1. Armer Bauern Kälber und reicher Herren Töchter werden nicht alt. – Kirchhofer, 347.
2. Auch der Bauer isst nicht ungesalzen.
Was ihm indess von seinem Schulzen, Landrath oder Pfarrer vorgepredigt wird, ist in der Regel nicht mit attischem Salze überfüllt.
3. Auf den Bauer den Stock, auf den Adel das Schwert. (Poln.)
Die Sprichwörter, die vom Bauer handeln, fordern zum Vergleich des jetzigen Zustandes der ländlichen Bevölkerung mit dem frühern auf; sie schildern, was der Bauer in einem unfreien Zustande gewesen, wie sklavische Verhältnisse den Charakter verderben; sie zeigen, als was man den Bauer betrachtet, wie man über ihn gedacht und wie man ihn behandelt hat. Wenn wir den jetzigen Bauer unter freiern Verhältnissen mit dem frühern Bauer, wie er uns in den Sprichwörtern überliefert wird, vergleichen, so finden wir wol, dass ihm noch ein Rest dessen, was die feudalen Verhältnisse aus ihm gemacht haben, anklebt; allein wir sehen auch, wie vortheilhaft er durch die Freiheit umgebildet ist.
4. Baser ist's byn Buren dy thyr uff, as bym Adel zu thun.
5. Baser ist's, Schultz syn byn Buren, as Bittel byn Junkern. – Philander von Sittewald's drittes Gesicht: Venusnarren.
6. Bass verstätt der Bauer von Gorkesalloat! (Henneberg.)
Um zu sagen, dass jemand von einer Sache nichts versteht.
7. Bauer, Bauer, kotz' dich, die Herren haben Hunger. – Kirchhofer, 211.
8. Bauer – Lauer. (Bawern – lawern.) – Lehmann, II, 49, 10.
Der Syrer sagt: Schami – Schumi, d.i. der Damascener ist ein Betrüger.
Holl.: Boeren zijn maar loeren, zegt de schrift. (Harrebomée, I, 68.)
9. Bauer, zahl' die Kosten, wie viel hast du Gerste gedroschen?
10. Bauern darf man keinen starken Wein geben, es thut's ein frischer Brunnen. – Henisch, 212.
11. Bauern dürfen keines Credenzens, sie sind frei vom Giftessen.
12. Bauern hätten ein gut Leben, wenn sie's wüssten. – Henisch, 212; Simrock, 833.
13. Bauern heirathen nach Land, Edelleute nach Stand, Hofleute nach Welt, Kaufleute nach Geld.
14. Bauern lieben lange Bratwürste und kurze Predigten. – Lehmann, II, 49, 9.
Was die Bratwürste anbetrifft, so mag das vielleicht allgemeine Gültigkeit haben, nicht so mit den kurzen Predigten. Ich hörte die Bauern eines Ortes, dessen neuer Prediger seine Vorträge auf eine halbe bis drei Viertelstunden beschränkte, äussern, dass sie sich wegen der paar Minuten nicht erst die Stiefeln beschmuzten; wenn sie einmal in der Kirche wären, wollten sie auch was Ordentliches hören. Eine halbe Stunde lohnt nicht, dass man einschläft. Der Herr Pastor wird für seine kurzen Gottesdienste gewiss keine lange Bratwurst von ihnen bekommen.
Holl.: De boeren hebben dikwijls dorst, zij houden van eene korte preek en eene lange worst. (Harrebomée, I, 69.)
Lat.: Concio grata brevis, longum farcimen agresti.
15. Bauern machen Fürsten. – Simrock, 792; Lehmann, II, 46, 7; Grimm, I, 1177.
16. Bauern machen Kaufleute, Kaufherrn machen Junkherrn, Junkherrn machen Bettler. – Henisch, 212.
17. Bauern muss man die Feigen geben, die in der Stadt hinter der Mauer kleben.
18. Bauern schimpfen nicht; sie schlagen dreimal an eine Stelle. – Henisch, 212. (S. 60.)
Dän.: Bonde-harme veed ingen maade; han slaær to gange paa et sted.
19. Bauern schlagen einander todt, Edelleute machen einander die Kinder. – Simrock, 824; Eiselein, 62.
20. Bauern schlagen nicht zu Borge. – Henisch, 212.
[255] 21. Bauern sind alleweg ins zukünftige Jahr reich. – Henisch, 212; Simrock, 832.
22. Bauern sind Hofleute, die nicht in die Stube dürfen.
23. Bauern sind Katzenart, lobt man sie, so strecken sie sich, schmäht man sie, so bersten sie, dass sie funken.
24. Bauern sind Lauern, so lange sie dauern. – Kirchhofer, 211.
25. Bauern soll man nicht ins Regiment setzen. – Henisch, 212.
26. Bauern thun Bauernthat. – Henisch, 212.
27. Bauern und Ackersleute sind gern beisammen.
Lat.: Rusticus agricolam, miles fera bella gerentem, rectorem dubiae navita puppis amat.
28. Bauern und Arme haben auch ihren Zorn, er hat aber die Wehre nicht. – Henisch, 212.
29. Bauern und Glöckner richten selten Ketzerei an. – Henisch, 212.
30. Bauern und Juden ist nicht zu trauen.
Holl.: Boeren en smousen zijn niet te vertrouwen. (Harrebomée, I, 68.)
31. Bauern und Kaufleute müssen halten.
32. Bauern und Mehlsäcke klopft man solange als es staubt.
33. Bauern und Schweine haben immer etwas zu grunzen.
Riehl (Die bürgerliche Gesellschaft, S. 88) sagt: »Bauern kann man das Murren ebenso wenig abgewöhnen, als den Wölfen das Heulen.«
34. Bauern und Schweine sind eine Gemeine.
Holl.: Ik ga eens zien, of mijne familie slaapt, zei Jorden de boer, en hij keek in het varkenskot. (Harrebomée, I, 71.)
35. Bauern und Weiden, sollen sie nicht werden geil, muss man alle drei Jahr beschneiden.
36. Bauern und Weidenköpfe muss man oft beschneiden. – Eiselein, 61.
37. Bauern verstehen auch Latein.
38. Bawren hinter den pflug, burger vff den wall vnd Landsknecht ins feld. – Henisch, 214.
39. Bawren sagen auch etwan war. – Henisch, 212; Simrock, 790.
Oft kann man sich auf ihr Wort mehr verlassen, als auf das eines Fürsten. »Des Bauern Handschlag ist auch ein Manneswort.«
40. Bawren seind schälck, wer's nicht glaubt, ist auch einer. – Henisch, 212.
41. Bei der Bauern Beten und der Spieler Schwören ist wenig Andacht.
42. Besser ein gesunder Bauer, denn ein kranker Kaiser (Ferdinand III.).
43. Besser ein reicher Bauer, als ein armer Edelmann. – Pistor., II, 62; Geiler, 32 fg.; Simrock, 827.
44. Bey den bawren muss man in die krüge vnd sackpfeiffen blasen. – Henisch, 405.
45. Biete dem Bauer den Finger, so will er die ganze Hand. – Winckler, XVI, 45.
46. Bittet man den Bauer, so schwillt ihm der Bauch. – Simrock, 811; Seybold, 318; Pistor., III, 95; Gaal, 166.
47. Bumms dî, Magreth, Bûr, magst ôk Kôföet1.
1) Kuhfüsse.
48. Bûr blift Bûr, wenn 't ôk is up hilge Paskdag1. Frommann, II, 391; Eichwald, 250.
1) Ostertag.
Lat.: Rustica gens nulla genus arte domabile.
49. Bûr is 'n Bêst, sä Jan Blesene. (Ostfries.)
50. Bûr, pass op dinn Stöck. (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 354.
Aufforderung zur Aufmerksamkeit, Rath auf der Hut zu sein.
Holl.: Boer pas op je ganzen. (Sprenger IV, 13.)
51. Das ist ein fauler Bauer, der 's Fleisch vom Metzger kauft und in seinen Schornstein hängt.
52. Dat wurd de Bûr nich wies mâkt, wo de Soldat to de Köst kummt. (Ostfries.)
53. D' Bure si Lure und Schelme vo Nature. (Emmenthal.) – Schweiz; auch Simrock, 12272; Kirchhofer, 211.
54. De beste Bur is'n Schelm. – Eichwald, 233.
[256] 55. De Biuer säjjet1 sik gruis oawer nit wuis2. (Soest.) – Firmenich, I, 348, 25; für Oldenburg: Goldschmidt, 163; Eichwald, 254.
1) Säet.
2) Nicht weise.
56. De Bûer ackert seck woll grîs, aber nicht wîs'. (Eimbeck.) – Firmenich, III, 142.
57. De Buer het man Ein Kind. – Schambach, 10; Wigand, Provinzialrecht des Fürstenthums Minden, I, 201; Hillebrand, 151.
Weil der Bauer dasjenige Kind, welches im älterlichen Hause bleibt, in der Regel der älteste Sohn, mannichfach zu bevorzugen pflegt.
58. De Bûer hett man ên echt Kind, de annern sind alle Hôrkinner. (Oldenburg.) – Hillebrand, 151; Goldschmidt, 74.
Derselbe Gedanke, den das Sprichwort 57 enthält, nur spricht es die Unbilligkeit noch entschiedener aus, die darin liegt, dass der eine Sohn Herr wird, während die andern Kinder, wenn ihnen das Glück nicht auf andere Weise günstig ist, in dürftigen und abhängigen Verhältnissen leben müssen.
59. De Buer hört leiwer dat Heaneken kräggen, ässe dat Vüegelken singen. (Büren.)
60. De Bûer is en grof Geselle, hei sleit twei mâl up eine Stelle. – Schambach, 328.
Holl.: Een groote boer geeft eenen grooten slag. (Harrebomée, I, 70.)
61. De Bûer(e) is en Lûer(e), un wenn he slöpt bet an'n Middag. – Schambach, 327.
62. De Bûr, de Oss unn de Preester sünd de dree grödsten Beester. (Rendsburg.)
63. De Bûr is 'n Bûr, is 'n Schelm van Natur. – Eichwald, 253.
Dän.: Bonden er ei saa argen skalk, at hannem ei bør til farn. (Prov. dan.)
64. De Bûr is enn Ehrenmann. (Rendsburg.)
65. De Bûr is tom dichten1 bi uns Hergott. (Rendsburg.)
1) Nächsten.
66. De Bûr mutt denn ganzen Staat unnerholn1. (Rendsburg.)
1) Unterhalten.
67. De Bûre lâche, wenn se noh hêm gönt. (Aachen.) – Firmenich, I, 492, 42.
Wenn sie, mit dem eingenommenen Gelde in der Tasche, nach Hause gehen.
68. De en Bur will brü'n1, mutt en Bur mitbringn. – Eichwald, 234.
1) Brüden = hudeln, scheren, vexiren. (Richey, 25.)
69. Dem Bauer gehört Heu oder Haferstroh. – Pistor., II, 59; Henisch, 210; Franck, II, 174a; Estor, I, 179.
Und den Jagdhunden des gnädigen Herrn Fleisch, wie's weiland war, als Bauern Knechte waren.
It.: A grosso villano dagli del moco. (Pazzaglia, 376.)
70. Dem Bauer gilt seine Wurst mehr als aller Gelehrten Kunst und Ehr'.
71. Dem Bauer ist auch ein Kirchtag zu gönnen.
72. Dem Bauer schwillt der Kamm, es wird eine gute Ernte geben. – Eiselein, 59.
Lat.: Magnum os anni. – Semper agricola in novum annum dives.
73. Dem Bauer wird die Suppe sauer.
74. Dem Buren ist es genug, wan er van Buren Ehre geniesst. – Eiselein, 60.
75. Den Bauer ehrten sie, und er meinte, dass sie sich vor ihm fürchteten. (Neugriech.)
Eine, wie es scheint, unparteiische Charakteristik der Neugriechen gewährt die Schrift: Erinnerungen und Eindrücke aus Griechenland, von Wilh. Vischer (Basel 1857).
76. Den Bauer erkennt man an der Gabel, den Advocaten am Schnabel. – Simrock, 793.
77. Den Bauer schützt sein Spitz, den Klugen sein Witz.
78. Den Bauern das Fleisch, den Herren (auch: Pfarrern) die Knochen. (Lit.)
79. Den Bauern ist gut pfeifen. – Pistor., II, 60; Simrock, 829.
Sie sind nicht gewählt.
Frz.: A gens de village trompette de bois.
Lat.: Sat facis indoctus fidicen saltare volenti.
80. Den Bauern ist gut predigen. – Kirchhofer, 350.
81. Den Bauern soll man die Wahrheit durch ein Wildgarn sichten. – Henisch, 213.
[257] 82. Den Bawren trawen auff ihr eid, heist trawen eim Wolff auff wilder heid. – Henisch, 213.
83. Der Bauer beim Pfluge, die Bachstelz' im Fluge, der Frosch im Trocknen, verspricht ein fruchtbar Jahr.
Eine Art Volksaberglauben, der daraus, dass jemand den ersten Bauer im Frühling beim Pfluge oder den ersten Frosch im Trockenen u.s.w. sieht, Glück für die Person weissagt.
84. Der Bauer bleibt ein Bauersmann, wird ihm auch Purpur angethan.
Ein pommerscher Bauer, Hans Lang in Lantzke, hatte dem Herzoge Bogeslaw das Leben gerettet. Dieser wollte ihm für sich und seine Nachkommen die Freiheit schenken, dass sie nicht mehr zu fronen und zu zinsen brauchten. Hans Lang, dem die jetzigen Bauern so wenig gleichen, nahm die Freiheit nicht an, sondern sagte: »Einem Bauer dient nicht frei zu sein, denn er weiss die Freiheit nicht zu gebrauchen und wird entweder faul und zuletzt ein Bettler oder er wird übermüthig und bauernstolz und kommt auch so zu Fall.« Der pommersche Hans besass die gute Gesinnung, die von einzelnen zurückgewünscht wird. Davon, dass man den Gebrauch der Freiheit lernen muss, hatte er keine Ahnung. Die Gegenwart liefert den Beweis, dass unsere Bauern durch dieselbe nichts weniger als Bettler geworden sind.
Lat.: Simia in purpura.
85. Der Bauer dienet, wie er bespannt sein muss. – Eisenhart, 78; Hillebrand, 181.
Dies Sprichwort ist aus dem: Der Bauer muss dienen, wie er bespannt ist (s.109), entstanden. Da die Dienste, welche der Bauer zu leisten hatte, von der Anzahl seines Zugviehes abhingen, so konnte er leicht dasselbe zum Nachtheil für den Gutsherrn vermindern, diese haben daher in einigen Gegenden mit den Bauern Verträge abgeschlossen, worin sich die letztern verbindlich machten, stets eine bestimmte Anzahl Zugvieh zu halten, was zu dem Sprichwort Veranlassung gegeben: Der Bauer dient, wie er bespannt sein muss. Ueber dies Sprichwort hat Lauhn in der Abhandlung von den Frondiensten der Deutschen u.s.w. sehr gründlich geschrieben (Frankfurt a.M. 1759, und vermehrt herausgegeben von J.C. Kuhn, Weissenfels und Leipzig 1783).
86. Der Bauer gehört hinter den Pflug. – Kirchhofer, 56, 212.
Nicht an oder vor den Pflug, wie die kleinen Herren der Vorzeit wollten. Das Sprichwort muss alt sein, denn schon der Vogt von Landenberg auf Sarnen sagte, als er erfuhr, dass im Melpthal ein Landmann einen Zug Ochsen habe: »Buren sollen den Pflug ziehen.«
87. Der Bauer glaubt nur seinem Vater. – Simrock, 817.
88. Der Bauer gleicht der Weid', er schlägt um so mehr aus, je mehr man ihn beschneid't. (Eifel.)
89. Der Bauer hält seine Krähen für Gänse.
Holl.: Ieder boer meent, dat zijn ekster eene gans is. (Harrebomée, I, 71.)
90. Der Bauer hart lässt von seiner Art. – Eiselein, 61.
Lat.: Rustica natura semper sequitur sua jura.
