Artikel in der Wikipedia: Nürnberg
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1263. Nürnberg.
1263. Nürnberg.
Bayern, Württemberg, Baden und Elsass-Lothringen. I. (Karten)
Bayern, Württemberg, Baden und Elsass-Lothringen. I. (Karten)
Bayern, Württemberg, Baden und Elsass-Lothringen. II. 1. Nürnberg mit Burg. 2. Donautal mit Walhalla bei Regensburg. 3. Steinbruch lithographischer Platten bei Solnhofen. 4. Maximilianstraße mit Maximilianeum in München. 5. Schloß Neuschwanstein bei Füssen. 6. Zugspitz. 7. Schloßplatz in Stuttgart. 8. Bergschloß Hohenzollern. 9. Heidelberg mit Schloß. 10. Höllental mit Hinterwaldkopf im Schwarzwald. 11. Münster in Straßburg. 12. Kammerzellsches Haus in Straßburg. 13. Vorberge der Vogesen bei Wörth (Schlachtfeld von 1870).
Bayern, Württemberg, Baden und Elsass-Lothringen. II. 1. Nürnberg mit Burg. 2. Donautal mit Walhalla bei Regensburg. 3. Steinbruch lithographischer Platten bei ...
Genrekunst. II. (Genreplastik.) 1. Altrömisch: Ringer (Florenz). 2. Altrömisch: Alte Hirtin (Rom). 3. P. Labenwolf (1492-1563): Gänsemännchen (Nürnberg). 4. Donatello (gest. 1466; ital.): Beckenschlagende Engel (Florenz). 5. Thorwaldsen (1770-1844; dän.): Hirtenknabe. 6. Bartolini (1777-1850; ital.): Mutterliebe (Florenz). 7. A. Wagner (1834-95): Gänsemädchen (Wien). 8. Delaplanche (1836-91; franz.): Mütterliche Erziehung. 9. Ad. Brütt (geb. 1855): Gerettet (Berlin). 10. Schott (geb. 1861): Kugelspielerin (Düsseldorf). 11. Joh. Götz (geb. 1865): Wasserschöpferin (Berlin). 12. St. Sinding (geb. 1846; norweg.): Barbarenmutter. 13. Maison (1854-1904): Reitender Neger. 14. H. Thornycroft (geb. 1850; engl.): Tänzerin. 15. Meunier (1831-1905; belg.): Pflüger. 16. Rodin (geb. 1840; franz.): Kuß.
Genrekunst. II. (Genreplastik.) 1. Altrömisch: Ringer (Florenz). 2. Altrömisch: Alte Hirtin (Rom). 3. P. Labenwolf (1492-1563): Gänsemännchen (Nürnberg). 4. ...

[291⇒] Nürnberg, unmittelbare und Bezirksstadt im bayr. Reg.-Bez. Mittelfranken [Karte: Bayern etc. I], an der Pegnitz und dem Ludwigs-Donau-Main-Kanal, (1900) 261.081 E. (178.719 Evangelische, 73.711 Katholiken, 5956 Israeliten), (1905) 294.344 E., Garnison, Generalkommando (3. bayr. Armeekorps), Oberlandes-, Land-, Amtsgericht, Oberbahn-, Oberpost-, Hauptzollamt, königl. Hauptbank, Reichsbankstelle, Handels- und Gewerbekammer, Handwerkskammer; alte Befestigungen, viele mittelalterliche Gebäude: die Burg (seit 1050 nachweisbar), häufiger Aufenthaltsort deutscher Kaiser, mit zwei roman. Kapellen und Altertümersammlung [Tafel: Bayern etc. II, 1], Rathaus (1616-22; ital. Stil, 1884-89 erweitert), mit Wandgemälden nach Dürers Entwürfen; Stadttheater (1905); viele Privatgebäude nach altnürnberg. Art; schöne Kirchen: Sebalduskirche (13. Jahrh.) mit Grabmälern des heil. Sebaldus (von Pet. Vischer), der Familie Schreyer (von Adam Kraft), Lorenzkirche (13. Jahrh.), mit dem Sakramentshäuschen (von Adam Kraft), dem Englischen Gruß (von Veit Stoß), Glasgemälden (von Hirschvogel u.a.), kath. Frauen-(Marien-)kirche (1355-61), Egidienkirche (1711-18; mit Altarbild von van Dyck), Jakobskirche (12. Jahrh.; 1824 und 1892 renoviert), Heiliggeistkirche (1333-39; bis 1796 Aufbewahrungsort der Reichskleinodien) u.a. Brunnen: Tugendbrunnen (1589), Schöner Brunnen (1385-96), Gänsemännchenbrunnen (1530, von Labentwolf [Tafel: Genrekunst II, 3]), Grübelsbrunnen (1881), Minnesängerbrunnen (1905) u.a.; vor dem Johannisfriedhofe die 7 Stationen in Steinrelief und die Kreuzigung von A. Kraft; Sammlungen: Germanisches Museum (s.d.), Bayr. Gewerbemuseum, Stadtbibliothek; 2 Gymnasien, Realgymnasium, 2 höhere Mädchenschulen, Industrie-, Kunstgewerbe-, Musik-, Handels-, Baugewerkschule. Bedeutende Industrie (berühmte Kurz- und Spielwaren [Nürnberger Waren], Lebkuchen, Metall-, Holz-, Horn-, optische Waren, Bleistifte, Ultramarin, Maschinen, Margarine, Pinsel, Bürsten, Tabak), Erzgießerei, Elektrizitäts-Aktiengesellschaft (vormals Schuckert & Ko.), Bierbrauereien; bedeutender Handel. – N., seit 1229 Freie Reichsstadt, kam 1806 an Bayern. Burggrafen von N. waren seit Kaiser Heinrich VI. die Hohenzollern, bis Friedrich VI. 1427 die Burg an die Stadt verkaufte. Nürnberger Religionsfriede 23. Juli 1532. – Geschichte von Reicke (1896), Mummenhoff (1898). [⇐291]

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 291.
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[842⇒] Nürnberg (hierzu der Stadtplan mit Registerblatt), zweite Haupt- und bedeutendste Handelsstadt des Königreichs Bayern, ehemalige deutsche Reichsstadt, jetzt unmittelbare Stadt, liegt im Regbez. Mittelfranken, 296–352 m ü. M., in flacher, gut angebauter Gegend, am Donau-Mainkanal. N. verdankt sein Emporkommen nicht allein seiner günstigen Lage inmitten der fränkischen Stufenlandschaft als Mittelpunkt des Verkehrs zwischen Süd- und dem östlichen Norddeutschland, sondern auch seiner frühen wirtschaftlichen Entwickelung als Reichsstadt.

Wappen von Nürnberg.
Wappen von Nürnberg.

[Bauwerke, Denkmäler etc.] N. wird durch die Pegnitz in zwei ziemlich gleiche Hälften, die Sebalder und die Lorenzer Seite, geteilt. Die Pegnitz bildet vier Inseln (die größte »Schütt« genannt) und hat 14 Brücken und 11 Stege, darunter die aus einem einzigen Bogen von 32 m Spannung bestehende Fleischbrücke, die neue Wöhrdertal-, die neue Johannis- und die Kettenbrücke. Die alte Stadt ist ringsum mit einem 10 m tiefen und bis 30 m breiten Graben, starken Doppelmauern mit Türmen und Bastionen umgeben. Die Umwallung ist jetzt an mehreren Stellen durchbrochen und der Graben überdämmt. Die Gesamtfläche der Stadt beträgt nach Eingemeindung zahlreicher Vororte 5624 Hektar. Von den Toren (4 große und 6 kleinere) sind die erstern mit großen, runden Türmen versehen, die 1555–68 von Georg Unger erbaut wurden, vom Volk aber Albrecht Dürer zugeschrieben werden. Die Wohnhäuser sind meist altertümlichen Aussehens und nach altdeutscher Weise mit Erkern (Chörlein) versehen. Unter den merkwürdigen Gebäuden der Stadt nehmen die Kirchen die erste Stelle ein. Die St. Lorenzkirche, ein Prachtbau in gotischem Stil, 1274–1477 errichtet und in neuerer Zeit mehrmals renoviert, mit zwei 77 m hohen Türmen, schönem Portal und prachtvoller Fensterrose von 9 m Durchmesser, ist 101 m lang und 34 m breit, hat drei Schiffe, von denen das Mittelschiff 25 m hoch ist, und enthält von Kunstwerken das berühmte Sakramentshäuschen von Ad. Kraft, eine zierliche, 19 m hohe Pyramide mit der Darstellung der Leidensgeschichte Christi, den Englischen Gruß von Veit Stoß (s. Tafel »Bildhauerkunst VIII«, Fig. 6), ein figurenreiches Holzschnitzwerk, eine neue Kanzel mit reichen Skulpturen, mehrere Altäre mit wertvollen Bildern, schöne Glasmalereien etc. Die zweite berühmte Kirche ist die St. Sebalduskirche, eins der schönsten gotischen Bauwerke Deutschlands, dessen ältere Teile aus dem 13. Jahrh. herrühren, während Chor und beide Türme dem 14. Jahrh. angehören; vollendet wurde sie 1377, die Türme 1483. Sie ist 94 m lang und 32 m breit; 20 Säulen von 26 m Höhe tragen das Gewölbe. Das Innere birgt wertvolle Kunstwerke, darunter das berühmte, fast 5 m hohe Grabmal des heil. Sebaldus von P. Vischer (1508–19 gefertigt), mit den Statuetten der zwölf Apostel und mehrerer Kirchenväter nebst zahlreichen andern Figuren (s. Tafel »Bildhauerkunst VIII«, auf der eine Anzahl der vorzüglichsten Werke der Nürnberger Bildnerei dargestellt ist), einen schönen Hauptaltar, alte Glasgemälde etc. Außen an der nordöstlichen Seite der Kirche befindet sich das Schreyersche Grabmal in Stein von 1492, ein Hauptwerk Ad. Krafts, an der Südseite des Langhauses die sogen. Schautür, darüber ein Relief von demselben Meister, das Jüngste Gericht darstellend. Die Marien- oder Frauenkirche, 1355–61 in gotischem Stil erbaut und 1878 bis 1881 von Essenwein restauriert, hat ein großartiges, vorspringendes Portal mit reichen Skulpturen, treffliche Glasmalereien, Ölgemälde von Wolgemut u.a., eine Kunstuhr (1509 von Georg Heuß gefertigt) etc. und ist 1816 den Katholiken eingeräumt worden. Die Ägidienkirche, 1711–18 an der Stelle der alten, 1696 abgebrannten Kirche in italienischem Stil erbaut, enthält die romanische Euchariuskapelle und ein treffliches Altarblatt von van Dyck. In der 1850 restaurierten Kirche Zum Heiligen Geist (Spitalkirche), 1333–41 erbaut, wurden seit 1424 die Reichskleinodien aufbewahrt, die sich jetzt in Wien befinden. Die St. Jakobskirche, ehemals Kirche des Deutschen Ordens, die schon im 12. Jahrh. bestand und ihre jetzige Gestalt im 14. und 15. Jahrh. erhielt, ward 1824–1825 unter Heideloffs und Eyrichs Leitung renoviert. Die St. Johanniskirche ist von einem berühmten Kirchhof (s. unten) umgeben. Die großartig angelegte Elisabethkirche mit Kuppel, aus dem Beginn des 19. Jahrh., ist den Katholiken eingeräumt. Die neuerbaute gotische Christuskirche in Steinbühl mit 74 m hohem Turm wurde 1894 eröffnet. Im ganzen zählt die Stadt 16 evangelische und 6 kath. Kirchen. Von den beiden Synagogen wurde die eine 1869–74 von Baurat Wolf in maurisch-byzantinischem Stil erbaut.

