutenden Philologen auch hier alles Verständnis für Geschichte und historisches Denken liegt.


224 Das hier skizzierte Schema steht in den Pehlewi büchern (E. WEST, Pahlavi Texts 1-V, Sacred Books of the East V. XVIII. XXIV. XXXVIII. XLVII 1880-1897) auch in den Einzelzügen ganz fest. Anspielungen darauf, auch auf die drei Heilande, finden sich in den erhaltenen Nasks des Awesta mehrfach; in den verlorenen Nasks war davon ausführlich die Rede, vor allem im zweiten, vierten, zwölften und dreizehnten, wie die eingehenden kommentierenden Inhaltsangaben des Dînkart (Pahl. Texts IV und V) lehren. – In der Sassanidenzeit und den ersten Jahrhunderten des Islams erwartete man das Kommen des ersten Heilands als unmittelbar bevorstehend, wie die Juden das des Messias, die Christen das Millennium. Da sich diese Hoffnung nicht erfüllte, mußte dann das Schema umgedeutet und das Datum immer weiter hinausgeschoben werden; vgl. ED. MEYER, Ursprung und Anfänge des Christentums II (1921) S. 190, 5.


225 Jasna 46, 12; vgl. Jašt 13, 113. 123. 143. – Wie es scheint, ist er außerhalb seiner ursprünglichen Heimat aufgetreten; ob ihn äußere Umstände oder Mißerfolg, wie bei Mohammed, in die Fremde getrieben haben, wissen wir nicht.


226 Bei den iranischen Nomaden in der Turanischen Steppe und weiter westlich bis zu den Sarmaten und Skoloten Südrußlands hat die Religion dagegen ihrer Natur nach keinen Eingang gewinnen können; wohl aber hat die iranische Kultur hier, wie ROSTOWZEW gezeigt hat, in der hellenistischen und römischen Zeit aufs stärkste eingewirkt.


227 Bekanntlich kommt der Magiername im Awesta nur ein einziges Mal vor (Jasna 64, 25). – Ich bemerke, daß das Wort גמבר Jerem. 39, 3 mit den Magiern nichts zu tun hat, sondern ein assyrischer Titel rabmugi ist (KNUDTZON, Gebete an den Sonnengott 170. ZIMMERN, KAT. 590, 5).


228 Solche Übersetzungen sind spontan nur bei den Buddhisten entstanden. Im Judentum sind sie nicht aus der Mission, sondern aus dem praktischen Bedürfnis des Volks selbst erwachsen, das die heilige Sprache nicht mehr verstand. Dadurch war dann dem Christentum der Weg gewiesen, den es alsbald mit größtem Erfolg betreten hat.


229 Das Gegenstück dazu bieten Ezechiel, an den dann die Apokalypsen anschließen, und die späteren Suren Mohammeds. Mohammed ist auf diesen Weg gedrängt, weil er, im Gegensatz zu den israelitischen Propheten, vollen Erfolg hatte und zum Herrscher eines irdischen Reichs wurde. Analog ist, nur in weit roherer Form, die Entwicklung des Mormonenpropheten Joseph Smith.


230 Der König Valkhaš, unter dem nach dem Dînkart IV 24 (WEST, Pahl. T. IV) die Sammlung erfolgte, ist natürlich nicht Vologaeses I. (51-77 n. Chr.), sondern Vologaeses III. (147-191). – Unter Śahpûr I. (241-272) ist dann nach diesem Berichte die wissenschaftliche, nicht speziell religiöse Literatur hinzugekommen; unter Śahpûr II. (310-379) hat dann eine Nachprüfung stattgefunden, bei der der Hohepriester Âdarpâd die Ketzer durch ein Ordal mit geschmolzenem Metall, das er bestand, überwand und den Kanon definitiv feststellte (vgl. WEST, Pahl. T. III 171).


231 Die älteste mir bekannte Stelle der griechischen Literatur, in der μάγος in übertragener Bedeutung gebraucht wird, ist die Bezeichnung des Tiresias als μά ος μηχανορράφος bei Sophokles Oedip. 387. Aristoteles ἐν τῷ Μαγικῷ (vgl. dazu Ursprg. u. Anfänge des Christentums II. S. 91, 3) und vor ihm Deinon in der persischen Geschichte Buch 5 behaupten dann, im wesentlichen mit Recht, daß eigentliche Zauberei den Magiern überhaupt unbekannt sei (τὴν δὲ γοητικὴν μαγείαν οὐδ᾽ ἔγνωσαν, Diog. Laert. praef. 8; ebenso Dio Chrys. or. 36, II 93 R.); aber eben diese Stelle zeigt, daß die übertragene Bedeutung den Griechen ganz geläufig war.


232 Herod. I 131 ϑύουσι δὲ ἡλίῳ τε καὶ σελήνῃ καὶ γῇ καὶ πυρὶ καὶ ὕδατι καὶ ἀνέμοισ, von den Späteren oft wiederholt.

233 Plut. de Is. 47 = Jašt 8, 44. Er bringt im Spätherbst, wenn er die Nacht hindurch am Himmel steht, den ersehnten Regen. Eigentlich sollte er ihn nach dem Mythus Jašt 8 schon früher, bei seinem Frühaufgang im Juli, bringen; aber da erliegt er zunächst den feindlichen Dämonen, weil ihm nicht genügend Opfer dargebracht werden. Ganz seltsam ist, daß der ihm geweihte Monat Tîr in dem regulierten Kalender in den Juni/Juli verschoben ist, also in die Zeit, wo der Sirius unsichtbar ist.


234 Plut. de Is. 46 ὄμωμι.


235 Im Jasna haptanghâiti (Jasna 35-41), das sprachlich wie inhaltlich den Gâthas noch wesentlich näher steht als das übrige Awesta, werden außer Ahuramazda und den Amšaspands Feuer, Erde, Wasser, die Stierseele (das Urrind, o. S. 110), die Ferwer, und in dem Nachtrag am Schluß auch Haoma angerufen, aber weder Mithra und Anâhita noch sonst eine der mythischen Gestalten, und ebensowenig Sonne und Mond.


236 Herod. I 131 Πέρσας οἶδα ... ἀγάλματα μὲν καὶ νηοὺς καὶ βωμοὺς οὐκ ἐν νόμῳ ποιευμένους ἱδρύεσϑαι, ἀλλὰ καὶ τοῖσι ποιεῦσι μωρίην ἐπιφέρουσι, ὡς μὲν ἐμοὶ δοκέειν, ὅτι οὐκ ἀνϑρωποφυέας ἐνόμισαν τοὺς ϑεοὺς κατάπερ οἱ Ἕλληνες εἶναι.


237 Siehe Herod. I 132.


238 Die Vorstufe bezeichnet die bekannte Angabe Herodots I 131, in der er Mithra und Anaïtis verwechselt hat: ἐπιμεμαϑήκασι δὲ καὶ τῇ Οὐρανίῃ ϑύειν, παρά τε Ἀσσυρίων μαϑόντες καὶ Ἀραβίων. καλέουσι δὲ τὴν Ἀφροδίτην ... Πέρσαι Μίτραν. Das Kultbild der Anaïtis, das Jašt 5, 126ff. beschrieben wird, ist in der Tat ganz nach babylonischem Vorbild gestaltet.


239 Berossos fr. 16 bei Clem. Alex. protr. 5, 65.


240 Plut. de Is. 46: zwischen dem Lichtgott Oromazes und dem Gott der Finsternis und Unwissenheit Arimanios steht Mithra in der Mitte; διὸ καὶ Μίϑρην Πέρσαι τὸν μεσίτην ὀνομάζουσιν.


241 So z.B. Rastamji Edulji Dastoor Peshotan Sanjana, B. A., Zarathustra and Zarathustrianism in the Avesta, Leipzig 1906. In dem kurzen Catechism of the Zoroastrian Religion by Jivanji Jamshedji Modi, B. A., Bombay 1911 ist weder von Ahriman und den Dîw's noch von den übrigen Göttern wie Mithra und Anâhita die Rede, und auch die Ameshâspands werden nur ganz gelegentlich als die »Spiritual Powers presiding over the different objects of creation« erwähnt, wie die katholischen Katechismen von Maria und den Heiligen nur ganz kurz reden. Das Feuer oder die Wärme ist, wie die moderne Wissenschaft lehrt, die größte Naturkraft und wird daher mit Ehrfurcht angesehen »as a symbol of the sp'endour and glory of the Creator«, während das Ritual der Feuertempel zugleich moralische Gedanken weckt. In diesen Darstellungen ist die alte Religion ebenso vollständig umgewandelt wie das Christentum im Deismus.


242 Šikand-gûmânîk Vig'âr »Doubt-dispelling explanation«, bei WEST, Pahlavi Texts III. Den Schluß bildet eine eingehende, auf guter Kenntnis beruhende Polemik gegen den Islam, die Juden und Christen und die Manichäer, sowie vorher c. 6 gegen die Atheisten.


243 c. 3, 6ff. The omnipotence of the creator Aûharmazd is that which is over all that is possible to be, and is limited thereby ... As his capability is limited, so also is his will, thereby. For he is sagacious and the will of a sagacious being is all for that which is possible to be, and his will does not pass on to that which is not possible. – Umgekehrt stammen die bösen Taten Ahrimans und sein Ansturm gegen das Licht (2, 4f.) aus seiner entgegengesetzten Naturanlage, die ewig und unabänderlich ist (3, 4. 16f.). Die Behauptung wird zurückgewiesen, daß Ahuramazda und Ahriman »created in conference« und dadurch Ahuramazda »an accomplice and confederate with Ahriman« geworden wäre (4, 6). In der Polemik gegen den Islam wird ausgeführt (c. 12), daß, wenn alles, Gutes und Böses, durch das heilige Wesen geschaffen wäre, dann dieses die vier notwendigen Eigenschaften der Gottheit »omniscience, omnipotence, goodness and mercifulness« nicht besitzen würde.


244 Hier bleibt natürlich eine ungelöste Schwierigkeit, daß, wenn Gott die Seelen der Menschen geschaffen hat, er ihnen dann damit auch die Fähigkeit gegeben hat, dieser Verführung zu folgen. Martânfaruch formuliert dies Problem in der Polemik gegen die Christen 15, 77ff. ganz scharf: die christliche Lehre ist falsch, »that mankind are produced by him with free will. Thus the iniquity of thesin which mankind commit is freely willed, and the freedom of will was produced by him himself for mankind. That implies that it is fitting to consider him likewise a sinner who is the original cause of sin«. »Wenn die Menschen aus freiem, durch den Willen des heiligen Wesens geschaffenen Willen sündigten, müßte auch der in ihrem Wesen liegende böse und sündige Charakter der bösen Tiere (Löwe, Schlange, Wolf, Skorpion), der Gifte usw. auf ihn zurückgehen.« Die Absicht des barmherzigen Schöpfers, heißt es 10, 22ff. in einem Abschnitt, der den Monismus als unmöglich und den Dualismus als notwendig nachweisen soll, ist die Bewahrung der Seelen durch die Religion; aus der Besudelung und Betörung derselben folgt notwendig die Annahme eines Urhebers dieser Entartung, eines Verführers der Seelen. – Gehoben ist der innere Widerspruch zwischen Allmacht und freiem Willen damit natürlich nicht. – Die Kirchenlehre läßt sich etwa dahin fassen, daß zwar die Schutzgeister (Frawaši's, Ferwer) der Menschen von Ahuramazda rein geschaffen sind, daß aber durch den mit ihrer Zustimmung erfolgten Eintritt in die materielle Welt zum Kampf gegen Ahriman und dessen Genossen der Körper und die mit diesem verbundenen Seelenkräfte zugleich der Einwirkung der bösen Elemente ausgesetzt sind, die durch das Eindringen Ahrimans in die Schöpfung allem Geschaffenen beigemischt sind.


245 SEEBERG, Lehrbuch der Dogmengeschichte IV2 172f.


246 Das im Christentum nicht zur Alleinherrschaft gelangte, im Islam voll durchgeführte Prädestinationsdogma zieht aus der Allmacht und Allwissenheit Gottes die logische Konsequenz, hebt aber eben dadurch sowohl seine Güte und Gerechtigkeit wie die Verantwortlichkeit des Menschen theoretisch auf. In großartiger Weise hat diese Folgerung bereits der Dichter des Hiob gezogen: die Entscheidung über das Schicksal des Menschen liegt lediglich in dem unerforschlichen Willen des jenseits jeder Verantwortung stehenden Gottes, die innere Beruhigung kann, wie bei Plato, nur das eigene Gewissen und die geduldige Hinnahme des verhängten Geschicks gewähren. Alle Versuche dagegen, diese Dinge doch noch zu begreifen und nach menschlichem Maß sittlich zu rechtfertigen, führen immer nur zu widerspruchsvollen, innerlich sinnlosen Formeln. Lapsus est primus homo, sagt Calvin (bei SEEBERG IV2 577), quia dominus ita expedire censuerat; cur censuerit, nos latet. certum tamen est, non aliter censuisse, sed quia videbat, nominis sui gloriam inde merito illustrari.


247 Damascius de pr. princ. 125 p. 384 KOPP: Μάγοι δὲ καὶ πᾶν τὸ Ἄρειον γένος, ὡς καὶ τοῦτο γράφει ὁ Εὔδημος, οἱ μὲν τόπον, οἱ δὲ χρόνον καλοῦσι τὸ νοητὸν ἅπαν καὶ τὸ ἡνώμενον˙ ἐξ οὗ διακριϑῆναι ἢ ϑεὸν ἀγαϑὸν καὶ δαίμονα κακόν, ἢ φῶς καὶ σκότος πρὸ τούτων, ὡς ἐνίους λέγειν. οὗτοι δὲ οὐν καὶ αὐτοὶ μετὰ τὴν ἀδιάκριτον φύσιν διακρινομένην ποιοῦσι τὴν διττήν συστοιχὴν τῶν κρειττόνων (das ist Formulierung des Damaskios, dem es auf dies Moment ankommt): τῆς μὲν ἡγεῖσϑαι τὸν Ὠρομάσδη, τῆς δὲ τὸν Ἀρειμάνιον. (Der angebliche, von den Iranisten oft zitierte Zrvan bei Moses v. Chorene I 5 in seiner Bearbeitung der berossischen Sibylle [von MÜLLER, Fragmenta Hist. Gr. II 502 sogar unter die Fragmente des Berossos aufgenommen!] ist Übersetzung des griechischen Kronos (= χρόνος) und hat mit der persischen Gestalt nichts zu tun; vgl. GEFF CKEN, Nachr. Gött. Ges. 1900, 97f.)


248 Es ist sehr bezeichnend, daß die Weltkonstruktion aus abstrakten Mächten im Zoroastrismus so gut wie in der Orphik, bei Pherekydes und sonst zu der Zeit als Urprinzip führt, die sinnliche Anschauung der Götterwelt bei Hesiod dagegen zum Raum (Chaos).


249 Vendidad 19, 33, wo Zoroaster dem Ahriman erklärt, daß der gute Geist die Gebetsformel, durch den er jenen bezwingt, in der »endlosen Zeit« (also vor der Schöpfung der Welt, wie Jasna 19) geschaffen hat. Sonst nur in den Anrufungslisten Vend. 19, 44. 55. Široza 1, 21 = 2, 21. Njâjiš 1, 8. – Davon zu unterscheiden ist die »langherrschende Zeit« Zrvan dareghôhvadâta, die Zeit der 12000 Jahre der Welt, die an den drei letzten Stellen daneben genannt wird (vgl. Jasna 61, 8). Sie wird von Ahuramazda erst nach Schöpfung der Geisterwelt geschaffen und ermöglicht die Bewegung (Selections of Zâdsparam 1, 25ff., WEST, Pahlavi Texts I). Dem entspricht, daß nach Vend. 19, 95 der Weg zur Richterbrücke für die Guten und Bösen von Zrvan (ohne Zusatz!) geschaffen ist.


250 Ausführlich entwickelt sie um 440 n. Chr. der Vezir Mihr Nerseh in einem Erlaß an die Armenier (bei Justi, Gesch. des alten Persiens 197f.); dazu stimmt die Darstellung, die Theodor von Mopsuhestia bei Photios cod. 81 gibt (er deutet den ἀρχηγὸς Ζουρουάμ als Τύχη). In den manichäischen Fragmenten aus Turfan wird der Gott Zarwan oft genannt (F. W. K. MÜLLER, Handschriftenreste in Estrangelo aus Turfan, Abh. Berl. Ak. 1904 S. 29, 55. 74. 102); er entspricht dem Gott-Vater.


251 c. 6, 6: They account this world ... as an original evolution of boundless time.


252 c. 8, 7ff. (WEST, Pahlavi Texts III).


253 ib. 27, 10f.


254 So für den Urmenschen Gajomart bei Zâtsparam 4, 6, vgl. Bundeheš 3, 22.


255 ib. 1, 24, s.o. S. 110.


256 Daß bereits nach der älteren, im Awesta enthaltenen Lehre der Sirius (Tištrja) den Regen bringt und die Gestirne wie auf das Wasser, so auf Samen und Wachstum der Pflanzen einwirken, ist natürlich noch keine Astrologie, sondern naturwüchsiger Volksglaube.


257 Bundeheš 3, 24ff. 5, 1ff. 28, 43ff. Minochired 8, 17: »alles Gute und Übel, das den Menschen und den übrigen Geschöpfen zustößt, geschieht durch die sieben Planeten und die zwölf Tierkreiszeichen«. Nach dem Šikand-gûmânîk Vig'âgr des Martânfaruch c. 4 sind die fünf Planeten von Ahuramazda durch Fäden an Sonne und Mond gebunden, so daß sie sich nicht über ein bestimmtes Maß von ihnen entfernen und noch mehr Unheil anrichten können.


258 Zu den historischen Notizen gehört auch die Angabe I 184 über die Königin Semiramis von Babylon, die fünf Generationen vor Nitokris = 766 v. Chr. regierte. Vgl. o. Bd. II 2, 416.


259 Angebliche Fälschung des Xanthos: Artemo bei Athen. XII, 515. WELCKER, Kl. Schriften I. MÜLLER, Fr. hist. Gr. I. Echt sind zweifellos die Fragmente bei Strabo (aus Eratosthenes und Menekrates), vielleicht auch bei Dion. Hal. I, 28. Meine einstigen Zweifel an der Echtheit des Xanthos nehme ich zurück. – Ephoros' Behauptung (bei Athen. 1. c.), Xanthos sei von Herodot benutzt worden, ist falsch. Vgl. auch ED. MEYER, Forsch. z. Alten Gesch. II (1899) 235f. – Auf die übrigen Schriftsteller, Deinon, Ephoros usw., einzugehen, ist hier überflüssig. Wie jedes Paradoxon von Zeit zu Zeit wieder aufgefrischt wird, scheint es neuerdings wieder Mode zu werden, den philosophischen Roman Xenophons über das Leben des Kyros als treffliche Quelle zu betrachten. Daß daneben auch die Bücher Daniel und Tobit wieder zu Ehren kommen, ist nur in der Ordnung. Zum weiteren Ausbau dieser Geschichtsrekonstruktionen sind Mar Apas Katina und Äsch. Pers. 765ff. mit den Königen Maraphis und Artaphrenes bestens zu empfehlen. – Im übrigen bemerke ich nur, daß Xenophon Herodot durchweg berücksichtigt, aber ihn so umgestaltet, wie er es für seinen Zweck braucht. Nur ein paar den zu seiner Zeit bestehenden Verhältnissen entnommene Angaben haben historischen Wert. Sonst vgl. A. BAUER, Die Kyrossage und Verwandtes, in Ber. Wien. Akad., phil.-hist. Kl. C, 1882.


260 Die Listen bei Africanus (Exc. Barb.) und Eusebius stammen nicht aus Xanthos, da sie von Nikolaos Dam. durchweg abweichen. GELZER, Rhein. Mus. XXX 241 hielt fälschlich die nur durch Schreibfehler von den übrigen abweichende Liste im ersten Buch des Eusebius für eine selbständige Liste; s. ROHDE, Rhein. Mus. XXXIII 196; GELZER, Africanus I 219ff.


261 Gyges Ol. 18 nach Euphorion bei Clem. Alex. Strom. I 117. 131 [Plin. XXXV 55 gibt Ol. 18 und daneben das Herodoteische Datum 716 v. Chr.]; ebenso setzte Xanthos (ib. I 132) die Gründung von Thasos [d.h. das Zeitalter des Gyges und Archilochos: ROHDE, Rhein. Mus. XXXIII 194] in Ol. 18 [nach späterer Reduktion]. – Alyattes 605 nach der mit Sicherheit ergänzten Angabe der parischen Chronik: diese setzt, vermutlich willkürlich, Krösos' Gesandtschaft nach Delphi in 556.


262 Vgl. auch Arrian. Bithyn. fr. 74 JACOBY.


263 Bei Steph. Byz. s.v. = Plin. V 123.


264 Strabo XIII 1, 22.


265 Strabo I 3, 21; nach Africanus bei Leo Gramm. in CRAMER, Anecd. Par. II 264 um 676 v. Chr., nach Eusebius etwa 20 Jahre früher (die Daten schwanken).


266 Über den Sturz der Herakliden liegt uns vor allem das griechische Märchen vom Ringe des Gyges vor, Plato rep. II 359. X 612 [vgl. den Midasring Plin. XXXIII 8]; Herodots Erzählung von Gyges und Kandaules (I 8ff.) ist nur die Rationalisierung dieser Sage. Daneben steht der Bericht des Nikolaos aus Xanthos, der dem Kern nach historisch sein kann. Nach Nik. heißen die letzten Herakliden Myrsos und Sadyattes, nach Herodot Myrsos und Kandaules, nach den Chronographen Meles und Kandaules. – Plut. quaest. Gr. 45 ist historisch wertlos.


267 Die seit SAYCE oft wiederholte Vermutung, dieser Lygdamis sei identisch mit Tugdamme »am oberen Meere«, den Assurbanipal als König der Umman-Manda, also wohl der Kimmerier (o. S. 74), nennt, »einer Ausgeburt der Hölle« – er leistet den Assyrern Widerstand; seinen Sohn Sandakšatru ereilt der vom Gott vorher verkündete Untergang –, ist wenig wahrscheinlich, und daß Λύγδαμις aus Δύγδαμις verschrieben sei, ganz undenkbar; eher wäre noch eine Assimilation an einen kleinasiatischen Namen anzunehmen: ED. MEYER, Ztschr. f. vgl. Sprachforschg. 42 (1908) S. 11. Es wird berichtet, daß Lygdamis in Kilikien seinen Untergang gefunden habe (Strabo I 3, 21).


268 Thuk. II 96. Strabo I 3, 18. Steph. Byz.


269 Der Name Ardys findet sich in den assyrischen Berichten nicht (V R 2, 120). Der Tod des Gyges und die Huldigung seines Sohnes wird auf dem frühestens 646 verfaßten Zylinder B noch nicht berichtet, mithin muß die letztere später als dies Jahr fallen. Außer der Tempeltradition von Ephesos (Kallimachos in Dian. 251. Hesych. s.v. Λυγδαμις) waren die Gedichte des Kallinos und Archilochos, welche die Angriffe auf Sardes und Ephesos erwähnten, für die Alten die Hauptquelle. Aus einer angeblichen Differenz zwischen beiden – Archilochos erwähnte die Katastrophe von Magnesia, während Kallinos dies [offenbar in einem älteren Gedicht] noch als blühende Stadt kannte, die gegen Ephesos erfolgreich Krieg führte – folgerte Kallisthenes, dass zwei Kimmerierzüge und dementsprechend zwei Eroberungen von Sardes anzunehmen seien, die ältere zur Zeit des Kallinos, die jüngere zur Zeit des Archilochos (ὐπὸ Τρηρῶν καὶ Λυκίων [?]). Herodot I 6. 15 dagegen kennt nur die Eroberung unter Ardys. Das Material s. bei Strabo XIII 4, 8. XIV 1, 40 = Clem. Al. Strom. I 131 [entstellt bei Athen. XII 525 c], ferner Strabo I 3, 21. – Das Gemälde des Bularchos Plin. VII 126. XXXV 55, welches den Fall Magnesias darstellt und von Kandaules gekauft wird, ist natürlich Fabel. Später wurden die Taten der Kimmerier auf die Amazonen übertragen, z.B. Euseb. ao. Abr. 873, Ἀμαζόνες τὸ ἐν Ἐφέσῳ ἱερὸν ἐνέπρησαν, vgl. Diod. III 55, 10, Etym. mg. s.v. Ἔφεσος (vgl. auch Herod. IV 110. Justin II 3f. Diod. II 44ff. u.a. Daher Euseb. ao. Abr. 939 = 1078 v. Chr.: Ἀμαζόνες τῇ Ἀσίᾳ ἐπῆλϑον ἅμα Κιμμερίοις [auch bei Orosius I 21, s. GELZER, Rhein. Mus. 30, 260]); daher auch Nic. Dam. 62 Λυδῶν ἀριστεία ἐν ἱππομαχίᾳ πρὸς Ἀμαζόνας, an der auch die Magneten beteiligt sind.


270 In den Zylindern A und V R, die frühestens um 640, vielleicht erst weit später abgefaßt sind, sind die in die Zeit des babylonischen Aufstandes fallenden Kämpfe gegen die Araber mit der weit späteren Expedition gegen Abijate' und Natnu [die col. 8, 58 = V R 8, 65 beginnt] zusammengefaßt, während Cylinder B nur die ersteren erzählt. Hinzu kommt der Bericht von III R 35, 6. 36, 1. Aus der Vergleichung der verschie denen Versionen ergibt sich, daß Jauta' Fürst der qedreischen Araber war. SMITH, Assurb. 155 (V R 3, 103) wird berichtet, die Könige von Guti, dem Westlande (Martu) und Melucha hätten sich dem Aufstande angeschlossen. Es ist mir sehr zweifelhaft, ob unter letzterem hier Kusch zu verstehen und damit, wie gewöhnlich angenommen wird, die Erhebung Psammetichs gemeint ist. Auch von einem Aufstand Syriens in dieser Zeit wissen wir nichts.


271 Auf diese Kämpfe bezieht sich das Orakel Jes. 21, 13ff.


272 Nach Herodot regierten die Mederkönige, wenn wir den Fall des Astyages [gegen seine Ansicht, vgl. o. S. 130] in 550 setzen:

Dejokes 53 J. = 699-647 v. Chr.

Phraortes 22 J. = 646-625

Kyaxares 40 J. = 624-585

Astyages 35 J. = 584-550

[Anfang des Kyros in Medien 549].

Die letzten Zahlen mögen historisch sein. Woher Herodots Chronologie des Assyrerreichs [die übrigens immerhin korrekter ist als die der Späteren] stammt, braucht hier ebensowenig untersucht zu werden wie die Frage, wie I 130 »die Meder herrschten über Asien oberhalb des Halys 128 Jahre πάρεξ ἢ ὅσον οἱ Σκύϑαι ἦρχον« aufzufassen ist (s. »Forsch.« I 161f. 168f.).


273 Die Alten (Strabo I 3, 21. Justin. II 3-5, wo der Skytheneinfall unter Sesoosis dem späteren nachgebildet und die Geschichte des letzteren ausgefallen ist) wissen von dem Skytheneinfall nur aus Herod. I 103ff. IV 1. Auch Eusebius ao. Abr. 1384 (633 v. Chr.) »Scythae usque ad Palaestinam penetraverunt« (vgl. Synk. p. 405) hat wohl keinen selbständigen Wert.


274 Herodot datiert die 28 Jahre der Skythenherrschaft offenbar fälschlich von ihrem Siege über Kyaxares. Letzterer muß viel später fallen als ihr Einbruch in Vorderasien. – Eine skythische Schar im Dienste des Kyaxares: Herod. I 73.


275 Daß der Name Gog dem des Gyges entlehnt ist, ist mir kaum zweifelhaft: genaue historische Kenntnisse sind von Ezechiel nicht zu verlangen. 39, 6 [daher Gen. 10, 2] nennt er sein Land Magog mit neu gebildetem Namen. Dagegen ist 38, 2 גוגמה ץרא interpoliert, s. 38, 3. 39, 1.


276 Ausdehnung Kilikiens: Herod. I 72. V 52; daher die Landschaft Κιλικία am Argäos.


277 Wenn Darius sagt, acht seiner Vorgänger seien in zwei Linien Könige gewesen, er selbst sei der neunte, so hat er den Achämenes nicht als König betrachtet.

278 Vgl. auch u. S. 428ff.; ED. MEYER, Gesch. des alten Ägyptens (1887) 360ff.


279 Die Zustände bei Psammetichs Erhebung schildert die Tradition bei Herodot, welche die assyrische Eroberung übergeht, in der Erzählung von der Dodekarchie. Diodor I 66-68 ist (indirekt) durchweg ausschließlich von Herodot abhängig, dessen Angaben nach den Anschauungen der späteren Zeit überarbeitet sind.


280 Die Rivalität gegen die fremden Söldner wird dabei ein Hauptanlaß gewesen sein. Eine Parallele zu dem Kriegerauszug bietet die Inschrift des Ashôr (geschrieben Neshôr), die H. SCHAEFER in der Klio IV, 1904, 155ff. vortrefflich erläutert hat. (Vgl. auch ED. MEYER, Kl. Schr. I S. 77 Anm.).


281 Unter ihm beginnt die Ansiedlung jüdischer Söldner in Elephantine (vgl. Deuteronom. 17, 16), von deren Bestehen die Papyrusfunde von 1906/07 überraschende Kunde gebracht haben; vgl. ED. MEYER, Der Papyrusfund von Elephantine 2 (1912) S. 32ff. Kl. Schr. I S. 77 Anm.


282 Infolge der Eroberung von Ašdod redet Jerem. 25, 20 (604 v. Chr.) vom »Rest von Ašdod«.


283 Das nubische Vorland, das »Zwölfmeilenland« (Dodekaschoinos), wurde bis zur »Stadt des heiligen Maulbeerbaums« (Hierasykaminos) unterworfen. Der Feldzug wird auch in einer von W. MAX MÜLLER, Egyptol. Researches I, 1906 veröffentlichten Inschrift des zweiten (nicht des ersten!) Psammetich erwähnt.


284 Inschriften von Abusimbel: LEPSIUS, D. VI 98f. RÖHL, Inscr. Gr. antiquiss. Nr. 482. BLASS, Hermes XIII 381. Zu den phönikischen Inschriften HALÉVY, Mel. d'épigr. et d'archéol. sémit. 89ff. Eine der griechischen Inschriften nennt die 3 Korps, in die das Heer bei dem Feldzuge zerfiel: Ägypter unter Amasis, Griechen unter Psammetich, dem Sohne des Theokles, und »Fremdsprachige« (vgl. Herod. II 154) unter einem Offizier mit ägyptischem Namen, Potasimto; zu den letzteren gehören offenbar die Karer und Phöniker, die ihre Namen an derselben Stelle eingekratzt haben. Wie stark unter den asiatischen Söldnern das jüdische Element gewesen ist, haben die Urkunden von Elephantine gelehrt.


285 Dazu kamen die aus Syrien bezogenen Soldtruppen.


286 Daneben suchte das Königtum im Inneren durch eine geschickt und umsichtig durchgeführte religiöse Restaurationspolitik die Priesterschaft für sich zu gewinnen und zugleich von der Krone abhängig zu machen.


287 Es bedarf wohl kaum der Bemerkung, daß die auf Herod. II 154 beruhende Anschauung, Ägypten sei erst durch Psammetich den Fremden geöffnet worden, grundfalsch ist; nur für die Griechen hat sie ihre Richtigkeit.


288 S. ED. MEYER, Gottesstaat, Militärherrschaft und Ständewesen in Ägypten. Sitzungsber. d. Berliner Akad. d. Wissensch. 1928 S. 39f.


289 Vgl. Bd. II 2, 37.


290 Vgl. ED. MEYER, Papyrusfund von Elephantine2 50.


291 Durch die Doppeldaten namentlich bei Jeremia steht die Chronologie der letzten Könige völlig fest. Nach Jerem. 25, 1 ist 4 Jojaqim [Schlacht bei Karkemiš Jerem. 46, 2] = 1 Nebukadnezar = 604 v. Chr. Bis dahin waren von 13 Josia 23 Jahre verflossen (Jer. 25, 3), mithin ist 13 Josia = 626, 1 Josia = 638. Daraus ergibt sich, daß die dreimonatigen Regierungen des Joachaz und Jojakin [letztere nach Reg. II 24, 12 = 8 Nebuk. = 597] für die Chronologie nicht mit zu verrechnen, sondern dem letzten Jahre ihrer Vorgänger zuzuweisen sind.


292 Daraus, daß ein Orakel des Jerem. 49, 23-27 den Städten Ḥamât, Arpad und Damaskus Unheil (von den Chaldäern) verkündet, kann höchstens auf ganz vorübergehende Versuche, die Unabhängigkeit zu gewinnen, geschlossen werden. Ḥizqias Reich reicht »von Geba' bis Be'eršeba'« (Reg. II 23, 8); wenn die Asche der Geräte des Götzenkultus nach Bet-el gebracht wird (ib. 23, 4), so bedeutet dies, daß sie über die Grenze geschafft wird. II 23, 15-20 ist Interpolation wie I 13.


293 Vgl. Papyrusfund von Elephantine2 51ff.


294 Der Gegensatz zwischen der Jerusalemer Priesterschaft und der der Landstädte hat später dazu geführt, daß jene (die Söhne Ṣadoqs oder Aharons) das Priesteramt für sich allein in Anspruch nehmen, die übrigen Lewiten zu Tempeldienern degradiert werden: Ezech. 44. Über das Fortleben der alten Anschauungen und Bräuche s. Papyrusfund von Elephantine2 52ff.


295 Der Bericht des Berossos läßt sich aus Synk. p. 396, Alex. Polyh. bei Euseb. I p. 29, 16-19 (vgl. 27, 35), Abydenus ib. 38, 1ff. noch im wesentlichen rekonstruieren. Auffallenderweise, aber entschieden mit Unrecht, wird der medische König bei ihm durchweg Astyages genannt. Daß Herod. I 106 die Zerstörung Ninives dem Kyaxares allein zuschreibt, ist begreiflich genug.


296 Die Angaben Reg. II 23f., Jerem. 25. 46. 47, Herod. II 159, Berossos bei Euseb. I 43. 45 ergänzen sich vortrefflich. Was Alex. Polyh. bei Euseb. praep. ev. IX 39 anführt, ist dagegen wertlos. Charakteristisch ist, daß Herodot hier wie bei Apries nur von den Siegen der Ägypter zu berichten weiß. – Über die Chronologie s.o. S. 152, 2. Wie Josia nach Megiddo kam, wissen wir nicht. Vielleicht wollte er Necho in den Rücken fallen; denn daß dieser zu Schiff nach Syrien gekommen sei, wie man gewöhnlich annimmt, ist mir sehr unwahrscheinlich. – Mit Joachaz scheint Šallum Jerem. 22, 11 identisch zu sein.


297 Reg. II 24, 2-4 sind Interpolation.


298 In den etwa um 560 geschriebenen Orakeln Jes. 13. 21, 1-10 wird die Eroberung Babylons durch die Meder erwartet. Wenn neben letzteren 21, 2 Elam genannt wird, so kann damit nur der persische Staat gemeint sein.


299 Herodots Schilderung von Egbatana I 98 stimmt nur teilweise zu der jedenfalls völlig zuverlässigen bei Polyb. X 27. Daß Herodot nicht selbst dagewesen ist, wird allgemein anerkannt (s. MATZAT, Hermes VI 492), ebenso daß H. RAWLINSONS Unterscheidung eines doppelten Egbatana unhaltbar ist.


300 Die Sonnenfinsternis des Thales fällt nach allen alten Angaben in Ol. 48, 4 = 585/84 v. Chr. (Plin. II 53, Hieron. ao. Abr. 1432; ferner die Angaben über die ἀκμή des Thales Diog. Laert. I 22. 38, s. DIELS, Rhein. Mus. XXXI 15; bei Eusebius ist das Datum verschoben, ferner fälschlich der Krieg [ao. 1441] von der Finsternis getrennt). Nach ZECH, Astron. Unters. über die wichtigsten Finsternisse (Preisschr. der Jablonowskischen Ges. 1853, S. 57) ist das Datum – 584 (d.i. 585 v. Chr.) Mai 28 das einzig zuverlässige. Das wäre aber richtiger Ol. 48, 3. – Da nach der gewöhnlichen Chronologie damals schon Astyages regierte, ist bei Eusebius und Cic. de div. I 112 Astyages für Kyaxares eingesetzt; die berichtigte Chronologie bestätigt die Angabe Herodots.


301 Außer Herodot s. Nic. Dam. fr. 63. ff. JACOBY. Wie die Unterwerfung des übrigen Kleinasiens, schreibt Herodot auch die der meisten griechischen Städte, über die nichts Genaueres bekannt war, fälschlich dem Krösos zu. Bei Xanthos ist offenbar Alyattes' Bedeutung weit klarer hervorgetreten.


302 Zwei alberne Strategeme bei Polyän VII 2; ferner VI 50 = Aelian var. hist. III 26. Bithynien: Steph. Byz. s.v. Ἀλύαττα.


303 Krösos gegen Sidene in Troas: Strabo XIII 1, 11. 42. Steph. Byz. s.v. Σιὄήνη aus Xanthos.


304 Adramytion und die Kolonisation der thebischen Ebene: Skylax peripl. 97. Xen. Anab. VII 8, 7. Strabo XIII 1, 61. 65. Steph. Byz. Ἀδραμύτειον. Nic. Dam. 63. 65 JACOBY.


305 Die Sage von den sieben Weisen und ihrem Verkehr mit Krösos war schon zu Herodots Zeit vollkommen ausgebildet (I 27. 29. 75); die Solongeschichte ist eine Episode daraus. Im übrigen ist diese chronologisch ebenso unmöglich wie die meisten anderen derartigen Erzählungen, z.B. die von Alkmäon VI 125. Solon, Thales, Pittakos waren weit älter als Krösos.


306 Herod. I 93. Strabo XIII 4, 7. Hipponax fr. 3 DIEHL mit SCHNEIDEWINS Emendationen.


307 Im allgemeinen Pollux IX 83. Ohne zwingende Gründe bezweifelt BRANDIS, Münzwesen 200, Herodots Angabe und meint, die Münzprägung sei von den Griechen, speziell in Phokäa erfunden worden. Die Angabe, Pheidon von Argos habe die Geldprägung in Griechenland eingeführt (Pollux 1. c., Marmor Parium, Strabo VIII 3, 33 u.a.), beruht auf einer falschen, auf Ephoros zurückgehenden Verallgemeinerung von Herod. VI 127.


308 Das Wappen der lydischen Münzen ist das Vorderteil eines Löwen und eines Stieres. Beischriften sind in älterer Zeit selten. Auf der Rückseite zeigen die älteren Münzen noch kein Bild, sondern die viereckige Oberfläche des Prägstockes (Quadratum incusum). Einige sehr alte Elektronmünzen zeigen auch auf dem Avers noch kein Bild, sondern nur eine rauhe Oberfläche (Typus fasciatus). Daß diese den ersten Mermnaden angehören, ist natürlich nicht zu erweisen. (Vgl. Hdw. d. Staatswiss.3 VI 826ff.)


309 Von der inneren Tätigkeit Nebukadnezars läßt sich aus den meist trefflich zueinander stimmenden Angaben seiner Inschriften (I R. 8, 4. 51-66, V R. 34), des Berossos (bei Josephus Ant. X 11, 1. c. Ap. I 19, Euseb. chron. I 46ff. u.a., und mehrfach entstellt bei Abydenus, Euseb. chron. I 37f.) und des Herodot einigermaßen ein Bild gewinnen. Sonst vgl. auch Diod. II 7ff. nach Ktesias und Klitarch. Bei Herodot werden Nebukadnezars Werke merkwürdigerweise der Nitokris, der Gemahlin des Labynetos, zugeschrieben (I 185-188); inhaltlich sind seine Angaben aber sehr brauchbar.


310 Gerrha und der arabische Handel: Strabo XVI 3, 3. Arrian. Ind. 32, 7. Polyb. XIII 9.


311 Thapsakos und der Euphrathandel: Xen. Anab. I 4, 11. Reg. I 5, 4, Arrian VII 19, 3. Herod. I 815. 194 u.a. Aristobuls Angabe bei Strabo l.c.. die Gerrhäer brächten ihre Waren über Babylonien zu Schiff nach Thapsakos hinauf, steht mit Herod. T 194 ἀνὰ τὸν ποταμὸν οὐκ οἶά τέ ἐστι πλέειν οὐδενὶ τρόπῳ ὑπὸ τάχεος τοῦ ποταμοῦ in Widerspruch.


312 GRIFFITH, Catalogue of the Demotic Papyri in the John Rylands Library, vol. III p. 92ff. 96f.


313 Die weitere religiöse Entwicklung des Judentums muß dem nächsten Bande vorbehalten bleiben.


314 Josephus c. Ap. 21 (Euseb. chron. I 51) gibt die tyrische Königsliste dieser Zeit, offenbar aus Menander (allerdings wird ant. X 11, 1 Philostratos zitiert). Da er angibt, daß das 14. Jahr Ḥirams III. dem 1. des Kyros gleich sei (offenbar als König von Babel 538; UNGERS Versuch, das Datum auf den Sturz des medischen Reichs zu beziehen, Abh. Bayr. Ak. Phil. Kl. XVI, 3, 248ff., scheint mir ganz unhaltbar), kann der Anfang der dreizehnjährigen Belagerung nicht, wie er meint, ins 7. Jahr Nebukadnezars 598, sondern nur in sein 20., 585, fallen. Dann stimmen die tyrischen Daten genau zu Ezechiel, der c. 26 im J. 586 das Herannahen der Belagerung, c. 29, 17 im J. 570 ihr Scheitern und den drohenden Krieg gegen Ägypten bespricht.


315 Inschrift des Nesḥor (aus dem WIEDEMANN einen »General [!] Ḥor« gemacht hat!): CLARAC, Musée des sculpt. II 246ff. PIERRET, RP. VI 73. WIEDEMANN, ÄZ. 1878, 2, Rhein. Mus. XXXV 364.


316 Von der »Eroberung Ägyptens« redeten auch Berossos (der bezeichnend genug die Pharaonen zu rebellischen Satrapen macht) und Megasthenes fr. 20. 22 MÜLLER.


317 Chronologie: Die Zahlen von Psammetich I. bis Apries sind durch Apisstelen und Totenstelen gesichert. Höchstens kann man zweifeln, ob Necho vor dem Ende seines 16. Jahres gestorben ist oder dem Psammetich II. nur 5 Jahre anzurechnen sind. Dem Amasis geben Herodot und Africanus übereinstimmend 44 Jahre. Sonst finden sich bei den Schriftstellern, namentlich bei Eusebius, mehrfache Fehler. Daß die Eroberung Ägyptens ins fünfte Jahr des Kambyses (Manetho) Ol. 63, 3 = 526/25 (Diod. I 68), d.h. Frühjahr 525 fällt, steht völlig fest.


318 Daß Kyros' Erhebung gegen Astyages ins Jahr 553 fällt, wissen wir jetzt aus dem Zylinder Nabonids von Abu Habba col. I 28 (SCHRADER, Keilinschr. Bibl. III 2, S. 99; über die Chronik Nabonids vgl. u. S. 182, 2).


319 Fast 800 Jahre später haben sich, im Detail ebenso lückenhaft überliefert, nahezu die gleichen Vorgänge noch einmal abgespielt, als der Sassanide Ardeschir I. das Arsakidenreich stürzte.

320 Zu Nabonids Annalen vgl. SCHRADER bei BAUER, Kyrossage, Ber. Wien. Ak. Phil. Kl. C 499. [SCHRADERS Übersetzung der Nabonidchronik in der Keilinschriftl. Bibliothek III2 wird durch HAGENS Bearbeitung (Beitr. z. Assyriol. von DELITZSCH und HAUPT II, 1894) mehrfach berichtigt: s. Forsch. II 468, 2]. Warum Kyros von Nabonid vor der Besiegung der Meder König von Anšan, im J. 547 König von Parsu genannt wird, wissen wir nicht. Über die Kyrossage s. BAUER a.a.O., der auch die Abhängigkeit des Ktesias von Herodot und seine völlige Unzuverlässigkeit klar dargelegt hat. – Vgl. ferner ED. MEYER in »Meister der Politik« I (1923) S. 13.


321 In Nabonids Annalen heißt es, daß im J. 9 (547) Kyros den Tigris unterhalb Arbelas überschritten (?) und den König eines Landes, dessen Name nicht erhalten ist, besiegt habe. Dies kann sich nur auf Kämpfe in den medischen Provinzen westlich vom Euphrat beziehen.


322 Diese ursprüngliche Gestalt der Krösossage, in der Apollo einschreitet, durch einen Regenguß das Feuer löscht und den Krösos ins selige Leben bei den Hyperboreern entrückt, konnten wir aus Herodot selbst und aus einem Vasenbilde erschließen; sie liegt jetzt in einem Gedicht des Bakchylides vor. Sie ist bei Herodot rationalistisch dahin umgestaltet, daß Kyros den Krösos, wie schon Ktesias bemerkt – ganz gegen allen persischen Brauch – zum Feuertode verurteilt und er dann durch den Ausruf über Solon, der Kyros' Neugierde erregt, gerettet wird.


323 Über den Fall des lydischen Reichs besitzen wir zwei voneinander unabhängige Berichte: Herodot und Ktesias. Ephoros (fr. 58 J. und bei Diodor) fügte dem Herodot einige Zusätze aus griechischer Tradition ein (Verrat des Eurybates); Xenophon gestaltet Herodot nach moralischen Gesichtspunkten um. Justin I 7 ist aus Xenophon, Ktesias, Herodot zusammengesetzt, Polyän VII 6 gibt etwas umgestaltete Anekdoten aus Ktesias und Herodot. Die ausführliche Geschichte bei Nic. Dam. ist lediglich eine Ausspinnung und Rationalisierung der Angaben Herodots; die Einfügung der Sibylle und der λόγια Ζωροάστρου verrät die antiquarische Gelehrsamkeit der hellenistischen Zeit (vgl. Phanias' Erzählung von Themistokles' letzten Schicksalen bei Plut. Them. 28). – Nach Xenophon hätte Krösos ägyptische Hilfsvölker gehabt (Cyrop. VII 1, 45, vgl. Hell. III 1, 7, gegen Herod. I 77, 81); dagegen s. BAUER a.a.O. 352. Herodot und Ktesias stimmen nur in dem einen Punkte überein, daß Krösos durch ein Wunder gerettet und von Kyros gut behandelt sei, sonst sind ihre Berichte ganz verschieden. In der Sage von der Verbrennung des Krösos, die DUN CKER richtig gedeutet zu haben scheint, stammt die Anrufung des Apollo c. 91 aus lydischer Quelle.


324 Zu Paktyes vgl. Charon fr. 1 bei Plut. mal. Herod. Weiteres über die Kämpfe und Beziehungen zu den Griechen s.u. S. 711ff.


325 Herodots Erzählung vom Kriege gegen Babylon, die Xenophon [bei dem Gobryas VII 4, 24ff. vielleicht auf Tradition beruht] benutzt hat, ist völlig sagenhaft und stellt lediglich einen Versuch dar, zu erklären, wie die Einnahme der festen Stadt möglich war; zur Ableitung des Euphrat vgl. die des Halys I 75. Gobryas könnte auch in dem Gobaris praefectus Plin. VI 120, der Kanalbauten unternommen hat, stecken.


326 Kambyses wird in Nabonids Annalen erwähnt, und im Kyroszylinder (übersetzt von F. H. WEISSBACH, Die Keilinschriften der Achämeniden 1911 S. 3ff.) läßt Kyros für sich und seinen Sohn beten; daher die nach Jahren des Kambyses und des »Königs der Länder« Kyros datierte Tontafel. Genaueres bei ED. MEYER, Forschungen II 470ff.


327 Vgl. Bd. I, 905.


328 Xenophons Angaben über Kyros' Tod sind wertlos.


329 Das Grabmal von Murghâb siehe jetzt bei STOLZE, Persepolis II 127ff. SARRE, Die Kunst des alten Persien (1923) Taf. 1-2. Seine Identität mit dem von Aristobul untersuchten und genau beschriebenen Grabe des Kyros in Pasargadä [Strabo XV 3, 7. Arr. VI 29, 4; die Inschrift, welche Aristobul mitteilt, ist natürlich griechische Erfindung] hätte nie bezweifelt werden sollen.


330 [In Wirklichkeit ein Genius, der zur Abwehr böser Geister beschwörend die Hand erhebt: SARRE a.a.O. S. 5.]


331 Vgl. auch ED. MEYER in »Meister der Politik« I S. 13f.


332 Über die Quellen siehe meinen Artikel Kambyses bei ERSCH und GRUBER. Herodot folgt im wesentlichen der ägyptischen Tradition, die im übrigen mit griechischen Elementen stark durchsetzt ist (vgl. c. 32). Nach ihr ist Kambyses Sohn des Kyros und der Nitetis, der Tochter des Apries, dessen Sturz er somit an Amasis' Geschlecht rächt. Sein Verhängnis ist die Tötung des Apis; zur Strafe wird er mit Wahnsinn geschlagen, wütet gegen alle und stirbt an einer Wunde, die er sich an derselben Stelle beigebracht hat, wo er den Apis traf. Die persische Tradition liegt [in verschlechterter Fassung] besonders bei Ktesias vor; einzelne Erzählungen bei Herodot, namentlich III 34. 61-66 scheinen ihr auch anzugehören. Hier ist der Wendepunkt der Brudermord, durch den sich Kambyses den Fluch seines Vaters zuzieht (vgl. Xen. Cyrop. VIII 7, 6). Aus einer dritten Quelle (Deinon?) stammt einzelnes bei Justin I 9, namentlich die Namen. Authentische Nachrichten bietet die Bisutuninschrift. – Ob an der Nitetisgeschichte in ihrer persischen Fassung (Herod. III 1) irgend etwas historisch ist, wissen wir nicht. Für den geringen Wert des Ktesias ist es bezeichnend, daß er Kambyses und seinen Bruder zu Söhnen des Kyros und der Amytis, der Tochter des Astyages, macht.


333 Ihm war bereits von Kyros, als dieser sich zu seinem Zuge nach Osten rüstete, das Königtum von Babel formell übertragen worden (Juli August 530): ED. MEYER, Forsch. II S. 470ff.


334 Inschrift des Uzaḥor: SCHÄFER, ÄZ. 37 (1899) 724; ED. MEYER, Kl. Schr. II 100.


335 Der Äthiopenkönig Nastosen rühmt sich in seiner im Berliner Museum befindlichen Inschrift (s. die Ausgabe von H. SCHÄFER 1901), den Kambyses geschlagen und zur Umkehr gezwungen zu haben.


336 Kambyses und Meroe: Diod. I 33. Strabo XVII 1, 5. Jos. Ant. II 10, 2. Sonst s. Herod. III 97. VII 69; Καμβύσου ταμιεῖον Strabo XVII 1, 54. Plin. VI 181. Ptol. IV 7, 16.


337 s. jetzt W. SCHULZE, Kl. Schr. 1933 S. 131ff.


338 Im Gegensatz dazu erzählt die bei Herodot vorliegende Tradition, der Usurpator habe durch einen Steuererlaß und Befreiung vom Kriegsdienst die volle Zuneigung der Untertanen gewonnen (s.o. S. 192).


339 Auch Ktesias kennt dieses Fest. Nach Herodot wäre auf Gaumâtas Ermordung ein großes Blutbad unter den Magiern gefolgt.


340 Allerdings pflegten die Könige auch sonst im Sommer regelmäßig in die medischen Berglande, nach Egbatana, zu gehen.


341 Daß für diese und die folgenden Ereignisse ausschließlich die Angaben des Darius zu verwerten sind, bedarf kaum der Erwähnung. Herodots Liste der »sieben Perser« ist im wesentlichen korrekt, bei Ktesias sind die Söhne an die Stelle der Väter getreten.


342 Von dem Aufstand der Meder unter Darius weiß Herodot I 130. Sonst kennt er nur die Empörung Babylons, über die sein Bericht ganz sagenhaft ist (in ihm ist ein durch eine Volkssage ausgeschmückter Aufstand unter Xerxes auf Darius übertragen). Ktesias ist hier völlig wertlos. Daß die Aufstände während des Krieges gegen Nebukadnezar III. ausbrachen, sagt Darius 21; im folgenden werden sie dann einzeln aufgezählt. Daraus ergibt sich, daß die Absendung des Hydarnes 25, Dâdarši 26 und Vomises 29 in die Zeit des babylonisches Aufstandes, d.h. Ende 521, fällt; im Frühjahr 520 zieht dann Darius selbst nach Medien (II 12) und schickt gleichzeitig (III 6) ein Heer gegen Persien. Daraus folgt weiter, daß die Besiegung des medischen und des persischen Aufstandes 520, die zweite Besiegung Babylons Anfang 519 anzusetzen ist. Dazu vgl. ED. MEYER, Forsch. II S. 474f.


343 Über den bedeutsamen Widerhall dieser Vorgänge in der gleichzeitigen jüdischen Bewegung – von der in den Schriften der damals auftretenden Propheten Haggai und Zacharja sowie den im Buch Ezra erhaltenen Dokumenten zeitgenössische Zeugnisse vorliegen, deren geschichtliches Verständnis erst durch den Bericht des Darius über die Aufstände erschlossen ist, wie sie ihrerseits die Verhältnisse in hellem Licht erscheinen lassen – vergleiche den folgenden Band.


344 Zum Βαγίστατον ὄρος, dessen Skulpturen und Inschriften die Späteren auf Semiramis zurückführen, s. Diod. II 13 (aus Klitarch). XVII 110. Steph. Byz. s.v. Isid. Char. 5 (verschrieben Βάπτανα).


345 Vgl. dazu ED. MEYER in »Meister der Politik« I S. 33.

346 Vgl. ED. MEYER, Der Papyrusfund von Elephantine2 S. 99ff.


347 Höher hinauf als ca. 630 v. Chr. reichen nur die Angaben über das lydische Reich seit Gyges und seine Beziehungen zu den Ioniern und über Ägypten seit Psammetich. Alles, was sonst aus der älteren Zeit berichtet wird, ist entweder rein legendarisch resp. mythisch (z.B. Lykurg, die Parthenier), oder es beruht auf poetischen Zeugnissen und Rückschlüssen aus späteren Zuständen (z.B. messenische Kriege). Auch über die Geschichte der Kolonisation haben wir keinerlei historische Nachrichten.


348 Im allgemeinen vgl. B. ERDMANNSDÖRFER, Zeitalter der Novelle in Griechenland, Preuss. Jahrb. XXV, 1870. Daß der Ursprung dieser Erzählungen bis in die Zeit der handelnden Persönlichkeiten hinaufragt, wird mitunter verkannt; die Folgezeit hat sie nur erweitert, nicht geschaffen.


349 Über das Geschichtswerk und die Chronologie vgl. meine »Forschungen« I 169ff. Daß die γενεηλογίαι in die historische Zeit hinabreichten (außer vielleicht in einzelnen Exkursen), ist nicht erweisbar und höchst unwahrscheinlich. – Für die Erkenntnis der griechischen Chronologie ist gegenüber den Phantasien der Älteren J. BRANDIS, De temporum Graec. antiquissimorum rationibus, Progr. Bonn 1857, grundlegend.