91. Der Bauer hat den Tarakan, die Nachtigall nur der Edelmann. (Moskau.) – Altmann V.
Der Tarakan ist ein unsern Schwaben vergleichbares Ungeziefer, die Nachtigallen sind eifrige Feinde derselben.
92. Der Bauer hat wol 'ne grobe Hand, aber einen feinen (schlauen) Verstand.
It.: Il villano ha le scarpe grosse, e 1'ingegno sottile. (Pazzaglia, 376.)
93. Der Bauer hinter den Pflug, der Esel in die Mühle, der Schüler in die Schule. – Sailer, 83.
Jedes, wohin es gehört.
Frz.: La ménagère au pétrin, l'âne au moulin, l'écolier au latin. (Cahier, 3886.)
94. Der Bauer hört gern, dass die Butter viel gilt.
Holl.: Hoe goed is het, te hooren, dat de boter wel geldt. (Harrebomée, I, 84.)
95. Der Bauer im Koth, erhält was goht und stoht. – Kirchhofer, 211.
96. Der Bauer im Zuge, die Bachstelz' im Fluge, den Kukuk aufs rechte Ohr, das bedeut't ein fröhlich Johr.
97. Der Bauer isst Lachs für Rindfleisch. – Lehmann, II, 49, 7.
98. Der Bauer ist auf einen Pfennig, wie der Teufel auf eine Seele.
Holl.: De boer zit op een' cent, als de duivel op een ziel. (Harrebomée, I, 69.)
[258] 99. Der Bauer ist (bleibt) ein Bauer (oder: Schelm), auch wenn er schläft bis Mittag. – Bücking, 9; Simrock, 808.
Wenn auch ein wohlhabender Bauer nach Art der höhern Stände aus der Nacht Tag und aus dem Tage Nacht machen wollte, so würde er doch in weiter nichts als gerade in diesem Punkte, wenn auch nicht den (specifisch) Gebildeten, doch den höhern Ständen gleichen.
Dän.: En bonde bliver bonde, sov han end paa silke bolster. (Bohn, I, 365.)
100. Der Bauer ist ein Ehrenmann.
101. Der Bauer ist ein Ehrenmann, der weiss, will und kann.
Dän.: Det er en god bonde som veed, og kand, og vil dyrke jorden.
102. Der Bauer ist ein Laurer, der bei vielem Gut thut Gott und seinem Herren selten gut. – Eisenhart, 77; Pistor., II, 61; Estor, I, 179.
Laurer = tückischer Mensch, nicht zusammengezogen von Lauerer und von lauern abgeleitet, sondern von luren, listig anführen, anködern, eigentlich ludern von Luder, sein Luder (Spiel) mit jemand treiben. Eiselein dagegen: Lauer – Lawer, althochdeutsch: Lave tepidus.
103. Der Bauer ist nicht zu verderben, man hau' ihm denn Hand und Fuss ab. – Eiselein, 60; Simrock, 794.
104. Der Bauer ist nie arm. – Kirchhofer, 212.
105. Der Bauer ist nie ärmer, als wenn er eingesammelt hat. – Simrock, 12273; Kirchhofer, 212.
106. Der Bauer ist so stolz auf seinem Mist, als der Junker auf seinem Schlosse. – Eiselein, 59.
107. Der Bauer ist über den (stolzer als der) Barbier, er darf auf sein Werk hofier'. – Simrock, 834.
Holl.: De boer is stouter dan de barbier, hij durft op zijn eigen werk schijten. (Harrebomée, I, 31.)
108. Der Bauer muss castriren (lassen), wenn der Verschneider kommt.
In einzelnen Gegenden gehen Personen herum, welche das Castriren von Hausthieren besorgen; jeder Thierbesitzer muss das Geschäft besorgen lassen, wenn diese Person da ist. Also: Benutze den günstigen Augenblick!
109. Der Bauer muss dienen, wie er bespannt ist. – Eisenhart, 78; Simrock, 819; Eiselein, 60; Hillebrand, 180.
Wo dies Sprichwort galt (z.B. in der Wetterau und den angrenzenden Landen), enthielt es die Regel, dass bei den Spanndiensten gar nicht darauf zu sehen sei, ob und wie viel der Bauer Land besitze, sondern allein auf die Anzahl des Zugviehs, welches derselbe hält. Mit den Fronen ist auch seine juridische Anwendung verschwunden. (Vgl. über dies Sprichwort Lauhn's oben erwähnte Abhandlung von den Frondiensten der Deutschen.)
110. Der Bauer muss grösser sein als das Land.
Ein kleines Land, gut bearbeitet, trägt mehr, als ein grosses, zu dessen Cultur es an Kraft und Mitteln fehlt.
Dän.: Bonden skal være mægtigere end hans brug.
Frz.: A foible champ fort laboureur. (Leroux, I, 51.)
111. Der Bauer muss sein wie ein behauener Stock.
112. Der Bauer pflügt umsonst die Erde, spricht der Herr nicht: Werde! – Sprichwörterschatz, I, 93; Sprichwörtergarten, 284.
113. Der Bauer reich und zottig der Hund, ist ein guter Bund.
Das passt gut, hat man gern.
114. Der Bauer riecht stets nach dem Kittel.
Frz.: La caque sent toujours le hareng. (Lendroy, 268.)
Das französische Sprichwort verdankt seine Entstehung dem Rechtsgelehrten Peutinger, einem Rathe des Kaisers Maximilian. Ein sehr gelehrter Jude, Johann Pfefferkorn, war zum Christenthum übergetreten und hatte so viel Einfluss auf den Kaiser Maximilian gewonnen, dass der Befehl ausging, alle hebräischen Bücher, ausser der Bibel, unter dem Vorwande, dass sie Gotteslästerungen, Zaubereien und andere gefährliche Sachen enthielten, zu verbrennen. Die gelehrten Orientalisten bewiesen aber das Verderbliche dieser Verordnung auf eine so überzeugende Weise, dass Pfefferkorn gezwungen ward, sein Vaterland zu verlassen. Er ging nach Lothringen und lebte dort unter dem Namen Lacaque. Einst machte er den Vorschlag, dem Könige von Frankreich vorzustellen, den Juden mehr Freiheit in seinem Reiche zu geben. Eben als der Vorschlag zur Verhandlung kommen sollte, kam Peutinger nach Frankreich, den ein Doctor der Sorbonne um seine Meinung über den Lacaque'schen Antrag bat. Peutinger, Pfefferkorn erkennend, antwortete: »Messieurs, La caque« u.s.w. Man fand die Antwort sehr räthselhaft, Peutinger musste sich darüber erklären; das Wort gefiel und ward, unzähligemal wiederholt, Sprichwort, das man immer im schlimmen Sinne anwendet,[259] um zu sagen, dass sich niemand, in welchem Stande er sich auch befinden möge, von den ersten Eindrücken der Jugend und seines ersten Standes gänzlich freizumachen vermöge.
115. Der Bauer schläft ebenso gut auf dem Strohsack, als der Fürst in einer elfenbeinernen Bettstatt.
116. Der Bauer soll gern verkaufen.
Dän.: Bonde skal sælge og ikke kiøbe.
Lat.: Agricolam vendacem esse oportet, non emacem.
117. Der Bauer springt hurtiger im gewirkten Kittel, als ein Herr im seidenen Rock.
118. Der Bauer trägt das Pulver, Gott die Kugel. (Poln.)
119. Der Bauer tüchtig zu essen weiss, dem Edelmann gebührt im Trinken der Preis. (Poln.) – Wurzbach I, 28.
Trinken steht hier euphemistisch für Saufen.
120. Der Bauer und der liebe Gott liegen stets im Streite.
121. Der Bauer und sein Stier sind Ein Thier. – Simrock, 786; Eiselein, 60.
Schildert die Störrigkeit der Bauern, die ihren Grund, wie bei einem andern Sprichwort bemerkt worden ist, in ihrer Behandlungsweise hatte, die für Bauer und Stier so ziemlich dieselbe war, mit dem Unterschiede etwa, dass der Bauer nicht einmal, wie weiland Bileam's Esel fragte: Warum schlägst du mich? Die Holländer dagegen sagen: Vier diere maken een' boer, womit sie scherzhaft andeuten, dass die Buchstaben, aus denen das Wort boer besteht, die Anfangsbuchstaben der folgenden vier Worte sind: b = buffel, o = os, e = ezel und r = rekel. (Harrebomée, I, 72.)
122. Der Bauer verliert lieber seine rothe Nase, als seinen rothen Kreuzer.
123. Der Bauer wird am meisten geschoren.
Das wird mit Laune, ohne Bitterkeit von einem Bauer in folgenden alten Reimen vorgetragen:
Der Kaiser will haben sein Treu und Pflicht,
Der Pastor will sein frei und quitt,
Der Edelmann spricht: ich bin frei,
Der Jude treibt seine Wucherei;
Der Soldat spricht: ich gebe nichts.
Da spricht der Bauer: das muss Gott walten,
Muss ich diese alle erhalten,
So geh' ich mich geduldig drein,
Und will es also zufrieden sein.
Frz.: Le laboureur n'a rien à soy, et si avons nous prou de loixe. (Leroux, I, 52.)
Holl.: De boer moet alles betalen. (Harrebomée, I, 69.)
124. Der Bauern Schalkheit und Gottes Barmherzigkeit dauert alle Zeit.
125. Der Bauern Weisheit und der Huren Schönheit gelten nicht weit.
Holl.: De wijsheid van een' boer, de schonheid van een hoer, en zakkeltragers kracht – 't is al niet veel geacht. (Harrebomée, I, 69.)
126. Der Bawr den bawren in nacken schlegt, wenn er gleich gold vnd samet tregt. – Henisch, 213.
127. Der Bawren tantz vnd bettler zehren, von den sagt man in allen ehren. – Henisch, 345.
128. Der beste Bauer ist ein Schelm. – Meisner, 75.
129. Der Bur dur sini Müh im Koth, erhält, was reitet und was goht. (Schaffhausen.)
130. Der Bur ist ein Slur. – Eiselein, 59.
131. Di Baue'n gnuag Mist, d' Hea'n1 gnuag Geld, Bue2 doas war'3 a Leb'n af de Welt. (Innsbruck.) – Frommann, VI, 35.
1) Herren.
3) Wäre.
132. Die Bauern begehren lange Bratwürste und kurze Lehren.
133. Die Bauern haben häufig Durst, sie lieben kurze Predigt und lange Wurst.
134. Die Bauern hören gut, wenn – sie nur wollen. Eiselein, 61.
135. Die Bauern jauchzen darzu, wenn sie singen. – Henisch, 213.
136. Die Bauern jauchzen erst, wenn sie heimgehen. – Kirchhofer, 212.
137. Die Bauern können einen Mores lehren. – Simrock, 791; Lehmann, II, 84, 148; Henisch, 213; Frank, I, 22.
138. Die Bauen müssen den Dieben das Gelage bezahlen. – Henisch, 213.
139. Die Bauern müssen den Junkern die Hunde und die Laien den Pfaffen die Weiber (Mägde) aufziehen.
[260] 140. Die Bauern sind ärger als die Juden, was sie den Aeckern geliehen, wollen sie zehnfach wiederhaben. – Fischart.
141. Die Bauern sind Schelme, wenn sie die Säcke nicht vollthun.
142. Die Bauern sind allweg ins zukünftige Jahr reich. – Kirchhofer, 212.
Frz.: Pauvre laboureur, tu ne vois jamais ton bled beau l'an deux fois, car si tu le vois en herbe tu ne l'y verras en gerbe. (Leroux, I, 39.)
143. Die Bauern tragen ihre Spiesse hinter sich hinaus.
144. Die Bauern trauen auf ihren Eid.
145. Die Bauern von Witterhausen schickten alle Jahre für sie alle einen Bauern gen Baden; aber sie wurden darum nicht gewaschen.
146. Die baurn verstehn auch latin. – Franck, I, 17a.
Holl.: Ik wil latijn in mijn huis hebben, zei de boer, en hij liet voor zijn varkenskot schilderen: pax intrantibus et mors exeuntibus. (Harrebomée, I, 71.)
147. Die bawren bitten nichts so hoch von Got, als das jren Junckherrn die Ross nicht sterben, dan sunst wurden sy die Bawren mit sporen reyten. – Agricola, II, 479; Sailer, 108.
148. Die bawren dörffen keines credentzens, sie sind frey für gifftessen. – Henisch, 618.
149. Die bawren wolten gern burger sein, burger Edelleut, Edelleut Fürsten. – Henisch, 213.
150. Die bawren zahlen Bier vnd Wein dervon die Herren frölich sein. – Henisch, 213.
151. Drille den Bauer oder er drillt (plagt, drückt) dich. – Winckler, XVIII, 31.
152. Du, Bauer, jäte; du, Priester, bete; du, Fürst, vertrete. – Sailer.
Jeder thue in seinem Fache das Seine.
Lat.: Remum ducat qui didicit.
153. Du magst den Bauer ziehen und zucken, er bleibt doch stets bei seinen Mucken. – Eiselein, 60.
Lat.: Rustica turba suos nescit deponere mores.
154. E Bur und e Pfarrer wüsse meh als e Pfarrer alleini. (Emmenthal.) – Schweiz.
155. Een Buur twüschen twe Afkâten, een Sünder twüschen twe Pâpe, een Muus twüschen twe Katt'n, dat sünd dre bedrööwte Hart'n. (Süderdithmarschen.)
156. Ehe de Buuer zweimol geit, schleppt he, dat em de Buckel wehe deit.
157. Ein Bauer, allzu sehr gebeten, weiss nicht, wie er soll vor Hoffart treten.
158. Ein Bauer auf den Füssen ist grösser als ein Edelmann auf den Knien.
159. Ein Bauer bleibt bei seiner Art.
Holl.: Een boer op de markt, een boer op de kerk. – Een boer van een jaar en van honderd is hetzelfde. (Harrebomée, I, 69.)
160. Ein Bauer bleibt ein bäurisch Mann, wird ihm gleich Gold und Silber angethan.
161. Ein Bauer, der mit vieren fährt, kommt bald ins Armenhaus.
162. Ein Bauer, der sich nicht bückt, macht keine geraden Furchen.
Lat.: Arator nisi incurvus praevaricatur. (Plinius.) (Philippi, I, 38; Faselius, 21; Schulblatt, 484, 29; Wiegand, 633.)
163. Ein Bauer, ein schlauer.
164. Ein Bauer gibt kein gutes Wort, als wenn er gewinnen oder betrügen will.
165. Ein Bauer gibt keine Wurst um aller Gelehrten Kunst.
166. Ein Bauer hat so gut einen Himmel als ein Edelmann.
167. Ein Bauer ist ein Bauer. – Plattdeutsch bei Curtze, 320.
Holl.: Een boer is maar een boer. – Het was maar een boer. (Harrebomée, I, 70.) – Neem een' boer of honderd, zij zijn allen even wijs. (Harrebomée, I, 72.)
Lat.: Rusticus est Corydon.
168. Ein Bauer ist ein Bauer, gibt er was, so sieht er sauer. – Henisch, 213.
169. Ein Bauer ist ein grosser Herr –
[261] 170. Ein Bauer ist geschickt genug, wenn er weiss Hosen und Wams zu unterscheiden.
Ein gutes Unterrichtsgesetz wird demnach dafür zu sorgen haben, dass die Volksbildung in den Landschulen nicht über dies Mass hinausgehe.
171. Ein Bauer ist immer unter den Nägeln schwarz. (Lit.)
172. Ein Bauer kommt so bald in den Himmel, als ein Edelmann. – Henisch, 213; Simrock, 825; Lehmann, II, 121, 11.
173. Ein Bauer ohne Mist, ein Advocat ohne List, ein Kaufmann ohne Geld sind arme Leute in der Welt.
174. Ein Bauer und ein Müller bleibt allezeit ein Schelm.
175. Ein Bauer und elf Ochsen sind dreizehn Stück Rindvieh. – Schwarzwälder Dorfgeschichten, 1854, IV, 103.
176. Ein Bauer und zwei Stiere sind drei grobe Thiere.
Holl.: Een boer en een varken zijn niet gelijk, want ze worden beide al knorrende vet. (Harrebomée, I, 69.)