Unter den weltlichen Gebäuden nimmt das alte Kaiserschloß, die Burg genannt, den ersten Rang ein. Sie wurde wahrscheinlich schon unter Heinrich II. erbaut und erhielt unter Friedrich Barbarossa ihre jetzige Gestalt. Bemerkenswerte Teile dieses Baues sind der runde Vestnerturm (der höchste Punkt der Stadt), der viereckige, sogen. Heidenturm mit zwei übereinanderliegenden Kapellen, der fünfeckige Turm, das älteste Bauwerk der Stadt, und die 1854–56 geschmackvoll eingerichteten Gemächer der königlichen Familie mit trefflichen Holzschnitzereien aus der Schule von Veit Stoß, Gemälden von Holbein d. Ä., L. Cranach, Burgkmair u.a. Die Linde im innern Burghof soll 800 Jahre alt sein. Die Burg der Burggrafen, die sich nahe der Kaiserburg befand, besteht, abgesehen von einigen unbedeutenden Baulichkeiten, nicht mehr; sie wurde 1420 niedergebrannt. Zwischen dem fünfeckigen Turm und dem Turm Luginsland erbaute der städtische Werkmeister Hans Beheim 1494–95 das mächtige Kornhaus oder die Kaiserstallung, die jetzt militärischen Zwecken dient. Das Rathaus, 1616–1622 in italienischem Stil erbaut, hat eine 89 m lange Fassade von zwei Stockwerken, drei große Portale, im Hofe den schönen bronzenen Brunnen von Pankraz Labenwolf (1557), den 1896 im Polizeihof aufgestellten Apollobrunnen aus der Schule P. Vischers und mehrere interessante Säle, worunter der sogen. große, durch zwei Stockwerke gehende Saal 39 m lang, 11 m breit und mit Wandgemälden nach A. Dürers Entwürfen von dessen Schülern und mit Glasmalereien von Hirschvogel geschmückt ist. Bemerkenswert ist auch der kleine Rathaussaal, sogen. Prunksaal, mit Gemälden und einer kunstvollen Decke, wozu neuerdings noch die vortrefflichen Wandgemälde Wanderers, die Nürnbergs Blütezeit darstellen, gekommen sind, dann der mit schönem Portal und alten Wandvertäfelungen sowie mit Glasmalereien aus Nürnbergs neuester Geschichte geschmückte Standesamtssaal. Der nordöstliche Teil des Rathauses wurde in [⇐842][843⇒] neuester Zeit nach den Plänen Essenweins umgebaut. Hier sind besonders der schöne gotische Hof und der gegen den Fünferplatz gelegene Turm bemerkenswert. Das alte Rathaus ist durch einen die Rathausgasse überbrückenden Gang mit dem 1896–99 erbauten Amtsgebäude verbunden, das unter anderm den großen, durch zwei Stockwerke gehenden Sitzungssaal umfaßt, der von Professor Heim mit Gemälden aus der neuern Nürnberger Geschichte geschmückt ist. – Von andern öffentlichen Gebäuden sind noch zu erwähnen: das neue Stadttheater, 1901–05 erbaut, das große Heilige-Geist-Hospital (wovon ein Teil auf zwei Bogen über der Pegnitz erbaut ist), das 1845 erbaute allgemeine Krankenhaus, das neue städtische Krankenhaus (s. Tafel »Krankenhäuser III«, Fig. 1), das neue Ausstellungsgebäude für das bayrische Gewerbemuseum etc. Von den ältern Privatgebäuden sind zu nennen: das sogen. Nassauer Haus (Schlüsselfeldersches Stiftungshaus) mit dem Brunnenstandbild König Adolfs von Nassau; das Grundherrsche Haus, worin 1356 die Goldene Bulle zum Teil abgefaßt wurde; das Tuchersche Haus, das Haus Albrecht Dürers (vgl. »A. Dürers Wohnhaus und seine Geschichte«, Nürnb. 1896) und gegenüber das sogen. Pilatushaus; das Haus des Dichters Hans Sachs und des Volksdichters Grübel; das Pfarreigebäude von St. Sebald, mit gotischem Erker (einst Wohnung Melchior Pfintzings, des Verfassers des »Theuerdank«); das Pellersche Haus (s. Tafel »Wohnhaus I«, Fig. 6), 1605 in venezianischem Stil vollendet, und das Petersensche (ehemals Topplersche) Haus, das Kraftsche Haus, der Historische Hof, das Ruprechtsche Haus, das Herdegensche Haus u.a. Von den neuern Privathäusern passen sich die meisten dem ältern Stil an. Unter den öffentlichen Denkmälern sind hervorzuheben: der sogen. Schöne Brunnen am Markt, eine äußerst zierlich gearbeitete, figurenreiche, 19,5 m hohe, aus drei Abteilungen bestehende Steinspitzsäule (1385–96 unter dem Stadtbaumeister Friedrich Pfintzing vom Meister Heinrich dem »Parlier« erbaut, neuerdings restauriert). Ebenfalls auf dem Markt aufgestellt wurde 1902 der Neptunbrunnen, eia Abbild des im Schloßgarten zu Peterhof stehenden Brunnens, der in N. modelliert und gegossen, aber in der Zeit äußerster Not (1797) an den Zaren Paul I. verkauft wurde; der zierliche, unter dem Namen des »Gänsemännchens« bekannte eherne Brunnen hinter der Frauenkirche (von Pankr. Labenwolf) und der Tugendbrunnen neben der Lorenzkirche, in Erz gegossen, mit dem Standbilde der Gerechtigkeit (s. Tafel »Brunnen«, Fig. 5 und 7); der Kunstbrunnen auf dem Plerrer, zur Erinnerung an die 1835 erfolgte Gründung der ersten Eisenbahn Deutschlands zwischen N. und Fürth (Entwurf von Professor Schwabe, Guß von Lenz), der Kunstbrunnen in Steinbühl (entworfen von Zadow, gegossen von Lenz), dann die weitern von Zadow und Lenz hergestellten Kunstbrunnen in den Anlagen des Marienplatzes und bei der Burgschmietstraße; das Standbild A. Dürers auf dem gleichnamigen Platz (von Rauch entworfen und von Burgschmiet gegossen); das des Meistersingers Hans Sachs auf dem Spitalplatz (von Kraußer modelliert und von Lenz gegossen); das Steindenkmal Melanchthons auf dem Platz vor dem Gymnasium; das 1876 errichtete Siegesdenkmal (Viktoria) in der Adlerstraße (nach Wanderers Entwurf), der 1881 nach Wanderers Entwurf errichtete Grübelbrunnen mit Statuette des Volksdichters Grübel; das 1890 enthüllte Denkmal des Seefahrers Martin Behaim (entworfen von Professor Rößner, gegossen von Lenz); der Monumentalbrunnen mit dem Standbilde des Erfinders der Taschenuhren, Peter Henlein, der Armbrustschützenbrunnen, der Minnesängerbrunnen etc. Von größern Denkmälern wurden in neuester Zeit enthüllt: das Denkmal des Prinz-Regenten Luitpold auf dem Bahnhofsplatz (modelliert von Professor Ruemann) und das von Eberle entworfene, von Ruemann vollendete Denkmal des Kaisers Wilhelm I. Die »sieben Stationen« sind sieben auf dem Zugang zum Johanneskirchhof aufgestellte steinerne Bildwerke mit Reliefs aus der Leidensgeschichte Jesu von Ad. Kraft. Der St. Johanniskirchhof, 1 km vor der Stadt, enthält die Grabmäler A. Dürers, Veit Stoß', Sandrarts, Wilibald Pirckheimers, Lazarus Spenglers, des Volksdichters Grübel, L. A. Feuerbachs, Anselm Feuerbachs, A. v. Essenweins etc., der Kirchhof zu St. Rochus das Grabmal Peter Vischers.

[Bevölkerung, Erwerbszweige etc.] Die Einwohnerzahl, 1818 erst 26,854, belief sich 1905 mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 14, 4 Eskadrons Chevau-legers Nr. 1, eine Eskadron Jäger zu Pferde und ein Feldartillerieregiment Nr. 8) für N. und die dazugehörigen 13 Vororte auf 294,431 Seelen, darunter 196,907 Evangelische, 86,939 Katholiken und 6819 Juden; auf die innere Stadt entfielen 1900: 211,329 Einw. Die hervorragende Industrie der Stadt ist weltbekannt. Besonders nennenswert ist die Fabrikation von Blattgold, Blattsilber und Blattmetall, Blei- und Pastellstiften, Bürsten, Pinseln, Draht und Drahtwaren, Lebkuchen, Maschinen, Möbeln, Reißzeugen, Spiel- und Galanteriewaren, Blechwaren, Fahrrädern, Automobilen etc. Ferner hat die Stadt bedeutende Eisen- und Metallgießerei sowie Bierbrauerei, Buchdruckerei, eine lithographische Kunstanstalt, große Mühlen u. dgl. Der Handel, unterstützt durch eine Handelskammer, eine Reichsbankstelle (Umsatz 1905: 2206,2 Mill. Mk.), durch die Königliche Bank (Hauptbank) in N. (vgl. Limburg, »Die königliche Bank zu N. in ihrer Entwickelung 1780–1900«, Leipz. 1903), eine Filiale der Bayrischen Notenbank und andre öffentliche Bankinstitute sowie durch 16 Konsulate fremder Länder, erstreckt sich vornehmlich auf die Produkte der Industrie, daneben auf Kolonialwaren, Hopfen, Getreide, Mehl etc. Den Verkehr in der Stadt und mit den Vororten vermittelt eine elektrische Straßenbahn von 30,2 km Länge. Für den Eisenbahnverkehr ist die Stadt mit fünf Bahnhöfen Knotenpunkt der Staatsbahnlinien München-Bamberg-Hof, Schnelldorf-Furth i. W., Passau-Würzburg und N.-Eger sowie der Lokalbahn N.-Fürth. Im Hafen des Donau-Mainkanals kamen 1904 an: 515 Schiffe mit 61,800 Ton. Ladung; es gingen ab: 509 Schiffe mit 61,080 T. Ladung.

[Bildungsanstalten, Behörden etc.] An höhern Bildungsanstalten hat N. 2 Gymnasien (wovon das eine 1526 von Melanchthon eingerichtet wurde), ein Realgymnasium und zwei Realschulen; ferner eine Industrie-, eine Kreislandwirtschafts-, eine Kunstgewerbe-, eine Baugewerk-, eine Handels-, eine Musik- und eine Gärtnerfachschule, eine Real- und Handelslehranstalt, eine Handelsschule für Mädchen, Taubstummenanstalt, Blindenanstalt, Findel- und Waisenhaus etc. N. ist reich an Kunstsammlungen, unter denen das 1852 vom Freiherrn v. Aufseß gegründete Germanische Nationalmuseum (s. d.) obenan steht. Das Bayrische Gewerbemuseum enthält reiche Mustersammlungen für das Kunstgewerbe sowie ein [⇐843] [844⇒] Exportmusterlager. Höchst bemerkenswert ist das in der nächsten Nähe gelegene Bayrische Verkehrsmuseum. Nächstdem verdienen Erwähnung: die Stadtbibliothek mit 80,000 Bänden, vielen Inkunabeln und seltenen Handschriften, das Stadt- und das königliche Kreisarchiv; die mit der Kunstschule verbundene Sammlung von Skulpturen und Gipsabgüssen; die städtische Gemäldegalerie, die sich besonders durch treffliche Bilder aus der altdeutschen Schule auszeichnet; die Bildersammlung der Moritzkapelle wurde 1882 zu einem großen Teil dem Germanischen Museum überwiesen. Unter den zahlreichen Privatsammlungen sind die bedeutendsten: die Pickertsche Antiquitätensammlung und die Merkelsche Familiensammlung (jetzt im Germanischen Museum aufbewahrt). Der Albrecht Dürer-Verein veranstaltet permanente Gemäldeausstellungen. Ein Künstlerheim ist (1905) im Bau. Zu erwähnen sind noch: der 1644 gestiftete, noch jetzt bestehende Pegnesische Blumenorden (s. Pegnitzorden), der Industrie- und Kulturverein, die Naturhistorische Gesellschaft sowie der Verein für die Geschichte der Stadt. – N. ist Sitz eines Bezirksamts, eines Oberlandes- und eines Landgerichts, eines Hauptzoll- und eines Oberpostamts, einer Eisenbahnbetriebsdirektion, des Generalkommandos des 3. Armeekorps, des Kommandos der 5. Division, der 9. Infanterie-, der 5. Kavallerie- und der 6. Feldartilleriebrigade. Die städtischen Behörden zählen 31 Magistratsmitglieder und 60 Gemeindebevollmächtigte. Der Stadthaushaltsetat belief sich nach dem Voranschlag für 1905 in Einnahme und Ausgabe auf 26,923,283 Mk. Das Gesamtvermögen der Stadt betrug 156,4, die Schuld 82,4 Mill. Mk.

Um die Wälle ziehen sich schattenreiche Alleen und Anlagen. Besuchte Vergnügungsorte sind: der auf dem alten »Judenbühl«, seit 1855 »Maxfeld« genannt, gelegene, höchst sehenswerte Stadtpark, die Rosenau, der Marientor- und Köchertzwinger und in der Umgegend der Dutzendteich, der Schmaußenbuck und die Alte Feste, letztere bekannt durch die Schlacht von 1632, der Park Waldlust und Hummelstein. – Neben dem oben abgebildeten Wappen (S. 842) führt die Stadt auch einen goldenen gekrönten Jungfernadler (s. Harpyie) in Blau und einen schwarzen Adler in rotem Felde. – Zum Oberlandesgerichtsbezirk N. gehören die sechs Landgerichte zu Amberg, Ansbach, Fürth, N., Regensburg und Weiden, zum Landgerichtsbezirk N. die acht Amtsgerichte zu Altdorf, Gräfenberg, Hersbruck, Hilpoltstein, Lauf, N., Roth und Schwabach.