350 Der Zweifel des Kallimachos an der Echtheit der Ἀσίας περιήγησις (Athen. II 70, vgl. Arrian, anab. V 6, 5) ist schon von Eratosthenes widerlegt (Strabo I 1, 11) und kann jetzt als erledigt gelten. Vgl. V. GUTSCHMID, Kl. Schr. I. HOLLANDER, De Hec. descr. terrae 1861. DIELS, Herodot und Hekataeos, Hermes XXII. Die zahlreichen bei Steph. Byz. bewahrten Fragmente des geographischen Werks können leicht den Schein hervorrufen, als sei es eine trockene Namenliste nach Art der Periplen gewesen. In Wirklichkeit enthielt es ausführliche Schilderungen von Land und Leuten und auch mancherlei historische und legendarische Erzählungen. Herodot nimmt auf Hekatäos fortwährend polemisierend Rücksicht, hat auch einzelne Angaben aus ihm entlehnt; in der Regel wird jetzt aber sein Verhältnis zu seinem Vorgänger, auf den er geringschätzig herabsieht, falsch beurteilt, so auch von DIELS. Über die Geschichte der griechischen Geographie im allgemeinen BERGER, Gesch. der wissensch. Erdkunde der Griechen, 1887ff. (2 1903).


351 Die Angaben des Dionys von Halikarnaß über die Anfänge der Geschichtsschreibung (De Thuc. char. 5. 23, vgl. Strabo I 2, 6) haben nur sehr bedingten Wert. Das wichtigste Zeugnis nächst den Überresten und Herodot selbst bietet Thukydides I 21. 22. Ferner Plato, Hippias maior 285, über Hippias' Vorträge in Sparta. Die einschlägigen Suidasartikel sind wie überall durch Flüchtigkeit und Kontamination verschiedener Quellen vielfach verwirrt und von den Neueren nicht immer richtig hergestellt (z.B. bei Charon, der schwerlich mehr als zwei Werke, ὧροι Λαμψακηνων und Περσικά, geschrieben hat). Daß die älteste Literatur titellos war, hat die Verwirrung vermehrt. Die Annahme von Fälschungen älterer Werke in späterer Zeit (Dionys. de Thuc. char. 23 u.a.) scheint durchweg unbegründet, siehe die treffliche Abhandlung von LIPSIUS, Quaest. logographicae, Progr. Leipzig 1886. Als der älteste Historiker galt später Kadmos von Milet (κτίσις Μιλήτου καὶ τῆς ὅλης Ἰωνίας Suid., Plin. V 112. VII 205. Jos. c. Ap. I 2. – Die älteren Historiker nannten ihre Werke λόγοι, »Geschichten, Erzählungen«, sich selbst λογογράφοι oder λογοποιοι, »Geschichtenerzähler« (LIPSIUS l.c., vgl. meine »Forschungen« I 128; Isokr. Busir. 37), ein Name, der später zur Bezeichnung der ältesten Epoche der Geschichtsschreibung gebraucht wird, im Gegensatz zu den späteren ξυγγραφείς, und auch in diesem Sinne beibehalten werden kann. Er muß dann aber Herodot mit einschließen, der, wenn einer, ein echter Logograph ist. – Neben den Prosaschriften stehen auch jetzt noch dichterische Geschichtswerke wie die des Mimnermos, Panyassis, Ion über Ionien. Noch Kritias hat seinen prosaischen πολιτεῖαι poetische zur Seite gesetzt.


352 Im allgemeinen vgl. meine »Forschungen« I 153ff. II 196ff. – Die weitverbreitete Ansicht, Herodot sei in seinen Berichten in größerem Umfang älteren Werken gefolgt und habe sie ausgeschrieben, ist nirgends erweisbar und z.B. Xanthos gegenüber nachweislich falsch. Den Hekatäos kennt Herodot genau und polemisiert gegen ihn wie Thukydides gegen Herodot.


353 Die Erkenntnis, daß er jünger ist als Herodot, entgegen den Angaben der Alten (z.B. Gell. XIV 23 u.a.), verdanken wir WILAMOWITZ. Bei Herodot findet sich keine Spur seines Einflusses, während Thukydides sein chronologisches System annimmt, seine Werke benutzt und seine Atthis tadelt.


354 Ein charakteristisches Beispiel für die Manier des Hellanikos bietet auch die Annahme dreifacher Kyklopen: der Erbauer der Mauern von Mykene, des Polyphem und seiner Genossen und der von Hesiod genannten Götter (schol. Hesiod. theog. 139).


355 Vgl. ED. MEYER, Forsch. II 269ff.


356 Die gewöhnliche Auffassung, als beginne mit den Isokrateern eine neue, auf der Einführung der Rhetorik beruhende Epoche, ist falsch. Der Geschmack, die herrschende Richtung hat sich geändert; aber Thukydides ist von der Rhetorik, d.h. der Kunst des ausgebildeten Stils, genau so abhängig, wie Ephoros (der sehr ruhig und nüchtern geschriêben hat) und Theopomp. Der wesentliche Unterschied ist hier, daß Thukydides, Xenophon, Hieronymos, Polybios praktische Staatsmänner waren, Ephoros, Kallisthenes, Timäos Gelehrte von sehr beschränktem politischen und militärischen Verständnis.


357 Zu Theopomp vgl. A. V. MESS, Anfänge der Biographie und der psychologischen Geschichtschreibung in der griechischen Literatur. Rhein. Mus. 70, 1915, 337ff.


358 Von Ephoros' Werk ist uns ein großer Teil dadurch erhalten, daß Diodor (von dessen Büchern 6-10 freilich auch nur Exzerpte vorliegen) ihn ausgeschrieben hat (zuerst erwiesen von E. CAUER, Quaest. de fontibus ad Agesilai historiam pertin., Breslau 1847, in vortrefflicher Weise, dann nochmals von VOLQUARDSEN, Unters. über die Quellen Diodors, 1868, seitdem durch jede weitere Untersuchung neu bestätigt), und daß Strabo umfangreiche Exzerpte aus ihm in seine Geographie aufgenommen hat. Auch sonst liegen direkt und indirekt in der späteren Literatur vielfache Überreste des Ephoros vor (z.B. bei Nic. Dam., Polyän, zum Teil auch bei Justin und Nepos). – Daß Ephoros seine Vorgänger, z.B. Herodot, kennt und durchweg benutzt, ist selbstverständlich. Zur Erweiterung des oft sehr dürftigen Materials hat er vielfach Sprichwörter (Forsch. I 19, 2), echte und falsche Orakel und daneben freie Kombination verwertet.


359 Philistos und die übrigen sizilischen Geschichtsschreiber können hier nicht besprochen werden, so wichtig sie auch für die Historiographie sind.


360 Der Niederschlag der mythographischen Literatur liegt uns außer in den Scholien u.ä. in der unter Apollodors Namen gehenden Bibliothek, bei Hygin und in der kyklographischen Literatur (u. S. 368) vor, auch in der ziemlich wertlosen Mythengeschichte Diodors (Buch I-VI), der der biographischen Literatur vor allem bei Diogenes Laertius und Suidas (Hesychios von Milet), ferner in den einschlägigen Notizen der Chroniken.


361 Was hier kurz und nur mit Rücksicht auf die Überlieferung der älteren griechischen Geschichte skizziert ist, wird in den folgenden Bänden ausführlicher dargestellt und begründet werden. Im allgemeinen vgl. für die hellenistische Literatur die Charakteristiken von WILAMOWITZ in seinem Antigonos von Karystos (mit manchen Irrtümern im Detail), seine Homer. Unters. und die Einleitung zu seiner Ausgabe von Euripides' Herakles. – Infolge der Art, wie uns das Material überkommen ist, sind wir leicht geneigt, die Leistungen der antiken Gelehrsamkeit zu unterschätzen; Mißverständnisse, Umwandlung von Hypothesen in Tatsachen u.a. kommen nur zu häufig vor. Das wichtigste uns im Original erhaltene, wirklich gelehrte Werk des Altertums (daneben Varro, Dionys von Halikarnaß und einzelne Werke der Fachliteraturen) ist Strabos Geographie, deren Schwächen ich keineswegs verkenne, die aber Ritters Erdkunde ebenbürtig zur Seite steht. Die großen Hauptwerke des 3. und 2. Jahrhunderts standen wissenschaftlich noch weit höher. Wieviel selbst in so reichen Repertorien der Gelehrsamkeit, wie sie die Homerscholien bilden, verlorengegangen ist, zeigen die Genfer Scholien zu Ilias Φ. Vgl. auch die aus dem Original des Stephanus Byz. erhaltenen Seiten mit der Epitome.


362 Über Eratosthenes: NIESE, Hermes XXIII, vgl. Forsch. I 180.


363 Für die literarhistorischen Daten sind grundlegend die Arbeiten von DIELS, Unters. über Apollodor, Rhein. Mus. XXXI, und E. ROHDE, γέγονε bei Suidas ebda. XXXIII; zur Chronol. der griech. Literaturgeschichte ebda. XXXVI. Die ältere Behandlungsweise, welche zwischen Glauben und Verwerfen ratlos hin und her schwankte, ist dadurch definitiv über wunden.


364 Die Analyse der hier erwähnten und der verwandten Werke hat zu der noch gegenwärtig herrschenden Ansicht geführt, die antiken Autoren hätten ganz anders gearbeitet als die modernen. Man legt an Autoren dritten und vierten Ranges den Maßstab, mit dem wir die Koryphäen unserer wissenschaftlichen Literatur messen – und wie manche Gebrechen würden auch bei diesen hervortreten, wenn wir in ähnlicher Weise wie bei den alten Schriftstellern ihrer Arbeitsmethode überall ins kleinste Detail nachgehen wollten –, statt sie mit unseren populären Geschichtswerken, Kompendien und Schulbüchern zu vergleichen. In Wirklichkeit hat die leichtere Zugänglichmachung der Literatur durch den Druck wohl einigen, aber doch nur einen sehr unwesentlichen Unterschied hervorgerufen, und es ist viel geratener, sich die Literatur der Zeit von 300 v. Chr. bis 200 n. Chr. der modernen möglichst ähnlich zu denken als umgekehrt. Es wird ganz übersehen, daß uns von selbständigen wissenschaftlichen Werken ersten Ranges außer Polybios und Strabo (neben ihnen dürfen in zweiter Linie z.B. Arrian und Steph. Byz. genannt werden) fast nichts erhalten ist. Ich wüßte nicht anzugeben, worin sich die Arbeitsmethode Strabos etwa von der RITTERS (dessen Bibelgläubigkeit das Gegenstück zu Strabos Homergläubigkeit ist) unterschiede. Auch daß die Alten ihre Quellen nicht nannten, ist nicht wahr. Strabo zitiert sie durchweg, populäre Schriftsteller und Schulbücher aber beladen sich auch gegenwärtig nicht mit einem Ballast von Zitaten, und selbständige Schriftsteller, die mitten im Leben und in der Literatur der Gegenwart stehen, setzen auch jetzt voraus, daß ihre Andeutungen verstanden werden. Endlich für Dinge, die jeder weiß, Belege anzuführen, ist niemals üblich gewesen. Wer die antike Literatur richtig beurteilen will, analysiere zunächst die entsprechenden modernen Werke (als Beispiel sei die aus HÄUSSER, SYBEL und dem gangbaren anekdotischen Material komponierte Geschichte der französischen Revolution in WEBERS »Weltgeschichte« genannt) auf ihre Quellen. Überdies hat man ganz vergessen, die Frage zu beantworten, was denn Diodor Besseres hätte tun können, als Ephoros und Timäos, Hieronymos, Polybios und Posidonios zu exzerpieren. Aus den Fingern konnte er doch die Kenntnis der Vergangenheit nicht saugen. Daß er ganz besonders borniert war, ist eine Sache für sich. – In besonders schlimmer Gestalt tritt die hier charakterisierte Auffassung in den während der 60er und 70er Jahre des 19. Jahrhunderts massenhaft produzierten Quellenuntersuchungen hervor, welche womöglich jedes uns erhaltene antike Werk auf eine einzige Quelle zurückführen wollten, d.h. als Plagiate eines älteren betrachteten. Diese Methode kann jetzt als überwunden gelten. – Daß Trogus Pompejus eine Bearbeitung des Timagenes sei (V. GUTSCHMID, Rhein. Mus. XXXVII), ist nicht erwiesen und nicht erweisbar.


365 Für die christlichen Chronographen s. GELZER, S. Julius Africanus und die byzantinische Chronographie I. II 1. – Für die Systeme der Chronographen bleibt IDELERS Handbuch der Chron. grundlegend.


366 HEERENS Handbuch der Geschichte der Staaten des Altertums (1799, 2. Aufl. 1810) bleibt, so vielfach es veraltet und im einzelnen überholt ist, noch immer ein vortreffliches, durch kein neueres ersetztes Buch (vgl. o. Bd. I, 250) – denn NIEBUHRS Vorlesungen über alte Geschichte mit Ausschluß der römischen behandeln ein weit beschränkteres Gebiet und sind als Vorlesungen ungleichmäßig, im übrigen aber allerdings die beste Einführung in die Geschichte des Altertums. Die neuere Zeit hat die universalhistorische Behandlung grundsätzlich verschmäht. Neben HEEREN wäre wohl vor allem MANNERT und der kühne, durch die Selbständigkeit seines Urteils fast einzigartige Easay von D. HUME, On the populousness of ancient nations, 1752, zu nennen, und vor ihnen allen BENTLEYS Phalaris. Im übrigen muß ich bekennen, daß ich die ältere Literatur nicht genügend übersehe, um erschöpfend zu urteilen.

367 Thukydides ist der Begründer der kritischen Geschichtsschreibung, aber der literarischen Quellenkritik im engeren Sinne gehören höchstens seine Äußerungen über Homer und die Logographen an. RANKE verhält sich völlig ablehnend nicht nur gegen NIEBUHR, sondern gegen das gesamte Streben, aus den jüngeren Quellen die älteren zu ermitteln. Seine großen Werke beschäftigen sich nur mit Zeiten, wo authentische Nachrichten vorliegen. Ihnen gegenüber verwirft er die Nachrichten der Späteren als unhistorisch. Lägen uns Fabius Pictor oder der Jahwist vor, so würde er nicht zögern, in der römischen oder israelitischen Geschichte ebenso zu verfahren. Aber den Weg, auf dem die moderne Forschung jene zu gewinnen sucht, scheut er sich zu betreten. Und doch wird niemand bestreiten, daß er der Meister der modernen, kritischen Geschichtsschreibung gewesen ist. – Die methodische Ausbildung der literarischen Quellenkritik auf griechischem und römischem Gebiet hat erst vor rund 70 Jahren mit NISSENS Untersuchungen über Livius begonnen.


368 Für die Philologie im engeren Sinne ist es bezeichnend, wie spät sie begonnen hat, sich um die Epigraphik zu kümmern. Das in seiner Art vortreffliche und unübertroffene Handbuch der griechischen Altertümer von SCHOEMANN z.B. ignoriert die damals doch schon in reichem Umfang vorliegenden in schriftlichen Angaben fast völlig.


369 In der modernen Entwicklung der Altertumsforschung hat Deutschland durchaus die Führung gehabt; grundlegende Werke des Auslandes können daher außer GROTE kaum angeführt werden, so viel Vortreffliches auch namentlich in Frankreich in den letzten Jahrzehnten auf dem Gebiet der griechischen Altertumskunde und Epigraphik geschaffen ist.


370 Die Individualität eines Volkes, das, was es selbst in die Geschichte mitbringt, läßt sich so wenig fassen und erklären wie die eines Menschen. Sie ist eine, und schließlich doch immer die wichtigste, Voraussetzung der geschichtlichen Entwicklung. Gerade wer dieser am sorgfältigsten nachgeht und die Entwicklung eines Volkes mit der anderer Völker im einzelnen vergleicht, wird am wenigsten geneigt sein, die Individualität auf eine einfache Formel zu bringen oder gar sie zu eliminieren; er wird sich begnügen zu zeigen, wie sie sich entfaltet hat, welche Einflüsse fördernd, welche hemmend auf sie gewirkt haben. Vgl. auch Bd. I, 83.


371 Vgl. Bd. II 1, 291, 2.


372 Vgl. Bd. II 1, 281, 2. 291, 2. 569f.


373 Daß Gestalten wie Kresphontes oder z.B. Kleodaios schon irgendwie in der Sage existierten, ist ja möglich; aber ihre Rolle im Heraklidenstammbaum beruht auf freier Erfindung.


374 Die Behauptung, die Heraklidensage ziele vor allem auf Sparta, ist falsch; Sparta ist für sie ganz nebensächlich, Argos steht durchaus im Vordergrund.


375 Ägimios als Ahnherr der Dorier: Pindar Pyth. 1, 64. 5, 72. fr. 1; er nimmt hier für Sparta ganz die Stellung ein, die später Lykurg erhalten hat. Daß Diodor IV 58 ihn als Sohn des Doros bezeichnet, ist wohl korrekt. Ägimios und Herakles: Apollodor II 7, 7. Diodor IV 37 u.a. Gewöhnlich wird er nach Hestiäotis versetzt (vgl. Herod. I 56), Ephoros bei Steph. Byz. Δυμᾶνες setzt ihn nach Doris, vgl. Strabo IX 4, 10. Sonst wird die Sage überall im wesentlichen übereinstimmend berichtet, nur schwanken die Angaben darüber, ob Tisamenos gefallen oder nur besiegt sei und die Achäer in den Aegialos geführt habe [sein Grab in Helike, von wo die Gebeine nach Sparta überführt wurden: Pausan. VII 1, 8]. Die Erzählung von den symbolischen Tieren, welche bei der Verlosung der drei Landschaften den Charakter ihrer Bewohner anzeigen, wird wohl dem alten Bestande des Epos angehören. – Ein Rest einer älteren, noch nicht auf die Sagenchronologie Rücksicht nehmenden Erzählung ist vielleicht in der Angabe erhalten, daß Pamphylos und Dymas bei der Eroberung fallen (Apollod. II 8, 3) und daß Pamphylos die Tochter des Deiphontes heiratet (Pausan. II 28, 6). Das setzt voraus, daß Hyllos oder höchstens dessen Söhne den Peloponnes erobern.


376 fr. 2. Ebenso Thukyd. I 12 Δωριῆς ξὺν Ἡρακλείδαις Πελοπόννησον ἔσχον.


377 Ephoros' Darstellung läßt sich aus Strabo, Diodor und Nik. Dam. ziemlich vollständig wiederherstellen. Charakteristisch für ihn ist auch die Bevorzugung des Prokles, der nach ihm der eigentliche Gründer Spartas ist (Strabo X 4, 18, vgl. Polyän I 10. Cicero de div. II 90), wie Kissos, Temenos' Sohn, der Gründer von Argos (Strabo 1. c. und VIII 8, 5) [denn Temenos ist vor der Stadt an der Küste beim Temenion bestattet]. Im übrigen ist der Gegenstand im 4. Jahrhundert sehr viel behandelt, vgl. Isokrates Panath. 177ff. und Platos Konstruktion de legg. III 683ff.


378 In der Zeit zwischen Herodot (VIII 131) und Ephoros (Strabo X 4, 18, wonach VIII 5, 5 zu korrigieren ist) ist zwischen Prokles und Eurypon zur Ausgleichung mit dem Agiadenstammbaum der König Soos eingeschoben.


379 Sie liegt in mehreren Variationen bei Pausan. lib. III, Plut. Lyk. 2, Polyän I 6ff. II 12. 13 vor.


380 Das Δωριέες τριχάικες der Odyssee ist schon von Hesiod (fr. 191 RZACH, ob aus dem Ägimios, ist sehr fraglich: πάντες δὲ τριχάικες καλέονται, οὕνεκα τρισσὴν γαῖαν ἑκὰς πάτρης ἐδάσαντο) und dementsprechend von den Scholien umgedeutet worden.


381 Tyrtäos fr. 1 DIEHL; vgl. WILAMOWITZ, Sitzungsber. d. Berliner Akad. d. Wiss. 1918, 728ff.


382 Vgl. Bd. II 1, 250, 2. O. MÜLLER, Dorier I, dem die Neueren meist folgen, faßt Herakles als den Helden und Repräsentanten der Dorier, BUTTMANN, Mythologus I, als eine vom Mythus geschaffene ethische Idealgestalt; beide Ansichten vereinigt WILAMOWITZ, Euripides' Herakles I, dahin, daß Herakles das Idealbild des dorischen Mannes sei (vgl. u. S. 242). Demgegenüber hat BELOCH, Rhein. Mus. XLV 578ff., mit Recht darauf hingewiesen, daß Böotien die Heimat des Gottes ist. Betrachtungen wie die von BUTTMANN und WILAMOWITZ haben ihre Berechtigung und zum Teil großen Wert in bezug auf die schon ausgebildete Heraklessage und ihre weitere Entwicklung im religiösen Bewußtsein und in der Dichtung. Aber der Ursprung der Gestalt und der an H. knüpfenden Mythen kann so nicht erklärt werden. Daß der Gott älter ist als der Heros, steht für mich allerdings a priori fest, aber ich glaube, es läßt sich auch im einzelnen vollständig erweisen (s. Forsch. II S. 512, 2). Und ist denn Herakles da, wo er wirklich verehrt wird, für das religiöse Bewußtsein jemals etwas anderes gewesen als ein Gott? z.B. in Selinus IGA. 515. – Den Namen zu erklären weiß ich nicht; doch ist zu beachten, daß Hera auch in Böotien heimisch ist. Auch Herakles' Genosse Iolaos gehört ja nach Theben, ebenso Alkmene.


383 Gehört in diesen Zusammenhang auch der Raub des delphischen Dreifußes durch Herakles?


384 Daß die Heraklestaten der peloponnesischen Sage fast durchweg ihr Gegenbild in denen des ötäisch-thebanischen Sagenkreises haben, liegt auf der Hand; in vielen Fällen läßt sich aus diesen Parallelen der jüngere Ursprung des peloponnesischen Herakles meines Erachtens mit Sicherheit erweisen. Daß die Dorier schon am Öta von Herakles wußten, ist sehr möglich; aber die Ausbildung der Heroengestalt gehört in den Peloponnes, speziell nach Argos.


385 Perseus ist der Eponymos der mykenischen Quelle Perseia und ganz korrekt ein Sohn des Himmelsgottes und der Erdgöttin [die zu einem sterblichen Weibe, einem »Danaermädchen« Δανάη geworden ist], im goldenen Himmelsregen erzeugt.


386 Wenn WILAMOWITZ (Euripides' Herakles I) in Herakles den Träger des dorischen Ideals sieht, so ist das nur eine Folgerung aus der falschen Auffassung, Pindar sei »der letzte Prophet des Dorertums und seiner Ideale« (a.a.O. 329); man hat sich eben gewöhnt, die Begriffe aristokratisch und dorisch gleichzusetzen und Stammesgegensätze zu suchen, wo es sich um kulturelle Gegensätze handelt. Vgl. meine Forsch. II S. 512, 2. 525, 2.


387 Herodot II 44 καὶ δοκέουσί μοι οὗτοι ὀρϑότατα Ἑλλήνων ποιέειν, οἳ διξὰ Ἡράκλεια ἱδρυσάμ νοι ἔκτηνται [so z.B. in Sikyon, Pausan. II 10, 1], καὶ τῷ μὲν ὡς ἀϑανάτῳ, Ὀλυμπίῳ δε ἐπωνομίην, ϑύουσι τῷ δὲ ἑτέρῳ ὡς ἥρωι ἐναγίζουσι. Von dem Sträuben der mittelgriechischen Bevölkerung, die argivischen Erzählungen anzuerkennen, gibt der Hesiod. scut. 80ff. versuchte Ausweg einen sehr anschaulichen und instruktiven Beleg.


388 Apollodor III 2; Diod. V 59.


389 Die Anknüpfung der makedonischen Könige an Temenos und Herakles ist durchaus sekundär.


390 BELOCH, Rhein. Mus. 45, 555ff.; Histor. Ztschr. 1899, 207ff.; Griech. Gesch.2 I 2. 76ff. KAHRSTEDT, Neue Jahrb. 22 (1919) 71ff.


391 Pindar, Pyth. 1, 62ff. 5, 69ff.


392 Vgl. Bd. II 1, 215, 1. 237, 1.

393 Pindar a.a.O. u. fr. 1.


394 Vgl. Bd. II 1 (1928), S. 280, 2.


395 BELOCH (Rh. Mus. 45, 575) meint, auch wenn die Dorische Wanderung historisch wäre, müßten die »dorischen« Dialekte des Peloponnes die Sprache der älteren Bevölkerung, nicht die der Eroberer sein. Dies wäre an sich möglich, wenn nicht aus den oben angeführten Gründen das Gegenteil folgte. In solchen Fragen können allgemeine Argumente nichts beweisen: die germanischen Eroberer, auch die Normannen, haben in Frankreich und Italien ihre Sprache verlernt, aber in England sie zur herrschenden gemacht; ebenso die Araber in Ägypten und den aramäischen Ländern. So haben auch die Thessaler die Sprache der unterworfenen Bevölkerung angenommen, die Dorier die ihrige behauptet.


396 Daß man auch im Altertum empfand, die traditionelle Geschichte der Dorischen Wanderung genüge nicht, und den Versuch machte, zu einer tieferen historischen Auffassung zu gelangen, lehrt die historische Phantasie Platos legg. III 682ff.


397 Fernzuhalten ist von der ursprünglichen Invasion der Dorier die spätere Ausbreitung der Macht Spartas, der sich die dorische oder dorisierte Landbevölkerung in Lakonien und Messenien unterwirft: Bd. II 1, 571, 3.


398 Nur im äußersten Osten, in Praisos und Polichne, hielten sich die Eteokreter (Herod. VII 170. Vgl. Bd. II 1, 182. 215).


399 Herod. I 65. Ebenso in dem aus der Schule Platos stammenden Dialog »Minos«; vgl. Bd. II 1, 572, 1.


400 Über die Sklaven s. die Stellen bei Athen. VI 263, vor allem Sosikrates und Dosiadas: τὴν μὲν κοινὴν δουλείαν οἱ Κρῆτες καλοῦσι μνοιαν (andere κλαρῶται), τὴν δὲ ἰδίαν ἀφαμιώτας (im Gesetz von Gortyn οικέες). τοὺς δ᾽ ὑπηκῥους περιοίκους (wohl mit den απεταιροι des Gesetzes von Gortyn identisch). Αφαμιῶται auf Kreta: Strabo XV 1, 34. Dazu kommen Kaufsklaven. Aristoteles pol. II, 7 nennt alle Leibeigenen περίοικοι und erwähnt ihre φόροι. Dosiadas bei Athen. IV 143 von Lyttos: τῶν δὲ δούλων ἕκαστος Αἰγιναίον φέρει στατῆρα κατὰ κεφαλὴν zum Syssition. Die δοῦλοι auf Kreta sonst wie die Freien gestellt, nur von Gymnasion und Waffengebrauch ausgeschlossen: Aristot. pol. II 2, 12. Vgl. auch das Skolion des Hybrias bei Athen. XV 695f. (DIEHL, Anthol. lyr. II 1, S. 128).


401 Kreta ἑκατόμπολις Il. B 649; ἐννήκοντα πόληες Od. τ 174. Über die naiven Versuche, diese Differenz auszugleichen, s. Ephoros und Apollodor bei Strabo X 4, 15. Apollodor epit. 22, 5.


402 Vgl. Bd. II 1, 237, 1


403 Melos lakonisch: Herod. VIII 48. Thuk. V 84. Thera: Herod. IV 147ff.


404 Als Gründer von Kos wird Thessalos, der Sohn des Herakles, genannt (Il. B 679), während die altere Sage von harten Kämpfen erzählt, welche der nach Kos verschlagene Herakles mit dem König Eurypylos besteht, dem Sohne des Poseidon und der Astypalaia – der nächsten westlichen Insel, von der aus Kos besiedelt sein mag.


405 Halikarnaß ist von Trözen gegründet; der Oikist Anthes (Strabo XIII 6, 14. XIV 2, 16 u.a.; Paus. II 30, 9; Kallimachos bei Steph. Byz. Ἁλικαρνασσός. Ἄνϑης ἐκ Τροιζῆνος μετῴκησε λαβὼν τὴν Δύμαιναν φυλήν) wird in die Urzeit versetzt und von der Geschichtsforschung der vordorischen Bevölkerung zugeschrieben. Kos und die benachbarten Inseln gelten als epidaurische, Rhodos als argivische Kolonie (Pind. Ol. 7, 18. Thuk. VII 57); der Gründer der rhodischen Städte ist Herakles' Sohn Tlepolemos, der wegen einer Blutschuld von Argos auszieht. – Auf Karpathos haben sich Reste der einheimischen Bevölkerung erhalten, die in den athenischen Tributlisten als Ετεοκαρπαϑιοι erscheinen.

406 Dorischer Bund: Herod. I, 144. Aristides bei schol. Theokrit 17, 69. Dion. Hal. IV 25. Zum Eponymen Triopas vgl. Forsch. I, 95f. – Halikarnaß, Kos, Nisyros, Kalydna Herod. VII 99.


407 Δωριῆς: nach W. SCHULZE, Kl. Schr. 128, Kurzform von Δωρίμαχοι; vgl. Bd. II 1, 570.


408 Auf die Eroberung von Argos, Mykene und Sparta spielt Il. Δ 52 an. Die Paläste von Tiryns und Mykene lagen in Trümmern, als man in ihnen im 6. Jahrhundert dorische Tempel erbaute. Doch gilt von der athenischen Königsburg das gleiche, so daß der Grund nicht notwendig die feindliche Eroberung gewesen sein muß. – Eroberung von Amyklä: Pindar Pyth. 1, 65. Isthm. 7, 14.


409 Temenion: Strabo VIII 6, 2. Pausan. II 38, 1. Daß Temenos hier begraben ist, hat wahrscheinlich dem Ephoros Anlaß gegeben, seinen Sohn Kissos (oder Keisos) als den eigentlichen Gründer von Argos zu bezeichnen. Nach Pausan. II 34, 5 hätte auch Hermione dorische Einwohner erhalten.


410 [Vergleich zwischen der Ausbreitung der Dorier und der der Normannen: Bd. II 1, 572.]


411 Über diese Identifizierung des Herdengottes Karneios, des Hauptgottes der Dorier, mit Apollo s. Bd. II 1, 285.

412 Karneen: Καρνεῖος δ᾽ἦν μὴν, ἱερομηνία Δωριεῦσιν, vgl. Xen. Hell. IV 7, 2. Der Monat Karneios ist in den meisten dorischen Staaten nachweisbar.


413 Besetzt durch den Argiver Triakon: schol. Pind. Ol. 8, 39.


414 Daß die Sonderstellung Korinths nicht allgemein anerkannt war, lehrt die Angabe der Parischen Chronik 31, Archias, der Gründer von Korinth, sei δέκατος ἀπὸ Τημένου [vgl. auch Didymos bei schol. Pind. Ol. 13, 17].


415 Apollo Pythaeus [= Pythios] Thuk. V 53; vgl. u. S. 260 und PRELLER-ROBERT, Griech. Mythol. I 267, 2 [Diod. XII 78 ist aber lediglich Entstellung des Thukyd. Berichts].


416 Megara: Pausan. I 39, 4. [Scymn.] peripl. 502. Pausan. VI 19, 13 [mit unmöglicher Datierung] und die Erklärung des Sprichworts Διὸς Κόρινϑος bei schol. Pind. Nem. 7, 155, schol. Plato Euthydem. 292, schol. Aristoph. ran. 439, sowie Zenob. V 8 [aus Ephoros und Demon]. Ol. 15 (720) siegt ein Megareer; damals ist der Ort also selbständig. Auch gründet er um dieselbe Zeit bereits Kolonien.


417 Die Sage von Deiphontes [vgl. Polyän II, 12] und Hyrnetho, von Euripides in den Dramen Τήμενος und Τημενίδαι behandelt, liegt vor bei Diod. VII 13. Pausan. II 19, 1, 26, 2. 28, 3ff. Nic. Dam. fr. 30 J., entstellt Apollod. II 8, 5. Leider fehlt überall der Schluß.


418 Nach der Deiphontessage hat Ephoros die älteste Geschichte Lakoniens und Messeniens gestaltet (Strabo VIII 5, 4. 4, 7). Die Geschichte von Kresphontes und Aipytos ist ursprünglich ganz anderer Art; sie erzählt, wie der Ahnherr des Geschlechts unter dem Schutze der Götter den Thron gewinnt. Euripides hat sie dann nach Analogie der Atridensage weitergebildet.


419 Herod. VIII 73: οἱ Κυνούριοι ... ἐκδεδωρίευνται ὑπό τε Ἀργείων ἀρχόμενοι καὶ τοῦ χρόνου, ἐόντες Ὀρνεῆται καὶ περίοικοι. Periöken von Argos Aristot. pol. V 2, 8 [= Plut. virt. mul. 4], vgl. Herod. VI 83. Pausan. II 25, 6. VIII 27, 1; als ξύμμαχοι bezeichnet Thuk. V 47. 67 (Kleonä und Orneä). 77. 79.


420 γυμνήσιοι oder γυμνῆτες Pollux III 83. Steph. Byz. Χίος, ebendaselbst über die Sikyonier, ferner Theopomp fr. 176 J. bei Athen. VI 271 d. Pollux VII 68. Epidauros: Plut. quaest. Gr. 1. Dieselbe Tracht wie in Argos haben die leibeigenen Bauern in Megara (Theogn. 55) und die Heloten (Myron bei Athen. XIV 657 d). – γυμνήτες nennt Tyrt. 11, 35 die im spartanischen Heer kämpfenden Unbewaffneten, die wohl Heloten waren. Zur Heeresfolge der Leibeigenen vgl. z.B. die Schilderung der Ardiäer und Dardaner bei Athen. VI 271 e. 272 d (gegen BELOCH, Rh. Mus. XLV 578, 1).


421 Unterwerfung der umliegenden Orte durch Argos: Strabo VIII 6, 10. 11. 13. 19; Pausan. II 16, 5. 25, 8. 35, 4. IV 24, 4. 34, 9. 35, 2. Eiones war nach Strabo VIII 6, 13 κώμη τις, ἣν ἐρημώσαντες Μυκηναῖοι ναύσταϑμον ἐποίησαν, ἀφανισϑεῖσα δ᾽ὕστερον οὐδὲ ναύσταϑμόν ἐστιν.


422 [Über Karneios, den Hauptgott der Dorier, vgl. o. S. 248 u. Bd. II 1, 285.]


423 Vgl. Bd. II 1, 284. Die Meinung, die Dorier oder speziell die Spartaner hätten den Dienst des Apollo und die Verbindung mit Delphi aus ihren Sitzen am Öta mitgebracht, beruht auf einer falschen Deutung der Lykurgsagen. Apoll als Schirmherr und Urheber der spartanischen Staatsordnung ist ganz sekundär; vgl. u. S. 519 Anm.


424 Für die Beurteilung dieser Fragen sei auf die Analogie Italiens hingewiesen. Wer würde allein aus den Monumenten schließen können, daß ein Teil der Kirchen von Ravenna und der gewaltige Grabbau Theoderichs nicht unter römischer, sondern unter gotischer Herrschaft gebaut sind? Und wie nahe würde es andererseits liegen, in dem plötzlichen Auftreten des gotischen Stils in Italien die Wirkung einer nordischen Eroberung zu sehen!


425 Il. Λ 671ff. gebraucht die Namen Ἠλεῖοι und Ἐπειοί als identisch, die Odyssee sagt ν 275. ο 298. ω 431 Ἤλιδα δῖαν, ὅϑι κρατέουσιν Ἐπειοί, an der Leichenfeier des Amarynkeus in Buprasion nahmen Epeer, Pylier und Ätoler teil Il. Ψ 630ff. Mithin ist die Sonderung der beiden Namen spätere Kombination [ebenso NIESE und BUSOLT] und auch die Vermutung MEISTERS, Gr. Dial. II 5, der Name Epeer stamme von der triphylischen Stadt Ἤπειον, Αἴπιον oder Ἔπειον, unhaltbar.


426 Der Landesname, im einheimischen Dialekt »Valis«, bedeutet wahrscheinlich einfach »Tal«.


427 Elische Periöken in der Akroreia und dem pisatischen Lande: Thuk. II 25. Xen. Hell. III 2,23. 30. Strabo VIII 3,10. Pausan. VI 22,4, vgl. IGA. 120.


428 Die Urgeschichte von Elis (vgl. Ephoros bei Strabo X 3, 2. VIII 3, 33. Pausan. lb. V) ist vor allem durch die Versetzung der Olympischen Spiele in die Urzeit und die daran knüpfenden sekundären Sagen vielfach entstellt, vgl. u. S. 341, 1.


429 Thessalische Wanderung: Herod. VII 176 (ohne Zeitbestimmung). Thuk. I 12 (60 J. nach dem Troischen Kriege). Velleius I 3. Die thessalischen Penesten werden allgemein von der unterworfenen Bevölkerung abgeleitet, vgl. Aristot. pol. II 6, 3; Athen. VI 264, sie sind μὴ γόνῳ δοῦλοι, διὰ πολήμου δ᾽ἡλωκότες; nach Theopomp fr. 122 J. bei Athen. VI, 265 c sind sie Perrhäber und Magneten, nach Archemachos bei Athen. VI 264 b Böoter, die im Lande geblieben sind. In erster Linie ist wahrscheinlich an die Pelasger zu denken. – Über die Stellung der Penesten s. Archemachos l.c. und Theokrit 16, 34.


430 Vgl. ED. MEYER, Theopomps Hellenika (1909) 218ff. 234ff.


431 Bei Herodot VII 6. 130. 172. IX 58 sind die Aleuaden das über ganz Thessalien herrschende Adelsgeschlecht (Θεσσαλίης βασιλέες). In Larisa: Aristot. pol. V 5, 9. Suid. s.v.


432 Skopaden in Krannon und Pharsalos: Herod. VI 127. Theokrit 16, 36ff. und schol. vgl. Phanias bei Athen. X 438 c. Quintil. XI 2 15.


433 ED. MEYER a.a.O. S. 238ff.


434 Aristot. fr. 498 ROSE bei Schol. Eurip. Rhes. 307.


435 Aristot. pol. II 6,2 ἡ Θετταλῶν πενεστεία πολλάκις ἐπέϑετο τοῖς Θετταλοῖς (vgl. Kritias und Prometheus Xen. Hell. II 3, 36) ... ἐπεὶ καὶ τοῖς Θετταλοῖς κατ᾽ ἀρχὰς ἀφίσταντο (οἱ πενέσται) διὰ τὸ πο λεμεῖν ἔτι τοῖς προσχώροις, Ἀχαιοῖς καὶ Περραιβοῖς καὶ Μάγνησιν. Die Perrhäber den Larisäern tributär: Strabo IX 5,19; als ὑπήκροι Θεσσαλῶν von Thuk. IV 78 bezeichnet; ebenso die Magneten und Achäer II 101. VIII 3; als σύμμαχοι MAI. II 201 und dazu KÖHLER S. 206. Vgl. ED. MEYER, Theop. Hellenika (1909) 221, 1. Xen. Hell. VI 1, 9 πάντα τὰ κύκλῳ ἔϑνη ὺπήκρά ἐστιν. ὅταν ταγὸς ἐνϑάδε καταστῇ. 12 πάντα τὰ κύκλῳ φόρον φέρει. Sie haben lokale Autonomie; daher nennt Herodot VII 132 in der Liste der Völker, die sich den Persern unterwarfen, die Perrhäber, Magneten, phthiotischen Achäer, Doloper, Änianen, Malier neben den Thessalern.


436 Kriege der Thessaler mit den Phokern: Herod. VII 176. VIII 27. Plut. virt. mul. 2. Pausan. X. 1. Es ist auffallend, daß die Lokrer hier nie erwähnt werden.


437 Vgl. ED. MEYER, Theop. Hellenika, S. 228ff.


438 ED. MEYER a.a.O. S. 240ff.


439 Den Ausdruck »griechisches Mittelalter« hat bereits BERGK in seiner Literaturgeschichte angewendet. Unsere Hauptquellen sind 1. das Epos, das natürlich nur für seine Zeit und sein Kulturgebiet, hier aber ein völlig authentischer Zeuge ist; 2. die Institutionen der späteren Zeit, soweit sie altere Zustände bewahren, wie namentlich die uns inschriftlich bekannten der Elier und der Lokrer (über diese s. meine »Forschungen« I 289ff.); aber auch fortgeschrittene Staaten bewahren noch zahlreiche Rudimente. Zuerst und in großartigster Weise hat Thukydides, dann die antike Lokalforschung, z.B. die Atthidographen, aus ihnen ein Bild der älteren Verhältnisse zu gewinnen versucht. Die primitivsten Zustände bewahren Kreta und Sparta. Daß die Ordnungen der sog. lykurgischen Verfassung in Wirklichkeit keine Neuschöpfungen, sondern größtenteils Institutionen der Urzeit sind, die sich in Sparta erhalten haben, hat zuerst TRIEBER, Forsch. zur spart. Verfassungsgesch. 1871, erkannt; Weiteres in meinen Forsch. I 213ff. und u. S. 295ff. – Aristoteles hat uns für die hier berührten Fragen viel wertvolles Material bewahrt und nach historischer Erkenntnis gestrebt; aber er hat sich über die Schranken des engen griechischen Stadtstaates nicht erheben können und ist überdies immer geneigt, theoretische Konstruktionen an Stelle historischer Forschung im Sinne des Thukydides zu setzen, so z.B. Pol. I 1. Daß seine Schüler nicht anders verfuhren, lehrt das viel zitierte, aber historisch unbrauchbare Fragm. 9 des Dikäarch (Steph. Byz. πάτρα) – ein so bedeutender Geist Dikäarch sonst gewesen ist. Wäre der Eingang von Aristoteles' πολ. Ἀϑ. erhalten, so würden wir vermutlich einiges, aber nicht viel mehr wissen; besseres Material würde bei Philochoros und andern guten Lokalhistorikern zu finden sein. Daß die Alten auch derartige Fragen exakt behandeln konnten, lehren die vortrefflichen bei Strabo über das κωμηδὸν οἰκεῖν (aus Apollodor) erhaltenen Angaben, s.u. S. 271.


440 Dessen Phylenordnung wohl erst ins 6. Jahrb. gehört (u. S. 571).


441 Die Dörfer von Pisa werden bei Strabo VIII 3, 31 fälschlich πόλεις genannt, Xen. Hell. III 2, 31 bezeichnet die Pisaten dagegen richtig als χωρῖται; vgl. BUSOLT, Forschungen zur griech. Gesch. I.


442 Thuk. I 10 von Sparta: οὔτε ξυνοικισϑείσης πόλεως ... κατὰ κώμας δὲ τῷ παλαιῷ τῆς Ἑλλάδος τρόπῳ οἰκισϑείσης. I 5 »in alter Zeit prosperierten die Seeräuber« καὶ προσπίπτοντες πόλεσιν ἀτειχίστοις καὶ κατὰ κώμας οἰκουμέναις ἥρπαζον.


443 κτοῖναι von Rhodos: Anc. Greek Inscr. in the Brit. Mus. II 351ff. GILBERT, Staatsaltertümer II 182.


444 Vgl. PÖHLMANN, Die Feldgemeinschaft bei Homer, Z. f. Sozial- und Wirtschaftsgeschichte I, 1893, der mit Recht gegen die Annahme primitiver Zustände und einer Feldgemeinschaft bei Homer Einspruch erhebt.


445 τέμενος der Fürsten Il. Z 194. I 578. M 312. Σ 550. Od. λ 185; vgl. die ἐξαίρετος γῆ der spartanischen Könige in den Periökenstädten Xen. rep. Lac. 15, und für die Götter τὰ τεμένη τὰ ἐξαιρημένα bei der Koloniegründung in Brea IG I2 45, 10. ἐξαιρετα ἐν γῇ τῇ Κροτωνιήτιδι πολλά, das die Krotoniaten dem Jamiden Kallias 510 geben: Herod. V 45.


446 Vgl. auch Strabo VII 5,5: bei den Dalmatern διὰ ὀκταετηρίδος χώρας ἀναδασμός.


447 ἀγροῦ ἐπ᾽ ἐσχατιῆς Od. δ 517. ε 489 u.a., vgl. die Phyle der Ἐσχατιῶται auf Tenos IG XII 5, 2, 872.


448 Über Sparta vgl. DUNCKER über die Hufen der Spartiaten, Ber. Berl. Ak. 1881 = Abh. zur griech. Gessch. 1, dessen Rechnungen freilich weder ökonomisch noch meiner Meinung nach historisch richtig sind. Plut. Lyc. 8 ὁ κλῆρος ἦν ἑκάστου τοσοῦτος, ὥστε ἀποφορὰν φέρειν ἀνδρὶ μὲν ἑβδομήκοντα κριϑῶν μεδίμνους, γυναικὶ δὲ δώδεκα, καὶ τῶν ὑγρῶν καρπῶν ἀναλόγως τὸ πλῆϑος˙ ἀρκέσειν γὰρ ᾤετο τοσοῦτον αὺτοῖς, τῆς τροφῆς πρὸς εὐεξίαν καὶ ὑγιείαν ἱκανῆς, ἄλλου δέ μηδενὸς δεησομένοις. Daraus folgt, daß keineswegs der »Reinbetrag nach Deckung des Lebensbedarfs der Familie« gemeint ist, wie DUNCKER annimmt. Das würde zur Folge haben, daß Sparta jährlich ein großes Quantum Korn exportiert hätte. Daß äginetische Scheffel (zu 72,74 Liter, der attische hat 521/2 Liter, der preußische 55 Liter) gemeint sind, ergibt sich aus der Vergleichung der Angaben Plutarchs Lyc. 12 über die monatlichen Beiträge zu den Syssitien mit denen Dikäarchs bei Athen. IV 141 c nach attischem Fuß. – Die Berechnung beruht auf der Annahme, daß der Morgen durchschnittlich 8 preuß. = attische Scheffel trägt, wovon einer für die Aussaat abgerechnet ist, und daß bei kleinen Gütern eine relativ intensive Wirtschaft angenommen, die bebaute Fläche also nahezu der Hälfte des Gutes gleichgesetzt werden darf. Dann ergeben 70 spartanisch-äginetisch Scheffel = ca. 100 attischen eine bebaute Fläche von 14-15, also ein Gut von 30 Morgen. Der flüssige Ertrag ist nicht besonders in Rechnung gestellt; Öl und Wein wird vielfach zwischen dem Korn, oft aber auch auf Bergeshängen (z.B. in einem Waldtal am Abhang des Taygetos, Theogn. 879f.) gebaut sein. Besonderes Weideland für das Gut ist nicht angenommen; Gemeinweiden wird es namentlich in der älteren Zeit rings um das bebaute Land in großem Umfang und auf den Berghängen zu allen Zeiten gegeben haben. Lykurgische Landteilung (vgl. meine Forsch. I 255ff.): πάντας τοὺς πολίτας ἴσον ἔχειν δεῖ τῆς πολιτικῆς χώρας Polyb. VI 45, 3; Lykurg verteilt τὴν εἰς τὸ ἄστυ τὴν Σπάρτην συντελοῦσαν (χώραν) Plut. Lyc. 8; das Landlos wird bezeichnet durch τῆς ἀρχῆϑεν διατεταγμένης μοίρας Plut. inst. lac. 22, τῆς ἀρχαίας μοίρας Herakl. pol. 2, 7. Gemeint ist der alte Besitz der Gemeinde Sparta im Eurotastal im Gegensatz zu dem Periökenland und Messenien. Das hatte ich früher falsch verstanden und mit DUNCKER an einen »ager publicus« im Gegensatz zu Privatländereien gedacht. – Die Landaufteilung unter die Periöken Plut. Lyc. 8 ist nach der unter die Spartiaten zurechtgemacht. Von der Zahl der spartiatischen Landlose – nach Plutarchs Quellen 9000 oder 6000 oder 4500 – rede ich nicht, da sich doch nichts ermitteln läßt. Nach Isokr. 12, 255 hätte es ursprünglich nur 2000, nach Aristot. II 6, 11 dagegen 10000 gegeben. Wenn Aristoteles sagt, das Land könne 30000 Hopliten und 1500 Reiter ernähren, so ist das Periökenland und Messenien mitgerechnet. Das spartiatische Gebiet in Lakonien, die πολιτικὴ χῶρα [zu der die Skiritis nicht gerechnet werden kann], umfaßt höchstens etwa 1500 qkm, einschließlich der Gebirge; dafür sind 9000 Ackerlose offenbar zuviel (9000 Lose zu 71/2 ha = 67500 ha oder rund 70000 ha = 700 qkm, also nahezu die Hälfte der Grundfläche, was zweifellos zuviel ist).


449 Vgl. Aristot. pol. II 4,4 διότι μὲν οὖν ἔχει τινὰ δύναμιν εἰς τὴν πολιτικὴν κοινωνίαν ἡ τῆς οὐσίας ὁμαλότης, καὶ τῶν πάλαι τινὲς φαίνονται διεγνωκότες, οἷον καὶ Σόλων ἐνομοϑέτησεν, καὶ παρ᾽ ἄλλοις ἔστι νόμος, ὃς κωλύει κτᾶσϑαι γῆν ὁπόσην ἂν βούληται τις.


450 Vgl. dazu die Inschrift von Schwarzkorkyra DITTENBERGER3 141, Zl. 7 τὸν πρῶτον κλᾶρον (Kolonialgesetz von Issa), der unveräußerlich bleibt Zl. 8, vgl. 11f.


451 Aristoteles pol. VI 2, 5 ἧν δὲ τό γε ἀρχαῖον ἐν πολλαῖς πόλεσι νενομοϑετημένον μηδὲ πωλεῖν ἐξεῖναι τοὺς πρώτους κλήρους˙ ἔστι δὲ καὶ ὃν λέγουσιν Ὀξύλου νόμον εἶναι (also in Elis) τοιοῦτόν τι δυνάμενος, τὸ μὴ δανείζειν εἴς τι μέρος τῆς ὑπαρχούσης ἑκάστῳ γῆς. II 4, 4 ὁμοίως καὶ τὴν οὐσίαν πωλεῖν οἱ νόμοι κωλύουσιν, ῶσπερ ἐν Λοκροῖς νόμος ἐστὶ μὴ πωλεῖν, ἐὰν μὴ φανερὰν ἀτυχίαν δείξῃ συμβεβηκυῖαν˙ ἔτι δὲ τοὺς παλαιοὺς κλήρους διασώζειν, z.B. in Leukas. II 9, 7 die Gesetzgebung des Philolaos in Theben (u. S. 523f.) enthält über Adoption (νόμους ϑετικοὺς περὶ παιδοποιίας) mit dem Zweck ὅπως ὁ ἀριϑμὸς σώζηται τῶν κλήρων. Für Sparta Aristot. pol. II 6, 10 ὠνεῖσϑαι γὰρ ἢ πωλεῖν τὴν ὑπάρχουσαν (χώραν Λυκοῦργος) ἐποίησεν οὐ καλόν; Heraklid. pol. 2, 7 πωλεῖν δὲ γῆν Λακεδαιμονίοις αἰσχρὸν νενόμισται˙ τῆς δ᾽ἀρχαίας μοίρας οὐδὲ ἔξεστιν. Plut. quaest. lac. 22 πωλεῖν δ᾽ οὐκ ἐξῆν (das Landlos). Umgehung der Satzung durch (fiktive) Schenkung: Aristot. pol. II 6, 10. Plut. Agis 5. Im allgemeinen Aristot. pol. V 7, 12 (ἐν ὀλιγαρχίᾳ δεῖ) τὰς κληρονομίας μὴ κατὰ δόσιν εἶναι ἀλλὰ κατὰ γένος, μηδὲ πλειόνων ἢ μιᾶς τὸν αὐτὸν κληρονομεῖν˙ οὕτω γὰρ ἂν ὁμαλώτεραι αἱ οὐσίαι εἶεν καὶ τῶν ἀπόρων εἰς εὐπορίαν ἂν καϑίσταιντο πλείους. In Kreta dagegen besteht völlig freie Verfügung über den Grundbesitz (Polyb. VI 46, 1).


452 Gesetze über die Erbtochter z.B. im Gesetz von Gortyn, bei Androdamas von Rhegion für die thrakischen Chalkidier Aristot. pol. II 9, 9, bei Solon (Plut. Sol. 20 mit der den Späteren natürlich völlig rätselhaften Angabe ἂν ὁ κρατῶν καὶ κύριος γεγονὼς κατὰ τὸν νόμον αὐτὸς μὴ δυνατὸς ᾖ πλησιάζειν, ὑπὸ τῶν ἔγγιστα τοῦ ἀνδρὸς ὀπύεσϑαι, woraus man sieht, wie sehr die Zeugung eines Erben die Hauptsache war) u.a. Auch Plato legg. XI 924 e formuliert für die Erbtöchter im wesentlichen nur das allgemein geltende Recht und meint, die Rücksicht πρός τε τὴν τοῦ γένους ἀγχιστείαν καὶ τὴν τοῦ κλήρου σωτηρίαν müsse maßgebend sein. In Sparta vergibt ursprünglich der König, als der berufene Vormund, später der nächste Verwandte die Hand der Erbtochter: Herod. VI 67. Aristot. pol. II 6, 11.


453 Ehezwang in Kreta: Ephoros bei Strabo X 4, 20; in Sparta: Plut. Lyc. 15; ἦν γὰρ, ὡς ἔοικεν, ἐν Σπάρτῃ καὶ ἀγαμίου δίκη καὶ ὀψιγαμίου καὶ κακο γαμίου Plut. Lys. 30. ἦσαν δὲ καὶ ἀγαμίου δίκαι πολλαχοῦ, καὶ ὀψιγαμίου καὶ κακογαμίου ἐν Λακεδαίμονι Poll. III 48; ἔστι γὰρ αὐτοῖς νόμος τὸν μὲν γεννήσαντα τρεῖς υἱοὺς ἄφρουρον εἶναι, τὸν δὲ τέτταρας (Älian var. hist. VI 6 nennt 5) ἀτελῆ πάντων Aristot. pol. II 6, 13.


454 Die Töchter haben im allgemeinen kein Erbrecht, abgesehen von der Erbtochter, sondern werden durch die Mitgift versorgt. Daß im Recht von Gortyn die Töchter halb so viel erben wie die Söhne, ist eine Neuerung.


455 Spartan. Eheverhältnisse: Xen. rep. Lac. 1, 7. Plut. Lyc. 15. Nic. Dam. fr. 114, 6, vgl. Herod. V 39ff. (wo die Bezeichnung der Doppelehe in solchen Fällen als nicht spartiatisch schwerlich richtig ist), VI 61ff.


456 Die beiden folgenden Verse betonen zwar den Segen, den auch mehrere Söhne bringen können, aber Zeus muß helfen. Der Dichter betrachtet sie zwar nicht als ein Unglück, rät aber offenbar nicht dazu.


457 Bei Homer ist der Wagenkampf namentlich in den jüngeren Gesängen offenbar eine Antiquität des traditionellen epischen Stils. Die ἱππῆες sind hier in Wirklichkeit dasselbe wie in historischer Zeit, d.h. Reiter. Über die Reiterei vgl. Aristot. pol. IV 10, 10. VI 4, 3; ferner u. S. 322.


458 Später hat sich das vielfach geändert. In den wenigen attischen Adelsgeschlechtern, deren Verhältnisse wir genauer kennen, gehören die Mitglieder sehr verschiedenen Demen an, aber fast nie [außer Lykurgos, τὸν δῆμον Βουτάδης, γένους δὲ τοῦ Ἐτεοβουταδῶν] demjenigen, der den Geschlechtsnamen trägt; s. DITTENBERGER, Hermes XX 4f. TÖPFFER, Att. Genealogie 18.


459 So in Athen z.B. Ἀλκμεωνίδαι, Κεφαλίδαι, Ἀνταγορίδαι. Auch hier aber ist der Stammvater keine in der Erinnerung fortlebende geschichtliche Persönlichkeit, sondern, in diesem Falle richtig, aus dem Geschlechtsnamen erschlossen. Namen der zweiten Kategorie sind z.B. Εὐμολπίδαι, Ἰωνίδαι, Φυλλίδαι u.ä., denn Personennamen wie Eumolpos und Ion hat es in der älteren Zeit nicht gegeben.