177. Ein Bauer werden ist nicht schwer, Bauer bleiben ist ein Ehr'.
Holl.: Het is geene kunst, om boer te worden, maar om boer te blijven. (Harrebomée, I, 70.)
178. Ein Bauer zehrt mit einem Kreuzer so weit wie ein Herr mit einem Dukaten.
179. Ein Bauer zwischen zwei Advocaten ist ein Fisch zwischen zwei Katzen. – Winckler, IX, 55.
180. Ein bawer soll ein bawer sein vnd keilen seinen pflug. – Henisch, 213.
181. Ein bawr, der nicht Ritter ist, kan einen andern nicht zum ritter schlagen. – Henisch, 213.
182. Ein böser Bawer wer gern einäugig, damit der Schultheiss gar erblindet. – Henisch, 144.
183. Ein fleissiger Bauer ist besser (edler) als ein fauler (feiger) Edelmann.
184. Ein frecher bawer, ein vngehalten lawr. – Henisch, 212.
185. Ein freigebiger Bauer ist besser als ein geiziger Bischof.
186. Ein geschefftiger bawr ist edler, denn ein fauler Edelmann. – Henisch, 212.
187. Ein gesunder Bauer ist besser als ein kranker König.
188. Ein getaufter Bauer ist besser als ein ungetaufter Edelmann.
189. Ein lässiger Bauer hat oft ein Misjahr.
Frz.: Au laboureur nonchalant les rats rongent son bled et chou. – Au paresseux laboureur les rats mangent le meilleur. (Leroux, I, 51.)
Holl.: Armoedige boeren hebben om de drie jaren een misgewas, gegoede om de zeven jaren. (Harrebomée, I, 68.)
190. Ein liefflendischer bawer ist ein arme Creatur. – Henisch, 212.
191. Ein' nâ'n andern frett de Bûer de Wost, segt se in'n Kalenbergschen. (Hildesheim.)
192. Ein reicher Bauer ist wie ein Ochs mit Hörnern. (Russ.)
193. Ein reicher Bauer kennt seine Verwandten nicht. – Eiselein, 59; Simrock, 807.
194. Ein verdorbener Bauer gibt einen guten Hof- und Schirrmeister ab. – Simrock, 818; Pistor., V, 13; Estor, I, 179.
195. Ein verständiger Bauer ist mehr werth als ein rathloser Bürger. – Lehmann, II, 279, 62.
196. Einem Bauer gebührt eine Bäuerin stark, die ihm macht Butter, Käse und Quark.
197. Einem Bauer muss man die Schaufel, nicht die Lanze in die Hand geben. – Winckler, XV, 21.
198. Einem Bauer muss man keine Gerste in die Hand geben. (It.)
199. Einem Bauer steht die Hacke wohl.
It.: Al villano sta pur ben la zappa in mano. (Pazzaglia, 376.)
200. Einem faulen Bauer ist kein Pflug gut genug.
It.: Al tristo zappatore, ogni zappa è peggiore. (Pazzaglia, 356.)
[262] 201. Einem tollen Bauer muss man keinen Prügel in die Hand geben.
It.: A perfido villano non gli dar baston' in mano. (Pazzaglia, 376.)
202. Einem vollen bawren (bauren) soll auch ein geladener Wagen weichen. – Agricola, 427; Campen, 57; Latendorf, 136; Tappius, 87.
Holl.: Een geladen wagen zal een' vollen boer ontwijken. (Harrebomée, I, 70.)
203. Einem vullen buyren sall ock ein Wage mit myste wycken. – Tappius, 87.
Lat.: Temulentus dormiens non est excitandus. (Tappius, 86.)
204. Elke Bur röhmt sin egen Botter. – Eichwald, 238.
205. En awgebrannten Biuer is nit so sliem äs en awwueneden. (Westf.)
Ein abgewohnter ist einer, der ein baufälliges Haus hat.
206. En Buer is'n hässlich Ding, da schit'n Vogel drin.
Wortspiel mit Bauer und Käfig.
207. En Buer te weren is keine Kunst, owwer einen te bliywen. (Westf.)
208. En Bûre is osse enne Wîde; wam'me se schnitt, schlet se jümmer widder ût. – Schmitz, 194.
209. Endelk1 will de Bûr de Kô betâlt hebben. – Eichwald, 255.
1) Endlich.
210. Ennen Bûr es ennen Bûr, enne Stöffel van Natur. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 180.
211. Ennen Bûr kann me brengen, wohen me will, et es en blift ennen Bûr. (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 148.
212. Es hat nicht ein jeder bawer ein goldarbeiters kopff. – Henisch, 214.
213. Es ist besser mit den Bauern umgehen, wenn sie weinen, als wenn sie jauchzen. – Kirchhofer, 212.
214. Es ist ein armer Bauer, dessen Felder die Lerchen düngen.
215. Es ist kein Bauer gut, er habe denn Haare auf den Zähnen.
216. Es ist mehr als einmal geschehen, dass ein Bauer einen Igel geschissen hat.
217. Es ist nicht jeder ein Bauer, der auf dem Lande geboren ist.
It.: Non è villano, chi in villa, nato sia, ma è villano, chi fa la villania. (Pazzaglia, 374.)
218. Es ist nichts mehr mit den Bauern zu machen, sagen die Metzger, seitdem sie in der Bibel lesen und die Kinder selbst machen. – Kirchhofer, 100.
Nach dem angezogenen Kirchhofer sind in den meisten schweizerischen Städten, was immer merkwürdig genug ist, die Metzger Gegner der Reformation gewesen und haben ihr, obwol sie durch dieselbe im Betriebe ihres Gewerbes nur gewinnen konnten, wo sie es vermochten, entgegengearbeitet. Kirchhofer findet den Grund dazu in dem häufigen Aufenthalte derselben in Orten, welche der Reformation entgegen waren.
Holl.: De boeren zijn ook menschen geworden, want ze maken tegenwoordig hunne kinderen zelf. (Harrebomée, I, 69.)
219. Es kan eyn bawr so wol eyn weiss wort reden als ein grosser doktor. – Tappius, 159a; Henisch, 213.
220. Es kostet den Bauern etwas, so sie wollen der Edelleute Gevattern sein. – Simrock, 823; Eiselein, 60.
221. Es soll kein Bauer einen Trunk thun, er schmecke ihm denn. – Lehmann, II, 158, 187.
222. Es ziemt Bauern und Fürsten, sich zu prüfen und zu bürsten.
223. Ey wer solt das hinder dem bawren gesucht haben. – Tappius, 159b; Henisch, 210.
224. Fäh föhat de Bua oppen Woagen, öawa wenig kann troagen. (Ukermark.)
Viel fährt der Bauer auf dem Wagen, aber wenig kann er tragen. – Wird auf seine Ungefälligkeit, Unbarmherzigkeit u.s.w. bezogen.
225. Faule Bauern finden keinen guten Acker.
It.: Cattivo lavoratore non trova mai buona terra. (Pazzaglia, 356.)
[263] 226. Gemach ins Dorf, die Bauern sind trunken! – Grimm, I, 1177.
227. Gibt der Bauer den (Boden-) Schlüssel aus der Hand, was nützt ihm Schweiss und Land?
Frz.: Dans la main du laboureur est la clef du grenier du propriétaire. (Leroux, I, 51.)
228. Gibt der Bauer, so sieht er sauer. – Simrock, 809; Eiselein, 59.
229. Hast du einen Bauer nicht gern, so mach' einen Bauer zu seinem Herrn.
230. Heute Bauer, morgen Schultheiss.
231. Hinger sich throin1 die Bauren die Spiesse. – Gomolcke, 433; Robinson, 319; hochdeutsch bei Simrock, 830; Grimm, I, 1177.
1) Tragen.
232. Ich heisse Hans Bauer und pisse an die – Wand. – Eiselein, 61.
233. Ich helfe den Bauern auf die Beine, sagte der Edelmann, da nahm er ihnen die Pferde.
234. Ich will den Bauer fressen bis an die Stiefeln. – Kirchhofer, 57.
Entstanden durch die schlechte Gerechtigkeitspflege im Thurgau in den Jahren 1520-30. Die Landrichter, mit ihrer Besoldung unzufrieden, suchten Entschädigung bei den Parteien, liessen sich Schenkungen geben oder von den Bauern tractiren.
235. In Baurn gehört hew oder haberstro. – Franck, I, 2a.
236. In de Bûr sitt Görte (Grütze), in de Osse sitt Stroh. (Ostfries.)
237. In einen Bawern gehört Haberstroh, in eine Schewern Hew. – Lehmann, II, 284, 48; Pistor., II, 59; Grimm, I, 1177.
Lat.: Rustica gens est optima flens, et pessima ridens.
238. In en Buern hört Göerte. (Büren.)
239. In'n Bûr hört Röwen, in'n Ossen Stroh. – Henisch, 214.
240. Ja, Bauer, das ist ganz was anders. – Hollenberg, 73.
Von ungerechten Richtern, welche ihr Urtheil nach Ansehen der Person fällen.
241. Je, je, säget de Bûre, wann hei nix mei hät. – Curtze, 320, 85.
242. Je mehr man den Bauer bittet, je trotziger wird er.
Holl.: Hoe meer men den boer bidt, hoe hardnekkiger hij wordt. (Harrebomée, I, 71.)
243. Jeder Bauer hofft, übers Jahr ein Herr zu sein.
244. Kein bawr last jhm gern in seinen teuch fischen. – Henisch, 214.
245. Komm, Bauer, mach' mir die Suppe sauer. – Fischart, Gesch.; Lehmann, II, 323, 87.
246. Krauet man dem Bauer im Bart, so hofirt er nach seiner Art. – Eiselein, 61.
247. Krich den allen 'rut, sach de Bûr tiegen sînen Knecht, da gaw et swâre Arbêt. – Woeste.
248. Kummt de Bûr an de Staat, weet he geen Mât. (Ostfries.)
249. Lass dem Bauer die Kirmes, so bleibst du ungeschlagen. – Simrock, 820; Sailer, 92; Henisch, 210.
Frz.: A nôces de chiens et fête de village ne t'y trouves, si tu es sage.
Lat.: Linquito ruricolae sua paganalia turbae.
250. Lass dem Bauer sein Schwein! – Simrock, 784.
251. Lass den Bauer König werden, der Korb kommt ihm nicht vom Halse herunter. – Tendlau, 418, 701.
Macht der Gewohnheit, das Hängen am Herkömmlichen.
252. Lass der bawren genss gehen. – Henisch, 210.
253. Lieber, lass bawren auch leuth sein. – Tappius, 159a; Lehmann, II, 374, 94; Henisch, 213; Simrock, 785; Sailer, 128; Sutor, 844.
Lat.: Rusticanum oratorem ne contempseris. – Saepe etiam est olitor valde opportuna locutus. – Saepe etiam sub pallio sordido latet sapientia.
254. Ma luss og a Bauren ihre Kirmess und a Hunden ihre Huchzet, so blebt ma ungebissen. – Gomolcke, 740.
255. Man lass die Bauern unveracht't, sie reden auch mit Vorbedacht.
[264] 256. Man mot den Buern nit loewen, süs wert'e öewermaüdig. (Westf.)
257. Man mott den Bûern nig wiss maken, dat de Voss Eier legt.
258. Man muss dem Bauer die Schaufel, aber keine Lanze in die Hand geben.
259. Man muss den Bauern die Hunde nicht wecken, wenn man ins Dorf kommt.
Lat.: Octipedem excitas!
260. 'N Bûr is so klok (klug) as 'n Minsch. – Goldschmidt, 161.
261. O, Bauer! wann wärst du eine Königin geworden! – Burckhardt, 681.
Wenn gemeine Leute auf einmal über ihren Stand gehoben werden. Das Sprichwort ist wahrscheinlich von dem Fall im Schachspiel hergenommen, wo der eine der Spieler für den Bauer, welchen er durch glückliche Bewegungen in das Lager gebracht hat, seine verlorene Königin wiedererhält.
262. Reig't juch, Bur'n, segd de Schult, de Eddelmann kümmt.
263. Soll's dem Bauer glücken, muss er den Pflug selber drücken.
Frz.: Pour que le laboureur prospère, il faul qu'il conduire lui-même sa charrue.
264. 'S sind nu Bûre, doch müend si de Herre fürs Esse sorge. (Frickthal in der Schweiz.)
265. Twölf Bûren unn een Oss sünd dörtein Beester. (Rendsburg.)
Frz.: Quatre-vingt-dix-neuf moutons et un Champenois font cent bêtes. (Lendroy, 1593.)
Holl.: Twaalf boeren en een hond, dann heeft men dertien rekels. (Harrebomée, I, 72.) (Rekel – grober Wachhund und grober Mensch.) – Al dien ik twaalf boeren en een' hond, dan dien ik nog maar krengen. (Harrebomée, I, 67.)
266. Unter den Bauern pfeift auch Korydon wol. – Pistor., II, 60; Simrock, 7808.
267. Verdorbene Bauern geben gute Hof- und Schirrmeister ab. – Pistor., V, 13.
268. Volle Bawern soll man zu Dorff lassen. – Henisch, 212; Lehmann, II, 804, 137.
269. Von bawren kommen bawren her. – Henisch, 214.
270. Wa brü't de Bur den Husmann.
271. Wägt der Bauer die Krone, so hat er Armuth zum Lohne. – Sprichwörtergarten, 67.
272. Wan der Bûr fengt an ze krêge, den fengt he an ze lege (lügen). (Aachen.) – Firmenich, I, 491, 8.
273. Wan man den bawren eynen finger beuth, so wil er darnach die faust gar haben. – Tappius, 163a.
274. Wann bawren anheben zu wüten, so hilfft an jhnen kein güten. – Henisch, 214.
275. Wann de Biuer well verdiärwen, leie1 he Geld und käupe Järwen2. (Soest.) – Firmenich, I, 349, 35.
1) Leihe.
2) Erbländereien.
276. Wann de Bûr üm Maidach1 den Waiten2 met der Lampe saüken maut3, denn kann he noch guet wären. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 185.
1) Maitag.
2) Weizen.
3) Suchen muss.
277. Wann die bawren wöllen mit Edelleut zu bier gehen, so müssen sie gelt oder haar geben. – Henisch, 214.
278. Was der Bauer sich kocht zum Essen, wird vom Senator aufgegessen.
279. Was soll einem bawren ein zart megdlein, jhm gehört eine starke bäwrin, die jhm butter vnd käss mache. – Henisch, 210.
280. Was versteht ein Bauer von Safran? – Simrock, 815.
Frz.: A gens de village trompette de bois. (Lendroy, 168.)
281. Was weiss der Bauer vom Gurkensalat, er isst seinen Gurkensalat mit der Mistgabel. – Simrock, 814.
In unsern Tagen versteht der Bauer Gurkensalat zu essen und auch Safran zu gebrauchen, und es kommt nicht mehr vor, dass ein Bauer seinen Kalender für Koriander frisst, wie Fischart (Bienenkorb, 39b) erzählt.
282. Wat de Bûr nich kennt, dat et (fret) he nich. (Göttingen.) – Schambach, 324; für Oldenburg: Goldschmidt, 133; für Waldeck: Curtze, 320, 82; für Münster: [265] Firmenich, I, 298, 60; für Meurs: Firmenich, I, 404, 270; für Steiermark: Firmenich, II, 766, 48; hochdeutsch bei Simrock, 813; Grimm, I, 1177.
Drückt das tief eingewurzelte Mistrauen des Bauern gegen alles Neue aus. Die Küche der Landleute, sagt Dr. Goldschmidt, ist unter den (hiesigen) Landleuten dieselbe geblieben, die Zeit ist spurlos an ihr vorübergegangen. Alles Neue wird von der Hand gewiesen.
Holl.: Der boeren argwaan en Gods barmhartigheid is ondoorgrondelijk. (Harrebomée, I, 19.)
283. Wat de Buur nich mut, dat deit he nich. (Süderdithmarschen.)
284. Wat en Bûr is, dat (de) blîft ein. – Schambach, 325.
Besonders von den anerzogenen Sitten zu verstehen.
