Ungarn [2]

[183] Ungarn (Gesch.). Daß jetzige U. wurde zur Römerzeit von den Pannoniern u. Daciern bewohnt, von denen jene in Nieder-, diese in Ober- U. saßen, zwischen ihnen die Jazygen. Beide Länder wurden seit der Zeit der ersten Kaiser von den Römern unterworfen. Seit dem 4. Jahrh. hausten die Hunnen hier, welche in der Mitte des 5. Jahrh.[183] von dannen wichen, worauf nach einander die Gepiden, Ostgothen, Longobarden u. im 6. Jahrh. Avaren Theile des Landes besetzten; Letztere wurden im 8. Jahrh. von, den Serben u. Bulgaren auf das Land zwischen der Save u. Ens beschränkt u. 791 von Karl dem Großen bezwungen u. seit 796 Avarien zu einer Provinz des Frankenreichs gemacht, s.u. Pannonien u. Dacien. Gegen das Ende des 9. Jahrh. saßen an der nordöstlichen Grenze U-s die Magyaren, ein finnisch-tatarischer Stamm, welcher die Vorhut der Chazaren (s.d.) gegen Südwesten bildete u. dem byzantinischen Kaiser Leo den Weisen gegen die Bulgaren gute Hülfe geleistet hatte. Arnulf, König der Deutschen, welcher damals U, aus der fränkischen Erbschaft besaß, lag im Kriege mit Svatopluk, Großfürsten von Mähren, u. rief auf Leo's Empfehlung gegen dieselben ebenfalls die Magyaren zu Hülfe. Unter ihrem Herzog Almus (Saltum) erschienen sie, schlugen die Mähren 894 bei Ban-Hida am Rakos u. zogen dann heim. Während ihrer Abwesenheit hatten die Bulgaren Rache an ihren Daheimgebliebenen geübt u. dieselben niedergemetzelt. Die Magyaren beschlossen deshalb ihr Land zu verlassen u. sich neue Sitze im Westen zu suchen; die in sieben Stämme getrennte Nation verband sich durch einen Vertrag u. wanderte unter Almus über die Karpaten nach U. hin aus, welches Land Arpad, der Sohn des Almus u. seit 889 Herzog, der Gründer der Arpadischen Dynastie, nebst Siebenbürgen binnen zehn Jahren eroberte u. unter die Stammhäupter vertheilte. Nachmals erhielt der Herzog das Recht eroberte Ländereien auch an solche zu verleihen, welche sich durch Kriegsthaten ausgezeichnet hatten. Bei ihren Streifereien in die Nachbarländer glücklich, erlitten die Magyaren doch 900 u. 901 von dem Markgrafen Luitpold von Kärnten u. den Baiern, sowie 902 von den Großmähren schwere Niederlagen. Arpad starb 907; ihm folgte der minderjährige Herzog (Omrah) Szoltan. 907 zogen die Magyaren wieder nach Deutschland, wo sie gewöhnlich Hunnen genannt wurden, u. schlugen die Baiern bei Presburg u. bei Augsburg; 908 verwüsteten sie Thüringen u. Obersachsen, 909 Franken, Baiern u. Schwaben; 910 schlugen sie den Kaiser Ludwig bei Augsburg, u. fast jährlich Wiederholten sie diese Streifzüge. Italien u. Südfrankreich wurden ebenfalls von ihnen heimgesucht V. 917 Mähren erobert, von wo aus sie nun häufig in Sachsen einfielen. Der deutsche König Heinrich der Vogler erlitt 926 von ihnen eine Niederlage bei Würzen, aber er bekam einen ihrer Hauptanführer gefangen, u. die Ungarn mußten deshalb einen neunjährigen Waffenstillstand eingehen. 933 fielen sie in drei Heeren, in Griechenland, Italien u., weil ihnen Heinrich den Tribut verweigerte, in Thüringen ein. Die beiden ersten waren glücklich, aber das dritte wurde von Heinrich 15. März 933 bei Keuschberg unweit Merseburg u. bei einem wiederholten Einfall 955 auf dem Lechfeld bei Augsburg vom Kaiser Otto I. gänzlich besiegt. 