460 Die Meinung, nur der Adel stamme von den Göttern, der gemeine Mann ἀπὸ δρυὸς ἢ ἀπὸ πέτρης (WILAMOWITZ), ist falsch. So gut wie der Adlige stammt der gemeine Mann von den Göttern, Sokrates z.B. wie alle Ionier und Athener von Apollon patroios, dem Vater Ions (Plato Euthydem 302); aber jener kann seine Abstammung im einzelnen belegen, dieser nicht, und die Ahnen sind bei beiden grundsätzlich verschieden [was gewöhnlich völlig übersehen wird]. Vgl. auch meine »Forschungen« II S. 517ff.


461 Von erdgeborenen Ahnen stammen z.B. die Nachkommen der thebanischen Sparten, die Eteobutaden (von Erechtheus, TÖPFFER, Att. Gen. 115), die Titakiden (Τιτακὸς ἐὼν αὐτόχϑων in Aphidnä Herod. IX 73) – denn Τιτακίδαι sind nicht nur ein Demos, sondern auch ein Geschlecht TÖPFFER, Att. Gen. 291, hat die Stellen im Etym. magn. und Harpokration [arg mißverstanden].


462 Adelsstammbäume: Hekatäos von Milet um 500 v. Chr. bei Herod. II 143 γενεηλογήσαντί τε ἑωυτὸν καὶ ἀναδήσαντι τὴν πατρίην εἰς ἑκκαιδέκατον ϑεόν [vgl. Forsch. I 172. 193]; also ist im günstigsten Falle der fünfzehnte Ahn der Eponymos des Geschlechts, der vierzehnte der erste geschichtliche Namen. Ebenso ist im Philaidenstammbaum bei Pherekydes fr. 2 JACOBY, falls derselbe vollständig ist [Forsch. I 174, 1], Hippokleides, der Archon 566, der elfte Nachkomme des Philaios. In Sparta sind die Könige Polydoros und Theopompos um 720 der siebente resp. fünfte Nachkomme der Eponymen Agis und Eurypon, s. Forsch. I 283ff. In Korinth sind von Bakchis bis zum Sturz der Bakchiadischen Könige im J. 747 nur ganz wenige Namen überliefert (Diod. VII 9). Die attische Königsliste bietet von Akastos, S. d. Medon (s.u. S. 319, 1), bis zur Einführung des 10jährigen Königtums um 750 allerdings weit mehr Namen (Euseb. I 187); doch sind sie schwerlich alle geschichtlich. Im allgemeinen beginnen die geschichtlichen Namen überall ungefähr um 900 v. Chr. Natürlich hat dabei die beginnende Verwertung der Schrift mitgewirkt. – In der Regel hat jedes Adelsgeschlecht seinen Stammbaum für sich [denn die Einheit, die schließlich in Gestalten wie Neleus oder Herakles gewonnen wird, kommt hier nicht in Betracht], und wo Verbindungen erstrebt werden, geht jedes seinen eigenen Weg; so die Eumolpiden und Keryken, s. DITTENBERGER, Hermes XX 2. Ebenso leiten sich die Ägiden in Sparta von Aigeus, S. d, Oiolykos, S. d. Theras, ab (Herod. IV 149), die mit ihnen zusammengeworfenen in Theben (und Kyrene?) von einem Sparten des Kadmos (Pindar Pyth. V 75. Isthm. VI 15 mit den Scholien. Androtion fr. 37).


463 Das Schema der attischen Bürgerschaft gibt Aristoteles pol. Ath. fr. 5 (vgl. auch Forsch. II S. 519); daß nicht nur der Adel gemeint ist (wie PHILIPPI annahm), lehrt schon die Gesamtzahl von 10800 Männern. Den 900 Angehörigen jeder Phratrie entsprechen die ionischen und äolischen Tausendschaften. In anderen Staaten haben wir sie uns bedeutend kleiner zu denken. Die attischen Phratrien sind im wesentlichen lokal geschlossen, nach Aristoteles pol. Ath. fr. 5. cp. 8. 21 identisch mit den τρίττυες, den »Dritteln«, in die jede Phyle räumlich zerfiel. Leider wissen wir über die nachkleisthenischen Phratrien gar nichts; nach Aristoteles pol. Ath. 20 hätte Kleisthenes hier nichts geändert.


464 φυλαί und ὠβαί (ὠβαί˙ τόποι μεγαλομερεῖς Hesych.; vgl. οὐαί˙ φυλαί. Κύπριοι) in Sparta in der Lykurgischen Rhetra Plut. Lyc. 6.


465 Über Korinth s. Suidas πάντα ὀκτώ, Aletes ὀκτὼ φυλάς ἐποίησε τοὺς πολίτας καὶ ὀκτὼ μέρη τὴν πόλιν. Elis: Pausan. V 9, 5f. Tegea: Pausan. VIII 53, 6 [verschieden von den 9 Dörfern des Gebiets VIII 45, 1].


466 Vgl. meine »Forschungen« II S. 529f.


467 οἱ φυλοβασιλεῖς ἐξ Εὺπατριδῶν, τέσσαρες ὄντες, μάλιστα τῶν ἱερῶν ἐπεμελοῦντο, συνεδρεύοντες ἐν τῷ βασιλείῳ τῷ παρὰ τὸ βουκολεῖον (richtiger im Prytaneion) Pollux VIII 111 aus Aristoteles.


468 ἔτας = »Bürger« auch in der Kolonialinschrift für Schwarzkorkyra DITTENBERGER3 141, 13 = Vollbürger. Ebenso Äsch. Suppl. 247 in Argos ἔτης = Bürger.


469 Der neueren Forschung sind diese für das Verständnis der griechischen Sagengeschichte grundlegenden Tatsachen nicht klar bewußt geworden. Die älteste Dichtung kennt Eponymen fast gar nicht (vielleicht Pelops Il. B 105; Orestes?; ferner Epeios; Neleus; Argos, den Hermes ἀργειφόντης tötet [Forsch. I 72; die äolischen Helden, wie Sisyphos Il. Z 154 und die Argonauten (Od. λ 237 nach älteren Quellen) sind früh zu Söhnen des Aiolos geworden); Danae, die Mutter des Perseus, ist »ein Danaermädchen«, Briseis »ein Mädchen aus Bresa«, Chryses »ein Mann aus Chryse«, keine eponymen Ahnen. Damit vergleiche man die Gestalten der späteren Dichtung, welche ihr Volk repräsentieren, wie Danaos und Kadmos oder die Eponymen des Troerstammbaumes Il. Υ 215ff., um sich des Unterschiedes bewußt zu werden. Wollte man nur nach dem epischen Material urteilen, so müßte man die Existenz eponymer Ahnherrn für die ältere Zeit überhaupt leugnen; das aber scheint mir angesichts der Blutsverbände und der Blutrache unmöglich. Will man es doch, so muß man für die mykenische Epoche eine noch weit stärkere Zersetzung der ursprünglichen Verhältnisse und damit für die Folgezeit einen noch weit stärkeren Rückschritt in der staatlichen Kultur annehmen, als ich zu tun gewagt habe. Doch bekenne ich, daß ich mir dadurch für das Verhältnis der Geschlechtseponymen zu den Stammeponymen eine Schwierigkeit schaffe, deren vollständig Herr zu werden mir nicht gelungen ist. – Irrtümlich ist auch die [auf semitischem Gebiet ebenso geäußerte] Meinung, welche in den Eponymen verblaßte Göttergestalten sucht, wie in den echten Heroen.


470 Über die kretischen Syssitien ἀπὸ κοινοῦ siehe Ephoros bei Strabo X 4, 16. 18. 20 (wo auch über dieἀγέλαι: τρέφονται δὲ δημοσίᾳ), Aristot. pol. II 7 und ausführlich Dosiadas bei Athen. IV 143, über die spartanischen Ephoros 1. c. Aristot. pol. II 6. Xen. rep. Lac. 5. Plut. Lyc. 12. Athen. IV 138-142. Das älteste Zeugnis ist Od. δ 621 [wohl kaum älter als die Schlußredaktion der Odyssee]: δαιτυμόνες δ᾽ ἐς δώματ᾽ ἴσαν ϑείου βασιλῆος (des Menelaos) ˙ οἱ δ᾽ ἦγον μὲν μῆλα, φέρον δ᾽εὐήνορα οἶνον. σῖτον δὲ σφ᾽ ἄλοχοι καλλικρήδεμνοι ἔπεμπον. Das Detail der Satzungen kann sich natürlich erst allmählich ausgebildet haben. Der starre Zwang und die volle Gleichmäßigkeit wird auch in Sparta erst später eingetreten sein. Alkman ißt die gewöhnliche Speise des δᾶμος, warme Hülsenfrüchte, nicht kostbare Gerichte (fr. 49 DIEHL; auch fr. 56 und 55 sind charakteristisch). Betrag der monatlichen Beiträge des Einzelnen bei Plut. Lyc. 12 und Dikäarch bei Athen. IV 141 c: 1 lak. = 11/2 att. Scheffel (73 l) Gerstenmehl, 8 lak. = 11 bis 12 att. Kannen (361/2 l) Wein, 5 lak. Minen (3 kg) Käse, 21/2 lak. Minen (11/2 kg) Feigen, 10 äginet. Obolen (1,80 M) εἰς ὁψωνίαν. Ehrenportion der Könige: Herod. VI 57. Xen. rep. Lac. 15. Die Späteren betrachten die spartanische Kost, die ihnen ungenießbar war, als einen Bestandteil des raffiniert ausgeklügelten lykurgischen Abhärtungssystems; natürlich ragen auch hier, wie überall, lediglich die alten Sitten in die spätere verwöhntere Zeit hinein. Feste Abgabe der Heloten: Myron bei Athen. XIV 657 d. Plut. Lyc. 24. inst. Lac. 41. – Die spartanische und kretische Päderastie, welche von unseren Berichten sehr romantisch ausgeschmückt wird, ist das natürliche Ergebnis des dauernden Zusammenlebens der jungen Leute. Sie wird ebenso z.B. im makedonischen Heer allgemein, seitdem Philipp den Weibertroß abgeschafft hatte. Nur messen die Alten hier mit verschiedenem Maßstabe.


471 In Kreta οὐκ ἐξ ἁπάντων αἱροῦνται τοὺς κόσμους ἀλλ᾽ ἐκ τινῶν γενῶν, καὶ τοὺς γέροντας ἐκ τῶν κεκοσμηκότων Aristot. pol. Il 7, 5. In Sparta und Kreta gibt es ἱππεῖς, πλὴν ὅτι τοὺς ἐν Κρήτῃ ἱππέας καὶ ἵππους κεκτῆσϑαι συμβέβηκεν (ἐξ οὗ τεκμαίρονται πρεσβυτέραν εἶναι τῶν ἐν Κρήτῃ ἱππέων τὴν ἀρχὴν˙ σώζειν γὰρ τὴν ἐτυμότητα τῆς προσηγορίας), τοὺς δὲ μὴ ἱπποτροφεῖν Ephoros bei Strabo X 4, 18, über die spartan. ἱππεῖς Herod. VIII 124. Xen. rep. Lac. 4, 1ff. vgl. u. S. 514.


472 μετέχειν μὲν [τῶν συσσιτίων] οὐ ῥᾴδιον τοῖς λίαν πένησιν, ὅρος δὲ τῆς πολιτείας οὗτός ἐστιν αὐτοῖς ὁ πάτριος, τὸν μὴ δυνάμενον τοῦτο τὸ τέλος φέ ρειν μὴ μετέχειν αὐτῆς Aristot. pol. II 6, 21.


473 Über die κλωπεία Xen. Anab. IV 6, 14. rep. Lac. 2, 6. Isocr. panath. 211. Plut. apophth. Lac. 32.


474 Siehe vor allem E. KUHN, Entstehung der Städte der Alten, 1878. In der Regel lassen die Neueren, so namentlich W. VISCHER, Über die Bildung von Staaten und Bünden in Griechenland, Kl. Sehr. I, beeinflußt von Aristoteles' Theorie pol. I 1, die Entwicklung umgekehrt verlaufen, von den kleinsten Elementen, womöglich den Dörfern, zu den größeren Verbänden. Indessen das geschichtliche Leben eines Volkes beginnt nie mit Atomen, die ja auch gar nicht existenzfähig sind, und nicht nur Analogie, Überlieferung, Stammnamen, sondern auch das Fortleben der Stammeinheit gerade in unkultivierten Gebieten und in der Religion beweisen die Richtigkeit der vorgetragenen Ansicht. Vgl. Forsch. II 514ff. Ich bemerke, daß die vorübergehende Einigung der kretischen Gemeinden, der συγκρητισμός (Plut. de fratr. am. 19), nicht alt ist, sondern erst dem 3. Jahrhundert angehört, als Knossos und Gortyn sich vereinigten und die Herrschaft über die ganze Insel gewannen, Polyb. IV 53; daher das κοινοδίκιον Polyb. XXII 19, 4. CIG. 2556, 58.


475 Die ozolischen Lokrer erscheinen immer als Einheit, so Thuk. III 95. Xen. Hell. IV 2, 17. IGA. 321, 10. Weiteres s. in meinen »Forschungen« 1293.


476 Die akarnanischen Orte handelten stets einheitlich; in Olpai, auf dem Gebiet ihrer nördlichen Nachbarn, der Amphilocher, haben sie ein Fort und ein Bundesgericht (κοινὸν δικαστήριον Thuk. III 105) angelegt.


477 Für die Tagsatzungen vgl. die Schilderung von Thermon, dem Vorort der Ätoler, bei Polyb. V 8 aus dem J. 218. Vgl. Passaron bei den Molossern Plut. Pyrrh. 5.


478 Es ist klar, daß sie älter ist als die drei andern regelmäßigen Versammlungen, welche nach späterem Recht unter jeder Prytanie berufen werden müssen.


479 Das städtische Zusammenwohnen der gesamten, großenteils aus Bauern bestehenden Bevölkerung eines Gaues, das sich in Mittel- und Unteritalien, Sizilien, Ungarn vielfach bis auf den heutigen Tag erhalten hat, ist der griechischen Entwicklung analog, doch schwerlich mit ihr identisch.


480 Die Bewohner der lokrischen Landstädte haben trotz ihrer Abhängigkeit von Opus besonderes Recht (IGA. 321 Zl. 21. 24ff.); namentlich das Erbrecht wird überall verschieden ausgebildet gewesen sein. Ebenso haben attische Landgemeinden wie Brauron, Marathon, Eleusis usw. gewiß ihr Partikularrecht gehabt.


481 Für die allmähliche Verbreitung des Städtewesens ist sehr bezeichnend, daß bei dem kleinen lokrischen Gau der Hyäer ein Dorf, offenbar der Vorort, den Namen Πόλις führt (Thuk. III 101).


482 Über die böotische Verfassung vgl. ED. MEYER, Theopomps Hellenika 92ff.


483 Im allgemeinen s. vor allem WILAMOWITZ, Aus Kydathen S. 116ff., dessen Grundgedanken ich zustimme, so vielfach ich einzelne Behauptungen bestreiten muß. Die von ihm bekämpfte Ansicht WACHSMUTHS, Stadt Athen I, Athen sei aus einer Verschmelzung pelasgischer, ionischer, phönikischer, thrakischer Ansiedlungen entstanden, und die verwandten Hypothesen anderer können jetzt wohl als ziemlich überwunden gelten. – Die Kritik der attischen Urgeschichte und die Darlegung der Entstehung und Ausbildung der einzelnen Angaben bietet wenig Schwierigkeiten [die Neueren, so auch TÖPFFER, Att. Genealogie, sind freilich immer geneigt, auch in handgreiflichen Kombinationen und Deutungsversuchen einen tieferen Kern zu finden]; für unsere Zwecke ist es unnötig, näher darauf einzugehen. Deshalb verzichte ich auch auf eine Anführung der Belegstellen. Thuk. II 15 beruht auf der landläufigen Sagengeschichte, aus der er die Grundzüge der politischen Entwicklung herausnimmt. Seine Darstellung ist, wenn wir von den Namen Kekrops, Erechtheus, Theseus, die er für geschichtlich halten muß, absehen, fast völlig richtig Eine Erinnerung an die Einigung sieht er in dem Fest der ξυνοίκια, wie Hellanikos und Androtion (Harpokr. Παναϑήναια. Chron. par. 10) die Panathenäen, die in Wirklichkeit kurz vor Pisistratos eingeführt sind, auf Erichthonios zurückführen. Aristoteles würde uns nichts wesentlich Neues bieten. Er hat Thukydides nicht eben verbessert; auf ihn gehen die ochlokratischen Neigungen des Theseus, sein Heroldsruf δεῦρ᾽ ἴτε πάντες λεῴ (vgl. Plut. Thes. 13) und die Schaffung der drei Stände durch Theseus zurück, s. Plut. Thes. 25 und Heraklid. pol. Daß die Theseussage ihren Ausgangspunkt im Norden Attikas hat, in Aphidnä und der Tetrapolis [wo Theseus' Doppelgänger Herakles ebenso heimisch ist – beide Gestalten waren ursprünglich gewiß identisch], weist TÖPFFER nach: Theseus und Peirithoos, in »Aus der Anomia« 1890, 30ff. Daß aber der Vers II. A 265 = scut. Her. 182 interpoliert ist, s. Hermes XXVII 374. Die attischen Sagen haben eben erst sehr spät Einfluß auf die Literatur gewonnen. Die Tellosgeschichte Herod. I 30, die man oft auf historische Kämpfe mit Eleusis bezogen hat, hat für die Geschichte überhaupt keinen Wert. Zum Nachleben der Annexion von Eleusis im Kult vgl. Robert, Hermes XX 377ff.


484 Vgl. Bd. II 1, 267. »Forschungen« II 516.


485 Od. γ 278 gehört die Akte mit Sunion zu Athen (Σούνιον ἱρὸν, ἄκρον Ἀϑηνέων), η 80 Marathon, hymn. Apoll. 30 ist δῆμος Ἀϑηνῶν = Attika. Die Bedeutung der lokalen Sondergestalten der Sage darf man nicht überschätzen; für den adligen Stammbaum sind sie prinzipiell erforderlich, und auch in den einzelnen Landschaften und Dörfern konnten sie sich noch bilden, als diese längst zu Athen gehörten; denn eine gewisse Sonderexistenz hat auch jeder Teil des Gesamtstaats.


486 αἰσυμνήτης (von dem später verschollenen αἶσα »der Anteil«, erhalten in Cypern GDI. 73 von der dem Gotte zustehenden Portion) als Titel in Kyme und Mytilene, Teos und Naxos, ferner in Megara und seinen Kolonien als Name der Prytanen. Bei Homer sind αἰσυμνῆται Od. ϑ 258 erwählte Kampfrichter, II. Ω 347 ist κοῦρος αἰσυμνητήρ ein adliger, königlicher Jüngling.


487 Aus den Geschenken an den König sind später die Gerichtsgebühren erwachsen, so in Athen die πρυτανεῖα, die von den Kolakreten, den Finanzbeamten des ältesten Staats (o. S. 293), verwaltet werden. – Die Schilderungen der Richter bei Homer und Hesiod kennen das Königtum meist nicht mehr, sondern nur noch die adligen Richter (so z.B. in dem Hymnus auf den beredten und einsichtigen βασιλ ύς theog. 80ff.). Die ältesten Zustände sind daher nicht sicher zu erkennen. Dazu kommt, daß eingehendere Schilderungen, wie Il. Σ 498ff. der Prozeß um die Blutsühne (die ganze Schildbeschreibung kennt das Königtum nicht mehr; βασιλεύς v. 555 steht im späteren Sinne), selten und durch die technischen Ausdrücke schwer verständlich sind.


488 Die Ephoren Zivilrichter: Aristot, pol. II 6, 16 κρίσεων μεγάλων εἰσὶ κύριοι; III 1, 7 τὰς τῶν συμβολαίων (δίκας) δικάζει τῶν ἐφόρων ἄλλος ἄλλας, οἱ δὲ γέροντες τὰς φονικάς. Plut. apophth. Lac. Eurykratidas τὰ περὶ τῶν συμβολαίων δίκαια ἑκάστης ἡμέρας κρίνουσιν οἱ ἔφοροι. Ferner die Anekdoten über den Ursprung des Ephorats, vor allem Plut. Cleom. 10; vgl. meine »Forschungen« I 252. Ephoren gibt es auch in Thera, in den Kolonien Kyrene und Heraklea und in Messene. Die den alexandrinischen Chronographen vorliegende Liste der eponymen Ephoren begann mit dem J. 755/4 (Forsch. I 247); wahrscheinlich hat aber die Institution schon lange vorher bestanden, nur mit der Aufzeichnung hat man erst damals begonnen. Vgl. auch Theopomps Hell. 234, 1. Die kretischen Kosmen (zum Titel vgl. den κοσμόπολις in Lokri Polyb. XII 16) entsprechen in allem den Ephoren. Leider fehlt jede Angabe, wie der δικαστας des Gesetzes von Gortyn bestellt wird.


489 Vgl. u. S. 318.


490 Zwei Königshäuser, die auf Skamandrios, S. d. Hektor, und Askanios, S. d. Äneas, zurückgeführt werden, gab es auch in der von Milesiern kolonisierten Troerstadt Skepsis, Strabo XIII 1, 52.


491 Prytanen als höchste Jahrbeamte sind namentlich in Kleinasien ganz gewöhnlich; daher auch die Titel der Chroniken des Charon πρυτάνεις ἢ ἄρχοντες τῶν Λαμψακηνῶν [so ist bei Suidas zu korrigieren] und des Phanias πρυτάνεις Ἐρεσίων; vgl. Aristot. pol. V 4, 5 in Milet πολλῶν ἦν καὶ μεγάλων κύριος ὁ πρύτανις. Auch der spartanische König Prytanis, S. d. Eurypon, gehört wohl hierher. Über πρυτάνεις als Bezeichnung des Ratsausschusses u. S. 321. Ebenso ist in Athen u.a. ἄρχοντες, bei den Lokrern und in vielen vestgriechischen Städten δαμιουργοί (in Elis IGA. 112, 6 ἁ ζαμιωργία, Thuk. V 47 οἱ δημιουργοί) Name des höchsten Beamtenkollegiums geworden.


492 Geschichte von Korinth bei Diod. VII 9 (Euseb. chron. I 219) nach Apollodor [oder Kastor?]; danach regieren die Könige 1104-748, die bakchiadischen Prytanen 747-658 bis auf Kypselos. Vgl. Herod. V 92. Pausan. II 4, 4. Strabo VIII 6, 20 οἱ Βακχιάδαι τυραννήσαντες, πλούσιοι καὶ πολλοὶ καὶ γένος λαμπροὶ, διακόσια ἔτη σχεδόν τι κατέσχον, τὴν ἀρχὴν, wobei die Könige von Bakchis an mitgerechnet sind. Bakchis gilt als vierter Nachkomme des Aletes, des heraklidischen Eroberers von Korinth; das ist zugleich ein Beleg dafür, wie wenig mythische und historische Überlieferung hier vorhanden war.


493 Aristoteles pol. Ath. 3 hat den sehr achtungswerten Versuch gemacht, die Geschichte des Archontats zu erschließen, aber seine Resultate sind nicht durchweg richtig. Namentlich ist gar kein Grund vorhanden, die Einsetzung der Thesmotheten bis auf die Einführung des Jahrarchontats herabzurücken; sie haben mit dem Oberamt nichts zu tun. Ebenso verkennt Aristoteles, daß der ἄρχων der eigentliche Erbe des Königtums ist; daher ist es ganz natürlich, daß Akastos, der erste König, auch als der erste Archon gilt – denn nicht Medon, der Eponymos des Geschlechts, sondern sein Sohn, der erste Medontide, ist der erste Herrscher Athens, genau wie nicht Achämenes, sondern der erste Achämenide Teispes der erste König der Perser ist (o. S. 144); vgl. das über die Neliden o. S. 399 Bemerkte. Als dann die Vorgeschichte des attischen Königtums rezipiert und ausgearbeitet und Medon zum Sohn des Königs Kodros gemacht wurde (o. S. 399), ging Akastos' Rolle auf Medori über (τελευταία τῶν ἀρχῶν ἡ τοῦ ἄρχοντος˙ οἱ μὲν γὰρ πλείους ἐπὶ Μέδοντος, ἔνιοι δὲ [offenbar die Älteren] ἐπὶ Ἀκάστου φασὶ γενέσϑαι ταύτην Aristot.), und man behauptete, nach Kodros' Tode sei das erbliche Königtum in ein erbliches Archontat umgewandelt – worin der Unterschied bestehe, wußte man freilich nicht zu sagen (Justin. II 7. Vell. I 2. Pausan. IV 5, 10. Euseb. chron. I 185 [Kastor] u.ä.). Medontiden, nicht Kodriden, als Name des Geschlechts: Pausan. IV 5, 10. 13, 7. Velleius I 2. TÖPFFER, Att. Gen. 229. Über die Liste der Medontiden o. S. 285. Die Daten sind jedenfalls nicht geschichtlich, denn daß die zehnjährigen Könige wirklich alle 10 Jahre regiert haben, ist undenkbar. Was von dem Frevel des letzten Medontiden Hippomenes erzählt wird, durch den das Geschlecht um seine Rechte kommt (Diod. VIII 22. Nic. Dam. 51 Herakl. pol. u.a.; abweichend Paus. I 3, 3), ist ohne Wert. Sehr möglich ist auch, daß 682/1 [das Datum ist nicht ganz sicher, vgl. BUSOLT, Gr. Gesch. I 404. 407] gar nicht das Datum der Einsetzung der Jahrarchonten ist, sondern nur dasjenige, von dem ab ihre Liste erhalten war, vgl. die Ephoren o. S 314, 1. – Der Titel ἄρχων steht in Athen nur dem ersten Beamten, nicht den übrigen acht Archonten zu.


494 Eine Ausnahme bilden z.B. die Chaoner in Epiros mit jährlich wechselnden Oberbeamten aus dem herrschenden Adelsgeschlecht (ἐκ τοῦ ἀρχικοῦ γένους); ebenso sind die Thesproter ἀβασίλευτοι Thuk. II 80.


495 Über die spartan. Könige: Herod. VI 56ff. Xen. rep. Lac. 13. 15. Ion von Chios fr. 2 (Athen. XI 463).


496 Aristot. pol. IV 10, 10 καὶ ἡ πρώτη δὲ πολιτεία ἐν τοῖς Ἕλλησιν ἐγένετο μετὰ τὰς βασιλείας ἐκ τῶν πολεμούντων, ἡ μὲν ἐξ ἀρχῆς ἐκ τῶν ἱππέων (τὴν γὰρ ἰσχὺν καὶ τὴν ὑπεροχὴν ἐν τοῖς ἱππεῦσιν ὁ πόλεμος εἶχεν˙ ἄνευ μὲν γὰρ συντάξεως ἄχρηστον τὸ ὁπλιτικόν, αἱ δὲ περὶ τῶν τοιούτων ἐμπειρίαι καὶ τάξεις ἐν τοῖς ἀρχαίοις οὐχ ὑπῆρχον, ὥστ᾽ ἐν τοῖς ἱππεῦσιν εἶναι τὴν ἰσχύν), αὐξανομένων δὲ τῶν πόλεων καὶ τῶν ἐν τοῖς ὅπλοις ἰσχυσάντων μᾶλλον πλείους μετεῖχον τῆς πολιτείας. Vgl. VI 4, 3. Ferner die Charakteristik der verschiedenen Oligarchien IV 5.


497 ἱπποβόται in Chalkis und Eretria Herod. V 77 (erklärt als οἱ παχέες). Plut. Perikl. 23. Strabo X 1, 8, nach Aristoteles ἡνίκα [in Chalkis] ἡ τῶν Ἱπποβοτῶν καλουμένη ἐπεκράτει πολιτεία˙ προέστησαν γὰρ αὐτῆς ἀπὸ τιμημάτων ἄνδρες ἀριστοκρατικῶς ἄρχοντες; Aristot. pol. V 5, 10 ἡ ἐν Ἐρετρίᾳ ὀλιγαρχία ἡ τῶν ἱππέων.


498 Heraklid. pol. 22 die Magneten (am Mäander) ἱπποτρόφοι εἰσὶν, ὃν τρόπον καὶ Κολοφώνιοι, πεδιάδα χώραν ἔχοντες. Vortrefflichkeit der kolophonis chen Reiterei Strabo XIV 1, 28.


499 Vgl. die Behörden von Argos, Mantinea, Elis bei Thuk. V 47.


500 Den homerischen Zuständen entsprechend liegt auch in Athen das Amtslokal der Thesmotheten am Markt, dem Mittelpunkt des Verkehrs.


501 Kriminalgerichtsbarkeit der Geronten in Sparta Aristot. pol. III 1, 7. In Athen übt sie sowohl der Areopag wie der Prytanenrat und später die βουλή (Aristot. pol. Ath. 45). Dazu kommen dann für Mordsachen die Epheten (u. S. 533).


502 Die ionischen Städte sind erst 493 durch die Perser gezwungen worden συνϑηκας σφίσι αὐτοῖσι ποιέεσϑαι, ἵνα δοσίδικοι εἶεν καὶ μὴ ἀλλήλους φέροιέν τε καὶ ἄγοιεν: Herod. VI 42. Anderswo wird es also derartige Verträge bis dahin noch viel weniger gegeben haben.


503 Daß die Richter den Fremden und den Bürger mit gleichem Maße messen sollen, ist alter Grundsatz: Hesiod op. 225, aber natürlich oft übertreten, vgl. Forsch. I 312f.


504 Für den Wechsel von Brache und Bestellung Suidas ἐπὶ καλάμῃ ἀροῦν (aus Lysias).


505 Im allgemeinen Od. ρ 382ff. τίς γὰρ δὴ ζεῖνον καλεῖ ἄλλοϑεν αὐτὸς ἐπελϑὼν ἄλλον γ᾽, εἰ μὴ τῶν, οἳ δημιδεργοὶ ἔασιν, μάντιν ἢ ἰητῆρα κακῶν ἢ τέκτονα δούρων, ἢ καὶ ϑέσπιν ἀοιδὸν, ὅ κεν τέρησιν ἀειδων; οὗτοι γὰρ κλητοί γε βροτῶν ἐπ᾽ ἀπείρονα γαῖαν. Hesiod op. 25 καὶ κεραμεὺς κεραμεῖ κοτέει καὶ τέκτονι τέκτων καὶ πτωχὸς πτωχῷ φϑονέει καὶ ἀοιδὸς ἀοιδῷ. Auch der Bettler betreibt gewissermaßen ein Handwerk, vgl. Iros. – δημιοεργός heißt auch, wer ein Werk des δῆμος, d.h. eine staatliche Aufgabe, vollzieht, z.B. der im öffentlichen Auftrag entsandte Herold Od. τ 135; daher als Amtstitel o. S. 316. Auch ein μάντις wie Kalchas ist Il. A 80 ein ἀνὴρ χέρης, der nicht zum regierenden Stande gehört; die weitere Entwicklung der Sage hat dann seine Gestalt immer mehr zu heben gesucht. Natürlich gab es aber wie adlige Priesterfamilien auch adlige Seher, so z.B. die Iamiden in Arkadien und Elis.


506 An der späten Stelle Il. Υ 247 kommt bereits eine νηῦς ἑκατόζυγος vor.


507 In den ἔργα des Böoters Hesiod steht die Schiffahrt bereits als zweiter berechtigter, wenn auch unsicherer und daher weniger geachteter Erwerbszweig neben dem Ackerbau, die Handwerker kommen für ihn nicht in Betracht. Vgl. auch Od. ρ 288.


508 ἀειναῦται in Milet Plut. quaest. Gr. 32; in Chalkis IGA. 375.

509 Die Kimmerier sind für Homer δειλοὶ βροτοί λ 19 (bei Kallinos heißen sie ὀβριμοεργοί); also weiß der Dichter von den Kimmeriereinfällen in Kleinasien noch nichts, sondern kennt das Volk nur aus verschwommener Kunde. Die Stelle ist also beträchtlich vor 700 v. Chr. gedichtet.


510 Für die Verwertung der Angaben der Odyssee ist zu beachten, daß Odysseus' Abenteuer durch die Schlußbearbeitung in einen ganz falschen, dem Wortlaut der Dichtung (μ 3) widersprechenden Zusammenhang gebracht sind; vgl. WILAMOWITZ, Hom. Unters. 165ff. Die ältere Fassung setzt die Lästrygonen nach Kyzikos (Quelle Artakia: κ 108, vgl. u. S. 416; vorher aber hat man sie viel weiter im Norden, im Gebiet der langen Tage [κ 82ff.], gedacht), Aiaia und Kirke, die Kimmerier und den Hadeseingang ins Schwarze Meer. Dieser Teil der Odysseuserzählungen ist der älteren Argonautensage nachgebildet, auf die fortwährend angespielt, aus der aber Wiederholungen vermieden werden (μ 70); daher fährt Odysseus nicht durch die Plankten, sondern zwischen Skylla und Charybdis (die ursprünglich wohl auch ganz anderswo gedacht waren) ins Westmeer. Infolge der Schlußredaktion sind dann Kirke, Hadeseingang, Sirenen, Skylla und Charybdis sowie Thrinakia nach Italien und Sizilien versetzt worden.


511 Über die phönikische Kolonisation vgl. Bd. II 2, 84.


512 Phöniker bei Homer: Bd. II 2, 113.


513 Linnenpanzer Il. B 529. 830. Ἀργεῖοι λινοϑώρηκες in dem Orakel Anthol. pal. XIV 73 (Forsch. I 30).


514 Grabschrift des Midas: Plato Phaedr. 264 D. Herod. vit. Hom. 11.


515 Im allgemeinen vgl. HELBIG, Die homer. Epen aus den Denkmälern erläutert.


516 So beschwerlich die Schiffahrt im Altertum war, so darf man doch das Bild des Seeverkehrs in der Blütezeit des Epos durch die Schilderungen des Schiffbruchs der von Troja zurückkehrenden Flotte und der Irrfahrten des Odysseus nicht beeinflussen lassen. Diese Dinge waren von der Sage gegeben; zahlreiche Stellen zeigen, daß in Wirklichkeit eine Fahrt nach Ägypten oder Phönikien oder gar über das Ägäische Meer nichts besonders Schwieriges war.


517 Die lebendige Anschauung der Geographie Griechenlands tritt besonders deutlich im Hymnus auf den pythischen Apoll hervor; doch treten dem unzählige gleichartige Stellen der Epen zur Seite, bis auf den Schiffskatalog herab. Kleine Versehen dürfen nicht urgiert werden; das auffallende ist nicht ihr Vorkommen, sondern ihre Seltenheit.


518 Mit den homerischen Schilderungen der Leichenbestattung (z.B. Il 456. Σ 28. Ψ. Ω 720ff.; ferner die ἆϑλα ἐπὶ Πελίᾳ Simon. fr. 32 DIEHL, die Leichenfeier des Amphidamas Hesiod op. 654 u.a.) sind die Darstellungen der Dipylonvasen und die Solonischen und sonstigen Luxusgesetze zu vergleichen.


519 Strabo VIII 3, 30 κατὰ δὲ τὰ Τρωικὰ ἢ οὐκ ἦν ἀγὼν στεφανίτης ἢ οὐκ ἔνδοξος ... οὐδὲ μέμνηται τούτων Ὅμηρος οὐδενός. ἀλλ᾽ ἑτέρων τινῶν ἐπιταφίων. Geschichte der Olympischen Spiele: Als Begründer und Ordner ihrer Satzungen, namentlich des während derselben herrschenden Gottesfriedens (ἐκεχειρία), gilt Iphitos, König von Elis (vgl. o. S. 263, 2); eine alte von Aristoteles zuerst herangezogene diskusförmige Stiftungsinschrift nannte neben ihm den Lykurgos (οἱ μὲν γὰρ᾽ Ἰφίτῳ συνακμάσαι καὶ συνδιαϑεῖναι τὴν Ὀλυμπιακὴν ἐκεχειρίαν λέγουσιν τὸν Λυκοῦργον, ὧν ἐστι καὶ Ἀριστοτέλης ὁ φιλόσοφος, τεκμήριον προσφέρων τὸν Ὀλυμπίασι δίσκον, ἐν ᾧ τοὔνομα τοῦ Λυκούργου διασώζεται καταγεγραμμένον Plut. Lyc. 1). Natürlich verstand man darunter den Spartaner und rückte daher entweder diesen bis Ol. 1 hinab oder den Iphitos in die Zeit des Lykurgos hinauf, so daß die von ihm gestiftete Olympienfeier etwa ein Jahrhundert vor die erste aufgezeichnete von 776, den Sieg des Koroibos, gesetzt wurde (s. Euseb. chron. I 193); Timäos half sich mit der Annahme von zwei Lykurgen (Plut. Lyc. 1). In Wirklichkeit kann der olympische Lykurg nicht der Spartaner sein, da Spartaner erst seit Ol. 15, nach der Besiegung Messeniens, unter den Siegern erscheinen. Iphitos und Lykurgos sind nicht historische Gestalten, sondern die sagenberühmten Landesheroen (Lykurgos der Arkader H 142), denen man die Festsatzungen zuschreibt (WILAMOWITZ, Hom. Unters. 284). Daneben wird der Agon auf den gefeierten Gott Zeus selbst (seinen Sieg über Kronos Paus. V 7, 10) zurückgeführt. Ebenso sind die Lykäen in Arkadien eine Stiftung des Zeus (Paus. VIII 2, 2) oder des Lykaon (= Lykurgos); auch die Stiftung eines dritten Zeusfestes, der Nemeen, wird auf Lykurgos, den Vater des Opheltas = Archemoros, zurückgeführt (Apollodor I 19, 14. III 6, 4. Paus. II 15, 3). Vgl. auch meine »Forschungen« I 281. – Neben diesen Lokaltraditionen steht die dichterische Stiftungsgeschichte, nach der Önomaos, Pelops und vor allem Herakles (sei Pindar) den Agon eingesetzt haben. Um die Traditionen auszugleichen und die Stiftung durch Herakles festzuhalten, wird seit dem 4. Jahrhundert als der eigentliche Gründer der idäische Daktyl Herakles bezeichnet (so schon Deinon fr. 4 und dann alle Späteren). Das ist viel leicht bereits eine Erfindung des Hippias von Elis, der zuerst die Olympionikenliste herausgab und kommentierte (Plut. Numa 1). Die Ansätze zu weiteren Ausschmückungen gehen vielleicht auch auf ihn zurück (TRIEBER, Berichte des freien deutschen Hochstifts 1889, Heft 2, S. 133, und dazu meine Forsch. I 241f.), so die aller Geschichte ins Gesicht schlagende Behauptung, Elis sei als heiliges Land anerkannt und habe keine Kriege geführt (Ephoros bei Strabo VIII 3, 33. Diod. VIII 1). Spätere Darstellungen: Strabo VIII 3, 30, Pausan. V 7, 6-9, 2 (vgl. V 4). VI 22. Phlegon fr. 1, Euseb. I 191ff. mit der aus Afrikanus entnommenen Liste der Olympioniken. Natürlich hat jeder Chronograph über sie gehandelt. Zur Kritik s.u. S. 499, 1. Für die Geschichte der Agonistik hat Aristoteles die Olympionikenliste bearbeitet.


520 Vgl. Bd. II 2, 432.


521 Vgl. Bd. II 2, 133.


522 Wenn die von RAMSAY, A study of Phrygian art, J. Hell. Stud. IX, besprochenen phrygischen Monumente wirklich dem 8. Jahrhundert angehören, so zeigen sie eine der griechischen völlig parallele und mit ihr in nahem Zusammenhang stehende Entwicklung.


523 Den späteren Partien des Epos ist das Eisen ganz geläufig, wenn auch die Dichtersprache in der Regel von ehernen Waffen redet; vgl. z.B. in der Telemachie π 294 αῦτὸς γὰρ ἐφέλκεται ἄνδρα σιδηρος mit Bezug auf die Waffen an den Wänden des μέγαρον; vgl. HELBIG S. 330f. Dazu stimmt das Vorkommen des Eisens zusammen mit geometrischen Vasen.


524 Über den Schild des Achill s.u.a. BRUNN, Kunst bei Homer, Kl. Sehr. II (1905) S. 18ff., HELBIG S. 395ff.: über den dem 7. Jahrh. angehörigen hesiodeischen Schild des Herakles SITTL, Arch. Jahrb. II [daß ihm der Schild des Achill als Vorbild diente, scheint mir aber unzweifelhaft].


525 Dädalos ist seltsamerweise von den Kunsthistorikern vielfach für einen geschichtlichen Künstler gehalten worden; dagegen ROBERT, Archäol. Märchen S. 1ff. Übrigens hängt Daidalos ursprünglich jedenfalls mit dem Herafeste der Daidala in Platää zusammen; seine Gestalt wird also dem Kultus entstammen (daher auch das Geschlecht und Dorf Δαιδαλίδαι in Attika, als dessen Eponymos er gilt, vgl. TÖPFFER, Att. Geneal. 165ff.). Für die Sage aber ist er einfach der Künstler und zunächst auf Kreta heimisch, wo er mit der Minos- und Pasiphaesage eng verknüpft ist.


526 Daß die Phantastereien der Alten über die Geschichte der griechischen Schrift (Palamedes, Simonides) wertlos sind, bedarf keiner Bemerkung mehr; nur die Tatsache des phönikischen (kadmeischen) Ursprungs ist bewahrt oder aus der Übereinstimmung der Zeichen, die ja in älteren Inschriften nicht zu verkennen war, richtig gefolgert.


527 S. Bd. II 2, 71. 118.


528 Grundlegend A. KIRCHHOFF, Studien zur Geschichte des griechischen Alphabets, 4. Aufl. 1887.


529 Die von KIRCHHOFF kartographisch fixierte Einteilung des Alphabets nach den Zeichen für Xi und Chi gilt für das 7. und 6. Jahrhundert, ist aber ihrem Ursprung nach sekundär. Der Unterschied in den Zeichen für s ist weit älter und gibt ein wesentlich anderes Bild. KIRCHHOFF hat das griechische Material vortrefflich dargestellt, aber unterlassen, nach oben die Anknüpfung an den doch genau bekannten Ausgangspunkt aller griechischen Schrift, das phönikische Alphabet, zu gewinnen. Auch unterläßt man gewöhnlich allzusehr, jedes Alphabet als ein Ganzes anzusehen, das dadurch weiter überliefert wird, daß es bei einem Lehrer gelernt wird.


530 Was ich im Text vorgetragen habe, beruht auf Untersuchungen, die noch nicht zum Abschluß gelangt sind. Daß das dreistrichige (urspr. vielstrichige) und vierstrichige Sigma verschiedenen Ursprungs sind, hat bereits G. HIRSCHFELD, Rhein. Mus. 44, 464ff., erkannt, aber das dreistrichige fälschlich vom Ṣade abgeleitet, während Form und Name mit dem Samech übereinstimmen. In Ionien hat man den Namen σίγμα auf das Šîn Σ (urspr. auch phönikisch san) übertragen (Herod. I 139), ein Beweis, daß man auch hier ursprünglich das echte, drei- resp. vielstrichige Sigma geschrieben hat [zu beachten ist, daß die ältesten kyrenischen Vasen auch das vielstrichige Sigma zeigen]. Das wird durch das phrygische und lykische Alphabet bestätigt. – Daß die Verwertung des Samech für Khs (x) nicht aus dem Gebiete stammen kann, wo dieser Buchstabe die Bedeutung s hatte, ist klar; von hier aus ist die Geschichte der Zusatzzeichen aufzuhellen. – Daß die Griechen wie die Phöniker ursprünglich von rechts nach links oder bustrophedon geschrieben haben und erst allmählich zu rechtsläufiger Schrift übergegangen sind, ist bekannt. – Die Verwendung der Buchstaben als Zahlzeichen ist sekundär und nicht von den Phönikern entlehnt.


531 Einige der ältesten uns erhaltenen Inschriften, wie IG I2 919 [s. J. KIRCHNER, Imagines Inscr. Att. (1935) Taf. 1] auf einer Dipylonvase, werden bis ins 8. Jahrhundert hinaufragen.


532 Vgl. dazu Bd. II 1, 288.


533 Vgl. Bd. II 1, 288.

534 Vgl. Bd. II 1, 288.


535 Daß Homer ein Äoler sei, hat namentlich Ephoros ausgeführt; der Name bedeute in Kyme der »Blinde« (vit. Hom. 2, 2, vgl. Hermes XXV 454); auf ihn dürften auch die aus dem Opferwesen hergenommenen Gründe (vit. 1, 37) zurückgehen. Daraus folgerten antike Vorgänger FICKS die äolische Abfassung der Gedichte: τὴν δὲ ποίησιν ἀναγιγνώσκεσϑαι ἀξιοῖ Ζώπυρος ὁ Μάγνης [unbek. Zeit] Αἰολίδι διαλέκτῳ˙ τὸ δὲ αὐτὸ καὶ Δικαίαρχος (OSANN, Anecd. Rom. = NAUCK, Lex. Vindobon. appendix). Die Alexandriner haben das natürlich verworfen; für Aristarch ist Homer ein Athener (d.h. Urionier), der an der κτίσις Ἰωνίας teilnimmt, sein Dialekt daher urionisch.


536 Vgl. Bd. II 1, 288.


537 Vgl. Bd. II 1, 286.


538 Bd. II 1, 295.


539 Bd. II 1, 297.


540 Lieder historischen Inhalts bilden überall einen Hauptbestandteil des epischen Lieds, so bei den Germanen (Tac. ann. II 88), bei Serben, Russen, Karakirgisen; auch die altrömischen »laudes clarorum virorum« gehören hierher; ebenso setzt sich die iranische Sage in die geschichtlichen Zeiten fort. Den Einschnitt, den die Forschung hier überall macht und machen muß, kennt die Überlieferung nicht. Bei den Griechen können derartige Lieder nicht gefehlt haben.


541 Die Verschmelzung mythischer und historischer Sagen scheint in keiner Volksepik zu fehlen, wenn auch die Stärke beider Bestandteile in den einzelnen Fällen verschieden ist. Im iranischen Epos scheint sich das historische Element, abgesehen von einzelnen geschichtlichen Gestalten, wie Vistaspa, die nicht einmal der eigentlichen Heldensage angehören, auf den Gegensatz und die Kämpfe zwischen den turanischen Nomaden und der seßhaften iranischen Bevölkerung zu beschränken (Bd. I, 906.) [ähnlich verhält es sich wohl mit den Grundlagen des indischen Epos], bei den Griechen ist das Bild der mykenischen Zeit, ihrer Reiche und Völkerverhältnisse der allgemeine Hintergrund, einzelne Ereignisse sind bewahrt; bei den Germanen sind die historischen Elemente am stärksten. Sehr bezeichnend ist, daß die russische Heldensage den historischen Rahmen, der die Erinnerung an die Glanzzeit von Nowgorod und von Kiew unter Wladimir bewahrt und auch sonst einzelne geschichtliche Namen enthält, nicht mehr mit Mythen, sondern mit Erzählungen aus dem internationalen Märchenschatze ausfüllt, s. WOLLNER, Unters, über die Volksepik der Großrussen. Auch hier leben die Lieder nicht an dem Schauplatz, auf dem die Erzählungen spielen, sondern weit davon entfernt am Onegasee; ebenso ist die germanische Sage gewandert.


542 Vgl. Bd. II 1, 299.


543 Vgl. Bd. II 1, 286.


544 Die thebanische Sage ist ursprünglich wie gewalttätiger (Ödipus' Vatermord und Mutterehe, der Brudermord, Eriphyle, Alkmeon) so wohl auch tiefer und großartiger als die troische; daher hat sie den Tragikern den reichsten Stoff geboten [die Ausbildung der Atridensage, die mit ihr wetteifern kann, ist dem älteren Epos noch fremd]. Die Prophetengestalten, Melampus, Amphiaraos, Tiresias, sind wohl das Vorbild des Kalchas, der daher auch mit Recht in der Melampodie dem Mopsos, Enkel des Tiresias, erliegt.


545 Von den alten Liedern haben sich die dem troischen und dem thebanischen Sagenkreise (vgl. Δ, E, Ψ 679 und die Nekyia) angehörigen zu zahlreichen Epen kondensiert [Rekonstruktionsversuch von BETHE, Theban. Heldenlieder 1891], während über die Argonauten- und die Heraklessage später keine (Homerischen) Epen vorlagen, sondern nur jüngere Bearbeitungen (doch gab es Homerische ἆϑλα ἐπὶ Πελίᾳ Simonides fr. 32 DIEHL). Daß beide Sagen mindestens so früh ausgebildet und in zahlreichen Liedern besungen sind wie die troische und die Odysseussage, beweisen die vielfachen Anspielungen in Ilias und Odyssee. Wie alte Stücke in den thebanischen Epen enthalten waren, lehrt die von WILAMOWITZ, Isyllos 163, 3 erkannte Tatsache, daß Il. Γ 179 aus einem Vers der Thebais (fr. 5. Pindar Ol. 6, 27 mit den Scholien) umgebildet ist.


546 Vgl. Bd. II 1, 296.


547 Chronologie des Epos: Die Telemachie zeigt so genaue Bekanntschaft mit Ägypten, daß sie kaum älter sein kann als rund 650. Dagegen ist das Hauptgedicht der Odyssee (Phäaken und Apologe in ihrer jetzigen Gestalt) älter als der Kimmeriereinfall und die genauere Erforschung des Schwarzen Meers, wird also bis rund 750 hinaufzurücken sein. Die ältesten Bestandteile der Odyssee, die zum Teil einen ganz anderen Gang der Sage voraussetzen (λ 100-104. 121-224), reichen also mindestens weit ins 9. Jahrhundert hinauf. Der Hauptteil der Ilias aber, A–Z, I und Teile von M–N (die Διὸς ἀπάτη Ξ 153 bis O 366 und andere Gedichte der mittleren Ilias sind etwas, die Patroklie, Σ, Ψ, nicht unwesentlich jünger), ist sehr beträchtlich älter als der Hauptteil der Odyssee. Demnach wird man das Lied von der μῆνις unbedenklich bis gegen das J. 1000 v. Chr. hinaufrücken können. Ihm gehört die erste Hälfte von A und Stücke in B; alles Weitere ist verloren. Doch wird man geneigt sein, Reste echtester Poesie, wie das Bruchstück der ältesten Dichtung von Hektors Tode X 157-161. 165. 166. 208-213, mit ihm in Verbindung zu setzen. Damit vergleiche man die spätere Gestaltung des Stoffs X 167-207. 214ff. (diese Version hat die Bruchstücke des älteren Gedichts aufgenommen), um den Abstand des Stils lebendig zu empfinden. Im übrigen ist Il. A weder das älteste Lied über die μῆνις – denn es steht schon weit von der ursprünglichen Sage ab – noch das einzige, welches der Ilias zugrunde liegt; denn das keineswegs sehr alte Gedicht, dem Il. I angehört, setzt eine von A abweichende und ältere Form der Sage voraus (v. 128-132; umgedeutet T 245f.). Übrigens würde I, das in jeder Beziehung eine Sonderstellung einnimmt, eine Spezialuntersuchung reichlich lohnen.


548 Daß die »kyklischen« Epen im allgemeinen inhaltlich wie sprachlich jünger und daher auch trotz des umfangreicheren Stoffs meist beträchtlich kürzer gewesen sind als Ilias und Odyssee [daher kann die unendlich lange Thebais des Antimachos Cic. Brut. 191, Porphyrio zu Horat. art. poet. 146 nicht das kyklische Epos sein, wie BETHE meint], ist ebenso sicher wie das hohe Alter einzelner ihrer Teile; hier werden immer manche Rätsel bleiben.


549 Die Frage nach der schriftlichen Aufzeichnung der Epen, die für WOLF den Ausgangs- und Brennpunkt der homerischen Probleme bildete, hat in Wirklichkeit für diese keine Bedeutung. Die Sachlage bleibt ganz dieselbe, ob wir annehmen, daß der Dichter von Il. A bereits sein Gedicht aufgezeichnet hat oder ob wir die rein mündliche Entstehung und Überlieferung bis ans letzte Ende der Entwicklung der Epen ausdehnen.


550 Vgl. USENER, Altgriech Versbau 112.


551 Der Übergang vom Aöden zum Rhapsoden ist mittels der Proömien genau zu verfolgen; denn die Rhapsoden rezitieren diese Proömien, die von Aöden für den Gesang verfaßt sind; und diese Aöden der Proömien sind die Nachfolger des Sängers Demodokos, der wie sie dem Heldengedicht eine Anrufung der Gottheit vorausschickt (ϑ 499). – Die Ableitung des Wortes ῥαψῳδός von ῥάβδος, die schon Pindar andeutet, halte ich für richtig; es ist dann eine inkorrekte Bildung anzunehmen. Jedenfalls entspricht sie allein dem Sinn, während ῥάπτειν ἀοιδὴν gar keinen Sinn ergibt.


552 Homer als Rhapsode: Pindar Isthm. 4, 65, vgl. Nem. 2, 2. Plato rep. X 600 D. u.a. In der gelehrten Literatur ist er dann wieder der Sänger im Gegensatz zum Rhapsoden Hesiod (vgl. z.B. Paus. IX 30, 3).


553 Vgl. Kl. Schr. II, S. 60f.


554 Hesiods Zeit wird man mit Rücksicht auf die politischen Verhältnisse (βασιλῆες), auf den geographischen Horizont seines Flußkatalogs und auf seine literarhistorische Stellung und Wirkung keinenfalls unter 700 hinabrücken dürfen. Auch an Hesiod hat früh die novellistische Legende angeknüpft; vgl. Thuk. III 96.


555 Kl. Schr. II S. 62ff.


556 Eumelos gilt auch als Verfasser der Titanomachie und der Europia, Kinaithon als der der Telegonie, Ödipodie, kleinen Ilias; die Grenzen zwischen genealogischer und kyklischer Poesie sind eben keine absoluten.


557 Über das Alter der kleineren Gedichte vgl. meine Bemerkung Hermes XXVII 379. Den »Margites« kennt schon Archilochos fr. 153 BERGK; er gehört also ins 8. Jahrhundert. Die Angabe, daß der »Margites« von Pigres verfaßt sei (Suidas), ist absurd und wohl ein Mißverständnis.


558 Vgl. Bd. II 1, 285.


559 Über die hier und im folgenden berührten Fragen vgl. E. ROHDE, Psyche I, 1890, dem ich freilich auch hier trotz mancher treffender Bemerkungen nur in wenigen Fällen unbedingt beistimmen kann. Durch die völlige Isolierung Homers und die Ablehnung gesicherter Ergebnisse der Homeranalyse (z.B. S. 46ff.) hat sich ROHDE den Weg selbst versperrt.


560 Im Epos bezeichnet ἥρως die gesamte Heldengeneration, von der die Sage erzählt [nicht nur die hervorragendsten Krieger; Hesiod op. 156ff. gibt nur die Auffassung des gesamten Epos wieder, was öfter übersehen wird]. Dagegen im gewöhnlichen Sprachgebrauch ist ἥρως der verklärte und eines Kultus teilhaftig gewordene Verstorbene; in manchen Gegenden, wie Böotien, wird schon früh (Plato com. fr. 75 KOCK bei Zenob. VI 17) jeder Tote als ἥρως bezeichnet, was in der späteren hellenistisch-römischen Zeit ganz allgemein wird. Dieser Sinn des Wortes läßt sich aus dem Sprachgebrauch des Epos nicht ableiten; weit eher wird umgekehrt letzterer aus der religiösen Bedeutung des Worts hervorgegangen sein: im Epos sind die Heroen noch am Leben. Leider ist die Etymologie völlig dunkel.


561 Vgl. auch Kl. Schr. II, S. 43ff.


562 Von einem Ahnenkultus, aus dem ROHDE den Heroendienst ableitet [ebenso FURTWÄNGLER, Die Sammlung Sabouroff, Einleitung], finde ich auch hier keine Spur. Daß an heroische Gräber ein Kult anknüpft, ist nichts anderes, als wenn heute überall in der Türkei, meist auf Höhen und unter dem Schatten von Bäumen, Gräber von Heiligen [die fast immer namenlos sind] verehrt werden: ihr Kult gewährt namentlich gegen Krankheiten Schutz. In beiden Fällen liegt nur der allgemeine Glaube zugrunde, daß an der betreffenden Stelle eine unterirdische Macht haust, die segenbringend (und auch verderblich) wirken kann.