285. Wat hett'n Bûr doch vêl tô dôn, säd'n oll Bûr, da brenn' he sick 'n Pip an un sêg to, wo de Knecht' arbeiten dêren. (Mecklenburg.) – Hoefer, 122.
286. Wat kennt der Bûr von Zafferon. (Aachen.) – Firmenich, I, 491, 135.
Holl.: Wat weet een boer van sporen. (Harrebomée, I, 72.)
287. Wat versteit de Bur von Safran! He wöll fer en Dittke1 und hölt ö grote Kornsack opp. (Königsberg.)
1) Silbergroschen.
288. Wat wêt de Bûr van Gurkensalat, den frett he mit de Messfork1. (Oldenburg.) – Goldschmidt, 183.
1) Mistgabel. – Der (oldenburgische) Landmann will um des Wohlgeschmacks der Speisen wegen keine grossen Opfer bringen; er ist dazu zu sparsam.
289. Wat witj a Bür fan Sawweran. (Nordfries.)
Frz.: Le laboureur ne sait ce qu'il fait.
290. Watt de Buur ni kennt, datt fad (fasst) he mit de Missfork an. (Rendsburg.)
291. Watt de Buur ni kennt, datt nennt he Katüffelkrut1. (Rendsburg.)
1) Kartoffelkraut.
292. Wenn alle Bauern aus der Stadt aufs Land gegangen sind, dann ist kein Mensch mehr zu Hause.
Spott auf die sogenannten »Bauernstädte«, deren es noch zu Anfang dieses Jahrhunderts eine grosse Menge in Deutschland gab. Es waren Städte mit Thoren, Gräben und ackerbautreibender Bevölkerung; jetzt sind sie meist verschwunden. (Vgl. Riehl, Land und Leute, Kap. 2.)
293. Wenn Bauern nicht wären und ihre Güld', so wär' ein Bettelsack der Edelleute Schild. – Körte, 423.
294. Wenn Bûren lügen, ist's eine Sünd'. – Eiselein, 61.
Ist's eine Naturfunction und keine Sünd', wenn Junker lügen?
295. Wenn de Biuer berieket1, wat de Pannekauke kostet, dann frietet'e ne nit. (Westf.)
1) Berechnet.
296. Wenn de Bûer nich maut (môt), rêget (röhrt) he wêer (nich) Hand noch Faut (Fôt). (Göttingen.) – Schambach, 326; für Oldenburg: Goldschmidt, 87; für Düren: Firmenich, 484, 124; für Eifel: Schmitz, 194.
Die Bauern stehen bei uns vorherrschend in dem Rufe, nur das zu thun, was sie unbedingt thun müssen, und sehr karg zu sein, wenn es gilt, die Zwecke der Bildung zu fördern. Eine rühmliche Ausnahme hiervon machen, was den letzten Punkt betrifft, die norwegischen Bauern. Norwegen hat ein Parlament, das überwiegend aus Bauern besteht, und ist eins der wenigen Länder Europas, das keine Staatsschulden hat. So zäh sie aber auch sind, wo es gilt, Geld für das Heer, für höhere Besoldung der Beamten u.s.w. zu bewilligen, so bereitwillig sind sie, Geld für wissenschaftliche Anstalten und Zwecke zu gewähren. Viele lassen ihre Söhne sogar die Universität besuchen, nicht in der Absicht, dass sie eine gelehrte oder amtliche Laufbahn machen sollten, sondern lediglich, dass sie Bildung in ihren bäuerlichen Kreis, in den sie wieder zurückkehren, mitbringen. Die norwegischen Bauern glauben nicht, dass eine höhere Bildung ihren Beruf beeinträchtigen könne; aber es ist dem Gebildeten dort auch keine Schande Bauer zu sein.
297. Wenn de Buer nich moet, röhrt he geen Finn of Foot. (Ostfries.)
298. Wenn de Buer Wiyn drinket, dann krigt'e Lüse. (Westf.)
299. Wenn de Bûr innen Sand litt Noth, denn hebben all de Lued' Brod. (Mecklenburg.) – Latendorf, 226.
[266] 300. Wenn de Bur wat hat, hat he keen Fatt. – Simrock, 835.
301. Wenn de Buren wannet, dann hebt se dat Diäsken daon. (Münster.) – Frommann, VI, 430, 18.
Wenn die Bauern wannen, d.i. das Getreide reinigen, dann haben sie das Dreschen gethan, sind sie damit fertig.
302. Wenn dei Buren besopen sünd, lopen dei Pierd am besten. (Mecklenburg.)
303. Wenn den Bauern so viel Getreide wüchse, als Lügen bei ihnen aufgehen, so hätten sie das ganze Jahr zu dreschen.
304. Wenn der Bauer auf den Gaul (aufs Pferd) kommt, reitet er schärfer als der Edelmann. Simrock, 806.
It.: Chi prega il villano, s'affatica in vano. – Non è alterezza all' alterezza eguale d'un uomo basso e vil, che in alto sale.
Lat.: Asperius nil est humili, cum surgit in altum.
305. Wenn der Bauer betrunken ist, hält er sich für seinen eigenen Herrn. (Russ.)
Was die russischen Bauern früher blos im Zustande der Trunkenheit zu träumen wagten, das kann der deutsche Bauer nüchtern sein, wenn er – will. Diese verlieren im Gegensatz der russischen ihr Herrenthum, wenn sie sich betrinken.
306. Wenn der Bauer den Doctor lehrt, so ist das Ding verkehrt.
Holl.: De boer wil den dokter leeren. (Harrebomée, I, 69.)
307. Wenn der Bauer durchs Feld spaziert, dann ist sein Weizen mit Unkraut geziert.
Holl.: Daar een boer op zijne spade leunt en gaapt, is het vreemd, dat het onkruid toeneemt? (Harrebomée, I, 68.)
308. Wenn der Bauer ein Edelmann werden will, wird er ein Bettler.
Lat.: Inops potentem dum vult imitari, perit. (Phaedrus, 2, 24.)
309. Wenn der Bauer ein Edelmann wird, sterben ihm alle Freunde. – Winckler, XIII, 80.
Holl.: Een geëdelde boer kent zijnen vader niet. (Harrebomée, I, 70.)
It.: Il villan nobilitato non conosce il suo parentato. (Pazzaglia, 376.)
310. Wenn der Bauer einen Hasen erwischt im Kraut, so muss er's büssen mit seiner Haut.
311. Wenn der Bauer kaan Kerb1 hätt' und der Landsmann2 kaan Pesach, kämen sie aus dem Drecke nit heraus. – Tendlau, 370, 417.
1) Kerwe, Kirwe, Kirchweih.
2) Landjude.
312. Wenn der Bauer kommt zu Ehren, pflegt er's Rauche rauszukehren.
313. Wenn der Bauer nicht krumm gehen kann, ist der Acker übel dran.
Soll der Acker wohl bearbeitet werden, so muss sich der Bauer bücken. Die Ausübung jedes Berufs kostet Anstrengung.
Lat.: Arator nisi incurvus, praevaricatur. (Plinius.) (Erasmus, 229.)
314. Wenn der Bauer nicht muss, rührt er weder Hand noch Fuss. – Eisenhart, 77; Simrock, 798; Bücking, 9; Pistor., VI, 91; Meisner, 76; Sutor, 844; Estor, I, 179; Eiselein, 59; Sailer, 255; Grimm, I, 1177.
Das Sprichwort ist ursprünglich vom Dienstzwange zu verstehen und sagt, dass sich der Bauer, wenn er zu dem Herrendienste sich einfinden soll, in der Regel erst antreiben lässt, und dass, da Bitten und gute Worte wenig helfen, dem Gutsherrn erlaubt sei, sich der gehörigen Zwangsmittel zu bedienen. Die allgemeine Bedeutung ist die, dass der Bauer überhaupt nicht gern freiwillig zur Ausführung von etwas Gutem seine Hand biete, weil er nur gewohnt ist, Befehlen einer harten Herrschaft Folge zu leisten. Seume sagt: »Man beschwert sich in Livland, dass die Bauern so unerträglich faul seien, und ich wunderte mich, dass sie nur noch so viel arbeiteten. Wozu soll ein Sklave mehr arbeiten als er muss?« (Vgl. Seume's Sämmtliche Werke von Dr. A. Wagner, Leipzig 1835, S. 247 fg.)
315. Wenn der Bauer wohlgesehen sein will, so muss er mit den Füssen in den Händen kommen. – Winckler, XVI, 55.
Er ist überall willkommen, wenn er Geschenke bringt, wenn er Hühner-, Gänse-, Entenfüsse in den Händen hat.
316. Wenn der Bauer wüsste, wie schwer die Krone wär', so würd' er Gott fürs Bauergut danken.
317. Wenn der Bawr Herr wirt, wenn der Narr voll wirt, wenn die Magd Fraw wird, [267] vnd die Fraw Herr wirt, das kann die Erde nicht tragen. – Henisch, 214.
318. Wenn der Paur nicht muss, regt ar wieder Hand noch Fuss. – Robinson, 688.
319. Wenn die Bauern besoffen sind, laufen die Pferde am besten. – Simrock, 7861.
320. Wenn die Bauern das Messer verlieren, stecken sie ein Hölzlein in die Scheide. – Lehmann, 15, 51.
So machen es grosse Herren mit ihren Beamten.
321. Wenn die Bauern Eis scheissen, dann muss es kalt sein. – Simrock, 8918b.
322. Wenn die Bauern reich sind, können die Herren nicht verarmen.
323. Wenn die Bauern schlafen, so wachen die Gänse.
Schon vom Capitol her ist die Wachsamkeit der Gänse bekannt; sie sind in Betreff dieser Eigenschaft nützlicher als Hunde, denn sie schlagen bei dem geringsten Geräusch an. Sinn: Auch das sonst weniger Beachtete leistet zum Bestehen eines Ganzen seinen Beitrag.
Holl.: Als de boeren slapen, waken de ganzen. (Harrebomée, I, 68.)
324. Wenn die Bauern schmeicheln, wollen sie betrügen oder haben betrogen.
325. Wenn die Bauern sitzen in der Wolle, werden sie versoffen und tolle.
326. Wenn ein Bauer verhungert, so sollen ihm Esel zu Grabe läuten.
It.: A villan, che mai si sacia non gli far torto, ni grazia. (Pazzaglia, 376.)
327. Wenn ein Bauer will edel sein, kauft er Brief und Siegel ein. – Murner, Nb., 88.
328. Wenn ma de Boaren bitt, su schwallnen de Stieffeln. – Gomolcke, 1094.
329. Wenn ma de Pauren bitt, su geschwal'nen die Stiefeln. – Robinson, 685.
330. Wenn man dem Bauer die Finger gibt, will er gar die Faust (die ganze Hand) haben. (S. ⇒ Kinder.) – Henisch, 214; Lehmann, II, 830, 74.
Frz.: Si on lui en donne un doigt, il en prend long comme le bras.
It.: Porgi 'l dito al villano, ti prenderà tutta la mano. (Pazzaglia, 376.)
331. Wenn man dem Bauer höfelt, trotzt er.
332. Wenn man den Bauer bittet, so grotzelt1 (schwillt) ihm der Bauch (Kamm). – Siebenkees, 125; Luther, 177; Frommann, VI, 169, 26; Simrock, 811; Henisch, 214; Lehmann, II, 862, 37.
1) In Franken: grollt. – Wird er stolz darauf.
Frz.: Qui prie le vilain, se travaille en vain.
It.: Il villan più ch' è pregato più vien duro, ed ostinato. (Pazzaglia, 376.)
Lat.: Collum curvatur villano, quando rogatur. – Inflati si rogentur, inflatiores fiunt. – Rusticus inflatur nimium, si saepe rogatur. – Villicus datus solet esse nimis rogitatus.
Ung.: Mennél többet kéred a parasztot annál inkább elbízza magát.
333. Wenn man den Bauer bittet, so schwellen ihm die Stiefeln. – Henisch, 214; Simrock, 810; Winckler, XIX, 13.
Lat.: Rusticus dum rogatur, intumescit ei venter. – Rusticus quanto plus rogatur, tanto magis inflatur. (Bebel.)
334. Wenn man den Bauer bittet, so wird er um eine Spanne länger. – Simrock, 812; Fallersleben, 12; Tunn., 2, 4; 5, 19.
335. Wenn man den Bauer bittet, weigert er sich meist.
Da die Bauern in der Regel zu allem gezwungen werden, so ist's nicht zu verwundern, dass sie die Miene des Verweigerns annehmen, wenn man blos bittweise etwas von ihnen verlangt.
It.: Chi prega 'l villano s' affatica in vano. (Pazzaglia, 294, 376.)
336. Wenn man den Bawern bittet, so krümmet er den Halss. – Lehmann, II, 830, 73.
337. Wenn man die bawren verderben will, so muss man einen bawren vber den andern setzen. – Henisch, 210.
338. Wenn man einem Bauer im Hintern kratzt, so thut er einem zu Lohn in die Hände. – Henisch, 215.
Holl.: Kraauw (reinig) een' boer het achterste, hij zal uwe handen bevuilen. (Harrebomée, I, 72.)
[268] 339. Wenn man einen (trunkenen) Bauer auf der einen Seite in den Sattel hebt, so fällt er auf der andern Seite wieder heraus. – Henisch, 215.
Luther meint, die Welt mache es ebenso.
340. Wenn man einen Bauer unter die Bank steckt, so ragen doch die Beine (Stiefeln) hervor. – Luther.
Aus der von Dr. M. Luther selbst geschriebenen Sprichwörtersammlung (S. 15), welche die Schletter'sche Buchhandlung zu Breslau auf S. 14 ihres Katalogs (Breslau 1863, Nr. 85) für 300 Thaler zum Kauf stellt.
Lat.: Rustica turba suos nescit deponere mores.
341. Wenn man einen Bawren bittet, so krümmet er den halss vnd sterzt vnd wechst jhm der bauch vnnd starret wie ein block. – Henisch, 214; Sutor, 844.
342. Wenn man einen bawren strafft, so knarret er wie ein vngeschmierter wagen. – Henisch, 215.
343. Wenn man mit Bauern will kommen überein, so müssen sie hart gehalten sein.
344. Wenn 'n Bûr up d' Jagd geiht, schütt1 he sick dat Dack2 van't Hûs. (Rastede.) – Firmenich, II, 28, 101.
1) Schiesst.
2) Dach.
345. Wenn sich der Bauer nicht bückt, so ackert er schlecht. – Sauer, 153; Simrock, 802; Lehmann, II, 831, 86.
346. Wenn sich der Bauer nicht bückt, wird der Acker übel gepflügt. – Eiselein, 60.
347. Wenn sich die Bauern tief bücken, haben sie den Teufel im Rücken.
348. Wenn wer der bawr ein Fürsten kind, so wer er doch grob wie ein rind. – Henisch, 215.
349. Wer argen Bauern Gutes thut, nährt Schlangen im Busen. – Lehmann, II, 870, 144.
350. Wer der Bauern will geniessen, muss ihnen auf die Haut schiessen. – Lehmann; Eiselein, 61.
Eine saubere Moral.
351. Wer die bawren schmieret vnd jhnen hoffieret, den beschmeissen sie. – Henisch, 215.
352. Wer die bawren treibt, den schmieren sie vnd hoffieren jhm. – Henisch, 215.
353. Wer ein Bauer auf dem Dorfe ist, wird schwerlich ein ehrlicher Mann in der Stadt. – Winckler, XIX, 34.
354. Wer ein bauern salbet, so sticht er, wer sie sticht, den salbent sie. – Geiler; Grimm, I, 1176.
355. Wer einem Bauer auf Höflichkeit dient, dem wird es mit Grobheit belohnt. – Winckler, XVIII, 53.
356. Wer einem Bauer aus dem Koth hilft, hat ebenso viel Dank, als der ihn hineingestossen hat. – Winckler, XIV, 78.
357. Wer einem Bauer den Hintern wischt, dem hofirt er in die Hand.
358. Wer einem Bauer Gutes thut, der wird mit Bosheit belohnt.
Holl.: Die een' boer goed doet, doet God leed. (Harrebomée, I, 69.)