[Geschichte.] N. ist keine Römergründung, wie früher unter Deutung des Namens N. als Neroburg gefabelt wurde; die Etymologie des Namens ist ungewiß. Erwähnt wird N. zuerst in einer Kaiserurkunde 1050. Die Stadt entstand im Anschluß an eine königliche Burg, auf der als königliche Beamte zuerst Burggrafen, seit 1192 sicher aus dem Hause der Hohenzollern, später die sogen. Butigler und Reichsvögte (bis Ende des 14. Jahrh.) erkennbar sind, die das ehemals sehr ausgedehnte Reichsgut um N., insbes. den großen Nürnberger Reichswald, in dem man Zeidelwirtschaft betrieb, verwalteten. Doch gab es für diesen noch besondere Reichsforstmeister. Die Stadt entwickelte sich rasch, begünstigt durch die Verleihung des Marktrechts (vor 1062), den häufigen Aufenthalt der Könige in N. und den Kult des heiligen Sebald. In den Kämpfen Heinrichs V., Lothars, Konrads III. und Heinrichs des Stolzen ward N. heiß umstritten, blieb aber zuletzt im Besitz der staufischen Könige, und Friedrich II. verlieh ihr 1219 den ersten erhaltenen Freiheitsbrief. Darin erscheint die Stadt nur dem König untertan, als ordentlicher Richter über die Bürger zum erstenmal ein Reichsschultheiß. Bald findet sich neben diesem ein Rat, bestehend aus 13 consules (Bürgermeistern) und 13 scabini (Schöffen), an der Spitze der Verwaltung, und gegen Ende des 13. Jahrh. treten die acht alten »Genannten« dazu. Der Schultheiß ward allmählich auf seine richterlichen Befugnisse beschränkt. N. ward 1256 Mitglied des rheinischen Städtebundes und wuchs sehr rasch; bereits vor 1350 ward an dem heute noch wohl erhaltenen Mauergürtel gearbeitet, der noch bis in die Mitte des 19. Jahrh. nicht zu eng geworden ist; doch zählte N. am Ausgang des Mittelalters nur wenig über 20,000 Einw. Gewerbe (namentlich Metallverarbeitung) und Handel standen frühzeitig in Blüte, und die hier erfolgende Kreuzung der südnördlichen mit der westöstlichen (böhmischen) Handelsstraße begünstigte beide. Am lebhaftesten gestaltete sich seit 1350 der Handel, den vorzugsweise die patrizischen Geschlechter betrieben, mit Italien, insbes. Venedig. Trotz mancher Anfechtung ward die Reichsfreiheit bewahrt und manches neue Privileg erworben; die Stadt erhielt nach und nach die Hut der Reichsburg, die Münzgerechtigkeit und den Besitz des Reichswaldes. Als der der Stadt besonders gnädig gesinnte Ludwig der Bayer starb (1347), empörten sich die Handwerker gegen den Geschlechterrat und vertrieben ihn (1348), aber im nächsten Jahre kehrte der alte Rat, von Kaiser Karl IV. begünstigt, zurück. Die Verfassung blieb seitdem streng patrizisch (oligarchisch), wenn auch nach dem Aufstand acht neue Ratsstellen ausschließlich für Handwerker geschaffen wurden; die 34 alten Rats stellen wurden nur aus den etwa 30–40 Familien des Patriziats (Tucher, Holzschuher, Imhoff, Kreß etc.) besetzt. Dieser 42gliederige »kleine Rat« war der Souverän der Stadt, und der sogen. größere Rat, das Kollegium der Genannten, eine Art Gemeindevertretung, hatte dagegen wenig zu bedeuten. Von innern Kämpfen blieb N. seit 1349 verschont, aber es fehlte nicht an auswärtigen Feinden. In erster Linie waren das die Burggrafen von N., die spätern (seit 1415) Markgrafen von Brandenburg-Ansbach und -Bayreuth, denen übrigens die Stadt 1427 eine Menge Besitzrechte in und um N. abkaufte. Gegen den Burggrafen Friedrich V. kämpfte N. in dem großen Städtekriege (1387–91), gegen Markgraf Albrecht Achilles in dem ersten markgräflichen Kriege (1449–51); 11. März 1450 ward Albrecht bei Pillenreuth geschlagen, gegen Markgraf Albrecht Alcibiades im zweiten markgräflichen Kriege (1552–53). Im letztern hatte N. eine Belagerung auszuhalten, aber es behauptete sich wie auch sonst in seinen Kriegen, wenn auch oft mit großen Opfern an Geld. Viel belästigt ward N. von dem fränkischen Raubadel, als dessen bekannteste Vertreter Eppelein (eigentlich Ekkelein) von Gailingen, Hans Schüttensamen, Kunz Scholt, Götz von Berlichingen und Hans Thomas von Absberg zu nennen sind. Durch die Beteiligung am Bayrischen Erbfolgekriege gewann N. 1504 ein nicht unbeträchtliches Landgebiet mit einigen Städtchen (Altdorf, Lauf, Hersbruck) und vielen Schlössern und Dörfern. Das hohe Ansehen der Stadt bezeugen die vielen Kaiserbesuche und Reichstage: Karl IV. erließ hier 1356 die Goldene Bulle, von Siegmund erhielt N. 1424 die Reichskleinodien und -Heiligtümer zur Hut anvertraut und bewahrte sie bis 1796. Seine Blütezeit erlebte es um die Wende des 15. und 16. Jahrh. Die [⇐844] [845⇒] Kunst gedieh, es wirkten hier der Bildschnitzer Veit Stoß, der Bildhauer Adam Kraft, der Erzgießer Peter Vischer und der größte deutsche Maler Albrecht Dürer. Auf dem Gebiete des ungemein reichen und vielseitigen Kunstgewerbes beteiligten sich Peter Flötner und der Goldschmied Wenzel Jamnitzer, in den Wissenschaften der Astronom Regiomontanus, der Geograph Martin Behaim, die Humanisten Wilibald Pirckheimer, Melchior Pfintzing, der Dichter des »Teuerdank«, die Fastnachtsspieldichter Hans Rosenplüt und Hans Folz sowie die Vertreter des von den Handwerkern gepflegten Meistergesangs, deren berühmtester der vielseitige Hans Sachs war. Auch der Lustspieldichter Jakob Ayrer (gest. 1605), Georg Philipp Harsdörffer, der Gründer des Pegnesischen Blumenordens (1644), und später der Dialektdichter Johann Konrad Grübel (1736–1809) lebten hier. Der Nürnberger »Witz« bewährte sich in mancherlei Erfindungen; am berühmtesten ist Peter Henlein (oder Hele, gest. 1542) geworden, der Erfinder der Taschenuhren. In den zwanziger Jahren des 16. Jahrh. bekannte sich N. zur Lutherischen Lehre, die namentlich der Ratsschreiber Lazarus Spengler und der Prediger Osiander eifrig förderten. Am 23. Juli 1532 ward hier der Nürnberger Religionsfriede geschlossen. Im Schmalkaldischen Kriege blieb N. neutral. 1571 gründete der Rat in Altdorf eine protestantische Universität, die bis 1809 bestanden hat. Im Dreißigjährigen Kriege hatte N. viel zu leiden, namentlich 1632, als Gustav Adolf davorlag und 4. Sept. den bei Fürth stark verschanzten Wallenstein vergeblich angriff. Dem Prager Frieden (1635) trat N. bei. Zur Ausführung der Bestimmungen des Westfälischen Friedens fand 1649–50 in N. ein Friedenskongreß statt. Durch diesen Frieden erlangte N. die förmliche Anerkennung seiner Reichsfreiheit, aber die Stadt kam mehr und mehr zurück, der Handel, von dem sich die Geschlechter zurückzogen, litt unter der Verschiebung dee Handelswege zugunsten der seefahrenden Nationen sowie durch die merkantilistische Politik der meisten Staaten. In einer gewissen Blüte beharrten nur noch einige der metallverarbeitenden Gewerbe (Nürnberger Blechwaren) und die Lebküchlerei; traurig stand es um die Finanzen der Stadt, die Einkommensteuer, »Losung« genannt, wurde fast unerschwinglich. Im Siebenjährigen Kriege wurde N. zweimal von preußischen Streifkorps gebrandschatzt. Die Revolutionskriege brachten N. 1796 und 1800 französische Einquartierung und neue, schwere Kontributionen. An dse Nachfolger der Markgrafen, die Könige von Preußen, verlor N. große Teile seines Gebietes, aber die vöilige Unterwerfung, die der Rat 1796 anbot, ward nicht angenommen. Auf Grund des Reichsdeputationshauptschlusses (1803) gehörte N. zu den wenigen Städten, die noch reichsfrei blieben, kam aber 1806 an Bayern, was der Stadt zum Segen gereichte. Der Staat übernahm die gewaltigen Schulden, eine neue freiheitliche Verfassung ward eingeführt. Handel und Gewerbe (jetzt in Fabriken betrieben) nahmen anfangs langsam, aber seit Mitte des 19. Jahrh. überraschend schnell zu; dementsprechend stieg die Einwohnerzahl, die 1820 nur 23,491 betrug. 1835 erbauten Nürnberger die erste Eisenbahn Deutschlands, die sogen. Ludwigsbahn, zwischen N. und Fürth. 1861 fand hier ein großes Sängerfest (s. Männergesangvereine, S. 232), 1882, 1896 und 1906 bayrische Landesausstellungen statt. 1866 hielten preußische Truppen unter dem Großherzog von Mecklenburg N. besetzt. Am 1. Jan. 1899 wurden 13 in ziemlich weitem Umkreis um die eigentliche Stadt liegende Gemeinden einverleibt.

Vgl. außer den ältern Werken von Müllner, Wölckern, Würfel, Will, Waldau, Siebenkees: Roth, Geschichte des Nürnbergischen Handels (Leipz. 1800 bis 1802, 4 Bde.); »Chroniken der deutschen Städte«, Bd. 1–3, 10–11: N., hrsg. von Hegel (das. 1862 bis 1874); Lochner, Nürnberger Jahrbücher bis 1313 (Nürnb. 1832–35), Nürnbergs Vorzeit und Gegenwart (das. 1845) und Geschichte der Reichsstadt N. zur Zeit Kaiser Karls IV. (Berl. 1873); F. F. v. Soden, Beiträge zur Geschichte der Reformation (das. 1855) und Kriegs- und Sittengeschichte der Reichsstadt N. am Ende des 16. Jahrhunderts (Erlangen 1860, Teil 1); Priem, Geschichte der Stadt N. bis auf die neueste Zeit (Nürnb. 1874); Roth, Einführung der Reformation in N. (Würzb. 1885); Mummenhoff, Altnürnberg (Bamb. 1890), Das Rathaus in N. (Nürnb. 1891), Die Burg zu N. (2. Aufl., das. 1899) und Der Reichsstadt N. geschichtlicher Entwickelungsgang (Leipz. 1898); die »Festschrift zur 65. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte« (Nürnb. 1892); Rösel, Altnürnberg (das. 1895); Reicke, Geschichte der Reichsstadt N. (bis 1806, das. 1896); Sander, Die reichsstädtische Haushaltung Nürnbergs (Leipz. 1902); Rée, N., Entwickelung seiner Kunst (»Berühmte Kunststätten«, Nr. 5, das. 1900); Thode, Die Malerschule von N. im 14. und 15. Jahrhundert (Frankf. 1891); S. Graf Pückler-Limpurg, Die Nürnberger Bildnerkunst um die Wende des 14. und 15. Jahrhunderts (Straßb. 1903); Bilderwerke von Lorenz Ritter (25 Radierungen, mit Text von Dohme, Berl. 1876), Gerlach (»Nürnbergs Erker, Giebel und Höfe«, 55 Lichtdrucke, 2. Aufl., Wien 1896) u.a.; »Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt N.« (Nürnb. 1879 ff.); »Führer durch N. und Umgebung« von Tümmel, Schrag, Lehner, Kraus u.a. – In N. spielen verschiedene Romane von Ebers, Lauff, Roquette. Vgl. auch Hagen, Norica, Nürnbergische Novellen aus alter Zeit (6. Aufl., Leipz. 1887). [⇐845]

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 842-845.
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[159⇒] Nürnberg, 1) Landgericht im baierischen Kreise Mittelfranken; 31/6 QM., 16,000 Ew.; 2) Stadt darin, zweite Haupt- aber erste Handelsstadt des Königreichs Baiern; Sitz eines Kreis- u. Stadtgerichts, eines Handelsappellationsgerichts, der Handelskammer von Mittelfranken, Merkantil-, Schieds- u. Friedensgericht (Marktgewölbe), einer Schuldentilgungskasse für das Königreich, eines Oberpost- u. Bahnamtes, eines Hauptzoll-, Rent- u. Salzamtes, zweier Forstämter, der Kanaldirection u. eines Magistrats erster Klasse mit der Polizeiverwaltung; auch hat das Landgericht der Umgegend hier seinen Sitz. N. liegt an der Pegnitz, welche sie in zwei ziemlich gleiche Theile (der nördliche die Sebalder u. der südliche die Lorenzer Seite) theilt, in einer sandigen, aber fruchtbar gemachten Ebene; 7 steinerne Brücken (darunter die einbogige Fleischbrücke von 971/2 Fuß Spannung) u. eine Kettenbrücke (1824 gebaut), so wie mehre Stege führen über die Pegnitz, welche hier vier Inseln bildet, deren größte u. östlichste Schütt), mit einem Spaziergang von Linden, als Paradeplatz, eine andere zum Trödelmarkt dient. N. hat drei Vorstädte (Gostenhof, Wöhrd u. St. Johannes) u. die Örtchen Tafelhof u. Galgenhof, Doppelmauern mit tiefem Graben, einigen Basteien u. runden Thürmen, fünf große u. fünf kleine Thore; Plätze: Marktplatz (Hauptmarkt) mit dem Schönen Brunnen (gothische Spitzsäule mit Bildwerken u. eisernem Gitter), Maximilians-, Albrecht-Dürersplatz (mit Dürers Denkmal, von Rauch entworfen u. von Burgschmiet in Erz gegossen, 1840 aufgestellt), Obstmarkt mit dem Gänsemännchen (kleine Erzfigur eines Bauern, welcher unter jedem Arm eine Gans trägt, deren Schnabel Wasser entströmt), Spital-, Ägidien-, Jakobsplatz; 200 Straßen, zum Theil breit u. schön (Burgstraße, Laufergasse, Königs-, Adler-, Karolinen-, Ludwigsstraße), aber auch viele eng u. winkelig; die Häuser sind alterthümlich, viele mit Erkern. Die Burg (Reichsveste) liegt auf einem Hügel an der Nordostseite (1030 von Konrad II. erbaut u. 1855 dem König Max II. von der Stadt geschenkt), mit Kunstmerkwürdigkeiten, 2 Kapellen, dem Heidenthurm, einem 339 Fuß tiefen Brunnen u. einer alten Linde (von der Kaiserin Kunigunde gepflanzt); dabei ein fünfeckiger Thurm mit weiter Umsicht; 8 lutherische Kirchen, eine reformirte, eine katholische, unter ihnen die St. Sebalduskirche im Gothischen Baustyl, mit dem Grabmale des St. Sebaldus von P. Vischer (unter den Figuren an demselben die der 12 Apostel u. des Künstlers), die des St. Ägidius, die katholische Frauenkirche, mit kunstreicher Uhr, die Kirche des heiligen Geistes, sonst (1424–1796) mit den Reichskleinodien, die St. Lorenzkirche, mit A. Kraffts berühmtem Sacramentshäuschen, Veit Stoß Englischem Gruß etc., St. Jakobskirche, St. Johanniskirche, mit Johanniskirchhof (worauf die Gräber von M. Behaim, A. Dürer, W. Pirkheimer, Hans Sachs etc.). Weltliche Gebäude: Rathhaus (Saal mit Wandgemälden von A. Dürer), Bauamt, Zeughaus (geleert von den Österreichern 1796), Schauspielhaus, Museum, Deutsches Haus, das gräflich-nassauische, das Tuchersche, das Grundherrsche Haus (wo die Goldene Bulle entworfen wurde), das Pellersche, jetzt Fuchssche Haus, ansehnliche Fleischbänke etc. Wissenschaftliche u. Erziehungsanstalten: Gymnasium, mit Denkmal Melanchthons (welcher das Gymnasium 1526 einweihte), 1826 aufgestellt, Realschule, Polytechnische Schule, Handlungsinstitut, Schullehrerseminar, Kunstschule, Malerakademie, Industrie- u. Zeichnenschule, ferner seit Juni 1853 das Germanische Museum (s.d.), mehre Bibliotheken (Stadtbibliothek mit 800 Handschriften u. werthvollen Incunabeln), Kunst- u. Naturaliensammlungen, Industrie- u. Culturverein, Naturhistorische u. Physikalisch-Medicinische Gesellschaft, Gesellschaft des Pegnesischen Blumenordens, Centralbibelgesellschaft für Baiern, Albrecht Dürersverein, dessen Versammlungen in dessen ehemaligem Hause sind, Gesellschaft zur Erhaltung der Alterthümer (s. Alterthumsvereine), Historischer Verein für Mittelfranken (s. ebd.) u.m.a. Wohlthätigkeits- u. öffentliche Anstalten: Krankenhaus, Leihanstalt, Rumfordische Suppenanstalt, Almosenamt, Armenbeschäftigungsanstalt, Unterstützungsanstalt für Wittwen u. Waisen, Blindeninstitut, Irrenanstalt, Findelhaus, Sparkasse, 10 Hospitäler, 4 Siechhäuser, Waisenhaus, mehre Krankenhäuser, auch Maximiliansheilanstalt für Augenkranke u.m.a.; gute Feueranstalten. Der Kunstfleiß N-s ist weltberühmt u. liefert Spielsachen (sonst Nürnberger Tand), Lebkuchen, Spiegel, Papiermachéarbeiten, kurze Waaren (welche jedoch zum Theil auf dem Thüringer Wald gefertigt u. nur von hier aus vertrieben werden), Uhren, Glaswaaren, Chemische Waaren, Farben, Landkarten, Kupferstiche, Steindrücke, Draht, Fayence, Spielkarten, Pinsel, Bürsten, Siegellack, Musikalische Instrumente, Metall- u. Holzwaaren, Nudeln, Cigarren, Tabak, Nadeln, Bleistifte, bunte Papiere, Kattun u.v.a., wozu eine Menge Mühlen (zum Poliren, Schleifen, Drechseln, Walken etc.) dienen. Der Waaren- u. Wechselhandel ist sehr beträchtlich, ebenso der Productenhandel mit Tabak, Hopfen u. Gemüse, welche in N-s Umgebung gewonnen werden. Münzen, Maße u. Gewichte: N. rechnet im gewöhnlichen Verkehr nach Gulden zu 60 Kreuzern à 4 Pfennige im 521/2 Guldenfuß, nur im Wechselverkehr werden Wechselcurse mitunter noch im sogenannten Courant, d.h. Conventions- od. 20 Guldenfuß gestellt. Wirklich geprägte Münzen der Reichsstadt N. waren: a) in Gold: Ducaten, nach dem Reichsfuß zu 41/2 Fl. Courant u. Goldgulden, nach gleichem Fuß, zu 31/6 Cour.; b) in Silber: alte Species, 9 = 1 feine Mark, ganze, 1/2 u. 1/4 Species im Conventionsfuß, zu 2, 1 u. 1/2 Fl. Cour., ganze, 1/2 u. 1/4 Kopfstücke zu 20, 10 u. 5 Kreuzer Cour., Silberscheidemünze zu 3 u. 1 Kreuzer. Maße u. Gewichte sind gesetzlich die baierischen; die mitunter noch vorkommenden älteren hiesigen Maße u. Gewichte sind bes. deshalb wichtig, weil einzelne derselben in mehren kleineren Nachbarstaaten noch in Kraft sind, u. weil das Medicinal- od. Apothekergewicht früher durch ganz Deutschland, die Schweiz u. mehre nordische Staaten [⇐159][160⇒] galt u. großentheils noch gilt. Von den alten Maßen war der Stadtfuß von 12 Zoll à 12 Linien = 303,975 Millimeter od. 1,0415 neue baier. Fuß, der Artilleriefuß = 292,87 Millim. od. 1,0035 baier. Fuß, die Elle = 656,5 Millim. od. 0,7781 baier. Ellen, die große Ruthe 16, die kleine 12 Fuß; das Kornsimmer hatte 2 Malter od. 16 Kornmetzen, das Hafersimmer 4 Malter od. 32 Hafermetzen, die Kornmetze = 19,8836, die Hafermetze = 18,3859 Liter, 100 Kornmetzen = 53,65, 100 Hafermetzen = 49,61 baier. Metzen; der Eimer hatte 64 Visir- od. Schenkmaß zu 2 Seidel à 4 Achtel, 1 Visirmaß = 1,1451 Liter od. 1,0712 baier. Maß, 1 Schenkmaß = 1,0785 Liter od. 1,0089 baier. Maß; Handelsgewichte, Centner: 100 Pfund Nürnb. = 91,07 baier., 109,04 preuß. Pfd., 101,98 Zollpfund = 50,99 Kilogr.; die N-er Mark od. 1/2 Pfd. Silbergewicht hielt 238,569 Grammen; das Medicinalgewicht hält genau 3/4 des Silbergewichts od. 357,833 französische Grammen. In N. bestehen 8 Buch-, 5 Kupfer-, 18 Steindruckereien, u. erscheint der Nürnberger Correspondent (s.u. Zeitungen). N. besitzt einen Hafen des vorüberführenden Donau-Mainkanals; auch liegt es an der Südnord-Staatsbahn, welche hier nach Regensburg abzweigt, so wie eine Eisenbahn (die erste in Deutschland mit Dampfwagen eröffnete), seit 1835 das nur eine Meile entfernte Fürth mit N. verbindet. Vergnügungen: Museum, Theater, Spaziergang auf der Schütt, außerhalb der Stadt die Hallerwiese, Rosenau, Dutzendteich, Kraftshof, Erlenstegen, Hummelstein, Schmausenbuck. Freimaurerlogen: zu den drei Pfeilen u. Joseph zur Eintracht. N. ist die Mutter vieler Erfindungen (der Taschenuhren, der Drahtziehplatte, des Pedals, der Presse zum Eindrücken der Figuren in Metall, der Clarinette, des Holzschneidens, der Windbüchse, des Messings, der Feuerschlösser, des Globus u.a.) u. der Geburtsort von A. Dürer, Mich. Wohlgemuth, A. Krafft, P. Vischer, Mart. Behaim, Hans Sachs, Joh. Grübel, W. Pirkheimer, Melch. Pfinzing etc. Wappen: ein halber schwarzer Adler in goldenem Feld, in der anderen Hälfte sechsmal roth u. silbergestreift. Auch führt die Stadt einen goldenen gekrönten Jungfernadler (Harpyie) in Blau, od. einen schwarzen Adler in rothem Feld. Die Zahl der Einwohner, früher an 100,000 u. nach u. nach auf 27,000 herabgesunken, betrug im Dec. 1858: 59,177, darunter 4000 Katholiken; seit 1849 auch Juden. In der Umgegend betreiben noch die Dörfer Schweinau, 1300 Ew., Stadeln, 600 Ew., Steinbühl, 800 Ew., Sündelsbühl, 475 Ew., Vach, 1000 Ew., mancherlei Fabriken u. Gewerbe. Vgl. Will, Bibliotheca Norica, Altd. 1790–93, 8 Bde.; Falkenstein, Deliciae topogr. Norimbergensis, Nürnb. 1733, n.A. ebd. 1775, Fol.; Murr, Beschreibung der vornehmsten Merkwürdigkeiten in N., ebd. 1778; Müller, Beschreibung der Reichsstadt N., ebd. 1793, n.A. 1800; Nopitsch, Wegweiser durch N., ebd. 1800; Roth, N-er Taschenbuch, ebd. 1812 f., 2 Bde.; Neues Taschenbuch von N., ebd. 1819–22, 2 Thle.; Wilder, N., ebd. 1827; Mayer, N. u. seine Merkwürdigkeiten, ebd. 1852.