563 Die Heroen des Epos sind natürlich nicht alle eines Ursprungs. Viele haben sich aus Beinamen der Götter entwickelt und sind dann gewöhnlich Stifter ihres Kults, so Odysseus (Poseidon), Aineias (Aphrodite), Lykaon (Zeus), Iphigenia (Artemis), Io (Hera), Erechtheus (Poseidon oder Zeus, später ist er mit Athena in Verbindung getreten). Auch Kallisto (Artemis), Aigeus (Poseidon), Penelope (Artemis?) u.a. gehören hierher. Andere sind rein lokalen Ursprungs, wie z.B. die Quellheroen Perseus, Niobe, Amymone u.ä., und daher nicht als eigentliche Götter zu betrachten. Aber die mächtigsten Heroen des Epos waren ursprünglich Götter: viele sind in ihrer Heimat immer Götter geblieben, bei anderen ist der göttliche Charakter in der Sage noch deutlich erkennbar. Den umgekehrten Fall, daß ein ursprünglicher Heros, d.h. ein sterbliches Wesen, zum Gott geworden wäre, kenne ich weder in Griechenland noch sonst irgendwo (denn die Vergötterung der Könige ist etwas wesentlich anderes). Die Sagen von der Entrückung der Heroen sind ein Nachklang der alten Göttlichkeit, nicht dichterische Erfindung. All diese Zusammenhänge hat ROHDE verkannt.


564 Über das uralte Heiligtum Apollos am Kynthos auf Delos vgl. Bd. II 1, 284.


565 Wenn ϑῆκεν Ἀϑηναίης ἐπὶ γούνασιν ἠυκόμοιο nicht nur poetischer Ausdruck ist, muß der Dichter an ein Götterbild nach Art der Sitzbilder der Kybele gedacht haben. Derartiges findet sich auf Cypern, Rhodos u.a. nicht selten, ist aber in der rein griechischen Welt in der älteren Zeit meines Wissens nirgends nachzuweisen. Daher denken sich auch die Späteren das troische Palladion immer stehend.


566 Vgl. Bd. II 2, 89. 135.


567 Ebenda S. 135.


568 Vgl. Bd. II 1, 284.


569 Ebenda S. 284.


570 Über die Schwierigkeiten, welche I 404 der Geschichtsforschung bot, s. Strabo IX 3, 8.


571 Tatsächlich ist dieser Satz nur mit starken Einschränkungen richtig, auch ganz abgesehen von den äußeren Einwirkungen, welche Kriege, verheerende Krankheiten u.ä. vorübergehend ausüben können. In allen Übergangszeiten – und das sind immer die Epochen regsten politischen und kulturellen Lebens – ist in Wirklichkeit die Bevölkerung entweder geringer oder größer als in normalen Zeiten, da hier die Lebensbedingungen in fortwährendem Fluß sind und die Ausgleichung sich erst allmählich vollziehen kann.


572 Ich verweise gleich hier auf die trefflichen Werke von ROSCHER [und JANNASCH], Kolonien, Kolonialpolitik und Auswanderung, 3. Aufl. 1885, und BELOCH, Die Bevölkerung der griechisch-römischen Welt, 1886; auf letzterem beruht auch mein Aufsatz über die Bevölkerung des Altertums im Handwörterbuch der Staatswissenschaften II 443ff.


573 Ein Vergleich der griechischen mit der schweizerischen Geschichte ist durch ihre Übereinstimmungen wie durch ihre Unterschiede außerordentlich lehrreich. Anders als in Griechenland ist eben um der kontinentalen Lage willen den Schweizern eine Ausdehnung ihres Gebiets durch Eroberungen trotz aller Kriegszüge nur in sehr geringem Umfang gelungen; so tritt an dessen Stelle bald das Schweizer Söldnertum, und als auch dies nicht mehr möglich ist, die Auswanderung der Schweizer Gewerbetreibenden. Auch die normannische Kolonisation eignet sich zum Vergleich.


574 Für die Art der Kolonialgründungen kann die aus Charon bewahrte Gründungslegende von Lampsakos (fr. 6), sowenig sie geschichtlich ist, als typisch gelten. Vgl. auch die Gründungssage von Massalia, Justin 43, 3. 4. – Herodots Angabe I 146, die aus Athen ausziehenden Ionier hätten keine Frauen mitgebracht, sondern karische Weiber genommen, deren Eltern sie erschlagen hatten, soll zur Erklärung der zurückgezogenen, von den Männern getrennten Lebensweise der milesischen Frauen dienen. Übrigens mag derartiges wiederholt vorgekommen sein.


575 Damals sind die Tramilen von Kreta nach Lykien hinübergegangen. Auch nach Pamphylien und Cypern werden jetzt neue Zuzüge gegangen sein. Vgl. Bd. II 1, 545. 548. 573. Über die Zeit der Besiedlung Kleinasiens durch die Griechen s. Bd. II 1, 550.


576 Über die Äoler: Herod. I 149ff. – Von Urbewohnern von Lesbos weiß die griechische Sage nichts; die Pelasger [und Tyrsener? Hellanikos fr. 92 J.] sind sekundär, vgl. meine »Forschungen« I 23. 35. Auch von dem Urkönig von Lesbos Makar (Il. Ω 544) kennen wir keine echten Sagen.


577 Über die Äoler im Mutterlande s. Bd. II 1, 263.


578 Über Äolos, der ursprünglich unabhängig von dem Stammbaum des Hellen existierte (vgl. Il. Z 154. Od. λ 237) und vielleicht ein Sohn des Zeus war (Eurip. Ion 63), vgl. Forsch. I 145, 1. Er ist ursprünglich der Stammvater der Heroen der Argonautensage. Später hat man an ihn auch die pylischen Könige der troischen Sage (Neleus, Bruder des Pelias) und die argivischen der thebanischen Sage (Amythaon, Sohn des Kretheus und der Tyro) angeschlossen (vgl. Bd. II 1, 266, 1. 275, 2). Beides ist vermutlich in Ionien geschehen und hat deutlich die Tendenz, die berühmtesten Sagengeschlechter miteinander in Verbindung zu setzen. Die Odyssee kennt den Stammbaum bereits im wesentlichen in seiner späteren Gestalt (λ 235ff. o 225ff.). Warum auch Sisyphos (- Glaukos – Bellerophontes) ein Sohn des Äolos ist (Il. Z 153), weiß ich nicht. – Thessalien in der Urzeit Αἰολίς Herod. VII 176 u.a.


579 Die Äoler ausgewanderte Böoter: Thuk. VII 57, vgl. III 2. VIII 100. Ebenso Strabo IX 2, 5 (d.i. Ephoros): zahlreiche Böoter nahmen an der äolischen Wanderung teil, ὥστε καὶ Βοιωτικὴν προσαγορευϑῆναι.


580 α χελληστυς α Φωκεων GDI. 277, α χελληστυς α Ερυϑραιων ib. 278 [eine dritte α Πρωτεων 276], η φυλη η Αιολις BCH. IV 439. Diese ist übrigens wohl nach dem Eponymos Aiolos benannt und soll nicht etwa die Angehörigen als echte Äoler im Gegensatz zu den übrigen Phylen bezeichnen. Überhaupt sind diese Einteilungen, wie Athens Beispiel lehrt, vielfach so spät und willkürlich, daß sie kaum zu historischen Folgerungen verwertet werden dürfen.


581 Nach Pindar, Nem. 11, 44 zieht mit Orestes der Lakone Peisandros, Ahnherr eines tenedischen Adelsgeschlechts, von Amyklä nach Tenedos; ebenso Hellanikos fr. 32 J. (schol. Pind. 1. c.). Die spätere Darstellung ist vor allem von Hellanikos in seinen Αἰολικά oder Λεσβικά (vgl. TÜMPEL, Philol. N. F. II 120) geschaffen und von Ephoros weiter gebildet; Ephoros' Bericht liegt bei Strabo XIII 1, 3 (vgl. 3, 3) und IX 2, 3. 5 vor [eine Erweiterung bei Pausan. III 2, 1, wonach die Lakedämonier sich am Zuge des Gras, der von Penthilos' Zug getrennt wird, beteiligen; etwas abweichend Velleius I 2]. Trotz aller Kombinationen ist er mager genug ausgefallen. Er konstruiert zwei Züge: einen des Orestes, Penthilos, Archelaos, Gras nach Lesbos, den andern unter Kleuas und Malaos nach Kyme. Beide kommen erst nach mehreren Generationen zum Ziel. Penthilos ist Eponymos des Herrschergeschlechts von Mytilene, Aristot. pol. V 8, 13. Daß die Könige von Kyme ihren Stammbaum auf Agamemnon zurückführten, lehrt der Name des Königs Agamemnon von Kyme Pollux IX 83. Bezeichnend ist, daß Kleuas ein Sohn des Doros ist; er soll damit wohl als Peloponnesier bezeichnet werden. – Gründungsdaten der Festlandsstädte in Herodots Vita Homeri 1. 2. 9. 38. Hieronymus ao. Abr. 964. 968. 970.

582 Vgl. Bd. II 1, 299.


583 Ebenda S. 299, 1.


584 Neoptolemos' Kampf mit Telephos' Sohn Eurypylos (Od. λ 519) ist eine Nachbildung der Kämpfe der Väter. Eurypylos' Mannen heißen hier Κήτειοι, wahrscheinlich nach dem Fluß Keteios bei Pergamon.


585 Über Pelops auf Lesbos s. ROBERT, Bild und Lied 187.


586 Die Magneten rechnet Herodot III 90 als besonderen Volksstamm neben Ioniern und Äolern; über die Gründung von Magnesia am Mäander vgl. Strabo XIV 1. 11. 39. 40. Daß die beiden Städte von der Entwicklung der späteren griechischen Geschichte nur wenig beeinflußt sind und schwerlich eine rein griechische Bevölkerung hatten, erklärt sich aus ihrer Lage.


587 Teos Ἀϑαμαντίς: Anakreon bei Strabo XIV 1, 3. Pausan. VII 3, 6.


588 Über die Ionier im Mutterlande s. Bd. II 1, 282.


589 Im allgemeinen vgl. meine »Forschungen« I S. 127ff. II S. 525 u. Gesch. d. Alt. Bd. II 1, 283, 1. – Athen Heimat der Ionier: Il. N 685ff. O 337. Solon bei Aristot. pol. Ath. 5 (dazu vgl. Bd. II 1, 283, 2). Herod. I 146, vgl. IX 106. Wegen der Ableitung aus Athen machte Ion den Oinopion, den Ökisten von Chios, zu einem Sohn des Theseus und der Ariadne (Plut. Thes. 20).


590 Wie Äolos hat auch Ion und sein Bruder Achaios lange als selbständige Figur existiert, ehe er dem Hesiodeischen Hellenenstammbaum eingefügt wurde.


591 Daß die Ökisten der ionischen Städte nicht geschichtliche Persönlichkeiten – historische Erinnerungen gibt es ja für diese ganze Zeit nirgends –, sondern Eponymen der Herrschergeschlechter sind, ist wohl allgemein anerkannt. Der Nelidenstammbaum, aus dem die chronologischen Ansätze abgeleitet sind, muß schon im genealogischen Epos festgestellt sein, da er überall der gleiche ist (Herodot I 147. V 65. IX 97. Hellanikos fr. 125 J. Pausan. II 18, 8); die Logographen (z.B. die Ἐφεσίων ὧροι des Kreophylos, Athen. VIII 361 d) und die ihnen verwandten Dichtungen, wie Mimnermos' Ναννώ, Panyassis' Ἰωνικά, Ions Χίου κτίσις [eine Dichtung, nicht ein Prosawerk, wie MÜLLER FHG. II 50 annahm], haben das Detail ausgebildet. In allem Wesentlichen stimmen die uns vorliegenden Berichte Herodot I 144ff., Strabo XIV 1 (vgl. VIII 7) aus Pherekydes und Ephoros, Pausan. VII 1ff. überein. Nur von der Ableitung einzelner Königsgeschlechter von dem Lykier Glaukos (Herod. I 147) bewahren die anderen Berichte keine Spur.

592 Kodros gilt den Neueren (WILAMOWITZ, Kydathen 99. TÖPFFER, Attische Geneal. 233ff. u.a.) als später Eindringling in die attische Sagengeschichte, weil sie meinen, er sei der Eponymos der ionischen Herrscherhäuser. Das ist aber nicht richtig; wenn spätere Schriftsteller diese Κοδρίδαι nennen, ist das eben so mißbräuchlich wie die Anwendung dieses Namens auf die Medontiden, oder wie Eurystheniden, Prokliden u.ä. Kodros hat in Ionien gar keine reale Existenz, nicht einmal ein Heroon ist hier nachweisbar. Dagegen liegt sein Grab am Ilissos vor den Toren Athens (Lykurg c. Leokr. 86. Pausan. I 19, 5. IG II2 4258, s. WILAMOWITZ 1. c.), und an dies Grab sowie den Schirm, welchen es Stadt und Land gewährt, knüpft die Sage von ihm an. Wer der Feind war, vor dem er Athen gerettet hatte, war zunächst gleichgültig; daß es Dorier aus dem Peloponnes waren, ist offenbar erst durch spätere historische und sagengeschichtliche Kombinationen festgestellt worden (Herod. V 76: die Dorier zogen zuerst gegen Attika ὅτε καὶ Μέγαρα κατοίκισαν˙ οὗτος ὁ στολος ἐπὶ Κόδρου βασιλεύοντος Ἀϑηναίων ὀρϑῶς ἂν καλέοιτο). Ein ἱερόν, in dem er mit der Basile und dem Neleus zusammen verehrt wird (IG I2 94), hat er wahrscheinlich erst im 5. Jahrhundert erhalten: aber daraus folgt nicht, daß seine Gestalt in Athen nicht weit älter ist; s. Forsch. II 533ff.

593 Polyän VIII 43.


594 Kodriden in Phokäa: Charon fr. 6. Nach Pausan. VII 3, 10 werden die Phokäer erst in den ionischen Bund aufgenommen, als sie sich aus Erythrä und Teos Kodriden geholt haben. Darin spricht sich die Tatsache, daß die Könige von Phokäa ursprünglich mit Kodros gar nichts zu tun hatten, sehr deutlich aus; vgl. VII 3, 3 für Kolophon. Ähnlich holt sich Iasos (urspr. argivisch) einen Sohn des Neleus aus Milet Polyb. XVI 12. – Andraimon wird bei Pausanias VII 3, 5 nach Lebedos versetzt, vgl. Forsch. II 535.


595 Vgl. ED. MEYER, Hermes XXX, 1895, 285ff. Forsch. II 535f.


596 Daß Nestor mit Neleus und wohl auch mit Pylos ursprünglich nichts zu tun hat, scheint sein ständiges, bei Homer nie, von Hesiod fr. 15 RZACH nur scheinbar erklärtes Beiwort Γερήνιος. das vielleicht mit dem Ort Γέρην auf Lesbos (Steph. Byz.) zusammenhängt, anzudeuten. Gehört auch der Böoter Geres, der Ökist von Teos (Strabo XIV 1, 3. Pausan. VII 3, 6) dazu?


597 Die Meinung von WILAMOWITZ, Euripides Herakles I 268, die historische Grundlage dieser Verhältnisse sei eine Auswanderung der Pylier über Athen nach Ionien nach dem Ersten Messenischen Kriege, ist recht unbedacht; die Anknüpfung des Neleus, d.h. der Neliden von Milet, an Pylos ist ja weit älter.


598 Die Angaben Herodots sind im Text aus Strabo und Pausanias ergänzt.


599 Vgl. Bd. II 1, 256, 1.


600 Das sind wohl die Phliasier und Kleonäer in Klazomenä, Pausan. VII 3, 9. 13, 2. Denn Pausanias bestreitet II 12, 3 auf Grund des Schiffskatalogs, daß die Phliasier ursprünglich Arkader waren, also muß diese Ansicht früher Vertreter gehabt haben. – Aus Phlius stammt nach Pausan. II 13, 2. Diog. Laert. VIII 1 auch das Geschlecht des Pythagoras.


601 Über die Theliden von Milet: Herod. I 170. Diog. Laert. I 22. S. auch Bd. II 2, 116. Vgl. Kadmos von Milet [o. S. 208; ein Kadmos von Kos Herod. VII 163]. – Priene Κάδμη Strabo XIV 1, 12.


602 Über die Ionier im Mutterlande s. Bd. II 1, 282.


603 Zur sprachlichen Entwicklung vgl. Bd. II 1, 283, 3.


604 Βωρεῖς und Οἴνωπες gibt es in Kyzikos, Perinthos, Ephesos; sie bestanden also schon beim Beginn der Kolonisation des 8. Jahrhunderts.


605 Eroberung von Smyrna: Herod. I 150, vgl. 143. Mimnermos fr. 12 D. bei Strabo XIV 1, 4, wohl mit Recht von Pausan. V 8, 7 vor Ol. 23 gesetzt. Bei den Späteren tritt vielfach die Tendenz hervor, Smyrna schon für die Urzeit für die Ionier zu annektieren und zu einer Kolonie Athens [aus der Zeit des Theseus] zu machen, so in dem bekannten Epigramm auf Pisistratos; vgl. ROHDE, Rhein. Mus. XXXVI 391. In ähnlicher Weise wird Smyrna bei Strabo 1. c. zu einer ephesischen Gründung gemacht. Daß Ephesos oder ein Teil der Stadt bei Kallinos und Hipponax den Namen Smyrna geführt hat (Strabo 1. c.), ist allerdings nicht zu bestreiten.


606 Die Ableitung der Heloten von Helos ist seit Ephoros geläufig (Strabo VIII 5, 4. Paus. III 2, 7. 20, 6); anders Antiochos von Syrakus bei Strabo VI 3, 2 (vgl. o. S. 258). Nach Ephoros ist Helos von Agis, nach Pausanias erst von Alkamenes zerstört. Bei Homer Il. B 584, hymn. Apoll. 410 erscheint Ἕλος ἔφαλον πτολίεϑρον noch als existierende Stadt.


607 Die ältere lakonische Geschichte bei Pausan. Ib. III. Polyän II 13. Plut. Lyc. 2 ist, wo wir sie kontrollieren können, unhistorisch; also dürfen wir auch ihre sonstigen Angaben nicht verwerten.


608 Eroberung von Aigys Pausan. III 2, 5, angeblich unter Charilaos und Archelaos; ein Teil der Aigytis ist immer arkadisch geblieben: Pausan. VIII 27, 4. 34, 5. Ebenso ist die Skiritis erobertes arkadisches Gebiet (Hesych.); daher nimmt der skiritische λόχος eine Sonderstellung im Heer ein (Thuk. V 67. 68. Xen. rep. Lac. 12, 3. 13, 6. Cyrop. IV 2, 1. Hell. V 2, 24), sei es, daß die einheimische Bevölkerung mit minderem Recht in die Bürgerschaft eintrat, sei es, daß die dort angesiedelten Spartaner nicht als vollberechtigt galten.


609 Vgl. u. S. 501.


610 Die historische Kunde der Alten vom Ersten Messenischen Krieg beruhte ausschließlich auf den Angaben des Tyrtäos, die Pausan. IV 6, 2. 13, 6. 14, 3, Strabo VI 3, 3. VIII 4, 10, schol. Plato leg. I 629 bewahren. Weiteres lehrten die Resultate der Kämpfe. Außerdem lebte die Erinnerung an die beiden großen Kriege bei den Messeniern fort und gewann durch die Wiederherstellung Messeniens 370 neue Nahrung. Als Nationalhelden, die nach den tapfersten Taten schließlich erliegen, werden der König Aristodemos und vor allem Aristomenes ausgebildet (nach Myron tötet er den Theopomp im ersten Krieg, nach Rhianos und den meisten andern gehört er in den zweiten Krieg Pausan. IV 6; vgl. Diod. XV 66). Diese Traditionen hat Ephoros für eine mit Orakeln ausgeschmückte Geschichte der Kriege benutzt (teilweise erhalten bei Diodor und Justin sowie Strabo VI 3, 3), Myron von Priene zu einem Roman, Rhianos zu einem Epos verarbeitet; beide sind bei Pausan. Ib. IV benutzt. Historische Nachrichten sind aus ihnen nicht zu gewinnen. Vgl. u. S. 499. und NIESE, Die ältere Geschichte Messeniens, Hermes XXVI. Isokrates' Erzählung 6, 17ff. (vgl. Plato leg. III 683) ist tendenziös und geht auf die Geschichte des Kriegs nicht ein.


611 Die Zeit des Kriegs ergibt sich daraus, daß die Messenier zuletzt Ol. 11 (Ol. 12 siegt ein Koronäer), die Lakonen zuerst Ol. 15 unter den Olympioniken erscheinen. Daß Messenien von König Theopompos (aus dem Eurypontidenhause) erobert wurde, sagt Tyrtäos. Daraus ergibt sich, daß der von den Chronographen gegebene Ansatz von Theopomp um Ol. 1 viel zu hoch ist. Über seinen Ursprung vgl. Forsch. I 179ff. Historische Daten über die Regierung der spartanischen Könige reichen nicht über das 5. Jahrhundert hinauf; alle früheren Zahlen beruhen auf Kombinationen.


612 Periöken in Messenien: Thuk. I 101. III 16. Pausan. III 3, 4.


613 Die Namen der Ökisten hält man durchweg für historisch, ob immer mit Recht, ist wohl fraglich.


614 Für die Mache der Orakel sind die aus Antiochos bewahrten über Syrakus, Kroton und Sybaris und die über Thasos, Gela, Phaselis bei Steph. Byz. besonders charakteristisch. Alle Orakel sind von der sehr begreiflichen, aber historisch absurden Anschauung beherrscht, daß der Gott dem ahnungslosen Ökisten befiehlt, nach der Stelle zu ziehen, wo er und seine Nachkommen prosperieren werden.


615 An der Glaubwürdigkeit der bei Thukydides bewahrten Daten über die Kolonisation Siziliens hat zuerst BUSOLT, Rhein. Mus. 40, 466, Griech. Gesch. I 241, 4 berechtigte Zweifel erhoben. Zahlreiche Epochendaten sind in der Geographie des sog. Skymnos erhalten (meist aus Apollodor); sie zeigen, wie die approximativen Ansätze allmählich in feste übergehen. Sehr instruktiv ist, daß man die Gründung von Thasos nur nach Archilochos bestimmen konnte. Mehrfach finden sich sehr bezeichnende Kombinationen; so werden Syrakus (Par. Chron.), Kyzikos und Trapezus (Hieron.) in das Jahr 757 [Syrakus außerdem 734, Kyzikos 676, Sinope, die Mutterstadt von Trapezus, 657 und 631], Sinope und Kyrene 631, die beiden rhodischen Kolonien Gela und Phaselis 690 gesetzt. Die weiteren Belege und die zahlreichen Widersprüche in den Daten siehe bei den einzelnen Kolonien.


616 Sehr verbreitet ist der Glaube, daß schon die Heroen die Stätten besucht haben, wo später die Kolonien entstanden sind. Ihre erste Gründung oder auch der Ursprung der einheimischen Bevölkerung wird daher an diese angeknüpft, namentlich an Herakles, die Argonauten und die Helden des Troischen Kriegs. Gelegentlich haben neuere und neueste Gelehrte es fertiggebracht, auch diese Legenden in Geschichte umzusetzen.


617 Das Opfer der Schiffbrüchigen durch die Taurer wird von Herod. IV 103 als noch bestehender Brauch ausführlich geschildert, vgl. Eurip. Iphig. Taur. 1429.


618 Schilderung bei Herodot IV.


619 Πόντος Ἄξενος: Pindar Pyth. IV 362. Eurip. Iphig. Taur. 253 u.a. Eratosth. bei Strabo VII 3, 6. Ap. Rhod. III 984. Scymn. 735. Plin. VI 1.


620 Gründungsdaten von Kyzikos bei Euseb. 757 (Hieron. cod. R) und 680, von Sinope 631/29. dagegen für Trapezus 756, s.o. S. 413, 2. Skymnos 946ff. berichtet die Doppelgründung Sinopes und setzt die zweite in die Zeit des Kimmerierzuges, d.i. 657 (o. S. 74. 132).


621 Ich bemerke noch, daß Miletupolis keine griechische Stadt war: Strabo XIII 1, 58.


622 Für Sinopes Bedeutung sind Herod. I 76. II 34 bezeichnend. Die lange erhaltene Meinung, von Sinope nach Kilikien seien für einen Kurier nur fünf Tagereisen (auch Herod. I 72. Skylax 102, bei Skymnos 921ff. d.i. Ephoros in 7 Tage korrigiert), Kleinasien sei hier durch einen Isthmos vom Kontinent getrennt, erklärt sich nur aus einer alten direkten Verbindungsstraße quer über das innere Hochland. Noch Apollodor bei Strabo XIV 5, 22 statuiert den Isthmos von Sinope nach Issos. Die Späteren, so auch Skymnos, setzen richtiger Amisos an die Stelle von Sinope, schätzen aber immer die Entfernung noch viel zu gering (Plin. VI 7. Strabo XII 1, 3. 2, 7. XIV 5, 22).


623 Anaximenes von Lamps. bei Strabo XIV 1, 6 καὶ Ἴκαρον τὴν νῆσον καὶ Δέρον Μιλῆσιοι συνῴκισαν καὶ περὶ Ἑλλήσποντον ἐν μὲν τῇ Χερρονήσῳ Δίμνας, ἐν δὲ τῇ Ἀσίᾳ Ἄβυδον, Ἄρισβαν, Παισὸν, ἐν δὲ τῇ Κυζικηνῶν νήσῳ Ἀρτάκην, Κύζικον, ἐν δὲ τῇ μεσογαίᾳ τῆς Τρῳάδος Σκῆψιν. Bei Strabo werden mehrere Städte fälschlich als milesische Gründungen bezeichnet, so Lampsakos (XIII 1, 19), Heraklea (XII 3, 4), Amisos (XII 3, 14). – Die Existenz der von den Neueren meist ignorierten Stadt Olbia wird dadurch erwiesen, daß der später als astakenisch, dann als nikomedisch bezeichnete Meerbusen bei Skylax und Mela I 19 Ὀλβιανὸς κόλπος heißt; daraus ergibt sich die alte Bedeutung der Stadt, die später von Astakos überflügelt wurde (daher Ἀστακὸς ἀπὸ Ἀστακοῦ τοῦ Ποσειδῶνος καὶ νύμφης Ὀλβίας Arrian fr. 26 J. bei Steph. Byz.; vgl. Ὀλβία ... τρίτη Βιϑυνίας, ἀπὸ Ὀλβιας νύμφης Steph. Byz.). Auf ionische Ansiedlungen in diesem Gebiet weist auch die Sage vom Kampf der Argonauten mit dem Bebrykerkönig Amykos hin, die älter ist als der Übergang der Bithyner nach Asien. Skylax nennt nur Olbia, bei Plin. V 148 (»dein Nicaea in ultimo Ascanio sinu, quae prius Olbia«) ist das später in Nikomedien aufgegangene Olbia am Astakenischen Meerbusen mit Nikaia am Askanischen See, das früher Ankyra hieß, verschmolzen. Auf späteren Münzen heißt die Stadt Olbiopolis.


624 Perinthos samisch: Strabo VII fr. 56. Scymn. 714. Plut. quaest. Gr. 57, wie das benachbarte Heraion (Herod. IV 90) Dionysios κτίσεις bei Harpokr. s.v.


625 Hieronymus gibt für Kalchedon 685 (684 R), für Byzanz 658 (Eus. arm. 659), im Widerspruch mit Herod. IV 144. Astakos war nach Charon bei Photios s.v. Ὀστακός Kolonie Kalchedons (daß andere es megarisch nennen, ist kaum ein Widerspruch); dadurch wird das von Memnon 20 und Hieron. gegebene Gründungsdatum Ol. 17, 711 v. Chr. (Eus. arm. 705) unhaltbar.


626 Für die Kolonien am Pontos s. außer Strabo, Skymnos, Plinius u.a. vor allem Skylax und Arrians »Periplus«. – Die Karer im Schwarzen Meer (schol. Ap. Rhod. I 1177 in Kios, II 941 in Sesamos, Plin. VI 20 am Tanais, Arrian peripl. 35 bei Tomi) sind wohl mythisch.


627 Phanagoria von dem Teier Phanagoras (vgl. Skylax) zur Zeit der persischen Eroberung Kleinasiens (teisch auch Scymn. 887), Hermonassa von einem Mytilenäer Semandros begründet, nach dessen Tode von seiner Frau beherrscht und benannt: Arrian fr. 71 JAC.


628 Olbia gegr. 645 (647 R) nach Hieron., κατὰ τὴν Μήδων ἐπαοχίαν Scymn. 809; Istros 656 (657 R) Eus. Hier., zur Zeit des Einbruchs der Skythen in Asien bei Verfolgung der Kimmerier Scymn. 770 (vgl. o. S. 132 und die Angabe über Sinope), Apollonia ca. 50 Jahre vor Kyros Scymn. 731, nach Älian var. hist. III 17 von Anaximander gegründet, also wesentlich jünger; Odessos Ἀστυάγης ὅτ᾽ ἦρχε Μηδίας Scymn. 749, d.i. wahrsch. 585/4, s.o. S. 165, 2.


629 75 milesische Kolonien nach Seneca cons. ad Helv. 6.


630 Die Einwirkung Herakleas auf die Argonautensage ist weit jünger als die der milesischen Kolonien und hat nicht mehr ihre epische Gestalt (vor Apollonios), sondern nur noch ihre Überarbeitung bei den älteren Historikern betroffen. Übrigens ist es fraglich, ob von Kyzikos in den älteren Epen die Rede war, siehe die Scholien zu Apollonios. Dagegen erzählte schon Eumelos von dem Raube der Sinope, T. d. Asopos, durch Apollo (schol. Ap. Rhod. II 946). Überhaupt erscheint Apollo vielfach als Gott der ionischen Kolonisation, vgl. Apollon ἀρχηγέτης in Kyzikos (wie in Naxos in Sizilien).


631 Achill auf Leuke: Äthiopis bei Proklos, vgl. die Apollodorexzerpte, Pindar Nem. 4, 80, Skylax 68, Pausan. III 19, 11ff. (in die Stesichorosfabel verflochten), Arrian peripl. 32 usw.; in Skythien: Alkäos fr. 14 DIEHL. Die Späteren lassen ihn hier auch Medea oder Iphigenie heiraten, die ja beide auch in den Pontos versetzt sind.


632 Phaselis dorisch Herod. II 178. Die Sage bei Athen. VII 297f., vgl. Steph. Byz. Γέλα, kombiniert seine Gründung mit der von Gela; dem entspricht das Datum 690 bei Eusebius.


633 Celenderis et Nagidus Samiorum coloniae Mela I 13. Soli nach Angabe des rhodischen Gesandten bei Polyb. XXI 24, 11 argivisch, nach Strabo XIV 5, 8 Gründung der Achäer und der Lindier von Rhodos (Mela I 13 olim a Rhodiis Argivisque possessa), bestätigt durch die Inschrift von Soli im dorischen Dialekte BCH. XIV 587. Die Neigung, die kilikischen Städte (auch Mallos und Tarsos) von Argos abzuleiten, beruht auf dem Ehrgeiz dieser früh hellenisierten Städte, der in den Sagen von Amphilochos und Mopsos und Triptolemos und Io eine Stütze fand; s. Strabo XIV 5, 12. 16. Dio Chrys. or. 33. Arrian II 5, 9. Über die einheimische Sage, welche Tarsos und Kelenderis auf den kilikischen Gott Sandon zurückführt, s. ZDMG. 31, 737. Bd. I, 722. – Skylax nennt als griechische Städte in Kilikien Holmoi und Soloi.


634 Vgl. o. S. 64. 43.


635 Vgl. o. S. 38. 73.


636 Die Angabe über die bithynische Wanderung unter Führung des Pataros ὅτε οἱ Κιμμεριοι τὴν Ἀσίαν κατέτρεχον Arrian fr. 60. 62 J. ist zwar Kombination, Herodot VII 75 läßt sie von den Teukrern und Mysern bei ihrem sagenhaften Zuge nach Europa (VII 20. V 13) von Strymon verdrängt werden (daher Hieron. ao. Abr. 1045, 972 v. Chr.), aber sie ist wahrscheinlich richtig, da die ältere Überlieferung in dem Lande nur Bebryker kennt.


637 Karische Söldner unter Pigres bei Psammetich im Kampf gegen Tementhes von Memphis: Polyän VII 3.


638 Die Söldner heißen ägyptisch pdti, im Alten Test. Pût טופ. In der Söldnerinschrift von Abusimbel IGA. 482 – ich muß nach wie vor mit Entschiedenheit daran festhalten, daß diese aus dem äthiopischen Krieg Psammetichs II. (594-589), nicht aus der Zeit Psammetichs I. stammt – steht neben dem Corps der Griechen unter Psammetich, S. d. Theokles, ein Korps der ἀλλόγλωσσοι, d.i. der nichtgriechischen, vor allem karischen Söldner (zur Bezeichnung vgl. Herod. II 154; von ihnen stammen die karischen und phönikischen Inschriften in Abusimbel) unter dem Ägypter Potasimto und ein ägyptisches Korps unter Amasis.


639 Daß Ägypten erst durch Psammetich den Fremden geöffnet sei, ist eine Fabel; im Gegenteil hat damals bei den Ägyptern die Abneigung gegen die Fremden weit eher zu- als abgenommen.


640 τὸ Μιλῃσίων τεῖχος am bolbinitischen Arm, von den Milesiern mit 30 Schiffen unter Psammetich (κατὰ Κυαξάρη δ᾽ οὗτος ἦν τὸν Μῆδον steht als Epochendatum dabei) gegründet: Strabo XVII 1, 18.


641 Ἑλληνικόν und Καρικον in Memphis Steph. Byz., vgl. Polyän VII 7. Tyrerquartier Herod. II 162. Daß die große Oase von Samiern bewohnt sei (Herod. III 26), gehört wohl auch hierher.


642 Die Stelle über das hunderttorige Theben II. I 387, entlehnt Od. δ 126, ist weit älter als Psammetich, die Telemachie dagegen jünger (o. S. 365, 1).


643 Vgl. meine »Forschungen« I 77ff.

644 Im allgemeinen siehe meine Gesch. von Troas 80ff. Die Belege bei Skylax, Skymnos, Strabo, Plinius. Daß die troischen Ansiedlungen nicht zum eigentlichen Äolis gehörten, sagt Herod. I 151.


645 Über Neandria auf dem Tschighridagh s. KOLDEWEY, Neandria 1891 (Berl. Winckelmannsprogramm).


646 Weil Gergis die letzte erhaltene Troerstadt war, benutzte Hegesianax von Alexandria Troas die Maske eines uralten Gergithiers Kephalon für seine bald nach 190 verfaßte und für die Römer berechnete (fr. 10. 9. 8 J.) Urgeschichte der Troer, s. die Belege bei JACOBY, FGr. Hist. I, S. 268ff.


647 Die Herrschaft der Mytilenäer über die ἐν τῇ ἠπείρῳ πολίσματα oder die πόλεις αἱ Ἀκταῖαι καλούμεναι, darunter Antandros, bezeugt Thuk. III 50. IV 52, vgl. Strabo XIII 1, 38. Im J. 427 wurden sie ihnen von den Athenern abgenommen. Als diese Ἀκταῖαι πόλεις werden in dem Tributdekret CIA. I 37 z» Antandros, Rhoiteion und Nesos (d.i. Hekatonnesos oder Νᾶσος) genannt. Die meisten anderen Äolerstädte (auch Assos und Gargara) erscheinen dagegen von Anfang an in den Tributlisten, waren also selbständig.


648 Ainos: Ephoros fr. 39 J. Strabo VII fr. 52. Scymn. 697.


649 Auf Pallene wurde (wegen Pallas) die Gigantensage lokalisiert, wegen des Gleichklangs mit der achäischen Stadt Pellene sollten die Skionäer aus dieser stammen (Thuk. IV 120); die gefangenen Troerinnen, die sie hierherbringen, verbrennen die Schiffe (davon wird der Name Phlegra für die Landschaft abgeleitet) – eine später auf Rom übertragene Erzählung (Strabo VII, fr. 25. Steph. Byz. Σκιώνη. Conon narr. 13. Polyän VII 47).


650 Pallene eretrisch: Strabo X 1, 8, ebenso Mende Thuk. IV 123; andrische Kolonien Diod. XII 68. Thuk. IV 84. 88. 103. 109. Nach Plut. quaest. Gr. 30 sind Sane und Akanthos von Andriern und Chalkidiern gegründet, letzteres wird durch ein Schiedsgericht von Erythrä und Samos den Andriern, von Paros den Chalkidiern zugesprochen.


651 Olynth ist nach Herod. VIII 127 erst 479 (vgl. aber VII 122) griechisch geworden.


652 An der makedonischen Küste nennt Skylax Pydna, Methone und dann Aineia griechisch.


653 Die Alten setzten die Zeit der Gründung von Thasos ins erste Jahr des Gyges, weil Archilochos diesen (fr. 22 DIEHL) und die Katastrophe Magnesias (fr. 19) erwähnte, setzten sie aber ebenso wie Gyges beträchtlich zu früh (Clem. Al. Strom. I 131); vgl. auch u. S. 541, 2. Die von Archilochos fr. 74 erwähnte Sonnenfinsternis ist die vom 6. April 648: OPPOLZER, Ber. Wien. Ak. Math. Kl. 86, II 790. Schwarz ib. 87, II 763. Ein absurdes Orakel macht im Widerspruch mit Archilochos' Angaben seinen Vater Telesikles zum Gründer der Kolonie (Steph. Byz. Θάσος. Oinomaos bei Euseb. praep. ev. VI 7, 8, vgl. V 31).


654 Abdera: Herod. I 168; Gründungsdatum Ol. 31, 4: Hieronymus und Solin p. 76, 15.


655 Scymn. 678 (vgl. Od. 197).


656 Archilochos fr. 146 BERGK bei Harpokr. s.v. Herod. VII 108.


657 Heraclid. pol. 21. Scymn. 693. Da die Insel schon bei Homer Samos heißt (N 12. Ω 78. 753), ist die Angabe schwerlich historisch (vgl. Strabo X 2, 17); daher auch das Gründungsdatum (975 Apollod. fr. 178 J.). Nach Herodot II 51 ist die Insel pelasgisch, d.i. tyrsenisch.


658 Daß die Tyrsener von Lemnos (und Imbros) Etrusker waren, ist durch die Inschrift in einheimischer Sprache BCH. X 1 erwiesen. Hekatäos machte diese Tyrsener zu aus Attika vertriebenen Pelasgern (Herod. VI 137); die Athener, welche ihren wahren Namen kannten, nannten sie tyrsenische Pelasger (Thuk. IV 109 u.a.); Sophokles übertrug diesen Namen sogar auf die Pelasger von Argos (fr. 248 bei Dion. Hal. I 25). Andrerseits sind dadurch auch die Etrusker Italiens zu Pelasgern geworden (seit Hellanikos, Dion. Hal. I 28). Tyrsenische Seeräuber im Ägäischen Meer erscheinen zuerst im homerischen Dionysoshymnus, ferner in kleinasiatischen Traditionen (Forsch. I 23, 1) und am Vorgebirge Malea (Forsch. I 11, 3). Weiteres s. Forsch. I 6ff.


659 Amorgos: Steph. Byz. s.v. Suidas Σιμωνίδης.


660 Gründungslegende von Kyrene Herod. IV 150ff. in zwei Versionen; die kyrenische Legende und die Hesiodeischen Sagen (darüber KIRCHHOFF, Odyssee 321ff.) setzt Pindar Pyth. IV. V. IX voraus.


661 Gründungsdatum: Eusebius gibt 762 (u. var.) und 631 (Ol. 37, 2), Solin p. 140, 11. Ol. 45, 586 J. nach Troja, d.i. 598 (vielleicht mit SCHÄFER, Rhein. Mus. XX 293 nach der troischen Ära 1209 auf 623 v. Chr. zu berechnen), Theophrast hist. pl. VI 3, 3 und Plin. 19, 41 geben 611. Man sieht, wie wenig Gewähr diese Daten haben. Sehr bezeichnend dafür ist auch, daß Herodot die Regierungszeit der beiden ersten Könige (40 und 16 J.) angibt, die der folgenden nicht. Ungefähr wird das zweite Datum des Eusebius, 631, richtig sein.

662 Libyen ist der Telemachie bereits bekannt (δ 85, ξ 295), während die älteste Odyssee hier nur die unbestimmte Vorstellung von den Lotophagen hat (ι 84); die Eponyme Libye ist im Danaidenepos Tochter des Epaphos, Enkelin der Io, Mutter des Belos (Forsch. I 81).


663 Der Name Battos ist nach Herodot IV 155 das libysche Wort für König; wie Battos früher hieß, weiß er nicht. Pindar Pyth. 5, 116 und die ihm folgen, nennen ihn Aristoteles. Der Behandlung der Sagen bei STUDNICZKA, Kyrene 1890, kann ich fast nirgends zustimmen.


664 Darstellung der Arkesilaosschale bei STUDNICZKA, Kyrene S. 2, BUSCHOR, Griech. Vasenmalerei2 (1914) S. 119, Abb. 86).


665 Plut. quaest. Gr. 11. Ort Euboia daselbst Strabo X 1, 16; vgl. WILAMOWITZ, Hom. Unters. 17f.


666 Gründungsdaten der sizilischen Städte: Thukydides VI 3ff., der wohl zweifellos aus Antiochos von Syrakus schöpft (WÖLFLIN, Ant. v. Syr. und Coelius Antipater), gibt für die wichtigsten sizilischen Städte Daten, die auf die Gründung von Syrakus gestellt sind, und zwar, wie BUSOLT, Rhein. Mus. 40, 466 bemerkt, durchweg in runden durch 5 oder 10 teilbaren Zahlen. Das Gründungsdatum von Syrakus selbst bestimmt er nicht, doch ist es aus der Angabe über Megara VI 4, 2 wahrscheinlich, daß er dasselbe Datum gemeint hat, welches Eusebius gibt, nämlich 734 v. Chr. (Euseb. arm. Ol. 11, 3, bei Hieron. Ol. 10, 4 = 737 [R] und var.). Dasselbe Datum gab Timäos für die mit Syrakus gleichgesetzte Besiedlung Korkyras durch die Korinther (fr. 53 bei Schol. Ap. Rhod. IV 1216, 600 J. nach der auf 1334 gesetzten Zerstörung Trojas, s. Forsch. I 317). Ein höheres Datum, 757 v. Chr. (759 GUTSCHMID bei FLACH, Chron. par., vgl. o. S. 413, 2), gibt die Parische Chronik. Ephoros verzichtete auf ein bestimmtes Datum und begnügte sich mit der Angabe, Naxos und Megara seien δεκάτῃ γενεᾷ μετὰ τὰ Τρωικά gegründet (Strabo VI 2, 2. Scymn. 272), d.i. zu Anfang des 8. Jahrhunderts (er setzte Trojas Fall um 1134, Forsch. I 178f.; dazu, daß nach der Par. Chronik Archias δέκατος ἀπὸ Τημένου war, stimmt diese Angabe nicht). Bei Thukydides wird die Gründung von Naxos ein Jahr vor die von Syrakus gesetzt (Euseb. 2 Jahre 736, Hieron. 741). Das ist schwerlich richtig; offenbar haben die sizilischen Dorier versucht, die Priorität der Chalkidier, die sie nicht bestreiten konnten, möglichst herabzudrücken. Thukydides setzt die Gründung von Leontini, Katana, Megara 5 J. nach Syrakus (729?), Euseb. Katana ins selbe Jahr mit Syrakus, Hieron. (cod. R) ein Jahr später. Ephoros begnügte sich mit der Angabe, Naxos, Megara, Syrakus und Kroton seien περὶ τοὺς αὐτοὺς χρόνους gegründet (Strabo VI 2, 2. 4). Warum Ephoros den Theokles zu einem nach Chalkis gegangenen Athener machte (Strabo 1. c. Scymn., gegen Thuk. und Hellanikos fr. 82 JACOBY), wissen wir nicht.


667 Die Angabe Liv. VIII 22, daß die Pithekusen (der Name scheint die ganze Gruppe, nicht nur Änaria [Ischia] zu bezeichnen) zuerst besetzt seien (ebenso in dem Sibyllinenorakel bei Phlegon v. 53, s. DIELS, Sibyll. Blätter 98), wird richtig sein.


668 Daß Kyme πασῶν ἐστι πρεσβυτάτη τῶν τε Σικελικῶν καὶ τῶν Ἰταλιωτίδων, sagt (Ephoros bei) Strabo V 4, 4, vgl. Thuk. VI 4, 5; auf ein bestimmtes Datum verzichtete er auch hier. Der Ansatz des Eusebius 1049, vgl. Velleius I 4, beruht auf Verwechslung mit dem äolischen Kyme, wie DUNCKER erkannt hat (vgl. RÜHL, Fl. Jahrb. 1888, 340; gegen das hohe Alter auch HELBIG, Homer. Epos2 430).


669 Eretrier und Chalkidier in Kyme: Dion. Hal. VII 3, auf den Pithekusen Strabo V 4, 9.


670 Aus Lokalpatriotismus ließ Ephoros um des Namens willen Äoler aus Kyme an der Gründung teilnehmen (Strabo 1. c. Scymn. 239), wovon die anderen Berichte nichts wissen; der Name stammt eher von Kyme auf Euböa (Steph. Byz.).


671 Die richtige Erklärung des Namens »Graeci« hat BUSOLT gegeben; Teilnahme der Tanagräer beweist auch die Phratrie der Eunostiden in Kymes Tochterstadt Neapel, die nach dem Heros Eunostos von Tanagra (Plut. quaest. Gr. 40) benannt ist. – Auf die Teleboer auf Capri, das niemals einen griechischen Namen gehabt hat (bei Hekatäos fr. 63 JACOBY Καπριήνη; so ist die Angabe zu deuten), aber später den Neapolitanern gehörte, Strabo V 4, 9, sowie auf die angebliche Besiedlung Neapels von hier aus (Virg. Aen. VII 733 und Servius dazu. Tac. Ann. IV 67) einzugehen ist überflüssig; alle glaubwürdigen Nachrichten lassen Neapel weit später von Kyme aus gegründet werden. Timäos (Scymn. 205) hat eine alte Seeherrschaft der Rhodier erfunden (daher auch bei Diod. VII 11), die er Rhode an den Pyrenäen (vgl. Strabo III 4, 8) und Parthenope oder Neapel gründen und unter Tlepolemos ins Gebiet von Sybaris kommen läßt (Strabo XIV 2, 10. VI 1, 14, vgl. Timäos p. 139 GEFFCKEN, aus Mirab. ausc. 107). Auch Elpiä in Daunien soll von ihnen gegründet sein (s. Strabo XIV 2, 10).


672 Ephoros über Megara: Strabo VI 2, 2. 4. Scymn. 274ff. Die bei Thukydides angedeutete Erzählung von dem Verhältnis zwischen Megara und Leontini liegt ausgeführt bei Polyän V 5 vor.


673 Gründungssagen von Korkyra und Syrakus: Ephoros 1. c. Timäos bei Schol. Apoll. Rhod. IV 1216 = fr. 53 MÜLLER mit verbessertem Text. Diod. VIII 10 (Timäos), und in noch späterer Fassung Plut. amat. nạrr. 2, Schol. Apoll. Rhod. IV 1212. Gründungsorakel von Syrakus Pausan. V 7,3. Zahlreiche Teneaten in der Kolonie Strabo VIII 6, 22 (sekundär). Hieronymus gibt für Korkyra das Datum 705.


674 Kallipolis und Euboia: Herod. VII 154. 156. Strabo VI 2, 6. × 1, 15. Steph. Byz. Die Angabe über Enna bei Steph. Byz. beruht auf Verwechslung mit Akrai.


675 Zankle: Thuk. VI 4; nach Ephoros wäre es von Naxos gegründet (Strabo VI 2, 3. Scymn. 283ff.).


676 Antiochos bei Strabo VI 1. 6; Timäos ib. und bei Diod. VIII 23, 2. Antig. Kar. 9 erzählt statt dessen von einem Orakel; vgl. Herakl. pol. 25. Dion. Hal. XVII 3. Die Zuwanderung der Messenier nach Rhegion und Zankle, die wahrscheinlich erst weit später erfolgte (vgl. u. S. 500, 1), wird in manchen Berichten bereits in die Gründungszeit versetzt; ganz verwirrt Pausan. IV 23, 5ff.


677 Mylai (Thuk. III 90 messenisch) ist wahrscheinlich unter dem angeblich 717 gegründeten Chersonesus des Eusebius zu verstehen.


678 Thuk. VI 5, nach Diod. XIII 62 im J. 649 gegründet.


679 Thukydides' Ansatz für Kamarina 599 findet sich auch schol. Pind. Ol. 5, 16 und bei Hieronymus, daneben in R und Eus. arm. 601.


680 Für Selinus gibt Thuk. VI 4 das J. 629, Diodor XIII 59 651, Eusebius 651 resp. 649. Gela nach Thuk. VI 4 gegr. 689, nach Eus. 691 oder 690. Kombination mit Phaselis o. S. 423, 1. Ausgemalte Gründungsgeschichte schol. Pind. Ol. 2, 16. Paus. VIII 46, 2. Orakel Diod. VIII 23, vgl. auch Herod. VIII 153.


681 Vgl. Bd. II 2, 106.


682 An der Gründung von Sybaris sollen sich nach Aristot. pol. V 2, 10 Trözenier beteiligt haben, die später verjagt wurden.


683 Die Geschichte von der Gründung Metaponts durch Leukippos (Strabo VI 1, 15, auch auf Münzen des 4. Jahrh.) wird bei Dion. Hal. XVII 4 von der tarentinischen Kolonie Kallipolis in Kalabrien erzählt.


684 Auf Lokris Gründung bezog sich die große Kontroverse des Timäos gegen Aristoteles, zu der Polybios XII 5ff. Stellung nimmt; vgl. Strabo VI 1, 7. Scymn. 316f. Polyän VI 22.

685 Gründungsgeschichte der italischen Kolonien bei Strabo VI 1 und 3 nach Antiochos von Syrakus und Ephoros mit Einlagen aus Späteren, namentlich Timäos. Außerdem bewahrt Skymnos Angaben des Ephoros, während uns Timäos' Bericht über Kroton, Sybaris, Tarent, Lokri in den Fragmenten Diodors zum Teil erhalten ist. Daraus ergibt sich, daß Timäos den Antiochos stark benutzt hat. [Daß GEFFCKEN, Timaios' Geographie des Westens, Philol. Unters. XIII, sich auf die vorhistorische Zeit beschränkt und diese Angaben nicht mitbehandelt hat, hat ihm manche Erkenntnis verschlossen, vgl. u. S. 454, 1.] Einzelne Notizen bei Solin 2, 10 u.a. Bestimmte Daten kannte die Überlieferung nirgends. Die Gründung von Kroton wurde von Antiochos und Ephoros mit der von Syrakus verbunden (Strabo VI 1, 12. 2, 4); Lokri soll μικρὸν ὕστερον gegründet sein (Strabo VI 1, 7), ebenso Sybaris, Metapont nach Sybaris und Tarent (Strabo VI 1, 15). Die Gründer von Tarent hießen Parthenier. Weshalb, wußten die Alten sowenig wie wir; sie suchten es dadurch zu erklären, daß sie die »Jungfernsöhne« irgendwie aus dem Messenischen Krieg ableiteten (Antiochos bei Strabo VI 3, 2 und in Überarbeitung durch Timäos bei Diod. VIII 21; Ephoros bei Strabo VI 3, 3, Aen. tact. 11, 11, Polyän I 14, 2, Justin III 4; Aristoteles pol. V 6, 1 und Heraklid. pol. 26. Timäos zieht den Namen ἐπευνάκται [freigelassene Heloten] hinzu, die bei Justin III 5 und Theopomp fr. 171 JACOBY in den Zweiten Messenischen Krieg gesetzt werden). Dadurch wurde zugleich die Gründungszeit bestimmt; Ephoros ließ die Parthenier zunächst an den Kämpfen der Achäer gegen die Barbaren teilnehmen. Diese Kombinationen sind sehr naiv ausgefallen; für die Geschichte ist aus ihnen gar nichts zu lernen, weder für Sparta noch für Tarent. – Bei Pausan. III 3, 1 werden auch Kroton und Lokri zu spartanischen Gründungen gemacht. – Daß diesen Angaben gegenüber die Daten der Chronographen: Kroton 710 (Dion. Hal. II 59, 709 oder 708 Eus.), Sybaris ebenso 708 (Euseb., nach Scymn. 360, d.i. Ephoros, der ja Krotons Gründung früher setzte, um 720), Tarent 705 (Hieron.), Lokri 680 (Hieron.) oder 673 (Eus. arm.), Metapont und Pandosia dagegen schon 773 (Eus.), gar keinen Wert haben, ist klar. – Neben den historischen Gründungssagen stehen Anknüpfungen an die Helden des Troischen Kriegs, an Herakles (z.B. in Kroton) u.a., die namentlich Timäos (vgl. Justin XX 1) breit ausgeführt hat; GEFFCKEN, Timaios' Geogr. 187, sucht darin in üblicher Weise geschichtliche Reminiszenzen, ebenso wie STUDNICZKA, Kyrene 175ff., die Phalanthossage in Urgeschichte verwandelt und allen Ernstes Brundisium zu einer griechischen Kolonie machen will. – Mehrere Gründungssagen suchen die eigentümliche Lage einzelner Städte zu erklären: warum Kroton nicht in dem weit fruchtbareren Gebiet von Sybaris gegründet ist (auch in dem schon von Hippys fr. 4 angeführten Orakel), warum Metapont dicht bei Tarent und die tarentinische Kolonie Heraklea zwischen den Achäerstädten Sybaris und Metapont liegt.


686 Die Belege meist bei Strabo VI 1, 3, einzelnes bei Scymnus, Solin II 10 u.a., ferner die Münzen.


687 Die Pelasger, d.i. die Önotrer (Forsch. I 120, 2), Leibeigene der Italioten: Steph. Byz. X ος. Für Kaulonia auch Pausan. VI 3, 12.


688 Über die Rhodier am Siris und in Sybaris am Traeis s.o. S. 440, 3; ebenso sollen z.B. die Athener sich unter Menestheus in Skylletion, die Ätoler unter Thoas in Temesa niedergelassen haben (Strabo VI 1, 5. 10), von den Ansiedlungen des Philoktetes, Minos, Diomedes ganz zu schweigen.


689 Über den Krieg zwischen Lokri und Kroton u. S. 629.


690 Die auf Timäos (GEFFCKEN p. 14ff. 138) zurückgehende Überlieferung über Siris ist sehr verworren (mirab. ausc. 106. Lycophron 978ff. mit den schol., Athen. XII 523 c.d., der Aristoteles und Timäos zitiert, Justin XX 2; Strabo VI 1, 14, wo der nach Timäos von den Krotoniaten und Metapontinern an den Ioniern begangene Frevel auf diese übertragen wird. Die Gründung wird hier in die Zeit des Vordringens der Lyder gegen die Ionier [Einnahme von Kolophon, o. S. 426] gesetzt, was zu Archilochos stimmen würde). Mit der ionischen Ansiedlung hängen gewiß die λόγια zusammen, welche Siris den Athenern zuweisen, Herod. VIII 62. Im 6. Jahrhundert, wo Siris nicht unbedeutend gewesen sein kann (vgl. Herod. VI 127), scheint es nach dem Charakter der Münzen achäisch gewesen zu sein (HEAD, Hist. numm. 69). Die Festsetzung der Tarentiner in Heraklea, von dem dann Siris abhängig wird, fällt erst 433 (Diod. XII 36, vgl. Antiochos bei Strabo VI 1, 14).


691 Die Erzählung von Phalanthos' Beziehungen zu Brundisium (Justin III 4. Strabo VI 3, 6) ist wohl aus alten Versuchen der Tarentiner, sich hier festzusetzen, erwachsen.