359. Wer einen Bauer betrügen will, muss einen Bauer mitbringen. – Simrock, 796.
Durch ewige Mishandlung war der Bauer mistrauisch, durch die an seinem Fleisse verübten Betrügereien der Plusmacher betrügerisch und durch die Gefühllosigkeit und Verachtung, mit der er behandelt wurde, sein Herz so hart geworden wie die Erde, die er befurchte. Jetzt, da der Bauer so gut wie der Bürger und Adel ein selbständiger Stand ist, haben derartige Sprichwörter nicht mehr ihre alte Bedeutung, wenn auch im Bauerncharakter noch viel Spuren, von den frühern Zeitverhältnissen aufgedrückt, zurückgeblieben sind.
Holl.: Die een' boer bedriegen wil, moet een' boer medebrengen. (Harrebomée, I, 69.)
Ung.: Vén rókát, vén verebet és vén parasztot nehéz megcsalni.
360. Wer einen Bauer plagen (verderben) will, der nehme einen Bauer dazu. – Pistor., II, 65; Winckler, IV, 97; Henisch, 214; Simrock, 795; Estor, I, 179; Gaal, 164; Simplicius, 2, 467.
It.: Chi vuol gastigar un villano, lo dia a gastigar a un altro villano.
[269] 361. Wer einen Bauer strafen will, setze ihm einen Bauer zu Haupten.
Holl.: De duivel is zoo boos niet als ik, zei de boer. (Harrebomée, I, 69.)
362. Wer eines bawren begert zu geniessen, der muss jm auff die haut greiffen vnd schiessen. – Henisch, 212.
Bei rauhem Verfahren soll mehr von ihm zu erlangen sein, als bei Milde.
363. Wer enn Bûr bedreg'n will, mutt fröh oppstahn. (Rendsburg.)
Holl.: Die een boer bedriegen wil, moet vroeg opstaan. (Harrebomée, I, 69.)
364. Wer ist wie ein Bauer, gibt er etwas, so sieht er sauer.
365. Will de Bûre en ârmen Mann wêren, sau mot hei vil Summersôt säggen. – Curtze, 320, 84.
366. Will man die Bauern verderben, so setze man einen über den andern. – Eiselein, 62; Simrock, 797.
367. Will man einen Bauer plagen, so darf man's nur einem Bauer sagen.
368. Wird der Bauer ein Edelmann, so guckt er den Pflug mit Brillen an. – Simrock, 805; Eiselein, 60.
369. Wird der Bauer gebeten, so weiss er nicht wie er soll treten. – Sutor, 844.
370. Wo ein bawr ein Herr wirt, da gehet's vber arme leut. – Henisch, 214.
371. Wo kein Buer inne sittet, doa küemet keiner 'riut. (Westf.)
372. Wo schmakt's bei den Bauern im Dorfe? sagt der Nachtkönig; bei den Herren schmakt's in der Stadt. – Eiselein, 60.
373. Wüsste de Buer, wu gued dat Wearmen im Mai däut, hei verbrennte Jegen (Eggen) un Plaüge. (Westf.)
374. Zeuch einen Bauer aus dem Kothe, so stösst er dich zum Dank hinein. – Winckler, XIV, 79.
375. Zu einem ganzen Bauern gehören vier Pferde. (Hess.)
Nach der alten Redeweise, welche, wie ganze und halbe Leute, so ganze und halbe Bauern nach der Grösse ihres Bodenbesitzes und der dazu erforderlichen Anzahl Pferde unterschied. Ebenso sprach man nach den zu leistenden Hofetagen von drei- und viertägigen Bauern.
376. Zwölf Bauern und ein Hund geben dreizehn Rekel.
*377. A su larnt ma a Baaren die Künste ab. – Gomolcke, 214.
Ich gebe die Schreibung Gomolcke's, wiewol man in Schlesien nicht »Künste«, sondern »Kinnste« spricht, wie denn seine Bezeichnung sehr häufig von der (jetzigen) Aussprache der Schlesier abweicht.
Holl.: Zoo vraagt man den boeren de kunst af. (Harrebomée, I, 73.)
*378. Bauern fressen, Edelleute saufen und Mönche scheissen. – Fischart, Trunken Gespräch.
*379. Bûr, magst ok Kohföt? – Eichwald, 251.
*380. Bûr, schaff up! – Eichwald, 248.
*381. Das thaten die Bauern im Bauernkriege.
Von den Verheerungen der Bauern im sogenannten Bauernkriege in Schwaben und Franken. Noch heute wendet man die Redensart in jenen Gegenden auf zerstörte Schlösser und Klöster an, wenn sie auch erst im Dreissigjährigen Kriege zerstört wurden.
*382. Dass weiss man bawren wenig danck. – Henisch, 213.
*383. Dat du drei Bûren kriegst! (Holst.)
Ausdrücke, womit der Bauernfeind den ehrwürdigen Landmann misbraucht.
*384. Dat weet de Bur nich to kau'n.
*385. Den Bauer für einen Bastschuh halten. (Lit.)
Ihn sehr gering achten. Der Bastschuh (Pareska) ist eine Fussbekleidung aus Bast von sehr geringem Werth; der mit einem leinenen Tuche umwundene Fuss der Landleute wird damit bekleidet.
*386. Der Bauer guckt ihm über die Achsel.
Er verräth durch Sitte oder Rede den Mangel besserer Bildung.
*387. Der Bauer kann mit Paresken darübergehen. (Ostpreuss.)
Wird in Bezug auf etwas dick gerathene Mehlsuppe, Mehlbrei u.s.w. gesagt.
[270] *388. Der Bauer mit dem Gelde ist noch nicht gekommen.
Um zu sagen: Dazu habe ich kein Geld. Aus der Zeit, wo die Bauern sehr verschuldet waren und was sie erwarben als Zinsen zu zahlen hatten. (S. ⇒ Buchholz.)
*389. Der Bauer sieht ihm (noch) überall heraus. – Eiselein, 59.
Lat.: Manent adhuc vestigia ruris. (Horaz.)
*390. Der Bauer soll ihn holen. (Holst.)
Für: Hol' ihn der Teufel.
*391. Der Bauer stösst ihn in den Nacken. (Schles.)
So sagen die Schlesier von einem aus den niedern Ständen Hervorgegangenen und nur mit einem Ueberzuge von äusserer Bildung Angethanen, der in Rede und Sitte den Mangel an innerer Bildung verräth. Darüber, wie an dem Worte »Bauer« die Vorstellung des Gemeinen, Groben und Unedeln haftet, vgl. Grimm, I, 1176.
*392. Do het dech ock den Bûr gespeit. (Meurs.) – Firmenich, III, 405, 309.
Um zu sagen: Du hast ein Loch im Kleide.
*393. Er hat den Bauer im Arsch. (Schles.)
Von einem, der einen recht plumpen, schwerfälligen Gang hat.
*394. Er kann noch sagen: Bauer, komm heraus! – Tendlau, 391.
Noch trotzig thun, sich noch auf die Hinterfüsse stellen.
*395. Er möcht de Bure spotte. – Schweiz.
*396. Es ist ein dummer (grober) Bauer.
Holl.: Het is een bloode (auch: vierkante) boer. (Harrebomée, I, 70.)
*397. Halt Bauer, 's Pfard schesst. (Schles.)
Eine Mahnung, sich nicht zu übereilen, weil bedenkliche Umstände eingetreten.
*398. Halt, Bauer, 's Pferd wird alle. (Leipzig.)
*399. He schall kên Bûr in de Fenster lopen. (Ostfries.) – Frommann, V, 525.
*400. He settet den Buur up den Eddelmann.
Trinkt Bier auf Wein oder geniesst eine geringere Speise nach der bessern, weil der Adel einen bessern Tisch führt als der Bauer.
Holl.: Het is de boer (boerin) op den edelman. (Harrebomée, I, 70.)
*401. He, wat sitt de Bûr up't Perd as de Moder Godds up'n Esel. (Ostfries.) – Frommann, V, 524.
*402. Nach dummer Bauern Art den Vertrag nach dem Schaden machen.
*403. So kommt der Bauer ins Wamms.
Holl.: Zoo komen de boeren in den hemel. (Harrebomée, I, 73.)
*404. So muss man den Bauern den Pflug keilen. – Luther.
*405. Wie die Bauern die Spiesse tragen. – Geiler; Eiselein, 61.
Lat.: Scilicet ut retro post se fert rusticus hastam.
zu35.
Dän.: Var bonden ey bunden, da hlev han vaerre end hunden. (Prov. dan., 86.)
zu36.
Bei Schlingmann (193): »De Bû'r glîkt der Wîd, jemihr man 'n beschnied't, jemihr un frischer schleit hä ut.«
Böhm.: Chlap jest jako vrba; čím čestĕjie ji obrubáš, tím sĕ húštĕ obalí. (Čelakovský, 337.)
zu42.
Dän.: Badre en sund bonde ed en syg keyser. (Prov. dan., 56.)
Lat.: Par fore malo mei quam regis progeniei. (Reuterdahl, 695.)
Schwed.: Baetre aer at wara kare like aen konungh. (Reuterdahl, 695.)
zu53.
Mhd.: So wist dat nijt so sugr, inis as van arde em gebugr, wan e dat hie up stigende is, hie is gijr ind valsch, des sijt gecoijs. (Groote, Köln. Reimchronik, 1291.)
zu84.
It.: L' uso diventa natura.
Lat.: Quo semel est imbuta recens servabit odorem testa diu.
Schwed.: Den smak kärlet en gång fått behåller det. (Marin, 8.)
zu90.
Lat.: Rustica gens nulla genus arte domabile. (Binder I, 1566, II, 2984.) – Rustica turba suos nescit deponere mores. (Binder I, 1567, II, 2984; Schreger, 54; Fischer, 201, 35; Philippi, II, 160; Froberg, 559; Seybold, 533.)
zu99.
»Bawren bleiben doch Bawren und seyn eingelernig, wenn sie gleich schlieffen biss zu Mittag.« (Colerus, 399a.)
zu102.
Die Italiener sagen: »Die Leute vom Lande und den Bergen im rauhen Kittel viel Schlauheit verbergen: Contadini e montanini, scarpe grosse e cervelli fini.« (Giani, 397.)
[914] Holl.: Boeren zijn naar loeren, zigt de Schrift. (Harrebomée, II, 34.)
Sollte nicht vielleicht der deutsche Bauer aus dem holländischen Loer = plumper, dummer Kerl entstanden sein? Der Boer (Bûr) ist ein loer (lûr) lässt einen Uebergang leicht annehmen.
zu123.
Dän.: Bonden föder alle; thi hoer hundrede menneske er neppe ved plůgen. Vi leve alle af bonden. (Prov. dan., 81.)
zu150.
Dän.: Dreng hent-viin, Zomfrue skienk i, bonde betal, sagde herrem anden. – Han maa betale łavet som binder sin skor med bast. (Prov. dan., 68.)
zu160.
Ein Mensch, dem eine gute Erziehung, dem wahre Bildung mangelt, mag vom Glück und von der Gunst der Umstände noch so hoch gestellt werden und sich noch so sehr bemühen, eine angemessene Haltung zu erkünsteln, er wird nie ganz die Spuren seiner ersten Erziehung verwischen können. In Aegypten sagt man ähnlich: »Wäre der Fellah auch von Gold, etwas an ihm würde doch von Holz sein.« (Curtze, 575.)
zu176.
Bei Zinkgref (III, 50): »Ein Bauer und zwo Küh seynd zusammen drey grobe Thier.« – Erscheint hier der Bauer als grob, störrisch, so wird er in andern Sprichwörtern als schlau, listig, betrügerisch oder faul geschildert. In den mittelalterlichen Fastnachtsspielen erscheint er als roh und gefrässig, als rauf- und händelsüchtig etc.
zu179.
Span.: Así está el pages entre dos advocats come ol pogel entre dos gats. (Bohn I, 202.)
zu184.
Bei Petri mit dem Zusatze: »Der wer durchaus wol werth, man trieb jhn wie ein Pferd die gantze Wochen biss auf die Knochen, denn wenn er fasset einen Muth, thut er weder Gott noch Leuten gut.«
zu209.
Kern (298): fügt zur Erklärung des Sprichworts bei: Ein Bauer verkaufte auf dem Markte eine Kuh an einen ihm unbekannten Mann auf Credit. Als ihn seine Frau abends fragte, wer ihre Kuh bekommen habe, antwortete der Bauer: »'t was 'n Kerl mit blauen Jikkert (Jacke) wenn 'k hum wêr sèg, denn kenn 'k hum wol.« Endlich wollte der Bauer die Kuh bezahlt haben und fragte überall, aber wahrscheinlich vergebens, nach dem Manne mit der blauen Jacke.
zu237.
Wenn man das ⇒ Bauernvolk (s.d.) hart thut etc. (Allgemeine Schulzeitung 1863, S. 260.)
Lat.: Ungentem pungit, pungentem rusticus ungit.
zu255.
»Darum lasse man Bawerleute. ... unverachtet und sehe ein jeder sein Geschlecht an, wer sein Vater, Gross- oder alter Vater gewesen ist, da wird es gewisslich einen Bawer oder Bawrin Freund innen finden, wie man sagt, do Adam reutet vnnd Eva span, wo war alldan ein Edelmann?« (Coler, 208.)
zu280.
Wat versteit der Bûr von Safran! Hei wöll fer e Düttke, on höllt e grote Kornsack op. (Frischbier, I, I, 281.)
zu304.
In Niederösterreich: Wann da Bauer aufs Ross kumt, dareit't 'n der Deifl nêd.
Lat.: Fiunt Nerones miseri facti locupletes. (Binder II, 1156; Neander, 282.) – Tingitur in celsa simia sede sedens. (Alan, 3; Binder II, 2574.)
Span.: Quando el villano está en el mulo, ni conoce á sios, ni al mundo. (Bohn I, 244.)
zu309.
Frz.: Vilain enrichi ne connaît parent ni ami. (Bohn I, 64.)
zu312.
It.: Chi vuol veder discortesia, nulla 'l villano in signoria. (Pazzaglia, 92, 1.)
zu314.
In Bedburg: Wenn der Bûer net môss, da wâeg hä net Hangk noch Foss.
Lat.: Agricolis optatissimum otium. (Cicero.) (Binder II, 102.)
zu317.
Span.: Quando el villano está rico, no tiene pariente, ni amigo. (Bohn I, 244.)
zu330.
Daher sagen die Italiener: Beim Bauern, der sich nie begnügen lässt, ist Sprödigkeit zeigen das allerbest: Al villano che mai si sazia, non usar favor nè grazia. (Giani, 1755.)
zu331.
It.: Prega il villano, il mercato è disfatto. (Bohn I, 121.)
zu332.
»Wan man einen Bauern zu sehr bitt, so ist mit jhm ausszukommen nit.« (Loci comm., 179.)
Frz.: Oigne le villain, il te poindra. (Leroux, II, 81.)
Holl.: Als men den keret meer bidt, zoo weigert hij of zoo sttj eerst. – Alsamden kerel meer bidt, soo scheevir stat hem de hals han de krop; of zoo koomt hij zignen hals. (Harrebomée, II, 392b.)
zu334.
Engl.: The more you rub a cat on the rump, the higher she sets up her tail.
Frz.: Oignez le vilain, il vous poindra; poignez le vilain, il vous oindra.
It.: Quanto più si frega la schiena al gatto, più rizza la coda.
Lat.: Ungentem pungit, pungentem rusticus ungit.
Schwed.: In mer man smeker katten ju högre sätter han upp rumpan. (Marin, 18.)
zu335.
»Wer bittet den Bauern, sagen die Italiener, muss seine Mühe bedauern.«
Holl.: Als men den keerle bidt, den weighert himeer. (Fallersleben, 12; Tunn. 2, 4.)
Lat.: Villicus ingratus elatus fit rogitatus. (Fallersleben, 12.)
zu336.
Holl.: Als men den kerle bidt, cromt hi sinen hals. (Tunn. 5, 19.)
Lat.: Collum curvatur villanus quando rogatur. (Fallersleben, 106.)
zu345.
Lat.: Arator nisi incurvus praevaricatur. (Binder II, 217; Faselius, 21; Philippi I, 38; Wiegand, 632.)