957 starb Herzog Szoltan u. ihm folgte sein Sohn Toxus (Taksony). Dieser rief Bulgaren, Petschenegen, Bessarabier etc. in sein Land u. zog 970 vor Constantinopel, wurde jedoch auf der Ebene von Adrianopel geschlagen. Nach dessen Tode, 972, erhielt sein Söhn Geysa (Geyza) die Regierung. Dieser hielt Frieden mit dem Auslands, unterdrückte das Räuberwesen im Innern, zog Einwanderer aus Italien u. Deutschland in das Land u. liest die deutschen u. slawischen Sklaven als Ackerbauer u. Handwerker verwenden. Mit Deutschland trat er in ein freundschaftliches Verhältniß. Bisher waren die Magyaren Heiden gewesen; Geysa, beredet voll seiner Gemahlin Sarolta, einer christlichen Prinzessin aus Serbien, nahm das Christenthum an, u. durch deutsche Missionäre wurde nun das Bekehr rungsgefchäft auch unter dem Volke eifrig u. mit Glück betrieben. Die Einführung des Christenthums vollendete sein Sohn Volk, welcher in der Taufe den Namen Stephan bekam u. ihm 997 als Stephan I. folgte; sein erster Befehl war die allgemeine Taufe. Dies verursachte aber eine Empörung, an deren Spitze Kuppa, Fürst von Sümeg, stand; allein dieser wurde 999 bei Veszprim geschlagen u. blieb, worauf die Bekehrung rasch vorwärts ging. Er gab alle christlichen Sklaven frei, wählte die Heilige Jungfrau zur Schutzpatronin seines Reichs, berief gelehrte Mönche aus dem Auslande, stiftete Schulen, gründete Kirchen u. Klöster, erreichte 10 Bisthümer, darunter das Erzbisthum in Gran, erhob die Prälaten zu dem ersten Stande des Reichs u. verordnete die Abgabe des Zehnten an die Geistlichkeit. Deshalb erhielt er den Beinamen des Heiligen, wurde vom Papst Sylvester II. u. Kaiser Otto III. zum König ernannt u. ließ sich im Aug. 1000 krönen. Seine Residenz nahm er zu Stuhlweißenburg; das Reich theilte er in 72 Gespanschaften u. setzte über jede einen Fö Ispan (Obergrafen) u. einen Ispan, (Grafen). Diese übten die Militärgewalt u. hatten zugleich mit Zuziehung von zwei Richtern Recht zu sprechen; als Aufseher über ihnen stand der Nandor-Ispan (Pfalzgraf, Reichspalatin). Die 72 Obergrafen bildeten mit den Prälaten u. den hohen Hofämtern den Reichssenat. Stephan gab 1016 eine Gesetzsammlung (Decretum Stephani), worin er bes. den Totschlag mit Todesstrafe od. für jeden Freien mit der Pön von 110 Kühen belegte. Unter ihm begann schon der Einfluß der fremden Geistlichen auch auf Sachen der Politik; diese verdrängten die nationalen Großen vom Hofe u. führten statt der Ungarischen die Deutsche Sprache als Geschäftssprache ein. 1002 kriegte Stephan I. mit Gyula, Fürsten von Siebenbürgen, welcher dem Christenthum widerstrebte, nahm ihn gefangen u. eroberte Siebenbürgen, welches er zur ungarischen Provinz machte. 