Rom [4]

[274] Rom (Römisches Reich, Gesch.). I. Rom unter Königen. Die Stelle, wo R. nachher erbaut wurde, war vormals ein Weideplatz Albanischer Hirten. Romulus (s.d.) u. Remus, die Enkel des Numitor, Königs von Alba Longa, Söhne der Rhea Sylvia u. des Mars, gründeten mit Albanern das Reich u. erbauten 753 (754) v. Chr. R. auf dem Palatinus. Als Gründungstag gilt der 21. April (s. Rom, a. Geogr.). Der Streit der beiden Brüder um die Regierung wurde durch die Augurien für Romulus entschieden, Remus aber, welcher die Heiligkeit des Gebrauchs bei der Gründung der Stadt verletzte (od. weil er spottend über die zu niedrige Mäuer sprang), wurde von Romulus getödtet. Um seiner Stadt mehr Einwohner zu gewinnen, eröffnete Romulus auf dem Saturnischen, nachher Capitolinischen genannten Berge ein Asyl, in welches eine Menge Flüchtlinge u. Abenteurer aus der Nähe u. Ferne kam. Da es ihnen aber an Weibern fehlte, u. die Nachbarvölker diesen ruhmlosen Leuten ihre Töchter nicht in die Ehe geben wollten, so stellte Romulus ritterliche Spiele, die Consualia, an u. lud dazu die Latiner u. Sabiner mit Weibern u. Töchtern ein; aus der Zahl dieser Gäste aber raubten die Römer auf das Geheiß des Romulus während od. nach den Spielen sich Gattinnen (Raub der Sabinerinnen). Die Anverwandten der Geraubten wollten die Ihrigen mit Waffengewalt zurückholen; die Latiner aus Antemna, Cäninau. Crustumerium wurden geschlagen, aber die Sabiner aus Cures unter T. Tatius eroberten den Quirinalis u. bemächtigten sich von da aus durch den Verrath der Tarpeja, einer Sabinerin, des Capitoliums. Es entspann sich nun ein Kampf auf der Stelle des nachmaligen Forum, welcher aber durch die Dazwischenkunft der andern mit Römern verheiratheten Sabinerinnen beigelegt wurde. Die Sabiner blieben auf dem Quirinalis u. ihre Stadt stand in engem Bunde mit der römischen auf dem Palatinus; Romulus aber u. T. Tatius regierten gemeinschaftlich, bis Tatius von den Laurentinern erschlagen wurde, worauf Romulus als einziger König beide, nun in Eins zusammengezogene Städte regierte u. ihnen eine gemeinsame Verfassung zu geben anfing; er wählte sich einen Ausschuß von 100 Familienvätern (Senat), welche den Staatsrath bildeten, gab Gesetze (s. Regia lex) u. errichtete eine Reiterschaar (Celeres). Schon früh kam auch ein etruskischer Häuptling (Lucumo) mit einem Gefolge nach R., welcher steh auf dem Coelius mons niederließ. Diese Latiner, Sabiner u. Etrusker, in[274] drei Tribus getheilt, bildeten die ersten römischen Bürger, welche Theil an dem Besitz des Stadtgebiets (Ager romanus) hatten, die andern waren Clienten u. Sklaven u. hatten kein Bürgerrecht. Von den Kriegen, in welche die Römer bereits unter Romulus mit den benachbarten Völkern verwickelt wurden, ist der gegen Veji der bedeutendste, weil die Römer in demselben Eroberungen machten; die Vejenter traten sieben Gaue u. die Salzwerke (Salinae) an dem Tibris ab. Aus diesen Eroberungen entstand der Ager publicus, in dessen Besitz sich die Bürger theilten u. die Clienten darauf als Hintersassen setzten. Nach 38 jähriger Herrschaft wurde Romulus 716 v. Chr. bei einer Musterung des Heeres unter Donner u. Sturm plötzlich den Augen des Volks entrückt u. als Heros (Quirinus) göttlich verehrt. Nach ihm wurde der Sabiner Numa Pompilius (s.d.) zum König gewählt. Er war bemüht Einheit in das noch lose Staatswesen zu bringen u. suchte die Verschiedenheit der Stämme durch gemeinschaftliche religiöse Institute aufzuheben. Das Gemeinsame in der Vorstellung der alten Italer war die vom reinen Elementarfeuer (Vesta), daher errichtete er einen Vestatempel u. gab der Göttin Priester, an deren Spitze der Pontifex maximus stand; auch gründete er das Collegium der Auguren (s.d.) zur Erforschung des Willens der Götter bei den Unternehmungen des Volkes; ließ den Ager romanus von dem Ager publicus bestimmt scheiden, zur Sicherung des Eigenthums Grenzsteine mit religiöser Unverletzbarkeit (Termini) aufstellen u. ernannte bestimmte Magistratspersonen, denen die Pflege des Ackerbaues anvertraut war. Überdies setzte er Festtage ein, ordnete den Kalender u. befestigte die vorgefundene Verfassung. Die Nymphe Egeria soll seine Rathgeberin dabei gewesen sein. Kriege führte er nicht; er st. 673 v. Chr. Auf Numa folgte Tullus Hostilius (s.d.). Unter ihm begannen die Kriege mit Alba Longa; die Mißhelligkeiten wurden (668 od. 669) durch den Kampf der drei (römischen) Horatier u. drei (albanischen) Curiatier entschieden (s.u. Horatius 1), die römische Partei siegte, u. beide Staaten schlossen ein Bündniß. Als darauf das verbündete Fidenä mit Veji von den Römern abfiel, kämpften die Albaner auf römischer Seite gegen sie, aber mitten im Kampfe gingen die Albaner zu dem Feinde über, weshalb Alba zerstört, die Einwohner nach R. geführt u. ihr Anführer, Mettus Fuffetius, hingerichtet (durch Pferde zerrissen, s. Quadrigarum supplicium) ward. Die Albaner erhielten ihre Wohnungen wahrscheinlich auf dem Cölius, wo schon die Etrusker saßen; da sie aber ihre Besitzungen in Alba behielten, so bekamen sie keinen Theil an dem Römischen Gebiet. Aus diesem Verhältniß entstand in R. eine neue Gattung Bürger, die Plebejer; denen gegenüber die Altbürger, Proci (die Patricier), als bevorzugter Adel erscheinen (s.u. Rom, Ant. I. C); die Clienten blieben in ihrem alten Zustand. Tullus starb, nachdem er noch die Sabiner besiegt hatte, 640 (638) v. Chr., u. ihm folgte Ancus Marcius (s.d.). Unter seiner Regierung wurde Ostia an der Mündung des Tibris als Hafen angelegt, weniger zur Betreibung des activen Handels, als um fremden Schiffen Gelegenheit zur Zufuhr für R. zu geben; der Mäsische Wald (Maesia) in Etrurien u. mehre latinische Städte erobert, deren Einwohner, nach R. abgeführt, den Aventinus zu bewohnen bekamen; nach der Annahme Einiger soll erst aus diesen, welche bei persönlicher Freiheit u. Dienstpflichtigkeit doch kein Bürgerrecht erhielten, die Plebs entstanden sein. Er sanctionirte die von Numa Pompilius gestifteten religiösen Institute, befestigte den Janiculus, baute den Pons sublicius über den Tibris, sowie das erste Staatsgefängniß u. legte die Marcische Wasserleitung etc. an. Er st. 616 (614); sein Nachfolger war Tarquinius Priscus (s.d.), welcher eigentlich aus Korinth stammte, woher sein Vater Demaratos nach Tarquinii, u. Tarquinius selbst von da wieder nach R. gezogen war. Er hatte schon bei Ancus Marcius Einfluß gehabt, war Befehlshaber der Reiterei gewesen u. zuletzt vom König Ancus zum Vormund seiner Kinder ernannt worden. Nachdem Ancus gestorben war, gewann Tarquinius Volk u. Senat u. wurde selbst zum König gewählt. Er vermehrte den Senat um 100 Mitglieder u. führte Krieg gegen die Latiner, in welchem er Apiolä einnahm u. dort so viel Beute machte, daß er die Spiele prächtiger als die früheren Könige feiern konnte. Damals wurde auch zuerst der Circus maximus zum Platz derselben bestimmt. Unter seiner Regierung entstanden viele Privatgebäude um das Forum, wozu er die Plätze vertheilen ließ, Säulenhallen, die Tabernae u. eine Mauer aus Quadern. Den letztern Bau unterbrach ein Krieg mit den Sabinern, welche er schlug u. deren Stadt Collatia er eroberte, sowie auch in einzelnen Kriegen die latinischen Städte Corniculum, Ficulea, Cameria, Crustumerium, Ameriola, Nomentum. Er suchte Ordnung in die verworrene Verfassung zu bringen u. die sich immer vergrößernde Kluft zwischen Plebejern u. Patriciern auszugleichen, zu welchem Zwecke er die gegenseitigen Ehen einführen u. noch drei plebejische Tribus errichten wollte, welche mit politisch gleichen Rechten den Patriciern gegenüberstehen sollten; doch widersetzten sich diesem Plane die Patricier. Indeß erhöhte er die Zahl der Ritter, welche er aus den Plebejern nahm. Besiegte Völker führte er nicht nach R., sondern ließ dieselben in ihrer Heimath. Sein Hauptstreben war, R. zum Haupt des Latinischen Städtebundes zu machen, in welchen er sich deshalb hatte aufnehmen lassen, doch wurde ihm auch dieser Plan vereitelt, indem er 578 v. Chr. auf Veranlassung der Söhne des Ancus von zwei Holzhauern getödtet wurde. Unter ihm wurden auch die Sibyllinischen Bücher gekauft (s.u. Sibyllen).

Tanaquil, die Gemahlin des Tarquinius, verheimlichte den Tod des Königs und machte bekannt, daß derselbe blos krank sei u. zu seinem einstweiligen Stellvertreter den Servius Tullius (s.d.) bestellt hat. Dieser war eigentlich der Sohn einer Sklavin, aber der König Tarquinius hatte ihm wegen seiner hervorragenden Talente eine gute Erziehung gegeben u. ihn zu seinem Nachfolger gebildet; nach And. war er ein aus Etrurien Eingewanderter. Servius regierte daher einstweilen u. behielt die Herrschaft auch nach der Bekanntwerdung des Todes des Tarquinius, mit dem Willen des Senates u. Volkes. Die Hauptstütze schuf er sich an den Plebejern u. kam so zu seinem Zweck, die von seinem Vorgänger projectirte Verfassung (Servianische Verfassung) durchzusetzen, welche die Theilnahme an dem Staatswesen von dem Census, dem Vermögen, des Einzelnen abhängig machte. Die ganze Bevölkerung Roms wurde, ohne Rücksicht auf ihre Gentilität, nach ihrem Wohnsitz in 30 Tribus u. diese in 193 Cen, [275] Turien, welche sich nach dem Census richteten (s. oben S. 268), getheilt. Je mehr sich Servius durch diese Verfassung die Gunst der Plebejer, welche jetzt politische Rechte erhielten, erwarb, desto mehr haßten ihn die Patricier, welche dadurch viele Vorrechte verloren, obgleich sie in der Ritterschaft noch abgesonderte Centurien u. in dem Fortbestehen der Curialcomitien Einfluß auf das höhere Beamtenwesen behalten hatten. Die Servianische Verfassung erhielt immer mehr Allgemeinheit u. blieb bis gegen 170 v. Chr. Ob er zuerst Geld schlagen ließ, ist noch unermittelt; nach Einigen geschah es schon unter Numa, nach Anderen erst unter Tarquinius II. Dem Reich nach außen gab er eine größere Festigkeit dadurch, daß er dem Latinischen Bund mehr Halt gab u. auf dem Aventinischen Berge einen Bundestempel errichtete. Er traf Vorbereitungen zum Bau des Capitolinischen Tempels, ordnete die Compitalia u. Feriae latinae an; die Stadt vergrößerte er durch die Hinzufügung des Quirinalis u. Viminalis; den Esquilinus ließ er mehr anbauen u. wohnte selbst da. Er baute auch auf der Ostseite den Wall (s. Rom a. Geogr.). Im Jahr 534 v. Chr. ward er auf Antrieb seiner herrschsüchtigen Tochter Tullia von deren Gemahl Tarquinius Superbus (s.d.) ermordet, u. dieser folgte als siebenter König. Seine Regierung begann dieser damit, daß er die Freunde des Servius entfernte u., um sich gegen Angriffe zu sichern, eine Leichwache wählte. Den Senat beleidigte er dadurch, daß er die ihrer Würde entsetzten Senatoren nicht durch andere ersetzte, sondern die Anzahl derselben immer mehr verminderte; das Volk aber dadurch, daß er eigenmächtig über Krieg u. Frieden bestimmte. Seinen Stolz zeigte er auch gegen den Latinischen Bund, dessen Vertreter er bei einer Versammlung bis zum Abend auf sich warten ließ, u. da sich Turnus Herdonius von Aricia darüber beschwerte, so ließ ihn Tarquinius ermorden, schloß aber doch den Bund mit den Latinern fester, besiegte die Volsker, eroberte von ihnen Suessa Pometia, bemächtigte sich mit List der latinischen Stadt Gabii (s.d.), machte mit den Äquern Friede u. erneuerte mit den Etruskern das Bündniß. Den Frieden benutzte er zum Bau des Capitolinischen Tempels, zur Errichtung der Gänge in dem Circus maximus, zur Vollendung der großen Kloake. Nach Signia u. Circeji schickte er Colonien. Unterdessen brach ein Krieg gegen die Rutuler aus, u. während Tarquinius mit dem Heere vor Ardea stand, beging einer seiner Söhne, S. Tarquinius, einen Frevel an der Lucretia (s.d.), der Tochter des Patriciers Collatinus, welcher, um die der Tochter angethane Schmach zu rächen, das Volk gegen die königliche Familie aufreizte u. es dahin brachte, daß es dieselbe 509 v. Chr. verbannte. Die Revolution leitete nebst Collatinus noch L. Junius Brutus (s.d.), ein Verwandter des Königs. Als Tarquinius selbst nach R. zurückkehrte, wurden ihm die Thore verschlossen.

II. Rom als Republik. Das Königthum wurde nun abgeschafft, u. statt eines Königs zwei Consuln (s.d.) mit königlichen Rechten u. Vorzügen, aber nur einjähriger Amtsdauer, aus dem Patricierstande gewählt. Der patricische Senat wurde die Seele des ganzen Staatswesens, da die Consuln fast nur dessen Organe waren; das Oberpriesterthum wurde einem eigenen, ebenfalls aus den Patriciern gewählten Rex sacrorum (s.d.) auf Lebenslang übertragen. Im Übrigen wurde die von Tarquinius II. abgeschaffte Servianische Verfassung wieder eingeführt. Die ersten Consuln waren L. Junius Brutus u. L. Tarquinius Collatinus, doch mußte der Letztere wegen seiner Geschlechtsverwandtschaft mit Tarquinius, alsbald zurücktreten, u. P. Valerius Publicola wurde an seiner Stelle Consul. In R. hatte aber der König Tarquinius immer noch eine starke Partei für sich, bes. unter der patricischen Jugend, welche eine Verschwörung gegen die neue Staatsordnung zum Besten der Tarquinier machte; sie wurde aber durch einen Sklaven verrathen, u. der Consul Brutus ließ seine eignen Söhne, welche dabei betheiligt waren, hinrichten, Der vertriebene Tarquinius suchte nun, um sich die Rückkehr auf den Thron zu erzwingen, Hülfe bei den Nachbarvölkern, namentlich in Etrurien, u. zog mit einer Schaar aus Veji u. Tarquinii gegen R. Diese schlug der Consul Brutus beim Walde Arsia, fiel aber im Kampfe, u. an seine Stelle trat Spurius Lucretius, u. als dieser bald darauf starb, M. Horatius Pulvillus. Tarquinius wendete sich nun an Porsena, den König von Clusium in Etrurien, welcher mit Heeresmacht vor R. kam u. die Stadt belagerte. Ungeachtet der Heldenthaten des Mucius Scävola u. Horatius Cocles (s. b.) eroberte Porsena 507 R., nahm den Römern die im Vejentischen Kriege gemachten Eroberungen wieder ab u. brachte sie in ein abhängiges Verhältniß zu sich; Tarquinius aber kam nicht wieder auf den Thron. In dem darauf folgenden Kriege der Clusiner gegen die Cumäer machte sich R. von diesem Verhältniß wieder frei.

Bald begannen jedoch in R. die inneren Kämpfe zwischen den Patriciern u. Plebejern, welche Letzteren ihre Rechte als Staatsbürger sichern wollten, aber zum großen Theil nach der Abtretung der Vejentischen Äcker besitzlos geworden waren, wogegen die Patricier einen bedeutenden Zuwachs durch 250 unter Atta Clausus (Appius Claudius) im Jahr 504 in R. einwandernden sabinischen Familien erhielten. Die Patricier versuchten im Gefühl ihrer Überlegenheit einen Angriff auf die Plebejer, doch unterblieb die Ausführung vor der Hand wegen eines Krieges mit dem Latinischen Bunde, welcher von Oct. Mamilius, einem Verwandten des Königs Tarquinius, gegen die Römer gereizt worden war. Wegen der Gefährlichkeit des Krieges wählte man statt der zwei Consuln 501 einen Dictator (s.d.) aus den Patriciern, welchem unumschränkte Macht gegeben wurde, dieser war T. Lartius. Durch den Sieg der Römer über die Latiner beim See Regillus 498 wurde dieser Krieg beendigt u. der Bund unter der Bedingung gleicher Berechtigung der Latiner mit den Römern erneuert. Tarquinius aber, zu dessen Wiedereinsetzung dieser Krieg ein neuer Versuch gewesen war, wendete sich, da auch dieser ihm mißlungen war, nach Cumä u. starb daselbst 15 Jahre nach seiner Vertreibung. Nach dem Frieden singen die Patricier wieder die Bedrückungen der Plebejer an; diese waren größtentheils Schuldner der Patricier u. wurden als solche von jenen hart gedrückt. Die Unzufriedenheit der Plebejer kam 495, als Truppen zum Kriege gegen die Volsker ausgehoben werden sollten, zum Ausbruch, u. der Aufstand wurde nur dadurch unterdrückt, daß alle, welche Schulden halber als Knechte gehalten wurden, ihre Freiheit wieder bekamen. Nun geschah die Aushebung,[276] u. der Krieg wurde glücklich geführt. Als über darnach alsbald die plebejischen Schuldner von ihren patricischen Gläubigern mit der vorigen Härte in Anspruch genommen wurden, so versammelten sich die Plebejer auf dem Aventinus, verließen R. u. zogen unter C. Sicinius Bellutus auf den Heiligen Berg (Mons sacer), jenseit des Anio (Secessio plebis), wo sie eine neue Stadt gründen wollten. Die darüber bestürzten Patricier schickten eine Gesandtschaft unter Menenius Agrippa (s.d.) ab, welcher jene unter vortheilhafter Bedingung zurückzukehren veranlaßte; vornehmlich wurde das Schuldenwesen regulirt (vermuthlich dadurch, daß man die Asses leichter prägte u. sie in der Zahlung für voll annahm) u. den Plebejern verstattet, eigene, ihr Interesse vertretende Magistratspersonen, Tribuni plebis, zu wählen u. darnach auch besondere, von ihren Tribunen geleitete Comitien (Comitia tributa, s.d.) zu halten, deren Zweck war den Plebejern ihre Rechte zu sichern. Die Kriege gegen die Volsker, denen 492 die Stadt Corioli entrissen wurde, u. gegen die Äquer wurden nun mit Glück fortgesetzt. Durch die Auswanderung u. die während der Organisirung fortbestehenden Parteikämpfe waren die Acker vernachlässigt worden; jetzt fehlte es an Getreide; die Patricier glaubten in dieser Verlegenheit der Plebejer eine passende Gelegenheit gefunden zu haben, denselben die zugestandenen Rechte wieder zu entreißen; man versprach ihnen Getreide um billige Preise zu liefern, wenn sie ihre Tribunen wieder abschafften. Sogleich versammelten sich die Tributcomitien u. luden den C. Marcius Coriolanus, welcher der Urheber jenes Vorschlages war, vor. Die Patricier wollten dies mit ihren Clienten verhindern u. leugneten, daß die Plebejer das Recht hätten Patricier vor ihre Comitien zu laden. Nichts desto weniger wurde Coriolanus, als er nicht erschien, 491 verurtheilt u. ging in das Exil zu den Volskern nach Antium. An der Spitze der Volsker machte er 488 einen Zug gegen R. u. kam bis in die Nähe der Stadt, wo er die Güter der Plebejer plünderte, deshalb wollten diese den Frieden, aber als Coriolanus die Bedingung stellte, den Volskern die ihnen entrissenen Ländereien zurückzugeben, ging der Senat nicht darauf ein. Coriolanus bedrängte R. immer mehr, u. erst eine Deputation von römischen Frauen, an deren Spitze seine Mutter Veturia, seine Gemahlin Volumnia u. seine Schwester Valeria standen, vermochten ihn abzuziehen. 486 wurde Sp. Cassius Viscellinus Consul; er nahm die Herniker in den Römisch-Latinischen Bund auf u. brachte das erste Ackergesetz (Agraria lex) in Vorschlag, nach welchem alle Römer, sowie die Latiner u. Herniker, Theil an den Staatsländereien (die bis jetzt die Patricier allein gehabt u. die Nutznießung ihren Clienten überlassen hatten) erhalten sollten. Da er zur Durchführung dieses Vorschlages die Bundesgenossen nach R. gerufen hatte, so wurde er nach dem Ablauf seines Amtsjahres angeklagt, sich gewaltsamer Mittel zur Durchführung des Ackerbaugesetzes bedient zu haben, verurtheilt u. vom Tarpejischen Felsen herabgestürzt. Unter den Kriegen ist bes. merkwürdig der 479 gegen die Vejenter geführte, in welchem der Consul Cäso Fabius mit seinen 300 Gentilen nebst deren Clienten (Fabier) am Fluß Cremona den Heldentod starben. Nach glücklicher Beendigung des Krieges gegen die Volsker gewannen die Plebejer 472 wegen einer unklugen Härte der Patricier, durch den Tribunen Volero Publilius, einen großen Vortheil dadurch, daß sie ohne Einfluß der Centuriatcomitien ihre Tribunen wählen durften (Publilia lex). Der Gedanke, daß jetzt die Plebejer an Macht u. Ansehen den Patriciern fast gleich ständen, stellte Letztere jenen immer noch schroffer gegenüber. In dem Krieg gegen die Volsker 471 zeigte sich das Heer dem Consul App. Claudius Sabinus, einem Feinde der Plebejer, widerspenstig, die Schlacht war unglücklich, u. hier wurde zuerst die Decimation angewendet. Nach Beendigung des Krieges wurde die Ländervertheilung von Neuem gefordert, aber wegen Fortdauer der Kriege immer wieder hinausgeschoben. Deshalb wurden die Plebejer müde immer für die Patricier zu fechten, u. der 464 begonnene Krieg mit den Äquern nahm in beiden folgenden Jahren einen sehr unglücklichen Fortgang für die Römer. 462 machte der Volkstribun C. Terentillus Arsa einen Vorschlag, daß die Amtsgewalt der Consuln durch Gesetze beschränkt werden sollte (Terentilla lex); mit Ungestüm wurde die Forderung 461 erneuert u. auf eine allgemeine Gesetzgebung zur Feststellung der gütigen Rechtsverhältnisse ausgedehnt. Auf dem Forum entspann sich ein Kampf, die Patricier trieben unter dem Consul L. Quintius Cincinnatus die Plebejer zurück, wobei die Tribunen verletzt wurden. Cincinnatus besänftigte die Plebejer, welche Genugthuung forderten, dadurch, daß er freiwillig in das Exil ging. Die Unruhen in R. aber benutzte der Sabiner Appius Herdonius u. überfiel mit einer Schaar römischer Clienten u. Exilirten das Capitol, wurde jedoch mit Hülfe eines tusculanischen Heeres unter L. Mamilius wieder vertrieben, gefangen u. getödtet. Vergebens suchte inzwischen Cincinnatus aus dem Exil eine Verschwörung gegen die Plebejer zu unterhalten; nachdem die Patricier noch 7 Jahre die neue Verfassung verweigert hatten, mußten sie endlich nachgeben.