Dän.: Ofte hoo bonden napper, den klapper han, og hoo klapper, napper han. (Prov. dan., 81.)
Lat.: Vngentem pungit pungentem rusticus vngit. (Reuterdahl, 1090.)
Schwed.: Klappar thu bondan, tha nappar han, thik star thu honum tha smör han thik.
zu359.
Holl.: Om een mof te betrekken, moet man een' mof meî brengen. (Harrebomée, II, 94.)
406. A Bauer und a Stier send zwi grobe Thier. (Amberg.)
407. Allgemach, der Bauer nimmt sich bei allem Zeit.
408. Allnâ-gerâde fret de bûer de wost. – Schambach, II, 6.
409. As a Pauer esst a Hühn (Huhn) is der Pauer krank oder die Hühn (Henne). (Jüd.- deutsch. Warschau.)
Wenn der Bauer ein Huhn isst, muss er oder das Huhn krank sein: er ist zu wirthschaftlich, um Hühnerfleisch zu essen, er zieht das wohlfeilere Rindfleisch vor. Auch in Westfalen sagt man: De Biur schlachtet kein Hauhn, entweder dat Hauhn ist krank oder der Biur.
410. As man wohnt mit a Bojer, bekomt men sein natojer. (Jüdisch-deutsch. Brody.)
Wenn man mit einem Bauer zusammenwohnt, bekommt man seine Natur.
411. Bauer bleibt Bauer, selbst wenn er Edelmann wird.
412. Bauer, freu dich! wenn die Amsel zeitig. – Marienkalender 1879, 14.
413. Bauer, lass sehen, wer den andern bescheisst, sagte der Landsknecht. – Rollwagenbüchlein, XLIII.
414. Bauern brauchen ihr Recht nicht zu wissen. – Graf, 22, 253.
Was man nicht weiss, kann man natürlich nicht ausüben und wird Andern dadurch nicht unbequem. Weiber und Ritter brauchten es nach dem römischen Rechte auch nicht zu wissen. (S. ⇒ Recht 28 und ⇒ Unwissenheit 2.)
Holl.: Bowren dörffen auch ihr recht nich wissen. (Klingen, 109b, 1.)
415. Bauern muss men mit einem frischen Rossapfel aufrichten. – Nass. Schulblatt, XIV, 5.
416. Bauern nehmen den Marckt in die Hand. – Geiler.
Sie sehen sich vor.
417. Bauern sagen auch etwa war. – Frischbier, II, 102b; Gruter, I, 7.
418. Bauern schlagen zweimal auf dieselbe Stelle.
Dän..: Bonde slaaer to gange paa et sted. (Prov. dan., 79.)
419. Bauern sind auch Leut. – Eyering, I, 168; II, 582; Petri, II, 31.
420. Bauern sind oft Hänse, aber niemals Gänse.
Dän.: Bönder en ikke giaes for de ere graae. (Prov. dan., 52.)
421. Bauern sollen die Dithmarschen sein; sie mögen wol Herren genennt werden.
.... »Darum sagen die Dithmarschen im wohlbegründeten Selbstbewusstsein ihrer Bildung, ihres Besitzes, ihrer Geschichte und Freiheiten sprichwörtlich selbst von sich: Bauern sollen die Dithmarschen sein. Sie mögen wol Herren genennt werden. (Günnel, Schleswig-Holsteins Land und Leute, Zwickau 1865, S. 92.)
422. Bauern tragen keine Sporen.
Auch kennen sie Sporen (Ehrgeiz) nicht.
Frz.: Vilain ne sçait qu'esperon vaut. (Bohn I, 84.)
423. Bawern sind doch nur Bawern; wenn sie etwas geben, sehn sie sawer, vnd reden jmmer vnd stets dauou als hett man jhm nichts guts gethan. – Mathesy, 349a.
424. Besser ein aufrechtstehender Bauer als ein kriechender Edelmann. – Schlechta, 107.
425. Besser ist's byn Buren dy thyr uff-, als bym Adel zuthun.
426. Boeren en borgen niet. (Flandern.) – Firmenich, III, 698, 20.
Bauern borgen nicht.
427. Bûr blift en Bûr, und slöpt he ok bet Mittag. – Schambach, II, 146.
428. Bûr is kên Edelmann. – Daniel, 98.
[916] 429. Bûr is 'n Schelm von Natur. (Altmark.) – Danneil, 98 u. 129.
430. Burn' geliert1, îs Dachlener worden. (Neumark.) – Engelien, 221, 113.
1) Ohne einen Bauernhof zu besitzen.
431. D' Bure lure so lang si dure. (Solothurn.) – Schild, 57, 15.
432. Da der Bawr den fliegen die stette nicht gunte, vnd wolt sie mit einem Strohwisch verbrennen, steckte er das gantze Haus an. – Petri, II, 53.
433. Dat heft nuscht op sök, seggt de Bûr, on kömmt leddig ut de Wald. (Samland.) – Frischbier, I, 264.
434. De Biur is en Schelm van Natiur; stick ähm en Finger in't Maul, dann bitt he, stick em äm innen Äs, dann schitt he. (Sauerland.)
435. De Buër schitt suër; harn' se söet schêten, mücht'st du mit frêten. (Pommern.)
436. De Bûr is en Schelm, wenn he ok slöpt bed Middag. – Schütz, I, 112; IV, 37.
437. De Bûr kickt de Ûl an, on de Ûl kickt den Bûr an. – Frischbier, I, 266.
438. De Bûr mütt sîn Botter laven.1 – Stürenburg, 132a.
1) Laven hier in der Bedeutung von schätzen (Preis bestimmen). Der Verkäufer muss wissen, was seine Waare werth ist.
439. De Bûr seit sik wol grîs, ewer nich wîs. – Eichwald, 254.
Holl.: De ouder dem grijst wel, maar wijst daurom nog niet. (Harrebomée, II, 156.)
440. De grauten Buern sind usem Herr Gott1 sine Mastschwîne. (Lippe.)
1) Diese Form steht sehr häufig im Plattdeutschen statt des Genetivs.
441. De serappsche Bûre jage de Pêrd om Januar op de witte Klewer.1 (Alt-Pillau.)
1) Klewer = Klee. Zur Bezeichnung einer schlechten Wirthschaft. Mit dem weissen Klee ist der Schnee gemeint. Serappen ist ein Dorf im Kirchspiel Wargen.
442. Dem Bauer, der den ersten Process gewinnt, dem die späte Saat gelingt, die Lumperei aus dem Hause zwingt. (Bittburg.) – Boebel, 146.
443. Dem Bauer gehört die Hacke (s. ⇒ Bauer 86).
It.: Al villano la zappa in mano. (Giani, 1751.)
444. Dem Bûr es et van 'ner kürrten Priäke un 'ner langen Metwuorst. (Iserlohn.) – Woeste, 75, 243.
445. Den Bauern lasse ja nicht wissen, dass Brot und Birnen so gute Bissen.
Behaupten die Italiener: Al contadino non far sapere, quanto sia buono il cacio colle pere. (Giani, 1760.)
446. Den Bauern riecht der mist für bisam. – Fischart, Bienenkorb 1581, 35b.
447. Den Bauern schwillt der Kamm, die Ernte mag gut werden.
Lat.: Semper agricola in novum annum dives. (Binder II, 3063; Gromberg I, 5.)
448. Der Bauer achtet den Ungelehrten wie den Gelehrten.
Bei Tunnicius (287): De bûrman achtet den ungelêrden als den gelêrden. (Ignavum docto componit turpis asellus.)
449. Der Bauer bleibe beim Pfluge, der Schuster beim Leisten. – Hermes, II, 162; Frischbier, II, 277.
450. Der Bauer, der ist wie sein Kuh, die hat viel lieber ein Hand voll Gras als ein Sack mit Gelt. – Lehmann, 296, 54.
451. Der Bauer fürchtet nichts so sehr als die Gerechtigkeit. – Graf, 123, 342; Kreittmayr, 44.
D.h. beinahe so viel als die – Ungerechtigkeit – nämlich die Belastung seines Gutes mit neuen grundherrlichen Rechten, d.i. Reallasten mit Frohnden, Zinsen und Zehnten.
452. Der Bauer füttert die Hühner, und die Stadtleute backen Eierkuchen.
Dän.: Bonden kaerer at han ikke fonger af rögelset uden dönen. (Prov. dan., 80.)
[917] 453. Der Bauer gewährt über Neulicht und Vollmond. – Graf, 263.
In Bezug auf die Nachwährschaft oder Haftung in Betreff nicht leicht erkennbarer Krankheiten und Mängel bei Thieren gegenüber der Käufer.
454. Der Bauer hat bei Ankunft des Edelmanns einen stinkenden Abschied genommen.
Wenn sich Mangel von innerer Bildung beim Uebergang in ein höheres Standesverhältniss kund gibt. Jemand gebrauchte die obigen Worte, als die plötzliche Freude eines reichen Bauers über die Nachricht, er habe den Adel erhalten, in die Hosen gedrungen war. (Wirth, I, 47.)
455. Der Bauer isst kein Hünerfleisch, es sei den ein huhn crepirt.
Dän.: Bonden faaer ey hönge-kjöd uden de drakne forst. (Prov. dan., 80.)
456. Der Bauer ist aller Ehren werth.
Bei Tunnicius: De bûrman is aller ere wêrt. (Agricolaus doctus non aversatur egentem.)
457. Der Bauer ist ein braver Mann, der sein Feld bestellen kann.
Dän.: Det er en ged bonde som veed og kand og vil dycke jorden. (Prov. dan., 80.)
458. Der Bauer ist Herr (Kaiser) auf seinem Hofe.
Dän.: Bonde er boe-vaerge. (Prov. dan., 79.)
459. Der Bauer kauft kein Pferd, das er nicht vorher geritten hat.
Er heirathet nur nach ganz genauer Bekanntschaft.
460. Der Bauer muss gezwickt werden, sonst sticht er.
Lat.: Rusticus ungentem pungit, megentem nagit. (Schücking, Sohn des Volkes, Leipzig 1849, S. 32.)
461. Der Bauer muss länger für Suppen und Salz, als der Mönch für Kapaunen und Rosinen beten, bis er erhört wird. – Klosterspiegel, 70, 2.
462. Der Bauer muss mit dem Mist thun wie der Bürger mit dem Gelde. (Rott-Thal.)
463. Der Bauer muss sich's machen sauer. – Baier. Hauskalender.
464. Der Bauer muss stärker sein als der Akker; zwingt ihn der Akker, so kommt er nicht wieder auf die Beine; zwingt er den Akker, so wird er noch einmal so wakker.
465. Der Bauer sät aus, der Advokat ärntet ein; bist ein gscheider Bauer, lässt's Processiren sein. (Rott-Thal.)
466. Der Bauer scheisst nicht einmal gern auf fremden Acker.
So schätzt er den Dünger.
467. Der Bauer wie ein Herr, der Herr wie ein Narr, dann wirds bald gar. (Rott-Thal.)
468. Der Bauer wird immer um ein Jahr zu spät weise. (Frankenwald.)
469. Der Bauer würd' sein Gut verkaufen und – vergessen, hätte er nur immer Käse, Brot und Birnen zu essen.
»Käse, Brot und Birnen – der Cavaliere Schmaus; auf Käse, Brot und Birnen geht auch der Bauer aus.«
It.: Il villano venderebbe il podere, per mangiar cocco, pan e pere. »Formaggio, pan e pere, pasto da cavaliere; formaggio, pere e pan è pasto da villan.« (Giani, 1760.)
470. Der Bauren gewalt vnd Pürsing Baum blün frü vnd weren nicht alt. – Ayrer, IV, 2455, 6.
471. Der Bauern Lüge ist Sünde und Schimpf, der Herren Lüge ein lützel Unglimpf. – Eiselein, 436.
472. Der Bauern Wort ist auch ein Wort.
Es gilt auch; ihre Beschlüsse sind sogar in manchen Staatsverfassungen entscheidend.
Dän.: Det staaer paa bondes svar, hvor ledes man skal efter deele. Af bonde-sagen reyser sigkonge-sagen; og bonden bör först sin ret og saa kongen. (Prov. dan., 81.)
473. Der Bawr vnter den Doctorn, der Esel vnter den Affen. – Henisch, 722, 6.
474. Der Buer es wie 'ne Mehlsack; wie men drop klop, kümmt Stopp raus. (Bedburg.)
475. Der Bûr ist am armsten, wenn er d' frucht in der Schür hed. (Luzern.)
[918] 476. Der Bûr muss die schwere Uehri im Boden inne suche. (Luzern.)
D.h. er muss tief pflügen, wenn er schwere Frucht ernten will.
477. Der freie Bauer ist aller Fürsten Gnoss. – Graf, 44.
Der Umstand, dass er ausserhalb der Stadtmauer wohnt, mindert nicht den Grad seiner Freiheit gegen der des Bürgers. (Vgl. Grimm, Weisth. I, 656.)
478. Der ist ein Bawr, der Bäwrisch sitten hat. – Lehmann, 135, 4.
479. Des Bauern Strick reicht, einfach genommen, nicht, aber doppelt gelegt, ist er lang genug. – Sanders, 63.
480. Dess bauren sohn viel edler ist, der tugendt liebt zu aller frist, dan der vom Adel hoch geboren, an dem all warnung ist verloren. – Loci comm., 125.
Lat.: Filius ancillae moratus plus ualet ille quam regis natus, qui non est mori geratus. (Loci comm., 125.)
481. Die Bauern bitten unsern Hergot am maisten für die Reijsigen pferdt, denn wo dieselbigen abgingen, wurden die edeleut die Bau ern mit sporen reyten. – Haupt, III, 29.
482. Die Bauern mögen zu gewissen Zeiten den Wolf nicht nennen. – Gottscheds Beiträge, 179.
483. Die Bauern und der Pöbel sind der Tyrannen Mastvieh; sie aber sind des Teuffels Schlachtopffer. – Harssdörffer, 2345.
484. Die Bawern seind in jhrer art witziger als die Burger in Stätten; jene werffen im Pflantzen die Narren weg, diese Pflantzen sin in Raht. – Lehmann, 585, 6.
485. Die dümmsten1 Bauern haben (bekommen) immer die dicksten (grössten) Kartoffeln. (Breslau.)
1) Dafür verhüllend auch: die grössten Bauern haben die dümmsten Kartoffeln.
486. E Bûr on e Oss, dat sin twê Bêster; awer de Oss öss klêker as de Bûr. – Frischbier, I, 268.
Grund: Weil der Ochs sich den Hintern selber lecken kann.
487. E Bur und a Stier isch's glych Thier. (Solothurn.) – Schild, 57, 16.
488. Ein Bauer auf dem Pferd ist grösser als ein Edelmann auf der Erd.
Engl.: A ploughman on his legs is higher than a gentleman on his knees. (B. Franklin, Way to Wealh.)
489. Ein Bauer bekommt leichter eine Frau als eine Kuh. (Deutz.)
Dat Hamborger Dööntjenbook von Dr. Th. Piening liefert dafür S. 120 Nr. 112 einen Beleg: »As Hansbauer sin Fru storben weer, kêmen all sin Freunden un Nawers un säden to em, he müss wedder heirathen, un de wêr ôk ni ên, de em sin Dochter ne anbeden däd. – ›Blievt mi van Hals mit jüm Deres!‹ säd Hansbauer; ›as min Koh starben däd, da kêm ôk ni ên von jüm un wull mi sin Koh oder ôk man en Kalw geben; nu abers min Fru dot is, wüllt jüm mi all jüm Deres aufnacken!‹ Nä, ik danke, so 'n Waar, de man gêrn los wesen will, döcht meist Tid ni väl.«
490. Ein Bauer bleibt ein Bauer und sässe er auf goldnem Stuhl. – Nass. Schulblatt, XIV, 5.
491. Ein Bauer bleibt g'schert (bäuerisch), wenn man 'n neumal umkehrt. (Brünn.)
492. Ein Bauer gleicht 'ner alten Weide, werden sie entlaubt, so treiben sie beide. (Frankfurt a.O.) – Boebel, 140.
493. Ein Bauer hat so nah in Himmel als ein Edelmann. – Suter, 845.
Lat.: Rusticus arva colit quoque rusticus aetheia surgit.