692 Neapel von Kyme gegründet, Strabo V 4, 7, κατὰ χρησμὸν Scymn. 243, »magno post intervallo« Vell. I 4 (wegen des Kyme zugeschriebenen hohen Alters). Nach der Legende bei Lutatius (PETER, Hist. rom. fr. p. 126) hätten die Kymäer zuerst Parthenope gegründet und nach einer Sirene benannt (ihr μνῆμα bei Strabo), dann dies zerstört und nach einem Orakelspruch die »Neustadt« erbaut [vgl. auch o. S. 440, 3]. Über Paläopolis bei Liv. VIII 22 s. MOMM SEN im CIL. X p. 170. BELOCH, Campanien S. 60 und 441.


693 Daß die Schlußredaktion der Odyssee Unteritalien (Temesa α 184; Alybas, d.i. Metapont, ω 304, vgl. WILAMOWITZ, Hom. Unters. 70), Sikanien (ω 307, vgl. unten S. 460.) und die Sikeler (υ 383. ω 211. 366. 389) kennt, kommt bei der Jugend des Gedichts hier nicht in Betracht.


694 Im allgemeinen siehe das treffliche Werk von NISSEN, Italische Landeskunde I 1883.


695 Der Zweifel an der Echtheit der Fragmente des Hekatäos, den auch NISSEN teilt, ist unbegründet.


696 Von Timäos' Werk sind reiche Überreste teils in direkten Zitaten, teils in abgeleiteten Darstellungen erhalten; zum Teil gesammelt von GEFFCKEN, Timaios' Geographie des Westens (Philol. Unters. XIII) 1892. Abschließend ist seine Arbeit freilich nicht, da er, abgesehen von manchen unkritischen Ansichten, die Zeit der Kolonisation von seiner Arbeit ausgeschlossen (o. S. 446, 1) und überdies versäumt hat, den zahlreichen aus Timäos stammenden Angaben namentlich bei Strabo nachzugehen.


697 Über die Ethnographie Italiens hatten trotz vieler trefflicher Untersuchungen noch NIEBUHR und O. MÜLLER ganz unklare Anschauungen; Licht hat erst MOMMSEN geschaffen. Daneben sind NISSENS Templum und Ital. Landeskunde zu nennen.


698 S. Bd. I, 809.


699 Polyb. II 16, 22. Plin. III 122.


700 Über Sardinien und Korsika sind wir wesentlich auf die bei [Arist.] mirab. ausc. 104. Diod. IV 29. V 13ff. Strabo V 2, 7. Pausan. X 17 vorliegenden Kombinationen des Timäos angewiesen. Die Griechen haben den Volksstamm der Ilienser oder Iolaer im Osten der Insel von Iolaos [auch von den Troern] abgeleitet, der von Thespiä hierherwandert; auch die Nuraghen werden auf ihn und Dädalos zurückgeführt. Er ist später mit einem karthagischen Gott identifiziert (Polyb. VII 9, 2). Daneben steht die Ableitung von Sardos, dem Sohn des Makar (Melqart, Herakles), der aus Afrika kommt, Pausan. X 17, 2, Sallust. hist. II fr. 4, auf Münzen »Sardus pater«; sie spiegelt die phönikisch-karthagische Herrschaft wider.


701 Vgl. Bd. I, 26 (Anm.).


702 Vgl. Bd. I, 886 (Anm.).


703 Meine Darstellung der Verwandtschaftsverhältnisse der Italiker schließt sich in allen Hauptpunkten an MOMMSEN (Römische Geschichte) an. Seine Ergebnisse sind von NISSEN (Das Templum, 1868, und Ital. Landeskunde I 502ff.) bekämpft worden; dieser verwirft jede Einteilung der Italiker und hält die älteren Bewohner des Südens mit den späteren oskischen Lukanern und Bruttiern für identisch. Aber daß Oskisch und Umbrisch dem Lateinischen gegenüber eine Einheit bilden, wird durch die Sprache (vor allem indog. q = osk. und umbr. p, lat. q) erwiesen, die nahe Verwandtschaft der älteren unteritalisch-sizilischen Stämme mit dem Lateinischen durch die sikeliotischen Glossen, der Wechsel der unteritalischen Bevölkerung sowohl durch die Namen wie durch ausdrückliche Zeugnisse (Strabo VI 1, 2). – Bildung der italischen Volksnamen: Zur Bildung der Ethnika treten namentlich die italischen Suffixe -ulus, -anus, -icus (cus) nicht nur an die Landes- und Städtenamen, sondern auch beliebig an die ursprünglichen Stammnamen, so daß uns diese meist in mehrfacher Gestalt vorliegen. Nur ein Suffix zeigen Hernici, Opici; Rutuli, Poediculi; Frentani, Campani; der einfache Stamm und die Erweiterung mit -(i)cus liegt vor in Umbri Ὄμβρικοί, Volsi (Ὄλσοι Scyl., ferner im Cognomen Volso und vielleicht in Voluso, Volero) Volsci, Ausones Aurunci, Grai Graici und Graiculi, Afer Africus (Africanus), Falerii (epon. Halesus, Serv. ad Aen. VII 695 u.a., aus Falesus) Falisci, vgl. Falernus; das Suffix -ulus in Poenus Poenulus, Sabinus Sabellus und mit anderem Suffix Samnis (aus Sabnis), Fregenae Fregellae u.ä., das Suffix -anus in Lucus (bos Luca) Lucanus. Mehrere Suffixe nebeneinander in Romulus Romanus, Siculus Sicanus (zu zwei Stammnamen differenziert), Aequi (Αἴκοι Diod. XIII 6. 42 u.a.), Aecli (Αἴκλοι Diod. XII 64. XX 101), Aequicoli (Αἰκικλοι Diod. XIV 98), Aequicolani (Plin. III 106, Αἰκολανοί Diod. XI 40), wo sogar vier oder fünf Namen gleichbedeutend nebeneinanderstehen. Ebenso erklären sich die Namen der Etrusker, u. S. 466. Die gleiche Erscheinung findet sich mehrfach in Spanien, zum Teil mit Differenzierung der parallelen Formen zu Namen verschiedener Zweige desselben Stammes, so Turti, Turtitani, Turduli (die alten Tartessier, vgl. Bd. II 2, 96), Bastitani und Bastuli (die alten Mastiener), vgl. Lusitani und Lusus.


704 Aristoteles bei Dion. Hal. I 72 dehnt den Namen Ὀπική auf Latium aus, vgl. Plato epist. 8 p. 353, und noch zu Catos Zeiten wurden die Römer von den Griechen Opiker genannt (JORDAN p. 77, bei Plin. XXIX 14); ebenso wird der Name Ausonien auf ganz Italien übertragen, beides durch den Einfluß von Kyme. – Die Übertragung des Oskernamens (zur Form vgl. Festus p. 189. 198) auf die samnitischen Kampaner (seit 423 v. Chr.) im Gegensatz zu den Ausonern liegt bei Polyb. 34, 11, 6 (Strabo V 4, 3) vor und ist bei den Römern allein gebräuchlich. Daher werden die Osker auch zu Urbewohnern Samniums (Strabo V 4, 12. Festus p. 18 [in Benevent]).


705 Über die Bewohner Unteritaliens und die Ausbreitung des Namens Italia s. Antiochos bei Dion. Hal. I 12 + 73 (fr. 3. 7) und bei Strabo VI 1, 4 = Dion. Hal. I 35. Aristot. pol. VII 9, 2f. (fr. 4. 6). Bei Hekatäos fr. ist der Name Ἰταλία noch auf die Silahalbinsel beschränkt (denn in fr. 62f. J. beruht der Name auf Flüchtigkeit des Steph. Byz.), während Herodot ihn sogar auf Tarent ausdehnt. Ein Volk der Italer, das NISSEN annimmt, wird in den Berichten nie genannt, nur ein Land Italia (die Bewohner nennt Antiochos Ἰταλίητες), s. HEISTERBERGK, Über den Namen Italiens 1881, der die Ansichten von NIEBUHR und NISSEN widerlegt. Von »vitulus« abgeleitet und auf die Rinder des Herakles bezogen wird der Name schon von Hellanikos (Dion. Hal. I 35, vgl. Apollod. II 5, 10), Timäos erfand ein griechisches Wort ἴταλος für Rind (Varro r. rust. II 5, ling. lat. V 96, antiqu. bei Gellius XI 1). Die Bundesgenossen nannten im J. 90 ihr Gegenrom Italia (Viteliu auf Münzen), nicht weil der Name von Anfang an bei ihnen heimisch war, sondern weil die Römer den griechischen Sprachgebrauch adoptiert und ihm allgemeine Anerkennung verschafft haben. – Önotrer bei Velia Herod. I 167. Pherekydes bei Dion. Hal. I, 13 macht die Önotrer zu Pelasgern, vgl. Forsch. I 54. 120. Den önotrischen Stamm der Morgeten (daher Morgantia auf Sizilien), den Antiochos nennt, kennen wir sonst nicht. Über König Italos s.u. S. 473. – Daß Antiochos bereits βρεττία als ältesten Namen Önotriens kannte (fr. 5, Steph. Byz. Βρέττος), ist nicht unmöglich, aber unwahrscheinlich.


706 Sikaner: nach eigener Meinung Autochthonen, ὡς δὲ ἡ ἀλήϑεια εὑρίσκεται (offenbar von Antiochos), Ἴβηρες ὄντες καὶ ἀπὸ τοῦ Σικανοῦ ποταμοῦ τοῦ ἐν Ἰβηρίᾳ (Avien or. mar. 479. Hekat. fr. 45) ὑπὸ Λιγύων ἀναστάντες Thuk. VI 2. Ebenso Philistos (Diod. V 6) und Ephoros (Strabo VI 2, 4), dagegen Timäos (Diod. V 6, vgl. V 2), der sie wieder für Autochthonen erklärt. Mit ihrem Urkönig Kokalos von Kamikos (zur Zeit des Minos und Dädalos) begann Antiochos (Diod. XII 71).


707 Die Sikeler unter König Straton ein önotrischer Stamm, aber von den Önotrern und Opikern aus Italien verjagt: Antiochos bei Strabo VI 1, 6 und Dion. Hal. I 22 (Thuk. VI 2 nennt nur die Opiker), nach dem Troischen Krieg (wegen ω 307), 300 Jahre vor der griechischen Kolonisation; nach Hellanikos dagegen Ausoner unter König Sikelos, 3 Gen. vor den Τρωικά von den Iapygern verjagt (Dion. Hal. l.c.), nach Philistos von den Umbrern und Pelasgern verjagte Ligurer, 80 Jahre vor Troja (ib., vgl. Steph. Byz. Σικελία und o. S. 455). Das ist nicht Überlieferung, wie man mehrfach annimmt, sondern Kombination.


708 Sikeler in Italien: Thuk. VI 2 εἰσὶ δὲ καὶ νῦν ἔτι τῇ Ἰταλίᾳ Σικελοί. Polyb. XII 5.


709 Die Elymer aus Troja und Phokis (Phokäer?) Thuk. VI 2, dagegen nach Hellanikos (Dion. Hal. I 22) von den Önotrern aus Italien verjagt, 5 Jahre vor den Sikelern.


710 Für die sabellisch-oskischen Stämme grundlegend: MOMMSEN, Unterital. Dialekte 1850.


711 Über die Sabiner Cato orig. fr. 50 (Dion. Hal. II 49). 51. Neben der einheimischen Ableitung von dem Eponym Sabus, S. d. Gottes Sancus, steht die (wohl aus den Beziehungen der Samniten zu Tarent erwachsene) Ableitung von Sparta, welche die rauhe Tugend der Sabiner erklären soll. Sie hat zur Folge, daß man dann nach den älteren Bewohnern des Landes sucht (o. S. 459, 1).


712 Über das »ver sacrum« s.u. S. 485.


713 Umbrer als Vorgänger der Etrusker schon Herod. I 94; Ableitung von den »imbres« der Sintflut Plin. III 112. Umbrer als Urvolk auch Dion. Hal. I 19. II 49. Catos Angabe fr. 94, Ameria sei 963 Jahre vor dem Perseuskrieg, also 1133 v. Chr., gegründet, beruht wohl auf der Anknüpfung an eine griechische Sagengestalt. Umbro navigiorum capax et ab eo tractus Umbriae Plin. III 51. Clusium, quod Camars olim appellabant Liv. X 25. Livius hat daher die Schlacht des J. 295 bei dem umbrischen Camerinum (Camertes) fälschlich nach Clusium verlegt. – Hängen Volci und Volsinii mit dem Volskernamen zusammen? Die spätere umbrische Bevölkerung in der Polandschaft wird von Strabo V 1. 10. 11. 2, 1. 10 ausdrücklich durch Einwanderung unter der römischen Herrschaft erklärt. – Überreste der Sprache, vor allem die sieben Ritualtafeln von Iguvium: LREAL, Les tables eugubines 1875. BÜCHELER, Umbrica 1883.


714 Über die Räter Liv. V 33: Alpinis quoque ea gentibus haud dubia origo est (von den Etruskern), maxima Raetis; quos loca ipsa efferarunt, ne quid ex antiquo praeter sonum linguae, nec eum incorruptum, retinerent. Justin 20, 5: Tusci duce Raeto avitis sedibus amissis (durch die Gallier) Alpes occupavere, ebenso Plin. III 133. Das Etruskertum der Räter wird durch die Inschriften des Gebiets von Bozen und Sondrio [im Gegensatz zu den keltischen Inschriften der Lepontier und Salasser] bestätigt, vgl. NISSEN, Ital. Landeskunde I 485ff. PAULI, Altital. Forsch. I 96-111.


715 Die Etrusker im Polande Kolonisten aus dem eigentlichen Etrurien: Liv. V 33. Diod. XIV 113, wo sie daneben auf Pelasger, die direkt ins Poland gewandert seien, zurückgeführt werden. Hellanikos' Ansicht (fr. 4 JAC.) ist das nicht gewesen; bei ihm gehen die Pelasger über das Ionische Meer, verbrennen ihre Schiffe ἐπὶ Σπινῆτι ποταμῷ (ionisch für Σπινᾶτι, d.i. das italische Adjektiv zu Spina), wandern nach Cortona und besiedeln von hier aus Tyrsenien. Also kennt er noch keine Etrusker im Poland. Dazu stimmen die späteren, angeblich etruskischen, in Wirklichkeit von Timäos stark beeinflußten Sagen (vgl. GEFFCKEN, Timaeos p. 147f.), welche Tarchon, S. d. Tyrsenos, S. d. Lyders Atys, den Eponymos von Tarquinii, zum Ökisten des Volkes machen (Strabo V 2, 2. Cato fr. 45. Lycophron 1248 [vgl. Steph. Byz. Ταρκυνία und Ταρχώνιον]. Vergil. Aen. VIII 603). Auf Tarchon oder auf Ocnus, den Sohn der Manto (die aus der Tiresiassage nach Mantua versetzt wird) und des Tiber, der also gleichfalls aus Südetrurien stammt, werden dann die nordetruskischen Städte zurückgeführt, s. Vergil. Aen. X 198 mit den Scholien. Mit diesen Erzählungen stimmt überein, daß die Etrusker in der Nekropole von Bologna erst im 5. Jahrhundert erscheinen, räumlich und in der Kultur scharf von der einheimischen umbrischen Bevölkerung geschieden, und daß erst damals die Etruskerstadt im Renustal, deren Ruinen bei Marzabotto liegen, zur Deckung der rückwärtigen Verbindungen gegründet ist.

716 In den Fundschichten treten ethnographische Unterschiede zwischen den einzelnen Stämmen sowenig hervor wie z.B. auf Cypern.


717 HELBIG, Die Italiker in der Poebene 1879 (Beitr. zur altital. Kultur- und Kunstgeschichte I), gibt eine treffliche Übersicht der namentlich durch PIGORINI, STROBEL, CHIERICI erforschten Funde der Terramare (Pfahldörfer) der Poebene. Die Ansiedlung auf Pfählen freilich ist nichts für dies Kulturstadium Charakteristisches, sondern lokal bedingt; später sind Adria und Ravenna, jetzt Venedig, die holländischen Städte, Hamburg ebenso gebaut. Es ist jedoch begreiflich, daß diese Form der Siedlung den Bewohnern naturnotwendig erschien und daher auch an Stellen angewandt wurde, wo sie überflüssig ist, so in der Terramare von Imola bei Bologna auf einem Hügel (FLAMINIJ, Stazione preistorica sul monte del Castellaccio presso Imola 1887). Der halbmondförmige Griff der Tongefäße ist ein lokales Charakteristikum der Manufaktur in den Terramaren; er kommt aber auch in Latium vor. Die ethnographischen Folgerungen HELBIGS und anderer sind verfehlt, die Kultur, die er den Italikern in der Poebene zuschreibt, hat jedes andere Volk im gleichen Entwicklungsstadium auch gehabt, und wenn die Ligurer in den Bergen roher waren, so steht das der freilich ebensowenig erweisbaren Annahme, daß sie in der Ebene zu höherer Kultur gelangt seien, nicht im Wege. Das Studium der prähistorischen Sammlungen Italiens, namentlich des von PIGORINI trefflich geordneten Museo Kircheriano, hat mich von der Unmöglichkeit ethnographischer Schlüsse auf diesem Gebiete und ebenso auf dem der folgenden Kulturschicht überzeugt.


718 Die wichtigsten Fundstätten der hier geschilderten Kultur sind Bologna und seine Umgebung (Typus Villanova), Clusium, Vetulonia (FALCHI, Not. degli scavi 1887), Tarquinii in Etrurien, die alten Nekropolen auf dem Esquilin und dem Albanerberge in Latium. Übersicht mit Literaturangabe bei UNDSET, Annali dell'inst. 1885, und HELBIG, Das homer. Epos aus den Denkmälern erläutert, 2. Aufl. S. 82ff.; ferner MARTHA, L'art étrusque 1889. Gewöhnlich hält man diese Monumente für voretruskisch, weil in ihnen scheinbar die Tontechnik vorherrscht, und läßt das Hervortreten der Etrusker mit dem Auftreten zahlreicher Metallfunde und größerer Baudenkmäler und dem gleichzeitigen Anfang des griechisch-orientalischen Einflusses beginnen. Aber in Wirklichkeit sind die Tongefäße dieser Schicht deutliche Nachahmungen von Metallwaren, diese Kultur (nach einer wichtigen Fundstätte für ihre jüngste Gestalt bei Bologna auch als »Villanovakultur« bezeichnet) ist wie die spätere etruskische eine Bronzekultur. – Der Wechsel zwischen Verbrennung und dem später das Übergewicht erlangenden Begraben der Leichen, den V. DUHN, Bemerkungen zur Etruskerfrage, in den Bonner Studien für KEKULÉ 1890, zum Ausgangspunkt einer ethnographischen Scheidung nimmt, hat für diese in Italien ebensowenig Bedeutung wie in Griechenland, wo überall Verbrennung und Bestattung nebeneinander gebräuchlich sind, doch so, daß, wie in Italien, die Bestattung weitaus überwiegt (z.B. in Myrina BCH. VI 403. Ägä BCH. XV 216. Megara Hyblaea CAVALLARI und ORSI in den Mon. dei Lincei I 769ff.).


719 Vgl. Kl. Schr. II S. 279, 3.


720 Ebenda S. 281ff.


721 Kl. Schr. II S. 283, 3.


722 Von der römischen Entwicklung kann hier nur aufgenommen werden was als typisch gelten kann. Die römische Überlieferung, wie sie in den Überresten der älteren Annalisten (Polybios, Diodor) und bei Cicero de rep. und Livius und durch reiches antiquarisches Material, namentlich aus Varro vermehrt, aber zugleich durch Hypothesen und Pragmatisierung entstellt bei Dionys vorliegt, ist völlig klar und in sich zusammenhängend. Freilich enthält sie keine »verfassungsgeschichtliche Überlieferung« – die hat überhaupt nie existiert –, sondern eine Konstruktion auf Grund der im 3. und 2. Jahrhundert bestehenden Ordnungen, bei der im allgemeinen das ältere ganz richtig vom jüngeren gesondert und die grundlegenden Institutionen auf Willensakte der einzelnen Könige zurückgeführt sind. Die Modernen dagegen haben unendliche Verwirrung angerichtet. NIEBUHR hat in dem Streben, zu lebendiger Anschauung zu gelangen und die schematischen Berichte der Alten in wirkliche Geschichte umzusetzen, nicht wenige Mißgriffe begangen, und gerade diese haben am meisten Beifall gefunden, ja sie sind von den Gelehrten, die sich konservativ nannten und vor aller historischen Kritik ein Kreuz schlugen (z.B. L. LANGE), an Stelle der wahren Überlieferung zum Dogma erhoben worden. Am verhängnisvollsten war, daß NIEBUHR den Charakter des Patriziats verkannte und aus dem Adel, der ohne den Gegensatz nichtadliger Bauern gar nicht existieren kann, nach spartanischer Analogie eine über stammfremde Untertanen herrschende Altbürgerschaft machte. Diese Auffassung hat selbst MOMMSEN beibehalten und dadurch seine Darstellung der römischen Bürgerschaft (Staatsrecht III 1) schwer geschädigt, obwohl doch er selbst durch den Nachweis, daß die Kurien Patrizier wie Plebejer umfaßten und daß die lex curiata mit der patrum auctoritas nichts zu tun hat (Röm. Forschungen I; ebenso BRÖCKER, Unters. über die Glaubwürdigkeit der altröm. Verfassungsgeschichte 1858), ihr das Fundament entzogen hat. Darlegung und Kritik der verschiedenen Ansichten bei SOLTAU, Entstehung und Zusammensetzung der altröm. Volksversammlung, 1880.


723 Vgl. Kl. Schr. II S. 282f.


724 Über die römischen und italischen Namen MOMMSEN, Röm. Forsch. I. Staatsrecht III 1. DEECKE, Falisker 275ff. (vgl. denselben über die etruskischen Namen in O. MÜLLERS Etruskern. 2. Aufl. I 442ff.). Die nach Patriziergeschlechtern benannten römischen Landtribus werfen auf den Ursprung der Gentilnamen kein Licht; die Tribus sind nach den hier ansässigen Geschlechtern benannt, nicht umgekehrt (vgl. u. S. 477, 1). Auch hier hat die Ansicht, welche in den Geschlechtsverbänden die älteste Wurzel der staatlichen Organisation sucht, viel Unheil angerichtet.


725 Die Einnamigkeit tritt uns in der jedenfalls ins 6. Jahrhundert hinaufragenden Inschrift der Fibula von Präneste: Manios med fhefhaked Numasioi (Mitt. des röm. Instituts II 1887; CIL. XIV 4123) noch völlig lebendig entgegen; den Übergang bezeichnet die weit jüngere pränestinische Inschrift CIL. XIV 2863: Orcevia Numeri (sc. uxor). Im gewöhnlichen Leben ist, wie der Sprachgebrauch der Griechen lehrt, noch im 2. Jahrhundert v. Chr. das praenomen meist als eigentlicher und alleiniger Name gebraucht worden. Ebenso wird das cognomen im offiziellen Gebrauch bis ans Ende der Republik, ja noch in Soldatenlisten der ersten Kaiserzeit (CIL. III, suppl. 6627) gemieden, obwohl tatsächlich schon im 3. Jahrhundert v. Chr. gelegentlich mehrere cognomina nebeneinanderstehen, so bei den Scipionen. [Daraus ergibt sich, wie wenig Berechtigung die Quellenscheidung nach dem Gebrauch und Nichtgebrauch des Cognomens hat.] Die Einnamigkeit der Personen der römischen Urgeschichte ist keine Reminiszenz aus der Urzeit, wie Varro meint (de praenom. 1), sondern erklärt sich daraus, daß diese von Griechen gestaltet ist (TRIEBER, Rhein. Mus. 43, 569). Dagegen sind alle Eponymen naturnotwendig einnamig (Jullus, Pompo, Anton, Tullus), denn sie geben ja erst dem Geschlecht den Namen. Das gleiche gilt von Romulus.


726 Die Behauptung, daß nur die Patrizier eine »gens« hätten, ist sehr begreiflich, da nur beim Adel der Geschlechtsbegriff voll durchgeführt ist, aber rechtlich falsch; die »gentes patriciae«, erfordern notwendig »gentes plebeiae« neben sich, und die Klienten führen nicht etwa die Geschlechtsnamen ihrer Patrone, wie die Freigelassenen.


727 Die gangbare Ableitung der plebejischen Zweige des Geschlechts von Freigelassenen ist wenig wahr scheinlich.


728 Die alten Angaben über die Grundbesitzverhältnisse in Rom sind dadurch aufs ärgste entstellt worden, daß der ager publicus, d.h. das durch die großen Eroberungen seit dem Ende des 4. Jahrhunderts gewonnene Staatsland in Italien (Appian civ. I 7. NIESE, Hermes 23, 410), von den jüngeren Annalisten in die Ständekämpfe zwischen Patriziern und Plebejern hineingetragen wurde, mit denen er gar nichts zu tun hat. M. WEBER, Röm. Agrargeschichte 1891, hat hier die Ergebnisse der Kritik ebenso ignoriert, wie das bei den Juristen Brauch ist. Dagegen erkennt WEBER richtig, daß das Land nicht nach Geschlechtern, sondern genossenschaftlich, von Verbänden gleichstehender freier Männer, besiedelt ist. Aus den Namen der Landtribus folgt keineswegs, daß die Mark den Geschlechtern gehörte; sonst wären ja diejenigen Patriziergeschlechter, nach denen keine Tribus benannt ist, ohne Grundbesitz gewesen. – Nach Angabe der Alten hätte Romulus jedem Bürger ein Grundstück von zwei Morgen als Erbgut zugewiesen (heredium): Varro r. rust. I 10, 2. Plin. 18, 7. Paulus ep. Fest. p. 53, vgl. Plut. Poblic. 21; 100 heredia zu zwei Morgen bilden eine Ackercenturie (Sic. Flaccus p. 153 LACHMANN u.a.). Das ist natürlich keine Bauernhufe, sondern ein Gemüsegarten; in diesem Sinne, gleich dem späteren »hortus«, war das Wort in den Zwölf Tafeln gebraucht (Plin. 19, 50. heredium, praedium parvulum Paulus ep. Fest. p. 99). Es ist also das Eigenland der Kleinbauern und Tagelöhner, welche den großen Grundherren ihre Äcker bestellen, nicht etwa der ursprüngliche Privatbesitz im Gegensatz zu der dem Geschlecht oder dem Gauverbande gemeinsam gehörigen Mark. Daher werden in den sog. Bürgerkolonien, d.h. den in unterworfenen Küstenorten dauernd stationierten römischen Besatzungen, dem einzelnen Manne, wie es scheint, regelmäßig zwei Morgen zugewiesen (Liv. VIII 21 von Terracina, vgl. IV 47 von Labicum); dasselbe Maß ist bei Viritanassignationen der älteren Zeit das gewöhnliche (Liv. VI 36 u.a., vgl. die Agrimensoren). Daraus wurde es von den Annalisten auf das ältere Rom, dessen Einrichtung nach dem Schema einer Koloniegründung gedacht wird, übertragen.


729 Dorfsiedlung der Sabeller: Cato fr. 50 bei Dion. Hal. II 49 die Sabiner ἐκ τῆς Ῥεατίνης ἀποικίας ἀποστείλαντας ἄλλας τε πόλεις κτίσαι πολλάς, ἐν αἷς οἰκεῖν ἀτειχίστοις, καὶ δὴ καὶ ... Κύρεις. Plut. Rom. 16 κώμας ᾤκουν ἀτειχίστους. Liv. II 62. Strabo V 3, 1 schildert die Sabinerorte als μᾶλλον ἤ πόλεις; sie seien durch die Kriege heruntergekommen. Das ist nicht richtig; der Begriff der Stadt hat für diese Orte nie gepaßt. Die ummauerten Orte des Sabinerlandes führt Varro bei Dion. Hal. I 14f. auf die Aboriginer zurück (vgl. Cato l.c.). Samnites ea tempestate in montibus vicatim habitantes Liv. IX 13; von den Opikern, die vor den Sabellern in Samnium gewohnt haben sollen, sagt Strabo V 4, 12 ἐτύγχανον δὲ κωμηδὸν ζῶντες. Ebenso von den Marsern und anderen kleinen Stämmen Strabo V 4, 12 τὰ μὲν οὖν ἄλλα κωμηδὸν ζῶσιν, ἔχουσι δὲ καὶ πόλεις ... τό τε Κορφίνιον etc.


730 Den Dorfbegriff kennt das ältere Rom nicht; vicus (= οἶκος) ist die Häusergruppe in der Stadt. Die Flurbezirke (pagi) sind wohl durch Festgebräuche verbunden, und an den Kreuzwegen (compita) stehen Kapellen; aber draußen liegen nur Gehöfte (in den Zwölf Tafeln »horti«, später, als hortus die Bedeutung von heredium erhält, »villae« genannt Plin. 19, 50), keine zusammenhängenden Siedlungen. Dieselbe Form der Siedlung besteht auch jetzt in den Ackerstädten Mittel- und Unteritaliens und Siziliens. Erst die hochgesteigerte Kultur des völlig befriedeten Staats schafft dann wieder Dörfer (fora et concionabula). – Ob der »ager Romanus« ursprünglich wirklich nach dem Schema der Agrimensoren, das sich für die Anlage von Kolonien und Ackerassignationen ausgebildet hat, aufgeteilt gewesen ist, ist mir sehr fraglich.


731 MOMMSENS Ansicht, daß alle Plebejer ursprünglich Klienten der Patrizier gewesen seien, findet sich zwar [scheinbar?] bei Dionys. II 9 (vgl. Festus 233), steht aber in Widerspruch mit der Auffassung Ciceros rep. II 16: Romulus habuit plebem in clientelas principum discriptam, und Plutarchs Rom. 13, und mit den Tatsachen (Plut. Ti. Gracchus 13 und Marius 5 sind die Patrone Plebejer); die staatsrechtliche Scheidung der Stände fällt mit der privatrechtlichen und ökonomischen zwischen dem unabhängigen und dem abhängigen Mann keineswegs zusammen.


732 Cic. rep. II 23: cum ille Romuli senatus, qui constabat ex optimatibus, quibus ipse rex tantum tribuisset, ut eos patres vellet nominari patriciosque eorum liberos ..., und ebenso alle anderen. Die Erklärung ist zweifellos richtig. Der Name »senatus«, der bezeugt, daß auch hier der Rat ursprünglich aus nicht mehr waffenfähigen Greisen bestand, kann erst nach Aufnahme der »conscripti« offiziell geworden sein. – Daß manche Geschlechter aus Alba stammten, ist möglich, wie der sabinische Ursprung der Claudier gewiß richtig ist; auch sonst mögen nicht wenige Geschlechter aus der Fremde aufgenommen sein. Doch wird in den meisten Fällen bei den albanischen Geschlechtern (Dion. Hal. III 29) keine Überlieferung, sondern Fiktion auf Grund der Sagengeschichte anzunehmen sein: man ließ den Eponymos bereits in Alba leben; die an Trojaner angeknüpften Geschlechter, wie z.B. die Julier, mußten ja notwendig zuerst in Alba gesessen haben.


733 Daß die in den Zwölf Tafeln genannten »quaestores paricidii« von den Ärarquästoren zu scheiden sind (so folgert auch Pomponius Dig. I 2, 2, 23 gegen die gewöhnliche Überlieferung), scheint mir durch den unterscheidenden Beinamen, der sonst überflüssig war, erwiesen zu werden.


734 Anlage der Mauerfurche Etrusco ritu Cato fr. 18. Varro ling. lat. V 143. Plut. Rom. 11. Dion. Hal. I 88. Festus p. 285 rituales u.a. Wo Städte neu angelegt werden (so später die römischen Kolonien), wird in der Regel dasselbe Schema befolgt, das wir auch bei den griechischen Kolonien finden: die Stadt ist ein nach den Himmelsgegenden orientiertes Rechteck, mit zwei von der Mitte der Mauerseiten ausgehenden, im Zentrum sich rechtwinklig schneidenden Straßen. Da diese Anlage sich in der Etruskerstadt Marzabotto, in der Latinerstadt auf dem Palatin, in den Griechenstädten Pästum und Selinus (ferner Neapel u.a.), in der Phönikerstadt Soloeis findet, war es ein Mißgriff NISSENS (Templum 1869; von ihm selbst in seinen Pompej. Studien 591ff. zurückgenommen), hierin eine spezifisch den Italikern (im engeren Sinne) eigentümliche Anlage zu sehen. Dagegen ist die Angabe der Alten, daß die religiöse Ausbildung dieses Schemas zur Lehre vom Templum etruskischen Ursprungs ist, nicht zu bezweifeln. Der neuerdings wiederholt gemachte Versuch, ältere, naturwüchsige italische Städte, z.B. Rom, in dies Schema hineinzuzwängen, ist ebenso unbegründet wie undurchführbar.


735 Die Aboriginersage ist älter als Kallias von Syrakus (Dion. Hal. I 72) und Timäos (Lykophron 1254), die sie bereits kennen, letzterer in der Verstümmelung Βορειγόνοι. [Allen Ernstes halten ZIELINSKI und GEFFCKEN, Timaios' Geogr. S. 42f., dieses Unwort für griechisch und Aborigines für eine Umdeutung desselben!] Daß die spätere Forschung dann wieder nach der Herkunft der Aboriginer fragt und ihnen noch andere Völker vorschiebt, ist absurd, aber das gewöhnliche Schicksal aller derartigen Erzählungen. – Neben diesen Sagen hat man Roms Ursprung nach dem Schema der Kolonialgründung behandelt [ebenso wie die sabinischen Ansiedlungen bei Cato fr. 50, o. S. 478, 1]. Denn Rom ist eine Latinerstadt, seit 338 aber gibt es Latiner nur noch in latinischen Kolonien, und daher werden alle alten Latinerstädte und so auch Rom als Kolonien Albas betrachtet.


736 Sagen vom »ver sacrum«: Dion. Hal. I 16. Cato fr. 53. Sisenna fr. 99. Strabo V 4, 2. 12. Varro r. rust. III 16, 29. Festus p. 158. 321. 379. Daß auch der Ursprung der Mamertiner nach diesem Schema behandelt wird (Alfius bei Festus 158), ist lediglich eine Bestätigung dafür, daß diese Sagen eben keine Geschichte sind. Um so wertvoller sind sie für das Verständnis der zur Zeit ihrer Entstehung herrschenden Auffassung vom Staate. Vgl. Forsch. I 142, 2.


737 Über die italische Schrift: MOMMSEN, Unterital. Dialekte. KIRCHHOFF, Studien zur Geschichte des griech. Alphabets4 127ff. PAULI, Altital. Forsch. I. III (über die norditalischen und das messapische Alphabet). PAULI will das venetische Alphabet aus dem elischen ableiten, was sehr unwahrscheinlich ist und durch die geringfügigen Abweichungen vom tarentinischen nicht erwiesen wird. Dagegen scheint er mir gezeigt zu haben, daß die messapische Schrift nicht aus Tarent, sondern wahrscheinlich aus Lokri stammt. Die Abhängigkeit der oskischen und umbrischen von der etruskischen Schrift geht aus der Verwendung des Fußnoten für f und dem Verlust des o hervor, für das die Osker dann ein neues Zeichen erfunden haben, die selbständige Stellung der latinischen Schrift aus der Verwendung des F (urspr. FH) für f und der vom etruskischen abweichenden Differenzierung der Zeichen für r und d.


738 Πανέλληνες, gebildet wie Παναχαιοί, außer Hesiod op. 528 zuerst im Katalog Il. B 530 und Archilochos fr. 54 DIEHL ungefähr gleichzeitig; daneben der ganz Griechenland bezeichnende Ausdruck καϑ᾽ Ἑλλάδα καὶ μέσον Ἄργος Od. α 344. δ 726. 816. ο 80, vgl. Ἄργος ἱππόβοτον καὶ Ἀχαιίδα καλλιγύναικα Il. Γ 75, wo das Streben nach einer Gesamtbezeichnung deutlich hervortritt. Der Name Ἕλληνες ist jünger als Πανέλληνες (vgl. jetzt W. SCHULZE, Kl. Schr. 129) und zuerst im hesiodeischen Hellenenstammbaum und dem Namen der Hellanodiken zu Olympia nachweisbar. Der Name βάρβαροι bezieht sich zunächst auf die Sprache: Κᾶρες βαρβαρόφωνοι Il. B 867.


739 Vgl. B 681ff.


740 Seine Größe ist natürlich in den einzelnen Gebieten verschieden; später ist es überall zu der griechischen Mine in Beziehung gesetzt, das römische Pfund z.B. ist = 3/4 attische Mine.


741 Grundlegend nächst BOECKHS metrol. Untersuchungen J. BRANDIS, Das Münz-, Maß- und Gewichtswesen in Vorderasien bis auf Alexander d. Gr. 1866. HULTSCH, Griech. und röm. Metrol., 2. Aufl. 1882, leider nicht übersichtlich genug. Kurze Zusammenfassung durch NISSEN im Handbuch der klassischen Altertumsw. I; auch in der Einleitung von HEADS Historia numorum. Dazu die zahlreichen Einzeluntersuchungen namentlich von DÖRPFELDT MAI. VII-X, LEHMANN, Zur Ἀϑηναίων πολιτεία Hermes 27 u.a. Die Unsicherheit vieler, stark umstrittener Ergebnisse der neuesten Forschung und vor allem das Fehlen einer klaren und mehr als NISSEN ins Detail gehenden Darlegung der äußerst komplizierten Probleme machen dem Laien eine Verwertung der Metrologie für die Geschichte in dem Umfang, wie es zu wünschen wäre, jetzt noch unmöglich.


742 Daß die Trieren (und ebenso die Penteren etc.) mehrere gleichzeitig gebrauchte Ruderreihen übereinander hatten, ist mir trotz der energischen Bekämpfung der herrschenden Ansicht durch BREUSING, dem sich BURESCH u.a. angeschlossen haben, nicht zweifelhaft. Wenn die technischen Probleme, die hier vorliegen, noch nicht gelöst sind, so ist das kein Grund, die klaren Zeugnisse der Schriftsteller und Denkmäler in ihr Gegenteil zu verkehren.


743 Für Ägina vgl. die treffliche Schilderung Strabos VIII 6, 16. Herodots Bericht V 82ff. ist von ätiologischen Erzählungen durchsetzt, welche Kulte und Sitten erklären sollen, und nur als Reflex historischer Ereignisse verwertbar.


744 Belege: Herod. V 99. Thuk. I 15. Strabo X 1, 12f. Plut. erot. 17. In vorzüglicher Weise ist HOLM, Lange Fehde (Hist. und phil. Aufsätze für E. CURTIUS, 1884), dem allgemeinen Zusammenhange nachgegangen.


745 Herod. VI 127 ἀπὸ Ἐρετρίης ἀνϑεύσης τοῦτον τὸν χρόνον (zur Zeit des Kleisthenes von Sikyon) ist ein Irrtum.


746 Während die urkundliche Geschichte der Erweiterungen der Olympischen Spiele in den beiden uns erhaltenen Quellen, Africanus bei Eusebius und Pausan. V 8f., genau übereinstimmt, weichen die hinzugesetzten historischen Notizen bei Africanus von dem Abriß bei Strabo VIII 3, 30 und Pausan. VI 22 stark ab. Africanus bemerkt zu Ol. 28 ταύτην ἦγον Πισαῖοι, Ἠλείων ἀσχολουμένων διὰ τὸν πρὸς Δυμαίους πόλεμον, und zu Ol. 30 Πισαῖοι Ἠλείων ἀποστάντες ταύτην τε ἦξαν καὶ τὰς ἑξῆς κβ (also bis Ol. 51, 576 v. Chr., inkl.). Dazu stimmt freilich schlecht, daß in den folgenden Jahren wiederholt Lakonen und Ol. 37 ein Elier siegt und daß nach Pausan. V 9, 4 die Elier Ol. 50 die Zahl der Hellanodiken auf zwei vermehrt haben. Nach Pausanias dagegen haben die Elier die Prostasie nur Ol. 8 an Pheidon und die Pisaten, Ol. 34 an den Pisatenkönig Pantaleon (vgl. VI 21, 1), Ol. 104 (364) an die Arkader (Afric. an die Pisaten) verloren; diese Feiern würden von den Eliern als ἀνολυμπιάδες nicht mitgezählt. Ol. 48 (588, vgl. Phlegon fr. 7) hätte Pantaleons Sohn Damophon (vgl. V 16, 5) einen vergeblichen Versuch gemacht, bald darauf hätte sich dessen Bruder Pyrrhos mit den Triphyliern von Skillus und Makistos und den Periöken von Dyspontion gegen die Elier empört. Diese Version ist deutlich zugunsten der Elier gefärbt und wird von den Neueren mit Unrecht bevorzugt. Strabo endlich berichtet VIII 3, 30 (vielleicht nach Apollodor, sicher nicht nach Ephoros, s. VIII 3, 33), von Ol. 1-26 hätten die Elier die Prostasie gehabt, μετὰ δὲ τὴν ἕκτην καὶ εἰκοστὴν Ὀλυμπιάδα οἱ Πισᾶται τὴν οἰκείαν ἀπολαβόντες αὐτοὶ συνετέλουν, τὸν ἀγωνα ὁρῶντες ευδοκιμοῦντα˙ χρόνοις δ᾽ ὕστερον μεταπεσούσης πάλιν τῆς Πισάτιδος εἰς τοὺς Ἠλείους μετέπεσεν εἰς αὐτοὺς πάλιν καὶ ἡ ἀγωνοϑεσία. Das dürfte der Wahrheit am nächsten kommen. Pantaleon auch Herakl. pol. 6. – Den Umfang des von Sparta okkupierten Gebiets (u. S. 501) bestimmt NIESE, Hermes 26, 19 richtig, vgl. Euripides bei Strabo VIII 5, 6.


747 τὴν πρώτην κατάκτησιν αὐτῶν φησι Τυρταῖος ἐν τοῖς ποιήμασι κατὰ τοὺς τῶν πατέρων πατέρας γενέσϑαι (fr. 4 DIEHL. Ephoros bei Strabo VI 3, 3. Paus. IV 15, 2). τὴν δὲ δευτέραν, καϑ᾽ ἣν ἑλόμενοι συμμάχους Ἀργείους τε καὶ Ἀρκάδας (codd. Ἠλείους; vgl. Pausan. IV 15, 7. 8) καὶ Πισάτας ἀπέστησαν, Ἀρκάδων μὲν Ἀριστοκράτην τὸν Ὀρχομενοῦ βασιλέα παρεχομένων στρατηγόν [bei Pausan. IV 17, 2. VIII 5, 13 Trapezuntier], Πισατῶν δὲ Πανταλέοντα τὸν Ὀμφαλίωνος˙ ἡνίκα φησὶν αὐτὸς στρατηγῆσαι τὸν πόλεμον τοῖς Λακεδαιμονίοις [von den Herausgebern falsch korrigiert]. καὶ γὰρ εἶναι φησιν ἐκεῖϑεν (aus Sparta) ἐν τῇ ἐλεγείᾳ, ἣν ἐπιγράφουσιν Εὐνομίαν˙ »αὐτὸς γὰρ Κρονιών etc.«: Strabo VIII 4, 10. Darauf folgt die Diskussion, ob Tyrtäos ein Athener war, wie Philochoros, Kallisthenes u.a. (ebenso Plato legg. I 629. Lycurg c. Leocr. 105. Ephoros bei Diod. VIII 27. Justin III 5. Pausan. IV 15; lahm ist er wegen des elegischen Versmaßes) behaupteten. Der moderne Ausweg, er stamme aus dem lakonischen Aphidna (Steph. Byz. s.v.), ist problematisch; daß Tyrtäos in seinen Gedichten wie ein Spartaner redet, ist wohl begreiflich. Die Angabe, er sei Milesier (Suid.), beruht gewiß auf Konfusion. Herod. IX 35 weiß von Tyrtäos nichts. Pausanias' Bericht über den Krieg ist sekundär, vgl. o. S. 409, 2. Die ältere Überlieferung setzt den Zweiten Messenischen Krieg in die Zeit der Schlacht bei Marathon: Plato legg. III 692 D. 698 E, und knüpft daran die Besiedlung von Zankle-Messana in der Zeit des Anaxilaos um 490 (so auch Pausan. IV 23); daher machte Rhianos den König Leotychidas zum Führer der Spartaner (Pausan. IV 15). Mit Recht haben die Historiker diesen Ansatz verworfen, ein Beweis, daß nicht immer die älteste Überlieferung die richtigste ist. Der Ursprung dieser Version liegt eben in der Ansiedlung der Messenier in Zankle durch Anaxilaos. Daher wird bei Strabo VI 1, 6 (Timäos?) der Ausweg ergriffen, daß die Messenier gleich nach dem ersten Krieg mit den Chalkidiern an der Gründung von Rhegion teilnehmen. Einen (gewiß richtigen) Ausgleich enthält die Annahme von vier messenischen Kriegen bei Strabo: τρίτον δὲ καὶ τέταρτον πόλεμον συστῆναί φασιν, ἐν ᾧ κατελύϑησαν οἱ Μεσσήνιοι. Das wäre 490 und 464. Vgl. auch meine »Forschungen« II S. 54 4ff.


748 Über Aristokrates vgl. Heraklides bei Diog. Laert. I 94. Polyb. IV 33. Hierher gehört wohl die Einnahme Phigalias durch Sparta Ol. 30, 659. Pausan. VIII 39, 3.


749 Die Ansetzung des Kampfs um Thyrea in diese Zeit (Pausan. III 7, 5. Euseb. Ol. 15, 2) ist so problematisch wie die des unglücklichen Kriegs gegen Tegea unter Charilaos (Pausan. III 7, 3. Forsch. I 241, 2).


750 Von der Abstammung des Diagoras von Aristomenes (Pausan. IV 24, vgl. VI 6. 7) weiß Pindar Ol. 7 offenbar nichts.


751 Vgl. o. S. 499 Anm. 1 (Schluß).


752 Nauplia und Asine: Theopomp bei Strabo VIII 6, 11. Herodot VIII 73 [mit geographischem Irrtum]; vgl. IG. IV 1193; weitere Kombinationen bei Pausan. II 36, 4. III 7, 5. IV 15, 8 (vgl. 27, 8). 24, 4. 35, 2.


753 Den unglücklichen Kampf gegen Tegea (Herod. I 66) und den Kampf um Thyrea (Herod. I 82) haben die Späteren aus dem 6. ins 9. und 8. Jahrhundert hinaufgerückt (Pausan. III 7, 3, vgl. Forsch. I 241, 2 und Diod. VII 13, 2; Pausan. III 7, 5. Euseb. Ol. 15, 2). Der Ansatz der Schlacht bei Hysiä auf Ol. 27, 4 (Paus. II 24, 7) hat schwerlich mehr historischen Wert.


754 Vgl. Kl. Schr. I S. 105ff., besonders 107, 2. Sehr wertvoll sind die bei Athen. I 27. 28 bewahrten Angaben; obwohl die Fragmente des Hermippos und Kritias (vgl. auch die Fragmente seiner πολ. Λακ.) erst aus dem Peloponnesischen Krieg stammen, so haben die zugrunde liegenden industriellen und kommerziellen Verhältnisse sich doch schon viel früher entwickelt.


755 Über die Entwicklung der Sklaverei s. Athen. VI 264ff. mit den Belegen aus Theopomp (fr. 122 JAC.), Timäos (fr. 67) u.a. Steph. Byz. Χίος. Über die bei Athen. VI 272 für Korinth, Athen, Ägina gegebenen Sklavenzahlen, deren absolute Unmöglichkeit schon HUME, NIEBUHR u.a. erkannt haben, s. BELOCH, Bevölkerung der griechisch-römischen Welt 84ff. In entlegene Gebiete, wie Phokis und Lokris, ist die Kaufsklaverei erst im 4. Jahrhundert eingedrungen. – Vgl. auch Kl. Schr. II S. 196ff.


756 Die Belege bieten die Geschichte der Tyrannen zeit und die Gedichte Solons. Es ist begreiflich, daß die Zeitgenossen, ähnlich wie die alttestamentlichen Propheten, die Schuld an diesen Vorgängen in der Schlechtigkeit der Besitzenden und der Verworfenheit des Geldgeschäfts suchen. In Wirklichkeit handelt es sich um einen ökonomischen Prozeß, der sich ganz ebenso in Rom und im Mittelalter und in anderer, nochmals gesteigerter Gestalt in der Gegenwart abspielt.


757 Über die kleinasiatischen Systeme habe ich aus den neueren Darstellungen volle Klarheit nicht zu gewinnen vermocht und daher darauf verzichten müssen, näher auf sie einzugehen.


758 Vgl. Handwörterbuch der Staatswissensch. 3VI (1910), 829.


759 Um jedes Mißverständnis zu vermeiden, betone ich ausdrücklich, daß hier nicht von der Eroberung Lakoniens durch die Dorier, sondern von der Entstehung des späteren spartanischen Staats die Rede ist.


760 In den kretischen Staaten ist die innere Verwilderung weit früher eingetreten als in Sparta, weil hier die Möglichkeit der Eroberungen fehlte. Bezeichnend ist, daß Aristoteles und offenbar schon andere vor ihm die πρὸς τοὺς ἄρρενας ὁμιλία als Erfindung des Gesetzgebers betrachten, die der Bevölkerungsvermehrung entgegenwirken soll (pol. II 7, 5).


761 Über die ἱππεῖς in Sparta Xen. rep. Lac. 4, 1ff. Herod. I 67. VIII 124.


762 Über die spartanische Kriegsmusik Xen. rep. Lac. 13, 8. Plut. Lyc. 22. de mus. 26. Polyän I 10 u.a.


763 Keine Verfolgung: Herod. IX 77. Polyän I 10. Pausan. IV 8, 11, als Rhetra Plut. Lyc. 13. Ages. 28, mit falscher Motivierung. Die Tradition führt alle diese Ordnungen natürlich auf Lykurg zurück; sie braucht das ewige unverbrüchliche Gesetz, nach ihrem Ursprung fragt sie nicht. – Auf die Einzelheiten der militärischen Organisation (das Material bei STEHFEN, De Lac. re militari 1882) kann ich hier nicht eingehen; vgl. Herod. I 65 μετὰ δὲ [nach der Änderung der νόμιμα, d.i. der Lebensweise] τὰ ἐς πόλεμον ἔχοντα, ἐνωμοτίας καὶ τριηκάδας [nach den λέξεις Ἡροδ. und Suidas ein gemeinsames Gastmahl] καὶ συσσίτια ... ἔστησε Λυκοῦργος.


764 Herod. VII 104 (Rede Demarats zu Xerxes): Λακεδαιμόνιοι κατὰ μὲν ἕνα μαχόμενοι οὐδαμῶν εἰσι κακίονες ἄνδρες, ἁλέες δὲ ἄριστοι ἀνδρῶν ἁπάντων. ἐλεύϑεροι γὰρ ἐόντες οὐ πάντα ἐλεύϑεροί εἰσι. ἔπεστι γάρ σφι δεσπότης νόμος, τὸν ὑποδειμαίνουσι πολλῷ ἔτι μᾶλλον ἢ οἱ σοὶ σέ. ποιεῦσι γῶν τὰ ἂν ἐκεῖνος ἀνώγῃ. ἀνώγει δὲ τωὐτὸ ἀεὶ, οὐκ ἐῶν φεύγειν οὐδὲν πλῆϑος ἀνϑρώπων ἐκ μάχης, ἀλλὰ μένοντας ἐν τῇ τάξι ἐπικρατέειν ἢ ἀπόλλυσϑαι.


765 Die alte Frage, ob Sparta eine Monarchie, Aristokratie, Demokratie oder eine gemischte Verfassung sei (Isokr. panath. 153. Arist. pol. II 3, 10. IV 7, 5 – neuerdings hat NIESE, Zur Verfassungsgeschichte Lakedämons, Hist. Z., N. F. 26, Sparta für die älteste Demokratie erklärt), ist müßig, da keiner dieser Begriffe in seiner historischen Bedeutung auf Sparta angewendet werden kann.


766 κρυπτεία: Aristoteles bei Heracl. pol. 2, 4 und Plut. Lyc. 28. Plato eg. I 633 b. Plut. Cleom. 28. Myron bei Athen. XIV 657 d.


767 Seit im 5. Jahrhundert die Eigenart ihres Staates den Spartanern wie den Fremden bewußt wurde, wird die Frage nach dem Ursprung dieser Ordnungen aufgeworfen. Nach altem Glauben führten die Spartaner sie auf den dorischen Urkönig Aigimios (o. S. 235) oder auch auf die ersten Könige, speziell König Agis (Hellanikos bei Strabo VIII 5, 5, vgl. Ephoros ib. VIII 5, 4) zurück, daneben auch auf den Gott Lykurgos, eine dem Zeus Lykaios verwandte Gestalt. Dieser Gott wurde in eine historische Persönlichkeit umgesetzt, zum Sohne des Agis (Herod. I 65) oder eines Eurypontiden und zum Vormund seines Neffen gemacht. Natürlich führt die Tradition alle bestehenden Ordnungen auf ihn zurück, mögen sie alt oder jung sein; nur das Bestehende interessiert sie, der historische Hergang ist ihr ganz gleichgültig. – Die Übereinstimmung der spartanischen mit den kretischen Ordnungen führte zu der Annahme, Lykurg habe seine Weisheit aus Kreta geholt (Herod. l.c. Plato Minos 318), während ein alter Spruch des delphischen Orakels, der ihn zögernd als Gott anerkannte, Anlaß gab, ihn von diesem inspiriert sein zu lassen. Verbunden hat beide Versionen erst Ephoros. Durch die innere Krisis, die Sparta nach dem Ende des Peloponnesischen Kriegs durchmachte, ist dann die Überlieferung im Detail ausgemalt und zum Programm einer von König Pausanias ausgehenden konservativen Reform gemacht worden, die ihre Spitze namentlich gegen die Ephoren und Lysander richtet. Die Offenbarungen, welche der delphische Gott dem Gesetzgeber über die Grundlagen der von ihm zu gründenden Staatsform macht, werden in Versen ausgeführt, welche Tapferkeit, Eintracht, Rechtlichkeit einschärfen, vor der Geldgier warnen und die Ephoren nicht mehr als ursprüngliche Bestandteile der Verfassung anerkennen. Daneben steht eine prosaische Redaktion in den von Aristoteles mitgeteilten sog. Lykurgischen Rhetren. Nicht älter als ca. 400 v. Chr. sind auch die Distichen desselben Inhalts, welche bei Plut. Lyc. 6 dem Tyrtäos zugeschrieben, bei Diod. VII 14 in erweiterter, rektifizierender Fassung gegeben werden. Die politischen Theoretiker der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts haben Sparta als militärischen Idealstaat betrachtet; die moralisierende Auffassung der hellenistischen und römischen Zeit macht Lykurg dagegen zum weisen Gesetzgeber einer friedlichen, gerechten Ordnung. Daß es absurd ist, eine Staatsordnung, deren Wesen in der von allen anderen Staaten abweichenden Lebensführung und Erziehung der Bürger beruht, auf den Willen eines Einzelnen, auf die Willkür eines Gesetzgebers zurückzuführen, ist den Alten nicht ins Bewußtsein gekommen. Immer wieder haben sie sich, freilich vergeblich, bemüht, den Hergang anschaulich auszumalen. Alles weitere siehe in meiner Abhandlung »Lykurgos von Sparta«, Forsch. I 211ff.


768 Helotenkinder, wohl meist Bastarde von Spartiaten, werden zum Bürgerrechte als μόϑακες zugelassen, wenn sie die spartanische Erziehung genossen haben, so Lysander (Isokr. paneg. 111) und angeblich auch Gylippos und Kallikratidas (Xen. Hell. V 3, 9. Phylarch bei Athen. VI 271 e. Älian, var. hist. XII 43). Die Späteren haben das vielfach idealisiert, z.B. Teles bei Stob. XL 8. Plut. inst. Lac. 22 u.a. Nach Arist. pol. II, 6 12 λέγουσι ὡς ἐπὶ τῶν προτέρων βασιλέων μετεδίδοσαν τῆς πολιτείας; dagegen Herod. IX 33.