1003 besiegte er die Petschenegen u. Bulgaren; 1029 u. 1030 gerieth er mit dem Baiernherzog in Krieg, schloß aber 1030 Frieden. Um diese Zeit starb Stephans I. einziger Sohn Emmerich, u. nun ernannte er seinen Schwestersohn u. Neffen seiner Gemahlin, Peter von Venedig (Sohn des Dogen Andreas Dandolo) zum Nachfolger. Deshalb verschworen sich aber mehre Große, unter ihnen Bela u. Andreas, die Söhne seines Oheims Ladislaw, gegen Stephan I., wurden jedoch entdeckt u. Bela u. Andreas mußten entfliehen. Stephan I. starb 1038, u. Peter der Deutsche folgte ihm. Aber wegen seines Übermuths u. weil er die Ausländer zu sehr begünstigte, wählten die Magyaren, welche insgeheim immer noch) Gegner des aufgenöthigten Christenthums waren, 1041 einen Gegenkönig Aba (Owon), Gemahl der Sama, der Schwester Stephans, welcher den König vertrieb, die Italiener u. Deutschen ermorden u. das Christenthum verfolgen ließ. Aber 1045 (1044) wurde er vom Kaiser Heinrich III. bei Raab gefangen u. enthauptet, u. Peter wieder auf [184] Thron gesetzt. Aber durch Grausamkeit u. einen Vertrag, in welchem er U. dem Kaiser unterwarf, erregte er solchen Unwillen, daß die Ungarn 1046 seinen Vetter Andreas zum König wählten. Peter floh nach Österreich, wurde aber eingeholt, geblendet u. starb bald darauf im Gefängniß. 1047 wurde Andreas I. gekrönt. Alsbald brach ein Kampf der Magyaren gegen den Clerus aus, aber der König unterdrückte denselben u. nöthigte alle vom Christenthum Abgefallenen zur Rückkehr zu demselben, erkämpfte 1050–54 seine Anerkennung vom Papst u. Kaiser u. ernannte 1058 seinen neunjährigen Sohn Salomo zu seinem Nachfolger. Dagegen empörte sich nun sein Bruder Bela u. schlug ihn 1060 an der Theiß; Andreas kam auf der Flucht um. Bela I. bekämpfte einen nochmaligen Versuch der Rückkehr zum Heidenthum unter dem Volke, führte geregeltes Maß, Gewicht u. Münzen ein, wodurch er der eigentliche Begründer des Handels in U. wurde, u. berief zum Reichstage statt des sämmtlichen Adels nur je zwei Adelige aus jeder Gespanschaft. Er starb 1063, u. ihm folgte Salomo, Sohn von Andreas, welcher seinen Thron bes. dem Kaiser Heinrich IV., mit dessen Schwester er verlobt war, verdankte, indem er einen Vergleich mit den Söhnen Belas I., Geysa u. Ladislaw, machte, worin er diesen einen Theil U-s als Herzogtümer abzutreten versprach. Aber er hielt sein Versprechen nicht u. verjagte seine Vettern 1064 nach Polen, von wo aus sie Mit einem Heere die Vollziehung des Vergleichs erzwangen. Geysa, der älteste, krönte nun den König 1065 selbst zu Fünfkirchen. Sie standen nun Salomo 1070 gegen die Kumanen u. Bulgaren bei u. eroberten 1073 Belgrad. Erst als sie Salomo ermorden lassen wollte, sammelten sie ein Heer, schlugen Salomo 1074 bei Waitzen, jagten ihn nach Presburg u. ließen ihn durch die Stände zu Stuhlweißenburg absetzen, worauf 1075 Geysa, der Sohn Betas I., zum König ernannt wurde. Dieser kriegte mit Salomo, welcher sich in Presburg u. Wieselburg hielt, u. mit Kaiser Heinrich IV.; Geysa verdrießlich über die Einwendung des Papstes, welcher das Recht in der Thronfolgeangelegenheit zu entscheiden prätendirte, versprach Salomo die Krone zurückzugeben, wenn er ihm sein Herzogthum ließ, was Salomo aber ausschlug. Geysa starb 1077. Sein Bruder Ladislaw I. bewog nun Salomo die Krone gegen ein Jahrgeld aufzugeben. Er stellte den Landfrieden wieder her, beschränkte die Macht der Magnaten, bestimmte genau den Wirkungskreis der Obergespane u. Gespane, eroberte 1087 Kroatien u. Slawonien, errichtete dort Bisthümer u. zwang 1091 die Kumanen zum Christenthum.