Nürnberg erhielt seinen Namen wahrscheinlich nach dem Norischen Volksstamm u. war Anfangs nur ein Dorf, in welchem viele Hammer-, Waffen- u. Sensenschmiede wohnten. Urkundlich erwähnt wird N. zuerst 1050, erscheint 1112 als Reichsstadt u. erhielt 1219 ausgedehnte Freiheiten. Früher gehörte es den Grafen von Franken. Der nachmalige Kaiser Heinrich V. belagerte N., als er seinen Vater Heinrich IV. bekriegte, eroberte es mit Ausnahme der Burg u. zerstörte es. Erst Kaiser Konrad III. baute es wieder auf u. vergrößerte es. Das Nürnbergische Patriciat nahm seinen Anfang 1198, als Kaiser Heinrich VI. auf einem Turniere daselbst 38 bürgerliche Familien in den Adelstand erhob, aus welchen später die Mitglieder des Raths erwählt wurden. Hier 8. Aug. 1305 Friede zwischen Albrecht I. u. Wenzel V. von Böhmen geschlossen. 1324 u. 1356 fanden hier Reichstage statt, auf letzterem wurde die Goldene Bulle dem Kaiser Karl IV. vorgelegt, berathen u. genehmigt. Um diese Zeit lag N. oft in Fehde mit den Burggrafen von N. (s. unten). Die letzte Erweiterung erhielt N. 1350 durch Kaiser Karl IV. 1382 wurde der Nürnberger Landfriede vom Kaiser Wenzel gestiftet, s. Deutschland (Gesch.) X. 1390 hier Reichstag, auf welchem ein gleicher Münzfuß für ganz Deutschland festgesetzt wurde, s. ebd. Der Wohlstand N-s erhob sich von da an zu außerordentlicher Höhe, u. bevor der ostindische Handel durch Entdeckung des Seeweges nach Indien eine neue Richtung erhielt, war N. einer der ersten Handelsplätze in Europa, indem es die von Italien ihm zugeführten Waaren nach dem Norden vertrieb, aber durch den veränderten Weg des ostindischen Handels verlor N. von seinem Wohlstande immer mehr. Hier im März 1522 Reichstag, auf welchem die Reichsstände dem Kaiser Karl V. Hülfe gegen die Türken zusagten; bei der Fortsetzung des Reichstages Ende 1522 u. 1523 kamen die Religionsangelegenheiten zur Sprache, wobei der päpstliche Legat Chieregati die Nothwendigkeit einer Reformation an Haupt u. Glieder anerkannte, aber die Unterdrückung Luthers gemäß dem Wormser Edict u. die Unterwerfung Luthers uuter den Papst forderte; dagegen verlangten die Reichsstände die Abhaltung eines Allgemeinen Concils binnen Jahr u. Tag in einer Stadt Deutschlands u. verwilligten nur Fürsorge zu tragen, daß Luther bis dahin nichts Weiteres in dev Kirchenangelegenheit unternehme. Doch protestirte Kursachsen gegen letzteren Pnnkt. Auf dem Reichstage 1524, vom Papst durch den Cardinal Campegius beschickt, wurde ausgemacht, daß das Reichsregiment von N. nach Eßlingen verlegt u. sobald als möglich ein freies Concil in einer Stadt Deutschlands berufen werden sollte, ferner wurde die Hülfe gegen die Türken näher bestimmt u. ausdrücklich die Predigt des Evangeliums bis zu Austrag der Sache gestattet. Hier wurde der Nürnberger Friebe (erster Religionsfriede) den 23. Juli 1532 zwischen den Protestanten u. Katholiken (s. Deutschland [Gesch.]) IX. B) u. 1538 der Heilige Bund zwischen Kaiser Karl V. u. den katholischen Ständen gegen die Protestanten geschlossen (s. Ligue 4) u. Schmalkaldischer Bund). 1631 öffnete N. den Schweden die Thore, wurde aber bald von Tilly bedroht u. berennt. 1632 bei N. verschanztes Lager der Schweden, denen Wallenstein auf dem alten Berge ebenfalls verschanzt gegenüber stand, s. Dreißigjähriger Krieg V. Hier 1640 Collegialtag der Kurfürsten, wo sich diese über den künftigen Frieden beriethen. In dem Französischen Revolutionskriege litt N. nur wenig u. war nur 1796 wenige Tage durch Jourdan besetzt. Beim Reichsdeputationsschluß von 1803 behielt N. die Reichsfreiheit, gerieth aber mit dem König von [⇐160] [161⇒] Preußen, als Burggrafen der Stadt, in Zwistigkeiten, u. Preußen nahm einen Theil des Nürnbergischen Stadtgebietes förmlich in Besitz. 20. Oct. 1805 zwischen N. u. Eschenau Gefecht zwischen Österreichern u. Franzosen. Durch die Rheinbundsacte wurde N. zugleich mit seinem Gebiete dem König von Baiern übergeben, welcher es am 15. Sept. 1806 in Besitz nahm. Zur Zeit ihrer Reichsunmittelbarkeit trug die jährliche Einnahme der Stadt 800,000 Fl. Das Stadtgebiet umfaßte 23 QM., darunter Altdorf u. den großen Reichswald, mit 70,000 Ew.; doch war die Stadt sehr verschuldet (1797 beliefen sich die Schulden auf 9 Mill. Fl.); sie unterhielt damals 7 Compagnien Soldaten zu Fuß, deren jede in Kriegszeiten 185, im Frieden aber 100 Mann betrug; desgl. 2 Compagnien Kürassiere, jede zu 85 Mann, 2 Compagnien alte Soldaten, die eine zu 131, die andere zu 95 Mann. Außerdem existirten 24 Fahnen Bürgermilizen, jede von 300 bis 400 Mann, nebst 1200 Constablern u. 2 Compagnien Bürgerreitern, welche bei Feuersbrünsten Dienste leisteten. Versammlungen hier: Octbr. 1838 der Deutschen Philologen; Sept. 1845 der Deutschen Naturforscher u. Ärzte; Sept. 1849 der Deutschen Lehrer; Aug. 1853 der Süddeutschen Apotheker u. der Deutschen Land- u. Forstwirthe. Vgl. Will, Repertorium der Nürnbergischen Geschichts- u. Münzkunde, Nürnb. 1800; M. Trockenbrot, Nachrichten u. Geschichte der Stadt N., ebd. 1780–84, 2 Bde.; Waldau, Beiträge zur Geschichte von N., ebd. 1786–89, 4 Bde.; Neue Beiträge etc., ebd. 1790; Kiefhaber, Monatliche Anzeigen der alten u. neuen Geschichte von N., ebd. 1803–7, 3 Bde.; Siebenkees, Chronik der Stadt N., Altd. 1790; Beschreibung der Regierungsverfassung der Stadt N., Weim. 1796; von Soden, Kriegs- u. Sittengeschichte der Reichsstadt N., Erlang. 1860.

Die Zeit, wenn das Burggrafenthum Nürnberg entstand, ist unbekannt. Nach der gewöhnlichen Meinung soll es in der Mitte des 12. Jahrh. erblich an das Haus Hohenzollern gekommen u. namentlich Konrad I., zweiter Sohn des Grafen Rudolf von Zollern, 1164, nach And. erst 1180 vom Kaiser Friedrich I. damit belehnt worden sein. Mit Gewißheit läßt sich jedoch die Erblichkeit der Burggrafenwürde zu N. im Hause Hohenzollern erst seit den Zeiten des Burggrafen Friedrich I., des Sohnes Konrads I., erweisen, welcher 1218 starb. Ihm folgte sein ältester Sohn Konrad II. u. nach dessen Tode (nach Ein. 1260) sein Sohn Friedrich III. (bis 1297). Diesem verlieh Kaiser Rudolf I. die Comitia Burggraviae in Nuremberg, die Burg, welche er in N. hatte, das Besatzungsrecht des an der Burg gelegenen Thores, das Landgericht, welchem der Burggraf im Namen des Kaisers vorstehen sollte, das Recht, daß der burggräfliche Vogt in dem Stadtgerichte mit dem königlichen Schultheiß den Vorsitz haben u. sowohl in bürgerlichen als peinlichen Rechtssachen zwei Drittel der eingehenden Gebühren erheben solle; ferner die Steuern von allen Fabriken der Stadt; die Schätzung, welche von allen unbeweglichen Gütern von dem anderen Theile der Brücke an zu erheben war; die Frohn- u. Handdienste zur Zeit der Ernte, den Wildbann, den dritten Baum im Walde u. alles darin liegende Holz; die Forstgerichte von der Brücke an; die Orte: Werd, Buch, Schwant u. das Schloß Creusen u.a. Über die Bedeutung des Ausdrucks Comitia Burggraviae in Nuremberg ist viel gestritten worden, indem die Nürnbergischen Schriftsteller darunter blos ein Gericht od. Amt verstanden, die brandenburgischen dagegen die Bezeichnung eines Landes od. einer Herrschaft darin fanden. Auch erhoben sich darüber lebhafte Zwiste zwischenden Burggrafen u. der Stadt, welche zuweilen zu offenen Fehden wurden. Auf Friedrich III. folgte dessen Sohn Johann I. (bis 1300), dann dessen Bruder Friedrich IV. der Vermehrer (bis 1332); Johann II. regierte gemeinschaftlich mit seinen Brüdern Konrad (st. 1334) u. Albrecht dem Schönen; er erwarb 1340 vom Grafen Otto von Orlamünde die Herrschaft Plassenburg mit Kulmbach, Berneck etc., wurde 1346 Statthalter in der Mark Brandenburg u. st. 1357, überlebt von seinem Bruder Albrecht, welcher 1361 starb. Es folgten Friedrich V., Johanns II. Sohn (st. 1398), Johann III. u. Friedrich VI.; s.u. Hohenzollern. Burggraf Friedrich VI. erhielt 1415 für seine dem Kaiser Sigismund gemachten Vorschüsse die Mark Brandenburg verpfändet u. gegen einen großen Nachschuß dieselbe als erbliche Lehn, s. Brandenburg (Gesch.). Da er, von dem Kaiser um die letzte Zahlung gedrängt, Geld brauchte, so verkaufte er 1427 die Burg zu N. u. deren Pertinenzien an die Stadt Nürnberg, womit die Fehden zwischen Burggrafen u. Stadt ihr Ende fanden Vgl. Ötter, Versuch einer Geschichte der Burggrafen zu N., 3 Abthl., Frankf. 1751–58, u. von Stillfried-Rattonitz, Genealogische Geschichte der Burggrafen von N., Görlitz 1843. [⇐161]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 159-161.
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[365⇒] Nürnberg, Hauptstadt des bayer. Kreises Mittelfranken, in sandiger aber durch Kunst fruchtbar gemachter Ebene, an der Pegnitz, dem Ludwigskanale, im Centrum der bayer. Eisenbahnen, alterthümlich gebaute Stadt, mit vielen Denkmälern der alten guten Zeiten, z.B. Rathhaus, Lorenz- und Sebalduskirche, St. Jakob- u. Aegidienkirche, Marktplatzbrunnen, die Burg, welche gegenwärtig von König Max II. im mittelalterlichen Style wiederhergestellt wird; diese öffentlichen Gebäude enthalten Kunstschätze aus dem Mittelalter, namentlich von Dürer u. Peter Vischer; auch in dem Besitze von Privaten befindet sich manch es werthvolle Kunstwerk. N. zählt (1852) 53638 E., darunter beinahe 7000 Katholiken; die höchst bedeutende Industrie liefert: Tuch, Kattun, Metallwaaren, Drath, Nadeln, Bleistifte, Farben, Kämme, Saiten, musikalische Instrumente, Spiegel, Fayence, Kurzwaaren (N.erwaaren, Spielwaaren, Drechslerwaaren), Tabak, Cichorie, Maschinen etc.; auch Handel u. Verkehr aller Art ist sehr beträchtlich. N. hat: Gymnasium, polytechnische Schule, Gewerbsschule, Zeichnenschule, Zeichnenschule für Schreiner, Kunstgewerbschule, Handelsschule, höhere Bürgerschule, ein weibliches Erziehungsinstitut, in der Moritzkapelle die königl. Bildergallerie, ein germanisches Museum, viele wohlthätige Stiftungen. – N. war urkundlich seit 1219 Reichsstadt, erkaufte 1417 die Burg von dem Burggrafen Friedrich von Hohenzollern, sah viele Reichstage innerhalb seiner Mauern, wurde im 14. Jahrh. ein Hauptstapelplatz des italien. Handels nach dem Norden u. entwickelte eine Blüte der Industrie u. Kunst wie keine andere deutsche Stadt. Mit dem Sinken des ital. Handels fiel auch der N. s. doch blieb Kunstfleiß und Reichthum, bis der 30jährige Krieg unheilbare Wunden schlug. 1805 kam es mit seinem 23 QM. großen Gebiete an Bayern und hat sich seit 1815 wider sehr gehoben. [⇐365]

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 365.
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Nürnberg
Nürnberg

[312⇒] Nürnberg war durch seinen Handel, Kunst- und Gewerbfleiß eine der mächtigsten und berühmtesten von den freien Reichsstädten Deutschlands, und ist seit 1806 durch dieselben, wenn auch in geringerem Grade behaupteten Vorzüge, eine der angesehensten Städte des Königreichs Baiern und dessen erster Fabrik- und Handelsplatz.

Es liegt in einer ziemlich ebenen, sandigen, aber trefflich angebauten Gegend, wird von dem Pegnitzflusse in zwei fast gleiche Hälften getheilt, von welchen nach den beiden Hauptkirchen die nördl. die Sebaldus-, die südl. die Lorenzseite heißt und zählt mit den Vorstädten Wöhrd, St.-Johann und Gostenhof über 40,000 Einw., welche sich mit Ausnahme von etwa 4000 Katholiken und wenigen Juden zum protestantischen Glauben bekennen. Der Umfang der Stadt innerhalb der dieselbe umgebenden, mit vielen Thürmen versehenen, alten Stadtmauern und des Stadtgrabens beträgt 11/2 St.; letzterer und der Raum zwischen den beiden Stadtmauern wird jetzt meist zu Gärten, Vergnügungsorten und andern Zwecken benutzt. Die Straßen sind bis auf wenige unregelmäßig und selbst etwas uneben, was aber in der allgemeinen Ansicht bis auf die gegen Nordost am Flusse steil aufragende Höhe verschwindet, auf welcher das merkwürdige alte Schloß, die ehemalige deutsche Reichsfeste oder Kaiserburg thront, wo die deutschen Kaiser während ihres Verweilens zu N. residirten. Sie besteht aus vielen, zu verschiedenen Zeiten nach Bedürfniß und andern vorwaltenden Umständen unregelmäßig errichteten Gebäuden, deren ältestes der wenigstens aus dem 11. Jahrhundert herrührende, sogenannte Heidenthurm ist, in dem sich zwei Kapellen über einander befinden. Von einer uralten Linde im Schloßhofe geht die Sage, daß sie von d.h. Kunigunde, der Gemahlin des 1024 gestorbenen Kaisers Heinrich II., mit eigner Hand gepflanzt worden sei. Ein Theil des Schlosses ist jetzt zur Wohnung des Königs und der Königin von Baiern eingerichtet und im andern befindet sich eine Malerschule und Gemäldesammlung. Durch einen kleinen Zwischenraum davon getrennt, liegt in gleicher Höhe mit der Burg die sogenannte Kaiserstallung, ein großes, an beiden Enden mit zwei Thürmen versehenes Gebäude, deren einer Luginsland, der andere der fünfeckige Thurm von seiner Form heißt und wahrscheinlich das älteste Gebäude von N. ist, wenn er auch nicht von den Römern erbaut wurde, wie die Sage behauptet, welche ihn nach dem Nero Claudius Drusus, Bruder des Kaisers Tiberius, den Nerothurm nennt. Auch die meisten Privathäuser N.'s sind alterthümlich, zum Theil aber schön gebaut und bewahren auch im Innern, gleich den alten öffentlichen Gebäuden, die Spuren einer längst vergangenen Zeit. Überall begegnet das Auge alterthümlichen Erkern, Giebeln, Thürmen und Thürmchen und der nachstehend, mit dem ihn zierenden, 60 F. hohen, von 1822 [⇐312][313⇒] bis 1824 wiederhergestellten schönen Brunnen abgebildete Theil des großen Hauptmarktplatzes trägt diesen Charakter ganz besonders. Durch Bauart und Kunstwerke sind ausgezeichnet: die ebenfalls am Markt gelegene, zierliche Marienkirche, von 1355–61 an die Stelle einer abgebrochenen Synagoge erbaut; das 275 F. lange Rathhaus, welches zu den ansehnlichsten in Deutschland gehört, dessen vorderer Theil von 1616–19 aufgeführt wurde und das außer andern Merkwürdigkeiten an der Decke der nach dem Hofe gehenden Galerie die Darstellung eines 1446 gefeierten Gesellenstechens in erhabener Arbeit, sowie im großen Saale Gemälde von A. Dürer und Andern enthält; die Sebalduskirche aus dem 14. Jahrh. mit dem von P. Vischer (s.d.) und seinen fünf Söhnen in Erz gegossenen, mit den Bildern der 12 Apostel und andern Statuen gezierten Grabmal des h. Sebaldus, an dem jedoch der mit Gold- und Silberblech überzogene Sarg von älterer Arbeit ist; die hier dargestellte Lorenz- oder Laurentikirche, die größte und schönste in N., 312 F. lang und 106 F. breit, deren einer Thurm mit vergoldetem Blech gedeckt ist und deren reich und künstlerisch geschmückte Hauptpforte erst 1824 zwei neue, mit schöner Bildschnitzerarbeit gothisch verzierte Thüren erhielt; im neuen Geschmack ist die 1711–18 wieder aufgebaute Ägidienkirche neben der am Ägidienplatze das Gymnasium liegt, vor welchem 1826 bei Gelegenheit der 300jährigen Jubelfeier desselben die von Burgschmid verfertigte Statue Melanchthons aufgestellt wurde, welcher bei der Gründung desselben mitwirkte. Der Johanniskirchhof ist durch die Gräber des als Mathematiker und Seefahrer berühmten Ritters Martin Behaim, gest. 1506, welcher großen Antheil an den Entdeckungen der Portugiesen zur See hatte, des großen Künstlers A. Dürer (s.d.) und des Hans Sachs (s.d.) merkwürdig. Die wichtige Stadtbibliothek befindet sich bei der Prediger- oder Dominikanerkirche; ein städtisches Conservatorium für Alterthümer und nürnberg. Kunstwerke ward 1824 errichtet und viele Privatleute besitzen noch ansehnliche Kunstsammlungen; [⇐313][314⇒] Bildung und Gemeingeist erhalten durch viele Bildungs- und Wohlthätigkeitsanstalten und Vereine für wissenschaftliche und gemeinnützige Zwecke Beförderung. Der Gewerbfleiß liefert noch einen großen Theil der unter nürnberger Waaren begriffenen, unzähligen Artikel von Messing, Stahl und Eisendrath, Drechslerwaaren, Rothschmiedearbeiten, Spiegel, Dosen, Saiten, musikalische und mathematische Instrumente u.s.w.; die sonst hier betriebene Verfertigung hölzerner Kinderspielwaaren hat sich jedoch meist nach dem Thüringerwald und andern Orten gezogen; wichtig ist auch der Speditions- und Wechselhandel. Zwischen N., das auch eine Bank besitzt, und dem zwei Stunden entfernten, ebenfalls sehr betriebsamen und von 16,000 Einw., darunter viele Juden, bewohnten Orte Fürth kam 1835 die erste mit Dampfwagen befahrene Eisenbahn in Deutschland zu Stande. – N. wird urkundlich zuerst 1050 erwähnt, erhielt 1219 seinen ersten Freiheitsbrief, ward durch die vielseitige Betriebsamkeit seiner Einwohner im 14. und 15. Jahrh. einer der wichtigsten Handelsplätze Deutschlands, sodaß damals das Sprüchwort entstand: »Nürnberger Hand geht durch alle Land«. Der Wohlstand der Stadt und ihrer damals weit zahlreichern Bevölkerung als jetzt, erlaubte zugleich die Pflege der Künste, und es konnte sich im 16. Jahrh. keine deutsche Stadt darin mit N. messen, das auch in der allgemeinen Geschichte der Kunst eine vorzügliche Stelle einnimmt. Nachdem aber in Folge des entdeckten Seewegs nach Ostindien und der Vervollkommnung der Schiffahrt die mit dem S. und jenen fernen Gegenden von nördl. Europa zeither über N. und Italien bestandenen Handelsverbindungen aufhörten, sank allmälig der Flor N.'s, das auch vom dreißigjährigen Kriege hart betroffen wurde und endlich 1806 nebst seinem ganzen Gebiete von 23 ! M. mit 40,000 Einw., durch die Rheinbundsacte mit voller Souverainetät an Baiern kam. Früher Hauptstadt des Rezatkreises, ist sie nach der neuesten Eintheilung von Baiern die des Kreises Mittelfranken und hat in der jüngsten Zeit fortwährend an Wohlstand zugenommen. [⇐314]

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 312-314.
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[460⇒] Nürnberg, die ehemalige freie Reichsstadt, berühmt als der Schauplatz so mancher interessanten Begebenheit unserer Geschichte, die Mutter wichtiger Erfindungen, voll von Denkmälern [⇐460][461⇒] deutscher Kunst und Sitte, gehört seit 1806 zu Baiern und zählt 42,000 Ew. Einige merkwürdige Ueberreste seiner Blüthezeit, wie die alte Reichsveste mit einer Bildergallerie, einem 300 F. tiefen Brunnen und der 700 I. alten Linde, das Rathhaus, die Sebalduskirche etc. erregen noch jetzt unsere gerechte Bewunderung, und wer sollte nicht mit Ehrfurcht den Grabmälern Albrecht Dürer's und Hans Sachs nahen? – Die Stadt selbst trägt zum großen Theil das Gepräge des Mittelalters, doch ist durch Anlegung von Fontainen, Brücken und Brunnen der düstere Anstrich schon bedeutend gemildert worden, ihre Anstalten Kunst und Industrie gewinnen täglich an Bedeutung, und reichere Alterthumssammlungen und Museen finden sich in keiner Stadt. Außerdem darf eine Bibliothek von 80,000 Bänden, die Zeichnungs- und Malerakademie, das Waisen-, Irren- und Blindeninstitut von keinem Fremden ungesehen bleiben. Handel und Fabriken blühen noch immer, wenn gleich nicht im alten Maße. Unter den Waaren sind die Spielwaaren in der ganzen Welt beliebt; auch die N. Lebkuchen und Pfeffernüsse fehlen bei keiner Weihnachtsbescheerung. Eine M. von N. liegt Fürth, mit dem es durch eine treffliche Eisenbahn verbunden ist.

–u– [⇐461]

Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 460-461.
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[278⇒] Die freie Reichsstadt Nürnberg, im Fränkischen Kreise, eine alte, ehedem sehr angesehene Handelsstadt, welche durch ihre wichtigen künstlichen Erfindungen und Arbeiten (hier wurden die Taschenuhren erfunden, hier ist die Vaterstadt Albrecht Dürers u. A.) immer bleibenden Ruf behauptet. Sie zählt gegenwärtig nicht mehr als 30,000 Einwohner; eine mit ihrem Umfange, so wie mit ihrer ehemahligen Größe sehr contrastirende Zahl. Schon in den frühesten Zeiten trieb Nürnberg wichtigen Handel, und erhielt große Handelsfreiheiten; gegen das Ende des 15. und im 16. Jahrhunderte stand es in seinem höchsten Flor, und wegen seines Verkehrs mit allen Staaten von Europa (wiewohl sich seine Handlung noch weiter erstreckte) wurde es damahls der Mittelpunkt von Europa genannt. Allein der veränderte Gang der Handlung, neue Zolleinrichtungen, bessere Handlungspolitik andrer Länder, neu aufblühende Rivale (s. d. Art. Fürth) machten, daß der jetzige Wohlstand der Stadt mit dem ehemaligen nicht mehr zu vergleichen ist. Indeß sind Manufacturen, Fabriken und Handlung in Nürnberg, auch in der jetzigen Periode des Verfalls dieser Stadt, immer noch sehr beträchtlich, und haben verschiedene ganz eigenthumliche Zweige. Unter den hiesigen so genannten Nürnberger Waren sind ungemein viele und nützliche Erfindungen, die nur wegen ihrer Allgemeinheit weniger geschätzt werden: und es ist gewiß unverzeihlich, über diese Arbeiten, wie es oft Mode ist, zu spotten; wiewohl dieses unläugbar ist, daß die Nürnberger längst aufgehört haben, mit dem Geschmack ihres Zeitalters fortzuschreiten. – Die Stadt selbst liegt an der Pegnitz, einem kleinen Fluß, der sie in zwei Theile theilt, [⇐278][279⇒] wovon der kleine nördliche die Sebalder Seite, der etwas größere südliche die Lorenzer Seite genannt wird; sie ist übrigens wohlgebaut und hat schöne Springbrunnen. Merkwürdig sind vorzüglich darin: das Reichsschloß oder die Feste in der Stadt selbst, ehedem der Sitz der Burggrafen von Nürnberg, von denen das königl. Preußische und Churbrandenburgische Haus abstammt, welches auch noch Prätensionen an das Land macht, das die Stadt Nürnberg zuweilen ihr Territorium zu nennen versucht hat; die neue Hospitalkirche zum heil. Geist, in welcher der größte und vornehmste Theil der Reichskleinodien, nehmlich Krone, Zepter, Schwert und Reichsapfel, aufbewahrt werden; das schöne Rathhaus, in welchem treffliche Gemählde, sonderlich von Albrecht Dürer; unter den Fabriken besonders die Rothschmidmühle, welche äußerst merkwürdig ist, selten aber Fremden gezeigt wird; mehrere Bibliotheken und Kunstsammlungen; die Homannische Landkarten-Officin, die auch außer Deutschland bekannt ist; des bekannten Dichters Hanns Sachsens Wohnung, jetzt ein Wirthshaus, zur Mausfalle genannt; endlich die Nürnberger so genannte große Uhr, nach welcher noch einige andere Uhren in Nürnberg schlagen, und die sich nach der Tageslänge richtet, eine Stunde nach Sonnenaufgang schlägt sie 1 und so fort bis zu Sonnenuntergang, da sie denn in den kürzesten Tagen 8 und in den längsten 16 schlägt; sodann schlägt sie eine Stunde nach Sonnenuntergang wieder 1 und so weiter bis zu Ende der Nacht). Auch hat Nürnberg eine Mahlerakademie, außer 72 größern und kleinern Armenstiftungen ein reiches Hospital und ein ansehnliches Waisenhaus, und ist auch der Sitz des so genannten Pegnesischen Blumenordens. – Die Regierungsform in Nürnberg ist aristokratisch. Die Nürnberger Patricier oder adelichen Stadtgeschlechter sind von einem sehr hohen Alter. Diese wenigen rathsfähigen Familien, nächst denen es noch einige bloß gerichtsfähige adeliche Familien giebt, können Nürnberg als ihr Eigenthum betrachten, da sie ganz unumschränkt regieren. Es werden aus ihnen 34 adeliche Rathsherren gewählt, und diese haben bei gewissen Gelegenheiten 8 bestimmte [⇐279][280⇒] Handwerker zu Beisitzern; sonst hat nie ein anderer Bürger Hoffnung in den Rath zu kommen. – Die Einkünfte der Stadt Nürnberg schätzt Norrmann auf 2½ Million Gulden.

Das Gebiet der Reichsstadt Nürnberg (zu welchem auch die Universität Altdorf gehört) enthält 25 Quadratmeilen und 35,000 Einwohner, ist sehr gut angebaut, vorzüglich mit Gartenfrüchten und Gemüsen, und die Dorfbewohner leben im Wohlstande. Die meisten Landgüter in diesem Gebiet besitzen die Patricier.

Ueber Nürnbergs Lage i. J. 1796 s. den 2. Th. S. 46. [⇐280]

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 278-280.
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[158⇒] * Nürnberg. Bei den allgemeinen großen Umänderungen, welche zu Anfange des jetzigen Jahrhunderts Deutschland trafen, behielt zwar Nürnberg, dem Hauptschluß der Reichs-Deputation v. 1803, gemäß, seine Existenz als freie Reichsstadt – allein zu Folge der Bundesacte der Rheinischen Staaten vom 12. Jul. 1806. ward die Stadt Nürnberg und ihr Gebiet, welches zusammen auf 20 Q. Meilen 80,000 Einwohner faßt und 7 Städte 200 Dörfer und 100 Weiler begreift, dem König von Baiern zu Theil, welcher den 15. Sept. davon Besitz nahm, und wodurch die zeitherige Verfassung aufhörte. – Durch den Druck des Kriegs hat seitdem der Handel und das Gewerbe dieser Stadt – in welcher übrigens die S. 279. Th III. erwähnte große Uhr von der neuen Policei-Direction am 16. Sept. 1806. weggeschaft worden ist – außerordentlich gelitten. [⇐158]

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 158.
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