In der neuen Verfassung diente das Aequum jus (Gleichheit der Rechte) als Basis; Sp. Postumius Albus, A. Manlius Vulso u. S. Sulpitius Camerinus gingen 454 in die Städte Großgriechenlands, um die verschiedenen Verfassungen kennen zu lernen, u. 451 wurden statt der zwei Consuln u. unter Aufhebung der anderen höhern Magistrate zehn Männer aus den Patriciern als Commission zur Abfassung von Gesetzen (Decemviri cum consulari potestate legibus scribendis) gewählt, Sp, Veturius Crassus, C. Julius Julus, A. Manlius Vulso, Sev. Sulpitius Camerinus, P. Sestius Capitolinus, P. Curiatius Fistus, T. Romilius Rocus, Sp. Postumius Albus, an ihrer Spitze die diesjährigen Consuln App. Claudius Crassinus u. T. Genucius Augurinus, u. beigegeben wurde ihnen der Grieche Hermodoros. Sie verfaßten binnen zwei Jahren ein Grundgesetz auf zwölf Tafeln (s. Zwölf Tafeln). App. Claudius hatte im ersten Jahr den Plebejern sehrgeschmeichelt, im zweiten aber trat seine u. der anderen Decemvirn Willkür unverholen hervor, kein öffentliches Gericht wurde gehalten u. die Plebejer hart verfolgt. In dem Kriege mit den Volskern erlitten die Römer eine schwere Niederlage auf dem Algidus. Einen tiefen Eindruck machte auf die Patricier die zweite Secession der Plebejer auf den Aventinus (449), veranlaßt durch die Ermordung des Plebejers L. Siccius u. die von Appius Claudius beabsichtigte Entehrung der Virginia (s. d), welche ihr Vater, um ihre Ehre zu retten, erstach, Das [277] Volk wurde durch neue Bestätigung der Tribunen versöhnt, die Decemvirn gestürzt, unter Beibehaltung der Zwölftafelgesetze als Rechtsgrundlage die alte Verfassung wieder eingeführt u. zwei neue Consuln, L. Valer. Publicola u. M. Horatius Barbatus, gewählt. Durch ein Gesetz erhielten die Tributcomitien, an denen nun auch Patricier theilnahmen, für ihre Beschlüsse allgemein gültige Kraft. Im Jahre 445 wurde durch ein vom Volkstribun Canulejus eingebrachtes Gesetz das Heirathsrecht zwischen beiden Ständen nachgegeben, u. da die Berechtigung der Plebejer zur Theilnahme an dem Consulat nicht durchging, 444 statt der Consuln Tribuni militum cum consulari potestate (worunter auch Plebejer sein konnten) gewählt. Dafür wurde 443 für die Patricier in den Censoren (s.d.) eine neue Magistratswürde für die Geschäfte des Census geschaffen, zu welcher die Plebejer keinen Zutritt hatten. Die folgenden Jahre zeichneten sich durch innere Unruhen aus; eine Hungersnoth entstand 439, welche Sp. Mälius durch Kornvertheilung unter die Plebejer lindern wollte; der ernannte Dictator L. Quinctius Cincinnatus forderte den Mälius, welcher bezichtigt war Waffen in sein Haus getragen zu haben, vor Gericht, u. da dieser sich weigerte zu kommen, wurde er von dem Magister equitum Servilius Ahala getödtet. 437 hatten sich die Etrusker wieder gegen R. erhoben, wurden zwar 436jenseit des Anio besiegt, erschienen aber 435 vor den Thoren Roms; der Dictator Q. Servilius Priscus schlug sie wieder; Fidenä wurde genommen u. 425 mit Veji Waffenstillstand geschlossen. Als Fidenä 424 wieder abfiel, zerstörten die Römer diese Stadt. R. wuchs nun an äußerer Macht u. innerer Einigkeit. Durch das Recht der Plebejer auf die höheren Magistratsstellen entstand jetzt der Amtsadel (Nobilitas, s. Rom, Ant. I. C) a); 421 setzten die Plebejer auch durch, daß sie zu Quästoren gewählt werden konnten. Die 416 erneuerten Forderungen wegen einer neuen Ackervertheilung, da der Ager publicus durch Eroberung mehrer Stadtgebiete an Ausdehnung gewonnen hatte, konnten nicht durchgesetzt werden, da die Mehrzahl der Volkstribunen selbst dagegen stimmte. 405 war der zwanzigjährige Waffenstillstand mit Veji zu Ende; damit der neue Vejentische Krieg freudiger unternommen würde, beschloß man den Soldaten einen Sold (Stipendium) zu geben. Die Belagerung von Veji war die erste planmäßige, u. das Heer blieb auch im Winter im Felde; der erste Angriff war nicht glücklich u. die Römer erlitten mehre Niederlagen; erst Furius Camillus (s.d.) gab dem Kampfe den Ausschlag, indem er sich zuerst gegen die Bundesgenossen der Vejenter richtete, u. nachdem diese gedemüthigt waren, erfolgte nach zehnjähriger Belagerung 396 die Einnahme der Stadt; 395 wurde auch Falerii genommen. Zur Unzufriedenheit der Plebejer wegen der Vertheilung der Beute kam noch die getäuschte Hoffnung, Theil von dem Vejentischen Gebiet zu bekommen; dafür mußte Camillus, des Beuteunterschleifes bezichtigt, in das Exil gehen. Um diese Zeit brachen Schwärme von Senonischen Galliern (Celten) vom Norden in Italien ein, sie belagerten unter Brennus Clusium u. verlangten von dem römischen Senat Hülfe. Da aber die römischen Abgeordneten im Gegentheil die Clusiner zur Gegenwehr aufforderten, so zogen die Gallier 390 vor R. Ein römisches Heer ging ihnen bis zur Allia entgegen, wurde aber geschlagen, u. ein Theil floh nach Veji, ein anderer nach R.; die Vertheidigung der Stadt wurde ganz aufgegeben u. nur das Capitolium unter M. Maulius besetzt. Die Gallier nahmen u. verbrannten die Stadt u. belagerten das Capitolium. (Einen nächtlichen Überfall der Gallier sollen die Gänse auf dem Capitol durch ihr Schnattern verrathen haben). Dieser Krieg mit den Galliern wurde für R. um so gefährlicher, da die Latiner u. Herniker, die Bedrängniß der Römer benutzend, von denselben abfielen u. sich mit den Volskern verbanden. Zur Rettung der Stadt wurde endlich der verbannte Camillus zurückgerufen; er schlug die Gallier u. betrat triumphirend die Stadt, welche nun wieder aufgebaut wurde. Seit dieser Zeit traten die Römer muthiger u. kühner in Italien hervor u. schickten Colonien in die eroberten Städte. Die Kämpfe der Plebejer gegen die Patricier begannen in Folge des erneuten Druckes ihrer Gläubiger von Neuem, sie waren namentlich durch den Neubau ihrer Häuser verschuldet worden. 375 wurden gar keine ordentlichen Magistrate gewählt, weil die Volkstribunen die Comitien der Kriegstribunen nicht zu Stande kommen ließen; diese Anarchie dauerte bis 371. Die Tribunen setzten endlich 367 die drei Gesetze (Leges Liciniae) durch: bezahlte Zinsen sollten von dem Capital abgerechnet werden; Niemand sollte vom Ager publicus mehr als 500 Jugera besitzen; ein Plebejer sollte jedes Jahr mit Consul sein. Der erste plebejische Consul wurde L. Sextius. Für diesen Verlust an Vorrechten gründeten die Patricier die beiden ausschließlich patricischen Würden der Curntischen Ädilen u. der Prätoren; doch auch diesen Vorzug verloren sie schon 337, nachdem sie bereits die passive Wahl zur Dictatur 356 u. zur Censur 351 erlangt hatten u. endlich auch im Jahr 300 durch die Lex Ogulnia die Wählbarkeit in die Collegien der Pontifices u. Auguren erlangten. So war der wesentliche Unterschied zwischen Patriciern u. Plebejern, welcher bei 140 Jahren der Gegenstand harter Kämpfe gewesen war, geschwunden od. hatte wenigstens keine politische Wichtigkeit mehr.

Nach außen hatte R. sein altes Ansehen durch die Demüthigung der Herniker 358 u. durch die Erneuerung des Bundes mit den Latinern wieder hergestellt. Seit 343 beschäftigten die Samnitischen Kriege R. über ein halbes Jahrhundert; die Veranlassung zum ersten Samnitischen Kriege war die Unterstützung, welche die Römer den Sidicinern u. Campanern gegen die Samniten leisteten; die Samniter wurden 341 von M. Valerius Corvus am Berg Gaurus u. bei Suessula besiegt. Aus diesem Krieg entstand der Latinische Krieg. Die Römer hatten die stipulirten Gleichheitsrechte der Latiner immer mehr verletzt, darum verlangten die Latiner jetzt, wenn das Bündniß fortbestehen sollte, daß aus ihrer Mitte jährlich ein Consul u. die Hälfte des Senats gewählt werden müsse. Da die Römer das Verlangen nicht erfüllten, hoben die Latiner den Bund auf u. sagten zugleich den Campanern Hülfe gegen die Samniten zu. Gegen sie zog ein römisches Heer, u. ad Veserim kam es 340 v. Chr. zur Schlacht; die Römer wichen schon, da widmete sich der eine Consul, P. Decius Mus (s.d. 1), den unterirdischen Göttern (s. Devotion 1), u. seiner Aufopferung verdankte R. den Sieg. In einem zweiten Treffen zwischen Minturnä u. Sinuessa siegten die Römer unter T. Manlius Tor[278] quatus wieder über die Latiner, deren Land nebst dem der Volsker unterworfen wurde; die Städte wurden theils Municipalstädte, z.B. Lanuvium, Aricia, Nomentum, Pedum u.a.; andere erhielten das Bürgerrecht ohne stimmfähig zu sein u. Ansprüche auf Staatswürden zu haben; andere wurden unbedingte römische Unterthanen. Die Samniten versuchten das ihnen von den Römern entrissene Gebiet wieder zu erobern, u. so begann 336 der zweite Samnitische Krieg. Der Krieg wurde Anfangs von den Römern unter dem Dictator L. Papirius Cursor u. dessen Magister equitum Q. Fabius Maximus glücklich geführt; als aber die Consuln T. Veturius u. Sp. Postumius unvorsichtig in Samnium eindrangen, wurden sie in den engen Pässen von Caudium (ad furcas Caudinas) 321 eingeschlossen u. gefangen. Der Samniter C. Pontius rieth seinen Landsleuten die Gefangenen alle entweder zu tödten od. freizulassen, aber sie zogen es vor einen für die Römer schimpflichen Vertrag zu schließen, nach welchem 700 römische Ritter als Geißeln gestellt werden u. das andere Heer durch das Joch (s. Joch 6) gehen mußte, welches eine entehrende Ceremonie war. Darauf vernichteten die Römer 314 die Aufoner, befreiten unter O. Fabius Maximus 310 Sutrium von den diese Stadt belagernden Etruskern u. schlugen dieselben 309 bei Pernsia (worauf Etrurien zum Frieden gezwungen wurde), sowie 306 die gegen Rom rückenden Umbrer bei Mevania. Inzwischen hatten sich die Marser u. Peligner mit den Samnitern verbunden, wurden aber besiegt u. nun 394 Friede mit den Samnitern geschlossen, auch die Äquer, welche sich nochmals erhoben hatten, wieder unterworfen. In Folge ihres Bündnisses mit den Lucanern wurden die Römer 298 in den dritten Krieg mit den Samnitern verwickelt; mit Letzteren verbanden sich die Etrusker, Gallier, Umbrer u. Apuler; aber diese alle wurden 295 bei Sentinum von den Römern unter Q. Fabius u. P. Decius Mus, welcher Letztere sich, wie einst sein Großvater, ebenfalls devovirte, u. nochmals 293 bei Aquilonia entscheidend geschlagen, u. nachdem sie einzeln vollends aufgerieben waren, zuletzt durch M' Curius Dentatus, kam 290 der Friede mit den Samnitern zustande. Auch die rebellirenden Sabiner wurden jetzt wieder unterworfen. Bald darauf begannen die Kriege im Norden gegen Gallier u. Etrusker wieder; eine Niederlage, welche die Römer 283 bei Arretium erlitten, rächten sie sogleich durch Cornelius Dolabella, welcher die Senonischen Gallier unterwarf; die folgenden Jahre wurden die Bojischen Gallier u. Etrusker nochmals am Vadimonischen See besiegt u. mit den Ersteren Friede, mit den Letzteren ein Bündniß geschlossen. Darauf begann wieder ein Krieg mit den Samnitern, Lucanern u. Bruttiern, welche 276 Q. Fabius Maximus Gurges schlug, worauf sich die Besiegten gegen die Römer an dem inzwischen ausgebrochenen Tarentinischen Kriege betheiligten. Im Jahre 281 hatten nämlich die Tarentiner römische Schiffe frevelnd angegriffen u. zum Theil vernichtet u. die Bemannung zu Sklaven gemacht; da sie die von den Römern geforderte Genugthuung nicht nur verweigerten, sondern auch die Gesandtschaft beleidigten, so wurde ihnen der Krieg angekündigt. Die Tarentiner wendeten sich an den Epirerkönig Pyrrhos. Dieser brachte eine ganz neue Kriegführung, nämlich die mit Elephanten, nach Italien, welche ihn gegen die Römerin Vortheil setzte. Aber weder die unter P. Valerius Lävinus 280 bei Heraclea erlittene Niederlage konnte die Römer bewegen den Friedensvorschlägen des bis Präneste vorgedrungenen Pyrrhos durch seinen Gesandten Kyneas Gehör zu geben, so lange der Feind siegreich im Lande war; noch vermochte eine zweite Niederlage bei Asculum ihnen den Muth zu brechen. Damals war C. Fabricius (s.d.) Legat, welchem ein Epirer das Anerbieten, seinen König zu ermorden, gemacht haben soll. Gegen die Carthager 278 nach Sicilien gerufen, unterbrach Pyrrhos den Krieg mit den Römern, welche dagegen den Abzug dieses Feindes benutzten u. die italischen Völker fortbekriegten. Als Pyrrhos aus Sicilien zurückkehrte, wurde er von M' Curius Dentatus 275 bei Benevent geschlagen u. verließ darauf Italien. Nun besiegten u. unterwarfen die Römer die Samniter, Lucaner u. Bruttier u. eroberten 272 Tarent. Damit war Roms Herrschaft über Italien gegründet. Das Loos der Städte in den unterworfenen Ländern war verschieden, einige behielten ihre Freiheit u. erlangten das römische Bürgerrecht als Municipia (s.d.), andere wurden ganz abhängig von Rom als Praefecturae (s.d.); eine besondere Art, die Städte u. Landschaften dem Römischen Reiche zu erhalten, waren die Colonien (s.d.).

Nun gingen die Römer weiter südlich, wo sie mit den Carthagern zusammentrafen. Bisher hatten sie mit denselben in Freundschaft gelebt u. seit 509 mehre Handelsverträge abgeschlossen, zuletzt noch 278 ein Bündniß gegen Pyrrhos. Aber ihre Furcht, die Carthager möchten sich Siciliens bemächtigen, u. ihr Wunsch, selbst diese kornreiche Insel zu besitzen, führte die Römer nach Sicilien, u. dort entspannen sich die in der Geschichte Roms Epoche machenden Punischen Kriege (s.d.). Im ersten Punischen Kriege (264–242), welcher um Sicilien geführt wurde, zeichneten sich von carthagischer Seite Hanno u. Hamilkar Barkas aus, von römischer App. Claudius Caudex, App. Claudius Pulcher, C. Duilius, welcher 260 das erste Seetreffen den Puniern lieferte u. gewann, Lutatius Catulus, M. Atilius Regulus (s.d. 2), welcher seit 256 den Krieg nach Afrika überspielte, aber dort nicht glücklich war. Zu Ende des Krieges war R. Siegerin, hatte sich auch eine Seemacht geschaffen u. die erste auswärtige Eroberung an dem westlichen, bis dahin den Carthagern gehörenden Theile von Sicilien gemacht, s. Punische Kriege A). Darauf entrissen die Römer den Carthagern 238 auch Sardinien u. Corsica, welche Inseln aber erst nach langen Kämpfen völlig unterworfen wurden. Im Vertrauen auf ihre Seemacht versuchten sie jetzt die Illyrier, welche als Seeräuber die Küsten des Adriatischen Meeres schwer heimgesucht hatten, in die Schranken zurückzuweisen, zwar im Interesse aller jener beunruhigten Länder, zunächst aber zu Hülfe gerufen von der Insel Issa. Die Verhöhnung des römischen Gesandten bei der Königin Teuta hatte 229 den Illyrischen Krieg (ersten Seeräuberkrieg) zur Folge, die Consuln L. Postumius u. Cn. Fulvius bemächtigten sich bald der Küste von Illyrien um so leichter, da nicht nur alle Inseln u. mehre Völker des Festlandes zu ihnen abfielen, sondern auch Demetrius, Teuta's Statthalter von Pharos, ihnen Kerkyra verrieth. 228 mußte die Königin Frieden machen, jährlichen Tribut versprechen, den größeren Theil des Küstenlandes abtreten u. sich verpflichten ihre bewaffneten Fahrzeuge nicht weiter als bis zum Busen von Lissos zu[279] schicken. 219 versuchte Demetrius sich von den drückenden Bedingungen zu befreien, aber auch er wurde besiegt (s.u. Illyrien S. 827). Wichtig war dieser Krieg für die Römer deshalb, weil sie dadurch einen Fuß nach Griechenland bekamen, denn die Griechen, durch den Sieg der Römer von den frechen Seeräubern befreit, schickten Gesandte nach R., um dem Senat zu danken u. demselben einen Ehrenplatz bei den Isthmischen Spielen anzutragen. An den Illyrischen schloß sich der Insubrische od. Gallische Krieg 225–219 gegen die Cisalpinischen Gallier, welche ihre Landsleute, denen die Römer ihr Gebiet genommen u. unter römische Bürger vertheilt hatten, in Verbindung mit anderen oberitalischen Völkern zu rächen beschlossen u. in Etrurien einfielen. Den lange unentschiedenen Krieg, in welchem die Römer z.B. bei Fäsola 224 geschlagen wurden, endete M. Claudius Marcellus; er eroberte Mediolanum, unterwarf das ganze Gebiet am Padus u. legte dann zur Vertheidigung der gemachten Eroberung die Colonien Cremona u. Placentia an. An diesen Krieg reihete sich der zweite Punische Krieg, 213–210, welcher in Spanien durch die Einnahme des mit den Römern verbündeten Sagunt durch Hannibal veranlaßt, Anfangs durch Hamilkar u. Hasdrubal in Spanien u. durch Hannibal in Italien siegreich gegen die Römer geführt wurde (denn diese wurden von den Puniern 218 am Ticinus u. an der Trebia, 217 am See Trasimenus u. trotz der geschickten Kriegsführung durch Q. Fabius Maximus Cunctator bes. 210 bei Cannä u. in vielen anderen kleineren Schlachten geschlagen), aber doch, nachdem Hannibal nach Carthago zurückgerufen u. 212 Syrakus u. damit das östliche Sicilien durch M. Claudius Marcellus erobert worden war, zu Gunsten der Römer, welche 202 unter P. Cornelius Scipio nach Afrika übergegangen waren, durch die für sie siegreiche Schlacht bei Zama endigte, s.u. Punische Kriege B). Eine Folge des zweiten Punischen Krieges, welcher durch den ungünstigen Frieden die Macht Carthagos für immer gebrochen hatte, war der Macedonische Krieg (Philippische Krieg, 200–197). König Philippos III. von Macedonien hatte, im Bunde mit Hannibal, um der ihm von Rom drohenden Gefahr zu begegnen, eine Armee nach Italien schicken wollen, allein es war durch die Unvorsichtigkeit der Boten verrathen worden, u. die Römer sendeten ihm ein Heer unter M. Valerius Lävinus nach Illyrien entgegen, welches in Verein mit den ebenfalls gegen Philippos aufgebrachten Griechen ihn in deren Lande beschäftigte u. von Italiens Grenzen fern hielt. Nach dem Ende des zweiten Punischen Krieges verbanden sich die Römer noch mit dem Pergamenerkönig Attalos u. mit Rhodos u. kündigten 200 den Macedoniern den Krieg an. Nachdem der Krieg einige Jahre ohne Energie geführt worden war, schlug der Consul T. Quintius Flamininus die macedonische Phalanx zum ersten Male 198 bei Kynoskephalä, u. sogleich bat Philippos um Frieden, welchen er unter der Bedingung erhielt, daß er auf alle Besitzungen außerhalb Macedonien verzichtete, seine Flotte auslieferte, keinen Krieg außerhalb Macedoniens Grenzen ohne Vorwissen u. Genehmigung der Römer führen wollte, 1000 Talente als Kriegskosten zahlte u. seinen Sohn Demetrios als Geißel nach R. schickte. Flaminiuns ließ nun bei den Isthmischen Spielen die Freiheit Griechenlands von der macedonischen Herrschaft verkünden, begründete aber dadurch den römischen Einfluß auf Griechenland. Die Ätoler hatten den Römern in diesem Kriege Hülfe geleistet u. gehofft, daß ihnen dafür von den Römern eine Erkenntlichkeit werden würde; getäuscht in ihren Erwartungen, forderten sie den König Antiochos von Syrien auf eine Armee nach Griechenland zu schicken, um die noch daselbst weilenden Römer zu vertreiben (Syrischer od. Antiochischer od. Asiatischer Krieg). Antiochos kam, aber M' Acilius Glabrio schlug ihn 191 v. Chr. bei den Thermopylen u. nöthigte ihn nach Asien zurückzukehren. L. Cornelius Scipio Nasica verfolgte ihn nach Asien u. besiegte, mit Attalos verbunden, ihn 190 nochmals bei Magnesia am Sipylos. Antiochos bat um Frieden; er mußte das ganze Land bis an den Tauros abtreten, 15,000 Talente an die Römer zahlen u. seinen Sohn als Geißel stellen. Die Eroberungen wurden theils dem Eumenes II. von Pergamum, theils den Rhodiern abgetreten. Die Ätoler besiegte u. unterwarf 189 M. Fulvius Nobilior. Nach Beendigung des Syrischen Krieges wurde der König Philippos III. auf eine Anklage des Eumenes, der Rhodier u. Thessalier, bisher immer sein Gebiet vergrößert zu haben, vor den Richterstuhl eines römischen Legaten citirt u. mußte sich hier dessen Ausspruche fügen u. seine Grenzen beschränken. Diese Kränkung zu rächen unternahm sein Sohn Perseus; nachdem er vergebens billigere Bedingungen von den Römern verlangt hatte, gewann er die Illyrier u. andere barbarische Völker, u. 171 begann der zweite Macedonische Krieg. Vier Jahre hielt Perseus die Römer durch einen klugen Vertheidigungsplan hin, als aber der erfahrene L. Ämilius Paulus das Commando übernommen u. den König 168 bei Pydna geschlagen hatte, endigte der Krieg schnell; Perseus wurde auf seiner Flucht in Samothrake gefangen u. im Triumph nach R. geführt; sein Leidensgefährte war sein Kampfgenoß, der Illyrerfürst Gentius. Macedonien u. Illyrien wurden sogenannte Freistaaten, den Rhodiern, weil sie angeblich den Syrern geholfen hatten, ihre Besitzungen in Karien genommen, Epiros zur Wüste gemacht u. 150,000 Menschen als Sklaven verkauft. Die reiche Beute, welche die Römer in diesem Kriege gemacht hatten, gab die Füglichkeit den Bürgern fortan die bisher meist für Kriegszwecke bezahlte Steuer (Tributum) zu erlassen. Jetzt traten die Römer in allen Streitigkeiten als gebietende Schiedsrichter in Griechenland, Ägypten u. Kleinasien auf; durch M. Popilius Länas befahl der Senat dem Antiochos IV. von Syrien, den Ägyptiern das ihnen abgenommene Land wiederzugeben; die letzten Ptolemäer ergaben sich im Gefühl ihrer Schwäche den Römern u. ließen von ihnen ihre Streitigkeiten schlichten; selbst die Vormundschaft über den jungen Antiochos V. wußten sich die Römer 164 zu verschaffen u. so ihren Einfluß auf die orientalischen Angelegenheiten zu begründen. Außerdem hatte R. zwischen dem zweiten u. dritten Punischen Kriege auch siegreiche Kämpfe in Ligurien, Istrien, Spanien, Corsica u. in dem jenseitigen Gallien bestanden.

Die Bahn zur Weltherrschaft R-s war gebrochen, um das Ziel zu erreichen, war noch der Sturz des Achäischen Bundes u. Carthagos übrig. Der Achäische Bund, bes. unter Philopömen, erhielt allein noch in Griechenland den alten Ruhm eine Zeit[280] lang; aber die Römer gewannen auch dort Eingang u. eine Partei unter den griechischen Staaten u. vernichteten den Einfluß der Patrioten dadurch, daß sie 1000 derselben nach R. riefen u. bis 150 dort behielten. Als der Bund 150 gegen die mit den Römern verbündeten Spartaner Partei ergriff (s.u. Achaia) u. die römischen Gesandten in Korinth sich dadurch beleidigt fühlten, daß die Griechen in ihrer Angelegenheit sich dem Machtspruch der Römer nicht fügen wollten, so entstand der Achäische Krieg. Nachdem 148 v. Chr. Q. Metellus einen Aufstand in Macedonien gestillt u. das Land selbst nun völlig zur römischen Provinz gemacht hatte, zog er 147 gegen den Achäischen Bund u. besiegte denselben bei den Thermopylen, bei Chäronea u. Skarphea. Korinth stand ganz verlassen, u. des Metellus Nachfolger, L. Mummius, nahm nach einem Siege bei Leukopetra 146 Korinth ein (s.u. Achaia 4) u. Korinth). Die Stadt wurde zerstört, die Kunstwerke theils vernichtet, theils nach R. geschafft u. dort aufgestellt. Die Festungswerke von Theben u. Chalkis wurden geschleift u. Griechenland von Macedonien bis Achaia zu einer römischen Provinz unter dem Namen Achaia gemacht. Gleiches geschah mit Macedonien u. Illyrien. In demselben Jahre wie Korinth fiel auch Carthago. Die dortige Regierung hatte die Anmaßungen des von den Römern begünstigten Königs Masinissa in Numidien nicht mehr ertragen können u. mit ihm, also auch mit den Römern, Krieg begonnen, dritter Punischer Krieg. Dieser Krieg begann 150 u. wurde mit der Einnahme u. Zerstörung Carthagos durch P. Cornelius Scipio den Jüngern 146 geendigt; s.u. Punische Kriege C). Carthagos noch übrige Besitzungen wurden eine römische Provinz unter dem Namen Afrika. Bei ihren Zügen im Osten waren die Römer auch den Juden bekannt worden, über welche damals Judas Makkabäos herrschte. Von diesem 158 um Hülfe gegen die Syrer gebeten, nahmen die Römer die Juden als Freunde u. Bundesgenossen auf. In Spanien wurde der Krieg auch fortgeführt, aber ohne bedeutenden Gewinn, bes. suchten die Römer 197–150 vergebens die Celtiberer (Celtiberische Kriege) zu unterwerfen, was erst durch P. Scipio den Jüngern mit der Eroberung Numantias 133 gelang (s.u. Celtiberi). Nach der Demüthigung Carthagos wurde der Krieg dort ernstlich geführt. Zuerst der Lusitanische od. Viriathische Krieg, von 146–140 gegen Viriathus, bis nach Ermordung des Viriathus (s.d.) Q. Servilius Cäpio Lusitanien unterwarf; dann besiegte 138 Jun. Brutus die Galäcier; die Kriege mit den Cantabrern dauerten bis zur Zeit des Augustus. In Sicilien hatten 134 die Sklaven unter Anführung eines Griechen, Eunus, einen Aufstand gemacht (erster Sklavenkrieg), welchen der Consul P. Rupilius durch den Sieg bei Enna 132 beendigte (s. Sklavenkriege 1). Noch hatten die Römer einen Krieg in Asien zu bestehen, welcher veranlaßt wurde durch das Testament des schwachsinnigen Königs Attalos III. von Pergamum; dieser hatte den Römern sein Reich vermacht, u. sein Neffe Aristonikos, welcher sein Recht auf das Reich zu vertheidigen wagte, wurde nach einem zweijährigen Kampfe 130 von M. Perperna besiegt u. das Pergamenische Reich zur Provinz Asia gemacht, mit Ausnahme von Phrygien, welches die Römer an Mithridates V. von Pontos verließen, um denselben sich geneigt zu halten, doch wurde es schon seinem Nachfolger wieder entrissen.

Über drei Erdtheile erstreckte sich nun das Römische Reich. Aber nach außen groß, durch Carthagos u. Korinths Fall reich, durch den Besitz der verschiedensten Länder mit deren Sitten u. Erzeugnissen bekannt geworden, nahm R. jetzt an moralischer Kraft ab. In Folge des großen Reichthums, welcher in Rom zusammenfloß, singen Luxus u. Laster aller Art an herrschend zu werden; selbst die seit der Mitte des 2. Jahrh. v. Chr. sich unter den höheren Ständen verbreitende griechische Bildung u. Gelehrsamkeit wirkte nachtheilig auf das alte Römerthum. Vergebens war Sittenstrenge, wie sie bes. noch von dem alten Cato empfohlen u. geübt wurde, vergebens einschränkende Luxus- od. Sumtuargesetze. Reichthum u. dessen Besitzer galten jetzt allein noch etwas, u. wie die Einen der Bürger nur nach großem Reichthum strebten, sanken die Andern in die drückendste Armuth. Wie schon früher, seitdem die Plebejer die Zulassung zu curulischen Ämtern erlangt hatten, neben dem patricischen Geburtsadel sich ein Amts- u. Verdienstadel (Nobilität, s. oben S. 268) gebildet hatte, so bildete sich nun zwischen dem Patricierstand u. den Plebejern der Ritterstand (s. ebd.), zu welchem man durch einen hohen Census gelangte u. in dessen Mitte sich die Steuerpächter (Publicani) fanden, welche durch die Aussaugung der Provinzen zu immer größerem Reichthum kamen. Selbst zur Ausführung von Colonien war in Italien kein Platz mehr, da hier die Reichen sich in den Besitz allen Landes gesetzt hatten, welches sie durch Sklaven bearbeiten ließen, u. Colonien außerhalb des Landes zu führen, war als gefährlich der Mutterstadt verboten. Auf diese Weise waren viel Freie von der ehemaligen Beschäftigung des Ackerbaues ausgeschlossen worden u. zogen sich in die Stadt Rom, wo das Leben insofern billiger u. leichter war, da das Getreide von Staatswegen seit 123 zu billigerem Preise (seit 59 ganz unentgeldlich) an die Ärmeren vertheilt wurde. So kam hier eine Menge Menschen zusammen, welche zu allerhand verwegenen Thaten bereit u. zu Revolutionen, wobei sie nichts zu verlieren hatten, sondern (wenn auch nur für den Augenblick) nur gewinnen konnten, geneigt war. Vermehrt wurde die Zahl solcher Leute durch die vielen (in Folge der jetzt mehrfach in Gewohnheit kommenden Freilassungen von Sklaven) Freigewordenen, u. vermehrt die Gefahr durch die immer schroffer werdende Stellung der Optimaten (Conservativen) u. der Bewegungspartei (Popularen). Nur in den Municipien hatte sich meist der alte römische Sinn erhalten.

In dieser Zeit standen zwei junge Männer in Rom auf, beseelt von dem Bestreben das Mißverhältniß zwischen den Bürgern durch Vermehrung der Grundbesitzer zu heben, diese waren Tiberius u. Cajus Sempronius Gracchus (s.d. 4) u. 5), zur Nobilität gehörig. Tiberius Gracchus wurde 133 Volkstribun u. erneuerte die Licinia Sextia lex (s. Agrariae leges b) u. d), wodurch nicht nur ein gewisses Maß vom Staatslande, was Einer besitzen sollte, sondern auch die Unveräußerlichkeit desselben bestimmt wurde; verbunden wurde damit die Anstellung der Triumviri agris dividundis (s.d.). Als er 132 sich gegen das Herkommen aufs Neue um das Tribunat bewarb, brachen die Gracchischen Unruhen aus. Es kam am Wahltage zu einem Kampfe zwischen den Anhängern u.[281] Gegnern des Gracchus, u. da das Gerücht ging, Gracchus wolle sich an die Spitze des Staates stellen, so zog der Senat unter Führung des P. Scipio Nasica aus dem Tempel der Fides nach dem Capitolium, wo Gracchus mit den Seinen stand, u. dieser ward selbst mit 300 derselben, ohne daß das übrige Volk Partei für ihn nahm, erschlagen. Ihre Körper wurden in den Tibris geworfen. 123 wurde Cajus Gracchus Tribun u. brachte nun mehre Gesetze in Vorschlag, wie von Neuem über Äckervertheilung, ferner über Erbauung von Staatsmagazinen, Vertheilung von Getreide an die Ärmeren um niedrigeren Preis aus den Magazinen, Anschaffung von Kleidern für die Soldaten, Festsetzung des Anfangs der Kriegsdienste auf das 17. Lebensjahr etc. (s. Semproniae leges). In seinem zweiten Tribunat, 122, ging er noch weiter; die Richter sollten, statt aus dem Senate, aus den Rittern genommen, die Statthalterschaften vor den Consulwahlen bestimmt werden, die Bundesgenossen das Bürgerrecht erhalten u. alle Italer zu den Comitien zugelassen werden. Die durch diese beabsichtigten Einrichtungen verstimmten Senatoren widersetzten sich dem C. Gracchus durch alle Mittel u. suchten ihn zu stürzen. Zunächst wurden die zu den Wahlen kommenden Italer aus der Stadt gewiesen. Gracchus verlangte nun die Anlegung von zwei neuen Colonien. Der Senat gewann die übrigen Tribunen u. ließ, bes. durch M. Livius Drusus, 12 Colonien versprechen u. überdies Befreiung der Bundesgenossen von der Geißelung selbst im Lager. Da wurde das Volk gleichgültig gegen Gracchus; er ging als Führer einer jener Colonien nach dem neu zu erbauenden Carthago ab, u. nach seiner Rückkehr fiel er bei der Neuwahl zum Tribunen durch. Als nun 121 unter dem Consul L. Opimius einige Abänderungen der Sempronischen Gesetze vorgeschlagen wurden, entstanden neue Unruhen; dabei tödtete Einer von der Partei des Gracchus einen Lictor, u. dies gab das Signal zu Gewaltthätigkeiten. Der Consul Opimius bewaffnete Ritter u. Senatoren; Gracchus eilte mit seiner Partei auf den Aventinus; der andere Consul, M. Fulvius Flaceus, welcher die gracchische Partei vertrat, u. 3000 römische Bürger kamen um, Gracchus selbst floh in den Hain der Furien, wo er sich von einem Sklaven tödten ließ, andere Anhänger des Gracchus wurden im Gefängnisse erdrosselt.

Während u. kurz nach diesen inneren Unruhen hatte R. auch auswärts Beschäftigung gefunden; in einigen Feldzügen wurde ein Theil des südlichen Galliens bis an die Pyrenäen erobert, bes. die Saluvier, Allobroger, Arverner u.a. bezwungen, u. die Colonie Narbo angelegt; die Balearischen Inseln durch O. Cäcilius Metellus 123 erobert, Dalmatien durch L. Cäcilius Metellus 119 unterworfen u. auch gegen einzelne thracische Völkerschaften, z.B. die Skordisker, gekriegt. Aber bei weitem wichtiger u. von bedeutenderen Folgen für die inneren Angelegenheiten war der Jugurthinische Krieg in Afrika 111–106. Jugurtha (s.d.), König von Numidien, war durch treuloses Benehmen gegen seine Miterben, von denen zuletzt Adherbal die Römer um Hülfe angerufen hatte, mit diesen in Mißverhältnisse gekommen u. 112 nach R. zur Verantwortung geladen worden, fand aber hier bei Allen mit seinen Bestechungen solchen Eingang, daß ihm in R. nichts geschah u. der Barbar bei seinem Weggehen von R. ausrufen konnte: O über die feile Stadt, welche bald aufhören wird zu sein, wenn sie nur einen Käufer gefunden hat! Endlich wurde ihm doch der Krieg angekündigt, welcher aber erst durch wieder bestochene Feldherren schlecht, zuletzt durch Metellus seit 109 mit Ernst geführt u. 106 durch Marius mit der Gefangennahme Jugurthas beendigt wurde, s. Numidien (Gesch.) u. Jugurtha. Aus diesem Kriege schrieb sich die Spannung zwischen Marius u. Sulla, an deren Schicksal bald das des ganzen Römischen Staates gebunden war, da Letzter das Verdienst hatte u. es laut aussprach, als Quästor des Consuls Marius den Jugurtha gefangen zu haben. In Sicilien brach 103 der zweite Sklavenkrieg unter Athenio aus, welchen der Consul M' Aquillius 103 beendigte (s.u. Sklavenkriege 2). Aber gefährlicher für R., als ein anderer, war der Krieg mit den Cimbern u. Teutonen (s. b.), er begann 113, u. die Geschichte der folgenden Jahre ist ausgezeichnet durch blutige Schlachten u. Niederlagen der Römer; 113 wurde C. Papirius Carbo bei Noreja in Noricum geschlagen, so 109 M. Junius Silanus, 108 M. Aurelius Scaurus, 107 L. Cassius Longinus u. viele Andere in Gallien, bis die Römer den Marius 104 gegen die nordischen Feinde schickten, welcher in zwei mörderischen Schlachten, 102 bei Aquä Sextiä in Gallien die Teutonen u. 101 mit O. Lutatius Catulus in den Raudischen Gefilden zwischen Vercellä u. Verona die Cimbern schlug u. vernichtete. Marius, welcher im Jahr 100 zum sechsten Mal, u. jetzt zum fünften Mal nach einander, Consul wurde, machte eine Verbindung, mit dem Prätor C. Servilius Glaucia u. dem Volkstribunen L. Appulejus Saturninus zu einem neuen Versuch, die gracchischen Rogationen durchzusetzen, mußte aber bald selbst gegen Saturninus, welcher den Candidaten des Consulats Memmius ermordet hatte u. vom Senat geächtet worden war, auftreten, um die Ruhe u. Ordnung herzustellen; Saturninus floh auf das Capitol, wurde aber von dem Volke dort erschlag en. Eine neue Vermehrung des Römischen Reichs erfolgte 96, wo der König von Kyrenaika (s.d.) in Afrika sein Reich den Römern vermachte. Als darauf aus den Städten Italiens, welchen durch C. Gracchus das Bürgerrecht versprochen worden war, viele Bürger nach R. gingen, um die Volkstribunen in ihren Rogationen zu unterstützen u. bei vorkommender Gelegenheit Gewalt zu brauchen, gaben 95 v. Chr. die Consuln L. Licinius Crassus u. Q. Mucius Scävola die Verordnung, daß alle, welche nicht römische Bürger wären, die Stadt unverzüglich verlassen sollten. Von M. Livius Drusus mit der Hoffnung genährt, daß ihrem Verlangen Rechnung getragen werde, verließen sie jetzt Rom. Da aber die Hoffnung der Bundesgenossen wiederholt getäuscht u. sogar der Tribun Livius Drusus, ihr Vertreter, ermordet u. darnach alle Italer durch die Optimaten aus Rom vertrieben wurden, schlossen die Marser, Peligner, Samniter, Lucaner u. einige andere italische Völker einen geheimen Bund, mit dem Zweck, sich von Rom loszureißen u. sich als ein besonderer Bundesstaat neben Rom zu constituiren, dessen Hauptstadt Corfinium unter dem Namen Italicum werden sollte. Doch waren die Römer durch allerhand verbreitete Gerüchte auf jene Völker aufmerksam geworden, u. eine Gewaltthat, welche sich die Picener zu Asculum gegen Abgeordnete des Senats erlaubten, gab ihnen Gewißheit von dem Vorhaben der Bundesgenossen. Die Häupter des Bundes ließen nochmals durch[282] Abgesandte an den Senat die Bitten der Italer vortragen, u. nach der höhnischen Abweisung derselben u. der Forderung der Unterwerfung begann der vierjährige Bundesgenossenkrieg (Marsischer od. Italischer Krieg, Bellum sociale 91–88). Um der großen Gefahr dieses Krieges zu begegnen, gab R. den Lateinern, Etruskern u. Umbrern, welche sich an jenem Bunde nicht betheiligt hatten, das römische Bürgerrecht; gegen die Verbündeten, an deren Spitze bes. die Marser Pompädius u. Vettius u. die Samniter Mutilus u. Pontius Telesinus standen, wurde einzeln, Anfangs ohne Erfolg, zuletzt aber unter Cn. Pompejus u. Sulla doch noch siegreich von römischer Seite gefochten, u. nachdem mit den Marsern u. Pelignern Friede gemacht u. die Marruciner, Vestiner, Hirpiner, Apuler unterworfen u. ihnen auch das Bürgerrecht zugestanden worden war, blieben die Samniter u. Lucaner allein noch unter den Waffen. Diese, mit Etruskern u. der Marianischen Partei in R. verbunden, zogen 88 gegen R., wurden aber von Sulla geschlagen, u. so dieser blutige u. verheerende Krieg beendigt; Hunderttausende von Menschen waren geblieben, Städte u. Dörfer zerstört, die Acker verwüstet, Samnium zur Einöde gemacht. Nun erhielten auch die letzten Reste der Bundesgenossen das Bürgerrecht u. die sullanischen Soldaten wurden als Colonisten abgeschickt, um die verwüsteten Länder wiederherzustellen. Die neuen Bürger wurden aber in R. nicht in die alten Tribus, deren Zahl seit 243 35 betrug, aufgenommen, sondern neue für sie errichtet. Nachgiebig gegen die Bundesgenossen hatten die Römer endlich auch noch eine im Osten drohende Gefahr gemacht, der Krieg, welcher mit König Mithridates dem Großen von Pontos ausgebrochen war, der Pontische od. Mithridatische Krieg (s.u. Pontos). Sulla wurde 88 nach Pontos geschickt, u. schon war er auf dem Marsche, als ihm zu Brundisium gemeldet wurde, daß ihm von der Marianischen Partei, an deren Stelle der Volkstribun P. Sulpitius stand, welcher die Vertheilung der neuen Bürger in die alten Tribus verlangte, das Commando genommen u. dem Marius übertragen worden sei. Sulla wendete sogleich um u. zog gegen R. Der erste Bürgerkrieg (88–83) begann, in welchem Sulla an der Spitze der Optimaten, Marius an der der Popularen stand; der Letztere mußte aus R. fliehen, Sulla aber nahm die Stadt ein, ließ mehre Bürger ächten (s. Proscription) u. den Sulpitius hinrichten. Der Mithridatische Krieg nöthigte ihn R. zu verlassen, ohne es beruhigt zu haben. Kaum aber wußte Marius u. seine Partei, bes. von L. Cornelius Cinna angeführt, den Sulla in Griechenland beschäftigt, so erhoben sie sich wieder, erklärten Sullas Verordnungen als nichtig, u. es wurden sogar Truppen abgeschickt, um ihm selbst das Commando abzunehmen. Unterdessen hatte Sulla Athen erobert (86), Marius aber hatte sich durch eine Verbindung mit dem Spanier Sertorius wieder ein Heer gesammelt, war nach R. gekommen u. hatte 86 mit Cinna das Consulat erhalten. Aber der Vertrag, welchen der Senat mit Cinna u. Marius wegen der Sicherheit des Lebens u. der Güter der Bürger gemacht hatte, wurde von diesen nicht gehalten, Mord u. Plünderung herrschte überall durch die Marianischen Rotten, Sullas Güter wurden confiscirt, er selbst in die Acht erklärt. Die vertriebenen Sullaner waren nach Griechenland zu Sulla geflohen, welcher nun nach Italien aufbrach, wo Marius noch 86, Cinna 84 gestorben war. Sulla landete 83 bei Brundisium; Metellus Pius, Pompejus, Cethegus u.A. führten ihm noch mehr Truppen zu, u. durch wiederholte Siege bei Sacriportus über den jüngern Marius u. in Etrurien über Cn. Papirius Carbo bahnte er sich den Weg nach R. Der Kampf um R., welches von Pontius Telesinus vertheidigt wurde, war lang u. blutig; der Augriff geschah am Collinischen Thore; die Stadt ergab sich 82, nachdem Telesinus gefallen war.