Ihm folgte 1095 Koloman, sein Sohn (nach Andern Sohn Geysas I.). Er schlug ein Heer der ersten Kreuzfahrer, welches den Durchgang durch U. erzwingen wollte u. viele Frevelthaten verübte, zwischen Marburg u. Wilsberg in Kärnten u. gestattete nur Gottfried von Bouillon 1096 den Durchzug; 1102 eroberte er Dalmatien u. schloß ein Bündniß mit Venedig, welches aber nur drei Jahre dauerte, da Koloman mehre Seestädte der Republik (Zara u. Trau) besetzte u. unterwarf. Vergebens verlangte sein Bruder (od. Vetter) Almus, welcher schon unter Ladislaw Kroatien verwaltet hatte, wiederholt mit den Waffen dieses Land od. einen Theil U-s als Lehnherzogthum. Da Koloman mehre den Klöstern u. Kirchen geschenkte Domänen zurücknahm u. auch die Priesterehe nicht verbieten wollte, so gerieth er mit dem Papst in Händel, in welchen er zwar die Investitur der Prälaten verlor, aber das Recht der Einsetzung u. Absetzung derselben behielt. Er starb 1114. Sein Sohn Stephan II. war noch minderjährig; während der Vormundschaft nahm Venedig 1117 Dalmatien, welches zwar Stephan, nachdem er 1123 die Regierung selbst angetreten hatte, 1125 wieder eroberte, aber auch bald wieder verlor. 1131 starb Stephan II. u. Bela II., der geblendete Sohn des Herzogs Almus, welchen der kinderlose Stephan 1127 zum Nachfolger ernannt hatte, folgte; an seiner Stelle herrschte aber seine kräftige u. kluge Gemahlin, Helena, eine serbische Prinzessin, welche Dalmatien wieder nahm u. auch einen Theil Serbiens mit U. vereinigte. Nach ihrem Tode ergab sich Bela dem Trunke u. starb 1141. Sein ältester Sohn Geysa II. berief Sachsen, Flamänder u. Elsässer nach U. u. wies ihnen die öden Grenzen gegen die Kumanen zum Wohnsitz an. Sie zogen sich später nach Siebenbürgen u. bauten Hermannstadt. Boris, angeblich ein Sohn des Königs Koloman, welcher schon unter Bela II. die Krone prätendirte, erregte jetzt neue Unruhen; mit Hülfe der Böhmen u. Österreicher überfiel er 1145 Presburg, aber Geysa eroberte diesen Platz schnell wieder, schlug den Markgrafen Heinrich von Österreich 1146 an der Leitha u. zwang denselben zum Frieden. Mit einem Kreuzfahrerheere, welches unter König Ludwig IV. von Frankreich 1147 durch U. zog, erschien auch Boris wieder, aber Geysa verlangte von Ludwig dessen Auslieferung, u. nun flüchtete Boris nach Constantinopel. 1148 u. 1143 mischte sich Geysa II. in die Händel ruthenischer Fürsten, ohne jedoch die Ruhe dort herzustellen. 1152 begann ein Krieg mit dem Kaiser Manuel Komnenos wegen Serbien, welcher erst 1157 endete. Die Brüder des Königs, Stephan u. Ladislaw welche in dem Frieden berücksichtigt zu werden hofften, aber sich in dieser Hoffnung getäuscht sahen, suchten nun Hülfe beim Kaiser Friedrich I.; dieser schickte zwar 1159 Gesandte wegen dieser Angelegenheit nach U., aber Geysa trat nichts von seinen Rechten ab. Als Geysa II. 1161 starb, huldigten die Magnaten seinem Sohn, dem minderjährigen Stephan III. Aber dessen beide Oheime traten von Manuel Komnenos unterstützt als Gegenkönige auf, zuerst Ladislaw (als Ladislaw II.), er starb aber schon im Januar 1162, u. dann Stephan, als Stephan IV., welcher aber bald nach Griechenland entfloh. Es kam nun 1164 mit dem byzantinischen Kaiser zum Frieden u. Manuel Komnenos versprach Bela, dem Bruder des Königs, seine Tochter Marie in die Ehe zu geben u. ihn zum Nachfolger im Kaiserthume zu ernennen, wodurch dieses u. Ungarn vereinigt werden sollte, wogegen die vormundschaftliche Regierung dem griechischen Kaiser Syrmien, Kroatien u. Slawonien abtreten wollte. Bald aber gereute die Ungarn dieser Friede, sie erhoben sich u. eroberten Syrmien wieder. Zwar vermittelte der König von Böhmen den Frieden unter den alten Bedingungen, aber schon 1165 fiel Bela mit einem byzantinischen Heere wieder in Syrmien ein u. eroberte es von Neuem, u. nun bat Stephan III. um Frieden, welchen ihm der Kaiser zwar gewährte, aber 1166 wieder brach u. in Belas Namen einige[185] Landstriche in Dalmatien besetzen ließ. Nun dauerte der Krieg bis zum Tode Stephans III. 1172 fort. