Artikel in der Wikipedia: Donau
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Balkanhalbinsel. I. (Karten) [Detailkarten: ] Belgrad, Sofia, Bukarest, Russland, Ungarn, Rumänien, Serbien, Bulgarien, Türkisches Reich, Kleinasien, Griechenland, Isthmus von Korinth, Athen und Umgebung, Konstantinopel
Balkanhalbinsel. I. (Karten) [Detailkarten: ] Belgrad, Sofia, Bukarest, Russland, Ungarn, Rumänien, Serbien, Bulgarien, Türkisches Reich, Kleinasien, ...

[449⇒] Donau, bei den Alten Danubĭus, im untern Lauf Ister, zweitgrößter Strom Europas, entsteht bei Donaueschingen aus den Schwarzwaldbächen Breg (oder Bregach) und Brigach, steht im Oberlauf unterirdisch mit der Radolfzeller Aach (zum Bodensee) in Verbindung, wird bei Ulm schiffbar, durchschneidet bis Passau die Schwäb.-Bayr. Hochebene, bildet zwischen Turn-Severin und Orsova die Flußenge des Eisernen Tores (s.d.), mündet mit Deltabildung [Karte: Balkanhalbinsel I, 3; Hauptarme Kilia, Sulina, Sankt Georg] nach 2860 km in das Schwarze Meer. Hauptnebenflüsse rechts: Iller, Lech, Isar, Inn, Traun, Enns, Drau, Save, Morawa; links: Altmühl, Naab, Regen, March, Waag, Gran, Theiß, Aluta, Sereth, Pruth. Der Ludwigs-Donau-Main-Kanal in Bayern verbindet D. und Rhein (Main). Die Donauschiffahrt, früher durch Felsenengen, Riffe, Versandung und Serpentinen vielfach gehindert, ist wesentlich verbessert. Namentlich hob sie sich seit 1830 mit Einführung der Dampfboote durch die Donaudampfschiffahrtsgesellschaft in Wien, deren Schiffe jetzt von Donauwörth bis zur Sulinamündung fahren. Zur Regelung und Überwachung der freien Schiffahrt auf der D. bestehen seit 1856 die Europ. Donaukommission (mit dem Sitz in Galatz) und die permanente Kommission der Donauuferstaaten. [⇐449]

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 449.
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[107⇒] Donau (im Altertum Danubius und, im Unterlauf, Ister genannt), ist nächst der Wolga der größte Strom Europas, der bedeutendste Zufluß des Schwarzen Meeres, zugleich die wichtigste Wasserstraße zwischen Mitteleuropa und dem Orient. Der Ursprung der D. liegt am südöstlichen Abhang des Schwarzwaldes auf badischem Gebiet und wird unterhalb Donaueschingen durch die Vereinigung zweier Quellbäche, der am Roßeck 1000 m hoch entspringenden Brege und der 11 km nordöstlich am Hirzwald 1195 m hoch entspringenden Brigach, gebildet, die zuletzt noch eine herkömmlich mit dem Namen D. bezeichnete [⇐107] [108⇒] Quelle aus dem Schloßgarten von Donaueschingen aufnimmt. Nach der Vereinigung der beiden Quellflüsse in dem Becken von Donaueschingen (690 m) strömt die D. in südöstlicher Richtung bis Gutmadingen, woselbst sie in den Schwäbischen Jura tritt und denselben mit verengertem Tal in nordöstlicher Richtung durchbricht. Bei Scheer verläßt die D. den Jura und fließt nun bis Regensburg meist längs des Südrandes dieses Gebirges. Bis Ulm (469 m ü. M.) reicht der Oberlauf des Stromes; sein Gefälle beträgt im Juradurchbruch 1,7 m, unterhalb 0,6 m auf 1 km. Zuflüsse sind auf dieser Strecke: links die Schmiech, Lauchart, Lauter und Blau, rechts die Ablach, Ostrach, Kanzach und die ansehnliche Iller, der erste Zufluß der D. aus den Alpen.

Mit der Illermündung beginnen die Schiffbarkeit des Stromes und sein Mittellauf, der bis zum Paß des Eisernen Tores reicht, durch den Durchbruch bei Theben auf der österreichisch-ungarischen Grenze aber in eine deutsche und eine ungarische Strecke zu teilen ist. Mit der Illermündung fängt auch die erste große Erweiterung des Donautales an, die, 7 bis 15 km breit, sich bis gegen Ingolstadt hinzieht und moorige Landstriche (Donauried und Donaumoos [s. d.]) umfaßt. An der Mündung des Abens schließt sich das Tal wieder, und die D. strömt nun durch den Jura (mit einer kurzen Talerweiterung bei Kelheim) bis Regensburg, wo sie in die große, bis Pleinting reichende Talebene tritt. Bei Regensburg (330 m) erreicht die D. ihren nördlichsten Vorsprung (19°2´), und der Strom wendet sich darauf, im N. von den kristallinischen Gesteinen des Bayrischen Waldes begrenzt, nach SO. Dieses Gestein begleitet die D. bis Krems in Österreich, oftmals aber durchbricht sie dasselbe auch in engen Tälern. Der erste Durchbruch beginnt bei Pleinting; in demselben liegt Passau (287 m). Unterhalb verläßt sie das Gebiet des Deutschen Reiches zuerst mit dem rechten, dann bei Engelhartszell auch mit dem linken Ufer. Auf der Strecke von Ulm bis Passau empfängt die D. links die Brenz, Wörnitz, Altmühl, Nab, Regen und Ilz; rechts die drei großen Alpen flüsse Lech, Isar und Inn und außer diesen die Günz, Mindel, Zusam, Paar, Ilm, Abens, Laber und Vils. Die Breite des Stromes beträgt bei Passau, woselbst der stärkere Inn mündet, 211 m, die Tiefe wechselt von Donauwörth bis Passau zwischen 1,9 und 4,9 m. Sogleich nach ihrem Eintritt in Österreich durchfließt die D. eine nördlich von den Granitplateaus der südöstlichen Ausläufer des Böhmerwaldes und südlich vom Gneismassiv des Sauwaldes eingeschlossene Talenge, die bis Aschach anhält. Darauf folgt das Becken von Eferding und nach einem kurzen Durchbruchstal das Becken von Linz (264 m), durch das die D., viele Inseln bildend, bis nahe an Grein in östlicher Richtung fließt. Nun beginnt das letzte Durchbruchstal in dem Gebiete des kristallinischen Gesteins, das, von der rechtsseitigen Weitung zwischen Marbach und Melk unterbrochen, bis Krems reicht und zu den malerischsten Strecken des ganzen Stromlaufes gehört (Wachau). In demselben finden sich, bei Grein, die beiden Schnellen des Schwalls und des Strudels. Der einst gefährliche »Wirbel« ist durch die Sprengung der Felseninsel Hausstein verschwunden. Von Krems an durchfließt die D., stark verzweigt, das Tullner Becken und nach dem Durchbruch durch die Eocänschichten des Wiener Waldes bei Klosterneuburg (Leopoldsberg rechts und Bisamberg links) das Wiener Becken (Wien 155 m) mit dem Marchfeld, an dessen unterm Ende der Strom das ungarische Gebiet erreicht. Innerhalb Österreichs empfängt die D. auf der linken Seite außer der March, welche die Grenze gegen Ungarn bildet, kleinere Zuflüsse, wie die Krems und den Kamp, auf der rechten Seite die Alpenflüsse Traun, Enns, Ybbs, Erlaf, Pielach, Traisen, Wien, Schwechat und Fischa. Nach dem Durchbruch von Theben zwischen dem Leithagebirge und den Kleinen Karpathen, die hier die Porta Hungarica bilden, tritt der Strom (292 m breit, 6,2 m tief und 131 m ü. M.) aus dem öfterreichischen Staatsgebiet, das er auf einer Strecke von 373 km durchlaufen hat, auf ungarisches Territorium über, dem er in einer Länge von 940 km angehört. Hier durchfließt er das Preßburger Becken oder die oberungarische Tiefebene und bildet, in mehrere Arme geteilt, zwei ausgedehnte Inseln, die Große und Kleine Schütt. Links kommen hier de ut Strom starke Parallelflüsse von den Karpathen zu: die Waag mit Neutra, die Gran und Eipel; rechts strömen ihm von den Alpen die Leitha und Raab zu. Zwischen Gran und Waitzen treten einander der Bakonyer Wald und das Neográder Gebirge so nahe gegenüber, daß der eingeengte Strom diese Strecke in tiefem Bette durchmißt. Zwischen Visegrad und Waitzen umschließt die D. die 30 km lange Andreasinsel, wendet sich dann vor Waitzen plötzlich nach S. und tritt aus der Bergenge in die große niederungarische Ebene. Der Strom behält die südliche Richtung auf 370 km bei; unterhalb Budapest (110 m), wo sich nochmals am rechten Ufer Bergzüge nähern, ändert er seinen Charakter und fließt breit und träge in zahlreichen Windungen zwischen öden Sandufern, Moorflächen und Sumpfwaldungen dahin. Die Breite der D. beträgt unterhalb Budapest 970 m, die Tiefe 7,5–10 m, das Gefälle kaum 0,7 m auf 10 km. Durch die Stromteilungen entstehen große Inseln, namentlich Csepel und Margita. Von Vukovár an wendet sich die D. gegen SO., indem die Fruška Gora und von Belgrad an die serbischen Balkanhöhen an das rechte Ufer treten, und behält diese Richtung auf fast 300 km bei. Das linke Ufer bleibt flach und vielfach versumpft. An Zuflüssen empfängt hier die D. links ihren größten Nebenfluß, die vielgewundene Theiß, und die Temes, rechts die Drau, Save und Morawa. Von Belgrad bis Neu-Orsova bildet die D. die Grenze zwischen Ungarn und Serbien. Bei Bazias treten links Ausläufer der Banater Gebirge heran und engen im Verein mit den serbischen Bergen am rechten Ufer auf eine Strecke von 126 km (bis Kladowo) den Strom vollständig ein. Diese großartige Flußenge, Klissura oder Eisernes Tor genannt, bildete mit ihren Stromschnellen und Felsenbarren bedeutende Schifffahrtshindernisse, die aber durch Regulierungsarbeiten 1890–96 beseitigt worden sind (s. Eisernes Tor 2).

Bei Turn-Severin tritt die D. in imposanter Breite in die walachische Tiefebene. Das linke Gestade ist flach; an das rechte treten nur noch stellenweise mäßige Höhen, wie bei Widin, Rustschuk, Silistria. Die Teilung des Bettes vermehrt sich außerordentlich, und namentlich auf dem linken Ufer treten Wasserstopfungen in Form von Seen, Sümpfen und toten Armen auf. Die Breite des Flusses beträgt bei Rustschuk 1300, bei Silistria 2600 m und steigt zuweilen auf 3,5 km. Von Orsova an ist seine Richtung 103 km weit eine südöstliche, und der Fluß empfängt auf dieser Strecke rechts den Timok, den Grenzfluß zwischen Serbien und Bulgarien; dann strömt er 200 km weit bis Swischtow nach OSO., inzwischen links den Schyl (Jiulu) und die Aluta, rechts den Isker und Osem [⇐108][109⇒] ausnehmend, und verfolgt von Swischtow bis Tschernawoda eine ostnordöstliche Richtung. Auch auf dieser Strecke wird die D. durch zahlreiche Nebenflüsse verstärkt, links münden Ardschisch, rechts Jantra und Lom. Bei Tschernawoda biegt der Strom nach N. um und fließt in dieser Richtung 150 km weit bis Galatz, empfängt unterwegs noch an Zuflüssen (links) die Ialomitza und den Sereth. Bei Galatz wendet er sich nach O. und bald darauf bei der Einmündung des Pruth nach SO., um dem Schwarzen Meer zuzufließen. Der Hauptarm hat bei Braila eine Breite von 900, bei Galatz von 700 m; die Tiefe beträgt 20–40 m. 7 km oberhalb Tultscha teilt sich der Strom in große Mündungsarme, und es beginnt sein Deltaland, eine 2560 qkm große Wildnis mit 3 m hohen Schilfwaldungen, durchschnitten von Flußarmen, Seen und Lachen, belebt von Seevögeln, Wölfen und Büffeln. Die äußersten Mündungsarme liegen 89 km voneinander entfernt. Die drei Hauptarme (s. Karte »Rumänien«) sind: der Kilia-Arm, 111 km lang, der nördlichste und wasserreichste, für die Schiffahrt jedoch der ungünstigste; die Sulina, der mittlere Arm und eigentliche Schiffahrtskanal, 82,5 km lang, 100–130 m breit und zwischen 5 und 15 m tief, an der Mündung durch zwei gewaltige, ins Meer hinausreichende Dämme (1312 und 915 m) geschützt; endlich der St. Georgsarm, der südlichste, 96 km lange Arm, 130–390 m breit und 10 m, vor der seine Mündung sperrenden Barre jedoch nur 1,5 m tief. Auf der kleinen, dem Delta auf 44 km vorliegenden Schlangeninsel erhebt sich ein Leuchtturm.

Verkehrsverhältnisse, Völkerrechtliches.

Die Länge der D. beträgt 2860 km, die Entfernung zwischen dem Ursprung und der Mündung 1684 km, ihr Stromgebiet 805,572 qkm. Die Wassermenge, welche die D. dem Meer zuführt, beträgt im jährlichen Mittel 5848 cbm in der Sekunde. Der Fluß ist sehr fischreich, besonders in Ungarn, und namentlich reich an vortrefflichen Karpfen, Huchen und Hausen. Abgesehen von ihrer Ausdehnung, kommt der D. darum eine besondere Wichtigkeit zu, weil ihr eine vermittelnde Aufgabe inmitten der okzidentalen und orientalen Welt angewiesen ist. Denn einerseits greift die D. im W. tief in das geographisch und kommerziell bedeutungsvolle Rheingebiet hinein, anderseits reicht sie gegen O. zur Küste des für den levantischen Güterverkehr wichtigen Pontus. Kein zweiter Strom findet eine so große Mannigfaltigkeit von Volksstämmen an seinen und den Ufern seiner Nebenflüsse wie die D. Im obern Teil wohnen Deutsche, im mittlern Abschnitt Deutsche, Magyaren, Nord- und Südslawen, im untern Teil Rumänen, Bulgaren, Serben, Russen, Türken und vereinzelt Deutsche: das ist das bunte Gemisch der ca. 42 Mill. Menschen, die das Donaugebiet bewohnen.

Die Schiffbarkeit der D. beginnt bei Ulm, wo sie bereits Schiffe von 200–250 metr. Ztr. Tragfähigkeit trägt; weiterhin, bei Regensburg, wird sie für Schiffe von 600–900 metr. Ztr., beim Eintritt in das österreichische Gebiet für Schiffe von 1000 und noch weiter abwärts von 2–5000 metr. Ztr., ja sogar für Kriegsschiffe fahrbar. Indes hat die Schiffahrt auf der D. mit mancherlei Schwierigkeiten zu kämpfen. Dazu gehören außer den erwähnten Durchbrüchen über Felsgrund die häufigen und plötzlichen Veränderungen des Fahrwassers sowie auch die verhältnismäßig starke Strömung im Oberlauf und eine arge Vernachlässigung des Flußufers im Mittel- und Unterlauf.

In neuerer Zeit wurden sowohl in Bayern als in Österreich-Ungarn bedeutende Korrektionsbauten ausgeführt. Hierzu gehört die Donauregulierung bei Wien, die von 1868–81 mit einem Kostenbetrag von 64 Mill. Kr. ausgeführt ward. Der Strom wurde von Nußdorf bis Fischamend in einem Normalbett (abgesehen vom Donaukanal) mit Hochwasserbett (mittels in entsprechender Entfernung vom Hauptbett ausgeführter Inundationsdämme) konzentriert; ersteres ist 285, mit letzterm zusammen 759 m breit. Außerdem wurde ein Landungskai hergestellt. Die Umwandlung des Wiener Donaukanals in einen Handels- und Winterhafen bildet einen Teil der Wiener Verkehrsanlagen. Die Donauregulierung wurde auch aufwärts bis zur Mündung der Isper und abwärts bis an die ungarische Grenze bei Theben fortgesetzt, woran sich ungarischerseits die Regulierung des der Schiffahrt sehr hinderlichen Stromteils bis Gönyö (unterhalb Raab) anschloß. Auf ungarischem Gebiet wurde ferner die Regulierung der D. bei Budapest und die Beseitigung der Stromhindernisse beim Eisernen Tor durchgeführt. Endlich sind die von der europäischen Donaukommission an den Mündungen des Stromes, insbes. am Sulina-Arm, vorgenommenen Korrektionsbauten zu erwähnen.

Die Befahrung der D. ist (von den Dampfschiffen abgesehen) vorwiegend Talfahrt, da die starke Strömung des Flusses die Bergfahrt sehr erschwert. Sie geschieht mit Flößen und Ruderschiffen, unterhalb Budapest auch mit Segelschiffen und von Regensburg bis zur Mündung mit Dampfern. Der Verkehr auf der D. ist einerseits rein lokal, anderseits ein Handelsverkehr von großer Mannigfaltigkeit. Auf dem Hauptstrom selbst vermittelt vor allem die Dampfschiffahrt einen großen Verkehr in Getreide, außerdem aber in andern Rohprodukten des Ostens und in Industrieerzeugnissen des Westens. Die Ruderschiffahrt befördert Holz, Getreide, Salz, Kohlen, Steine, Ziegel und Kalk. Außerdem führen die zahlreichen Nebenflüsse der D. die verschiedenen Erzeugnisse der von ihnen durchzogenen Länder zu. 1900 bezifferte sich der Schiffsverkehr in Passau auf 3590 Fahrzeuge, der Warenverkehr auf 2,978,400 metr. Ztr.; auf dem Donaukanal in Wien fuhren 1900: 4118 Schiffe mit 2,508,719 metr. Ztr. Waren ein. Den hervorragendsten Anteil an der Vermittelung des Donauhandels nimmt die 1830 gegründete Erste k. k. privilegierte Donaudampfschiffahrts-Gesellschaft. Ihre Betriebslinien (3887 km) umfassen (1902) den Hauptstrom von Regensburg bis zur Mündung und vier Seitenarme desselben (2491 km), ferner die Drau (151 km), Theiß (175 km), Save (samt Nebenflüssen 757 km), den Franzenskanal (125 km), den Franz Joseph-Kanal (73 km) und Begakanal (115 km). Das Aktienkapital der Gesellschaft beträgt 50,400,000 Kr., das Anlagekapital, einschließlich der Anleihen, 80,466,250 Kr. Die Gesellschaft besitzt 154 Dampfboote von 15,190 Pferdekräften und 796 eiserne Schleppboote; mit diesen Fahrbetriebsmitteln wurden 1902: 1,830,045 Personen und 2,054,423 Ton. Güter befördert. Konkurrierende Schiffahrtsgesellschaften von allerdings geringerer Bedeutung sind die Süddeutsche Donaudampfschiffahrts-Gesellschaft (1900 mit 9 Dampfern von 3480 Pferdekräften und 68 Schleppbooten) und die ungarische Fluß- und Seeschiffahrts-Aktiengesellschaft (mit 8 Dampfern von 3860 Pferdekräften und 149 Schleppbooten). Die Kettenschiffahrt ist auf der D. in den Strecken von Wien abwärts nach Preßburg, aufwärts nach Ybbs [⇐109][110⇒] und von Regensburg nach Passau eingerichtet. In neuester Zeit ist an die Schaffung künstlicher Wasserverbindungen der D. mit den andern mitteleuropäischen Strömen geschritten worden; insbes. sollen Schifffahrtskanäle von der D. bei Wien zur Oder, zur Elbe und Moldau und zur Weichsel gebaut werden.

Völkerrechtliche Verhältnisse. Durch den Pariser Friedensvertrag vom 30. März 1856 wurde bestimmt, daß die durch die Wiener Kongreßakte für die Schiffahrt auf den internationalen Strömen festgestellten Grundsätze gleicherweise auf die D. Anwendung finden sollen. Es wurde eine europäische Donaukommission, bestehend aus Vertretern von Deutschland, Österreich-Ungarn, Frankreich, Großbritannien, Italien, Rußland und der Türkei, eingesetzt, die beauftragt wurde, die zur Erhaltung der Schiffbarkeit notwendigen Arbeiten auf der Strecke von Isaktscha bis zu den Donaumündungen auszuführen. Durch den Berliner Vertrag vom 13. Juli 1878 wurde die Strecke neutralen und internationalen Charakters von Isaktscha aufwärts bis zum Eisernen Tor verlängert und auch Rumänien eine Stelle in der Donaukommission eingeräumt. Durch den Pariser, Friedensvertrag wurde ferner eine Kommission der Donauuferstaaten, bestehend aus Abgeordneten von Österreich, Bayern, Württemberg und der Türkei, sowie Kommissaren der Donaufürstentümer behufs Regelung der Schiffahrtsverhältnisse auf der D. eingesetzt. Von den genannten Staaten wurde am 7. Nov. 1857 die Donauschiffahrtsakte vereinbart, welche die, Freiheit der Schiffahrt auf der D. gewährleistet und strompolizeiliche Vorschriften enthält. Vgl. Peters, Die D. und ihr Gebiet, eine geologische Studie (Leipz. 1875); Götz, Das Donaugebiet mit Rücksicht auf seine Wasserstraßen etc. (Stuttg. 1882); Lorenz-Liburnau, Die D., ihre Strömungen und Ablagerungen (Wien 1890); Penck, Die D. (Vortrag, das. 1891); Schweiger-Lerchenfeld, Die D. als Völkerweg, Schiffahrtsstraße und Reiseroute (Wien 1895). [⇐110]

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 107-110.
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Verweise:

Europäische Donaukommission, s. Donau, S. 110.

Donau-Mainkanal, s. Ludwigskanal.

Donauregel, s. Schiffsvermessung.

Donaukommission, s. Donau.

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[244⇒] Donau, 1) (a. Geogr.), dieser Strom Deutschlands kommt im Alterthum unter den zwei Namen Danubius (gr. Danubis) u. Ister (Istros) vor; Einige nennen ihn auch Matoas. Der Name Danubius soll nach Einigen unter den Alten thracisch od. nach Andern scythisch (von Dan, Don, d.i. Wasser), der Name Ister aber celtisch sein, u. die Vezeichnung Danubius wurde für den oberen u. mittleren Lauf, mit verschiedenen Grenzen, gebraucht: bald bis zu den Wasserfällen, od. bis Vindobona (Wien), od. bis zur Grenze von Illyrien, od. bis Pannonien u. Sirnlium, od. bis Axiopolis (Rossova) in Mösien; die als Isler für einen weiteren Lauf bis an seine Mündungen. Als Istros war die D. schon den ältesten Griechen bekannt, sie suchten ihre Quellen bald im Lande der Hyperboreer u. auf den Rhipäen, bald im äußersten Celtenlande, auf den Pyrenäen, so daß sie also ganz Europa durchströmte; allgemein aber galt sie für den größten Fluß Europas. Erst durch die Römer wurde der Lauf der D., welche dieselbe seit ihren Kriegen mit Istrien, 196 v. Chr., kennen lernten, mehr bekannt; sie suchten ihre Quelle in Germanien auf dem Abnoba od. Hercynischen Walde od. auf den Alpen u. scheinen den Schwarzwald für einen Theil der letzteren gehalten zu haben. Auf ihrem östlichen Laufe berührte sie die Südgrenze der Germania magna (s. Deutschland, a. Geogr.), dann die Grenze Pannouiens gegen Dacien u. Daciens gegen Mösien; man gab ihre Breite von 1–3 Stadien an; sie galt für raschen Laufes, sehr tief u. sehr fisch- u. wasserreich , daher schon in ihrem oberen Laufe schiffbar, hatte gelbes, trübes Wasser, viele Fälle u. Strudel (wo diese waren, ist unbekannt), fror aber doch im Winter zu. Die Zahl ihrer Nebenflüsse war nach Herodot 5 auf der Nord-, 10 auf der Südseite, nach Plinius 60 zum Theil schiffbare Flüsse; die Römer hielten schon zu Carnuntum (zwischen Deutsch-Altenburg u. Petronell), Laureacum (Lorch), Comagena (Tulla) etc. kleine Flotten. Die Zahl der Mündungen in den Pontus Euxiuns werden von 2–7 angegeben, von den 7 waren 3 schiffbar, die anderen nur schwach; mit Namen sind deren noch 6 bekannt: die südlichste Peuce (Sacrum ostium od. Pulchrum ostium), Naracustoma (Inariacium), Kalonstoma, Psendostoma, Borconstoma u. Thiagola (Psilonstoma, Spireostoma, Stenosioma); welchen heutigen Namen diese alten entsprechen, ist, da die D. an ihren Mündungen mit der Zeit viele Veränderungen erlitten hat, nicht gewiß. Vgl. Kantancsich, De Istro, Ofen 1798; Kruse, De Istri ostiis, Berl. 1820; 2) (n. Geogr.), der größte Strom [⇐244] [245⇒] Deutschlands u. nächst der Wolga auch Europas, entsteht aus 2 kleinen Bächen, Brege u. Brigach, welche am südöstlichen Abhange des Schwarzwaldes in einer Höhe von 2874 F. in Baden entspringen u. nach ihrer Vereinigung mit einer Quelle, die im Schloßhofe zu Donaueschingen hervorkommt (2176 F. über dem Schwarzen Meere) den Namen D. annehmen. Von W. nach O. durchfließt sie die südlichen Theilevon Baden, Hohenzollern u. Württemberg (wo nach ihr der Donaukreis genannt ist) u. tritt bei Ulm auf die baiersche Hochebene mit NONRichtung (wo der jetzige Kreis Schwaben sonst nach ihr der Unter-Donankreis genannt war) u. geht in dieser Richtung bis nach Regensburg, ihrem nördlichsten Punkte. Hier wendet sie sich nach OSO. u. folgt dem Baierschen Walde (den Kreis Niederbaiern durchströmend, dem sie sonst den Namen Unter-Donankreis gab) bis Passau zur Mündung des Jun. Hier endet der Oberlauf, der durch rauhe, der Wein- u. Obstcultur unzugängliche Länder führt. Bemerkenswerth ist ihre geringe Neigung, als eines Plateaustromes, in ihrem Oberlaufe; daher sie schon bei Ulm, wo sie 230 Fuß breit ist, schiffbar wird. Zwischen Ulm u. Donanwörth beträgt das Gefälle etwa 7 F., von da bis Ingolstadt etwas weniger, bei Regensburg 9 F. auf die Meile. Ihre mittlere Geschwindigkeit im Oberlauf ist 51/2 F. auf die Secunde. Auf ihrem Übergange aus dem oberen in den mittleren Lauf treten die Höhen des Baierischen Waldes, welche den Strom von Regensburg ab begleiten, näher an seine Ufer u. den Vorhöhen der Norischen Alpen (Hausruckwald) gegenüber, wodurch ein abwechselnd aus Felsengen u. kleinen seeartigen Erweiterungen zusammengesetztes Durchbruchsthal entsteht, das von dem Strome in einem 400–2400 Schritt breiten Bette, oft mehrarmig, Anfangs mit mäßigem Falle, dann, namentlich zwischen Grein u. Krems, in schnellerem Laufe (Donauwirbel bei dem Schlosse Struden) mit gefährlichen Wirbeln durcheilt wird. Das Gefälle beträgt zwischen Passau u. Linz 11 F., von da bis Wien nur 8 F. auf die Meile; die mittlere Geschwindigkeit 41/2 F. Unterhalb Wien tritt die durch viele u. große Inseln (Loban) getheilte D. auf das österreichische Tiefland, welches bei der Mangelhaftigkeit der Wasserbauten den jährlichen Verwüstungen des Stromes ausgesetzt, baumlos, in der Nähe des Stromes beinahe unangebaut u. wüst ist, während das Durchbruchsthal landschaftliche Schönheit u. Fruchtbarkeit, namentlich Reichthum an Wein, vereint. Auf der Ostgrenze jenes Tieflandes treten von S. das Leithagebirge, von N. die Ausläufer der kleinen Karpathen an den Strom; diese Gebirge durchbricht die D. von Fischament bis Presburg, um auf die durch Fruchtbarkeit u. Anban gleich ausgezeichnete oberungarische Tiefebene zu gelangen, wo sie unter vielen andern Inseln bes. die große u. kleine Schütt (s. d.) umschließt. Presburg liegt nur 400 F. hoch; daher ist von hier aus das Gefälle der D. sehr gering u. für die Schifffahrt bis auf einzelne Stellen sehr vortheilhaft. Wo sie die letztere Ebene verläßt, durchfließt sie bei Wiszegrad die auf dem linken Ufer durch das Neograder Gebirge, auf dem rechten Ufer durch den Bakonywald gebildete Enge, tritt auf die niederungarische Ebene, wendet sich bei Waitzen rasch nach S. u. zieht langsam u. in unzähligen Schlangenwindungen dahin, mit ihren Armen viele Inseln umschließend, von denen die St. Andreas-, Czepel- u. Margitta-Insel die größten sind. Von Pesth ab ist das linke Ufer ganz eben, von weiten, einförmigen Steppen, stellenweise von großen Sumpf- u. Moorflächen, Waldungen u. Schilfdickichten begleitet, während das rechte Ufer bis Mohács von sansten Höhen, von hier bis Vukovár von flacher, sumpfiger Gegend, weiterhin von den syrmischen Hügeln u. den serbischen Balkanzweigen begrenzt ist. Erst unterhalb der Draumündung gewinnt sie mit OSORichtung wieder schönere Gegenden u. erreicht die Verengung, welche einerseits die transsylvanischen Granitberge, andrerseits die serbischen Kalkgebirge (Haiduckigebirge) verursachen. Bis dahin 2000–2600 F. breit, wird sie auf 800 bis 1000 F., später noch mehr eingeengt u. durchläuft diese 17 Meilen lange Enge, Klysura genannt, auf der Strecke von Alibeg bis Gladowa mit sieben Stromschnellen: Stanka, Kozla u. Döcke, Izlasz u. Tachtalia, Greben, Intz, Kazan u. endlich dem Eisernen Thore (Demir-Kapi), der gefährlichsten Stelle auf der ganzen D., nahe unterhalb Alt-Orsova, schon auf türkischem Gebiet. Zwischen hohen Ufern auf 600 F. eingeengt, stürzt sie mit einer Geschwindigkeit von 10–15 F. in der Secunde u. mit einem Gefälle von 16 F. für den 7200 F. langen Paß über die bei niederem Wasserstande hervorstehenden Riffe: Florau mika, die beiden Golubacskas, Czifuzikamen, Piatra Kumyere, Reskival. Zur Römerzeit wurde dieser Strudel durch einen Kanal umgangen, von dem noch Spuren vorhanden sind. Bei Gladova verläßt die D. ihre enge Felsenstraße, beginnt ihren Unterlauf u. tritt auf das bulgarisch-walachische Tiefland, wo sie, bei Widdin ORichtung annehmend, am Fuße der äußersten Hügel des Balkan seebreit hinströmt u. ungeheure mit Schilf u. Rohr bewachsene Sümpfe u. große Inseln bildet, in ruhigen Laufe u. einförmiger Öde. Bei Czernavoda, wo sie nur noch 8 Meilen vom Meere entfernt ist, wendet sie sich plötzlich nach Norden u. legt so noch einen Weg von 40 Meilen zurück. Bei Hirsova enden die letzten Uferhügel; oberhalb Galacz bei der Serethmündung nimmt sie wieder ORichtung. Auf diesem letztern Laufe scheidet sie die Walachei u. Moldau von dem türkischen Gebiet, weshalb man jene beiden Länder die Donaufürstenthümer zu nennen pflegt. Oberhalb Tultscha beginnt das Donaudelta, ein schilfbewachsenes, sumpfiges Inseldreieck, durch dessen morastigen Boden sich der Strom in unzähligen Kanälen wie mit Austrengunghindurchwindet, um sich in 3 Hauptmündungen, Chilia, Sulina, Georgiewskoi, u. mehreren kleineren Armen mit dem Schwarzen Meere zu vereinen. Der Größe des 370 Meilen langen Stromes (der directe Abstand der Mündung von den Quellen beträgt 220 Meilen) entsprechen die Nebenflüsse. Im obern Donaubecken fließt der D. von der Nordseite kein bedeutender Fluß zu; nur Altmühl, Nab u. Regen, die alle bei Regensburg münden, sind historisch wichtig; von der Südseite dagegen kommen die mächtigeren Alpengewässer III. er, Lech, Isar, Inn, Traun, Enns. Isolirt zwischen dem oberen u. mittleren Boden steht die March, die mit ihrem Zuflüsse Taya ein abgeschlossenes Nebenbecken bildet. Im mittleren D-becken finden sich die bedeutendsten Nebenflüsse: links Waag, Neitra, Grau u. Ipoly in den Thälern der Karpathenarme, dann die Theiß, rechts Raab, Dran u. Sau; zwischen dem [⇐245][246⇒] mittleren u. unteren D-becken die Morava von Süden. Im untern Becken rechts keine bedeutenden Nebenflüsse, nur der historisch wichtige Isker; links dagegen Aluta, Sereth u.Pruth. Das Stromgebiet der D. umfaßt einen Flächengehalt von 14,400 QM. Zu demselben gehören zahlreiche Seen, von denen die bedeutendsten sind: der Ammer-, Wurm- u. Chiemsee im südlichen Baiern, der Alter-, Mond-, Traun- u. Hallstädter See in Oberösterreich, der Klagenfurter See in Kärnten, der Neusiedler- u. Plattensee in Ungarn. In Beziehung auf die Schönheit der Landschaften kann die D., die ihre schönen Punkte nicht, wie der Rhein, auf Einen Punkt zusammengestellt, sondern auf die ganze Strombahn vertheilt hat, mit dem Rheine nur in dem österreichischen Berglande von Passau bis Krems wetteifern; ja einzelne Partien übertreffen die Rheinlandschaften durch Erhabenheit der Gegenden, Höhe der Berge, Wildheit der Gehänge, die malerische Pracht einzelner Ansichten, die romantische Wildheit der Strudel u. Wirbel, u. auch an der untern D. entschädigen manche interessante Ansichten, namentlich aber die Engpässe der Stromschnellen mit ihrem von menschlicher Cultur unberührtem Charakter, für die Einförmigkeit u. Öde des größeren Theils des Laufes. Vgl. Schultes, D-fahrten, 1819–27, 2 Bde.; Koch, Die D-reise von Linz bis Wien, 2. Aufl. 1840 Müller, Die D. von dem Ursprunge bis zu den Mündungen, 1839 u. 1844, 2 Bde.; Derselbe, Die D. von der Einmündung des Ludwigskanals bis Wien, 1844; von Rally, Die D-reise von Regensburg nach Linz, 1844; Wolf u. Bartlet, Die D., 1844; Groß-Hoffinger, Die D., 1846; Schmidt, Die D. von Ulm bis Wien, Lpz. 1857.

Die Schiffbarkeit der D., bei Ulm beginnend, erhält erst durch die Aufnahme des Lech u. noch mehr des Inn Bedeutung. Seeschiffe steigen bis Rustschuck hinauf. Doch stehen ihrer Befahrung eine Menge physischer Hindernisse entgegen. Dahin gehören: die Schnelligkeit der Strömung bis Wien, welche die Bergfahrt erschwert; die Felsenriffe, Strudel u. Wirbel in Österreich; plötzliche Veränderungen des Fahrwassers, die zahllosen Krümmungen u. die durch dieselben veranlaßten Sprengwinde, schlechte Leinpfade, an gefährlichen Orten angelegte Brücken mit engen Bogen, die große Verflachung des Bettes in den ungarischen Ebenen, wie z.B. oberhalb Gönyö, vor Allem aber die Stromschnellen u. Felsenriffe am Beginne des unteren Laufes, wo es allerdings der Dampfschifffahrt gelungen ist, die 6 oberen Stromschnellen durch Boote von geringer Tiefe u. von starker Maschine zu überwinden, während in dem Eisernen Thore (s. oben) die Dampfschifffahrt noch immer bei niedrigem Wasserstande häufig unterbrochen ist u. die Reisenden diese Strecke auf Ruderbooten od. zu Lande zurücklegen müssen. Ferner gehören hierher die ungünstigen Verhältnisse der Mündungsarme, in denen schmales Fahrwasser u. viele Krümmungen, sowie Sandbarren vor dem Ausfluß u. der Mangel eines sicheren Hafens der Schifffahrt große Hindernisse entgegensetzen. Die Anwendung des Dampfes gab aber die Kraft, die Strömung zu überwinden, der Bau von Dampfschleppern erleichterte das Aufwärtsführen von Lasten noch mehr; ein neues System der Flußregulirungen, namentlich die Adoption der Parallelbauten, vertiefte die Wasserbahn mehr u. mehr, Sprengungen der Felsenriffe verminderten die Schwierigkeiten in den Stromschnellen, Schifffahrtsverträge zwischen den Uferstaaten erleichterten den Verkehr, Eisenbahn- u. Straßenbauten, sowie die Anlage von Kanälen (Ludwigs-, Neustädter-, Kaiser Franz-, Begakanal) vervollständigten die Verbindungen. Gleichwohl wird aber die Schifffahrt auf der D. erst den ihr gebührenden Aufschwung nehmen können, seitdem die durch den Pariser Frieden von 1856 eingesetzte Uferstaaten-Commission die Bestimmungen für vollständige Schifffahrtsfreiheit ausgearbeitet u. am 7. Nov. 1857 zum Beschlusse erhoben hat. Dieser Vertrag ist freisinniger als irgend einer der früheren, welche über sogenannte conventionelle Ströme abgeschlossen worden sind. Er gewährt den, nicht den Uferstaaten gehörenden Schiffen in vollem Grade das Recht, aus dem Meere nach jedem beliebigen Punkte zu fahren, ohne unnöthigen Belästigungen od. ungerechtfertigten Ausgaben unterworfen zu sein; die Uferstaaten behalten dagegen das Vorrecht der eigentlichen Flußschifffahrt. Eine andere, gleichfalls durch den Pariser Frieden eingesetzte sogenannte Europäische Commission hat ihre Untersuchungen darauf gerichtet, in welcher Weise an den Mündungen der D. die Schifffahrtshindernisse beseitigt werden können, denn obgleich Österreich sofort nach dem Rückzuge der Russen von der D. möglichst bemüht war durch Herstellung eines geregelten Leuchtthurmdienstes u. durch Ausbaggerung der Sandbarre an der Sulinamündung die Schifffahrt zu erleichtern, so genügt es dennoch den Anforderungen nicht, da immer erst kaum 10 Fuß Wasser über der Sandbarre steht. Im Auftrage der Regierungen hat man nun die Mündungsebene neu untersucht, um, wenn möglich, eine bessere Passage, als sie die Sulina gewährt, auszufinden. Etwa bis zu Ende des vorigen Jahrh. wurde die Schifffahrt fast ausschließlich auf dem St. Georgsarme, dem eigentlichen Hauptstrome, bewerkstelligt; durch das Zusammentreffen ungewöhnlichen Donauhochwassers u. eines heftigen Seesturmes wurde die Ausmündung jedoch stark versandet u. in 3 Arme getheilt, wodurch das Einlaufen der Seeschiffe unmöglich wurde. Weil nun die Schiffer an der Mündung des Sulinaarmes ein tieferes Fahrwasser vorfanden, fuhren dieselben von dieser Zeit an lediglich in diesen Kanal ein. So lange das Mündungsland zum Osmanenreiche gehörte, waren die Türken bemüht, theils durch Einengung des Fahrwassers mittelst Pallisaden, theils durch Aufscharren der Sandbarren die Tiefe des Fahrwassers zu erhöhen od. wenigstens zu erhalten. Nachdem jedoch Rußland durch die Verträge von Bukarest (1814), von Akjerman (1826) u. von Adrianopel (1828) gänzlich in den Besitz der Donaumündungen gelangt war, wurden die Verhältnisse für die Schifffahrt viel ungünstiger, wohl zumeist, weil Rußland durch Beeinträchtigung der Donauschifffahrt Odessa zu heben gedachte. Die Sulina versandete mehr u. mehr, an der Mündung aufgestellte Beamte legten dem Verkehr allerlei lästige Hemmnisse in den Weg, der Leuchtthurm wurde schlecht bedient, u. so entstanden nicht nur Schwierigkeiten, sondern auch große Gefahren für die Schifffahrt. Obwohl nun Österreich, für welches bei zunehmendem Handelsverkehr die freie Schifffahrt eine Lebensfrage geworden war, diesen Übelständen dadurch zu begegnen [⇐246][247⇒] suchte, daß es mit Rußland am 10. Septbr. 1840 zur Abstellung der bestehenden Verhältnisse eine Convention schloß, so fruchtete dieselbe dennoch wenig, die Vertiefungsarbeiten an der Mündung unterblieben u. 1845 war die Wassertiefe über der Sandbarre auf 71/2 Fuß gesunken, so daß größere Seeschiffe, selbst nach Lichtung der ganzen Ladung, nicht mehr in die Sulina einzufahren vermochten. Unter diesen Umständen gewann die Befürchtung Raum, die Mündungen möchten nach u. nach dem Verkehr gänzlich verschlossen werden. Es wurde daher bei Gelegenheit der Friedensverhandlungen in dem letzten Russisch-türkischen Kriege die Befreiung der Donaumündungen von dem russischen Zwange mit zu einem der Punkte erhoben, an welche sich die Beilegung des Conflictes im Oriente knüpfte. Der Frieden zu Paris (1856) verdrängte Rußland von der D., die Schifffahrt wurde für alle Staaten frei, die Übelstände an den Mündungen sollen durch die sogenannte Europäische Donaucommission gehoben werden. Die Untersuchungen, welche diese Commission hat anstellen lassen, scheinen zu ergeben, daß die vortheilhaftere Fahrstraße der St. Georgsgrm sein würde, noch ist darüber jedoch nicht endgültig entschieden. Der Georgsarm fließt nach SO., die Sulina nach O., daher sind die herrschenden Winde aus NO. für den ersteren günstiger als für den letzteren; der Georgsarm hat nicht so viele Windungen u. weniger Sandbänke als die Sulina, von Pferden od. Menschen gezogen, können die Schiffe in demselben dicht am Ufer fahren. In der Sulina sind 5–6 Sandbänke, welche die an sich zu geringe Breite des Fahrwassers ungemein beschränken u. der Schifffahrt große Vorsicht auferlegen; am meisten hinderlich sind die beiden Brücken, von denen eine gerade an der Spitze der Insel, welche den Georgskanal von der Sulina trennt, u. die andere fast in der Mitte dieses Deltaarmes liegt. Am Georgsarm ist der Boden kulturfähig, es lassen sich daher Stationen anlegen, in welchen Menschen u. Pferde zum Schiffsziehen vorhanden sind, die hohen Ufer des Kanals gestatten bequeme Leinpfade; der Georgsarm hat durchgängig mehr als die doppelte Breite als die Sulina u. eine fast doppelte Tiefe des Fahrwassers, an seiner Mündung kann ohne große Schwierigkeit ein sicherer Hafen angelegt werden, während die Schiffe in der Sulinamündung bei weitem mehr von den Nord- u. Nordostwinden zu leiden haben u. außerdem der Raum zu einem geräumigen Hafen mangelt. Wenn die Länge des Georgsarms um 1/5 die der Sulina übersteigt, so wird das wieder durch die südlichere Lage des ersteren ausgeglichen. Die ganze Regulirung des Georgskanals sammt der Schiffbarmachung seiner Mündung hat man mit einem Kostenaufwande von 3,700,000 Gulden veranschlagt, zur Erhaltung der Arbeiten sollen jährlich 65,000 Gulden erforderlich sein; gegenüber der hierdurch zu erreihenden Vortheile nur sehr geringe Summen. Es kann nicht zweifelhaft sein, daß der Verkehr auf der D., so bedeutend er auch schon seit Anwendung der Dampfkraft gegenwärtig gewesen ist, sich noch ungemein steigern werde, wenn erst alle Hemmnisse der Schifffahrt, physische wie künstliche, beseitigt sein werden u. der Strom seinen Rang als wichtigste Verkehrsader zwischen Occident u. Orient einnimmt. Schon haben sich fremde Gesellschaften: Engländer, Franzosen u. auch Türken zur Befahrung des Stromes mit Dampfschiffen gebildet, um den bisher in Thätigkeit gewesenen Concurrenz zu machen. Eine Strecke von mehr als 500 Meilen wurde schon bisher von den Dampfern der Bairischen, der Württembergischen u. der Österreichischen Gesellschaften auf dem Strome u. seinen Nebenflüssen (Inn, Drau, Theiß, Sau, Maros u.a.) befahren. Bei weitem oben an stand der Verkehr der Österreichischen Donaudampfschifffahrtsgesellschaft, welche 1856 nicht weniger als 112 Dampfer (die eine Dampfkraft repräsentiren, welche die gesammte zur Schifffahrt angewendete Dampfkraft in Preußen u. Dänemark zusammen übersteigen) u. 454 Schleppschiffe in Betrieb hatte. Die Österreichische Gesellschaft wurde 1828 gegründet, die Bairische 1838, die Württembergische 1843. Allein von der Österreichischen Gesellschaft wurden 1855 fast 1,400,000 Reisende u. mehr als 17 Mill. Ctr. Waaren befördert, außerdem Baarsendungen im Betrage von 54 Mill. Gulden, 251,473 Schweine, 5330 Pferde u. Hunde, 5084 Wagen, 662 Claviere u. Flügel u.a.m.; die Gesammteinnahme der Gesellschaft betrug mehr als 91/4 Mill. Gulden.

Hinsichtlich der Weltstellung hat die D. einen sehr scharf ausgeprägten eigenthümlichen Charakter. Durch ihren Lauf von W. nach O. theilt sie das mittlere u. östliche Europa in 2 ungleiche Theile, einen südlichen u. nördlichen, ist so der Centralstrom Europas u. wird so die natürliche Hauptstraße für die Vermittlung des Osten mit dem Westen. Im Ganzen ein isolirtes, auf sich selbst gewiesenes Flußsystem, das von gewaltigen Gebirgsmauern umgeben ist, gewährt die D doch verschiedene Öffnungen gegen andere Flußgebiete, die sehr wichtig für den Verkehr geworden sind. Am meisten geöffnet ist die D. bei ihren Quellen u. bei der Mündung; daher zu allen Zeiten ein gewaltiges Strömen der Völker in diesen Richtungen. Bei den Quellen tritt die D. am meisten in Berührung mit dem Rhein; daher zu allen Zeiten die innige Verbindung des D-landes mit dem Rheinland u. Frankreich. Darauf beruht die Bedeutung Ulms u. Augsburgs, darauf die Wichtigkeit der Verbindung beider Ströme durch einen Kanal, ein Bedürfniß, welchem der Ludwigskanal (s.d.) noch nicht entspricht, da seine regelmäßige Befahrung erst nach einer Regulirung des Main möglich wird. An ihrem nördlichsten Punkte dringt die D. am weitesten in Deutschland ein, u. dies ist der Punkt, wo Regensburg über Nürnberg den Verkehr Mitteldeutschlands mit dem D-lande vermittelt, während die bequemen Übergänge in das nach der D. gerichtete obere Elbgebiet die Straße für den Verkehr mit Norddeutschland bilden u. Linz zum Stapelplatz dieses Handels machen. Die March verbindet die D. mit der Oder, Weichsel u. Ostsee u. bietet über Olmütz u. Brünn eine eben so wichtige Handels als Militärstraße, welche, da sie schon mehrmals Barbaren nach Deutschland geführt hat, zu steter Wachsamkeit auffordert. Im Süden sind die oberen D-länder am stärksten isolirt; doch ersetzt die Nähe des Adriatischen Meeres, das sich der D. bis auf 40 Meilen, den Quellen der Nebenflüsse bis auf 12 u. 30 Meilen nähert, den Mangel zahlreicher u. bequemer Übergänge. Das Adriatische Meer mit Triest (früher Venedig) ist einer der hauptsächlichsten Stapelplätze der D. in Bezug auf den Handel nach Griechenland, Kleinasien u. [⇐247] [248⇒] Ägypten (s. Lloyd); daher trotz der ungünstigen Naturverhältnisse stets ein lebhafter Verkehr, daher zu dessen Erleichterung die großartigen Straßenbauten. Dieser Umstand macht Wien, wo sich die Verkehrslinien kreuzen, zur ersten D-stadt u. verleiht derselben ihre Bedeutung hinsichtlich des Handels u. ihre Berühmtheit in der Geschichte. Im mittleren D-becken vermittelt das flache Theißgebiet zwischen den Gebirgen der Tatra u. von Siebenbürgen die Verbindung der D. mit den slawischen Strömen Weichsel Dnjepr u. Dnjestr; daher von hier auch stets der Einbruch östlicher, namentlich slawischer Völker, u. noch jetzt ist hier für Deutschland eine stete Gefahr. Pesth, die 2. Stadt der D., genießt hier dieselben Vortheile, wie Wien. Äußerst wichtig ist das Thal der serbischen Morava, welches den Verkehr der D. mit dem Ägäischen Meere, der Dardanellenstraße, Constantinopel u. Kleinasien durch die sich nähernden Thäler des Isker u. der Maritza vermittelt, um so mehr, da unterhalb der Moravamündung der Verkehr auf der D. durch das Eiserne Thor so sehr beschränkt wird. Deshalb verließ hier der friedliche wie der kriegerische Verkehr zu allen Zeiten zum größten Theile die D. u. folgte der Morava, u. es bildete sich die wichtige Straße durch jene Thäler nach Constantinpel u. Salonichi, die für die D. eine ähnliche Bedeutung haben, wie Triest, nur daß Belgrad in den Händen der Türken nicht den seiner Lage gebührenden Aufschwung nehmen kann. Das untere nach dem Schwarzen Meere u. den Pontischen Steppen geöffnete u. ungeschützte D-land bot, da die Bodenproduction desselben sich von der jener Länderstrecken wenig unterscheidet, stets nur wenig Handel dar, desto mehr kriegerischen Verkehr: es lockte stets die nordöstlichen Völker an, u. ungehindert drangen die Barbaren ein, um das Land bis zum Eisernen Thore zu besetzen, ähnlich wie in neuerer Zeit die Russen eindrangen, die den germanischen Einfluß bedrohten u. den Handel, dessen Sitze hier namentlich Galacz ist, zu untergraben suchten. Mit der gegenwärtigen Erschließung der Donau beginnt eine neue Epoche für die weiten Länder des Strombeckens. Für Deutschland eröffnet sich der directe Verkehr mit dem Orient, Ungarn tritt in eine neue Ara u. die Ausbeutung seiner Bodenschätze kann energischer beginnen. Und wenn, wie sich vermuthen läßt, das ungarische Becken zugleich ein großes Kohlenlager ist, noch unendlich mächtiger als die schon bekannten reichen Gruben Siebenbürgens u. der Militärgrenze, dann wird dadurch dem südlichen Rußland, auf dessen Entwickelung die russische Regierung gerade jetzt außerordentlich bedacht ist, das wirksamste u. unentbehrlichste Hülfsmittel zum Erblühen jener Provinzen geboten u. der Grund zu einem nicht zu ermessenden Wechselverkehr gelegt. Die Donaufürstenthümer u. Bulgarien, von der Natur zur Getreidekammer des westlichen Europas bestimmt, werden erblühen u. Millionen Joche des fruchtbarsten Bodens werden sich dort dem Pfluge u. dem Anbau erschließen.

Die strategische Wichtigkeit der D. beginnt an demselben Punkte, wo sie schiffbar wird, bei Ulm, das deswegen befestigt ist. Weiter ist diese Wichtigkeit anerkannt durch die Festungen Ingolstadt u. Passau in Baiern, Linz in Österreich, Komorn, Ofen u. Peterwardein in Ungarn, Neu-Orsova in der Militärgrenze, Belgrad, Widdin, Nikopoli, Rustschuck, Silistria, Braila in der Türkei, alle am Hauptstrome, nicht minder durch Finstermünz u. Kufstein am Inn, Olmütz an der March, Eszek an der Drau, Karlstadt an der Kulpa, Munkacs, Arad u. Temesvár, Kronstadt u. Klausenburg im Theißgebiete, Nissa im Gebiete der Morava u. viele andere. In allen großen Bewegungen Europas, von den Argonauten, Darius, Alexander, Trajan, Attila, Karl dem Großen, Rudolf von Habsburg, Hunyades, Soliman, Dschingis Khan, Eugen bis herab auf Napoleon, Kossuth u. den neuesten Russisch-türkischen Krieg spielte die D. eine bedeutende Rolle. Sie stellt sich im Gegensatze anderer Ströme als eine Straße des Durchzuges dar. Häufig führte sie die wilden asiatischen Horden nach Westen, oft nach Deutschland, die germanische Cultur mit der Vernichtung bedrohend, so die Hunnen, Awaren, Bulgaren. Petschenegen, Kumanen, Jassen, Magyaren, Mongolen, Türken u.a., denn die D. bildete keine Operationslinie gegen den Andrang aus O., wie die nach N. strömenden Flüsse, u. in dem Donaulande dauerten die Stürme der Völkerwanderung länger, als in irgend einem andern. Aber nach hartem u. langem Kampfe führte sie eben so sicher das germanische Element (Karl der Große, Kreuzfahrer, Habsburger etc.) nach O., welches hier am weitesten veredelnd vorgedrungen ist. Aus diesem langen Kampfe zwischen Gesittung u. Barbarei, sowie aus dem Umstande, daß die D. auch von den Bewegungen aus N. u. aus S. gekreuzt wurde, erklärt sich die merkwürdige Verschiedenheit der Donauvölker, so daß es kein bedeutendes Volk in Europa gibt, das hier nicht seine Repräsentanten hätte: der Westen fiel der occidentalischen Cultur, der Osten größtentheils der asiatischen Barbarei anheim. Die Deutschen (Alemannen, Schwaben, Baiern u. Österreicher), füllen das obere Becken fast ganz aus, mit nur geringen Ausnahmen, wie das von Rätoromanen besetzte Engadin, sind aber auch in größeren Gruppen im mittleren u. unteren Gebiete angesiedelt; die Slawen behaupten namentlich das mittlere Becken in eine Menge Stämme u. Unterabtheilungen getheilt, der Herrschaft verschiedener fremder Völker unterworfen, nicht so massenhaft zusammenwohnend wie die Deutschen, sondern durch die Deutschen, Magyaren u. Walachen in 2 Hälften gesondert: im N. die Morawer, Slovaken u. Ruthenen, die Letzteren ein Keil des russischen Volkes in das Donaugebiet; im S. die Slowenen, Kroaten, Serben u. Bulgaren, Letztere im unteren Becken. Im mittleren Becken wohnen ferner die Magyaren, deren Nationalfluß die Theiß, der Parallelstrom der D., ist, das einzige Volk, welches ganz auf die D. gewiesen ist. Im untern Tieflande sitzen die Dacoromanen od. Walachen, die jedoch auch im mittleren Becken zahlreich zerstreut sind. Dazu kommen noch als vereinzelte Einwanderer Italiener, Franzosen, Deutsche aus anderen Gebieten herstammend, Griechen, Türken, Juden, Armenier u. Zigeuner. Schlägt man die Donauvölker zu 40 Mill. an, so zählen die Deutschen 14, die Slawen nicht ganz 12, die Magyaren nicht ganz 6, die Walachen 6 Mill. Die Deutschen nehmen nicht nur durch ihre Zahl, sondern auch durch ihre Bildung u. Industrie die erste Stelle ein: sie haben der D. die Gesittung gebracht u. dieselbe zu einem deutschen Strome gemacht. Die Gefahren, welche [⇐248][249⇒] seit einem Jahrhundert durch das Vordringen der Russen dem deutschen Einflusse drohten, sind für jetzt durch die Befreiung des untersten Donaulandes von russischer Herrschaft gehoben, das Schwarze Meer hat wieder aufgehört ein russisches Binnenbecken zu sein u. vermittelt den ungehinderten Verkehr aller europäischer Nationen mit Asien u. der Handel mit der Levante verräth die Neigung, die Wege des Mittelalters wieder zu gewinnen: das Alles verspricht eine Blüthe des Verkehrs, wie sie selbst in den glänzendsten Zeiten des Mittelalters nicht erreicht worden ist. Der Plan, den untersten Lauf der Donau durch einen Kanal von Czernawoda nach Kustendsche zu verkürzen, so ernstlich er auch zeitweilig in Erwägung gezogen wurde, seitdem Rußland zu ernsten Befürchtungen Veranlassung gegeben, hat sich bei näherer Untersuchung als unausführbar herausgestellt u. hat im Übrigen durch die Verdrängung Rußlands vom Mündungslande auch seine Dringlichkeit verloren. Gleichwohl hat noch gegenwärtig verlautet, daß die Pforte von englischen Ingenieuren eine Eisenbahn zwischen Czernawoda u. Kustendsche anlegen lassen wolle. Als die wichtigsten Übergangspunkte über den Strom sind bekannt: Ulm, Donauwörth, Ingolstadt, Regensburg, Straubing, Passau, Linz, Stein, Wien, Presburg (Schiffbrücke), Komorn, Gran, Pesth-Ofen (Kettenbrücke, die letzte feste Brücke), Peterwardein, Orsova, an der Timokmündung, ober- u. unterhalb Widdin, die Furt bei Acer Palanka, die oberhalb der Schilmündung, bei Izlaß, bei Nicopoli, Giurgewo, zwischen Utaritza u. Silistria, bei Braila, bei Galacz. [⇐249]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 244-249.
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Verweise:

Donauländer, Gesammtname der Moldau, Walachei u. Serbien.

Donaugesellschaft, gelehrte Gesellschaft in Ofen, s.u. Akademie X.

Donaufürstenthümer, Gesammtname der Moldau u. Walachei.

Donauweine, s. Österreichische Weine.

Ludwigs-Donau-Main-Kanal, s. Ludwigskanal.

Main-Donau-Kanal, so v.w. Ludwigskanal.

Donaudelta, s.u. Donau.

Donauberge, Berggruppe des südlichen Theils des Böhmerwaldes, s.d. 1).

Donau-Main-Kanal, so v.w. Ludwigskanal.

Main-Donaukanal, so v.w. Ludwigskanal.

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[429⇒] Donau (bei den Römern Danubius), der Hauptfluß Europas, obwohl der Wolga an Länge des Laufs und Größe des Gebiets nicht ganz gleichkommend, durchströmt Mitteleuropa und ist der directe Wasserweg nach Asien. Ihre Quellbäche, Brege und Brigach, sind am östl. Abhange des Schwarzwaldes und vereinigen sich bei Donaueschingen mit einer 3. Quelle. Von da an heißt der Fluß D., durchbricht bald darauf die rauhe Alb, wird bei Ulm durch die Aufnahme der Iller schiffbar, fließt zwischen den Alpen und dem mitteldeutschen Gebirge in großen Windungen ostwärts, bricht unterhalb Wien zwischen den kleinen Karpathen und dem Leythagebirge durch und erreicht die oberungar. Ebene. Bei Waitzen wendet die D. sich südwärts in die ungar. Tiefebene, wird durch die Aufnahme der Theiß, Drau u. Sau zum Strome, bahnt sich ihren Weg zwischen dem Banater- und Serbischen Gebirge und beginnt bei Widdin ihren unteren Lauf. Dieser hält bis Rassowa östl. Richtung, wendet sich dann gegen Norden, von Galacz an wieder gegen Osten; unterhalb Tultscha theilt sich der Strom in mehrere Arme, bildet sein sumpfiges, mit einem Schilfwalde bewachsenes Delta und erreicht in den 3 Hauptmündungen: die von St. Georg, Sulina und Kiliat, das schwarze Meer nach einem Laufe von 380 M. Ihre wichtigsten Nebenflüsse sind rechts: die Alpenflüsse Iller, Lech, Isar, Inn, Traun, Ens, Leitha, Raab, Sarvitz, Drau, Sau; vom Hämus her: Morawa, Isker, Vid, Osme; Zuflüsse links, vom mitteleuropäischen Gebirge: Blau, Brenz, Wernitz, Altmühl, Regen, Nab, March, Waag, Gran, Eipel, Theiß, Temes, Aluta, Schyl, Ardschisch, Ialomicza, Sereth, Pruth. Im Ganzen beträgt die Zahl der von ihr aufgenommenen Flüsse 100, von denen etwa 60 schiffbar sind; das Stromgebiet umfaßt 14630 QM. Die D. quelle liegt 2500' hoch, der Flußspiegel bei Ulm 1450', bei Regensburg 940', bei Linz 640', bei Wien 466', bei Presburg 300', das Flußgefälle ist also ziemlich gleichförmig vertheilt, nichts destoweniger ist die D. ein rascher Strom, was besonders von dem starken Stoße der in sie mündenden Flüsse herrührt. Ihr Strombett ist ferner durch Sandbänke, Felsen, Inseln etc. gefährdet, was alles die Schiffahrt erschwert; diese hat erst durch die Dampfschiffahrt eine vorher ungeahnte Bedeutung erhalten, namentlich durch die österreich. Gesellschaft, welche die Fahrten von Galacz an den Lloyd überlassen hat; Bayern beschifft die D. von Linz bis Donauwörth, hat aber andererseits wesentlich dazu beigetragen, daß das württemberg. Unternehmen, die D. von Ulm an mit Dampfbooten zu befahren, gescheitert ist. Trotz der erstaunlichen Ausdehnung des D.handels hat sich derselbe noch lange nicht zu seiner möglichen Höhe entwickelt, woran Rußland eine Hauptschuld trägt, indem es die Sulina vertragswidrig (aber ganz in seinem politischen und mercantilen Interesse) versanden läßt und so die einzige Mündung sperrt, welche für große Seeschiffe fahrbar wäre. Gewöhnlich liest man, daß die D.ufer an Schönheit denen des Rheins weit nachstehen, eine Behauptung, die ihren Grund der Unbekanntschaft der Schreibenden mit dem D. laufe verdankt. Historisch wichtig ist der Strom mehr als jeder andere europäische. Zur Zeit der Griechen und Römer bildete die D. gleichsam die Schranke, über welche die alte Cultur nur an wenigen Stellen und da nicht für die Dauer vordrang. Zur Zeit der Völkerwanderung bis zur Niederlassung der Ungarn war das D.thal der Heerweg der von Osten nach Westen vordringenden Barbaren; an der mittleren [⇐429][430⇒] D. endlich wurde der Sturm der osmanischen Türken durch Oesterreich gebrochen und in unseren Tagen wird es sich an der unteren D. entscheiden, ob Rußland die alte Welt beherrschen wird. [⇐430]

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 429-430.
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Verweise:

Donaufürstenthümer, die Moldau und Walachei.

Donaukreis, s. Württemberg.

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[584⇒] Donau (die) ist der größte Strom Deutschlands und nach der Wolga von Europa, hieß früher Danubius und Ister und entspringt auf dem südöstl. Abhange des Schwarzwaldes im Großherzogthume Baden in zwei Bächen, Brege und Brigach genannt, welche nach ihrer Vereinigung und nach Aufnahme des im Hofe des fürstl. Fürstenbergischen Schlosses Donaueschingen entspringenden Donaubaches den Namen Donau annehmen. Sie fließt dann durch Würtemberg bis Ulm, wo sie, 20 Meilen von ihrem Ursprunge, schiffbar wird, durch Baiern bis Passau und durch Östreich und tritt bei Preßburg nach Ungarn über. Nachdem sie noch einen Theil der Militairgrenze, die Moldau und Walachei durchströmt und eine kurze Strecke die Grenze zwischen Rußland und der Türkei gebildet hat, fällt sie in vier Hauptarmen ins schwarze Meer, in dem man ihr Wasser bis auf 10 M. weit vom Ufer noch unterscheiden kann. Ihre vier Mündungen, deren alte Geographen sieben annahmen, bilden ein Delta (s.d.), heißen Kilia, Sulina, Georgiewski und Portessa und die beiden ersten sind die wichtigsten. Auf ihrem gegen 400 M., in gerader Linie 270 M. langen Laufe nimmt die Donau über 150 Flüsse auf, von denen viele schiffbar sind und die Iller, der Lech, die Altmühl, Isar, der Inn, die Traun, Ens, Raab, Regen, March, Drau, Theiß, Save und Pruth zu den bedeutendsten gehören. Die Donau ist ein sehr fischreicher Fluß, hat einen reißend schnellen Lauf, der aber nebst der sehr ungleichen Tiefe, dem durch Felsen häufig eingeengten und durch Klippen und Untiefen gefährlich gemachten Flußbett die Schiffahrt sehr erschwert. Der heftigen Strömung wegen wird sie bis Wien hauptsächlich stromabwärts und mit Schiffen ohne Segel befahren, was in der Sprache der Donauschiffer die Naufahrt, dagegen die Schiffahrt stromaufwärts, welche unterhalb Wien häufiger ist, der Gegentrieb heißt. Die stromabwärts gehenden Schiffe sind meist wenig dauerhaft von weichem Holze gebaut und werden nach einmaligem Gebrauche in Wien an die dortigen Schiffer oder an das kais. Schiffsamt und als Brennholz verkauft. Sie führen je nach Herkunft und Bauart die Namen Kellheimer, auch Hohenau, welche bei 128 F. Länge 3–4000 Ctr. laden können; Gamseln von 90–100 F., und Plätten von 30–40 F. Länge. Stromaufwärts können Schiffe nur kommen, wenn sie von Pferden an langen Tauen gezogen werden, und die dazu verwendeten dauerhaftern Fahrzeuge heißen Klobzitter, Nebenbai und Schwemmer. Übrigens ist die Schiffahrt auf der Donau in Deutschland auch noch durch dreifache Stapelgerechtigkeit gehemmt und die ulmer Schiffer dürfen nur bis Regensburg, die regensburger nur bis Wien, die wiener nur bis Regensburg fahren, wohin sie jedoch Güter aller Art laden können, während den regensburgern nur Wein zur Rückfracht von Wien erlaubt ist. Diesen Beschränkungen wird aber wol die Dampfschiffahrt ein Ziel setzen, welche jetzt von Ulm aus in Gang gebracht werden soll, nachdem sich hauptsächlich auf Betrieb des ungar. Grafen Szeehenly schon 1830 ein Actienverein gebildet hat, dem der Kaiser selbst beitrat, um von Wien ab die Dampfschiffahrt einzuführen, welche jetzt von da bereits durch ganz Ungarn im Gange ist, bis Konstantinopel ausgedehnt werden soll, und auf deren Betrieb in Ungarn schon die umfänglichsten Arbeiten zur Verbesserung des Flußbettes ausgeführt wurden und noch fortgesetzt werden. Zur wichtigsten europ. Wasserstraße aber würde die Donau durch Ausführung der schon von Karl dem Großen beabsichtigten und neuerdings von einer Actiengesellschaft begonnenen Verbindung derselben mittels des Mains mit dem Rheine und also auch mit der Nordsee werden, aus der dann die meisten Sendungen nach dem Orient diesen Weg einschlagen würden. Gegenwärtig ist der Verkehr [⇐584][585⇒] auf der Donau verhältnißmäßig beschränkt und besteht von Ulm aus hauptsächlich im Speditionsgeschäft, d.h. der Beförderung der dort zur Versendung aus den Niederlanden, aus Frankreich, Italien u.s.w. anlangenden Waaren; von Regensburg aus wird viel Handel mit Salz und Getreide, mit rohem Garn nach Östreich und Zwischenhandel mit der Türkei getrieben, der von Wien aus, das einen großen Theil seiner Lebensmittel bis aus Tirol her auf der Donau erhält, nach Ungarn und weiter noch lebhafter ist. In Ungarn selbst werden viel Landesproducte stromauf- und abwärts verschifft und Pesth ist der Mittelpunkt dieses Handels. [⇐585]

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 584-585.
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Siehe auch:
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[199⇒] Donau, der größte Fluß Deutschlands, entspringt aus zahlreichen [⇐199] [200⇒] Quellen des Schwarzwaldes, die erst bei Donaueschingen, wo sie sich vereinigen, einen Fluß bilden, und den Namen »Donau« erhalten. Auf ihrem Laufe durch Würtemberg, Baiern, Oestreich, Ungarn und die Wallachei nimmt sie zahlreiche Flüsse auf, wird bei Ulm schiffbar und stürzt sich in 5 großen Mündungen in das schwarze Meer. Sie durcheilt einen Raum von mehr als 400 Meilen schnell und reißend, bildet in Ungarn mehrere große Inseln (z. B. die Insel Schütt) und hat viele Klippen und Strudel in ihrem Bette. Sie ist sehr fischreich; namentlich sind die Haufen- und Donaukarpfen sehr berühmt. – Viele der größten Städte bespült oder durchströmt sie auf ihrer gewaltigen Bahn, z. B. Ulm, Regensburg, Passau, Linz, Wien, Presburg, Ofen, Pesth, Semlin, Belgrad, Widdin etc. In ihren Fluthen spiegelt sich der deutsche Dom mit dem Kreuzeszeichen und die Kuppel der Moschee mit dem Halbmond. Sie trägt Schiffe von 70 Ellen Länge, welche 4000 Centner laden. In neuester Zeit hat es der Graf Szechenyi unternommen, von Pesth aus ein Dampfschiff bis in das schwarze Meer zu führen, was nach Sprengung mehrer Felsenriffe auch in der Art gelungen ist, daß die deutsche Schifffahrt vielleicht schon in kurzer Zeit mit der des schwarzen Meeres in directe Verbindung treten und eine Reise nach Constantinopel nicht mehr zu den Seltenheiten gehören wird.

–B. [⇐200]

Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 199-200.
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[359⇒] Die Donau. Dieser große und Europäische Fluß entspringt in Schwaben, durchströmt Schwaben, Bayern, Oesterreich und Ungarn, und ergießt sich, nachdem er sechzig meistens schiffbare Flüsse zu sich genommen (die geringern ungerechnet), mit großer Heftigkeit durch fünf Arme ins schwarze Meer. [⇐359]

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 359.
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Napoleon oder Die hundert Tage. Ein Drama in fünf Aufzügen

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In die Zeit zwischen dem ersten März 1815, als Napoleon aus Elba zurückkehrt, und der Schlacht bei Waterloo am 18. Juni desselben Jahres konzentriert Grabbe das komplexe Wechselspiel zwischen Umbruch und Wiederherstellung, zwischen historischen Bedingungen und Konsequenzen. »Mit Napoleons Ende ward es mit der Welt, als wäre sie ein ausgelesenes Buch.« C.D.G.

138 Seiten, 7.80 Euro

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Große Erzählungen der Frühromantik

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1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

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