Sulla wüthete nun wider seine politischen Gegner, sie wurden proscribirt u. ihre Güter confiscirt, den Mördern der Geächteten Geldbelohnung gezahlt u. die Verbergung eines Geächteten als Capitalverbrechen bestraft. Darauf ließ sich Sulla vom Senat 81 v. Chr. zum Dictator reipublicae constituendae auf unbestimmte Zeit ernennen u. zwar als solcher Consuln wählen, besaß aber selbst alle Macht allein. Seine erste Sorge ging darauf, seine Soldaten zu belohnen; er ertheilte an 120,000 derselben die Ländereien, welche den Geächteten entrissen worden waren; 10,000 Sklaven schenkte er das Bürgerrecht, um seine Partei zu verstärken; er stellte die Comitia centuriata wieder her, verminderte die Macht der Tribunen, welche nicht mehr mit dem Volke verhandeln durften, vergrößerte dagegen die Macht des Senats, welchen er vermehrte u. welchem er die Gerichte zurückgab, erließ strenge Gesetze zur Herstellung der Ordnung u. Sicherheit etc. (s.u. Corneliae leges 1). 79 v. Chr. legte er seine Stelle als Dictator nieder u. starb 78. Sogleich machte der eine Consul M. Ämilius Lepidus den Versuch die Sullanischen Einrichtungen wieder aufzuheben, da ihm jedoch sein College, Q. Lutatius Catulus u. Pompejus entgegen waren, so verließ er R., um in seine Provinz, Gallia transalpina, zu gehn. Hier zog er ein Heer zusammen u. marschirte mit demselben vor R. (76 v. Chr.), aber von Catulus auf dem Marsfeld geschlagen u. aus Apulien u. Sardinien vertrieben, entkam er nach Spanien, wo Sertorius (s.d.), verstärkt durch die aus Italien geflohenen Marianer, schon seit 83 einen gefährlichen Krieg (Sertorianischer Krieg) geführt hatte. Sertorius wurde endlich 72 durch Verrath des Perperna von Cn. Pompejus besiegt. Kleine Kriege, welche R. noch während der innern Unruhen führte, waren der Gladiatoren krieg (dritter Sklavenkrieg) 73 u. 72, welchen capuanische Gladiatoren unter Spartacus erregten u. M. Licinius Crassus unterdrückte (s.u. Sklavenkriege 3); der Isaurische Krieg (zweiter Seeräuberkrieg), gegen Isaurische Seeräuber, welchen Cn. Pompejus, dem 68 durch die Gabinia lex (s.d. 2) a) unumschränkter Befehl auf allen Meeren auf drei Jahr übertragen worden war, in 40 Tagen beendigte (s.u. Seeräuberkrieg); der zweite Pontische Krieg gegen Mithridates, welchen Lucullus Anfangs mit Glück geführt hatte u. Pompejus noch beendigte (s.u. Pontos 6). Das endlich eroberte Asien wurde in drei Provinzen getheilt, Bithynia, Kilikia u. Syria. Auch in die Angelegenheiten der Juden, welche mit den Römern seit der Makkabäerzeit verbunden waren (s. oben), mischte sich Pompejus (63), aufgefordert von Hyrkanos, welcher mit seinem Bruder Aristobulos in einen Successionsstreit verwickelt war (s. Hebräer [Gesch.] V).[283] Für jetzt behielt Judäa wenigstens noch den Schein der Freiheit, obgleich es den Römern zinsbar wurde, da aber die Söhne des Aristobulos einen neuen Versuch auf die Krone machten, so wurde das Land den Römern ganz unterworfen u. Herodes von den Römern als Scheinkönig eingesetzt.

Unterdessen hatte das Parteitreiben in R. selbst nicht nachgelassen; die Verfassung wurde von Neuem bedroht durch die Catilinarische Verschwörung. L. Sergius Catilina (s. d), aus einer herabgekommenen Patricierfamilie, gedrückt von schwerer Schuldenlast u. getrieben von Ehrgeiz, hatte mehrmals vergebens um das Consulat angehalten u. stiftete nun 64 v. Chr. mit den bei der Wahl zugleich durchgefallenen Candidaten des Consulats, Publ. Autronius Pätus u. P. Corn. Sulla, Bruder des Dictators, eine Verschwörung mit dem Zwecke, den größten Theil der Senatoren zu ermorden u. sich der Regierung zu bemächtigen. An sie schloß sich in R. eine große Menge, meist durch Ausschweifungen verdorbener junger Leute, außer R. die Veteranen Sulla's in Etrurien an. Ein Mordplan auf die gewählten Consuln Aurel. Cotta u. Manlius Torquatus mißlang, u. Catilina versuchte nun noch einmal sein Glück der Wahl zum Consulat; auch jetzt wurde nicht er, sondern Cicero u. Antonius erwählt. Die Verschwörung war ihrem, fast sicher glücklichen Ausbruche nahe, man wollte nach einem in der Nacht vom 6./7. Novbr. im Hause des Porcius Läcä verabredeten Plane die Stadt an mehren Orten anzünden, während der Verwirrung den Cicero u. die einflußreichsten Senatoren ermorden, den Pöbel zum Aufruhr bringen u. sich des, Capitols bemächtigen, um sich bis zur Ankunft des Manlius mit dem Heere zu behaupten: als Fulvia, die Geliebte des Q. Curius, eines Mitverschwornen, den ganzen Plan mittelbar dem Consul Cicero verrieth, worauf dieser am 7. Novbr. dem Senat im Tempel des Jupiter Stator in der ersten Catilinarischen Rede die Sache vortrug u. durch die ergriffenen Maßregeln zunächst den Catilina dahin brachte, daß er R. verließ, worauf dieser zu dem, bei Fäsulä in Etrurien von Manlius gesammelten Heere entwich. Am 8. Novbr. hielt Cicero seine zweite Catilinarische Rede, u. gab eine vollständige Darstellung des Standes der Dinge; Catilina u. Manlius wurden geächtet u. der Consul Antonius gegen sie gesendet. Der Prätor P. Lentulus Sura hatte den Auftrag der Ansteckung Roms erhalten, verschob aber die Ausführung bis zur Nacht 19./20. Dec. u. zog eine Anzahl damals in R. anwesender Allobroger in das Geheimniß, da dies jedoch durch die Allobroger inzwischen verrathen wurde, so versammelte sich 3. Decbr. der Senat, welcher die Verhaftung der noch in R. anwesenden Rädelsführer der Verschwörung, Cethegus, Lentulus, Gabinius, Statilius u. Cäparius, decretirte, worauf Cicero in seiner dritten Catilinarischen Rede die neue Sachlage darstellte u. am 5. Decbr. in seiner vierten Rede mit Silanus u. Cato die Hinrichtung der Verhafteten ohne vorhergegangenen Proceß, gegen Cäsars Ansicht, durchsetzte. Nun verließen viele die Sache des Catilina, ihn selbst schlug am 6. Jan. 62 M. Petrejus, Legat des Consul Antonius, bei Pistoria in Etrurien, wo Catilina seinen Tod im Kampfe suchte u. fand. R. feierte Ciceros Namen als Retter u. Vater des Vaterlandes. Bald kehrte auch Pompejus triumphirend u. vom Volk mit Jubel empfangen aus dem Orient zurück. Die Optimaten sahen bang der Zukunft entgegen, da Pompejus, welcher unstreitig eine Oligarchie, wenn nicht gar eine Monarchie beabsichtigte, sich mit den gleich ehrgeizigen C. Licinius Crassus, welcher durch Reichthum u. Generosität sich die Liebe des gemeinen Volks erwarb, u. mit C. Julius Cäsar, welcher nach ruhmreicher Verwaltung seiner Provinz Lusitanien nach R. zurückgekehrt war, enger verband.

Durch diese Verbindung 60. Chr. entstand das erste Triumvirat (Pompejus, Craffus u. Cäsar). 59 v. Chr. wurde Cäsar Consul u. begann nun sein eigenmächtiges Walten, indem er die Staatsangelegenheiten mit den Tributcomitien, ohne den Senat u. seinen Collegen M. Calpurn. Bibulus zu hören, abmachte; auch wußte er das Volk dahin zu bringen, daß ihm die Provinz Gallia cisalpina mit Illyricum auf fünf Jahre zugetheilt wurde, wohin er 58 abging. Während seiner Abwesenheit war R. der Tummelplatz aller bösen Leidenschaften; kein Bürger war sicher, Staatsämter u. Provinzen wurden durch Geld erkauft, die Tribunen, im Vertrauen auf ihre Unverletzlichkeit, setzten durch alle Mittel ihre selbstsüchtigen Interessen durch, der Pöbel lief von einer Partei zur andern. Die Triumvirn bedienten sich, um in R. eine Partei gegen die Optimaten unter M. Porcius Cato u. Cicero zu erhalten, eines frechen Demagogen, Clodius, welcher es noch vor Cäsars Abgang nach Gallien (58) endlich dahin brachte, daß Cicero, weil er römische Bürger unverhört (in der Catilinarischen Verschwörung) hätte hinrichten lassen, ins Exil, Cato zur Absetzung des Königs Ptolemäos nach Cypern geschickt wurde. Cicero wurde nach 15 Monaten (57), auf Verwenden des Pompejus selbst, wieder zurückgerufen, Clodius aber als Feind des Vaterlandes von Annius Milo aber bei einem Auflauf erschlagen. Cäsars Wirksamkeit in der Provinz hatte große Folgen; einmal unterwarf er durch den Gallischen Krieg (s.d.) das ganze westliche Gallien dem Römischen Reiche u. machte durch den Übergang nach Britannien u. Germanien den römischen Namen in beiden Ländern bekannt u. gefürchtet; vorzüglich aber erwarb er sich in dieser Entfernung von R. u. in so langer Zeit Geld u. ein sich ergebenes u. wohlgeübtes Heer, um, wenn die Zeit gekommen wäre, damit seinen Plan auf die Herrschaft in Rom auszuführen. Mit seinen Collegen im Triumvirat hatte er 56 in Lucca eine Zusammenkunft; in Folge derselben wurden Pompejus u. Crassus 55 wieder Consuln u. erhielten dieser Syrien, jener Spanien als Provinz, Cäsar aber Gallien auf fernere fünf Jahre. Während Pompejus in R. blieb, ging Crassus 54 nach Syrien u. sñhrte den Parthischen Krieg, in welchem er selbst mit seinem Sohne 53 blieb (s.u. Parthien, Gesch.). So hatte denn der Tod das Band des Triumvirats gelöst; auch die beiden übrigen Triumvirn, Pompejus u. Cäsar, entfernten sich mehr u. mehr von einander, bes. da die Gemahlin des Pompejus, Julia, Cäsars Tochter, gestorben war. Die Parteistellung änderte sich insofern, als die Popularen jetzt Monarchisten wurden, an ihrer Spitze stand I. Cäsar; die vormaligen Optimaten waren die Republikaner, welche fest an der alten Verfassung hielten, auf ihrer Seite stand jetzt Pompejus, welcher auch 52 zum alleinigen Consul gewählt wurde. Unterdessen waren Cäsars Verwaltungsjahre der Gallischen Provinz abgelaufen; er hielt 50 um das Consulat für das nächste[284] Jahr an; aber der Senat verlangte dazu sein persönliches Erscheinen in R. u. befahl ihm endlich die Statthalterschaft seiner Provinz niederzulegen u. sein Heer zu entlassen. Cäsar gehorchte nicht u. wurde deshalb 49 vom Senat für einen Feind des Vaterlandes erklärt. Jetzt rückte Cäsar aus seiner Provinz Gallien nach Italien u. sein bewaffneter Übergang über den Rubico, auf der Grenze zwischen dem Cisalpinischen Gallien u. Italien, war der Anfang zum zweiten Bürgerkrieg. Der Senat floh aus R. nach Capua, Cäsar zog in R. ein, eroberte ohne Widerstand in 60 Tagen Italien, wurde Dictator u. hob die Proscriptionen Sullas wieder auf. Pompejus war unterdessen nach Griechenland übergegangen u. hatte seine Rüstungen zur Vertheidigung der Republik daselbst gemacht, Cäsar zog ihm Anfang 48 nach u. am 9. August (im Juni unseres Kalenders) 48 fiel bei Pharsalos in Thessalien die für die Verfassung des Römischen Reiches entscheidende Schlacht vor. Cäsar, obgleich um die Hälfte schwächer als Pompejus, schlug die Reiterei des Letzteren, nahm dessen Lager u. verfolgte die Besiegten bis Larissa, wo diese sich ergaben; Pompejus floh mit dem Reste seiner Anhänger nach Ägypten, wo ihn aber der König Ptolemäos ermorden ließ. Cäsars Ankunft in Ägypten veranlaßte den Alexandrinischen Krieg (s.u. Ägypten, Gesch.), eigentlich ein Aufstand der Bewohner Alexandriens, in welchem Cäsar die Partei der Königin Kleopatra ergriff u. nach der Unterdrückung des Aufstandes die Regierung der Kleopatra anerkennen ließ. Nachdem er den König Pharnakes von Pontos besiegt, kehrte er 47 nach R. zurück; hier wurde ihm die Dictatur erneuert u. die tribunische Gewalt auf immer, so wie das Recht über Krieg u. Frieden ertheilt, wodurch die bisherige Staatsordnung umgestürzt u. die monarchische Gewalt eingeführt wurde. Nachdem er nun die in Afrika versammelten Anhänger des Pompejus, Cato, Scipio, Labienus u. A., 46 v. Chr. bei Thapsus geschlagen hatte (Afrikanischer Krieg), wurde er zum Dictator auf 10 u. zum Censor auf 3 Jahre ernannt. Nun besiegte er auch die Söhne des Pompejus, Cnejus u. Sextus Pompejus (s. Pompejus 8) u. 9), welche sich nach Spanien gezogen hatten (Hispanischer Krieg), durch die entscheidende Schlacht bei Munda, 45 v. Chr. u. wurde darauf beständiger Dictator u. Censor u. Consul auf 10 Jahre u. erhielt zugleich den Titel Imperator. Die Feinde waren jetzt gedemüthigt, u. er gedachte nun R. eine feste Verfassung zu geben. Sein Anhang wollte ihm zu der königlichen Gewalt nun auch den königlichen Titel geben, aber dies zu verhindern, bildete sich unter M. u. D. Junius Brutus, C. Cassius Longinus u. Trebonius eine Verschwörung von 60 edeln Römern gegen sein Leben. Da das Gerücht ging, daß ihm in der am 15. März 44 im Theater des Pompejus abzuhaltenden Senatsversammlung das Königsdiadem aufgesetzt werden sollte, so wählten die Verschworenen diesen Tag zur Ausführung ihres Mordplanes, u. kaum in den Senat eingetreten, fiel Cäsar von 23 Dolchstichen durchbohrt.

Cäsar hatte viele Feinde gehabt; da aber M. Antonius, Cäsars College im Consulate, bei der Bestattung ihm eine Leichenrede hielt, in welcher er Cäsars Verdienste rühmend hervorhob u. dessen (wohl erdichtetes) Testament dem Volke vorlas, worin dasselbe zum Erben seiner Güter bestimmt war, änderte sich die Stimmung des Volkes, u. die Verschworenen mußten sich auf das Capitol flüchten. M. Antonius trat an Cäsars Stelle, verband sich mit M. Ämilius Lepidus u. veranlaßte den Senat, Cäsars Einrichtungen zu bestätigen; zugleich wurde den Mördern Amnestie bewilligt mit der Bedingung, daß sie die Stadt verließen. Jetzt trat der junge C. Octavianus (s. Augustus) auf, welcher von Cäsar adoptirt u. zum Erben seines Vermögens bestimmt war. Da ihm aber Antonius sein Erbe vorenthielt, so geriethen beide in Streit mit einander, u. da sich für Octavianus der Senat unter Fürsprache Cicero's erklärte, so verließ Antonius R. u. ging nach Gallia cisalpina, um dem Dec. Brutus mit Gewalt diese Provinz zu entreißen, welche ihm auf sein Bitten der Senat abgeschlagen hatte. In seiner Abwesenheit hielt Cicero gegen ihn die Philippischen Reden, in deren Folge Antonius als Feind des Vaterlandes erklärt wurde. Gegen ihn wurde eine Armee unter den Consuln A. Hirtius u. C. Vibius Pansa u. unter Octavianus geschickt; Antonius wurde 14. April 43 bei Mutina (daher Mutinensischer Krieg) geschlagen. u. floh nach Gallien zu Lepidus, Asinius Pollio u. Plancus; Octavianus kam in die Stadt u. erzwang sich mit O. Pedius das Consulat. Jetzt erst zeigte er, was er gewollt; alle Feinde Cäsars wurden geächtet, das Achtungsdecret gegen Antonius u. Lepidus zurückgenommen, u. er verband sich nun mit diesen beiden auf einer kleinen Insel des Rhenus (j. Reno) bei Bononia (nach And. auf einem Werder des Lavinius bei Mutina) zum zweiten Triumvirat (Antonius, Lepidus, Octavianus). Zur Feststellung der Verfassung ließen sie sich vom Volke 5 Jahre die Gewalt über R. u. die Provinzen geben. Ihre erste Anordnung war die Verhängung einer Proscription über die Patrioten, wie zu Sullas Zeit. Unter den Opfern war Cicero (7. Decbr. 43 v. Chr.). Auch die Mörder Cäsars wurden verfolgt, welche sich nach Osten gewendet hatten u. daselbst Asien (Cassius) u. Griechenland nebst Macedonien (Brutus) behaupteten. Es erfolgte der dritte Bürgerkrieg. Nachdem Cornificius in Afrika geschlagen worden war, eilten Octavianus u. Antonius gegen Brutus u. Cassius, welche sich vereinigt u. bei Philippi in Macedonien in einer günstigen Stellung ein Lager bezogen hatten. Hier wurde im Herbst 42 die entscheidende Schlacht geschlagen. Das republikanische Heer war 80,000 Fußvolk u. 12,000 Reiter; Brutus schlug mit dem einen Flügel die Abtheilung des Octavianus u. verfolgte ihn bis in sein Lager; aber Cassius wurde auf dem anderen Flügel von Antonius geworfen u. ließ sich von einem Diener erstechen. Brutus sammelte die zerstreuten Cassianer u. bezog mit denselben u. seinen Leuten das Cassianische Lager; 20 Tage nach der ersten Schlacht reizte ihn Antonius zu einer zweiten, in welcher er gänzlich geschlagen wurde u. sich in sein Schwert stürzte. Die Armee ging zu den Triumvirn über, welche nun das Reich unter sich theilten: Antonius nahm den Orient bis Illyrien, Octavianus den Occident u. Lepidus Afrika; Italien wurde als gemeinschaftliches Gut betrachtet. R. hatte als Republik aufgehört.

Von allen Dreien aber spielte jetzt schon Octavianus eine hervorragende Rolle. Er war der Äckervertheilung wegen in Italien geblieben, fand dabei jedoch große Schwierigkeiten, da die Veteranen[285] mit ihren Loosen nicht zufrieden waren, die alten Besitzer aber für ihre abgetretenen Ländereien Entschädigung verlangten. Da spielten Fulvia, Gemahlin des Antonius, u. ihr Schwager L. Antonius eine Cabale gegen Octavian, indem sie den Veteranen Geld statt der Acker u. den alten Besitzern Erhaltung ihrer Ländereien versprachen. Zwar erhielt sich Octavian auf seiner Seite, aber die Äckerbesitzer standen unter L. Antonius gegen ihn; dazu kam, daß S. Pompejus die Zufuhr von Italien abschnitt. L. Antonius nahm zwar dem Lepidus R. ab, wurde aber mit seiner Partei vom Herbst 41 bis zum Frühjahr 40 in Perusia (daher Perusinischer Krieg) eingeschlossen u. mußte sich ergeben, worauf die Stadt geplündert u. die Einwohner fast alle niedergehauen wurden. Nun war Octavian auch im Besitz von Italien u. R.; M. Antonius aber verband sich mit S. Pompejus, welcher im Besitz der Flotte war u. Sicilien, Sardinien u. Corsica an sich gerissen hatte. Daher ging Octavian gern auf das Anerbieten eines Friedens- u. Freundschaftsvertrages mit Antonius ein, welcher auch 40 in Brundisium abgeschlossen u. dadurch besiegelt wurde, daß Antonius nach dem Tode seiner Gemahlin Fulvia, die Schwester Octavians, Octavia, heirathete. Mit S. Pompejus wurde 39 in Misenum ein besonderer Friede geschlossen, da aber dessen Feldherr Menodorus Corsica u. Sardinien an Octavianus ausgeliefert hatte, so kam es zwischen Pompejus u. Octavianus zum Kriege (Sicilischer Krieg), u. nachdem der Letztere von Antonius 120 Schiffe gegen 20,000 Landtruppen eingetauscht hatte, schlug sein Feldherr M. Vipsanius Agrippa den Pompejus 36 bei Mylä gänzlich. Jetzt kam Lepidus aus seiner Provinz Afrika u. wollte Sicilien für sich haben, indeß Octavian gewann seine Truppen, nahm ihm seine Provinzen u. entsetzte ihn seiner Würde als Triumvir. So wurde aus dem Triumvirat, welches erst 37 von dem Volk aufs neue fünf Jahre bestätigt worden war, ein Duumvirat, welches aber keinen langen Bestand haben sollte. Antonius hatte sich nämlich nach Beendigung des Parthischen Krieges nach Alexandrien begeben u. war hier in die Arme der Königin Kleopatra gesunken. Hier verletzte er den Octavianus in doppelter Hinsicht, einmal dadurch, daß er sich 32 von seiner Gemahlin, der Schwester Octavians, schied, dann dadurch, daß er den Cäsarion, den Sohn der Kleopatra von Cäsar, für den rechtmäßigen Erben Cäsars anerkannte, als welcher bisher Octavian gegolten hatte. Vom Staate wurde dem Antonius der Krieg erklärt, u. dieser am 2. September 31 bei Actium zur See geschlagen. Antonius floh vor dem Ende der Schlacht mit Kleopatra nach Ägypten, seine Flotte wurde verbrannt, das Landheer ging zu Octavian über, u. als dieser nun Ägypten angriff, ermordeten sich Antonius u. Kleopatra, u. Ägypten wurde eine römische Provinz. Octavianus ordnete nun noch die Angelegenheit der östlichen Provinzen, darauf kehrte er zu Anfang 29 nach Rom zurück, wo einstweilen Mäcenas das Regiment in seinem Namen geführt hatte. Er war nun der einzige Herr des Römischen Reichs, als welcher er seit 27 den Namen Augustus annahm.

III. Rom unter den Kaisern. Augustus ließ zwar der Form nach die republikanische Verfassung, vereinigte jedoch nach u. nach alle hohe Staatsämter (Consulat, Tribunat, Censur, Pontificat); er ließ sich weder Dictator noch Rex nennen, sondern Princeps, mit welchem Namen er sich als den Ersten im Senate bezeichnete u. womit auch die ferneren Kaiser genannt wurden. Sein Plan, die Monarchie zu gründen, war auf diese Weise gut eingeleitet: der schwankenden Volksgunst mochte er nicht trauen, er wollte vielmehr den Römern fühlen lassen, daß ein Mann, wie er, dem Staate zu seiner Existenz nöthig sei. Deshalb legte er 22 v. Chr. das Consulat nieder, bald aber zwang ihm das Volk, welches mehre Unglücksfälle der damaligen Zeit als Folge davon ansah, die immerwährende Dictatur auf. Im Jahr 21 verließ er auf drei Jahre R. u. bereiste Griechenland. Während dieser Zeit glaubte man in dem alten römischen Freistaate zu leben; aber schon konnten die Römer nicht mehr dem bloßen Gesetz gehorchen, sie bedienten sich der Freiheit ihre Comitien zu halten u. ihre Magistrate zu wählen auf eine so tumultuarische Art, daß neue Parteien entstanden u. die Stadt mehre Male in Gefahr kam durch sie unterzugehen. Ein Beispiel davon sind die Egnatianischen Unruhen, welche über die Anmaßungen des Ädilen M. Egnatius Rufus entstanden, da dieser gegen alle Ordnung die Prätur u. dann das Consulat verlangte; dem Consul C. Sentius Saturninus u. dem Senat gelang es aber das stürmische Volk in seine Schranken zurückzuweisen. Die Rückkehr des Augustus war erwünscht, u. er wurde wieder Herr von R. Seine Regierung, bei deren Führung ihm Agrippa zur Seite stand, war mild u. weise; der Senat, welchem er durch Ausstoßung mancher Unwürdigen seine Würde wiedergab u. an dessen Spitze er sich selbst stellte, blieb als Staatsrath; er theilte Italien (mit dem Cisalpinischen Gallien) in 11 Regionen ein u. die 26 Provinzen zwischen sich u. dem Staate, so daß er 14, der Staat 12 erhielt (s.u. Provinz 1), wovon die Scheidung des Schatzes in den Staats- (Aerarium) u. Kaiserschatz (Fiscus) eine Folge war (s. oben S. 270); er erhöhte die Zahl der Prätoren von acht auf zehn, schuf zwei neue Würden, die des Praefectus urbi u. Praefectus annonae, errichtete stehende Heere, welche in die kaiserlichen Provinzen vertheilt wurden; in der Stadt waren die Cohortes praetorianae (als Leibwache des Kaisers) u. Cohortes urbanae; er selbst nahm nun den vom Senatübertragenen Namen Imperator an, womit er die höchste militärische u. criminalrichterliche Gewalt u. zugleich die Befugniß zu allen Regierungsmaßregeln u. zum Erlaß gesetzlicher Verordnungen erhielt. Sein Bestreben ging dahin, nicht sowohl große Eroberungen zu machen, als die Besitzungen zu erhalten u. die in der Treue Schwankenden vollends dem Reiche zu sichern. Er war auch ein Beschützer der Künste u. Wissenschaften; unter seiner u. seiner Freunde (Mäcenas, Agrippa, Asinius Pollio) Ägide blüheten die Dichtkunst (Horatius, Virgilius, Tibullus, Ovidius u. A.) wurden fremde Gelehrte herbeigezogen, die Stadt verschönert u. durch strenge Maßregeln für Ordnung u. Ruhe in derselben gesorgt, die Verwaltung im ganzen Reiche geordnet, die Rechtspflege verbessert, die Disciplin im Heere hergestellt. Aber bei aller Verehrung, welche man dem Augustus erwies, fehlte es ihm doch nicht an Feinden; das Schicksal des Lepidus, Sohns des Triumvirn, welcher einen Anschlag auf sein Leben gemacht hatte, hatte Andere nicht abgeschreckt ein Gleiches zu versuchen, z.B. L. Murena u. Fannius Cäpio. Bei aller seiner Friedensliebe ruheten doch die Waffen[286] unter seiner Regierung nicht, 25 wurden die Selassier in Norditalien, 25–19 die Cantabrer u. Asturer in Spanien unterworfen, Galatien u. Lykaonien zu römischen Provinzen u. 22 auch Eroberungen in Südägypten gemacht, 16 Rhätien u. Noricum u. 9 Dalmatien u. Pannonien völlig unterworfen, 20 ein Angriff auf Germanien unter Drusus gemacht; dieser drang bis an die Elbe vor u. suchte die durchzogenen Länder dem Römerreiche einzuverleiben; allein die Germanen empörten sich gegen die Romanisirung unter dem Cherusker Hermann, u. die Niederlage des Quint. Varus 9 n. Chr. im Teutoburger Walde (s.u. Deutschland [Gesch.] I.) vereitelte den Römern diese Hoffnung. Augustus st. 19. August 14 n. Chr.

Nach seinem Willen sollte ihm sein Stiefsohn Drusus, der Sohn seiner zweiten Gemahlin Livia von Claudius Nero, in der Herrschaft folgen, da dieser aber früh starb, so hatte der Kaiser den Sohn seiner Schwester Octavia, Marcellus, mit seiner eigenen Tochter Livia vermählt u. diesen zu seinem Nachfolger bestimmt. Da jedoch auch dieser bald starb u. eben so die von ihm adoptirten anderen Söhne der Livia, C. u. L. Cäsar, so blieb nur deren Bruder Tiberius (s.d.) zur Nachfolge übrig (14–36 n. Chr.). Eine Empörung der Legionen in Pannonien u. am Niederrhein unterdrückte sein Sohn Drusus u. sein Stiefsohn Germanicus, welcher Letztere auch den römischen Namen in Germanien gefürchtet machte. So lange Germanicus, welcher von Armee u. Volk hoch geehrt wurde, lebte, milderte Tiberius seinen grausamen Sinn, als aber jener 19 n. Chr. gestorben war, warf er die Maske ab u. regierte als förmlicher Despot. Er schaffte die Comitien ab, führte die Majestätsgesetze ein, bewachte mißtrauisch alle emporkeimenden Talente u. entfernte dieselben auf die verbrecherischste Weise Der Gehülfe seiner Frevel war seit 23 der Praefectus praetorio Sejanus (s.d.) u. nach dessen Sturz 31 Macro, welche die Regierung führten, während er seit 30 auf Capreä ein ausschweifendes Leben führte. Unter seiner Regierung wurde Parthien, Armenien u. Vindelicien unterworfen, auch gegen die Thracier u. Kappadoker glückliche Kriege geführt. Die Wissenschaften hatten alle ihre Beschützer verloren. Tiberius starb 16. März 37 u. hatte den Caligula (s.d.), den Sohn des Germanicus, zum Nachfolger. Anfangs regierte er unter der Leitung seiner Großmutter Antonia gut, er suchte seinen noch lebenden Verwandten das unter Tiberius erlittene Leid vergessen zu machen, ehrte das Andenken der gestorbenen Verwandten, befreite die Staatsgefangenen, wies alle Hochverrathsklagen ab, gelobte dem Senate gerechte u. gemäßigte Regierung, empfahl den Richtern unparteiische u. strenge Gerechtigkeit, gab Komagene dem rechtmäßigen Erben Antiochos u. dem gefangenen Herodes Agrippa, König von Judäa, Freiheit u. Reich zurück u. schloß mit den Parthern einen vortheilhaften Frieden. Nach acht Monaten fiel er aber in eine seinen Verstand zerrüttende Krankheit u. wurde von nun an ein grausamer, blutdürstiger, wollüstiger, schwelgerischer, verschwenderischer Tyrann, bis ihn zwei Prätorianer, Cornelius Sabinus u. Cassius Chärea, 24. Januar 41 n. Chr. ermordeten. Der Senat wollte nun wieder eine Republik einführen, allein die Armee ernannte den Claudius (s. d), Oheim des Vorigen u. Bruder des Germanicus, zum Kaiser. Schwach an Seele u. Leib, schien Claudius Anfangs doch gut zu regieren; er strafte Caligulas Mörder, hob das Hochverrathsgesetz auf, rief die Verwiesenen zurück u. entschädigte sie, unterstützte die ärmere Klasse der Bürger, baute neue Wasserleitungen (Aqua Claudia u. Anio novus), ließ einen neuen Hafen bei Ostia anlegen, den großen Kanal anfangen, welcher den Fucinersee in den Liris ableiten sollte, machte Mauritanien zur römischen Provinz, schlug die Katten u. andere deutsche Völker u. begann seit 43 durch A. Plautius die Eroberungen in Britannien. Seitdem er aber mit Messalina verheirathet war, ließ er sich von dieser zu vielen Grausamkeiten verleiten. Statt seines eigentlichen Thronfolgers Britannicus wußte seine vierte Gemahlin Agrippina, mit welcher er sich nach der Ermordung der Messalina vermählt hatte, ihren Sohn zur Adoption vorzuschlagen, u. als Claudius später bereute, den Britannicus zurückgesetzt zu haben, so vergiftete ihn Agrippina 54, u. nun folgte Nero (s.d.), 18 Jahre alt. Er wollte unter der Leitung des Seneca u. Burrus Anfangs das Gute, aber es dauerte nicht lange, so gewann seine Mutter Agrippina Einfluß auf ihn, er fand Wohlgefallen an nächtlichen Ausschweifungen, betheiligte sich selbst an öffentlichen Schau- u. Kampfspielen, ließ nachher seine Mutter ermorden, verstieß seine Gemahlin Octavia u. heirathete an deren Stelle die Buhlerin Poppäa Sabina. Endlich zogen sich Seneca u. Burrus zurück. 64 n. Chr. ließ er R. in Brand stecken, um es neu zu bauen. Für sich selbst baute er die Domus aurea, u. um Geld zu seinen Bauten zu erhalten, plünderte er öffentliche Schätze u. Tempel in R. u. in Griechenland, welches Land er für seine Frevel dadurch zu beschwichtigen suchte, daß er den Städten die Freiheit schenkte. Er ließ zuerst die Christen verfolgen, denen er den Brand von R. Schuld gab, u. unter ihm empörte sich Judäa. Eine Verschwörung in R. gegen ihn wurde entdeckt u. Piso, der Leiter derselben, Lucanus, Seneca u.A. hingerichtet. Da sich die öffentliche Meinung wegen seiner Unthaten immer mehr gegen ihn erhob u. die Heere in Gallien u. Spanien ihn absetzten, so ließ er sich aus Furcht vor dem gegen R. ziehenden Galba von seinem Freigelassenen Epaphroditus 68 n. Chr. ermorden. Mit ihm starb das Haus Cäsars aus, doch blieb der Name Caesar auch für die folgenden Kaiser als Titel.

Die in Spanien stehende Legion hatte den siebenzigjährigen Galba (s.d.) zum Kaiser ausgerufen, dieser kam nach R. u. nahm Besitz vom Throne, da er indessen aus Geiz den Legionen die versprochenen Geschenke nicht auszahlte, auch den Otho, welchem er großentheils seine Erhebung zu danken hatte, nicht adoptirte, sondern den Piso Licinianus, so ermordeten ihn die Prätorianer, nachdem er sechs Monate (11. Juli 68 bis 15. Januar 69) regiert hatte, u. setzten an seine Stelle den Otho (s.d.). Doch hatten schon vorher die deutschen Legionen ihren Feldherrn Vitellius (s.d.) zum Kaiser erhoben; dieser kam sogleich nach Italien, u. Otho ward bei Bedriacum geschlagen u. ermordete sich selbst 16. April 69. Aber auch Vitellius blieb nicht Kaiser; die Legionen im Orient wählten ihren Feldherrn Vespasianus u. mit denen an der Donau verbunden, schlugen sie den Vitellius bei Cremona, von wo dieser nach R. floh u. daselbst nach blutigen Gefechten von den Prätorianern den 20. December 69 in den Tibris gestürzt wurde. Vespasianus[287] (s.d.) erhielt den Thron. Er gab bes. dem Senat seine Rechte wieder, entfernte die Unwürdigen aus demselben u. ergänzte ihn durch unbescholtene Männer, welche er aus allen Theilen des Reiches zusammenzog, regelte u. vermehrte die Staatseinnahmen, verbesserte die Rechtspflege, führte strenge Disciplin in den Heeren ein u. hob die Judicia majestatis auf. Auch um die Verschönerung der Stadt machte er sich verdient; für die Wissenschaften sorgte er dadurch, daß er öffentliche Lehrer anstellte (s. Quintilian). Unter seiner Regierung machten die Bataver unter Cl. Civilis (s.d.) einen Aufstand, welchen er durch Cerealis unterdrückte; Britannien wurde durch Jul. Agricola fast ganz unterworfen; das Commando gegen die Juden hatte er bei seiner Thronbesteigung seinem Sohn Titus übergeben, welcher i. I. 70 Jerusalem einnahm (s.u. Hebräer [Gesch.] VI.). Vespasianus, ein trefflicher Regent, st. 23. Juni 79. Titus, sein Sohn u. Nachfolger, war des Vaters Ebenbild; unter ihm gingen 79 Pompeji u. Herculanum durch einen Ausbruch des Vesuvs unter u. wurde 80 Rom von einer dreitägigen Feuersbrunst heimgesucht. Er starb schon 13. Sept. 81 n. Chr., u. ihm folgte sein Bruder Domitianus (s.d.). Anfangs regierte dieser gut, er übte strenge Gerechtigkeit, steuerte den Ausschweifungen etc., allein übertriebene Eitelkeit verleitete ihn zu Grausamkeiten (er stellte die Judicia majestatis wieder her u. soll die Christen verfolgt haben) u. zu schrecklichem Argwohn. Er brachte die Sitte auf, Völker statt mit den Waffen vielmehr mit Gold zu besiegen u. dann über sie zu triumphiren, so über die Dacier 86 (s. Dacien). Unter seiner Regierung vollendete Agricola die Unterwerfung Britanniens u. wurden alle Philosophen aus R. verbannt. Als er 18. Sept. 96 ermordet worden war, zeigte sich ein so großer Haß gegen ihn, daß man in R. sein Andenken verwünschte u. seinen Namen von öffentlichen Denkmälern, vertilgte. Sein Nachfolger war Nerva (s.d.); schon alt bei seiner Thronbesteigung, verstand er die schwere Kunst mit der Monarchie republikanische Institutionen zu verbinden; selbst zu Gunsten der in R. nicht geliebten Christen verbot er immerwährende Klagen gegen sie anzustellen; auch die Judicia majestatis hob er wieder auf; er adoptirte den Trajanus (s.d.), welcher ihm 98 folgte u. dem Senat seine Würde, dem Volke seine Rechte in Bezug auf die Magistratswahlen wiedergab, Gerechtigkeit übte, herablassend war u. Künste u. Wissenschaften begünstigte. Er unterwarf 106 die Dacier, bezwang 116 Armenien u. Mesopotamien, vollendete die Unterjochung der Parther u. wollte das fast ganz unterworfene Asien durch stehende Gesetze erhalten. Er gebot zwar Strenge gegen die Christen, weil er ein Feind aller abgesonderten Gesellschaften war, aber nur gegründete Klagen gegen sie sollten gehört werden. Er st. 117. Sein Nachfolger Hadrianus (s.d.) war gerecht u. sehr streng, er ließ dem Volk u. dem Senat seine Rechte, ersterem erleichterte er Abgaben u. Dienste, von letzterem aber schied er den kaiserlichen Rath, mit welchem er die Staatsgeschäfte berieth. Er gab die parthischen Eroberungen als zu unsicher wieder auf u. machte den Euphrat zur Grenze des Reiches, welches er in 11 Provinzen theilte: Italien (mit 2), Afrika (mit 3), Hispanien (mit 3), Gallien, (mit 4), Britannien (mit 2), Illyrien (mit 17), Ägypten (mit 4), den Orient (mit 13), Thracien (mit 6), Pontos (mit 8), Asien (mit 11 Unterabtheilungen); er bereiste dieselben u. gab ihnen eine treffliche Einrichtung. Er huldigte den Wissenschaften, schätzte die Gelehrten, ließ durch Salvius Julianus eine Gesetzsammlung (Edictum perpetuum) sammeln u. Jerusalem wieder aufbauen; da er aber an die Stelle des Salomonischen Tempels einen Tempel den Jupiter setzen ließ, so empörten die Juden sich deshalb 133, wobei 590,000 derselben umgekommen sein sollen. Hadrianus st. 138, u. ihm folgte Antoninus Pius (s.d.), unter dessen weiser Regierung das Reich zu großer Blüthe kam; er hob den Wohlstand der Provinzen, half bei öffentlichen Calamitäten, schmückte R. mit schönen Gebäuden, besoldete öffentliche Lehrer, gab gute Gesetze u. das beste Beispiel einer sparsamen u. einfachen Lebensweise; der Frieden unter ihm wurde nur durch einen Krieg gegen die Mauren, einen Zug gegen die Briganter in Britannien u. einen Aufstand der Juden unterbrochen. Als er 161 starb, wurde der von ihm adoptirte Marcus Aurelius (Antoninus Philosophus, s.d.) Kaiser u. nahm den L. Verus zum Mitregenten an. Verus überließ dem Marc Aurel die Leitung des Staates u. st. 169 (170) auf einem Feldzuge gegen die Deutschen. Marc Aurel, gleich groß als Staatsmann, Feldherr u. Mensch, hatte harte Kämpfe für die Sicherheit des Reiches zu bestehen, bes. drohten Gefahren von den Völkern an der Donau u. in dem weiteren Norden (Dacier, Alanen, Bastarnen); gegen Markomannen u. Quaden sñhrte er 167–174 mit Glück die Markomannenkriege (s, d. u. vgl. Donnerlegion), worauf er Grenzwälle gegen die nördlichen Germanen aufwerfen u. mit Soldaten besetzen ließ; auch gegen die Parther setzte er den Krieg fort. Den Avidius Cassius, welcher sich 172 in Asien als Gegenkaiser aufgeworfen u. in wenigen Monaten fast ganz Vorderasien für sich gewonnen hatte, ermordeten seine eignen Soldaten. Seit Marc Aurel, welcher Barbaren in den römischen Grenzprovinzen ansiedelte, wurde auch die Sitte allgemein Fremde in die römischen Heere zu nehmen. Er trat übrigens als Regent ganz in die Fußtapfen seines Vorfahren u. mit ihm starb 180 der Letzte einer langen Reihe guter Kaiser.

Commodus, der Sohn Marc Aurels, war feig (nach des Vaters Tode erkaufte er sogleich von den Germanen den Frieden), grausam, wollüstig, verschwenderisch, seine angelegentlichste Sorge war, daß die Gladiatoren, an deren Spielen er sich selbst betheiligte, gut besoldet wurden; die Regierung überließ er seinen Günstlingen Anteros, Perennis u. Cleander; nur durch die Errichtung der afrikanischen Getreideflotte machte er sich verdient, Nachdem er durch den Gladiator Narcissus im Decbr. 192 ermordet worden war, ließ ihn der Senat für einen Feind des Vaterlandes erklären, seine Bildsäulen zerschlagen u. seinen Namen von den Denkmälern vertilgen. Nach Commodus finden sich in einem Jahre (193) drei Kaiser auf dem römischen Throne: Pertinax (s.d.), ein kräftiger Mann, obgleich schon alt, wurde schon nach drei Monaten (regierte vom Januar bis März) wegen seiner Strenge u. Sparsamkeit von den Prätorianern ermordet; auch Didius Julianus (s.d.), welcher den von den Prätorianern feil gebotenen Thron erkauft hatte, konnte sich nicht langehalten; bes. fand er vielen Widerstand bei den illyrischen,[288] syrischen u. britannischen Legionen, auch die Prätorianer, denen er die versprochenen Geldsummen nicht bezahlte, verließen ihn u. er wurde nach dreimonatlicher Regierung erstochen. Glücklicher war sein von den pannonischen Legionen gewählter Gegner Septimius Severus (s.d.); er zog sogleich nach R., wo er den 1. Juli als Kaiser anerkannt wurde. Zuerst löste er die Prätorianer auf u. schuf sich eine neue Leibwache von 50,000 Mann, welche aus den stärksten, tapfersten u. treuesten Soldaten aller Legionen im Reich bestand, dann wendete er sich gegen seine Nebenbuhler in der Herrschaft; den von den orientalischen Legionen gewählten Pescennius Niger schlug er 194 bei Kyzikos, Nikäa u. Issos, den durch die gallischen u. britannischen erhobenen Albinus bei Lugdunum. Nachdem er sich den Thron noch durch Verbannung u. Hinrichtung vieler Senatoren u. Provinzialen befestigt hatte, wendete er seine vorzügliche Sorgfalt auf Verbesserung des Ackerbaues u. der Gesetzgebung (unter ihm wirkten die berühmten Juristen Ulpianus, Modestinus, Papinianus), stellte Mißbräuche ab, ließ viele Bauten aus- u. prächtige Schauspiele aufführen u. unter die Armen häufig Getreide austheilen. Aber dadurch, daß er dem Präfecten seiner Prätorianer auch einen großen Einfluß auf das Civil- u. Finanzwesen ertheilte, wurde er Gründer des militärischen Despotismus im Römischen Reiche. Die Empörungen in den Provinzen dauerten unter ihm fort, aber er züchtigte u. unterwarf 195 die Parther nach der Eroberung ihrer Hauptstadt Ktesiphon; 208 zog er nach Britannien, bes. gegen die Caledonier, u. st. dort 211. Zu Thronfolgern hatte er seine Söhne, Bassianus, als Kaiser Caracalla (s.d.) genannt, u. Geta bestimmt, sie sollten gemeinschaftlich regieren u. wurden auch vom Heere beide anerkannt. Nachdem sie den Britannischen Krieg durch einen Frieden geendigt hatten, begaben sie sich nach R., wo Caracalla 212 den Geta ermordete u. nun allein regierte; durch Grausamkeit machte er sich dem Volke verhaßt; er durchzog seit 213 auf abenteuerliche Weise die Provinzen, bes. die orientalischen, führte schimpfliche Kriege mit den Grenzvölkern, gab allen Provinzialen das Bürgerrecht, um mehr Abgaben zu erzielen, drückte die Unterthanen auf das unerträglichste, behandelte die verbündeten Fürsten verrätherisch; endlich wurde er auf diesem Zuge 217 von dem Prätorianer Macrinus ermordet, u. dieser folgte ihm als Kaiser; er machte sogleich Frieden mit den Parthern, allein seine zu große Begünstigung gemeiner Menschen, denen er durch seinen eigenen Charakter verwandt war, u. sein schwelgerisches Leben empörte die von ihm hart behandelten Soldaten, daß sie ihn 218 tödteten; an seine Stelle folgte der syrische Sonnenpriester Heliogabalus (s.d.). Seine drei Regierungsjahre brachte er in den niedrigsten Ausschweifungen zu; er versuchte von allen möglichen Religionen Priester u. Bekenner nach R. zu ziehen, um deren Ansichten kennen zu lernen, daher unter ihm auch den Christen ein freieres Hervortreten verstattet war. Ihn mordeten die Soldaten 222 u. wählten an seiner Stelle den jungen Alexander Severus (s.d.), welcher unter dem Einfluß seiner Mutter Mammäa u. vieler berühmter Männer, z.B. des Ulpianus, gut regierte. Glücklich kämpfte er 232–234 im Orient gegen die Perser, 235 im Norden gegen die nach den italischen Grenzen drängenden Franken, Alemannen u. Gothen. Er begünstigte die Christen u. soll Jesu göttliche Ehre erwiesen haben. Alle Gesetze, welche er gab, ließ er erst durch 20 Rechtsgelehrte u. 50 unbescholtene Männer prüfen. Als er bei der Armee eine strenge Disciplin üben wollte, wurde er 235 von den unzufriedenen Soldaten in Germanien ermordet. An der Spitze der Mörder stand sein Nachfolger Maximinus Thrax (s.d.). Dieser war oft gegen die Germanen siegreich, aber seines Mordens u. Raubens müde, wählten die afrikanischen Legionen 237 gegen ihn den Gordianus I. (s.d.), welcher seinen Sohn Gordianus II. als Mitregenten annahm; in dem Kampfe gegen den von ihnen beleidigten Statthalter von Mauritanien fiel der Sohn und der Vater tödtete sich selbst. Maximinus wurde, als er von seinem Zuge aus Deutschland nach Italien Pavia belagerte, hier 238 von seinen Soldaten ermordet. Nach dem Tode der beiden Gordiane wurde der junge Gordianus III., ein Enkel des Gordianus I. wahrscheinlich von einer Tochter, zum Kaiser gewählt, neben ihm von dem Volke Pupienus. u. Balbinus, doch erlagen diese den Prätorianern. Gordianus regiert seit 241 nach den weisen Rathschlägen seines Schwiegervaters Misitheus gut, besiegte die Gothen u. Sarmaten u. bekämpfte die Perser; in letzterem Krieg fiel 143 Misitheus, u. Gordian erhielt nun den Philippus Arabs (s.d.) zum Mitregenten, doch tödtete dieser den Gordianus 244 u. regierte fortan allein; er schloß mit den Persern Frieden, besiegte die Germanen an der Donau, ließ 248 den 1000 jährigen Gründungstag Roms mit großer Pracht feiern u. fiel 249 bei Verona gegen seinen Nebenbuhler Decius (249–251), unter welchem sich Pacatianus, der Statthalter Südgalliens, zum Gegenkaiser aufwarf; Gallus u. seine Mitregenten, Hostilianus, Sohn des Decius, u. Volusianus, sein Sohn, fielen sämmtlich 253 durch Aufruhr ihrer Legionen. Damals drohten im Norden die germanischen Völker, bes. die Gothen, die Grenze des Reiches zu überschreiten, weshalb fortwährende, nicht immer glückliche Kämpfe gegen sie geführt werden mußten. Unter Gallus brach auch eine Pest aus, welche 15 Jahre hindurch das Reich entvölkerte. Nach Gallus wurde 253 Ämilianus u. nach diesem in demselben Jahre Valerianus (s. b.), schon 60 Jahre alt, Kaiser; er gab bei seiner Thronbesteigung treffliche Gesetze u. nahm seinen Sohn Gallienus zum Mitregenten an. Während Gallienus u. der Feldherr Aurelianus glücklich gegen die Deutschen kämpften, hatten die Perser die Grenzprovinzen des Römischen Reiches alle erobert u. den Cyriades dort als römischen Kaiser gelassen. 258 zog Valerian selbst gegen die Perser, Cyriades wurde getödtet u. Syrien erobert; aber 260 wurde er von den Persern bei der Entsetzung Edessas gefangen u. zu Tode gemartert. Sein Sohn Gallienus (s.d.) wurde als Kaiser nachlässig, u. indem er in R. schwelgte, brachen die Gothen in Kleinasien u. Griechenland, die Alemannen in Italien, die Frauken in Gallien u. Spanien ein. Da die Provinzen von dem Kaiser keinen Schutz u. Rath erhielten, so warfen sich seit 260 18 Herrscher in den Provinzen zu Imperatoren auf, die sogen. Dreißig Tyrannen. Als solche sind sie nach denen in Athen nur uneigentlich benannt; um die Zahl voll zu bekommen, hat z.B. Trebellius Pollio, die Hauptquelle über sie, selbst solche aufgeführt, welche nie regierten; er nennt: Cyriades, Postumius I. u. II. Lollianus, Victorinus I. u. II., Marius, Ingenuus, [289] Regillianus, Aureolus, Macrianus I. u. II., Quietus, Odenatus, Herodes, Mäonius, Balista, Valens I. u. II., Piso, Ämilianus, Tetricus I. u. II., Saturninus, Trebellianus, Herennianus, Timolaus, Celsus, Zenobia, Victoria. Ausgezeichnet waren bes. Postumius u. Tetricus in Gallien, Aureolus in Illyrien, Odenatus im Orient, welchen Letzteren Gallienus wegen seiner tapfern Thaten gegen die Perser zum Mitregenten annahm. Das illyrische Heer unter Aureolus brach gegen R. auf; bis Mailand ging Gallienus den Empörern entgegen u. wurde dort 268 von seinen Soldaten getödtet. Er empfahl sterbend Claudius II. (s.d.) zum Kaiser; dieser schlug, nachdem er den Aureolus unterdrückt hatte, 270 die Gothen bei Naissus u. starb, als er gegen Zenobia zog, welche bereits Ägypten erobert hatte, 270 in Sirmich. Sein Nachfolger war, nachdem Quintillus, Bruder des Claudius, nach wenigen Tagen umgebracht worden war, Aurelianus (s.d.). Harte Kämpfe hatte er gegen Tetricus in Gallien, Spanien u. Britannien u. gegen die Zenobia in Afrika u. im Orient zu bestehen, er endigte sie 273 mit dem Triumph über Beide; ebenso trieb er die Alemannen aus Italien u. die Gothen aus Mösien, wogegen er die Provinz Dacien aufgab; aber den gegen die Perser angefangenen Krieg konnte er nicht vollenden, er fiel 275 durch eine Verschwörung. Er umzog R. mit einer neuen Mauer (s.u. Rom, a. Geogr.). Seinen Nachfolger bestimmte auf lange unerhört gewesene Weise nach einer halbjährigen Thronvacanz der Senat; es war der würdige Tacitus (s.d.), welcher nicht allein dem Senat seine alte Stellung wieder zu geben versuchte, sondern auch glücklich gegen die Alanen kriegte, er starb aber schon nach 7 Monaten (276); sein Bruder Florianus wurde zwar von den occidentalischen Legionen als Kaiser anerkannt, aber nach dreimonatlicher Regierung gestürzt. Nun folgte Probus (s.d.). Er befreite Gallien u. Pannonien von den Germanen u. hielt die Perser im Zaume; sein Streben ging hauptsächlich dahin, das Reich gänzlich zu beruhigen u. durch die Künste des Friedens zu beglücken. Von ihm rühren eine Menge in Deutschland u. Gallien angelegte Weinberge, Straßen, Kanäle etc. her, wie er über 70 in den vorigen Kriegen verwüstete Städte wiederherstellen ließ. Seine strenge Disciplin verstimmte aber die Soldaten, u. sie ermordeten ihn 282. Sein Nachfolger, Carus (s.d.), war glücklich gegen die Sarmaten u. Perser, starb aber im Kriege gegen die Letzteren 283, nach Einigen von Aper, Präfecten der Prätorianer, ermordet. Seine beiden Söhne, Numerianus u. Carinus, kamen 284 u. 285 um, u. nun bestieg Diocletianus (s.d.) den Thron.

Bisher hatte der Senat noch bestanden, u. so die Verfassung noch den Schein einer republikanischen gehabt; Diocletianus machte seinem Bestehen ganz ein Ende u. wurde Alleinherrscher, ließ sich auch als Herr (Dominus) anreden. Von der Unmöglichkeit überzeugt, daß Einer das Reich übersehen u. beherrschen könnte, theilte er die Regierungsgeschäfte u. nahm als Mitregenten den tapfern Maximianus an; beide führten den Titel Augustus; Diocletian nahm den östlichen Theil des Reiches u. schlug seine Residenz in Nikomedia auf; Maximian regierte den westlichen Theil, Italien, Gallien, Spanien u. Afrika, von Mailand aus. Außerdem nahm noch jeder 292 einen Reichsgehülfen unter dem Namen Caesar an; Erster den Galerius, welchem er Griechenland, Thracien u. die Donauländer übergab, Letzter den Constantius Chlorus, welchen er über Gallien u. Spanien setzte; in Britannien hatte sich Carausius zum Kaiser aufgeworfen, welchen die vereinigten Regenten endlich auch anerkannten. Diese fünf Herrscher richteten nun, jeder für seine Provinzen sorgend, ihre Kräfte gegen die unruhigen Grenznachbarn, u. so wurden die Germanen, Perser, Sarmaten u. Mauren bezwungen u. die gallischen Empörungen (s. Bagauden) unterdrückt. Im Innern wurde die Ordnung hergestellt, doch begann der Steuerdruck immer schwerer zu werden. 305 legte Diocletian, des Regierens müde, mit Maximian die Herrschaft nieder (u. endete, wie man glaubt, gezwungen von Galerius, sein Leben durch Selbstmord). Die ihm als Augusten folgenden Constantius im Westen u. Valerius Galerius im Osten, wählten sich als Cäsaren Severus u. Maximinus (jener erhielt Afrika u. Italien, dieser die orientalischen Provinzen); als Constantins 306 starb, machte Galerius den Severus zum Augustus u. den Constantinus zum Cäsar; in Rom aber warf sich Maxentius als Augustus auf, während zu gleicher Zeit auch dessen Vater Maximianus wieder zum Scepter gegriffen hatte. Als Severus 307 gegen den Maxentius fiel, erhob Galerius an dessen Stelle den Licinius zum Augustus. Diese Würde hatten aber auch die beiden Cäsaren angenommen, u. Galerius vermochte nicht den von Gallien, Spanien u. Britannien anerkannten Constantin zu stürzen. Zu diesem nach Gallien begab sich auch Maximian, welcher indessen mit seinem eigenen Sohn Maxentius zerfallen war, u. den Constantin riefen auch endlich die Römer gegen Maxentius zu Hülfe. In einer Schlacht an der Mulvischen Brücke vor R. 312 besiegt, floh Maxentius u. kam um, Constantinus aber zog in R. als Kaiser ein. Galerius hatte unterdessen seinen früheren Ruhm durch Grausamkeiten befleckt u. ließ bei seinem Tode 311 als seinen Nachfolger den ihm ähnlichen Licinius als Kaiser zurück; dieser befehdete den Maximinus, schlug u. tödtete ihn 313 bei Hadrianopolis, gerieth aber endlich auch mit Constantin in Kampf, wurde 314 von diesem bei Cibalis in Pannonien geschlagen u. dann Friede gemacht; 323 brach von Neuem zwischen ihnen Krieg aus, in welchem Licinius 329 gefangen u. hingerichtet wurde.

So war Constantinus der Große wieder alleiniger Herrscher; bei seinen Unternehmungen kam ihm bes. die Annahme des Christenthums, wodurch er sich einen großen Theil der Einwohner des Reichs gewonnen hatte, zu Statten, u. durch ihn wurde das Christenthum Staatsreligion. Er theilte 335 das Reich in 4 Praefecturae: Praefectura Orientis mit 5 Diöcesen: Dioecesis Orientis, Aegypti, Asiae, Ponti, Thraciae, welche zusammen 49 Provinzen begriffen; P. Illyrici, mit 2 Diöcesen: D. Macedoniae u. Daciae (11 Provinzen); P. Italiae, mit 3 Diöcesen: D. Italiae, Illyrici occidentalis, Africae (29 Provinzen); P. Galliarum, mit 3 Diöcesen: D. Galliae, Hispaniae, Britanniae (29 Provinzen). Jede Präfectur stand unter einem Praefectus praetorio, welcher mehre Rectores provinciarum unter sich hatte, welche in der Metropolis der Provinz ihren Sitz hatten. Er verlegte 330 die Residenz definitiv von Rom nach Byzantium, welches nach ihm Constantinopel genannt[290] wurde; vollendete die von Diocletian begonnene Umwandlung der Verfassung, wodurch der Kaiser als Herr des Reiches mit seinen zahlreichen Beamten u. glänzendem Hofstaate von den Staatsbürgern als Unterthanen in scharfer Abgrenzung getheilt waren, verbesserte das Gerichtswesen, führte aber ein fast erdrückendes Abgabenwesen ein, trennte die Militär von der Civilverwaltung, verlegte die Truppen von den Grenzen in das Innere des Reiches, wodurch aber nicht nur die Unterthanen gedrückt, sondern auch das Reich gegen die immer unruhigen Barbaren bloßgestellt wurde. 332 besiegte er die Gothen, wodurch er sich von einem diesen seit lange gezahlten Tribute befreite, u. an den von den Limiganten (s.d.) vertriebenen Sarmaten gewann er seinem Reiche 300,000 Ew. Constantin starb 22. Mai 337, nachdem er auf seinem Todtenbette von Eusebius die Taufe empfangen hatte. Sein ältester Sohn Constantinus erhielt nun Gallien, Spanien u. Britannien; der zweite Constantius den Orient, der dritte Constans Italien u. Afrika; sein Neffe Dalmatius Thracien, Macedonien, Illyricum u. Achaia; den Letzteren aber ermordeten die drei Brüder u. theilten sich in sein Erbtheil. In Folge der schlaffen Kriegsführung gegen die Perser wurde der Orient bedrängt, u. die schlechte Regierung empörte das Abendland; Habsucht löste endlich das lockere Band, von welchem die Kaiser zusammengehalten wurden. Constantin verlangte zu seinem Reiche noch Afrika u. griff deshalb den Constans an, dessen Feldherrn ihn jedoch 340 bei Aquileja besiegten, auf der Flucht tödteten u. sein Reich zu Italien schlugen Aber 350 empörte sich in Gallien Magnentius gegen Constans, welcher auch nach Ermordung des Constans zum Kaiser ernannt wurde; der in R. zum Kaiser ausgerufene Nepotianus wurde aus dem Wege geräumt; da auch die Illyrier den Vetranio als Kaiser aufstellten, zog Constantius mit Gallus, seinem Mitregenten, gegen die Rebellen; Vetranio unterwarf sich u. lebte ferner als Privatmann; Magnentius wurde 351 bei Mursa geschlagen, u. nach mehren vergeblichen Versuchen, zur alten Größe zu gelangen, starb er 353 durch Selbstmord, Gallus aber wurde auf Befehl des Constantius getödtet. Nun war Constantius Alleinherrscher u. erhob 355 den Julianus, Bruder des Gallus, zum Cäsar u. gab ihm Gallien u. Germanien. Dieser kämpfte glücklich gegen die Franken u. Alemannen, Constantins aber unglücklich gegen die Perser. Deshalb warf Constantius einen Haß auf den Julianus: dieser aber wurde von seinen Legionen 360 zum Kaiser ausgerufen, u. als Constantius gegen ihn marschirte, starb er 361 auf dem Zuge. Nun wurde Julianus (s.d.) genannt Apostata (der Abtrünnige) alleiniger Kaiser. Von Constantius zum Christenthum genöthigt, gab er dasselbe bei Besteigung des Thrones wieder auf u. führte das alte Heidenthum wieder ein. Er war ein ausgezeichneter Regent, schaffte überflüssige Beamten ab, erließ 1/5 der Abgaben u. traf Anstalten zur Förderung des inneren Wohlstandes des Reiches, starb aber schon 363 auf einem Feldzuge gegen die Perser. Als seinen Nachfolger bestimmte das Heer den Jovianus (s.d.), welcher das Christenthum wieder einführte, aber wegen des Unglücks gegen die Perser ein Gegenstand der allgemeinen Verachtung wurde u. schon im Febr. 364 starb. Valentinianus I. (s.d.) folgte ihm u. machte seinen Bruder Valens (s.d.) zum Mitregenten u. übergab ihm die Verwaltung des Orients. Den Valentinian beschäftigten bes. die Germanen, u. gegen die Alemannen u. Quaden legte er viel Castelle am Rhein u. an der Donau an. Auch gegen die Britannier u. Afrikaner hatte er Kriege, welche zumeist sein Feldherr Theodosius u. zwar glücklich führte. Unterdessen lag Valens, nachdem er sich gegen seinen Gegenkaiser Prokopius auf dem Throne befestigt hatte, meist gegen die Westgothen zu Felde; diese von den Hunnen gedrängt, ließen sich mit Bewilligung des Valens 376 in Thracien nieder, da ihnen aber die gegebenen Versprechungen nicht gehalten wurden, so erregten sie einen Aufstand u. bekriegten den Kaiser, welcher 378 bei Hadrianopolis geschlagen wurde u. umkam. Valentinian I. war schon 375 auf dem Zuge gegen die Quaden gestorben, u. auf ihn folgten seine Söhne Gratianus u. Valentinianus II. (s. b.) Jetzt blieb es nicht bei den Einwanderungen der Westgothen in Thracien, auch die Alemannen drängten sich an die italienischen Grenzen. Gegen diese zog Gratian 377 selbst, gegen jene wählte er den zu seinem Mitregenten ernannten Theodosius (s.d.) den Großen, welcher bis 382 den Krieg mit ihnen glücklich führte, sie endlich ohne blutige Schlachten aufrieb u. den Rest im Römerlande aufnahm, worauf 40,000 derselben unter dem Namen Foederati ein Theil des römischen Heeres wurden. 383 fiel Gratian gegen den Maximus, den Statthalter von Britannien, welcher von den Seinigen zum Kaiser ausgerufen worden war; Theodosius erkannte den Maximus zwar an, zog aber, da derselbe den jungen Valentinian II. seiner Länder (Italien u. Afrika) beraubte, gegen ihn, schlug ihn 388 bei Aquileja u. ließ ihn hinrichten. Valentinian wurde wieder eingesetzt, aber 392 von dem Franken Arbogast ermordet, welcher, da er als Barbar nicht selbst regieren konnte, seinen Secretär Eugenius für sich den Thron besteigen ließ. Theodosius lieferte 394 dem Usurpator eine Schlacht, welche ihn von allen Mitregenten befreite, aber er starb 395. Das Reich hatte an ihm einen tapferen, kräftigen u. weisen Fürsten gehabt. Nach Verordnung des Theodosius theilten seine Söhne Arcadius u. Honorius das Reich so unter sich, daß dieser den Occident, jener den Orient erhielt; diese Theilung blieb nun für alle Zeiten Zum Oströmischen od. Byzantinischen Reiche unter Arcadius wurde Ägypten, Libyen bis zur Großen Syrte, Asien, Epiros bis zum Drilo in Illyrien geschlagen, die Geschichte desselben s.u. Byzantinisches Reich; zum Weströmischen od. Occidentalischen (Abendländischen) Reiche unter Honorius kamen das übrige Afrika, Italien, das westliche Illyrien, Gallien, Britannien u. Spanien mit der Residenz erst in Mailand, seit 403 in Ravenna.

IV. Das Weströmische Reich. Honorius (s.d.) war bei seines Vaters Tode noch unmündig, u. für ihn führte der Vandale Stilicho (s.d.) die Regierung; er schlug die Westgothen, welche unter Alarich in Italien einfielen, 403 bei Pollentia u. Verona u. warf sie wieder aus Italien, ebenso 406 die germanischen Horden unter Radagais bei Florenz. Nachdem Stilicho 408 in Ravenna ermordet worden war, kehrte Alarich 409 nach Italien zurück, eroberte u. zerstörte 410 R. u. setzte den Attalus (s.d. 1) statt Honorius als Kaiser ein, doch wurde Attalus bald wieder vertrieben u. Honorius kehrte nach dem Tode Alarichs in diesem[291] Jahre auf den Thron zurück. Die Gothen verließen Italien, gründeten aber in Südgallien ein Reich unter Ataulf, sowie die römische Herrschaft in dem nördlichen Gallien durch die Franken u. in dem östlichen durch die Alemannen u. Burgunder beschränkt wurde; 421 wurde auch Britannien von den Römern aufgegeben u. nahm Honorius seinen Schwager Constantins zum Mitkaiser, doch starb dieser noch in demselben Jahre; Honorius selbst starb 423, u. nach ihm wurde Johannes, ein kaiserlicher Beamter, als Kaiser ausgerufen, aber schon 425 durch die Hülfe des byzantinischen Kaisers Theodosius II. beseitigt u. entsetzt; ihm folgte Valentinianus III. (s.d.), der Sohn des Constantius, für welchen seine Mutter Placidia die Herrschaft führte. Jetzt schwächte die Feindschaft des Bonifacius, des Statthalters in Afrika, u. des Aëtius, eines kaiserlichen Feldherrn, das Reich; von Letzterem wurden zum Sturz des Ersteren die Vandalen unter Genserich gerufen; diese kamen 429, setzten den Kaiser ab u. erkannten ihn erst später wieder an. Die Einfälle der Hunnen unter Attila 451 wurden diesmal zurückgewiesen u. ihr Heer von Aëtius, in Verbindung mit dem Westgothenkönig Theoderich, in den Catalaunischen Ebenen geschlagen. 452 kam Attila abermals nach Norditalien u. verwüstete das Land, wurde aber durch Geldzahlung wieder entfernt. Valentinian selbst, welcher nach dem Tode seiner Mutter 450 allen Lastern fröhnte, ließ den Aëtius, welcher das Unglück noch einmal von dem Reich abgewendet hatte, 454 ermorden; ihm selbst geschah 455 ein Gleiches durch den Senator Petronius Maximus, dessen Gattin er geschändet hatte. Genserich war unterdessen nach Afrika gegangen; jetzt rief ihn Eudoxia, die Wittwe Valentinians, gegen den Maximus, welcher sie zur Vermählung mit sich gezwungen u. den Kaiserthron bestiegen hatte, zu Hülfe; Genserich nahm R. u. plünderte es 14 Tage (15. bis 29. Juli 455) lang; Maximus kam auf der Flucht um. Nun wurde in Toulouse der Praefectus praetorio Avitus zum Kaiser gewählt. Dieser legte, als sich Italien gegen ihn empörte u. der Westgothe Ricimer ihn schlug u. gefangen nahm, die Krone in Ricimers Hände (17. Mai 456), welcher 457 den Majorianus zum Kaiser machte. Weil dieser aber durch gute Einrichtungen die Liebe des Volkes erwarb, so ließ ihn Ricimer aus Eifersucht hinrichten u. setzte an seine Stelle den unfähigen Severus, unter dessen Regierung Gallien an die Gothen u. Franken verloren ging. 465 ließ ihn Ricimer vergiften. Nach ihm war ein fast zweijähriges Interregnum. Um den byzantinischen Kaiser Leo I. an sich zu fesseln, erkannte Ricimer den von Leo eingesetzten Anthemius als Kaiser an u. heirathete dessen Tochter. Unter diesem eroberten die Westgothen Spanien, auch in Afrika waren die Römer gegen die Vandalen unglücklich. Unzufrieden mit seinem Schwiegervater zog Ricimer 472 von Mailand nach R., ließ die Stadt plündern, den Anthemius tödten u. setzte Olybrius, den Schwiegersohn Valentinians III., als Kaiser ein. Ricimer starb noch in demselben Jahre u. bald darauf, 473, auch Olybrius. Ihm folgte Glycerius, welcher aber schon 474 von Julius Nepos, den der griechische Hof einsetzte, vertrieben wurde; diesen stürzte 475 der römische Feldherr Orestes u. gab den Thron seinem Sohn Romulus Augustulus (Momyllus). Unter ihnen wurden die Germanen immer dreister, der Rugier Odoacer forderte 1/3 von Italien, u. da es Orestes abschlug, wurde er von Odoacer in Pavia (Ticinum) belagert, die Stadt gestürmt u. der Kaiser mit seinem Vater gefangen genommen; Orestes wurde hingerichtet, Romulus Augustulus entsagte im August 476 in Ravenna dem Throne u. wurde ein Privatmann. So endigte das Weströmische Reich.

V. Mit dem Sturze des Römischen Reichs wird die Geschichte Roms nur die der Stadt. Dieselbe blieb auch jetzt noch wichtig, namentlich als Sitz des obersten Bischofs, welcher nach dem Falle des Kaiserreichs anfing seine geistliche Macht über die ganze Christenheit geltend zu machen. Die Stadt stand mit unter Odoacers Herrschaft; das Stadtregiment ließ er dem bisher immer in Wirksamkeit gebliebenen, wenn auch einflußlosen Senate u. gestattete 482 auch dem Volke die freie Papstwahl, jedoch mit Vorbehalt seiner Genehmigung. Als Odoacer 493 starb, folgte der Ostgothenkönig Theoderich der Große, welcher den Glanz Roms herzustellen suchte, er befahl die Ausbesserung u. Erhaltung der öffentlichen Gebäude u. Kunstwerke der Stadt u. ließ die Fruchtspenden u. öffentlichen Spiele wieder einführen. Dennoch erregte eine Partei unter dem Senator Festus gegen ihn u. den von ihm geschützten Papst Symmachus von 500 bis 507 Unruhen. Theoderich verbot endlich den Römern das Tragen der Waffen. Des Königs Eifer für die Stadt unterstützte der Senator O. Aurelius Symmachus, welcher Stadt u. Umgegend auf seine Kosten mit vielen Prachtbauten verschönerte. Obgleich R., wie von Theoderich, so auch von Theodat, dem nachherigen Ostgothenkönig, sehr begünstigt wurde, blieben die Römer doch den Gothen abgeneigt, bes. weil dieselben Arianer waren, u. traten auf die Seite der Byzantiner, als das Gothenreich durch inneren Zwiespalt zerrüttet wurde. In dem Kriege der Byzantiner gegen die Gothen nahm Belisar 536 für die byzantinischen Kaiser R. ein; nun seit März 537 von den Gothen belagert, wurde es erst nach einjähriger Belagerung von den Byzantinern entsetzt u. darauf von einem byzantinischen Statthalter gouvernirt. 545 begann die Belagerung der Ostgothen unter Totila wieder u. endigte im Dec. 546 mit der Einnahme u. Plünderung der Stadt, der Niederreißung eines Dritttheiles der Stadtmauern u. Verweisung des Senats u. vielen Volkes. Bald darauf bemächtigte sich Belisar Roms wieder u. erneuerte die Mauern, aber die Gothen eroberten es 549 nach kurzer Belagerung nochmals. Der Gothenkönig Totila berief Senat u. Volk wieder zurück, ließ Lebensmittel austheilen u. sorgte für die Herstellung der bürgerlichen Ordnung. 552 eroberte der Grieche Narses R. wieder. Durch allerhand Unfälle heimgesucht, wie 566 u. 589 durch Überschwemmungen, 589 durch Pest, 593 durch eine longobardische Belagerung u. 604 durch eine Hungersnoth, kam R. nicht wieder zu seiner alten Blüthe.

Zur Zeit des byzantinischen Exarchates (s.d.) bildete R. mit seinem Gebiet ein Herzogthum, welches zu beiden Seiten des Tibris gelegene Theile von Tuscien, Sabina, Campanien u. Umbrien umfaßte u. von einem, von dem Exarchen eingesetzten Herzoge verwaltet wurde, die Verwaltung der Stadt stand bei dem Stadtpräfecten u. dem Senat. Die neue, durch die Verbesserung der Finanzen hervorgerufene Blüthe Roms im 6. u. 7. Jahrh. reizte die Habsucht der Exarchen; 640[292] kam der Exarch Äsacus nach R. u. plünderte den päpstlichen Schatz im Lateranpalaste; 663 beraubte der byzantinische Kaiser Constanz II. die Stadt aller ehernen Bildsäulen u. transportabeln Kunstsachen. Er machte dadurch die byzantinische Herrschaft den Römern noch verhaßter, u. endlich verjagten die Römer 726 den letzten Herzog von R., Basilius; die herzogliche Gewalt ging nun auf den Papst über. Der byzantinische Kaiser Leo schickte 727 eine Armee u. den neuen Herzog Peter zur Unterwerfung Roms, wurden aber von den Römern geschlagen, u. als der Exarch Eutychius mit dem Longobardenkönig Luitprand gegen R. gemeinsame Sache machte, wußte Papst Gregor II. die Horden, welche schon vor R. standen, von der Stadt abzuwenden. Nachdem das Exarchat 752 von den Longobarden erobert worden war, suchten dieselben auch Herren von R. zu werden, wie denn der König Aistulf 755 die Stadt belagerte u. bereits die Vorstädte eingenommen hatte. Aber mit Hülfe der Franken unter Pipin ward R. gerettet u. wurde wieder ein Freistaat, Pipin aber von den Römern zum Patricius, Schutz- u. obersten Gerichtsherrn ernannt, welche Würde auch Karl der Große erhielt; diesen krönte der Papst 800 mit Zustimmung des Senates u. Volkes zum Römischen Kaiser. Der Kaiser blieb Patricius von R. Zwar begann jetzt das Streben der Päpste auch nach der weltlichen Gewalt in R., aber weder die Römer, noch die Kaiser waren ihnen darin willfährig; ja Kaiser Lothar verlieh 824 bei seiner Krönung dem Senat u. der Bürgerschaft ausgedehnte Rechte, wodurch der weltlichen Macht der Päpste über die Stadt u. das umliegende Gebiet für mehre Jahrhunderte Schranken gesetzt wurden. Die Zwistigkeiten der Karolinger u. ihre Schwäche begünstigten aber den Einfluß der Päpste auf R. wieder, denn sie mußten zur Vertheidigung der Stadt u. ihres Gebietes gegen auswärtige Feinde thätig sein. So stellte Gregor IV. 832 den Hafen in Ostia wieder her u. vergrößerte R.; 846 kamen die Sarazenen bis in die Vorstädte von R., deshalb erbaute Leo IV. 848 die Vorstadt Leopolis, bevölkerte sie mit Corsen u. umgab sie mit Mauern u. Thoren; auch befestigte er die Stadtmauern besser. 853 schlug er die Sarazenen bei Ostia u. darauf befestigte er den Tiber mit zwei Thürmen u. einer eisernen Kette. Die Schwäche der letzten Karolinger begünstigte das Aufkommen einer Adelsaristokratie in R., welche Stadt u. Staat über ein halbes Jahrhundert lang in große Verwirrungen stürzte. Einige angesehene Familien herrschten mit ihren Anhängern unumschränkt; nach ihrem Willen wurden die Päpste gewählt u. die Könige von Italien ein- u. abgesetzt. Im 10. Jahrh. beherrschten die berüchtigten Weiber Theodora u. Marozia allein R., u. durch ihren Einfluß beseitigten die Römer die kaiserliche Herrschaft völlig u. wählten den Papst ohne den Kaiser. Kaiser Otto der Große kam 962 nach R. u. stellte das kaiserliche Ansehen her, aber nach seinem Abzug spann der abgesetzte Papst Johann XII. 964 eine Verschwörung gegen den Kaiser an; der Kaiser kehrte zurück u. seine Krieger richteten ein schreckliches Blutbad unter den Empörern an. Kaum hatte sich aber Otto wieder von R. entfernt, als die Römer aufs Neue einen Aufruhr erregten, Otto erschien abermals vor R. u. zwang die Stadt durch eine Belagerung zur Unterwerfung. Als darauf der Kaiser Johann XIII. zum Papst wählte, die Römer aber sich gegen denselben 966 auflehnten, strafte er dieselben aufs strengste, ließ zwar ihre Verfassung bestehen u. vermehrte anscheinend noch ihre Rechte, doch aber mehr der Form als dem Wesen nach. Der Principe von R. besaß bei Weitem nicht die Macht der deutschen Herzöge u. wurde von dem Kaiser nach Gefallen ein- u. abgesetzt, u. die Häupter des Senats bald Consuln, bald Patricier, bald auch nur Senatoren genannt u. von dem Volke gewählt, von dem Präfecten aber, welchen der Kaiser allein einsetzte, an Ansehen übertroffen. Auch war noch gewöhnlich ein kaiserlicher Pfalzgraf od. anderer hoher Beamter in R. anwesend, welcher die kaiserlichen Rechte daselbst wahrnahm. Da Otto der Große in seinen letzten Regierungsjahren sich meist nur in Deutschland beschäftigte, so maßte sich der Consul Crescentius unrechtmäßige Gewalt an u. nahm die Würde als Principe an. Ottos II. Anwesenheit in R. 980 setzte seiner Gewalt nur eine Zeitlang Grenzen u. Ottos III. Ankunft in R. 996 vereitelte zwar seinen Plan nochmals, doch kaum hatte der Kaiser die Stadt verlassen, als Crescentius sich der Gewalt in R. bemächtigte u. dem griechischen Kaiser das Patriciat in R. zuwenden wollte. Otto III. kam 998 aufs Neue nach R., u. Crescentius, welcher sich in die Engelsburg geworfen hatte, wurde zur Übergabe gezwungen u. nebst seinen Anhängern hingerichtet. Otto III. begünstigte R. u. hatte die Absicht, den Sitz des Kaiserreichs dahin zu verlegen; zur Ausführung dieses Planes hatte er ein Gebiet von 8 Meilen (mit Tivoli) zu R. geschlagen. Die Tivoliner aber verjagten die kaiserliche Besatzung; der Kaiser unterwarf sie wieder, da er sie aber zu mild behandelte, machten die Römer eine Empörung gegen den Kaiser u. verschlossen ihm die Thore. Bei der Stillung dieser Empörung kam Otto selbst in Lebensgefahr. Nach Otto's III. Tode wurde die von Crescentius versuchte aristokratische Verfassung von dessen Sohne Johann wieder aufgenommen, welche, obgleich vom Kaiser Heinrich II. u. seinen Nachfolgern bald mehr, bald minder eingeschränkt, sich doch behauptete, bis die oberherrliche Gewalt auf die Päpste überging. Die adeligen Familien hatten festungsartige Paläste in der Stadt, von denen aus sie häufig, bes. bei Papstwahlen u. Kaiserkrönungen, blutige Fehden mit einander führten, so 1027 bei der Kaiserkrönung Konrads II. durch einen Streit der Deutschen mit den Römern veranlaßt u. bes. 1061–1063 bei der Papstwahl, wo zwischen den Parteien um u. in R. geschlagen, die Leonische Vorstadt wiederholt erobert, die Engelsburg belagert u. die Stadt hart mitgenommen wurde. In den Streitigkeiten Gregors VII. mit dem Kaiser Heinrich IV. wurde R. 1082 von dem kaiserlichen Heere belagert u. 1084 von dem Kaiser selbst erobert. Darauf kam Robert Guiscard, Herzog von Apulien, zu Gregors VII. Befreiung, verwüstete den ganzen südlichen Theil Roms u. führte einen großen Theil der Einwohner mit fort, u. jener Theil der Stadt blieb von der Zeit an wüst. Die Ansichten Arnolds von Brescia von der nothwendigen Zurückziehung der Geistlichen von dem weltlichen Besitz u. von der weltlichen Macht, hatte inzwischen auch in R. Wurzel gefaßt, u. die Römer verlangten von dem Papste, daß er sich auf das kirchliche Regiment beschränke, setzten 1143 einen Senat auf dem Capitol ein u. erneuerten die alte römische Republik. Der Kampf zwischen dem Volke u. den alten Aristokraten begann, u. erstere erhielten, nachdem Arnold von Brescia selbst 1145 nach[293] R. gekommen war, die Oberhand; die Unruhen dauerten bis 1154, wo Papst Hadrian IV. R. mit dem Interdict belegte, worauf Arnold aus R. getrieben u. die aristokratische Verfassung wieder hergestellt wurde. 1156 erschien Kaiser Friedrich I. zur Kaiserkrönung in R., u. in einem Aufstande der Römer gegen die Deutschen kamen über 1000 Menschen um. 1188 verglich sich der Senat mit Clemens III. u. gestand demselben die Regalien zu, Innocenz III. brachte es endlich 1198 dahin, daß ihm der Stadtpräfect den Eid der Treue leistete, u. machte der kaiserlichen Gerichtsbarkeit über R. ein Ende. Die fernere Geschichte Roms als Staat s.u. Kirchenstaat S. 516 ff.

Die Größe der weltlichen Macht des Papstes machte bald die Römer für ihre Freiheit besorgt; um ein Gegengewicht gegen ihn zu haben, wählte der Adel auf Antrieb der Orsini einen Senat von 56 Mitgliedern, u. der Papst verließ R. in Folge eines Volksaufstandes (1203). Jetzt trat die Aristokratie so schroff gegen das Volk auf, daß dasselbe 1206 den Papst um seine Rückkehr nach R. bat. Er kam; die 56 Senatoren wurden abgesetzt u. ein einziger von dem Papst ernannter Senator stand wieder an der Spitze der Verwaltung. In dem Zwiste des Papstes Gregor IX., auf dessen Seite die Colonna standen, mit Kaiser Friedrich II. verband sich 1228 der Kaiser mit dem römischen Adel, an deren Spitze die Frangipani standen, um die kaiserliche Hoheit in R. u. dem Römischen Gebiete herzustellen. Wegen der Senatorwahl u. der Grenzen der Gerichtsbarkeit Roms, welche die Römer über das ganze Römische Gebiet ausdehnen wollten, wurde ein neuer Kampf zwischen dem Papste, dem Adel u. der Stadt geführt, in welchem über 30,000 M. umkamen. 1252 war der Aufstand des Senators Branca Leone, welcher die Rechte des Volkes gegen den Papst kräftig schützte u. allein in R. 140 Vesten der Adeligen zerstörte; den Papst, welcher ihn excommunicirte, nöthigte er R. zu verlassen, er wurde aber auf Anstiften des Adels ermordet. Ein blutiger Kampf entstand 1261 in R. zwischen der Partei Manfreds u. des Papstes wegen der Senatorwahl; der Papst rief erst den Grafen Robert von Flandern zur Hülfe, u. als dieser nichts ausrichten konnte, den Grafen Karl von Anjou u. ernannte Letzteren 1263 zum Senator von R., aber Karl machte sich durch seine Anmaßungen dem Papste u. Volke verhaßt, welches 1266 den Prinzen Heinrich von Castilien zum Senator erwählte, welcher 1268 zum Kriege gegen Karl die Kirchenschätze plünderte u. die vornehmsten römischen Adeligen gefangen nahm. Durch den Vertrag, welchen Gregor X. 1274 mit Kaiser Rudolf von Habsburg schloß, begab sich der Kaiser aller seiner Hoheitsrechte über das Römische Gebiet, u. die weltliche Herrschaft des Papstes war somit für immer anerkannt. Unter Nikolaus IV. gewann das Haus Colonna großes Ansehen in R.; der Papst erhob 1289 Giovanni Colonna zum Senator von R., u. dafür leistete ihm dieses Haus große Dienste bei Unterdrückung der Adeligen. Allein Colonna machte sich durch seine Strenge verhaßt, u. die Römer riefen 1290 Giacomo Colonna zum Oberherrn ihrer Stadt aus u. legten ihm den Titel Cäsar bei. Bonifacius VIII. haßte die Colonna u. begünstigte die Orsini. Von diesem Papst wurde 1300 ein Jubeljahr nach R. ausgeschrieben, welches an 200,000 Menschen dahin lockte, wodurch die Stadt großen Reichthum gewann. Dagegen verlor R. durch die Verlegung der päpstlichen Residenz nach Avignon, 1305, nicht nur an Wohlstand u. Bedeutung, sondern wurde nun ein fortwährender Tummelplatz der Parteikämpfe. Der päpstliche Statthalter wurde 1312 vom Kaiser Heinrich VII. ab- u. ein kaiserlicher Statthalter eingesetzt; dies ging aber nicht ohne blutige Gefechte zwischen Guelfen, der päpstlichen, u. Ghibellinen, der kaiserlichen Partei, ab. Die ersteren befestigten sich im Capitol u. der Engelsburg, die anderen im Colosseum u. im Lateran. Die Fehden währten über 3 Monate. Nach Heinrichs VII. Tode, 1313, wurde der kaiserliche Statthalter verdrängt, u. König Robert von Neapel trat wieder als päpstlicher Statthalter, als Senator u. Reichsvicar ein. 1327 empörte sich das Volk gegen den Adel, entriß demselben die Regierung u. ermannte den Sciara Colonna zum Capitano del popolo; Cardinal Orsini eroberte die Leonische Vorstadt, wurde aber wieder daraus vertrieben. Von den Ghibellinen unterstützt, erschien 1328 Kaiser Ludwig der Baier in R. zur Krönung. Das Volk ernannte ihn zum Senator; als er aber Abgaben verlangte, entstand eine allgemeine Unzufriedenheit, es kam zwischen den Deutschen u. Römern zu blutigen Auftritten, u. Ludwig mußte die Stadt verlassen, welche nun von Bertold Orsini u. Stefano Colonna für den Papst in Besitz genommen wurde. Nachdem 1334 die Statthalterschaft des Königs Robert über R. ein Ende genommen hatte, wählten 1335 die Römer 13 Volksvorsteher nach den 13 Vierteln der Stadt, denen 1336 Andrea Orsini u. Colonna wieder auf kurze Zeit die Macht entrissen. Die fortwährenden Kämpfe u. die Willkür des Adels regte in Cola Rienzi (s.d.) den Gedanken an, eine neue Ordnung der Dinge in R., welche Stadt wieder der Mittelpunkt der Welt werden sollte, herbeizuführen. Er wußte seinen Enthusiasmus seiner Umgebung mitzutheilen u. wurde von dem Volke als Sprecher an die Spitze der Gesandtschaft gestellt, welche im Frühjahre 1347 zu Papst Clemens VI. nach Avignon ging, um ihn zu bitten seinen Sitz wieder nach R. zu verlegen. Als aber diese Hoffnung nicht erfüllt u. die Willkür des Adels immer unerträglicher wurde, stellte sich Rienzi an die Spitze des Volkes, versammelte dasselbe am 20. Mai 1347 auf dem Capitol zur Proclamation der neuen Gesetzgebung, wobei es zunächst auf die Abschaffung des Adels abgesehen war, wurde zum Rector, od. (wie er sich selbst nannte) Tribunen erwählt u. die Senatoren, als die bisherige höchste Obrigkeit, aus der Stadt entfernt. Am 1. Aug. proclamirte er die Souveränetät R-s über alle Lande zu neuer Gesetzgebung. Als fast unumschränkter Herr der neuen Republik, die er unter der Oberherrschaft des Papstes zu verwalten vorgab, errichtete er ein kleines Heer, gab zweckmäßige Gesetze u. traf solche Einrichtungen, daß, selbst Clemens VI., welcher schon längst die Beschränkung des Adels in R. gewünscht hatte, denselben seinen Beifall schenkte. Aber, berauscht von seinem Glück, umgab sich Rienzi bald auf Kosten des Volkes mit Glanz u. Gefolge, beleidigte u. stürzte viele Große, verachtete den Papst u. erlaubte sich Bedrückungen gegen das Volk. Die päpstliche Partei u. die vertriebenen Adligen vereinigten sich zu einer Gegenrevolution, u. Rienzi floh kleinmüthig den 15. Dec. 1347 auf das Capitol u. dann aus R. Er suchte Schutz bei Kaiser Karl IV., welcher ihn aber 1351 an Clemens VI. nach Avignon auslieferte. Inzwischen hatte 1348[294] eine Pest in R. gewüthet u. 1349 ein Erdbeben die Kirchen u. Paläste zerstört. Als Clemens VI. gestorben war, schickte sein Nachfolger Innocenz IV. 1354 Rienzi mit dem Cardinal Egidio Albornoz wieder nach R. Es gelang ihnen die Ruhe herzustellen u. eine neue Verfassung (Egidische Constitution) einzuführen. Rienzi hatte unter dem Namen eines römischen Senators das Capitol in Besitz genommen, da er aber bald wieder durch Verschwendung, drückende Auflagen u. Härte das Volk verletzte, so verband sich Volk u. Adel gegen ihn, u. den 8. Oct. 1354 brach der Aufstand los. Er wurde im Capitol belagert u. suchte zu entfliehen, wurde aber eingeholt u. von der bewaffneten Menge umgeben. Fast eine Stunde lang sprach er zu dem Volke, welches schwankend zwischen Haff u. Bewunderung sich bereits wieder auf seine Seite zu neigen begann, als ein Diener des Hauses Colonna hervortrat u. ihn durchstach. Sein Leichnam wurde zur Beute des aufgeregten Pöbels, von diesem zerfleischt, beschimpft u. endlich an den Galgen gehängt. Damit endigte die republikanische Bewegung, doch verlegte Gregor XI. erst 1377 den päpstlichen Hof wieder von Avignon nach R., s.u. Kirchenstaat III.

Der Schade, welchen die mehr als 70 jährige Abwesenheit des Papstes der Stadt R. verursacht hatte, wurde nicht sobald wieder ersetzt. Die Bevölkerung hatte ungemein abgenommen, die öffentlichen Gebäude waren in Verfall gerathen u. das Volk ohne Gehorsam; es brachen zahlreiche Aufstände aus, welche lange dem Papste alle Gewalt entzogen, welcher deshalb Karl von Durazzo zum Senator ernannte. Bonifacius IX. schloß 1390 einen Grundvertrag mit R., durch welchen die städtische von der geistlichen Gerichtsbarkeit getrennt u. den Römern manche Rechte, bes. bezüglich der Senatorenwahl, bewilligt wurden. Da gleichwohl die Unruhen fortdauerten, so verließ der persönlich gefährdete Papst wiederum R. u. bediente sich der Hülfe des Königs Ladislaw von Neapel, welcher die Unruhen begünstigte, um so über alle Parteien zu herrschen. Er kam 1392 u. 1394 nach R., u. durch ihn wurde die Stadt mehre Jahre lang der Schauplatz der wüthendsten Kämpfe. 1404 bemächtigte er sich der Engelsburg u. erregte 1405 mit Giovanni Colonna einen Aufruhr, bei welchem der päpstliche Palast u. mehre Theile der Stadt geplündert, auch viele päpstliche Beamte ermordet wurden. Die Römer behaupteten sich aber im Besitz der Stadt, u. Ladislaw mußte die Engelsburg wieder räumen. Unter Gregor XII. bekämpften die Orsini u. Colonna einander bis 1417; da wurde Franz Sforza Senator. Während Johann XXII. auf dem Concil in Kostnitz war, bemächtigte sich Braccio von Montone der Regierung in R. u. regierte, obwohl nur unter dem Titel eines Bannerherrn der Kirche, unumschränkt. Martin V. verglich sich mit ihm u. gab sich viele Mühe, die Ruhe in R. zu erhalten, wo 1422 eine Überschwemmung u. 1430 die Pest großen Schaden anrichteten. Ein Auflauf in R., von dem Herzoge von Mailand angestiftet, zwang 1434 den Papst Eugen IV. zu fliehen; doch seine Anhänger überwältigten den Pöbel bald wieder. In diesem Aufruhr wurde der Condottiere Fortebraccio auf kurze Zeit Oberherr der Stadt. Unter Nikolaus V. herrschte in R. 1449 die Pest u. wurde 1450 ein Jubeljahr gefeiert, welches eine ungeheuere Menge Menschen u. Geld nach R. brachte. 1452 sah R. zum letzten Mal das Schauspiel einer Kaiserkrönung (Friedrich III.). Unter Nikolaus singen die Wissenschaften u. Künste aufs Neue in R. zu blühen an, da die nach der Einnahme von Constantinopel 1453 geflüchteten griechischen Gelehrten auch in R. eine Zuflucht fanden. Julius II. schloß 4. Oct. 1511 in R. mit Spanien, Venedig u. der Schweiz die Heilige Ligue gegen Frankreich ab (welcher 9. Februar 1512 auch England beitrat), setzte auch den 1447 begonnenen Bau der Peterskirche fort u. begünstigte die Künste u. Wissenschaften. Für Kunst u. Wissenschaft begann das goldene Zeitalter in R. unten Leo X. (seit 1513). Dieser Papst schloß auch 6 Octbr. 1513 in R. den Frieden mit Frankreich. Unter Hadrian VI. wurde R. 1522 durch eine furchtbare Pest verheert. Da Clemens VII. einen Bund gegen den Kaiser Karl V. geschlossen hatte, so überfiel en die Colonna mit der kaiserlichen Partei 1525 R., plünderten die Peterskirche u. den Vati canischen Palast u. zwangen den Papst zum Vergleich, aber das kaiserliche Heer unter dem Herzog von Bourbon rückte gegen R., erstürmte es am 6. Mai 1527 u. plünderte es; der Papst wurde in der Engelsburg belagert u. erkaufte den Abzug der Sieger nach 9 Monaten durch einen harten Frieden u. durch Zahlung von 400,000 Ducaten. 1557 verheerte eine große Überschwemmung R. u. wurden die Juden in den Ghetto verwiesen. Bei dem Tode des Papstes Paul IV. 1559 brach ein Aufstand gegen die Caraffa aus, welche Pius IV. auch verfolgte. Pius V., seit 1565, vertrieb die Juden aus R. Unter Gregor XIII. 1565 wurde R. durch eine Pest u. 1583 durch eine Hungersnoth heimgesucht. In demselben Jahr erfolgte ein heftiger Volksaufstand gegen die Sbirren. Sixtus V. schmückte die Stadt mit vielen prächtigen Gebäuden u. Kunstwerken. Gleich nach seinem Tode wurde R. wieder durch Hunger u. Pest verheert. Unter Alexander VII. starben 165622,000 Menschen in R. an der Pest u. 1662 fielen blutige Händel zwischen der corsischen Garde u. der Dienerschaft des französischen Gesandten vor, welche einen Bruch mit Frankreich u. 1664 einen für den Papst erniedrigenden Vergleich zur Folge hatten. Schon 1660 waren Händel wegen der Quartierfreiheit entstanden, welche mit Frankreich erst 1690 ausgeglichen wurden.

Als der französische Consul 1793 das Freiheitswappen in R. an den Gesandtschaftsgebäuden errichtete u. der Papst dagegen protestirte, gleichwohl aber zwei Franzosen mit einer dreifarbigen Fahne auf dem Corso erschienen, so brach darüber ein Volks aufstand aus, worin ein Franzos ermordet u. der französische Gesandtschaftspalast geplündert wurde. Am 10. Febr. 1798 besetzten französische Truppen R. u. die Engelsburg. Am 15. Febr. wurde auf dem Campo Vaccino die römische Republik proclamirt u. am 20. der Papst gezwungen R. zu verlassen. Darauf begann eine Plünderung aller öffentlichen u. Privatkunstschätze, auch das Silberzeug der Kirchen wurde nicht verschont. Am 20. März wurde die Römische Republik proclamirt, aber Neapolitaner vertrieben die Franzosen u. die republikanischen Consuln u. besetzten am 29. Nov. R., mußten aber den Franzosen bald wieder weichen. Eine Hungersnoth im Sommer 1799 in R. hatte Aufläufe u. Empörungen zur Folge, u. deshalb erklärte der französische Feldherr R. in den Belagerungsstand, hob die Consuln u. Senatoren auf[295] u. setzte eine provisorische Regierung ein. Die Neapolitaner rückten darauf wieder gegen R., u. am 27. Sept. wurde eine Capitulation geschlossen, nach welcher die Franzosen das Römische Gebiet räumten u. R. mit der Engelsburg von den Neapolitanern besetzt wurde. Am 3. Juli 1800 kehrte der neue Papst Pius VII. nach R. zurück. Durch die Besetzung der Franzosen hatte R. große Verluste erlitten, alle Kunstschätze von Werth waren geraubt, mit dem Ausbleiben der Fremden hatte Roms stärkste Nahrungsquelle zu fließen aufgehört u. die Bevölkerung um 1/2 sich vermindert. Am 2. Febr. 1808 wurde R. wieder von den Franzosen unter Miollis besetzt u. 10. Juni 1809 mit dem Französischen Reiche einverleibt; die Stadt erhielt einen Senat, u. um dieselbe für den erlittenen Verlust zu entschädigen, wurden Museen, Akademien, Schulen u. Anstalten aller Arten zur Belebung der Wissenschaften, der Künste u. des Kunstfleißes gegründet, die öffentlichen Gebäude hergestellt, Ausgrabungen alter Bauwerke veranstaltet, Prämien zur Aufmunterung der Gewerbe ausgesetzt etc. Dessenungeachtet nahm die Verarmung u. Entvölkerung in R. überhand. Nach Napoleons Niederlage bei Leipzig besetzte der König von Neapel R. u. zwang den 14. Jan. 1814 den General Miollis zur Übergabe der Engelsburg; den 24. Mai 1814 kehrte Pius VII. zurück. Auch die bedeutendsten der nach Paris entführten Kunstwerke kamen 1815 nach R. zurück; die Fremden fanden sich daselbst wieder zahlreich ein u. die Bevölkerung der Stadt nahm allmälig wieder zu; auch von der päpstlichen Regierung wurde für die Künste in R. viel gethan. 1823 brannte die Paulskirche ab, deren Neubau 1827 wieder begann. Das 1825 ausgeschriebene Jubeljahr war weniger besucht, als die früheren. 1836 u. 1837 wurde R. von der Cholera heimgesucht, Hunger u. Aufruhr erschienen in ihrem Gefolge, denn der Pöbel wähnte, daß die Regierung nur die Armen vergifte, um sie los zu werden. Im März 1848 gaben sich thätliche Demonstrationen gegen den Jesuitenorden kund u. ein großer Theil verließ R. Am 17. April wurde das eiserne Gitterthor des Ghetto abgebrochen u. somit die Judenvorstadt Roms geöffnet. Am 1. Mai erfolgte eine große Volksdemonstration gegen den Papst wegen verweigerter Kriegserklärung gegen Österreich. Nach der Ermordung des Ministers Graf Rossi am 15. Nov. brach die Revolution aufs Neue aus, worauf der Papst am 25. Nov. R. verließ u. die Stadt nun der Schauplatz der revolutionären Ereignisse im Kirchenstaat wurde. Am 5. Febr. trat die Constituente Italiens zu R. zusammen. Bei der Nachricht von der Landung der Franzosen bei Civita-Vecchia am 26. April wurden Barrikaden errichtet u. am 29. April das Standrecht proclamirt; am 30. April erschien die französische Avantgarde vor R., welche zurückgeschlagen wurde; Anfang Juni begann der Kampf um die Stadt: Stürme, Kanonade u. Bombardement mit Unterbrechungen vom 4. bis 15., bis endlich am 22. sich die Franzosen an einigen Punkten festgesetzt hatten. Am 2. Juli capitulirte R. u. wurde am 4. Seitens der französischen Befehlshaber in Belagerungszustand erklärt. Anfang 1850 nahmen die Franzosen von der Engelsburg Besitz u. am 12. April d. I. kehrte Pius IX. zurück; über dies Alles s. Kirchenstaat (Gesch.) S. 522 ff. Am 20. Nov. 1854 wurde in R. eine große Synode wegen der Dogmatisirung der unbefleckten Empfängniß Mariä (s.d.) gehalten. Am 30. Octbr. 1861 entlud sich ein furchtbares Wetter über R., welches bes. den Vaticanischen Palast sehr beschädigte u. in dessen Folge mehre Brücken zertrümmert wurden.

Die Schriften der Alten über die Geschichte des Römischen Reichs s.u. Römische Literatur u. Griechische Literatur; von Neueren vgl.: Montesquieu, Sur les causes de la grandeur et de la décadence des Romains, Par. 1734; F. E. Boysen, Geschichte der Römer von dem Anfang ihres Staats bis auf den Untergang des Abend- u. Morgenländischen Kaiserthums, Halle 1771, 3 Bde.; Gibbon, Hist. of the decline and fall of the Rom. empire, Lond. 1782 f., s.u. Gibbon; Ferguson, History of the progress and termination of the Romain republic, Lond. 1783 u.ö. (deutsch von Beck, Lpz. 1784 f., 3 Bde.); P. F. A. Nitsch, Geschichte der Römer, Lpz. 1787–90, 2 Bde.; C. Middleton, Roman history, Lond. 1790, 4 Bde. (deutsch von Seidel, Danz. 1791–93, 4 Bde.); C. Cayx, Histoire de l'empire romain depuis la bataille d'Actium jusqu'à la chûte de l'empire Occident, Par. 1837–39, 2 Bde.; D. G. I. Hübler, Geschichte der Römer unter den Imperatoren, Freiberg 1803–1807, 4 Bde.; A. v. Geusau, Geschichte der römischen u. griechischen Kaiser von Julius Cäsar bis Franz II., Wien 1804–1807, 5 Bde.; Niebuhr, Römische Geschichte (bis zu den Punischen Kriegen), Berl. 1811–32, 3 Bde., 2. A. 1827–42; Fortsetzung bis Constantin, englisch herausgegeben von Schmitz, Lond. 1844, 2 Bde., deutsch von Zeiß, Jena 1844–46; Derselbe, Vorträge über die Römische Geschichte, herausgegeben von Isler, 1846 f., 3 Bde.; Drumann, Geschichte Roms in seinem Übergange von der republikanischen zur monarchischen Verfassung, Königsb. 1834–44, 6 Bde.; Hoeck, Römische Geschichte vom Verfall der Republik bis Constantin, Braunschw. u. Gött. 1841–50; Fiedler, Geschichte des Römischen Staates u. Volkes, Lpz. 1821, 2. Ausg. 1854; Kortum, Römische Geschichte, Heidelb. 1843; Mommsen, Römische Geschichte, Lpz. 1854, 3 Bde., 2. A. 1856 ff.; Schwegler, Römische Geschichte, Tüb. 1853 ff., 3 Bde.; Papencordt, Geschichte der Stadt R. im Mittelalter, Paderborn 1857; Gregorovins, Geschichte der Stadt R. im Mittelalter (vom 5.–16. Jahrh.), Stuttg. 1859 ff. (bis 1861 3 Bde.); O. Jäger, Geschichte der Römer, Gütersloh 1861.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 274-296.
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