769 Cheilons Ephorat: Diog. Laert. I 68: γέγονε δὲ ἔφορος κατὰ τὴν πεντεκοστὴν πέμπτην Ὀλυμπιάδα, Παμφίλη δὲ κατὰ τὴν ἕκτην. καὶ πρῶτον ἔφορον γενέσϑαι ἐπὶ Εὐϑυδήμου (Ol. 56, 1 = 556/5 nach chron. par. 41), ὥς φησι Σωσικράτης. καὶ πρῶτος εἰσηγήσατο ἐφόρους παραζευγνύναι˙ Σάτυρος δὲ Λυκοῦργον. Bei Euseb. resp. Hieron. schwanken die Daten (Ol. 55, 3 R., 56, 1 M. A. Ol. 56, 4 die meisten codd.). Daß Cheilon der erste Ephor gewesen sei, ist wohl ein Mißverständnis der Angabe, er sei damals zum ersten Mal Ephor gewesen. Weiter wissen wir über den Weisen (vgl. Herod. I 59) gar nichts.


770 Mitteilung von ROBERT.


771 Erhalten hat sich die Reiterei auch in Kardia (Charon fr. 9) und Sybaris (Aristot. fr. 583 R.).


772 Wagenkämpfer in Kyrene: Aen. tact. 16, 14. Diod. XVIII 19. XX 41. SMITH and PORCHER, Discov. at Cyrene, Inschrift 6, eine Liste von λοχαγοὶ τεϑρίππων und λοχαγοὶ μονίππων neben den Führern des Fußvolks. Vgl. auch Xen. Cyr. VI 1, 27f.


773 Aus diesem Bestreben, den Adel und seine exzeptionelle Stellung unter die allgemeinen Anschauungen und ein gemeines Recht zu bändigen, entspringt die Tendenz gegen Luxus, prunkvolle Bestattung, Trinkgelage und Trunkenheit, Frauengunst, ebenso die Zugänglichmachung der Feste für die Masse: Rhapsoden, Sänger und gymnische Spiele.


774 Die Gesetzbücher der einzelnen Staaten existierten natürlich, als man begann, sich wissenschaftlich mit ihnen zu beschäftigen. Sie sind zu politischen Zwecken schon von Aristoteles (s. die Erwähnungen in der »Politik« und die Notizen in Heraklides' »Politien«), sodann systematisch von seinen Nachfolgern in ihren juristischen Schriften benutzt (Grundlagen Theophrasts νόμων κατὰ στοιχεῖον, 24 Bücher, vgl. Cic. de fin. V 11; daraus wohl das Fragment περὶ συμβολαίων Stobäus flor. 44, 22; aus der peripatetischen Schule stammen auch die Notizen Aristot. pol. II 9, 5-9). Auf uns sind, abgesehen von den inschriftlich erhaltenen, nur dürftige und oft unsichere Nachrichten gekommen.


775 Die Berichte über Zaleukos und Charondas sind dadurch getrübt, daß 1. die Gesetze eines der beiden (Zaleukos: Ephoros bei Strabo VI 1, 8. Athen. XI 508 a; Suidas Ζάλευκος Λοκρὸς ἐκ Θουρίου, Ποϑαγόρειος φιλόσοφος καὶ νομοϑέτης; Charondas: Diod. XII 11. Val. Max. VI 5 ext. 4. Schol. Plato rep. X 599) in Thurii bei seiner Gründung eingeführt und dabei überarbeitet wurden; 2. daß sie als italische Weise zu Pythagoreern gemacht werden (Diod. XII 20 und Suidas von Zaleukos, Diog. Laert. VIII 16 und Seneca ep. 90 von beiden). Damit hängen die späteren Überarbeitungen beider Gesetze zusammen, die im Widerspruch mit Plato legg. IV 722 e mit einem ausführlichen Proömium versehen sind (Cic. de leg. II 14); Bruchstücke derselben bei Cic. leg. III 5 (Charondas). Diod. XII 20, Stobäus flor. 44, 20. 21 (Zaleukos). 40 (Charondas). Ob damit die Ableitung der lokrischen Gesetze von Athena, die sie im Traume dem armen Hirten Zaleukos offenbart (Arist. fr. 548 R. bei Schol. Pind. Ol. 11, 17. Clem. Alex. strom. I 170. Plut. de se ipso citra invid. laud. 11. Val. Max. I 2 ext. 4. Suidas – nach Diod. XII 20 dagegen ist der Lokrer Zaleukos ein ἀνὴρ εὐγενὴς καὶ κατὰ παιδείαν τεϑαυμασμένος, μαϑητὴς δὲ Πυϑαγόρου), und die Angabe, daß die Gesetze gesungen würden (Athen. XIV 619 b aus Hermippos; vgl. den νομῳδός in Mazaka, wo sie eingeführt sind, Strabo XII 2, 9), irgendwie zusammenhängt oder ob das der echten Überlieferung angehört, ist nicht zu ermitteln. Auf Grund dieser Widersprüche hat offenbar Timäos Zaleukos' Existenz geleugnet (Cic. de leg. II 15. ad Att. VI 1). – Diesen Angaben gegenüber steht die Ansicht, welche die Gesetze des Zaleukos von Lokri für die älteste schriftliche Gesetzgebung in Griechenland erklärt (Ephoros bei Strabo VI 1, 8 und Scymn. 315; Clem. Alex. strom. I 79); daher Eusebius' Datum Ol. 29, 3, 662 v. Chr., und die Angabe bei Aristot. pol. II 9, 5, Lykurg und Zaleukos seien Schüler des Thales von Kreta, Charondas Schüler des Zaleukos. Auf die Gesetzgebung spielt Pindaras Angabe Ol. 10, 17 über die Herrschaft der ἀτρέκεια in Lokri an. Einführung der Gesetze in Sybaris Scymn. 347. – Über Charondas Plato pol. X 599 Χαρώνδαν μὲν γὰρ Ἰταλία καὶ Σικελία (αἰτιᾶται νομοϑέτην ἀγαϑὸν γεγονέναι) καὶ ἡμεῖς Σόλωνα. Aristot. pol. II 9, 5 νομοϑέται δὲ ἐγένοντο Ζάλευκός τε Λοκροῖς τοῖς Ἐπιζεφυρίοις, καὶ Χαρώνδας ὁ Καταναῖος τοῖς αὑτοῦ πολίταις καὶ ταῖς ἄλλαις ταῖς Χαλκιδικαῖς πόλεσι ταῖς περὶ Ἰταλίαν καὶ Σικελίαν; seine Gesetze in Rhegion Herakl. pol. 25, 4. Nach Aristot. pol. IV 9, 10 war er ἐκ τῶν μέσων, die Späteren lassen ihn von Katana nach Rhegion oder Chalkis fliehen (Älian. var. hist. III 17, schol. Plat. l.c.). – Historische Nachrichten besitzen wir über beide nicht, nur die Namen und die Gesetze sind geschichtlich. Manche der Gesetze sind früh mit oft wiederholten Anekdoten verbunden (Verbot des Schwerttragens: Val. Max. VI 5 ext. 4. Diod. VIII 23, 3. XII 19. XIII 33 von Charondas oder Diokles von Syrakus; Bestrafung des Ehebruchs durch Blendung: Herakl. pol. 30, 3. Demosth. 24, 134. Älian. var. hist. 13, 24. Val. Max. VI 5 ext. 3 von Zaleukos. Diod. XII 17 von Charondas; Prozeß gegen die Gesetze in Lokri: Demosth. 24, 134. Polyb. XII 16. Diod. XII 17 [von Charondas]. Stob. flor. 44, 21). Sprichwörtliche Härte der Gesetze des Zaleukos Zenob. IV 10. Die Darstellung der Gesetze bei Diod. XII 12ff. verwertet zum Teil ältere authentische Angaben, gibt aber bei Charondas wohl wesentlich die Gesetze von Thurii. Sonstige zerstreute Notizen über Zaleukos: Ephoros l.c. Herakl. pol. 30. Polyb. XII 16. Diod. VIII 23, 4 = Plut. de curios. 8. Zenob. V 4. Athen X 429 = Älian, var. hist. II 37; über Charondas: Aristot. pol. I 1, 7. II 9, 8. IV 10, 6. Theophrast l.c. Wie in Mazaka in Kappadokien sind seine Gesetze auch in Kos eingeführt: Herondas 2, 48, wo einige Bestimmungen mitgeteilt werden. – Hier ist auch Diokles von Syrakus zu erwähnen, den Diodor XIII 35 mit dem gleichnamigen Demagogen aus der Zeit des Peloponnesischen Krieges zusammengeworfen hat (erkannt von HOLM, Gesch. Sic. II 78. Sein Recht, unter Timoleon (vgl. Diod. XVI 70, 5. 82, 6) und Hieron modifiziert, war bis auf Caesar in Syrakus und vielen anderen sizilischen Städten gültig. Die Gesetze waren in alter Sprache und kurzer Formulierung abgefaßt (XIII 35, 3f.) und offenbar gar nicht demokratisch; auf seinen Tod ist bei Diodor (XIII 33, 3. 35, 5; vgl. XII 19, 2) eine sonst von Charondas erzählte Geschichte übertragen. Daß Diodor die [sehr ungeschickt auf zwei Jahre verteilte XIII 33. 34, 6ff.] Episode in den Bericht seiner Quelle selbst eingefügt hat, sagt er 35, 5 ausdrücklich.

776 Philolaos, Androdamas, Pheidon: Aristot. pol. II 9, 6. 9. 3, 7.


777 Heraklides pol. 9; vgl. das im 5. Jahrhundert aufgezeichnete keische Gesetz über die Totenbestattung: KÖHLER MAI. I; DITTENBERGER, Sylloge3 1218.


778 Gefunden von HALBHERR und FABRICIUS: COMPARETTI, Museo italiano I. II 561ff. BÜCHELER und ZITELMANN, Recht von Gortyn, Rhein. Mus. 40, 1885, Ergänzungsheft [dazu Rhein. Mus. 41, 118] u.a. Fragmente weit älterer Gesetze: COMPARETTI, Mus. ital. II 181ff. 645ff. Mon. ant. dei Lincei I 77ff.


779 Aristot. pol. I 1, 7. Diog. Laert. I 112.


780 Vereinzelt ist im folgenden auch das Solonische Recht herangezogen, wo analoge Gesetze auch in anderen Staaten angenommen werden dürfen.


781 Polyb. XII 16 (eine Stelle, die WUNDERER, Philol. 53, 1894, auf Ephoros zurückführen will).


782 Grundlegend O. MÜLLER in seiner Ausgabe der Eumeniden 1833, der aber, abgesehen von manchen anderen Irrtümern, die sozialen Grundlagen der Blutrache und Blutsühne den religiösen gegenüber nicht genügend erkannt hat, wie das auch sonst vielfach geschieht.


783 Die Hauptstelle ist Aristoteles pol. Ath. 57; daraus mit Zusätzen Pollux VIII 90. 117ff. 125. Harpokr. ἐπὶ Παλλαδίῳ; ferner Pausan. I 28, 5. 8ff. (Lage und Mythus des Palladions auch Kleidemos bei Plut. Thes. 27. Polyän I, 5). Ferner vgl. die platonischen Satzungen legg. IX 865ff. Ein Teil des Gesetzes über den φόνος ἀκούσιος ist inschriftlich in einer Kopie aus dem J. 409 erhalten (IG. I2 115. KÖHLER, Hermes II. DITTENBERGER, Sylloge 3111; ergänzt nach Demosthenes 23, 37. 43, 57). Der Eingang lautet: καὶ ἐαυμὴ ᾽κ προνοίας κ[τείνῃ τίς τινα, φεύγειν, δ]ικάζειν δὲ τοὺς βασιλέας αἰτιῶν φόνου ἢ [ἐάν τις αἰτιᾶται ὡς βου]λεύσαντα. τοὺς δὲ ἐφέτας διαγνῶναι [so richtig SAUPPE, Ind. lect. Göttingen 1873/4 und DITTENBERGER]. Mithin hielten der Archonkönig und die Phylenkönige zusammen das Gericht ab. Dazu stimmt Solons Amnestiegesetz Plut. Sol. 10 und das ihm nachgebildete Psephisma des Patrokleides bei Andoc. 1, 78.


784 Dem attischen Recht völlig analog sind die Bestimmungen des Deuteronomiums über die Freistätten für unvorsätzlichen Mord (Deut. 19) und über das Verfahren, wenn der Mörder unbekannt ist (Deut. 21). Im übrigen ist nicht genauer festzustellen, wieweit Drakon im einzelnen seine Bestimmungen übernommen, wieweit neu geschaffen hat.


785 Mißverständnis von ὕβρις und ἀναίδεια Theophrast bei Zenob. VI 36. Cic. de leg. II 28.


786 Ein lebhaft an altdeutsches Recht erinnerndes Beispiel primitiven Verfahrens in Blutsachen hat sich im Recht von Kyme erhalten (Aristot. pol. II 5, 12): ἂν πλῆϑος τι παράσχηται μαρτύρων ὁ διώκων τὸν φόνον τῶν ἑαυτοῦ συγγενῶν (Eideshelfer), ἔνοχον εἶναι τῷ φόνῳ τὸν φεύγοντα. Wenn die Eide beider Parteien sich gegenüberstehen, ist eben das Urteil nicht leicht; da entscheidet in primitiven Verhältnissen das Ansehen der Person.


787 Die Meinung, daß erst Solon den Areopag geschaffen habe (Plut. l.c.), ist verkehrt, ebenso falsch natürlich seine Rückdatierung in die älteste Urzeit (Hellanikos bei schol. Eurip. Orest. 1648).


788 Orestes plädiert zwar auf φόνος δίκαιος. aber sein Prozeß ist mit Recht auf den Areopag verwiesen, da seine Tat nicht unter die Kategorien fällt, für die nach Drakontischem Recht das Delphinion zuständig war.


789 Das Gericht der Phylenkönige am Prytaneon hat sich immer erhalten, da es später reine Form war; die Epheten haben aber trotz Pollux VIII 125 und Harpokr. s.v. damit nichts zu tun. – Die Epheten werden aus unbescholtenen Männern (ἀριστίνδην = ἄριστα βεβιωκέναι ὑπόληψιν ἔχοντες; vgl. FORCHHAMMER, Philol. 34, 465) über 50 Jahre gewählt (Pollux l.c. Suidas s.v.). Die modernen Kombinationen über sie sind unbegründet.


790 Einsetzung der Gymnopädien Ol. 27, 4. 669. Hieron. (665 Eus. arm.), in dem Jahr, in das Pausan. II 25, 7 die Niederlage bei Hysiä (o. S. 502) versetzt. Das mag auch bei Suidas γυμνοπαιδία ... ἐς τιμὴν τῶν ἐν Θυρέαις ἀποϑανόντων Σπαρτιατῶν gemeint sein. – Im allgemeinen vgl. Tyrtäos fr. 9 DIEHL.


791 Flöten finden sich bei Homer nur Il. Σ 495 (neben φόρμιγγες beim Hochzeitstanz) und in der Dolonie K 13, wie schon die Alten bemerkten, die daher meinten, Homer schildere hier speziell troische Zustände. Die Schalmei oder Hirtenflöte (σύριγξ) haben die Griechen dagegen natürlich immer gekannt. Weiteres u. S. 544.


792 Seit O. MÜLLER pflegt man die hier berührten Kulturunterschiede meist auf die verschiedene Begabung und Anschauungsweise der Stämme zurückzuführen. Man abstrahiert das Doriertum aus den Spartanern, das Ioniertum aus den Ioniern des 6. und 5. Jahrhunderts, verallgemeinert die historisch gewordenen Unterschiede, ganz unbekümmert darum, daß z.B. Argos, Korinth, Korkyra, Syrakus in das dorische Schema absolut nicht hineinpassen, und datiert sie in die Urzeit zurück. Die Masse der übrigen Stämme wird dabei gewöhnlich völlig ignoriert. Natürlich haben die Stämme den Gegensatz und die innere Abneigung empfunden, die Verschiedenheit des Dialekts und der Religion erzeugen, und dieser ist dann künstlich dadurch gesteigert worden, daß im 5. Jahrhundert Athen sich als Vormacht der Ionier, Sparta als Vormacht der Dorier fühlte; aber ursprünglich hatten die Stammesgegensätze in Griechenland weit weniger Bedeutung als z.B. in Deutschland (wo sie auch aus historischen und geographischen Verhältnissen, nicht aus Naturanlage erwachsen sind), da die Stämme nirgends in Griechenland eine geographische, geschweige denn eine politische Einheit bilden. Gerade die Geschichte des Epos und der Lyrik ist dafür ein deutlicher Beleg; Stoff, Form und Sprache wandern vom einen zum andern. – Dieselbe Entwicklung, die wir hier in Griechenland zu verfolgen haben, hat sich etwas früher bei den Hebräern vollzogen. Die Propheten sind nicht nur nahezu die Zeitgenossen, sondern auch die Gegenbilder des Hesiod und Archilochos und ihrer Nachfolger, die Bahnbrecher und Träger des Subjektivismus.


793 »Über Archilochos' Lebenszeit« a.o. S. 434, 2. Die Parische Chronik erwähnt ihn vielleicht ep. 33 unter dem J. 682. Zu den Anekdoten über ihn vgl. PICCOLOMINI, Hermes 18. Im allgemeinen siehe namentlich Kritias bei Älian var. hist. 10, 13 ( DIELS, Vors. 81 B 44), dessen für den aristokratischen Sophisten bezeichnender Tadel auch von Neueren oft nachgesprochen und mitunter den Spartanern in den Mund gelegt wird; daß es absurd ist, an diese Poesie den ethischen Maßstab anzulegen, scheinen die wenigsten zu empfinden.


794 Archilochos von den Rhapsoden vorgetragen: Heraklit bei Diog. Laert. IX 1. Plato Ion 531. 532. Athen. XIV 620 c. Daher im Schulunterricht Aristoph. pac. 1298.


795 Für die volkstümliche Anschauung ist Archilochos das Haupt und der Urheber der Elegie und des Iambus. Daraus, daß Kallinos Magnesia noch als blühende Stadt, Archilochos aber seine Zerstörung erwähnte, folgerte jedoch Kallisthenes, Kallinos sei älter als Archilochos und der Begründer der Elegie; dadurch wurde er zugleich zur Annahme einer zweimaligen Eroberung von Sardes durch die Kimmerier genötigt; Strabo XIII 4, 8. XIV 1, 40. Clem. Al. strom. I 131, entstellt Athen. XII 525 c. (vgl. o. S. 134, 3). Andere nannten Mimnermos den ersten Elegiker (vgl. Didymos bei Orion p. 58), Semonides den ersten Iambographen (Suid. v.v.); daher Horaz, art. poet. 75: versibus impariter iunctis querimonia primum, post etiam inclusa est voti sententia compos (Epigramm); quis tamen exiguos elegos emiserit auctor, grammatici certant, et adhuc sub iudice lis est. – Die Neueren stellen meist Kallinos und selbst Tyrtäos vor Archilochos. Aber selbst wenn Kallinos' Elegien im allgemeinen älter sein sollten als die des Archilochos, ist das einseitig; erfunden ist die neue Form überhaupt nicht von einem einzigen, wohl aber allein durch Archilochos zu einer neuen Literaturgattung entwickelt, während Kallinos' Dichtungen ohne weitere Wirkung und fast verschollen waren. – Auf die literarhistorischen Daten, die bei Diog. Laert., chron. par., Tatian, Clem. Alex., Eusebius erhalten sind, gehe ich nur ausnahmsweise ein, da sie keinerlei selbständigen Wert haben. Es sind Folgerungen aus einzelnen Stellen der Dichter, aus denen in der älteren Zeit fast durchgängig zu hohe Ansätze abgeleitet sind. Zur Literatur vgl. o. S. 217.


796 Im Altertum ist die Geschichte der Musik und der Poesie seit Glaukos von Rhegion (Anfang des 4. Jahrhunderts, vgl. HILLER, Rhein. Mus. 41, 398) und Hellanikos' Karneoniken vielfach bearbeitet, namentlich von Aristoteles und den Peripatetikern. Der Niederschlag der durchweg rationalistisch behandelten Nachrichten liegt vor allem in der Kompilation »De musica« (unter Plutarchs Schriften) vor, ferner in den Chroniken und bei Suidas. Auf Grund derselben er zählen alle neueren Literaturgeschichten mit beneidenswerter Naivität Wunderdinge von der Entwicklung der Musik und des Lieds, von Olympos und Thales (Thaletas) und ihren Erfindungen, zahlreiche Sänger werden aufgezählt und chronologisch bestimmt, nicht selten ihre Dichtungen besprochen, als ob wir sie genau kennten. In Wirklichkeit liegen hier die Dinge geradeso wie bei den bildenden Künstlern, bei denen ROBERT (Archäol. Märchen, in Philol. Unters. X 1886) den alten und den modernen Fabeln ein wohlverdientes Ende bereitet hat. Die alten Nachrichten zerfallen in vier Gruppen: 1. mythische Gestalten, wie Orpheus, Olen, Pamphos, Hyagnis, Marsyas, Olympos, Thales; zum Teil sind sie von den Alten rationalistisch behandelt und in spätere Zeit gerückt, wie Thales von Kreta mit Lykurg verbunden (vgl. u. S. 545, 1) und Olympos bei Suidas und den Neueren in mehrere gleichnamige Gestalten zerlegt wird. Wesentlich gleichartig ist der Kitharöde Arion von Methymna (Herod. I 23); 2. wirklich geschichtliche Persönlichkeiten, wie Terpander und Alkman, deren Schöpfungen erhalten waren; 3. Namen von Musikern und Dichtern, die als Sänger in den Agonen oder in der Literatur vorkamen, so Polymnastos von Kolophon, den Pindar fr. 188 SCHR. bei Strabo XIV 1, 28 und Alkman bei Plut. de mus. 5 erwähnte; daraus sind die Erwähnungen bei Plut. de mus. 3. 4. Pausan. I 14, 4 herausgesponnen; ferner Sakadas von Argos, Pindar fr. 269 bei Paus. IX 30, 2 und Plut. de mus. 8. 4. Schwindeleien und Fälschungen, wie die Liste der Sänger der Urzeit, die in Delphi aufgetreten sind, Pausan. X 7, 2, mit den Sängern Chrysothemis, Philammon (aus der Argonautengeschichte des Pherekydes, fr. 26 J., entlehnt, wo er an Orpheus' Stelle stand; der ganz moderne Name weist auf Kyrene) und seinem Sohne Thamyris, Eleuther; ferner die Gesänge des Bildhauers Gitiadas, Paus. III 17, 2, das Prosodion des Eumelos, Paus. IV 33, 5; etc. Aus den Melikern bei BERGK, Lyr. III, sind zu streichen Eumelos, Polymnastos, Arion, Echembrotos, Sakadas, Xanthos (ROBERT, Bild und Lied 173f.) und natürlich die Sieben Weisen.


797 Daß Terpander der erste Sieger an den Karneen war, berichtete Hellanikos fr. 85 a J.; als Datum geben Sosibios bei Athen. XIV 635 und Africanus bei Euseb. Ol. 26; die Parische Chronik 34 dagegen setzt ihn erst 645 v. Chr. an. Bei Plut. de mus. 4 werden ihm vier pythische Siege zugeschrieben; doch sind die in Delphi vor dem Heiligen Kriege alle acht Jahre gefeierten musischen Wettkämpfe eine handgreifliche Erfindung. Daß Terpander auf Geheiß der Pythia berufen sei und den inneren Hader durch Musik bewältigt habe (Diod. VIII 28. Aristot. fr. 545. Herakl. pol. 2, 6 u.a.), ist nach Analogie des Tyrtäos gemacht; vgl. auch Philodem, de mus. 20. Von den unter seinem Namen gehenden Fragmenten ist vielleicht keines echt. – Der Kreter Thales, ursprünglich mit Lykurg in Verbindung gesetzt (Ephoros bei Strabo X 4, 19. Aristot. pol. II 9, 5. Plut. Lyc. 4 u.a., vgl. Forsch. I 216f.), wird in der rationalistischen Darstellung bei Plut. de mus. (vgl. Pausan. I 14, 4) zum Begründer einer zweiten Musikschule und Stifter der Gymnopädien (o. S. 535, 1), wie umgekehrt Hieronymos bei Athen. XIV 635f. Terpander mit Lykurg verbindet. Daß man Terpander auch zum Abkömmling des Homer oder Hesiod machte (Suidas), ist begreiflich. Meist gilt Archilochos für älter als Terpander (Phanias bei Clem. Alex. strom. I 132, Euseb. und wahrsch. auch chron. par.), Glaukos dagegen gab die Folge Terpander, Archilochos, Thales (Plut. de mus. 4. 10), und dieser Ansatz wird später der übliche.


798 Hängt Alkmans Herleitung aus Lydien mit der Λυδῶν πομπή in Sparta zusammen, im Anschluß an die Geißelung der Epheben? Plut. Aristid. 17.


799 Siehe jetzt das große Berliner Fragment über die Feier der Helena (fr. 94. 96 RZACH) und seine Fortsetzung; vgl. Kl. Schr. II 62.


800 Die hier entwickelten Anschauungen sind der solonischen Zeit bereits ganz geläufig. Die israelitische religiöse Entwicklung ist zunächst in denselben Bahnen verlaufen wie die griechische; aber die konservative Richtung, welche Jahwe den Charakter des alten Wüsten- und Stammgottes möglichst zu wahren sucht, hat hier den Sieg behalten. Sie hat sich zwar den Tempel gefallen lassen, aber das Götterbild verworfen und dafür den Fetisch (die Steine in der Lade) beibehalten.


801 Über die Menschenopfer in der späteren Zeit s. vor allem Plato, Minos 315. rep. VIII 565. legg. VI 782 c und die zum Teil auf Theophrast beruhende, von den Kirchenvätern vielfach ausgeschriebene Zusammenstellung bei Porphyr. de abstin. II 54ff. (vgl. 27). Vgl. für die Lykäen Forsch. I 56ff.


802 Im allgemeinen vgl. Archil. fr. 7. 57. 58 (ϑεοί). 68. 74. 94 (Ζεύς). Bei Semonides im Frauengedicht (fr. 7) ist ϑεός v. 1. 7 = Ὀλύμπιοι v. 21 = Ζεύς v. 72. 93. 96. Ähnlich Mimnermos (z.B. fr. 2) und alle folgenden.


803 Durch die systematischen Ausgrabungen der letzten Jahrzehnte in Sizilien, Olympia, Delos, auf der Burg zu Athen, in Eleusis, ferner auf Cypern, in Naukratis, auf Lesbos usw. ist für die Geschichte der archaischen griechischen Kunst ein außerordentlich reiches Material erschlossen. Dadurch sind alle Fragen in Fluß geraten; die unübersehbare Fülle der Detailuntersuchungen ist nirgends zum Abschluß gebracht, und es fehlt eine zusammenfassende Darstellung, welche dem Historiker das Material so vorlegte, daß er es unbedenklich verwerten könnte. Weit mehr noch als bei der mykenischen Kunst habe ich daher in diesem und den folgenden Abschnitten auf eine Skizze der inneren Entwicklung der Kunst verzichten und mich auf das beschränken müssen, was für den allgemeinen Zusammenhang des geschichtlichen Lebens unentbehrlich ist. Für die Auffassung bleibt SEMPERS Stil grundlegend; von Neueren namentlich die Bemerkungen von FURTWÄNGLER in seiner Beschreibung der Sammlung Sabouroff 1883ff.; für die Architektur die Arbeiten von DÖRPFELD u.a. im Anschluß an die Ausgrabungen in Olympia; DÖRPFELD, Der antike Ziegelbau und sein Einfluß auf den dorischen Stil, in den historischen und philologischen Aufsätzen für E. CURTIUS 1884, LANGE, Haus und Halle 1885; für die Plastik BRUNN, Geschichte der griechischen Künstler, OVERBECK, Gesch. der gr. Plastik, I 4. Aufl. 1892, COLLIGNON, Hist. de la sculpture grecque I 1892; über die antike Überlieferung die vortreffliche Kritik von ROBERT, Archäol. Märchen (Philol. Unters. X) 1886; für die Kleinkunst vor allem FURTWÄNGLER, Bronzen von Olympia (Olympia Bd. IV); für die Vasen DUMONT et CHAPLAIN, Céramique de la Grèce propre, FURTWÄNGLER, Beschreibung der Berliner Vasensammlung 1885. Dazu zahlreiche Einzeluntersuchungen. Zur Orientierung die präzisen und zum Teil vortrefflichen Übersichten in BAUMEISTERS »Denkmälern des klassischen Altertums«.


804 Zur Entwicklung der beiden Stile: NOACK, Studien zur griech. Architektur I, Arch. Jahrb. XI (1896).


805 Äolisches Kapitell: KOLDEWEY, Lesbos Taf. 16. 17. KOLDEWEY, Neandria, Berl. Winckelmannsprogr. 1891. Daß die späteren typischen Säulenformen das Ergebnis einer allmählich sich vollziehenden Auswahl aus zahlreichen älteren Variationen sind (ähnlich wie z.B. die etruskischen Spangen und zahlreiche analoge Gebilde), wird meines Erachtens nicht immer genug beachtet. Vgl. z.B. das charakteristische archaische Mischkapitell aus Megara Hybläa: CAVALLARI und ORSI in den Mon. dei Lincei I, Taf.


806 Über die Inschrift der Basis der von Mikkiades geweihten, von seinem Sohne Archermos gearbeiteten Artemis auf Delos s. jetzt ROBERT, Hermes 25, 446ff. Dieser Inschrift sind die Angaben bei Plinius 36, 11 entlehnt.


807 Vgl. FURTWÄNGLER, Art. »Gryps« in ROSCHERS Mythol. Lexicon I S. 1755.


808 Nämlich der gemeinen Einkünfte, die unter die regierenden Bürger verteilt werden. So ist die meist falsch gedeutete Stelle zu verstehen. Von einer Vermögensteilung durch die Revolutionäre ist mit keinem Worte die Rede; die habgierigen Männer an der Spitze des Staats stecken die Einkünfte in die eigene Tasche, statt sie gleichmäßig unter alle zu verteilen.


809 Im allgemeinen PLASS, Die Tyrannis in ihren beiden Perioden, 1852. – Die griechische Entwicklung in dieser Epoche hat ihre Parallele in der italienischen seit dem 13. Jahrhundert. – Von den Anekdoten über die Tyrannen hat Herodot sehr viel aufgenommen, zum Teil in pragmatisierender und politisch tendenziöser Überarbeitung. Daneben ist Aristoteles unsere Hauptquelle, bei dem, wie die »Politik« und die »Pol. Ath.« zeigen, die energischen und als Staatsmänner hervorragenden Tyrannen lebhaftes Interesse, ja fast Sympathie erweckt. In seltsamem Gegensatz dazu, steht, daß seine theoretischen Auseinandersetzungen über Königtum und Tyrannis völlig verfehlt sind. Er scheidet die Tyrannis, die bei ihm wie bei Plato die schlechteste aller Staatsformen ist, vom idealen Königtum dadurch, daß dieses den Nutzen der Regierten, die Tyrannis den des Herrschers verfolge. Das ist nicht nur ein ganz ungreifbares Kriterium, sondern es verwischt auch die Frage des Ursprungs völlig, die doch tatsächlich auch für Aristoteles das entscheidende Moment ist. Hier wie so oft geht bei Aristoteles das praktische Gefühl andere Wege als die Theorie, die bei ihm in der Politik immer im Banne schematischer Abstraktionen steht.


810 Zum Tyrannennamen vgl. auch den kleinasiatischen Gott Μὴν τύραννος, d.i. König Mond; bei Herondas 5, 77 wird geschworen οὒ τὴν τύραννον, d.i. bei der Göttermutter


811 Aristot. pol. V 8, 4: οἱ περὶ τὴν Ἰωνίαν τύραννοι καὶ Φάλαρις (κατέστησαν) ἐκ τῶν τιμῶν.


812 Ephesos: Suid. Πυϑαγόρας mit der Angabe ἦν δὲ πρὸ Κύρου τοῦ Πέρσου, ὥς φησι Βάτων. Älian var. hist. III 26 (daraus Polyän VI 50); Herodot I 26 erwähnt Pindaros nicht. Die Erzählung aus Hippias von Erythrä (Athen. VI 259) über den Sturz des Königtums und die ersten Tyrannen von Erythrä und Chios können wir historisch nicht verwerten, ebensowenig Polyäns Erzählung VI 45 von der Tyrannis eines älteren Syloson in Samos.


813 Aristot. pol. V 4, 5.


814 Die Geschichten vom Sturz des letzten Königs Leodamas durch Amphitres usw. bei Nic. Dam. fr. 52f. J., Conon. narr. 44 sind nicht historisch, sondern mythisch und sollen den Ursprung von Kulten erklären (Kabiren, Branchos und Euangelos).


815 Thrasybul: Herod. I 20ff.; die Geschichte von seinem Ratschlag an Periander V 92 wird später umgekehrt, daß Periander den Rat gibt (Aristot. pol. III 8, 3. V 8, 7).


816 Plut. quaest. Gr. 32. Heraklides bei Athen. XII 523f. Herod. V 28.


817 Das Material bei Herodot und Nic. Dam. aus Xanthos. Wenn an dem Strategem Polyän VII 2, 2 über die Vernichtung der kolophonischen Reiterei durch Alyattes' Treulosigkeit etwas historisch ist, so kann es nur eine weitere Schwächung der Stadt bezeichnen; erobert hat sie schon Gyges.


818 Richtig Samier, s. die Urkunde Lebas 190. – Bias' Schiedsspruch im Hader mit Samos: CIG 2254, 22 (DITTENBERGER, Or. 13).


819 Mimnermos stammte nach dem Zeugnis seiner Fragmente (12. 13. Paus. IX 29) aus Smyrna; zum Kolophonier wird er nur gemacht, weil Smyrna von Kolophoniern besiedelt ist. Seine Zeit wird immer zu hoch gesetzt. Solon kann die berühmten Verse an Mimnermos [u. S. 669; die Vorlage des Mimnermos ahmt um dieselbe Zeit auch Theognis 340 nach] nur als älterer Mann, nach 580, gedichtet haben, und sie haben nur Sinn, wenn Mimnermos jünger war als er. Dazu stimmt, daß nach fr. 13 DIEHL ein Vorfahr des Mimnermos, also mindestens sein Großvater, sich im Kampfe der Smyrnäer gegen Gyges auszeichnete. Mithin gehört Mimnermos nicht ins 7., sondern ins 6. Jahrhundert.


820 Herod. I 26. Strabo XIV 1, 21.


821 Suidas s.v.; gehört die Neuordnung der Phylen erst in diese Zeit?


822 Strabo XIV 1, 11. 42. Xanthos bei Steph. Byz. s.v.


823 IGA. 493, erkannt von HICKS, Manual of Greek inscr. 5.


824 Den Namen Kypselos erklärt die Kastenlegende ätiologisch; offenbar aber ist Κυψελίδαι der Geschlechtsname (Theogn. 894) und der Tyrann nach dem Eponymen [der wohl mit dem Arkader Kypselos identisch war; das Geschlecht leitete seinen Stammbaum von dem Lapithen Kaineus ab, Herod. V 92; spätere Erfindungen Pausan. II 4, 4. V 18, 7] benannt, wie Pisistratos.


825 Aus den sieben Weisen hat wohl Plato (Protag. 343. rep. I 336) zuerst den Periander gestrichen; später ist viel darüber diskutiert worden, s. Diog. Laert. I 98. – Chronologie: Genauere Daten hat es natürlich nicht gegeben. Herodot gibt dem Kypselos 30 J., ebenso Aristot. und Nic. Dam. (dagegen Euseb. ao. 1358 nur 28 J.). Psammetich, Perianders Neffe, regiert nach Aristot. pol. V 9 22/3 J. Dem Periander werden 40 J. (bei Aristot., wie es scheint, 401/2 J.) und 80 Lebensjahre gegeben (Diog. Laert. I 95. 98); daraus geht deutlich hervor, daß von exakten Daten nicht die Rede sein kann. Dazu stimmen die chronologischen Ansätze. Herodot III 48 setzt Periander in die Zeit des Alyattes und zugleich des von den Spartanern an Krösos gesandten Kraters (I 70), eine Generation vor Kambyses' Zug nach Ägypten, also um 560, ebenso V 95 Perianders Schiedsgericht über Sigeon in die Zeit des Pisistratos. Sosikrates bei Diog. Laert. I 95 setzt Perianders Tod 40 J. vor den Fall von Sardes (546/5) in Ol. 48, 4 = 585/4, Diodor (d.i. Apollodor) VII 9 Kypselos' Antritt 447 J. nach dem Heraklidenzug = 657/6; dazwischen liegen also die 731/2 Jahre, die Aristoteles l.c. der Dynastie gibt. Perianders ἀκμή wird bei Diog. Laert. I 98 auf Ol. 38 (beg. 628/7) gesetzt. Bei Eusebius und Hieronymus sind die Daten vielfach verschoben; cod. R. setzt Kypselos Ol. 29, 4 (661), Periander Ol. 37, 4 (629), das Ende der Tyrannis Ol. 47, 4 (589).


826 Herodots Berichte (III 48ff. V 92, dazu I 20ff.) beruhen auf novellistischen Erzählungen von hohem poetischen Gehalt, in denen das persönliche Element durchaus vorherrscht. In der Rede V 92 hat er damit die Schilderung des typischen Tyrannen wenig geschickt verbunden. Ephoros' Bericht liegt bei Diog. Laert. I 95. 98. Nic. Dam. fr. 57-60 J., ferner wohl Polyän V 31 und Strabo [u. S. 577, 1]) vor, der des Aristoteles bei Diog. Laert. I 98. 99. Arist. pol. V 8, 4. 9, 22. Heracl. pol. 5. Die Abhängigkeit von Ephoros ist evident. Ephoros hat Herodot benutzt und rationalisiert (z.B. die Geschichte von der Beraubung der Frauen, deren Ursprung nicht erkennbar ist), aber daneben offenbar anderes Material gehabt, dessen Quelle wir nicht kennen. Inhaltlich trägt seine Schilderung der Institutionen das Gepräge der Echtheit.


827 Vertreibung der Bakchiaden auch Polyän V 31; unter ihnen Demarat, Vater des Tarquinius: Strabo VIII 6, 20. Dion. Hal. III 46 etc. Plut. Lys. 1 läßt sie nach Sparta gehen.


828 Weihgeschenke: Herod. I 14. Aristot. pol. V 9, 4. Suidas Κυψελιδῶν ἀνάϑημα. Plato Phädr. 236. Ephoros bei Diog. Laert. I 95. Strabo VIII 3, 30. 6, 20. Pausan. V 2, 3. 17. Weihinschrift des Kypselos in Olympia IGA. 27 d.


829 Kolonien: Nic. Dam. 57. 59. J. Skylax 34. Pausan. V 22, 4. Strabo VII 7, 6. X 2, 8. VIII 3, 22. Plut. de sera num. vind. 7. Thuk. I 24 (Epidamnos). Hierher gehört wohl der Tyrann Periander von Ambrakia Arist. pol. V 3, 6. 8, 9 = Plut. amator. 23, 5. Die Machtstellung Korinths in diesen Gebieten spricht sich auch darin aus, daß die Fürsten der Lynkesten im oberen Makedonien ihren Stammbaum von den Bakchiaden ableiteten (Strabo VII 7. 8). Nach Nic. Dam. wären die aus Korinth vertriebenen Bakchiaden nach Korkyra gegangen; aber schwerlich hat Periander sie hier geduldet. Über Leukas und den dortigen Kanal PARTSCH, Die Insel Leukas, in Petermanns Mitteilungen, Ergänzungsheft 95, 1889.


830 Die Weltstellung Korinths spricht sich in den Weihgeschenken aus, die in dem von den Kypseliden (Herod. I 14) erbauten Thesauros in Delphi liegen: die Weihgeschenke der lydischen Könige von Gyges an (I 14. 50f.), des Midas (I 14), des Euelthon von Salamis (IV 162).


831 Herod. VI 35; daher Kypselos, Vater des Miltiades, der vermutlich eben ein Enkel des Tyrannen von Korinth war, und die Einführung der Lapithen in den Philaidenstammbaum; vgl. TÖPFFER, Att. Geneal. 276.


832 Daß die Spartaner die korinthischen und andere Tyrannen gestürzt hätten (vgl. Isokr. paneg. 125. Plut. de Her. mal. 21), ist höchst unwahrscheinlich; Herodot weiß nichts davon. Thuk. I 18 hat die Kämpfe Spartas gegen Polykrates und Hippias falsch verallgemeinert. [Vgl. aber u. S. 738].

833 Andauernde gute Beziehungen der Korinther zu den Epiroten: Thuk. I 47.


834 Hauptstellen: Herod. V 67f. VI 126ff. Arist. pol. V 9, 21; ferner Diod. VIII 24. Plut. de sera. num. vind. 7. Strabo VIII 6, 25. Im einzelnen bleibt vieles dunkel.


835 allerdings nur als Urgroßvater des Kleisthenes; darum brauchte er noch nicht notwendig der erste Tyrann zu sein [das wird jetzt durch das neue, die Verhältnisse klärende Papyrusfragment aus Oxyrhynchos über die Tyrannis von Sikyon, P. Oxyrh. XI 1365 (s. auch BILABEL, Die kleineren Historikerfragmente auf Papyrus 1923, S. 4ff.) bestätigt].


836 Die Geschichte von Myrons Sturz durch Kleisthenes Nic. Dam. fr. 61 J., auf die Arist. pol. V 10, 3 anspielt, verträgt sich nicht mit Herodots Stammbaum VI 126 und Myrons olymp. Sieg 648 Pausan. VI 19, 2ff. Daß das Schatzhaus der Sikyonier in Olympia nicht von Myron stammt, wie Pausanias angibt, sondern über ein Jahrhundert jünger ist, haben die Ausgrabungen gelehrt (KIRCHHOFF, Arch. Z. 39, 170ff.; vgl. IGA. 27 a-c).


837 Κατωνάκας φοροῦντες von den Athenern unter den Pisistratiden: Aristoph. Lysistr. 1150f. (u. S. 718, 1).

838 Leon von Phlius ist nur aus der Pythagoraslegende bekannt: Heraklides bei Diog. Laert. praef. 12. Cic. tusc. V 8. Sosikrates bei Diog. Laert. VIII 8.


839 Megara: Thuk. I 126. Arist. rhet. I 2. pol. V 4, 5 [daß pol. IV 12, 10. V 2, 6. 4, 3 sich auf die Kämpfe des 5. Jahrhunderts beziehen, bemerken BUSOLT und CAUER mit Recht]. Pausan. I 40, 1. 41, 2. Plut. quaest. Gr. 18. 59. Theagenes' Zeit ist annähernd durch Kylons olympischen Sieg Ol. 35, 640 v. Chr. (Euseb.) bezeichnet.


840 In der großen, unter Theognis' Namen überlieferten Anthologie aus den Elegikern (u. S. 665) können nur diejenigen Stücke als sicher von Theognis herrührend gelten, denen er seine σφρηγίς. den Namen des Kyrnos, eingefügt hat (19ff. 237ff.) – ein Verfahren, wie es bei orientalischen Dichtern ganz gewöhnlich ist. Ob von den anderen Stücken irgend etwas ihm angehört, ist mir sehr fraglich. Bekanntlich war im Altertum Streit über seine Heimat; Plato leg. I 630, dessen Angabe BELOCH, Fl. Jahrbb. 1888, 729 vertritt, läßt ihn aus dem sizilischen, andere, so Didymos (schol. Plat. l.c.) aus dem nisäischen Megara stammen. Entscheidend ist namentlich 1104f. die Erwähnung des Untergangs von Magnesia, Kolophon, Smyrna; das lag den Sikelioten ganz fern [auch sonst weist nichts auf Sizilien, ja wenn 783 von Theognis stammte, wäre die sizilische Heimat ausgeschlossen], war dagegen für die Anwohner des Ägäischen Meeres von lebhaftestem Interesse. Diese Verse können nur bald nach Smyrnas Fall um 575 v. Chr. (o. S. 571; dazu stimmt die Nachahmung des Mimnermos v. 340) gedichtet sein. Dadurch ist Theognis' Zeit festgelegt [der Ansatz auf Ol. 59, 544 v. Chr. bei Euseb. und Suidas ist also ungefähr richtig], und es folgt zugleich, daß der megarische Dichter, der zur Zeit der Perserkriege lebte (v. 757ff. 773ff.; die Beziehung auf die Zeit des Kyros ist ein unmöglicher Ausweg), nicht Theognis sein kann. Den politischen Hintergrund der Theognideischen Dichtung hat zuerst WELCKER erkannt; von Neueren vgl. FR. CAUER, Parteien und Politiker in Megara und Athen 1890.


841 Die phokischen Tyrannen Aulis (Aristot. fr. 599 R.) und Daulios von Krisa (Ephoros bei Strabo VI 1, 15, o. S. 445) sind wohl rein sagenhaft.


842 Mytilene: Arist. pol. V 8, 13. III 9, 5 (= Dion. Hal. V 73). II 9, 9. Strabo XIII 2, 3. Diog. Laert. I 71ff. (= Diod. IX 11. 12, aus Hermippos). Val. Max. VI 5 ext. 1 mit sekundärer Kombination. Vgl. Corn. Nepos, Thrasyb. 4, 2. Plut. reip. ger. praec. 820 e, de Her. mal. 858 b. Diog. Laert. I 75 (Sosikrates).


843 Daß WELCKERS Versuch, Sappho von einem herrschenden Vorurteil zu befreien, verunglückt ist, ist wohl allgemein anerkannt.


844 Die Zitate aus Alkäos lehren deutlich, daß seine Gedichte weit mehr historische Angaben enthielten, als auf uns gekommen sind; Aristoteles hat gewiß eine ziemlich zusammenhängende Darstellung geben können.


845 Vgl. das Papyrusfragment 37 DIEHL mit den Scholien: aus der ersten φυγή, als Alkäos mit anderen gegen Myrsilos sich verschworen hatte und sie nach der Entdeckung rechtzeitig nach Pyrrha flohen.


846 Pittakos' Gesetz ἐάν τις ὁτιοῦν μεϑύων ἁμάρτῃ, διπλασίαν ἢ τῷ νήφοντι τὴν ζημίαν εἶναι Plut. conv. sept. sap. 13. Arist. pol. II 9, 9. rhet. II 25. Pittacus omnino accedere quemquam vetat in funus alienorum Cic. leg. II 66.


847 Die Alten setzen Pittakos' Blüte Ol. 42, 612 (Diog. Laert. I 79), ebenso die Ermordung des Melanchros (Suidas Πίττακος) und die Zeit des Alkäos und der Sappho (Suidas). Letztere werden bei Euseb., die Verbannung der Sappho in der Parischen Chronik 36 ins Jahr 595 v. Chr. gesetzt. Andrerseits ist nach der Sage von den sieben Weisen auch Pittakos ein Zeitgenosse des Krösos (Herod. I 27). Das sind natürlich nur Schätzungen. BELOCH, Rhein. Mus. 45, 465, will Alkäos, Sappho, Pittakos wegen des Sigei schen Kriegs (Herod. V 94) und der Erwähnung von Naukratis bei Sappho (fr. 138) in die Zeit des Pisistratos und Anakreon setzen. Dem steht nicht nur der gleichfalls von Herodot berichtete Schiedsspruch Perianders gegenüber (weiteres u. S. 596, 1), sondern auch die literarische Stellung des Alkäos und der Sappho und die Stellung des Pittakos unter den sieben Weisen; der ganze Charakter der Überlieferung zeigt, daß Pittakos nicht in dieselbe zeitliche Traditionsschicht mit Pisistratos und Polykrates, sondern mit Solon und Thales gehört. Im übrigen ist zu beachten, daß, wie Solons Gedichte sich über 40 Jahre erstrecken, auch die des Alkäos und der Sappho deutlich einen langen Zeitraum umfassen (ebenso Theognis).


848 Die kylonische Usurpation ist dadurch im Gedächtnis geblieben, daß man im J. 508 und wieder 432 bei den Verhandlungen mit Sparta auf diese Dinge zurückkam. Der Niederschlag der damaligen Diskussionen liegt uns bei Herod. V 71 und Thuk. I 126 vor. Herodot sucht die Alkmeoniden reinzuwaschen und schiebt die Verschuldung auf die Prytanen der Naukraren (die das Urteil gesprochen haben, s. das Solonische Amnestiegesetz Plut. Sol. 19 [dessen Erklärung durch STAHL Rhein. Mus. 46, 250 ich für verfehlt halte], und zugleich den Rat des Archon bildeten): τούτους ἀνιστᾶσι μὲν οἱ πρυτάνιες τῶν ναυκράρων, οἵπερ ἔνεμον τὰς Ἀϑήνας, ὑπεγγύους πλὴν ϑανάτου˙ φονεῦσαι δὲ αὐτοὺς αἰτίη ἔχει Ἀλκμεωνίδας. Herodots Version wird von Thukydides (der Herodots Wortlaut vor Augen hat, s. den Eingang der Erzählung) berichtigt. Bezeichnend ist, daß weder Herod. noch Thuk. den Namen des Megakles nennt; ihn lernen wir nur aus Aristoteles kennen, dessen Bericht bei Herakl. pol. 1, 4. Plut. Sol. 12. schol. Arist. eq. 445 erhalten ist; er hat einige Varianten (den zerreißenden Faden) hinzugefügt. Pausan. I 28, 1 bietet nichts Neues. – BUSOLTS Annahme, daß Kylon vor Drakon anzusetzen sei (sein Sieg Ol. 35 in Africanus' Liste; seine Erhebung fällt nach Thuk. in ein Olympienjahr), wird von Aristoteles pol. Ath. bestätigt.


849 Prozeß der Alkmeoniden: Arist. pol. Ath. 1 und daraus [indirekt] Plut. Sol. 12. Die Beteiligung Solons ist ein Ergebnis des alten und neuen Schriftstellern geläufigen Strebens, über die Vorgeschichte eines berühmten Mannes mehr zu ermitteln, als das Material bietet. – Die Späteren lassen den Kylonischen Frevel durch Epimenides gesühnt werden. Nach Plato leg. I 642 d kam Epimenides zehn Jahre vor den Περσικά auf Geheiß des Orakels nach Athen; Plato weiß also von seiner Beziehung zum Kylonischen ἄγος nichts. Diese beruht offenbar auf einer Kombination, welche einen Anlaß für seine Sühnzeremonien suchte. Ihr folgen Arist. pol. Ath. 1 und alle Späteren, mit Einmischung des Solon (Plut. Sol. 12; daher der Ansatz Ol. 46, 596. Diog. Laert. I 110. Euseb.; bei Suidas Ol. 30, 660). Ich kann daher den Ansichten von DIELS, Ber. Berl. Ak. 1891, nicht beistimmen. Platos Angabe wird allerdings auch nicht richtig sein, da schon Xenophanes seine 154 Lebensjahre kannte (Diog. Laert. I 111); vielmehr zeigt sich, daß Epimenides überhaupt keine historische Gestalt ist (vgl. u. S. 692).


850 Drakons Zeit (unter dem Archontat des Aristaichmos Aristot. pol. Ath. 4) Ol. 39, 624ff. Tatian adv. Gr. 41. Clem. Al. strom. I 80. Suidas. Euseb. (Ol. 39, 1 codd. R. M. u.a., andere 39, 3; arm. 40, 1), nach Diod. IX 17 dagegen 47 J. [Tzetzes chil. V 350 gibt 7 J.] vor Solon, also 641.


851 Die Härte der Strafen, z.B. die Todesstrafe für kleinen Diebstahl, wird oft erwähnt (Arist. rhet. II 23. pol. II 9, 9. Lyc. c. Leocr. 65. Plut. Sol. 17).


852 Andere Gesetze: Porphyr. de abstin. IV 22 ϑεοὺς τιμᾶν καὶ ἥρωας ἐγχωρίους ἐν κοινῷ ἑπομένους νόμοις πατρίοις. Pollux IX 61 ἀποτίνειν εἰκοσάβοιον als Strafsatz.


853 Bestrafung der ἀργία Pollux VIII 42 (mit Atimie). Plut. Sol. 17. Lysias im Lex. cantabr. s.v. (mit dem Tode). Da die Bestimmung auch dem Solon (Herod. II 177 u.a.) oder Pisistratos (Theophrast bei Plut. Sol. 31) zugeschrieben wird, ist der drakontische Ursprung unsicher.


854 Aristoteles' Angabe pol. Ath. 2: ἡ δὲ πᾶσα γῆ δι᾽ ὀλίγων ἦν ist übertrieben, wie die solonischen Zeugiten beweisen; noch weniger waren nur die Adligen Grundbesitzer. – Die ἑκτήμοροι, von Aristoteles pol. Ath. 2 richtig erklärt (κατὰ ταύτην γὰρ τὴν μίσϑωσιν εἰργάζοντο τῶν πλουσίων τοὺς ἀγρούς [vgl. auch Isocr. Areop. 32]; daraus Phot. πελάται. Hesych. ἑκτήμοροι. schol. Plat. Euthyphro 4; falsch Plut. Sol. 13. Hesych. s.v. ἐπίμορτος als Pächter, die ein Sechstel des Ertrags zahlen), werden von ihm richtig mit den πελάται identifiziert; dann sind es aber keine Pächter – für die wäre eine so hohe Abgabe auch in den schlimmsten Verhältnissen eine bare Unmöglichkeit –, sondern Kätner, denen eine Parzelle (bei Solon ἐπίμορτος γῆ genannt, Pollux VII 151. Hesych. s.v., vgl. Eustath. ad Od. 28) zur Bewirtschaftung überwiesen wird gegen einen Naturallohn von einem Sechstel des Ertrags.


855 Das sind die δήμου ἡγεμόνες Solon 3, 7, nicht etwa Demagogen. Im übrigen zerfällt in diesem Gedicht die Schilderung der Mißstände in zwei scharf gesonderte Teile: 1. Habgier und Ungerechtigkeit der ἀστοι, besonders der δήμου ἡγεμόνες, v. 5-22, zusammengefaßt in den Worten ταῦτα μὲν ἐν δήμῳ στρέφεται κακά, also die Verhältnisse der regierenden Bürgerschaft, der städtischen Bevölkerung; 2. v. 23-26 Notlage der πενιχροί, der abhängigen Landbevölkerung.


856 Zu Sigeon vgl. Äsch. Eum. 397ff.


857 Herod. V 94 erzählt, Pisistratos habe Sigeon erobert und hier seinen Sohn Hegesistratos eingesetzt. Dieser habe hier schwere Kämpfe mit den Mytilenäern zu bestehen gehabt, darunter den mit Alkäos, schließlich sei an Perianders Entscheidung appelliert worden. Wäre das richtig, so fielen die Kriege um Sigeon frühestens etwa 550-540, Periander müßte in diese Zeit, Pittakos' Herrschaft in Mytilene und die späteren Gedichte des Alkäos und der Sappho noch weiter hinabgerückt werden. Das ist aber unmöglich (vgl. o. S. 589). Andererseits haben sich noch die Tenedier in einem Grenzstreit mit Sigeon zu Aristoteles' Zeit auf Perianders Schiedsspruch berufen (Arist. rhet. I 15, von BELOCH, Rh. Mus. 45, 471 falsch gedeutet); an seiner Realität ist also nicht zu zweifeln. Daraus geht hervor, daß bei Herodot wie so oft mehrere Überlieferungen zu einem chronologisch falschen Gesamtbilde verbunden sind, nämlich 1. die Kämpfe der Zeit des Alkäos; 2. der Schiedsspruch Perianders; 3. die Kämpfe unter Pisistratos. Man denke sich, wie bei analogen Überlieferungen die Nachrichten etwa über die Kolonialkriege der Engländer mit Frankreich und Spanien aussehen würden, um die Angaben richtig zu beurteilen. – Herodot wird ergänzt durch Strabo XIII 1, 38. 39 (aus Demetrios von Skepsis gegen Timäos, der Periander auf Pittakos' Seite kämpfen ließ; die Angabe über die Befestigung von Sigeon mit Steinen von Troja durch Archäanax von Mytilene ist chronologisch nicht zu fixieren); ungenau Plin. V 124. Pittakos und Phrynon (παγκρατιαστής nach Diog. Laert., Stadionike Ol. 36, 636 v. Chr. bei Africanus; das Datum stimmt zu Perianders Schiedsspruch): Diog. Laert. I 74. Polyän I 25. Plut. de Her. mal. 15. Suidas Πιττακός, zu einer Parallele der Goliatgeschichte ausgemalt; als Datum Ol. 43, 2. 607/6 (und var.) Euseb. Die Herrschaft der Athener über Sigeon wird durch die alte Inschrift IGA. 492 bestätigt.


858 Daß Salamis ursprünglich nicht zu Attika gehörte, wie die spätere Tradition will, haben WILAMOWITZ, Hermes 9, 319. 12, 342. Homer. Unters. 250, KÖHLER, MAI. IV 250ff. erwiesen. Herodot V 66 bezeichnet Aias von Salamis als ἀστυγείτων καὶ σύμμαχος der Athener, also als Ausländer (ξεῖνον ἐόντα). Staatsrechtlich gehörte Salamis niemals zu Attika, sondern war Kleruchenland. In der Sagengeschichte nimmt Salamis ursprünglich eine Sonderstellung ein (der schlangengestaltige Urkönig Kychreus Hesiod bei Strabo IX 1, 9. Plut. Sol. 9. Apollod. III 12, 7. Paus. I 36, 1 u.a.). Dann dringen megarische Gestalten und Kulte ein, vor allem Skiros (Plut. Thes. 17 u.a.), identisch mit dem megarischen Heros Skiron, dem Eponymos der skironischen Kalkfelsen, der dann in der Theseussage zum wilden Räuber gemacht wird, wogegen die Megarer mit Recht protestierten (Plut. Sol. 10), und der Kult der Skironischen Athene (ROBERT, Hermes 20, 349ff. TÖPFFER, Quaest. Pis. 19ff.; zur Topographie LOLLING, MAI. I. Hist. und phil. Aufsätze für E. CURTIUS S. 1); dieser Kult greift auch nach Attika hinüber (Phaleron). Von der anderen Seite ist Aias eingedrungen. Diese ursprünglich heimatlose Gestalt wird im jüngeren Epos zum Enkel des Myrmidonen Aiakos gemacht und mit ihm nach Ägina versetzt; seit dem 7. Jahrhundert sind die Aiakiden die Heroen Äginas. Wenn die attischen Adelsgeschlechter der Philaiden (Miltiades) und der Eupatriden (Alkibiades; sein Geschlecht stammt von Eurysakes nach Plut. Alc. 1) ihre Stammbäume auf Söhne des Aias zurückführen (Plut. Sol. 10; falsch Pausan. I 35, 2; für die Philaiden vielfach bestätigt, z.B. Herod. VI 35. Pherekydes fr. 2), so spricht sich darin die führende Stellung Äginas aus. Ebenso ist es zu erklären, wenn Aias und sein Vater Telamon nach Salamis hinüberversetzt werden (bei Homer nur in den Interpolationen Il. B 558. H 199). Im übrigen vgl. WILAMOWITZ, Hom. Unters. 244ff.

859 Solon Salaminier: Hermippos bei Diod. IX 1. Diog. Laert. I 45. Ausstreuung seiner Asche auf der Insel: Kratinos bei Diog. Laert. I 62. Aristoteles bei Plut. Sol. 32. Statue auf Salamis: Demosth. parapr. 251.


860 Die Überlieferung über die Kriege mit Megara hat TÖPFFER, Quaest. Pisistr., Dorpat 1886, richtig analysiert. Daß die Athener vor Solon wiederholt vergeblich versucht haben, Salamis zu erobern, lehrt Solons Elegie. Diese kann nur aus seiner Jugendzeit stammen (gegen NIESE in den Hist. Unters. für A. SCHÄFER); die modernen Versuche, die jahrzehntelang andauernde Fehde womöglich auf einen kurzen Krieg zu reduzieren (so auch Töpfper), sind verfehlt, wie bei dem Kampf um Sigeon. Ich bemerke noch, daß von einer Eroberung von Salamis durch Pisistratos nirgends die Rede ist. An die Solonische Elegie knüpfen die Ausschmückungen von der Todesstrafe, welche auf die Erneuerung des Antrags gesetzt sei, von seinem Wahnsinn usw. (Demosth. parapr. 252. Justin II 7, und die Hermippische Überlieferung Plut. Sol. 8. Polyän I 20, 1. Diog. Laert. I 46). Über die Art der Eroberung gab es nur eine aus den Festgebräuchen beim Kult der Salaminischen Athene auf dem Skiradion zurechtgemachte ätiologische Erzählung (Plut. Sol. 9 [ἔοικε δὲ τῷ λόγῳ τούτῳ καὶ τὰ δρώμενα μαρτυρεῖν] und Älian var. hist. 7, 19 aus derselben Quelle; daran schließt der aus späterer Zeit auf Solon übertragene spartanische Schiedsspruch u. S. 616), so daß Daimachos von Platää die Realität des Kriegs bezweifeln konnte (Plut. comp. Sol. et Pobl. 4). Älter ist eine gleichfalls aus Festgebräuchen komponierte Erzählung, wie Pisistratos die Megarer zu dem Versuch verlockt, attische Frauen bei einem nächtlichen Demeterfest in Eleusis (von Äneas als ϑεσμοφόρια bezeichnet nach allgemeinem, aber für Eleusis nicht korrektem Sprachgebrauch) zu überfallen, die ausgesandte Truppen niedermacht und dann auf den erbeuteten megarischen Schiffen Megara (nicht etwa Salamis) angreift: Aen. tact. 4 und aus derselben Quelle (Ephoros?) Justin II 8. Frontin IV 7, 44. Hier ist also von der Eroberung von Nisäa durch Pisistratos (Herod. I 59) die Rede. Schon früh ist aber auch Solon in diese Geschichte als Ratgeber des Pisistratos eingemengt (Aristot. pol. Ath. 17 polemisiert dagegen und unterscheidet richtig den Krieg gegen Megara um Salamis von dem späteren von Pisistratos geführten Megarischen Krieg c. 14); Hermippos hat dann das Fest von Eleusis durch die richtigen Thesmophorien am Vorgebirge Kolias bei Halimus und zugleich den Angriff auf Megara durch die Eroberung von Salamis ersetzt: Plut. Sol. 8 (= Polyän I 20, 2). – Nach der megarischen Tradition bei Pausan. I 40, 5 hätten megarische Flüchtlinge, Δορυκλεῖοι genannt, die Kleruchen auf Salamis den Athenern verraten.


861 In welche Jahre des 6. Jahrhunderts die Inschrift über die attische Kleruchie nach Salamis IG I2 1 (u.p. 302) gehört, läßt sich leider nicht feststellen.


862 Über die Quellen handelt NIESE, Zur Gesch. Solons, hist. Unters. für A. SCHÄFER 1882, im allgemeinen ganz richtig; im einzelnen hat er mehrfach Mißgriffe begangen. Die mündliche Tradition hat über die attische Geschichte bis weit in die Pisistratidenzeit hinein nur ein paar der allerwichtigsten Ereignisse bewahrt; für die Zeit zwischen Solon und Pisistratos klafft überall eine vollständige Lücke. Daher hat Herodot von Solon fast gar nichts erzählt. Nur die Archontenliste lag als authentisches Dokument vor. Ihr entstammt auch das Datum von Solons Archontat Ol. 46, 3. 594/3 v. Chr. (Sosikrates bei Diog. Laert. I 62; dasselbe Datum ist mit Recht auch Arist. pol. Ath. 14 von den Herausgebern hergestellt worden; ebenso geben Tatian adv. gr. 41 und Clem. Al. strom. I 65 Ol. 46. Suidas hat Ol. 47 oder 56 für Solons Blüte; in den Handschriften des Euseb. und Hieron. schwanken die Daten, cod. M und O geben richtig Ol. 46, 3). HOLZAPFELS Versuch, Beitr. zur griech. Gesch., Berliner Stud. VII, die antiken Angaben als schwankend und historisch falsch zu erweisen, ist methodisch und sachlich verfehlt. Manche neuere Autoren reden, als ob sie nicht wüßten, daß auch wir noch die Archontenliste ebenso vollständig besitzen würden, wie die römischen Fasten, wenn uns irgendeine Atthis erhalten wäre. Alte historische Beischriften zu derselben sind schwerlich irgendwo anzunehmen. Für Solon dagegen besaß man authentisches Material 1. in seinen Gedichten, aus denen die wichtigsten Stücke auch uns erhalten sind; 2. in seinem Gesetzbuch, das auf steinernen Walzen (κύρβεις) vor der Stoa basileia aufgezeichnet war [Bruchstücke einer Kopie aus dem 5. Jahrh. KUMANUDIS, Ἐφημερὶς ἀρχ. 1885. IG I2 2; aus ihnen sind uns teils bei Diog. Laert. (Hermippos) und Plutarch (Hauptquelle dafür wahrscheinlich Didymos ἐν τῇ περὶ τῶν ἀξόνων τῶν Σόλωνος ἀντιγραφῇ πρὸς Ἀσκληπιάδην Plut. Sol. 1), teils bei den Rednern usw. viele und namentlich die politisch wichtigsten Gesetze erhalten. Formell waren sie natürlich abgefaßt wie die Zwölf Tafeln und das Gesetz von Gortyn. Dagegen 3. über die Solonische Verfassung besaßen die Späteren keine authentischen Nachrichten. Sie waren, wie Aristoteles pol. Ath. 8 mit den Verweisen auf σημεῖα und auf die Solonischen Rechtssatzungen zur Evidenz zeigt, lediglich auf die bestehenden Institutionen und, wo diese geändert waren, auf Rückschlüsse angewiesen, die nicht immer richtig ausgefallen sind. Aus diesem Material, das dann durch Kombinationen und Anekdoten erweitert ward, haben die Atthidographen, vielleicht von Hellanikos und Kleidemos an, und ebenso die Werke über attische Verfassung, wie Aristoteles und vermutlich vor ihm Kritias, und dann weiter Demetrios von Phaleron u.a., die Geschichte Solons gestaltet. Aus diesen älteren Arbeiten schöpften die peripatetischen Literar-und Kulturhistoriker und ihre Nachfolger, von deren Werken die Geschichte der sieben Weisen von Hermippos dem Kallimacheer für uns das wichtigste ist. Hermippos liegt bei Diodor IX und Diog. Laert. vor und ist die Hauptquelle von Plutarchs »Solon«. Plutarchs Biographie, früher unsere Hauptquelle, hat seit der Auffindung von Aristoteles' pol. Ath. nur noch geringen Wert. Daß Aristoteles seine Vorgänger, z.B. Androtion, benutzt, ist selbstverständlich; mehrfach polemisiert er gegen sie. [BR. KEIL, Die Solon. Verfassung bei Aristoteles, 1892, sucht nachzuweisen, daß Hermippos den Aristoteles nicht benutzt hat und die zahlreichen zum Teil wörtlichen Übereinstimmungen mit ihm, die noch bei Plutarch vorliegen, auf eine gemeinsame Quelle zurückgehen. Doch habe ich mich von der Richtigkeit dieser Ansicht noch nicht überzeugen können.]


863 Über das Wesen der Seisachtheia lassen Solons Angaben keinen Zweifel. Im Widerspruch mit ihnen und mit der allgemeinen Tradition, z.B. Philochoros fr. 57, hat Androtion aus der »Abwälzung der Lasten« eine harmlose Schuldenreduktion durch die Reduktion des Münzfußes gemacht (Plut. Sol. 15), und diese Auffassung ist durch BOECKH zu fast allgemeiner Anerkennung gelangt. Dagegen GROTE, BUSOLT, und vor allem KÖHLER, MAI. X 151ff., der mit Recht jeden Zusammenhang zwischen Schuldentilgung und Münzreform bestreitet. Ebenso hat Aristoteles den Hergang dargestellt, der Androtion kennt und indirekt bekämpft. Von einem Erlaß aller Schulden, auch der im Handels- und Geldgeschäft (so οἱ πλεῖστοι bei Plut. Sol. 15; bei Aristoteles u.a. fehlt eine scharfe Formulierung), redet Solon nicht, und soweit wir die Verhältnisse übersehen können, ist sie wenig wahrscheinlich. – Auf die Beschuldigung, daß Solon und seine Freunde, die χρεωκοπίδαι oder παλαιόπλουτοι, sich bei der Seisachtheia widerrechtlich bereichert hätten (Plut. Sol. 15), die vielleicht auf Kritias zurückgeht (DÜMMLER, Die Ἀϑ. πολ. des Kritias, Hermes 27, meint, sie sei der Anekdote von den λακκόπλουτοι [Kallias; Plut. Aristid. 5. Suidas s.v.] nachgebildet) und auf ihre demokratische Berichtigung (Aristot. pol. Ath. 6) näher einzugehen ist überflüssig.


864 Daß die Theten nicht als Hopliten dienten, lehrt nicht nur Harpokr. s.v. ϑῆτες, der Belege aus Antiphon und Aristophanes anführt, sondern vor allem die Scheidung zwischen den ὁπλῖται ἐκ καταλόγου und den ϑῆτες Thuk. VI 43, vgl. III 87: ὁπλῖται ἐκ τῶν τάξεων und ὁ ἄλλος ὄχλος, der nicht registriert ist. DELBRÜCKS Einwände (Perserkriege und Burgunderkriege 129. 311), der sich vor allem darauf beruft, daß Sokrates als Hoplit diente, sind hinfällig, da wir jetzt wissen, daß die Solonische Grenze des Zeugitenzensus zu Sokrates' Zeit längst nicht mehr innegehalten wurde; wer ein Haus besaß und unabhängig, wenn auch dürftig leben konnte, wie Sokrates [nach Xen. Oec. 2, 3 betrug Sokrates' Vermögen einschließlich des Hauses und aller Habe gut 5 Minen], gehörte eben nicht mehr zu den Theten. Analog ist übrigens auch die Entwicklung in Rom verlaufen.


865 Vgl. CICHORIUS, Zu den Namen der attischen Steuerklassen, in den Griech. Studien, H. Lipsius dargebracht, 1894, S. 135ff. (ζεῦγος = ζυγόν Glied der Phalanx; Zeugiten die als Hopliten Dienenden); ED. MEYER, Forsch. II S. 523.


866 Eine andere Abschätzung des Jahreinkommens der Klassen enthält das Gesetz über die Ausstattung einer Erbtochter aus dem Thetenstande durch den nächsten Verwandten; der Pentak. hat ihr 500, der Hippeus 300, der Zeugite 150 Drachmen zu zahlen (Demosth. 43, 54). Die Größe der Grundstücke ist berechnet wie o. S. 274, 1, 7 attische Scheffel auf den Morgen; bei kleineren Grundstücken ist die bebaute Fläche auf rund zwei Fünftel, bei größeren auf ein Drittel bis ein Viertel des Guts geschätzt. Für Ölpflanzungen haben diese Sätze natürlich keine Gültigkeit. Daß die Angaben sich auf den Bruttoertrag [wohl mit Abrechnung der Aussaat] beziehen, hätte nie bezweifelt werden sollen.


867 Die herrschende Annahme, Solon habe alle Nichtgrundbesitzer den Theten zugewiesen, ist ganz unbegründet; Anthemion (Pollux. Arist. pol. Ath. 7) ist gewiß nicht durch Ankauf eines Landguts, sondern durch den Ertrag seiner Arbeit vom Theten zum Ritter avanciert.


868 Auf die Geschichte der Klassen haben Aristoteles' Angaben c. 7 fin. 26. 47, 1 ein helles Licht geworfen. Im 5. Jahrhundert sind aber die Grenzen namentlich der beiden oberen Klassen noch streng beobachtet worden: IG I2 45 B. Thuk. III 16.


869 BOECKHS Auffassung der Solonischen Klassen und des Zensus ist von BELOCH, Das Volksvermögen von Attika, Hermes 20 (vgl. 22, 371) schlagend widerlegt. Die übrigen Forscher haben die nur scheinbar einfachen, in Wirklichkeit sehr komplizierten und keineswegs überall sicher zu lösenden Probleme der Solonischen Klassenordnung meist nur oberflächlich gestreift. Eine Polemik ist an dieser Stelle weder möglich noch nötig. Die Erklärung der Polluxstelle VIII 130 [die wohl aus Aristoteles' Quelle (Androtion?) stammt, da sie mehr bietet als dieser], aus der BOECKH eine Progressivsteuer konstruierte, entnehme ich BELOCH; seiner Auffassung der εἰσφορά dagegen kann ich nicht beistimmen. Die εἰκοστή des Pisistratos beweist nichts; sie ist eine alljährlich erhobene Abgabe, nicht eine außerordentliche Kriegssteuer. Die weitverbreitete Ansicht, Thuk. III 19 καὶ αὐτοὶ (die Athener) ἐσενεγκόντες τότε πρῶτον ἐσφοράν besage, daß vor dem J. 428 v. Chr. überhaupt keine Eisphora vorgekommen sei (so auch BOECKH), kann nicht richtig sein, denn sie findet sich inschriftlich schon lange vorher IG I2 42 (vgl. auch IG I2 91 B 17 [Ps. des Kallias]. IV p. 9). Vgl. die Einrichtungen der Athener in Potidäa Arist. oec. II 5. Auch ist es ja unzweifelhaft, daß die τέλη zugleich Steuerklassen waren; es liegt daher kein Grund vor, Aristoteles' Angabe zu bestreiten, daß die Naukraren die εἰσφορά erhoben (pol. Ath. 8, 3).


870 Daß die Wahl der Archonten ἐκ προκρίτων, die wir erst durch Aristoteles kennengelernt haben, sehr alt ist, ist wohl zweifellos; aber wenn Aristoteles daraus, daß ein Solonisches Gesetz die Erlosung der ταμίαι aus den Pentakosiomedimnen vorschreibt, auch für die Archonten Erlosung gefolgert hat (c. 8), so ist das kein richtiger Analogieschluß. Es ist undenkbar, daß die Athener es dem Zufall überließen, wer unter 40 Männern im nächsten Jahre den Staat leiten und das Heer kommandieren sollte. Wenn unter Pisistratos (Thuk. VI 54) und in der Kleisthenischen Verfassung die Archonten gewählt, nicht erlost werden, so unter Solon gewiß. Auch wird ja Aristoteles' Annahme durch seinen eigenen Bericht über die Kämpfe um das Archontat nach Solon widerlegt.


871 καὶ τοὺς ἐπὶ καταλύσει τοῦ δήμου συνισταμένους ἔκρινεν, Σόλωμος ϑέντος νόμον εἰσαγγελίας περὶ αὐτῶν BR. KEIL nach WESSELY und KENYONS 3. Auflage.


872 Ebenso auch in der Hekatompedoninschrift IG I2 4 am Schluß.


873 Die seit GROTE viel umstrittene Frage nach Ursprung und Wesen der Volksgerichtsbarkeit hat durch Aristoteles eine einfachere Gestalt angenommen, durch den Plutarchs umstrittene Angabe (Sol. 18) bestätigt und erwiesen wird, daß ἔφεσις Appellation bedeutet. Von der Heliaia spricht Aristoteles allerdings nicht (wenn sie nicht c. 7, 3 τοῖς τὸ ϑητικὸν τελοῦσιν ἐκκλησίας καὶ δικαστηρίων μετέδωκε μόνον angedeutet ist); aber ἡλιαία kommt in einem Solonischen Gesetz bei Lys. 10, 16 vor, dessen Authentizität nicht zu bezweifeln ist. Danach nehme ich auch meine Vermutung Forsch. I 104 über den argivischen Ursprung des Namens zurück. Vgl. auch WILAMOWITZ, Ky dathen 94ff.


874 Andere Gesetze, z.B. die über das Kalenderwesen oder die (wie das Vereinsgesetz von Rom adoptierten) über Wassernutzung und Baumpflanzungen (Plut. Sol. 23), können hier nicht weiter besprochen werden.


875 Die Zeit des Damasias ὁ δεύτερος (chron. par. 38. Diog. Laert. I 22. Hypoth. Pind. Pyth.) ist jetzt durch Aristoteles bestimmt.


876 Forsch. II S. 540f.


877 Durch Solon ist die Landbevölkerung zu maßgebender Bedeutung gelangt; daher beginnen jetzt die landschaftlichen Gegensätze hervorzutreten, auf die sich Pisistratos stützt und die dann Kleisthenes durchbricht.


878 Plato Timäos. Plut. Sol. 26.


879 Die Geschichte von Solon und Krösos ist natürlich Sage (u. S. 662).


880 Herod. V 113. Plut. Sol. 26. vit. Arat.


881 Herod. I 59. Aristot. pol. Ath. 14. Aen. tact. 4, vgl. o. S. 598,2.


882 Schiedsspruch der Spartaner Plut. Sol. 10. Älian var. hist. 7, 19. Die anknüpfenden Anekdoten über die Berufung auf die Bestattungsweise und auf Il. B 558 (als echt betrachtet Arist. rhet. I 16, 3, während Dieuchidas bei Diog. Laert. I 57 und die Späteren wie Strabo IX 1, 10. Plut. Sol. 10. Diog. Laert. I 48 den Pisistratos oder Solon die Verse fälschen lassen) sind durchsichtig genug.


883 Panathenäen (auf die Il. B 550 sich bezieht): Euseb. Ol. 53, 3 ὁ τῶν Παναϑηναίων γυμνικὸς ἀγὼν ἤχϑη. Pherekydes fr. 2 J. bei Marcellin. vit. Thuc. 3 Ἱπποκλείδης (der Philaide), ἐφ᾽ οὗ ἄρχοντος Παναϑήναια ἐτέϑη, womit wahrscheinlich dasselbe Jahr gemeint ist. Schol. Arist. p. 323 DINDORF werden die kleinen Panathenäen von Erichthonios abgeleitet, τὰ δὲ μεγάλα Πεισίστρατος ἐποίησε.


884 BELOCH fügt (gewiß richtig) die Erzählung von der Verbindung mit Megakles, die in der Überlieferung für sich steht, der ersten Usurpation des Pisistratos ein, als das geheime Moment, welches die äußeren Vorgänge, die Bewilligung der Leibwache und die Besetzung der Burg, erst möglich machte: ED. MEYER, Forsch. II 250.


885 Weihgeschenk des Miltiades I. in Olympia von einem Siege auf dem Chersones τεῖχος ἑλόντες Ἀράτου; Pausan. VI 19,6.


886 Vgl. die Schiedssprüche zwischen Samos und Priene: PREUNER, Hermes 29, 530.


887 Krisa liegt bei dem heutigen Chryso. Alle Älteren sagen Κρῖσα, so Homer, hymn. Apoll., Pind. Pyth. 5, 49. Hekatäos fr. 115 a und b J. Herod. VIII 32 u.a.; im 4. Jahrhundert kommt dafür die attische Form Κίρρα auf, die z.B. Äschines, Kallisthenes, Ephoros (Diod. IX 14, ebenso steht in der aus ihm stammenden Angabe über Lykurgs Tod bei Plut. Lyc. 31 Kirrha, bei Nic. Dam. fr. 56 J. Krisa, vgl. Forsch. I 273), chron. par. (Κυρρα) anwenden. Die Späteren haben daher zum Teil zwei Orte daraus gemacht (so Strabo IX 3, 1. 4, wo beide nacheinander erobert werden; ebenso wohl schon Ephoros), und verlegen Kirrha (oder auch beide Orte) ans Meer. Das beruht darauf, daß an der Mündung des Pleistos auf dem verfluchten Gebiet der Hafen lag, bei dem die Pilger landeten. Hier muß es daher auch immer eine Ortschaft oder wenigstens ein paar Häuser gegeben haben, auf die dann der alte Name übertragen wurde (Äschin. gg. Ktes. 107 τὸ Κιρραῖον ὠνομασμένον πεδίον καὶ λιμὴν ὁ νῦν ἐξάγιστος καὶ ἐπάρατος ὠνομασμένος; Pausan. X 1, 2. 8, 8. 37, 4. 8 Kirrha ἐπίνειον Δελφῶν, als dessen homerischen Namen er Krisa betrachtet). Mit Recht ist schon im Altertum dem gegenüber die Identität beider Orte behauptet worden (Steph. Byz. und Et. magn. s.v.).


888 Weihung und Verfluchung des Gebiets Äschines gg. Ktes. 107ff. (über die bei ihm neben den Κιρραῖοι genannten Ἀκραγαλλίδαι wissen wir so wenig etwas wie die Alten, vgl. Harpokr. Κραυαλλίδαι und Suid. Hesych.), mit Hilfe eines Orakels in eine alberne Kriegslist umgewandelt bei Ephoros (Diod. IX 16), Pausan. X 37, 6. Polyän III 5. Aus der Geschichte des Kriegs war nur die Beteiligung des Eurylochos von Thessalien (der nach Hypoth. Pind. Pyth. den Hippias zur Bekämpfung der in den Kirphis geflüchteten Reste zurückläßt) und die des Kleisthenes im Gedächtnis geblieben, natürlich ohne daß man über das Zusammenwirken beider etwas wußte; das ist auch für uns nicht mehr zu ermitteln. Alles weitere ist Ausmalung, so die Beteiligung Solons (Äschines l.c. Plut. Sol. 11 usw.) und des Nieswurzstrategem (Polyän VI 13 von Eurylochos, Frontin III 7, 6 von Kleisthenes, Pausan. X 37, 7 von Solon), ferner die Geschichte des Kallisthenes vom Frauenraub (fr. 1 J. bei Athenäos XIII 560 c.) und die zehnjährige Dauer. Im allgemeinen vgl. Strabo IX 3, 4. 10.


889 Daß die erste regelrechte Pythie Ol. 49, 3, 582 v. Chr. unter Damasias' Archontat fällt (chron. par. 38. Pausan. X 7, 5. Hypoth. Pind. Pyth.), ist nicht zu bezweifeln. Den vorhergehenden ἀγὼν χρηματίτης, den Eurylochos gefeiert haben soll, setzen chron. par. 37 und die Pindarscholien unter Simons Archontat 590, Pausan. X 7, 4 dagegen Ol. 48, 3. 586. Eine Entscheidung ist unmöglich und ziemlich irrelevant.


890 Pausan. X 7, 6.


891 Stoa in Sikyon: Pausan. II 9, 6. Pythien in Sikyon: schol. Pind. Nem. 9, 2, von Pindar Nem. 9, 20 auf Adrastos zurückgeführt – man sieht, was von diesen Angaben der »Überlieferung« zu halten ist.


892 Der Zweifel BERGERS an der Glaubwürdigkeit der Umschiffung Afrikas durch Nechos Phöniker (Gesch. der wissensch. Erdkunde der Griechen I 37ff.) scheint mir unbegründet.


893 Durch die englischen Ausgrabungen (Naukratis pt. I by PETRIE, pt. II by GARDNER 1886. 88) sind Lage und Ruinen von Naukratis genau bekannt geworden. Die Ansicht PETRIES, daß Naukratis schon zu Anfang des 7. Jahrhunderts entstanden sei, halte ich mit G. HIRSCHFELD, Rhein. Mus. 42, 209. 44, 461 für verfehlt; eine kleine Faktorei mag hier allerdings schon vor Amasis bestanden haben. – Zum Datum vgl. Hieron. Ol. 7 (1.) 3/4 in Verbindung mit der milesischen Thalassokratie. – Gegen Herodots Angaben II 178 kommt Strabo XVII 1, 18, der die Stadt von Milesiern nach einer ναυμαχία (wegen des Namens) gegen Inaros gegründet sein läßt, nicht in Betracht, geschweige denn Polycharm bei Athen. XV 575f. – Über die inneren Einrichtungen von Naukratis (darunter τιμοῦχοι, auch in einer späteren Urkunde bei LUMBROSO, Rech. sur l'écon. polit. d'Egypte S. 222) Hermias bei Athen. IV 149 d.


894 Ich habe meine Ausführungen Gesch. Ägyptens 385f. hier einfach wiederholen müssen.


895 Geschichte von Kyrene: Herod. IV 159ff.


896 Daß die ganze Küste des Plateaus teils zu Kyrene, teils zu Barka gehört, sagt Skylax 108. Ebenso Herod. III 91 ἀπὸ ... Κυρήνης τε καὶ Βάρκης in der Satrapienliste.


897 Legende über Arkesilaos' II. Tod Plut. virt. mul. 25 = Polyän VIII 41, zum Teil in Widerspruch mit Herodot, aus dem Nic. Dam. fr. 50 J. schöpft. Ebenso ist Ephoros (Diod. VIII 30) lediglich Herodot gefolgt.


898 Auf Demonax' Phylenordnung bezieht sich Arist. pol. VI 2, 10. 11, wo die Aufnahme von Neubürgern als das Maß überschreitend und daher als Anlaß zu neuen Kämpfen bezeichnet wird.


899 Amisos, Φωκαέων ἀποικία, vier Jahre vor Heraklea, dieses καϑ᾽ οὓς χρόνους ἐκράτησε Κῦρος Μηδίας (d.i. nach antiker Chronologie 560 oder 558) gegründet: Scymn. 918. 972; Strabo XII 3, 4. 14 (nach Theopomp) erklärt beide Kolonien für milesisch, vgl. o. S. 417,1. Heraklea megarisch Xen. Anab. VI 2, 1. Arrian peripl. 18. Teilnahme der Böoter: Scymn. 971. schol. Apoll. Rhod. II 351 (Euphorion). 845 (Ephoros). Pausan. V 26, 7. Suidas Ἡρακλείδης. Steph. Byz. Πάνελος. Gründungslegende Justin XVI 3. schol. Apoll. Rhod. 845. 848 (Promathidas).


900 Plato legg. VI 776 c. Posidon. bei Athen. VI 236 d. Strabo XII 3, 4 u.a.


901 Kallatis und Chersonesos: Strabo VII 4, 2. 6, 1. XII 3, 6. Scymn. 761 (Kallatis ἡνίκα τὴν Μακεδόνων ἀρχὴν Ἀμύντας [I, 540 v. Chr.] παρέλαβεν). 823. Memnon 21.


902 Herod. VI 33. Scymn. 738. Memnon.


903 Verfassungskämpfe: Aristot. pol. V 4, 2. 5, 2. 5. 10.


904 Die Schlacht an der Sagra (Plin. III 95) lebte in dem Sprichwort ἀληϑέστερα τῶν ἐπὶ Σάγρᾳ fort; damit wird eine ätiologische Erklärung des Dioskurenkults in Lokri, der aus Sparta geholt sein soll, und die Angabe verbunden, die Nachricht von der Schlacht sei am selben Tage nach Olympia, Sparta u.a. gelangt [das gleiche von der Zerstörung von Sybaris Plin. VII 86 u.a.]. Daraus ist der Bericht des Timäos (Justin XX 2. 3. Diod. VIII 32, in jüngerer Gestalt bei Strabo VI 1, 10. 12) zurechtgemacht, auf dem wohl auch die parömiographischen (Zenob. II 17. Suidas) und die philosophischen Erwähnungen (Plut. Ämil. Paull. 25 = Cic. de nat. deor. II 6) beruhen. Erweiterungen: Pausan. III 19, 12. Suid. Φορμίων.


905 Heraklides bei Athen. XII 522 a (von Timäos ib. 522 c. auf Kroton übertragen). Scymn. 350.


906 Gründung Agrigents 581 nach Thuk. VI 4, Ol. 50 (580), nach Pindar Ol. 2, 166 mit den Schol.


907 Zerstörung Kamarinas: Thuk. VI 5. Philistos fr. 8, nach schol. Pind. Ol. 5, 16 Ol. 57, 552-549 v. Chr.


908 Die Grundlage unseres Berichtes bildet Antiochos von Syrakus (bei Pausan. X 11, 3, der irrtümlich Pachynon statt Lilybäon nennt), aus dem auch Thuk. III 88 schöpft; überarbeitet von Timäos bei Diod. V 9.


909 Aristot. pol. V 8, 4. 10, 4. Polyän V 47. Euseb. Ol. 41, 2 (cod. R; andere anders): Panaetius primus in Sicilia arripuit tyrannidem.


910 Arist. pol. V 8, 4. Herakl. pol. 37. Polyän V 1. Frontin III 4, 6. Plut. de sera num. vind. 7. Die Geschichte von Stesichoros und Himera (Arist. rhet. II 20) erzählte, wie BERGK, Lyrici III 233 erkannt hat, schon Philistos fr. 16. Die Realität des Stiers (vgl. Diod. IX 19. 20) wurde von Timäos bestritten; er wurde aber bei der Zerstörung Karthagos von Scipio aufgefunden und Agrigent zurückgegeben: Polyb. XII 25. Diod. XIII 90. schol. Pind. Pyth. 1, 185. Cic. Verr. 4, 73. Was der Erzählung zugrunde liegt, ist nicht sicher zu ermitteln; sie mag mit dem Kult des Zeus Atabyrios zusammenhängen [Zeus auf Rhodos in Stiergestalt auch Tzetzes chil. IV 390. Isigonos bei Cyrill c. Julian. III p. 88 c, MÜLLER FHG. IV 435], die Verehrung des Gottes als Stier und das Menschenopfer sind dann aber nicht phönikisch, wie allgemein angenommen wird, sondern dem kretischen Stierdienst verwandt.


911 Zeit: Euseb. Ol. 32 3 (651) Φάλαρις Ἀκραγαντίνων ἐτυράννησε; Ol. 39, 1 (624) Φάλαρις τυραννῶν κατελύϑη, offenbar viel zu hoch; Ol. 52, 2 (571; so cod. R. Euseb. arm. u.a.): Phalaris tyrannidem exercuit annis sedecim.


912 Beim Sturz des Phalaris (vgl. Plut. cum princ. philos. 3, 5. praec. reip. ger. 28, 9) soll Therons Großvater Telemachos eine Hauptrolle gespielt haben, schol. Pind. Ol. 3, 68; doch ist der Stammbaum sehr problematisch, s. schol. Ol. 2, 81.


913 Gründung von Amisos um 560: o. S. 627.


914 Adria: Strabo V 1, 8. Plin. III 120. Hekat. fr. 90 J. (aus Steph. Byz., wo aber das Zitat über die Fruchtbarkeit des Landes usw. nicht aus Hekatäos stammt).


915 Bei Skylax liegt Spina infolge der Anschwemmungen schon 20, bei Strabo 90 Stadien vom Meer.


916 Spina und seine Weihgeschenke Strabo V 1, 7. IX 3, 8. Plin. III 120. 125. Die aus Myrsilos entnommene Geschichte der Stadt bei Dion. Hal. I 18 (cf. 23) verarbeitet Hellanikos' Erzählung und betrachtet Spina als etruskisch; ebenso Adria Liv. V 33. Varro ling. lat. V 161; Skylax dagegen nennt es eine griechische Stadt (ebenso Justin 20, 1 wegen der Pelasger).


917 Der Name ὁ Ἀδρίας wird für das Meer erst seit dem 4. Jahrhundert geläufig, vgl. NISSEN, Ital. Landeskunde 89; doch bestreitet er mit Unrecht, daß schon Hekatäos ihn gebraucht haben kann (fr. 90. 93. 101. 102 b, falls die Zitate genau sind; dagegen fr. 91. 92 J. nach älterem Sprachgebrauch von den Istrern und Kaulikern ἔϑνος ἐν τῷ Ἰονίῳ κόλπῳ). HELBIG, Italiker in der Poebene, und NISSEN unterschätzen das Alter der griechischen Verbindung mit dem Pogebiet.


918 Zum Bernsteinhandel Herod. III 115, der den Eridanos als dichterische Erfindung verwirft: ἐξ ἐσχάτης ὦν (τῆς Εὐρώπης) ὁ κασσίτερος ἡμῖν φοιτᾷ καὶ τὸ ἤλεκτρον. MÜLLENHOFF, Deutsche Altertumskunde I 212ff. In Oberdeutschland finden sich schon chalkidische und korinthische Vasen, der italische Handel über die Alpen hat also jedenfalls bereits im 7. Jahrhundert begonnen.


919 Über unsere Hauptquelle für die Geographie und älteste Geschichte des Westens, die »Ora maritima« des Avienus, s.o. Bd. II 2, 97. Weitere Quellen sind die Fragmente des Hekatäos und Ephoros (namentlich bei Skymnos), die Angaben bei Herodot, Skylax u.a.


920 Die Elisyker Ligurer Hekat. fr. 53 J.; daß Herodot VII 165 Ἰβήρων καὶ Λιγύων καὶ Ἐλισύκων scheidet, ist kein Gegenbeweis (die Stadt Narbo fr. 53 J. aus Steph. Byz. hat Hekatäos natürlich nicht genannt, sondern ein Volk Ναρβαῖοι, das bei Steph. Byz. auf Narbo gedeutet wird; nach Avien 587 war Narbo die Hauptstadt der Elisyker).


921 Alte Ausdehnung Iberiens bis an die Rhone: Strabo III 4, 19. Äschylos verlegte den Eridanos nach Iberien Plin. 37, 32, dagegen die Steinwüste östlich vom Rhonedelta ins Ligurerland (fr. 199, Strabo IV 1, 7); schwerlich hat er exakte geographische Angaben gegeben. Avien 613 setzt die Grenze zwischen Ligurern und Iberern an den Fluß Oranus, Scymnus 201 vielleicht an die Pyrenäen. Ich glaube nicht, daß man daraus mit UNGER, Philologus IV. Suppl., 1882, S. 196 ein allmähliches Vorrücken der Ligurer folgern darf. Noch Eratosthenes bezeichnet die südwestliche Halbinsel Europas als die ligustische (Strabo II 1, 40).


922 Für die Nationalität der iberischen Stämme ist grundlegend W. V. HUMBOLDT, Prüfung der Untersuchungen über die Urbewohner Hispaniens 1821. Vgl. o. Bd. I, 811 Anm.


923 Iberer: Hekatäos unterscheidet in Spanien Tartessos (fr. 38.), das Mastienergebiet (fr. 41-44 J.) und die Iberer (fr. 45-52 J.), zu denen die Ἔσδητες (so ist mit MEINEKE zu lesen) = Sedetani (Strabo Ἐδητανοί) südlich vom Ebro, die Ἰλαραυγάται = Ilergetes, die Städte Σικάνη = Sucro am Xucar (Strabo III 4, 2, o. S. 460) und Κραβασία (= Avien 489) gehören. Ebenso scheidet Herod. I 163 τὴν Ἰβηρίην καὶ τὸν Ταρτησσόν, Scymn. 199 (d.i. Ephoros) Ταρτήσσιοί ... εἶτ᾽ Ἴβηρος. Herodoros' Angaben bei Steph. Byz. Ἰβηρία, Κυνητικόν, Γλῆτες. Bei Avien werden die westlichen Stämme, Kyneten usw., zu den Iberern gerechnet, dagegen Tartessier und Mastiener nicht (253. 463. 472); der Name wird von einem angeblichen Fluß Iberus zwischen Guadiana und Guadalquivir abgeleitet. An dieser Stelle nennt Herodoros die Γλῆτες (Theopomp fr. 201 J. Τλῆτες, wahrscheinlich mit Aviens Ileates v. 302 identisch [UNGER]); danach ist wohl Strabo III 4, 19 zu lesen: ‹ἄλλοι δ᾽ Ἰβηρίαν› μόνην ἐκάλουν τὴν ἐκτὸς [codd. ἐντὸς] τοῦ Ἴβηρος˙ οἱ δ᾽ ἔτι πρότερον αὐτοὺς τούτους Ἰγλῆτας, οὐ πολλήν χώραν νεμομένους, ὥς φησι Ἀσκληπιάδης ὁ Μυρλεανός.


924 Große Verwirrung hat die auf MOVERS zurückgehende Ansicht MÜLLENHOFFS (so auch MELTZER, Gesch. d. Karthager, u.a.) angerichtet, die Tartessier seien die phönikischen Kolonisten in Spanien. In Wirklichkeit sind sie ein iberischer Stamm; das Richtige bei UNGER und namentlich bei KIEPERT, Lehrbuch der alten Geogr. § 419f., der die Identität des Namens mit dem Lande Turta bei Cato p. 35 JORDAN = Turdetania Liv. 34, 19 (bei Artemidor Τουρτυτανία und Τούρτοι Steph. Byz.) erkannt hat. Vgl. Bd. II 2, 95, 2. Die Ausdehnung des Namens auf ganz Südspanien bis zum »Terminus Tartessiorum« (Avien 463) findet sich z.B. bei Avien und Herodot und ebenso in der Bestimmung des zweiten Vertrags zwischen Karthago und Rom, die Römer sollten Μαστίας Ταρσηίου μὴ ληίζεσϑαι ἐπέκεινα Polyb. III 24. Das kann trotz UNGER und RÜHL, Fl. Jahrb. 1889, 350, die sich auf Steph. Byz. Ταρσήιον [die Notiz hat gar keinen Wert] berufen, nur heißen, sie sollten nicht über die Stadt Mastia (urbs Massiena Avien 452, Μαστία πόλις Hekat. fr. 41 J.) im Lande Tarseion = Taršîš hinausfahren; der Vertrag verlangt einen bestimmten Grenzpunkt, nicht zwei verschiedene Orte. Schon Polybios wußte die beiden Namen nicht mehr zu erklären, wie seine verlegene Bemerkung III 24, 2 zeigt.


925 Kyneten als westlichstes Volk Herod. II 33 (Κυνήσιοι). IV 49 (Κύνητες) [vgl. Bd. II 2, 100.], Herodor, Avien, vielleicht auch Polyb. X 7, 5. Appian Iber. 57. 68. Justin 44, 42, erhalten im Vorgebirge Cuneus Mela III 1. Plin. IV 116. Strabo III 1, 4. [Ich bemerke, daß MÜLLENHOFFS Ausführungen S. 115 über das Heilige Vorgebirge falsch sind; Artemidors Angaben bei Strabo III 1, 4 stimmen genau zu der Schilderung des Kap St. Vincent bei WILLKOMM, Halbinsel der Pyrenäen 141. Vgl. HÜBNER, Kiepert-Festschr. 35ff.]


926 Cempsi: Avien 195 (daneben Saefes). 257. 301. Dion. perieg. 337. Nach SIEGLINS richtiger Bemerkung sind die Cempsi hier Kelten; nach W. von HUMBOLDT bezeichnet der Name baskisch »Barbaren«.


927 Über die Kelten in Spanien KIEPERT, Ber. Berl. Ak. 1864. – Wenn Avien und Herodoros die Kelten in Spanien nicht erwähnen, so müssen sie hier älteren Quellen als Herodot gefolgt sein. Wenn Stephanos' Angabe Νύραξ πόλις Κελτική. Ἑκαταῖος Εὐρώπῃ (fr. 56 J.) korrekt ist, so kann die Stadt nur in Spanien gesucht werden. Noch für Ephoros sind die Kelten das große Volk des Westens, nicht des Nordens (fr. 30 J. Scymn. 165ff., vgl. Strabo I 2, 28. IV 4, 6). – Über die Cempsi vgl. o. S. 638,1.


928 Mainake ὑστάτη τῶν Φωκαικῶν πόλεων, östlich von Malaka Strabo III 4, 2, nach Avien mit diesem identisch. Aviens Quelle unterscheidet die vorliegende Insel der Diana, die den Tartessiern gehört (vgl. Bd. II 2, 104), von der Stadt, die in ihr nur griechisch gewesen sein kann [gegen UNGER]. Nach Scymn. 116 ist die Stadt massaliotisch.


929 Anakreon fr. 8 (Strabo III 2, 14. Plin. VII 154 u.a.), bei Herod. I 163 rationalisiert.


930 S. Salvador westlich von Cadix: Herod. IV 8, ebenso Ephoros und Philistos bei Plin. IV 120, während die Späteren, zuerst Pherekydes (Strabo III 5, 4; ebenso Avien 309) Gades mit Erytheia identifizierten.


931 Wenn Olbia auf Sardinien jemals griechisch gewesen ist, wird es von den Phokäern gegründet sein.


932 Gründungslegende von Massalia: Aristot. pol. fr. 239, überarbeitet, mit Einmischung der Gallier, bei Justin 43, 3 (Timäos), Plut. Sol. 2. Anders Liv. V 34. Gründungsdatum nach Timäos bei Scymn. 211 [aus Timäos stammen v. 205-214, der ganze vorhergehende Abschnitt bis Ende 204 dagegen aus Ephoros, was GEFFCKEN verkannt hat]. Solin II 52. Hieron. (cod. R) Ol. 45, 2. 599. Weiteres Strabo IV 1, 4.


933 Daß Emporiä schon um 550 spätestens gegründet ist, zeigt FRICKENHAUS, Bonner Jahrb. 118, 1909, 17ff. Nach FRICKENHAUS haben die Phokäer chalkidische, korinthische und vor allem attische Vasen vertrieben, dagegen nicht kleinasiatische (Milet, Rhodos, Samos usw.). Durch sie wurden die attischen die herrschende Ware. Bis mindestens 480 sind attische Vasen nur durch Ionier nach dem Westen gekommen. Beweis: die ionischen Ritzinschriften (vgl. HACKL in den Münchener Archäol. Studien).


934 Über eine weitere Kolonie Auza vgl. Bd. II 2, 108.


935 Vgl. ebenda S. 83. 109ff.


936 Ob es auf Flüchtigkeit Justins oder Mangel an Überlieferung beruht, daß bei ihm zwischen der Gründung und den Anfängen der karthagischen Eroberungen um 600 eine große Lücke klafft, ist mit Sicherheit nicht zu entscheiden, doch das letztere weit wahrscheinlicher.


937 Utika wird im offiziellen Urkundenstil 348 und 215 neben Karthago besonders genannt Καρχηδονίων καὶ Τυρίων καὶ Ἰτυκαίων δήμῳ καὶ τοῖς τούτων συμμάχοις Polyb. III 24, 3, gleichartig VII 9, 5. 7), dagegen im ersten Vertrage mit Rom noch nicht (Καρχηδονίοις καὶ τοῖς Καρχηδονίων συμμάχοι; III 22, 4). Das ist nur dadurch zu erklären, daß Utika erst nach ca. 500 in das karthagische Reich eingetreten ist, und zwar als vornehmster »Bundesgenosse«, mit formeller Wahrung seiner Selbständigkeit.


938 Im allgemeinen Justin 18, 7. 19, 1. Für Sardinien vgl. Pausan. X 17. Diod. IV 30. V 15. Arist. mirab. ausc. 100 (Grundlage überall Timäos). Der »Periplus« Hannos um 450 v. Chr. (vgl. C. FISCHER, Unters. auf dem Gebiet der alten Länder- und Völkerkunde I, 1893) setzt die Herrschaft über die afrikanische Küste bis Lixos voraus. Leider ist aus den Fragmenten des Hekatäos fast nirgends zu ersehen, ob die zahlreichen von ihm genannten πόλεις Λιβυης bereits den Karthagern gehörten. Bei Skylax 111 sind alle ἐμπόρια ἢ πολίσματα an der ganzen Küste von der Syrte bis zu den Säulen des Herakles den Karthagern unterworfen.


939 Die Heerführung der Suffeten wird auf ein Jahr beschränkt gewesen sein (so Hamilkar 480); der »Feldherr« dagegen hat ein Kommando auf unbestimmte Zeit.


940 Daß Magos militärische Reformen (Justin 19, 1) in der Einführung des Söldnerheeres und seiner Disziplin und Taktik bestanden, ist evident. Das Heer Hamilkars 480 (Herod. VII 165) ist bereits das spätere karthagische Heer.


941 Vgl. Diod. XIV 44. 80 über Aushebungen für die Heere auf Sizilien 409 und 406; ferner Plato legg. II 674 a über das Verbot des Weingenusses im Heer, Arist. pol. VII 2, 6 über die als militärische Auszeichnung, nach der Zahl der Feldzüge, von den Bürgern getragenen Ringe, und vor allem MELTZER, Gesch. der Karthager II, der aber die Zahl der Bürger in den Heeren zu überschätzen scheint.


942 Das früher genannte Datum (um 520) war zweifellos zu früh. Der Abriß bei Justin wird chronologisch nicht ganz genau sein.


943 GUTSCHMID, Gesch. Phön. Kl. Schr. II 71, hielt Mago für identisch mit Hanno bei Dio Chrys. or. 25, p. 313 DIND. Καρχηδονίους δὲ Ἄννων μὲν ἀντὶ Τυρίων ἐποίησε Λίβυας, καὶ Λιβύην κατοικεῖν ἀντὶ Φοινίκης, καὶ χρήματα πολλὰ κεκτῆσϑαι καὶ συχνὰ ἐμπόρια καὶ λιμένας καὶ τριήρεις, καὶ πολλῆς μὲν γῆς, πολλῆς δὲ ϑαλάσσης ἄρχειν. Das ist sehr unsicher. Eher ist es Hamilkars Sohn, der Verfasser des »Periplus«. – Hamilkar ist bei Herodot Sohn des Hanno, bei Justin 19, 2 wohl richtiger Sohn des Mago [obwohl vielleicht Hanno zwischen beide eingeschoben werden könnte].

944 Über die karthagische Verfassung in der späteren Zeit sind wir durch Aristoteles II 8 und gelegentliche Angaben bei Polybios, Livius u.a. wenigstens nicht ganz ununterrichtet; aber wieviel davon schon in älterer Zeit bestand, ist nicht zu sagen. Die Einführung des Kollegiums der 104 Richter im 5. Jahrhundert (Justin 19, 2) wird nicht die einzige Neuerung gewesen sein. Namentlich die Suffeten haben früher gewiß eine weit mächtigere Stellung eingenommen als später; Aristot. pol. V 10. 3 läßt daher die spätere Aristokratie aus der reinen Monarchie (τυραννίς) hervorgehen, wie in Sparta. Die Darstellung der inneren Organisation des karthagischen Reichs muß dem folgenden Bande vorbehalten bleiben.


945 Mon. dell'Inst. X, Taf. 32, 1.


946 Über den späten Ursprung Populonias: Serv. ad Aen. X 172.


947 Tarquinius wird von der römischen Erzählung zum Sohn des aus Korinth vertriebenen Bakchiaden Demaratos gemacht. Bei Dion. Hal. III 59ff. Florus I 5. Fast. triumph. wird er auch Oberkönig Etruriens, vgl. Strabo V 2, 2.


948 Vom Standpunkt der stadtrömischen Geschichte können diese Fragen erst später behandelt werden. Hier weise ich nur darauf hin, daß die Chronologie der Königszeit sekundär ist und die Zusammenhänge der Sage natürlich vollständig ignoriert.


949 Caeles Vibenna: Claudius in der Lyoner Rede [zuerst von NIEBUHR, Kl. Schr. II behandelt]: Servius Tullius, si nostros sequimur, captiva natus Ocresia, si Tuscos, Caeli quondum Vivennae sodalis fidelissimus omnisque eius casus comes, postquam varia fortuna exactus cum omnibus reliquis Caeliani exercitus Etruria excessit, montem Caelium occupavit et a duce Caelio ita appellitavit [die Inschr. -tus], mutatoque nomine (nam Tusce Mastarna ei nomen erat) ita appellatur est ut dixi. Varro ling. lat. V 46: Caelius mons a Caele Vibenna, Tusco duce nobili, qui cum sua manu dicitur Romam venisse auxilio contra Tatium regem, etc. Ebenso Dion. Hal. II 36. Festus p. 44 u.a. Livius, der auch hier die Varronische Auffassung nicht kennt, nennt Caelius Vibenna nicht. Er läßt den mons Caelius von Tullus den Albanern überweisen und der Stadt einverleibt werden; Tullus selbst nimmt hier seine Residenz: I 30, 1. 33, 2. Tac. ann. IV 64 setzt den Hilfszug des Caeles Vibenna unter Tarquinius Priscus, ebenso Festus p. 355, die Entstehung des vicus Tuscus dagegen Liv. II 14 und Festus p. 355 unter Porsena. Damit sind so ziemlich alle Möglichkeiten erschöpft. Über das Gemälde aus Volci s. Mon. ined. VI Taf. 31 und GARDTHAUSEN, Mastarna oder Servius Tullius, 1882. Vgl. auch u. S. 657.


950 Mezentius: Cato fr. 9ff. Justin 43, 1. Liv. I 2. Dion. Hal. I 64. Vergil.


951 Im allgemeinen namentlich GARDTHAUSEN, l.c., der freilich in der römischen Überlieferung mehr Historisches sucht, als mir zulässig erscheint. Daß MOMMSEN die Etruskerherrschaft über Rom und den etruskischen Einfluß auf dasselbe beiseiteschiebt, ist aus dem Streben, dem Etruskerrätsel möglichst aus dem Wege zu gehen, sehr begreiflich, verkennt aber den Charakter der ältesten Geschichte Italiens. Und man sollte nicht außer acht lassen, daß trotz der Dunkelheit ihres Ursprungs die Etrusker doch für uns ein geschichtlich völlig greifbares Volk sind, weit mehr als z.B. die Karthager.


952 Mit Unrecht hat v. DUHN, Grundzüge einer Gesch. Campaniens, Verh. der Trierer Philologenvers. 1879, im Anschluß an NIEBUHR die Realität der Etruskerherrschaft in Kampanien bestritten; archäologische Tatsachen können eine gesicherte Überlieferung zwar bestätigen, aber nicht umstoßen, und das Vorkommen etruskischer Gefäßinschriften aus dem 4. und 3. Jahrhundert in Kampanien ist ja nicht zu bestreiten. – Velleius I 7 folgt einer Überlieferung, welche die Gründung Capuas und Nolas durch die Etrusker um 800 v. Chr. setzt – also gleichzeitig mit Rom und Karthago, wohl wegen Kapys, von dem das Datum dann auf die etruskische Gründung übertragen ist –, und fährt fort: sed M. Cato quantum differt! qui dicat Capuam ab iisdem Tuscis conditam ac subinde Nolam, stetisse autem Capuam, antequam a Romanis caperetur, annis circiter CCLX. Velleius bezieht das auf die Einnahme durch die Römer im J. 211; aber wohl mit Recht deuten BELOCH, Campanien S. 8, und GARDTHAUSEN, Mastarna S. 19, die Angabe auf die erste Gewinnung Capuas durch Rom im J. 334 v. Chr. Strabos Angabe V 4, 3, die Etrusker hätten in Kampanien zwölf Städte mit der Hauptstadt Capua [das auch sonst von caput abgeleitet wird] gegründet, ist wohl falsche Analogie zu den toskanischen Städten. Etrusker in Kampanien auch Polyb. II 17. Servius ad. Aen. X 145.


953 Pompei und Herculaneum Strabo V 4, 8. Marcina ib. 13; dazu stimmt, daß nach Plin. III 70 das spätere Picentiner Land zwischen Salerno und dem Silarus früher etruskisch war. Daß Capua als Etruskerstadt Volturnum geheißen hat (Liv. Serv.), ist wenig wahrscheinlich. – Auf die allgemeine Bezeichnung des westlichen Italiens (Dion. Hal. I 29) und einzelner Städte wie Dikäarchia (Pausan. IV 35, 12. VIII 7. 3) und Suesaa (Steph. Byz.) als etruskisch ist nicht viel zu geben.


954 Diod. V 13. XI 88, vgl. Serv. ad Aen. X 172.


955 Kämpfe mit Lipara (Grundlage Timäos): Pausan. X 11, 3. 16, 7. Diod. V 9. Strabo VI 2, 10.


956 Aus der Erzählung des Timäos von einer von den Karthagern entdeckten, äußerst fruchtbaren Insel im Ozean, deren Besiedlung durch die Etrusker sie gehindert hätten (Diod. V 20 mir. ausc. 84), folgern O. MÜLLER und MELTZER mit Unrecht ehemalige Feindschaft zwischen beiden Völkern.


957 Der Vertrag mit Rom Polyb. III 22 ist offenbar nach einem feststehenden Schema entworfen. Polybios meint, die Karthager hätten den Römern die Emporien an der Syrte sperren wollen; aber gerade in Libyen wird ihnen ja der Handel gestattet.


958 Die richtige Lage des Schönen Vorgebirges (auch Liv. 29, 27; der Name war zu Polybios' Zeit nicht etwa verschollen, wie der von Mastia und Tarseion) hat MELTZER, Comm. Fleckeisenianae 1890, 259ff., erwiesen; sehr unglücklich ist der Gedanke C. MÜLLERS zu Ptolem. II 6, 14, den FISCHER, Unters. auf dem Gebiet der alten Länder- und Völkerkunde I 83, wieder aufnimmt, das Schöne Vorgebirge sei in Spanien zu suchen. Verfehlt sind auch die Ausführungen von ZIELINSKI, Die letzten Jahre des 2. Pun. Krieges S. 21f.

959 Neben Herodot I 165ff. ist uns der Bericht des Antiochos bei Strabo VI 1, 1 erhalten, der auch die Auswanderung nach Massalia erwähnt (ebenso Isokr. 6, 84. Timagenes fr. 7. Hygin bei Gellius 10, 16, 4). Darauf beruht Thuk. I 13 »zur Zeit des Kyros und Kambyses war Polykrates seemächtig, Φωκαῆς τε Μασαλίαν οἰκίζοντες Καρχηδονίους ἐνίκων ναυμαχοῦντες« (daraus Pausan. X 8, 6). Timäos bei Diod. V 13 nennt Alalia (lat. Aleria) Κάλαρις wohl durch Verwechslung mit Karalis auf Sardinien. Nikaia auch bei Steph. Byz.


960 Circus maximus: Liv. I 35. Dion. Hal. III 68 u.a.


961 Fabius Pictors Beschreibung der »pompa« und der »ludi Romani« hat Dion. Hal. VII 71ff. bewahrt.


962 Die von O. MÜLLER, Etrusker II 279ff. zusammengestellten Erzählungen von griechischen Heroen und einheimischen Eponymen sind wohl sämtlich nicht Volkssagen, sondern gelehrte Kombinationen und Ausspinnungen griechischer Erzählungen.


963 Durch die Ruinenstadt Marzabotto bei Bologna wissen wir, daß eine Etruskerstadt des 5. Jahrhunderts im wesentlichen schon ebenso ausgesehen hat wie Pompei; s. BRIZIO, Una Pompei etrusca, Bologna 1887, und seinen Ausgrabungsbericht in den Mon. dei Lincei I. Die Überreste von Veji, Caere u.a. zeigen, daß die Städte Toskanas den gleichen Charakter trugen.


964 Vgl. auch Herod. V 8: thrakische Leichenfeier mit ἀγῶνες, darunter der größte Preis für μουνομαχίη.


965 Es ist häufig verkannt worden, daß die Sage von den sieben Weisen, die uns in späterer Überarbeitung bei Hermippos (benutzt von Diodor lib. IX und Diog. Laert.) und Plutarch (conv. sept. sap.) vorliegt, in ihren Wurzeln auf die Zeitgenossen selbst zurückgeht, wie alle echte Sage. Schon zu Ende des 6. Jahrhunderts stand sie offenbar in den Hauptzügen fest (vgl. Hipponax fr. 64. 66. Simonides fr. 4. 48. Heraklit fr. 39 DIELS bei Diog. Laert. I 88), Herodot hat sie in Geschichte umgesetzt (I 28. 29. II 134; verwandt ist die Geschichte von Psammis und den Eliern II 160), Plato kennt sie und ersetzt den Tyrannen Periander durch Myson (Protag. 343. pol. X 600. Hippias maior 281, vgl. epist. 2, 311), die Späteren haben dann noch weitere Namen hinzugefügt (Diog. Laert. I 41f.). Ein σοφός aus dem Westen ist Amyris von Siris Herod. VI 127. Schon früh ist Thales, weil er und er allein zugleich spekulativ tätig war, zum weltfremden Grübler gemacht worden (Plato Theaetet 174. Aristot. pol. I 4, 5, eth. nic. VII 7). Daß auch er ein Staatsmann war, wissen wir aus Herodot. Die Umwandlung des Begriffs des σοφός oder σοφιστής kann hier nur angedeutet werden; im 5. Jahrhundert bezeichnet das Wort nicht mehr den erfahrenen Praktiker, sondern das, was seit Sokrates Philosoph genannt wird. Daher glaubt Plato Hippias maior 281, die sieben Weisen seien nicht politisch tätig gewesen. Das haben Aristoteles und die Peripatetiker, besonders Dikäarch (Diog. Laert. 40. 41) mit Recht bekämpft; vgl. Cic. de orat. III, 137 septem sapientes ... hi omnes praeter Milesium Thalen civitatibus suis praefuerunt. – Anaximenes bei Diog. Laert. I 40 meint, πάντας ἐπιϑέσϑαι ποιητικῇ, und Lobon von Argos, dem Diog. Laert. folgt, hat jeden mit einer Anzahl Gedichte ausgestattet (HILLER, Rhein. Mus. 33, 518); in Wirklichkeit hat nur Solon Gedichte hinterlassen.


966 Daß die Chrestomathie aus den Elegikern, die Theognis' Namen trägt, jedenfalls schon im 5., wenn nicht im 6. Jahrhundert entstanden ist, ist mir nicht zweifelhaft.


967 Phokylides wird bei Suidas und Eusebius um 540 gesetzt; tiefer wird man wegen der Erwähnung Ninives fr. 4 DIEHL nicht hinabgehen können. Gleichartig war der wenig bekannte Demodokos von Leros.


968 Stesichoros wird in die Zeit des Phalaris gesetzt (o. S. 632f.). Dem entsprechen ungefähr die Daten bei Suidas (ἐπὶ τῆς λζ ὀλομπιάδος 632ff. γεγονώς, ἐτε λεύτησε δ᾽ ἐπὶ τῆς νς 556ff.) und Eusebius, wo seine Blüte Ol. 42, 2. 611 [gemeint ist der Antritt des Alyattes], sein Tod Ol. 56, 2. 555 [codd. R. M. Ol. 55, l. 560, wozu stimmt, daß nach der parischen Chronik 57 Simonides 559 geboren ist; gemeint ist die Epoche des Kyros] gesetzt wird. Natürlich sind das nur Schätzungen, ebenso wie die sinnige Angabe, daß in seinem Todesjahre sein großer Nachfolger Simonides geboren sei (Euseb. Cic. rep. II 20). Zu genauerer Zeitbestimmung fehlt jeder Anhalt; ungefähr ist der antike Ansatz offenbar richtig. Dagegen muß die Angabe chron. par. 50, Stesichoros sei 486 v. Chr. nach Griechenland gekommen, auf einem Versehen beruhen. Die biographischen Angaben über Stesichoros sind natürlich Fabel.


969 Vgl. auch O. CRUSIUS, Stesichoros und die epodische Komposition in der griechischen Lyrik, Comment. philol. für O. RIBBECK, 1888.


970 Desgleichen die Ärzte!


971 Vgl. z.B. Pindar. Ol. 9. 13. IGA. 79.


972 Es ist sehr bezeichnend, daß Herodot in dem Gespräch zwischen Solon und Krösos dem Solon die Anschauungen seiner eigenen Zeit in den Mund legt: ἐπιστάμενόν με τὸ ϑεῖον πᾶν ἐὸν φϑονερόν τε καὶ ταραχῶδες, ohne zu ahnen, daß er damit das Gegen teil der Solonischen Weltanschauung ausspricht.


973 Über Stesichoros und speziell seine Orestie s. vor allem ROBERT, Bild und Lied 170ff. (vgl. 24. 78), dem ich nur darin nicht beistimmen kann, daß er in der Umwandlung der Atridensage eine tendenziöse Umgestaltung der einheimischen Sagen durch die Dorier sucht.


974 Über die Behandlung der Heraklessage lernen wir einiges aus den Fragmenten (z.B. die Abweichung vom Hesiodeischen Kyknos fr. 12. 67 BERGK), und eine Umwandlung des Typus dürfen wir aus den entstellenden Angaben des Megakleides bei Athen. XII 512 folgern; aber entscheidend ist, daß die spätere Zeit (Pindar) ein Idealbild des Herakles kennt, das von der Gestalt des Epos wesentlich abweicht. Die Gestalt, welche WILAMOWITZ (Euripides' Herakles I) dem Dodekathlos zuschreibt, wird im wesentlichen von Stesichoros geschaffen sein.


975 Mimnermos! Vgl. o. S. 669.


976 Vgl. Isokr. paneg. 28f. Ausschluß der Barbaren und der Blutschuldigen (ἀνδροφόνοι) ib. 157.


977 Zur Sendung der ἀπαρχαί von den Städten nach Eleusis vgl. Isokr. paneg. 31.


978 Vgl. auch Plato Phäd. 69 c. 81 a. rep. II 363 c ff. – Gegen den orphischen Einfluß auf Polygnot R. SCHÖNE, Arch. Jahrb. 1893, 203. 209. 213.


979 Ebenso der König Skyles, weil er in Borysthenes mit einem ϑίασος bakchische Orgien feiert IV 79f.; ferner IV 108 Gelonos im Budinerlande: griechische Götter, trieterische Dionysosfeier.


980 Grundlegend für diesen und den folgenden Abschnitt ist LOBECKS Aglaophamos 1829, der mit den Phantastereien der Älteren gründlich aufgeräumt hat. Die Neueren übersehen über den mythologischen und spekulativen Fragen gewöhnlich das weit wichtigere religiöse Problem, das in dem Aufkommen der eleusinischen und bakchischen Kulte liegt; so wenig wie LOBECK ist ROHDE, Psyche 256ff., darauf eingegangen. In großem Zusammenhang hat WILAMOWITZ, Homer. Unters. 199ff., diese Fragen behandelt; einzelne seiner Annahmen sind allerdings mindestens einseitig, die Zurückführung der späteren Gestalt der eleusinischen Religion auf Pisistratos und die Orphiker geradezu falsch. Der Kern liegt ja schon im Demeterhymnus vor (vgl. auch DIELS, Sibyll. Blätter 123). Das Neue ist vor allem die allgemeine Verbreitung, welche der eleusinische Dienst findet. Pisistratos hat höchstens den äußeren Abschluß gegeben. Daß orphische Einflüsse in Eleusis nicht nachweisbar sind und der auch nicht orphische Iakchos dem ursprünglichen Kult nicht angehört, hat im Anschluß an LOBECK und ROHDE KERN MAI. XVI 1ff., XVII 123ff. weiter ausgeführt.


981 Mit Recht gelten die Grenzen zwischen Hesiod und Orpheus den Alten als schwankend; jüngere Hesiodeische Epen wie der »Aigimios« werden dem angeblichen Orphiker Kerkops zugeschrieben. Unter Hesiods Werken erscheinen idäische Daktylen (Suidas) und eine Hadesfahrt des Theseus (Paus. IX 31, 5). Auch die »Phoronis«, die von Adrasteia, den idäischen Daktylen und den phrygischen Kureten erzählte, gehört dieser Übergangsschicht an, ebenso das den Abschluß der thebanischen Sagen bildende Epos »Alkmaionis« (WILAMOWITZ, Hom. Unters. 73. 214), in dem die orphische Lehre vom Zagreus vorkam.


982 Durch die berechtigte Abneigung gegen die Phantastereien der Symboliker und das begreifliche, aber ganz unhistorische Streben, in der geistigen Entwicklung Griechenlands und speziell seiner Philosophie im Gegensatz zum Orient Mystik und unklare Schwärmerei womöglich ganz zu streichen, vor allem aber dadurch, daß das Studium der Mythologie rein religionsgeschichtliche Forschung überhaupt nicht hat aufkommen lassen, ist trotz LOBECKS glänzender Untersuchungen die Orphik lange Zeit ganz unbillig vernachlässigt worden; SCHUSTERS These, die rhapsodische Theogonie sei eine Fälschung des 2. Jahrhunderts n. Chr. (De veteris Orphicae Theog. indole 1869), hat allgemeinen Anklang gefunden, obwohl doch ihre Spuren bei Plato, Euripides und in zahlreichen Anspielungen der älteren Literatur (z.B. Herod. II 81 τοῖσι Ὀρφικοῖσι καλεομένοισι καὶ Βακχικοῖσι, wodurch allein schon die zentrale Stellung des Dionysos in der alten Orphik erwiesen wird) deutlich vorliegen, bis O. KERN, De Orphei, Epimenidis, Pherecydis theogoniis 1888, ihr Alter siegreich erwiesen hat [ZELLERS Einwände dagegen in der Neubearbeitung seiner Gesch. d. Phil. I 96ff. scheinen mir den Kern der Frage nicht zu treffen]. In Wirklichkeit ist ohne richtige Würdigung der Orphik die griechische Entwicklung des 6. und 5. Jahrhunderts, namentlich die der Philosophie, gar nicht zu verstehen.


983 Das hat die wunderliche Wirkung gehabt, daß die orphischen Zitate, die namentlich bei Pausanias unter Onomakritos' Namen angeführt werden, von den Neueren streng von den orphischen Gedichten gesondert werden; sie glauben alles Ernstes, es habe wirklich besondere Gedichte des Onomakritos gegeben.


984 Über die Kabiren vgl. Bd. II 2, 119.


985 Auch ich habe darin in der ersten Auflage des ersten Bandes (1884, § 470) gesündigt. Herodot hat hier wie so oft die griechischen Anschauungen, die er aus Ägypten ableiten will, selbst nach Ägypten getragen oder von den dort ansässigen Griechen gehört.


986 Vgl. Bd. II 2, 119.


987 Die mystischen und orientalischen Autoritäten der Orphiker hat Plato kopiert in der Diotima, die durch ihre Opfer einen zehnjährigen Aufschub der Pest bewirkt (sympos. 201), wie Epimenides für den Perserkrieg, und in dem Pamphyler Er, Sohn des Armenios, der wie Orpheus die Geheimnisse der Unterwelt geschaut hat und verkündet (rep. X 614).


988 Über den Namen s. DIELS bei KERN, De Orphei Theog. 21f.


989 Vgl. WILAMOWITZ, Hom. Unters. 224, 22. Pind. Ol. 2. Eurip. Helena 513. Alk. 965. KERN, Arch. Jahrb. III 235.


990 παλαιὸς λόγος Plato, Phäd. 70 c.


991 Zu den orphischen Vorstellungen vom Leben nach dem Tode vgl. die Goldtäfelchen aus dem 4./3. Jahrhundert aus Thurii und Petelia: A. OLIVIERI, Lamellae aureae Orphicae (LIETZMANNS Kl. Texte 133) 1915.


992 Der orphische Ursprung der von WILAMOWITZ, Hom. Unters. 142. 199 richtig abgegrenzten Interpolation der Nekyia ist bereits von den Alten erkannt worden; denn nichts anderes will es besagen, wenn λ 602f. auf Onomakritos, d.i. den Verfasser der orphischen Theogonie (o. S. 682), zurückgeführt wird. Eben deshalb läßt die Ausmalung der Erzählung von der Pisistratidenredaktion diese durch eine Kommission von Orphikern veranstaltet werden. [Gegen den orphischen Ursprung der Nekyia MILCHHOEFER, Philol. 53, 1894, 393ff.]


993 Für die Art, wie die Orphiker arbeiteten, sind die etymologischen Kombinationen sehr charakteristisch. Sie sind ebenso naiv wie die der Genesis und finden sich, was chronologisch wichtig ist, auch schon in jungen homerischen Epen (Od. α 62. τ 564ff., ferner im Danaidenepos, Forsch. I 80).


994 Vgl. Plato rep. II 364 b, e. 366 a.


995 Eurip. Alk. 968.


996 KERN, Hermes XXV 10.


997 Über Epimenides' Theogonie s. außer KERN, De Orphei, Epimenidis, Pherecydis theogoniis, vor allem WILAMOWITZ, Euripides' Hippolytos 224. 243. Daß der kretische Prophet keine geschichtliche Persönlichkeit, sondern aus dem attischen Heros entwickelt ist, hat auch TÖPFFER, Attische Genealogie 140ff. erkannt; vgl. o. S. 592,1. Die Sühnezeremonien bei Diog. Laert. I 110 werden wohl dem Gedicht entnommen sein. Daß ihn Xenophanes schon kennt, gibt die wichtigste Altersbestimmung.


998 D. h. was sie glauben, sind Lügen, hier wird die richtige Offenbarung gegeben. Bekanntlich wird der Vers von Paulus ad Tit. 1, 12 zitiert. Die Nachahmung Hesiods (Theog. 26) hat WILAMOWITZ erkannt.


999 Die Mysterien der kuretischen Bakchen des Zeus Idaios, die weiße (linnene) Gewänder und Enthaltung von der Fleischnahrung gebieten, welche Euripides in den »Kretern« fr. 472, vgl. fr. 912, in der Zeit des Minos bestehen läßt (zu dem Stück vgl. Robert, Der Pasiphaësarkophag, Hallesches Winkelmannsprogramm 1890, S. 22f. WILAMOWITZ, Hippolytos 40), werden wohl der Lehre des Epimenides entstammen.


1000 Zu den Offenbarungen der Opis und Hekaerge (Herod. IV 35) vgl. [Plato] Axiochos 371.


1001 Über Abaris und Aristeas Pindar fr. 270. 271. Herodot IV 13-16. 36. Plato Charmides 158. schol. Aristoph. eq. 729 und dann Heraklides usw. Weiteres CRUSIUS und M. MAYER in ROSCHERS Mythol. Lexikon I 2814. 2837.


1002 Für die Geschichte der Philosophie besitzen wir zahlreiche treffliche Einzeluntersuchungen und zusammenfassende Werke, allen voran ZELLERS Gesch. d. Phil.; der Versuch freilich, die Entwicklung der Philosophie im Zusammenhang mit der gesamten geistigen und politischen Entwicklung Griechenlands zu begreifen, ist hier nicht unternommen. In dieser Beziehung ist BERGERS Geschichte der wissensch. Erdkunde der Griechen mustergültig (allen Einzelheiten kann ich natürlich nicht zustimmen). Dem Parallelismus zwischen Orphik und Philosophie ist man erst in letzter Zeit nähergetreten, so vor allem FREUDENTHAL, Theologie des Xenophanes 1886, ferner KERN, DIELS u.a. Gegenüber der Annahme einer Abhängigkeit der Orphiker von den ionischen Philosophen scheint mir allerdings zur Zeit noch die größte Zurückhaltung geboten; von den Übereinstimmungen wird viel mehr spontan sein, als es uns aus weiter Ferne scheint. – Weit verbreitet ist die Annahme, daß die Anfänge der griechischen Wissenschaft vom Orient beeinflußt seien. Einzelne astronomische, mathematische, medizinische Lehren mögen ja daher übernommen sein, aber eine tiefere Einwirkung vermag ich nirgends zu erkennen. Die babylonische Astronomie ist den Griechen erst erheblich später bekannt geworden, und die Wirkung Ägyptens, die wir erkennen können (u. S. 701), liegt auf ganz anderem Gebiet. Für die Geschichte der Mathematik zeigt das ausgezeichnete Werk von HANKEL, Zur Gesch. der Math. im Altertum und Mittelalter 1874, den richtigen Weg, auf dem aber M. CANTOR, Vorlesungen über Geschichte der Mathematik, nicht viel weiter gekommen ist; es gilt, aus den abstrakten Lehrsätzen die ursprünglichen Probleme und ihre Lösungsversuche wiederzugewinnen, welche die Grundlage für die Entwicklung der Mathematik gebildet haben.


1003 Über Thales' Abstammung s. DIELS, Archiv für Gesch. d. Phil. II 165 und meine »Forsch.« I 128. Die Angabe der Alten, daß er in Ägypten gewesen ist so gut wie Solon, wird richtig sein, auch wenn sie nur auf Vermutung beruht (vgl. u. S. 760,1); nur darf man dabei nicht an einen Unterricht in den Priesterschulen denken.


1004 Zu den Angaben bei Herodot II 20ff. Diod. I 37. Athen. II 87 u.a. über die Ursachen der Nilschwelle vgl. BAUER in der Festschrift für A. SCHÄFER, BERGER, Gesch. der Erdkunde I 105ff., dem ich freilich betreffs Hekatäos nicht zustimmen kann, ebensowenig wie der Ansicht von DIELS, Ber. Berl. Ak. 1891, 582, Hekatäos sei von Euthymenes von Massalia abhängig.


1005 Die eherne Erdkarte erscheint zuerst in der Erzählung von Aristagoras' Hilfsgesuch in Sparta 499 Herod. V 49.

1006 Daß ich die Zweifel an der Echtheit der Fragmente des Hekatäos für unbegründet halte, habe ich schon o. S. 207 gesagt. Die Angriffe auf die Echtheit der Überreste der γενεηλογίαι, die von ihrem Rationalismus hergenommen sind (COBET und neuerdings SIEGLIN, vgl. FISCHER, Unters. auf dem Gebiet der alten Länder- und Völkerkunde I 96), verkennen vollständig den Charakter der griechischen Entwicklung dieser Epoche.


1007 Hierher gehören auch astronomische Arbeiten, wie die des Kleostratos von Tenedos, die ältesten Arbeiten über den Kalender u.ä., ebenso die Anfänge der Medizin.


1008 Vgl. Kreophylos' Geschichte von Ephesos; die Akten des Streites zwischen Samos und Priene, PREUNER, Hermes 29, 530f.


1009 Βοιωτάρχαι zur Zeit des Mardonios: Herod. IX 15.


1010 Im allgemeinen: BUSOLT, Die Lakedaimonier und ihre Bundesgenossen I 1878.


1011 Kampf um Thyrea: Herod. I 82 (der Synchronismus mit der Belagerung von Sardes hat natürlich keine historische Bedeutung und beruht wesentlich auf der Ökonomie des herodotischen Geschichtswerks). Die zahlreichen späteren Erwähnungen gesammelt und besprochen von KOHLMANN, Othryades, Rhein. Mus. 29. Die Realität der Überlieferung bezeugen die Verhandlungen Thuk. V 41.


1012 In den Perserkriegen haben die Tegeaten eine Ehrenstellung im peloponnesischen Heer.


1013 Tegea: Herod. I 67ff. Bruchstücke des Vertrags: Aristoteles bei Plut. quaest. Gr. 5. quaest. Rom. 52. Zu den Daten der Späteren vgl. o. S. 502,2.


1014 Daß Kyros' Erhebung gegen Astyages ins J. 553 fällt, wissen wir aus dem Zylinder Nabonids von Abu Habba col. I 28 (SCHRADER, Keilinschr. Bibl. III 2, S. 99; die Angaben der Chronik Nabonids ib. S. 129f.). [Vgl. o. S. 181,2.]


1015 Daß das Bündnis des Krösos mit Sparta auf Delphis Anstiften geschlossen wurde, ist höchstens formell richtig; dazu brauchte Krösos nicht erst den Rat des Orakels.


1016 Pindar Pyth. 1, 184 οὐ φϑίνει Κροίσου φιλόφρων ἀρετά, im Gegensatz zu Phalaris. Das ist eine wesentlich andere Auffassung als die ein halbes Jahrhundert jüngere Herodots.


1017 Die Geschichte des Paktyes hatte Charon fr. 1 kürzer und ohne Eingehen auf den Verrat der Griechen berichtet; Plutarch de mal. Herod. 20 tadelt Herodot, daß er davon erzählt.


1018 Über die Chronologie der Pisistratidenzeit ist im einzelnen um so weniger Sicherheit zu erreichen, als die Daten in Aristosteles' »Pol. Ath.« unheilbar verschrieben sind und überdies von denen in der »Politik« V 9, 23 abweichen; nur so viel ist klar, daß authentische Daten über die einzelnen Phasen nicht vorlagen. Um so mehr ist die Bekämpfung der dreimaligen Tyrannis (aus der UNGER, Fl. Jahrb. 127, auf Grund eines späten ungenau abgefaßten Epigramms sogar eine viermalige gemacht hat) durch BELOCH, Rhein. Mus. 45, 469 berechtigt. Daß die erste Tyrannis unter dem Archontat des Komeas 560/59 begann (Arist. Plut. Sol. 32. chron. par. 40. Euseb.), wird richtig sein. Vgl. ED. MEYER, Forsch. II 240ff.


1019 Vgl. Andok. 1, 106. 2, 26 (Leogoras). Androtion fr. 42.


1020 Für die Zuverlässigkeit der Überlieferung ist charakteristisch, daß die rationalistische Erzählung bei Herodot über die Einführung durch die als Athene verkleidete Phye von allen Späteren wiederholt wird, zum Teil mit Variationen (Herod. I 60. Kleidemos fr. 24 aus Athen. XIII 609 d [Pisistratos vermählt sie mit Hipparchos] Aristot. pol. Ath. 14. Polyän I 21). – Die Phyegeschichte ist nichts als eine ursprünglich vielleicht poetische, dann mythisch gefaßte Variation des historischen Berichts über den Sieg bei Pallene 546/5: Forsch. II 250.


1021 Gewiß hat BELOCH recht, wenn er es der ersten Usurpation einfügt: Forsch. II 250.


1022 BUSOLTS Vermutung (in der 2. Aufl. seiner Griech. Gesch.), daß dazu der konfiszierte Grundbesitz der adligen Gegner benutzt wurde, ist gewiß richtig. Nur darf man sich die Zahl der φυγάδες nicht zu groß vorstellen.


1023 Aristoph. Lysistr. 1150ff.: unter den Pisistratiden sind die Athener κατωνάκας φοροῦντες, nachher erhielt der δῆμος statt ihrer durch die spartanische Befreiung wieder eine χλαῖνα.


1024 Auch über die Pisistratiden hat es natürlich keine zusammenhängenden Nachrichten gegeben; aber es sind weit mehr Ereignisse im Gedächtnis geblieben als aus der früheren Zeit. Die ältere Tradition liegt bei Herodot I 60ff. V 55ff. Thuk. I 20. VI 54ff. vor. Die von Thukydides bekämpfte Volkstradition, daß Hipparch Tyrann gewesen sei, findet sich in dem aus Platos Zeit stammenden Dialog Hipparchos (ebenso z.B. chron. par. 45), verbunden mit wertvollen Angaben über sein Regiment. Aristoteles hat außer Herodot und Thukydides auch diesen Dialog benutzt, schließt sich aber in der Regel derjenigen attischen Tradition an, die auch bei Diodor (d.i. Ephoros) IX 37 (vgl. Zenob. IV 76). X 17 und Polyän I 21. V 14 vorliegt; sie erhöht unter anderem die Steuer aus einer εἰκοστή wie Thuk. angibt, zu einer δεκάτη. Angebliche Finanzmaßregeln des Hippias [Arist.] oecon. II 5.


1025 Zur Geschichte des Chersones und der Besetzung von Lemnos (Herod. VI 34ff. 137ff.) vgl. meine »Forschungen« I 13ff. Grabinschriften der Lemnier nach den attischen Phylen IG I2 947. 948. – Niederlage der Kardianer durch die Bisalten Charon fr. 9.


1026 Nachher steht aber Korinth auf seiten der Demokratie gegen Hippias.


1027 Lygdamis: Herod. I 61. 64. Aristot. pol. V 5, 1. pol. Ath. 15. [Aristot.] oecon. II 3. Polyän I 23.


1028 Das Datum seiner Usurpation steht nicht fest; der Ansatz des Pythagoras auf Ol. 62, 1. 532 scheint danach bestimmt zu sein, da man annahm, er sei bei Beginn der Tyrannis ausgewandert. Ebenso scheint die 16jährige Seeherrschaft der Samier (Euseb.) sich auf Polykrates' Regierung zu beziehen.


1029 Herod. III 39ff. 120ff. Thuk. I 13. III 104. Polyän I 23. Diod. X 16. Strabo XIV 1. 16.


1030 Zerstörung der Palästren Athen. XIII 602 d.

1031 An μεγαλοπρεπείη nur von den sizilischen Tyrannen übertroffen: Herod. III 125.


1032 ἔργα Πολυκράτεια auf Samos: Aristot. pol. V 9, 4. Bauten: Herod. III 60.


1033 Euseb. Steph. Byz. s.v. Ποτίολοι.


1034 Platää: Herod. VI 108. Thuk. III 53. Das von Thukydides III 68 gegebene Datum ἔτει τρίτῳ καὶ ἐνενηκοστῷ vor der Zerstörung 427 ist mit Unrecht bestritten worden. Daß die Tradition von Hippias nicht redet, ist begreiflich genug. Im J. 509, in das man sie gewöhnlich setzt, wären die Vorgänge ganz unverständlich. Auch nennt Herod. V 74 im J. 507 Hysiä und Oinoe δήμους τοὺς ἐσχάτους τῆς Ἀττικῆς. Eleutherä gehört nicht zu den Phylen: IG I2 943, 96 (Grabinschrift vom Hellespont).


1035 Über Spartas Kampf gegen die Tyrannen (Aischines von Sikyon, Hippias von Athen) unter Chilon und Anaxandridas s. jetzt das Papyrusfragment aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. im »Catalogue of the Greek papyri in the John Rylands Library Manchester« I (1911) p. 31; BILABEL, Die kleineren Historikerfragmente auf Papyrus (LIETZMANNS Kl. Texte 149), 1923, Nr. 1.


1036 Grundsatz κύριον εἶναι ὅ τι ἂν τὸ πλῆϑος τῶν ξυμμάχων ψηφίσηται, ἢν μή τι ϑεῶν ἢ ἡρώων κώ λυμα ᾖ: Thuk. V 30. Zur Abstimmung vgl. Thuk. I 125.


1037 Aristot. pol. V 9, 4. Vitruv VII praef. 15.


1038 Über das Pythion und den Zwölfgötteraltar Thuk. VI 54. IG. I2 761.


1039 Wahrscheinlich am Ilissos weiter abwärts vor dem itonischen Tor (Lolling).


1040 Zur Lage des Dionysostempels vgl. WILAMOWITZ, Hermes XXI, 615ff. Thuk. II 15 τὸ ἐν Λίμναις Διονύσου, ᾧ τὰ ἀρχαιότερα Διονύσια [τῇ δωδεκάτῃ] ποιεῖται ἐν μηνὶ Ἀνϑεστεριῶνι, ὥσπερ καὶ οἱ ἀπ᾽ Ἀϑηναίων Ἴωνες ἔτι καὶ νῦν νομίζουσι; das sind eben die Lenäen im Gegensatz zu den städtischen Dionysien.


1041 Über Hipparchs Tätigkeit s. den Dialog »Hipparchos«, den Aristoteles pol. Ath. 18 benutzt.


1042 Aus der Ordnung des Rhapsodenagons sind die Angaben über die Homerredaktion und weiter über die Bibliothek des Pisistratos (Gellius VII 17; bei Athen. I 3 a erhält auch Polykrates eine Bibliothek) hervorgegangen.


1043 Lasos, Begründer der κύκλιοι χόροι des Dithyrambos: schol. Aristoph. av. 1403 (Hellanikos, Dikäarch, und ebenso Aristoteles fr. 275 führen sie dagegen auf Arion zurück). Clem. Al. strom. I 78. Suidas: πρῶτος δ᾽ οὗτος περὶ μουσικῆς λόγον ἔγραψε καὶ διϑύραμβον εἰς ἀγῶνα εἰσήγαγε καὶ τοὺς ἐριστικοὺς εἰσηγήσατο λόγους. Weiteres Plut. de mus. 29. Über die ἄσιγμος ᾠδή Athen. X 455 c.d. DIEHL, Anthol. Lyr. II 1, S. 60. Anekdoten über ihn Aristoph. vesp. 1410. Athen. VIII 338 b. Plut. de vit. pud. 5. Zu den sieben Weisen gerechnet: Diog. Laert. I 42. Suidas.


1044 Über Pratinas s. Suidas. Seine Polemik fr. 1. 4 DIEHL.


1045 Über die Anfänge der Tragödie s. außer den Literaturgeschichten WILAMOWITZ, Die Bühne des Äschylos, Hermes XXI, und seinen »Herakles«, Bd. I. [Die Übersetzung der τραγικοὶ χοροί in Sikyon bei Herod. V 67 durch »Bockschöre« halte ich aber für unzulässig.] Den klareren Einblick in die Entwicklung verdanke ich ROBERT. Ursprung ἀπὸ τῶν ἐξαρχόντων τὸν διϑύραμβον Aristot. poet. 4.


1046 Thespis: Plato Minos 321. Horaz art. poet. 275. Suidas. Die parische Chronik und Suidas geben das Datum. Leider ist die Angabe chron. par. 46 über die Einführung der χοροὶ ἀνδρῶν im J. 508 (d.i. Frühj. 507), bei denen Hypodikos von Chalkis siegt, für uns zu unbestimmt, um verwertet werden zu können.


1047 Pratinas' Satyrdramen: Suid. Pausan. II 13, 5. Die Kombinationen DROYSENS über Phrynichos, Kl. Schr. II, sind äußerst kühn. Die Gestalt des Satyrdramas lehrt die bekannte Vase (z.B. bei BAUMEISTER, Denkm. Taf. V no. 422.)


1048 Ursprung der Komödie ἀπὸ τῶν τὰ φαλλικὰ (ἐξαρχόντων), ἃ ἔτι καὶ νῦν ἐν πολλαῖς τῶν πόλεων διαμένει νομιζόμενα Aristot. 1. c. Über derartige Volksfeste s. Athen. XIV 621. Die von WILAMOWITZ bestrittene Existenz der megarischen Komödie ist mir so wenig zweifelhaft wie ZIELINSKY, Gliederung der altattischen Komödie, dessen Kombinationen ich aber nicht überall folgen kann [auch hier ist die Zurückführung auf einen Gegensatz des Dorischen und Ionischen unberechtigt], so problematisch auch die Gestalten des Susarion und seiner Nachfolger und die dafür gegebenen Daten sind. Weiteres bei KÖRTE, Archäologische Studien zur alten Komödie, Arch. Jahrb. VIII 61ff. – Auf die verschiedenen Etymologien von τραγῳδία, κωμῳδία, τρυγῳδία und die daran geknüpften Erzählungen brauchen wir hier nicht einzugehen.


1049 Den Athenatempel auf Ägina erwähnt Herodot III 59 bei dem Zug der Ägineten gegen die Samier in Kydonia um 519 (u. S. 735); aber es ist umstritten, ob damals die Giebelskulpturen schon vorhanden waren.


1050 Ist damals Lygdamis gestürzt worden? Vgl. u. S. 738. – Zur Stellung Spartas sind auch die Unternehmungen des Dorieus (u. S. 748f.) zu berücksichtigen. Bestanden Beziehungen zu Kyrene?


1051 Einzige Quelle ist Herodots auf der ethisierenden Volkssage und auf Erkundigungen in Samos und Sparta beruhender Bericht: III 44ff. [mit chronologischer Verwirrung in c. 48]. 120ff. Herodots Erzählung ist von Hekatäos von Abdera (Diod. I 95) rationalisiert.


1052 Ursprünglich sein Sekretär: Herod. III 123.


1053 ἕκητι Σολοσῶνος εὐρυχωρίη Parömiogr.; vgl. CRUSIUS, Art. Anakreon in PAULY-WISSOWAS Realenzykl. der klass. Altertumswiss. I S. 2038.


1054 Über das auf einer ehernen Stele aufgezeichnete Ächtungsdekret (ἡ στήλη περὶ τῆς τῶν τυράννων ἀτιμίας [so HERWERDEN für ἀδικίας], Thuk. VI 55; der Ausdruck ἀτιμία in dem Gesetz Aristot. pol. Ath. 16 ist von Aristoteles mißverstanden) s. SWOBODA, Arch.-epigr. Mitt. XVI 57. 60.


1055 Die Skolien hat bereits Aristoteles herangezogen und vollständiger Athen. XV 695 bewahrt. Die populäre Anschauung von den »Tyrannenmördern« (s. [Plato] Hipparch, auch Arrian IV 10, 3 in der Kallisthenesgeschichte) verwerfen Herodot (vgl. VI 123) und Thukydides in gleicher Weise; Aristoteles hat neben ihnen auch hier die Ausschmückungen der späteren Tradition (Ephoros bei Diod. X 17. 18. Polyän I 22) berücksichtigt.


1056 Hauptquelle ist Herodot V 66ff., in Einzelheiten bestätigt und ergänzt durch Aristoph. Lysistr. 274 mit den Scholien. Thuk. I 126; rhetorisch ausgeschmückt Isokr. 16, 25f. Aristoteles folgt im wesentlichen Herodot, setzt aber wohl mit Recht die Kleisthenischen Reformen erst unter Isagoras' Archontat 508/7 (das Datum bestätigt durch Dion. Hal. V 1. chron. par. 46), nicht wie Herodot vor Kleomenes' Intervention; übrigens zeigt Aristoteles, daß, wie natürlich, nicht alle Institutionen auf einmal geschaffen sind. Daß Aristoteles den Isagoras als φίλος τῶν τυράννων bezeichnet, ist gewiß nicht korrekt; aber zu den Emigranten hat er nicht gehört, vgl. Herod. V 70. Rolle des Alkibiades: Isokr. 16, 26; Aufgabe der spartanischen Proxenie Thuk. V 43. VI 89. – Die Konstruktionen von WILAMOWITZ, Kydathen 114ff., halte ich, soweit sie über die Überlieferung hinausgehen (Athen sei bis zu den Perserkriegen Mitglied des Peloponnesischen Bundes gewesen), für verfehlt.


1057 Von der Weihinschrift aus der böotischen und chalkidischen Beute, Herod. V 77 (daraus Ephoros bei Diod. X 24), sind Bruchstücke in älterer und jüngerer Fassung erhalten: IG. I2 394. Vgl. Pausan. I 28, 2.


1058 Die Bedeutung des Kleisthenes und seines Werkes ist neuerdings mehrfach auf Kosten Solons stark überschätzt worden, namentlich von WILAMOWITZ; die Auffindung der πολ. Ἀϑ. hat manche kühne Hypothese beseitigt. Erst durch sie haben wir eine sichere Grundlage gewonnen. Natürlich erwähnt Aristoteles nur die Hauptpunkte; die Atthidographen sind, wie die Fragmente zeigen, weit mehr ins Detail gegangen.


1059 Über das Wesen der Phylenordnung hat erst Aristoteles Klarheit gebracht; jetzt ist ihre Herstellung in den Grundzügen möglich, s. MILCHHOEFER, Unters. über die Demenordnung des Kleisthenes, Abh. Berl. Ak. 1892, und, diesen mehrfach berichtigend, LOEPER, MAI. XVII. Herodots Irrtum V 69, jede Phyle habe aus zehn Demen bestanden, ist widersinnig, obwohl leicht begreiflich.


1060 Aristot. pol. III 1, 10 Κλεισϑένης ... πολλοὺς ἐφυλέτευσε ξένους καὶ δούλους μετοίκους.


1061 Das aus Philochoros fr. 94 bewahrte Gesetz des Jahres 403 τοὺς δὲ φράτορας ἐπάναγκες δέχεσϑαι καὶ τοὺς ὀργεῶνας καὶ τοὺς ὁμογάλακτας (οὓς γεννήτας καλοῦμεν setzt Phil. hinzu) gibt wohl ein älteres Kleisthenisches Gesetz wieder; vgl. SCHÖLL. Die Kleisth. Phratrien. Ber. Münch. Ak. 1889, II [WILAMOWITZ' Auffassung Herakles I, 57, 16 halte ich nicht für richtig].


1062 Daß Herodots Angabe VI 109, der Polemarch sei schon zur Zeit der Schlacht bei Marathon erlost worden, unhaltbar ist, hat man längst erkannt (vgl. Demetrios von Phaleron bei Plut. Arist. 1); jetzt wird es durch Aristoteles bestätigt.


1063 Daß die große Terrassenanlage südlich vom Nymphenhügel wirklich die Pnyx ist, wird jetzt wohl ziemlich von allen kompetenten Forschern anerkannt.


1064 χοροὶ ἀνδρῶν: Chron. par. 46. Allerdings liest Munro (bei JACOBY, Marmor Par. 173f.) 246 J. = 509/8 und ἄρχοντος Λυσαγόρου.


1065 Über Dorieus am Kinyps haben wir nur Herodots Bericht V 42ff.; für die Ansiedlung in Heraklea kommt noch Timäos' Bericht Diod. IV 23 hinzu, der die von Herodot V 43 angedeutete Sage vom Kampf des Herakles mit Eryx erzählt; vgl. Pausan. III 16. 4.


1066 Daß Leptis von den Sidoniern »ob discordias civilis« gegründet sei (Sallust Jug. 78), ist offenbares Autoschediasma; der Name Νέα πόλις (z.B. Skylax 109. Strabo XVII 3, 18) spricht deutlich genug. Vgl. o. Bd. II 2, 108, 2.


1067 An die Philänenaltäre, die schon Skylax als Grenze kennt, knüpft die bekannte Legende Sallust Jug. 79. Mela I 7 [vgl. die Erzählung von Lampsakos und Parion Polyän VI 24 u.ä.]. Daß es vorher zum Krieg zwischen Karthago und Kyrene gekommen wäre, ist höchst unwahrscheinlich.


1068 Der eingehende Bericht bei Dion. Hal. VII 3-12 ist so elend, daß die Annahme, er stamme aus Timäos, zutreffend erscheinen könnte; aber die Motivierung des Etruskerzugs durch den Kelteneinfall können wir ihm doch nicht zutrauen. Eher kann die verwandte, aber nicht identische Erzählung bei Plut. virt. mul. 26 mit der albernen Etymologie aus Timäos herrühren; auch Diod. VII fr. 10 ist wohl Timäos. Die ursprüngliche Grundlage bildet vermutlich eine einheimische Chronik wie die Κυμαικά des Hyperochos FHG. IV 344; aber die Erzählung ist in unseren Quellen so arg entstellt, daß sie nur mit schweren Bedenken benutzt werden kann.


1069 Die völlige Wertlosigkeit der Geschichte der Begründung der Republik hat zuerst MOMMSEN, Staatsrecht II erkannt. Es ist sehr instruktiv, daß die Alten (Cato, Polybios, Cicero) aus der schematischen Konstruktion der Königszeit durch die Annalisten nun auch wirklich die systematische Fortbildung der römischen Verfassung durch die Könige herauslesen und darin den Hauptvorzug der inneren Entwicklung Roms sehen. Die Neueren haben dann diesen antiken Gedanken auf die Entwicklung der Republik übertragen, wovon die Alten nichts wissen, während sie die Königszeit mehr oder weniger preisgeben. So ist das Dogma von der »Kontinuität der verfassungsgeschichtlichen Entwicklung Roms« entstanden, kraft dessen denn auch der angeblichen Überlieferung über die innere Geschichte Unfehlbarkeit andekretiert wird (so namentlich bei L. LANGE).


1070 Die Porsenasage haben die späteren Annalisten nach Kräften zugunsten Roms umzugestalten gesucht; doch schimmert auch bei ihnen der wahre Sachverhalt noch durch; vgl. Tac. Hist. III 72 dedita urbe. Früh sind die Sagen von der Verteidigung der hölzernen Tiberbrücke durch Horatius Cocles (Polyb. VI 55), von Mucius Scävola, von Clölia (eine Sage, die eine Reiterstatue erklären soll, die vielleicht ursprünglich eine Göttin darstellte) an die Porsenasage angeschlossen. Sehr ungeschickt lassen die Annalisten den Porsena zur Wiederherstellung der Tarquinier ausziehen. Es ist nicht undenkbar, daß in Wirklichkeit Porsena die Tarquinier bekriegt und ihnen Rom abgenommen hat, so daß der Wegfall des Königtums mit dem Sturz der Herrschaft Porsenas gegeben war.


1071 Daß die Fastenliste in ihrer ältesten Gestalt, wie sie Diodors Quelle gab, vom zweiten Konsulat an (P. Valerius II. T. Lucretius 246 u.c. varr.) im wesentlichen authentisch ist, kann nicht wohl bezweifelt werden. Vgl. Kl. Schr. II 301ff. Um so unsicherer ist das erste Konsulat. Die älteste Überlieferung (Polyb. III 22) nannte L. Brutus den Befreier und M. Horatius, der den kapitolinischen Tempel geweiht hat; das macht es wahrscheinlich, daß hier zwei von der Überlieferung gebotene Namen vereinigt und an die Spitze der Liste gestellt sind. Die Späteren haben dann noch Collatinus, Sp. Lucretius und Poblicola dazwischen geschoben. Letzterer verdankt seinen Ruhm dem Valerius Antias (aus dem Plutarchs Biographie ein Auszug ist), der ihn nach Kräften verherrlicht und mit glänzenden Taten ausstaffiert hat. – Nach den Fasten der Quelle Diodors fällt die Gallierkatastrophe ins Jahr 381 v. Chr. (unter dem die betreffenden Eponymen 364 u.c. varr. auch bei Diod. XV 20 stehen; vgl. XIV 93 das Datum über Lipara); vorher gehen bis zum ersten Jahr der Republik (245 varr.) 121 eponyme Kollegien (die cos. 272 varr. fehlen, das Decemvirat wird nur zweijährig gerechnet, aber dafür hat Diodor drei Konsulpaare mehr als die Späteren), so daß sich hierfür das Jahr 502, und für das Konsulat P. Valerius II. T. Lucretius das Jahr 501 ergibt. Vgl. Kl. Schr. II 288, 1. Kleine Schwankungen und Ungenauigkeiten mögen vorgekommen sein, und der Anfang der Liste mag nicht mit der Begründung der Republik zusammenfallen; doch daß darüber nichts zu ermitteln ist, haben die zahlreichen neueren Systeme der römischen Chronologie nur um so deutlicher gezeigt.


1072 261 u.c., trad. 493 v. Chr.; natürlich könnte der Vertrag auch in sein drittes Konsulat (268 u.c.), unmittelbar vor seinen Usurpationsversuch, gesetzt werden: Kl. Schr. II S. 299.


1073 Foedus Cassianum: Cic. pro Balbo 53. Festus p. 166 s.v. nancitor. Liv. II 33. Dion. Hal. VI 95. Kl. Schr. II S. 300f.


1074 Vgl. Kl. Schr. II 301.


1075 Erster Vertrag mit Karthago: Polyb. III 22. Da Polybios die Formalien übergangen hat (c. 25, 6), ist nicht zu entscheiden, ob in ihnen ein Konsulname vorkam, oder ob Polybios' Autorität (vielleicht Cato nach MOMMSENS Vermutung) das Dokument nur wegen seines hohen Alters ins erste Jahr der Republik setzte; doch ist letzteres wahrscheinlicher. Dagegen ist MOMMSENS Meinung (Chronologie 2 320), der erste Vertrag sei der von 344 v. Chr. (406 u.c.), unhaltbar; dann müßte der zweite Vertrag ins Jahr 305 fallen, und für diese Zeit, wo Rom über Kampanien gebot und Samnium niederwarf, sind die Bestimmungen über Latium undenkbar; damals hat Rom ganz andere Bedingungen gestellt und Karthago die Festsetzung in ganz Italien verboten. Wie die Sprache (Polyb. III 22, 3) beweist der historische Inhalt von karthagischer wie von römischer Seite das hohe Alter des ersten Vertrags. Vgl. auch Kl. Schr. II 295ff.


1076 Alles weitere über Roms äußere und innere Entwicklung muß dem folgenden Bande vorbehalten bleiben.


1077 Über den Fall von Sybaris haben wir außer den kurzen Angaben Herodots V 44f. 47. VI 21 nur die Auszüge aus Timäos bei Strabo VI 1, 13. Diod. X 23. XI 90. XII 9 (auch die Schilderung des sybaritischen Luxus bei Diod. VIII 18-20. Steph. Byz. Σύβαρις stammt aus Timäos, s. fr. 58-61), der auch das Datum 511/0 gibt (vgl. Scymn. 357). Das Detail (z.B. die bei Iamblich vit. Pyth. 177ff. 255 weiter ausgemalte Beteiligung des Pythagoras und die Führung Milons) ist ganz wertlos; dazu BELOCH, Rhein. Mus. 26, 567ff., der die gesamte Hineinziehung der Zerstörung von Sybaris usw. in das Leben des Pythagoras und die Katastrophe der Pythagoreer für Erfindung des Apollonius von Tyana und völlig wertlos hält. Andere Anekdoten: Phylarch und Heraklides bei Athen. XII 521. Älian var. hist. III 43.


1078 Wie bekannt, sind unsere Nachrichten über Pythagoras und seine Lehren sehr unzuverlässig und widerspruchsvoll; der mystische Nimbus, mit dem er sich umgab, beherrscht auch die Tradition. Zur Kritik genügt hier der Verweis auf ZELLERS Geschichte der Phil. sowie ROHDE, Rhein. Mus. 26. 27 (Auctor des Iamblich). Verwertet werden können nur die älteren Zeugnisse, namentlich die Überreste von Aristoteles' und Aristoxenos' Schriften über P. Leider ergeben Platos und Aristoteles' philosophische Schriften nur sehr wenig. Die Grundlage der Pythagoraslegende, die uns ausgemalt bei Porphyrios und Iamblich vorliegt, ist jedenfalls sehr alt; Aristoteles hat sie bereits ausführlich erzählt.


1079 Über Heraklit fr. 129 Πυϑαγόρης Μνησάρχου ἱστορίην ἤσκεσεν ἀνϑρώπων μάλιστα πάντων, καὶ ἐκλεξάμενος [ταύτας τὰς συγγραφὰς] ἐποίησεν ἑωυτοῦ σοφίην, πολυμαϑίην, κακοτεχνίην s. DIELS, Ein gefälschtes Pythagorasbuch, Arch. f. Gesch. d. Philos. III 451.


1080 Daß Pythagoras in Ägypten gewesen ist, setzt Herodot II 81, vgl. 49. 123, voraus und berichtet Isokrates 11, 28, wo als Inhalt seiner Lehre neben der ἄλλη φιλοσοφία mit Recht τὰ περὶ τὰς ϑυσίας καὶ τὰς ἁγιστείας angegeben wird. Mir würde der Aufenthalt in Ägypten nicht zweifelhaft sein, auch wenn die Überlieferung nichts davon wüßte. Daß Griechen zur Zeit des Kambyses als αὐτῆς τῆς χώρης ϑεηταί nach Ägypten reisen, betrachtet Herodot III 139 als etwas Selbstverständliches. Anders steht es natürlich mit den Reisen in den Orient. Theopomp, Aristoteles, Aristoxenos u.a. machen Pythagoras, um das Wunderbare zu erhöhen, aus einem Samier zu einem Tyrsener von Samothrake (Clem. Alex. strom. I 62).


1081 Welche Teile des späteren Systems schon auf Pythagoras zurückgeführt werden dürfen, ist mit Sicherheit kaum auszumachen. Vgl. z.B. DÖRING, Wandlungen der pyth. Lehre, Archiv V. Seltsam ist es, daß Pythagoras seit BOECKH allgemein als Vertreter der (gar nicht existierenden) dorischen Weltanschauung gilt, während er ein Ionier war, der in achäischen Städten wirkte.


1082 Über BELOCHS Zweifel s.o. S. 757,1.


1083 Daß Pythagoras in Metapont gestorben ist, ist allgemeine Tradition (Aristoxenos fr. 11. Dikäarch fr. 31. 32 bei Porphyr. und Diog. Laert. VIII 40, vgl. 15. Justin 20, 4. Cic. fin. V, 4 u.a.), wenn auch einzelne (so natürlich Hermippos) anders berichten. Die gewöhnliche Tradition läßt ihn die Katastrophe der Schule selbst erleben und sich ihr durch Auswanderung entziehen (so auch Aristot. fr. 191 ROSE und Justin 20, 4 d.i. Timäos); dagegen Aristoxenos fr. 11 bei Iamblich 248ff., vgl. Polyb. II 39.


1084 Über die Geschichte der sizilischen Tyrannen bildet der kurze Bericht Herodots VII 153ff. unsere Hauptquelle. Aus Timäos sind nur einige Notizen (fr. 84ff. Diod. X 28) erhalten, die keine Abweichungen bieten. Die chronologischen Daten bei Diod. XI 38. 48. 53. Aristot. pol. V 9, 23. Pausan. VI 9, 4 [wo Pausanias sich eine absurde Schwierigkeit dadurch schafft, daß er Gelons Antritt in Gela mit der Gewinnung der Herrschaft über Syrakus verwechselt] scheinen authentisch zu sein; sie fügen sich ohne Schwierigkeit in Herodots Bericht.


1085 Tyrannen von Selinus o. S. 750. Polyän I 28, 2 (Theron), von Leontini (Ainesidemos) Pausan. V 22, 7. Dunkel ist das Verhältnis des Ainesidemos, S. d. Pataikos, der mit Gelon unter Hippokrates dient (Herod. VII 154; vgl. Aristot. rhet. I 12), zu dem gleichnamigen Tyrannen von Leontini Pausan. V 22, 7 und zu dem Vater Therons.


1086 Aristot. pol. V 3, 1. 2. 6. Herod. VII 155.


1087 Aristot. pol. V 10, 4.


1088 Einnahme Ergetions Polyän V 6.


1089 Zur Schlacht am Heloros Pindar Nem. 9, 95. Timäos fr. 85.


1090 Über Kamarina außer Herodot Thuk. VI 5. Phi listos fr. 17. Timäos fr. 91 a. (Primärquelle Antiochos). Kamarina von Hippokrates wieder aufgebaut, von Gelon zerstört: Thuk. VI 5. Philistos schol. Pind. Ol. 5, 19. Daselbst falsch, daß Gelon Kamarina gegründet [lg. ὑπὸ Γελῴων ol. πβ] habe ol. μβ nach Timäos. schol. v. 16 gegr. ol. 45, zerstört von Syrakus ol. 57 (552ff.). Dann wieder gegr. ol. π. (85 falsch!), Sieg des Psaumis. In Wirklichkeit Psaumis' Sieg ol. 82 (452).


1091 Anaxilaos: Aristot. pol. V 10, 4. Dion. Hal. XIX 4. Heraklides pol. 25, 5. Diod. XI 48. Justin IV 2.


1092 Er hat mit dem Tyrannen Skythes von Kos, Vater des Kadmos, Herod. VI 163, nichts zu tun, obwohl Kadmos auch nach Zankle geht.


1093 Über Zankle-Messana Herod. VI 22ff. Thuk. VI 4; in sekundärer Entstellung Pausan. IV 23, 6ff. (wo Anaxilaos ins Jahr 664 gesetzt wird). Ob Anaxilaos wirklich messenischen Ursprungs war (Thuk. Pausan. Strabo VI 1, 6) und das nicht vielmehr eine durch die Gründung Messanas geschaffene genealogische Fiktion ist, ist mir sehr fraglich; vgl. o. S. 500,1.


1094 Vgl. Strabo VI 1, 5.


1095 Münzreform: Aristot. fr. 586 R (Pollux V 75) und Herakl. 1. c.; über die Münzen HEAD, Hist. num. 92f. 133f.


1096 Simonides fr. 19 DIEHL.


1097 Als Tyrann von Gela hat Gelon Ol. 73, 488 v. Chr. einen Sieg mit dem Viergespann erfochten, der durch ein von Glaukon von Ägina gearbeitetes Weihgeschenk verherrlicht wurde; Pausan. VI 9, 4f. Die Inschrift ist teilweise erhalten IGA. 359.


1098 Vgl. Thuk. VI 5.


1099 Gelon gegen Megara: auch Polyän I 28, 3.


1100 Therons Usurpation Polyän VI 51; Verschwägerung mit Gelon Timäos fr. 86. 90; alles andere Herod. VII 165. Therons Stammbäume Pindar Ol. 2, 75ff. schol. Pindar. Ol. 2, 16. 81 sind natürlich für den Tyrannen zurechtgemacht und historisch ohne Wert (vgl. o. S. 633,1).


Quelle:
Eduard Meyer: Geschichte des Altertums. Darmstadt 41965, Bd. 3.
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