494. Ein Bauer ist an Ochsen statt, nur dass er keine Hörner hat.
495. Ein Bauer ist ein Bauer, ein Schelm auf die Dauer; steckt man ihm den Finger ins Maul, so beisst er, steckt man ihm den Finger in Arsch, so scheisst er.
496. Ein Bauer ist wie ein Mehlsack. (Rheinpfalz.)
497. Ein Bauer verdienet Ehr, kommt auch der Schalk ihm oft die Quer.
Dän.: Bonden er ey saa arg en skalk at hannen ey bör titform. (Prov. dan., 80.)
[919] 498. Ein Baur allzu sehr gebetten, weiss nicht wie er vor hoffart soll tretten. – Loci comm., 178.
Lat.: Rusticus inflatur, nimium si saepe rogatur. (Loci comm., 178.)
499. Ein Baur vnd keiner ehren werdt ists, welcher weibes geschlecht vnehrt. – Loci comm., 133.
Lat.: Rusticus est uere, qui turpia de muliere dicit: nam uere, sumus omnes de muliere. (Loci comm., 133.)
500. Ein Bawer gebahrt bewresch. – Petri, II, 168.
501. Ein Bawer vff seinem Mist ist so stolz als ein Edelmann vff seinem Schloss. – Lehmann, 586, 16.
502. Ein Bawr achtet gelehrte vnd vngelehrte einen wie dem andern. – Petri, II, 168.
503. Ein Bawr bleibt ein Bawr, ein edelman ein edelman. – Petri, II, 168; Henisch, 789, 51.
504. Ein Bawr bleibt ein Bawr vnnd wenn er auff den hohn Altar gesetzt were. – Mathesius, Histor. Jesu, II, LXXXVIIa.
505. Ein echter Bauer muss zweimal die Schweine hüten: ehe er pflügen kann und – wenn er zu schwach zum pflügen ist.
Auf dem Heilwege.
506. Ein fingerlanger Bauer ist ein spannlanger Spitzbub.
507. Ein früher Bauer kommt nicht um. (Frankenwald.)
508. Ein gesunder Bauer ist ein grosser Herr. – Lehmann, 302, 2.
Wird als ein Ausspruch des deutschen Kaisers Friedrich III. bezeichnet.
509. Ein grosser Bawer thut ein grossen Fall. – Henisch, 989, 65.
Lat.: Immanis rustici lapsus ingens. (Henisch, 989, 66.)
510. Ein Lifflandischer Bawr ist ein arme Creatur; er bind die schuh mit baste, vnd seinen Herrn den Kaste; er gat dem Pfarherr die pflicht, vnd weiss von Gotts Wort nicht. – Petri, II, 212.
511. Ein ordentlicher Bauer hat drei Mehlsäcke: den Acker, den Garten und den Stall; nützt er keinen, so kann er Bettelsäcke draus machen. – Wunderlich, 10.
512. Ein Pauern gehört ein Flegel in die Hand, oder ein Karst vnd ein Mistgabel an die seiten. – Lehmann, 585, 10.
513. Ein reicher Bauer ist wie ein Zottenhund, er hält sich selbst nur warm mit seinem Gelde. (Rumänien.) – Neue Freie Presse, Nr. 4581.
Dem Rumänen ist nichts so sehr verhasst, als ein schmuziger Geiz; und er besitzt eine Anzahl Sprichwörter, womit er ihn geisselt.
514. Ein windischer Bauer schält das Obst, wenn er zu Markte geht; und auf dem Rückwege lieset er die Schalen wieder auf und verzehrt sie. (Kell, Wanderbuch durch Oesterreich, Zwickau 1847, S. 81.)
Von den Slaven oder »Winden« an der Drau. (S. ⇒ Sau, ⇒ Name.)
515. Einem Bawern gehört Haberstroh. – Lehmann, 326, 19.
516. Eines Bauern Höflichkeit wird nicht eher gesehen, als wenn er Einen bescheissen oder einen Gewinn haben will. – Opel, 374.
517. En Biuer und 'ne Kou und en Ackerpferd, dat sind drei unwéise Béister. (Münster.)
518. En Bûer, dä up sin Veih nich achtet, dei achtet sek sülwest nicht. – Schambach, II, 134.
Holl.: Die goed voor zijn vee zorgt, zorgt goed voor zich zelven. (Harrebomée, II, 364a.)
519. En Bur maut twemoall de Süege häuen, enmoall as Junge un enmoall as Oalle. (Iserlohn.) – Woeste, 66, 40.
520. Ene Boor, 'nen Beer (Bär) un ene Steer (Stier) dat sin drei grover Deer (Thiere). (Köln.) – Weyden, I, 2.
521. Ene Buer es e Bîes, hä verköpt de Botter on frett der Kies. (München.) – Firmenich, III, 516, 13.
[920] 522. Enen Bûr es enen Os, as hei ok no Kölen (Köln) op de Mark gebracht ward. (Deutz.)
Der Besuch einer grossen Stadt gibt allein keine Bildung.
523. Enen Bûr lött sech för ene Päneng en hä're Sêl dur de Fot träke (ziehen). – Röttscher, 102.
524. Es hat auch wol schon oft ein Bauer ein Hufeisen gefunden.
Dän.: Man har för hört at en bonde har fundet en hestes koe. (Prov. dan., 79.)
525. Es ist ein zehrhafter Bauer, der das Fleisch vom Schlächter kauft, das er in die Esse hängt.
»Daher denn auch die Bawersleute gesagt haben, das müsse ein fauler und zehrhafftiger Bawer seyn, der ein Stück geräuchert Schweinefleisch an seiner Fewermäwr auffhenget und nicht auf seinem Gut erworben hat.« (Coler, 449a.)
526. Es ist nicht alles Bauer, was eine Geissel trägt. (Nürtingen.)
527. Es ist zum Bauer nicht gestellt, wie jhm gelehrte Kunst gefellt. – Lehmann, 296, 54.
528. Es kann kein Bauer Richter sein. – Graf, 409, 63.
Weil ihm die erforderliche Bildung und Rechtskenntniss fehlt. »Es mag mit recht Chain Gepawr Richter sein.« (Freyberg, Schriften IV, 562, 88.)
529. Es schiss ein Bauer in's Butterfass, potz Donnerwetter, wie bullert (rumpelt) das. – Frischbier, I, 278.
530. Fahet ein Bauer einen Hasen im Kraut, so büsst er dafür mit seiner Haut. – Eiselein, 283; Lehmann, 402, 11.
531. Fährt der Bauer im Januar Schlitten, muss er im Herbst um Säfrucht bitten. – Wunderlich, 20.
532. Frischweg muss man dem Bauer den Arsch lecken, dass Einem nicht gereut. (Rott-Thal.)
533. Für den Bauer gibt es jährlich zwei Märckte, einen, auf dem er wolfeil verkauft und einen, auf dem er theuer einkauft.
Unsere jetzigen Bauern sind weiter.
Dän.: Bönder giör kun to markeder on aaret, og de ere bigge onde; han saelger let, og kjöber dyrt. (Prov. dan., 82.)
534. Hätt de Bùer dat Krook (Kraut) gekannt, dann hött ä net det Fot verbrannt. (Bedburg.)
535. Ich lasse den Bauer nicht verhungern, sacht die Rade, und wenn ich hundert Aeste auf einen Stamm treiben soll.
536. Ick bin ên liefflandsch Buer, mîn Leben ward mij suer, ick stieg up den Barkenbôm, davon haue ick mîn Sadel und Thom, ick bind mîn Sko mit Bast, ick füll mein Juncker de Kast, ick geff den Papen de Pflicht und wêss von Gade und sîn Worde nicht. – Beiche, 235a.
537. Je gröber de Bawer ist, je dicker zuschwellen jhm die Stieffeln. – Herberger, II, 241.
538. Je mehr man den Bauer fleht, je kecker der Hals ihm steht.
Bei Tunnicius (23): Wo men den bûr mêr bidt, soo em de hals wryger sit. (Rusticus oratus cristam sublimat in auras.)
539. Je mehr man die Bawrn schindet, je mehr sie geben. – Petri, III, 7.
540. Jeder Bawer hofft, er wolle vbers Jahr reicher werden. – Lehmann, 395, 5.
541. Je'r Bû'r röhmt sîn êgen Botter. – Schlingmann, 196.
542. Kain Bauer frisst's Brot ung'salze. (Ulm.)
543. Kommt der Bauer auf den Gaul, so reitet er stolzer als der Edelmann.
Lat.: Nulla novacula tam duriter radit, quam cum vir sordidus consequitur sublime ministerium. (Binder II, 2286.)
544. Kommt der Bauer in die Stadt hinein, so glaubt er dort der Schulze zu sein.
It.: Quando il villan vien in città, gli par d' essere Doge o Potesta. (Giani, 1757.)
[921] 545. Lieber ein gesunder Bauer als ein höfischer Edelmann (Junker, Prinz).
Lat.: Stirpi malo pari quam regibus assimilari. (Reuterdahl, 935.)
Schwed.: Baetrae aer wara könlik aen konungha lik. (Reuterdahl, 935.)
546. Lieber ein lebender Bauer als ein todter König.
Holl.: Bij mijne gees lijkheid, zei de pastoor ik was liever een levendige kapitein in ene komedie dan een doode vezier. ( Harrebomée, I, 212a.)
547. Ma lässt a Pauren die Kürmes. – Robinson, 822.
548. Man findet oft beim Bauer, was der Edelmann nicht hat.
Dän.: Man findet det ofte i bondes vaere, som man ey finder i kongens saht. (Prov. dan., 166.)
549. Man kan alle fromme Bawren wol in einem klein Dörfflein, alle fromme Bürger in ein klein Städtlein und alle fromme Edelleute in ein klein Schlösslein zusammenbringen; vnd seynd fromme Fürsten ein seltzam Wildpret im Himmel. – Zinkgref, IV, 125.
550. Man kann viel Bawern mit einer Tonne Buttermilch auffziehen, sagte jener Fürst. – Fischer, Psalter, 449, 2.
551. Man muss den Bauern mit der Ofengabel lausen. – Kirchhofer, 212.
552. Man richtet keinem Bauer den Pfeffer dreimal an, sagte der Mönch, der an Werktagen das Brevier nur überschnarchte. – Klosterspiegel, 70, 8.
553. Mancher Bauer wirft einen Stein nach dem Pferd, der ist mehr als das ganze Fuhrwerk werth. (Kamnitz.)
554. Mancher ist wie ein trunckener Bauer; hilfft man jhm auf einer Seite in Sattel, so fellt er auf der andern herab. – Lehmann, 377, 59.
555. Mit trunken Bawren sei vnverwor'n, sie schlagen gern im Zorn. – Petri, II, 565.
556. Min Bauer, das wär' ein anders, sagte der Rentmeister. – Grimmelshausen, Vogelnest, 323.
557. 'N Bôr is 'n Oss, un wenn 'r schlöpt bes Middag. (Stendal.) – Firmenich, III, 132, 4.
558. 'N Buer is 'n häslich Ding, da schit 'n Vogel drin.
Wortspiel mit Bauer und Käficht.
559. 'N Bûr un sîne beide Ossen sünt drê Bêster.
»In Oldenburg besonders von dén Seeleuten gebraucht, um ihre Verachtung gegen den Bauer auszudrücken.« (Andrée, Globus XI, 1867.)
560. 'Ne Buer, 'ne Bier (Bär) un 'ne Stier, sind drei mödige Dîr. (Bedburg.)
561. Neun Bauern und ein Stier sind zehn Rindviecher. (Oberösterreich.)
So sagen Dienstboten und Tagelöhner von harten dummen Bauern.
562. Oft dient Bawren vnd Vnflätern vber Tisch, der ordentlich vnd anständig ist. – Lehmann, II, 489, 8.
563. Reiche Bauern und Zottenhunde halten sich selbst und warm. – Schuller, 23.
564. Rüttelt der Bauer am Joch, gleich pfeifen Junker und Pfaff aus Einem Loch. – Junker und Pfaff, I, 72.
565. Schlage den Bauern, so lobt er, lob' ihn, so tobt er.
It.: Batti il villano, e saratti amico. (Giani, 1756.)
566. Streicht man die Bauern mit an, so thun sie ein mit schmirl. – Gansler, II.
Lat.: Tungentum rusticus ungit.
567. Thet der Bawr, die Welt were bald vergangen. – Petri, II, 545.
568. Twalf Bûren un ên Hund sünd darteu Rekels. – Hauskalender, III.
569. Vom Bauer ein Herr, ist ärger als der Satan.
Masur.: Z gbura Pan, gorszy jak satan. (Frischbier, II, 3038.)
570. Wä em Bûer 'ne Gefalle dêt, dä det ongsem Herrgott en Schmoch a. (Bedburg.)
[922] 571. Wä mer (wenn man) enem Bûr on e Färken tosâmen dem Bürej erâf rolt, so er ömer e Färken båvn (obenauf.) – Röttscher, 27.
572. Wän de Biuer heite Görte schitt, dann ist kolt. – Sauerland.
573. Wån ma in Bauer nåchgeht, plodert eam d' Hosen. (Wien.)
574. Wann de Biuer wüsste, wiat Wärme dä im Mai, hei verbrände Jegen un Plüuge. (Sauerland.)
575. Wann de Biuren nit arbeit, dann könnt de Könige nitt kacken. (Sauerland.)
576. Wann de Biur de Kögge höt, dann is héi in de der lesten Weske. (Sauerland.)
Dann geht es auf den Feierabend mit ihm zu; er muss sie nämlich zweimal hüten: als Knabe und im Altertheil.
577. Wann de Bur Gelt hiät, dann es iäm nitt te wachten (wenn er ins Wirthshaus geräth). (Iserlohn.) – Woeste, 16, 35.
578. Wann me dem Biuer op de Torwen tritt, dat vergitt'te suin ganz Leben nitt.
579. Wann men de Biuren tau in Rothsheer mackt, dat is eben säu gut, es wann em den Bock taum Gäner maket. (Sauerland.)
580. Was der Bauer zertritt, wächst doppelt wieder.
581. Was versteht der Bauer von Pomeranzen!
582. Wat brûkt de Bûr gedröckt warn, he schött ok so genog. (Stallupönen.) – Frischbier, I, 278.
583. Wat de Bûr schött, mot wî ête. – Frischbier, II, 289.
Wortspiel mit schütten (Getreide auf den Boden) fundere und scheissen – cacare.
584. Wat mâkt de kromm Bûr söck ût êne fette Osse, wenn hei keine heft. (Sauerland.) – Frischbier, II, 290.
585. Wat sitt de Bûr up't Pêrd, as de Moder Gods up't Esel. – Bueren, 652.
586. Wat wêt de Bûer vom Gurcken-Salat? He mâkt 'n mit Thrân tô recht un ett'n mit de Messfork. (Mecklenburg.) – Bützower, Ruhestunden XXIV, 57.
587. Wehe dem Bauern, wenn dem Junker der Gaul krepirt.
588. Wéi en rechten Biuren sinnen well, déi mot de Sü'e tweimal héien. (Sauerland.)
589. Wen Bawren anfangen zu wüten, so hilfft an jhnen kein Güten. – Petri, II, 629.
590. Wen de Bûr sparen wil, dann fangt he bi'n köster un pastor an. (Lübben.)
591. Wenn de Biuer de Zeitung lieset, det is gerade, as wenn de Ape in't Uerwerk kicket. (Soest.)
592. Wenn de Buer kênen Affall harr, so könn he mit 'n sülbern Plog plögen. (Bremen.) – Köster, 255.
593. Wenn de Buere Sâd1 un Wullen lange up hêgen maut, dat is, asse wenn 'ne lîke in 'n Hûse steit. – Schambach, II, 459.
1) Raps.
594. Wenn de Bûr e Punz hädd, bråkt, he kên Wîw, denn pungert he sik selbst. (Elbing.)
595. Wenn de Bûr möt Weite (Weizen) in de Stadt fohrt, heft hei de Mötz op't lînk Ohr. – Frischbier, I, 282.
596. Wenn de Bûr ön de Stadt kömmt, freun söck de Kôplied. – Frischbier, I, 283.
597. Wenn de Bûr söck e Zigarr mödde önt Gesicht gestremmt heft, denn glowt hei söck e Herr to sön. – Frischbier, I, 284.
598. Wenn dem Bauern das Vieh steht und die Frauen sterben, kommt er mit der Wirthschaft vorwärts (oder: hat er leicht wirthschaften). – Frischbier, I, 261.
599. Wenn der Bauer am Johannistage geht aufs Feld, so ist sein Gesicht halb auf Lachen, halb auf Weinen gestellt.
Dän.: Bonden kand gaae ad St. Hansdag og vaere baade glad og sorrigfuld (mellem haabog frygt).
[923] 600. Wenn der Bauer auch König würd, der Kerl kommt ihm nicht vom Nacken.
601. Wenn der Bauer auf Hofdielen kommt, so fällt er über die eignen Beine.
Lat.: Garcio cum fuerit curio probra gerit. (Reuterdahl, 372.)
Schwed.: Dragh legho draengh til howa ok haff skam fore. (Reuterdahl, 372.)
602. Wenn der Bauer aufsitzt, so reit' er. – Kirchhofer, 24.
603. Wenn der Bauer den Acker nicht b'scheisst, so b'scheisst der Acker den Bauer. (Oberösterreich.)
604. Wenn der Bauer die Thür selber öffnet, muss kein Gesinde da sein.
Dän.: Der er faa hiemme, naar bonden gaaer selo tie dör. (Prov. dan., 80.)
605. Wenn der Bauer Hunger hat, ist er halber rabiat.
It.: Villano affamato è mezzo arrabbiato. (Giani, 1749.)
606. Wenn der Bauer wird ein Edelmann, guckt er den Pflug mit der Brille an. – W. Müller, Reimsprüche.
607. Wenn der Bûr von Gewen hört, ist glik as wenn de Schlag em röhrt. – Preussische Lehrerzeitung, Spandau 1878, Nr. 120.
608. Wenn die Bauern ihr Messer verloren haben, so stecken sie dafür ein Holz in die Scheiden, bis sie ein anders an die Stelle kauffen. – Harssdörffer, 1620.
So sagte Jemand, als der Papst einen ungeeigneten Gesellen zum Kardinal ernannt hatte.
609. Wenn die Bauern verderben, kann der Herr nichts erben. – Graf, 83.
»Gegen die Bedrückungen der Bauern seitens einzelner Grundherren, welche ihren Unterthanen«, wie Kreittmeier (I, 165) sagt, »die Haut über den Kopf abziehen, die Bauern ausmergeln und zum Bettler machen.«
610. Wenn die Bauern werden rothe Hüte tragen, so kommt der Herrenstaub.1 (Oberösterr.)
1) Tumult, Aufruhr, Bauernaufstand, welche die herrschenden Feudalherren verzagt macht.
611. Wenn die Bawren noch sagen: Herr, ein frölicher Trunk; so soll der Prediger mit jhnen in ehren frölich sein; wenn sie aber anfangen zu sagen: Pfaff, es gilt, so selt er längst zu Hauss seyn. – Petri, II, 641; Henisch, 1250, 17.
612. Wenn die Bawren wollen mit Edelleut zum Bier gehen, so müssen sie Geld oder Haare geben. – Petri, II, 641.
613. Wenn du dem Bu'er luowes un biddes, dann wässet iäm de Maul. (Iserlohn.) – Woeste, 65, 17.
614. Wenn ein alter Bauer stirbt, so lacht das Geld und weint (seufzt) das Feld.
Dän.: Jo aeldre bonde, jo bedere grund; jo aeldre faar, jo tykkre uld. (Prov. dan., 82.)
615. Wenn ein Bauer Schultheiss wird, so meint er, des Reiches Last liege auf ihm. – Opel, 374.
616. Wenn ein Bawer weiss zu pflügen, Mist vnnd Hew zu laden, vnnd zu meyen; so meint er, er weiss so viel als Salomon. – Lehmann, 588, 8.
617. Wenn man dem Bauer die Hand gibt, so hebt sich seine Nase.
618. Wenn man den Bauer im Hintern kratzet, so scheisst er einem in die Hand. – Kirchhofer, 211.
619. Wenn man den Bauern bittet, plodern1 ihm d' Hosen. (Wien.)
1) Weit und locker oder leer sein.
620. Wenn man einem ohnmächtigen Bauer frischen Pferdedreck vor de Nase hält, so kommt er wieder zu sich (lebt er wieder auf).
»Denn man pfleget im Sprichworte zu sagen: einen ohnmächtigen Bawern kan man mit einem frischen Pferdekoth, wenn man im den vor die Nasen helt, auffkühlen, da man hergegen einen Reichen Bornsteinöl umb die Nasenlöcher streichen oder mit allerley Artzneyen von Perlen gemacht, wider zurecht bringen muss.« (Coler, 729b.)
[924] 621. Wenn man einen Bauern bittet, so protzet ihm der Zehrsack. – Kirchhofer, 211.
622. Wenn man einen Bauer mit dem Fuss stösst, so greift er nach der Hand.
Span.: Al villano dadle el pie, y tomarse ha la mano. (Bohn I, 198.)
623. Wenn man einen Bauern schinden will, muss man einen Bauern dazu nehmen. (Rott-Thal.)
624. Wenn man einen Bawren flehet, so wechst jm der Bauch. – Latendorf II, 30.
625. Wenn man eim Bauer bittet, so wird ihm der Bauch gross. – Kirchhofer, 211.
626. Wenn ich a mol war Bauer sein, do hitt' ich mein Gänse (Kühe) zu Pferde, sagte der Ochsenjunge.
Holl.: Als ik eens vrijman word, zee demeid, dan eet ik alle dagen gort met rozijnen. (Harrebomée, II, 232b.)
627. Wenns der Bauwer vermöcht, so dürffte er unserm HERR Gott im Himmel trotzen. – Herzog G.v. Sachsen; Theatr. Diabolorum, 401b.
628. Wer den Bauern frisch zu sauffen gibt, bey (für) den lassen sie Leib und Leben. – Schuppius, Trakt.
629. Wer ein echter Bauer sein will, der muss die Säue zweimal hüten.
Nämlich als Knabe, ehe die Kräfte kommen und als Greis, wenn sie schwinden.
630. Wer mit einem Bauren will handeln vnnd vnbetrogen von jhm kommen, der muss ein Bawern zu sich nehmen, den dritten zu überlisten. – Lehmann, 585, 4.
631. Wer vor Bauern klagt, muss Bauernurtheil leiden. – Graf, 438, 331; Haltaus, 110.
Wenn Jemand klagt, der muss sich, wann der Verklagte eine Gegenklage anstrengen will, auch verklagen lassen, wenn er sonst auch nicht verpflichtet wäre, vor diesem Gericht Recht zu nehmen. (S. Mann ⇒ 666, ⇒ 669 u. ⇒ 670.) (Graf, 438, 317-319.)
632. Wo der pfälzer Bauer seinen Fuss hinsetzt, steht der Wald ab.
So sagen die pfälzer Forstleute in ihrem Stolze, indem sie nichts so sehr hassen, als die Weinbauern, welche nach ihrer Meinung durch das Wegholen des Streuwerks den Waldungen alle Triebkraft benehmen. (Becker, Pfalz, 340.)
633. Wun em den Gebouren de Fiss krät, se geschwaln se'm. – Schuster, 507.
634. Wun em möt dem Gebouren lacht, wird em vum Gebouren ousgelacht. – Schuster, 508.
635. Wusst (wüsste) der Bauer sein Schade, wurd er nit arm. (Oberösterr.) – Baumgarten Ms.
636. Wüsste der Bauer, welch' guter Bissen ein Huhn im Januar wär', so liess' er kein Hühnchen im Hühnerstall mehr.
It.: Se il villan sapesse il sapore della gallina in gennaco, non ne lasceria nessuna nel pollaco. (Giani, 1761.)
637. Zu einem Bauern ist bald einer g'scheidt g'nug. (Oberösterr.) – Baumgarten Ms.
638. Zwei Bauern in Companie fressen Alles, oder werfen es hi.
In Wälschtirol: Doi contadini en compagnia o che i magna tutta, o che i la bulla via. (Hörmann, 23.)
*639. Bauern lausen.
Wird mit »⇒ Nonnen hüten« (s.d.) zu den schwierigsten Geschäften, ja zu den Höllenstrafen gerechnet. (Gartenlaube, Leipzig 1868, Nr. 19, S. 299.)
*640. Betôl dem Bûre de Bottermelk. (Alt-Pillau.) – Frischbier, II, 282.
Aufforderung zum Zuschlagen.
*641. Bûr, magst ôk Kôfoet (Kuhfüsse)? – Frommann, II, 391, 84.
*642. Da ist Bûr de best. – Schütz, I, 194.
Da geht es lustig her.
*643. Darummen henckt sich kein Bauer. – Ayrer, IV, 2710, 7.
*644. Das möcht ein Bawren verdriessen.
Ist sehr verdriesslich. Auf den Bauer wird hier mit Verachtung hingewiesen, weil derselbe im Mittelalter wenig galt. Was einen Bauern verdriesst, muss äusserst verdriesslich sein, da er an Verdruss und Schweiss gewöhnt ist.
[925] *645. Das wird nicht in einem jeglichen Bawern gefunden. – Mathesy, 294a.
*646. Dat du den Bûrén krigst. – Schütz, I, 192.
Glimpfform für: dass der Teufel über dich komme.
*647. Dat kann ein Buer vom Neäsch brook.1 (München.) – Firmenich, III, 517, 63.
1) Neers broich. Um zu sagen: das ist kein Kunststück.
*648. Der Bauer macht's auch so. – Carminau, I, 113.
*649. Der Bauern Wetterglas.
Man versteht darunter die verschiedenen Kleearten, welche beim Herannahen eines Gewitters ihre Blätter zusammenziehen und so das nahende Unwetter sicher verkündigen.
*650. Der Bawr vnder den Doctoren. – Henisch, 29, 19.
Ein Unwissender unter Gebildeten und Gelehrten.
*651. Der Bawr will den Doctor lehren. – Henisch, 722, 4.
*652. Der wird keinem Bauer in die Fenster laufen. (Tolkemit.) – Frischbier, I, 260.
Er ist nicht so böse, als er erscheint.
*653. D'r Pau'r schlêd a noch imm'r ai a Nacka. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 450.
*654. Ein grober Bauer vnd vnausgebackener Midas. – Mathesy, 122a.
*655. Ein westphälischer Bauer würde kaum dafür danken und lieber ein Stück Speck und bon pour Nicol (Pumpernickel) haben wollen. – Schuppius, Schriften, I, 273.
*656. Er hat einen Bauer in einem rothen Wollhemdlein für eine Erdbeere anglugkt. – Kirchhofer, 212.
*657. Er hält einen kalenberger Bauer für eine Erdbeere. – Neues Schlesisches Allerlei, 1784, S. 87.
*658. Er isch e mutteblütscher Bur. (Solothurn.) – Schild, 89, 359.
Mutte = Erdscholle, blütsche = zerschlagen; also ein Erdschollzerschlagender, d.i. hart, schwer auf dem Felde arbeitender Bauer.
*659. Er ist dem Bauer in die Erbsen gefallen. – Kirchhofer, 241.
*660. Es ist ein lateinischer Bauer. (Schwaben.)
Ein solcher, der auf einer landwirthschaftlichen Lehranstalt gebildet worden ist.
*661. Er will den Bauern weiss machen, dass der Fuchs Eier lege.
Dän.: Han vil giöre viis, at reve ligge ey. (Prov. dan., 85.)
*662. Es hat sich wieder ein Bauer erhenckt. – Kirchhofer, 327.
Wird bei stürmischer Witterung gesagt.
*663. Fort so lange der Bauer ein Huhn hat.
Dän.: Lad gaae, mens bonden har en höne. (Prov. dan., 80.)
*664. Hâl' em de Bûr! – Schütz, I, 192.
Glimpfform für: Hol ihn der Teufel!
*665. Halt', Bauer, der Wagen brennt. (Mewe.) – Frischbier, II, 279.
*666. Halt' ein Bauern für 'n Narr'n. (Oberösterr.)
D.h. einen Dümmern als ich bin.
*667. He bruckt em vörn Buren. – Schütz, I, 192.
Er hat ihn zum besten.
*668. He sall gên Bûr in de Fensters lopen. – Kern, 286.
Er weiss, was er zu thun und zu lassen hat; er ist zurechnungsfähig. Wer einem Bauern ins Fenster laufen wollte, würde wol sehr empfindlich begrüsst werden.
*669. Hei öss, wie de Bûre ut Schönföld.
Schönfeld im ostpreussischen Oberlande. Ist die Scheuer voll, so sitzt, wie man sagt, einer der dortigen Bauern auf zwei Stühlen; ist sie halb leer, einer auf einem Stuhl, ist sie ganz leer, so sitzen zwei auf einem Stuhl.
*670. Hol stöll, Bûr, häst Holt öm Rad.
Scherzhafter Zuruf an Bauern, um sie zum Anhalten ihres Fuhrwerks zu bestimmen, mit Hinweis auf die hölzernen Speichen, Felgen u.s.w. (Frischbier, I, 270.)
*671. Ja, ja, wenn der Bauer mit dem Geld kommt.
Wenn die Kinder dies und das fordern, das die Mutter kaufen soll, so wendet sie die obige Redensart vertröstend an.
*672. Kann e Bûr so lewe, nich e mol sin Hund. (Tilsit.) – Frischbier, I, 2362.
Wenn Einem etwas besonders gut schmeckt.
[926] *673. Kein Bawer hat mir das zugetrawet.
*674. Loat den Bûr dat Pock. (Deutz.)
Aergere dich nicht über fremde Dummheiten und Ungehörigkeiten.
*675. Pass up, Bûr, de Börger de kumt. – Schütz. I, 192.
Pflegt jemand zu sagen, dem ein anderer zumuthet, ihm aufzuwarten, um auszudrücken: bist du mehr als ich, dass ich für dich aufpassen u.s.w. soll?
*676. Schît dem Bûrn ön 't Botterfatt. (Alt-Pillau.) – Frischbier, II, 287.
D.i. Kündige ihm den Dienst.
*677. Seht, wie de Bûr nau 'm Düttke (Silbergroschen) springt. – Frischbier, I, 275.
*678. So fragt man dem Bûren de Künst af. – Schütze, I, 192; Frommann, III, 410, 396; Eichwald, 237.
Wenn man sich nicht ausfragen lassen will.
*679. So zieht man dem Bauer die Würmer aus der Nase. (Westf.)
So horcht man sie aus.
*680. Wat brukt de Bûr e Näs. (Goldapp.) – Frischbier, I, 277.
Adelung-1793: Bauer, der · Bauer, das
Brockhaus-1911: Bauer [4] · Bauer [5] · Bauer [6] · Bauer · Bauer [2] · Bauer [3]
DamenConvLex-1834: Bauer, Karoline
Herder-1854: Bauer [4] · Bauer [5] · Bauer [6] · Bauer [1] · Bauer [2] · Bauer [3]
Meyers-1905: Klaus Bauer · König und Bauer · Bauer [1] · Bauer [2]
Pataky-1898: Bauer, Karoline · Bauer, Martin · Bauer, Marie · Bauer, Katharina · Bauer, Martin · Bauer, Marie · Bauer, Klara · Bauer, Emma · Bauer, Charlotte · Bauer, Anna · Bauer, Frl. Anna · Bauer, Karoline · Bauer, Karolina · Bauer, Heribert
Pierer-1857: Bauer [4] · Bauer [5] · Bauer · Bauer [3] · Bauer zu Wöhrd · Bauer [1] · Bauer [2]
Buchempfehlung
Das chinesische Lebensbuch über das Geheimnis der Goldenen Blüte wird seit dem achten Jahrhundert mündlich überliefert. Diese Ausgabe folgt der Übersetzung von Richard Wilhelm.
50 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro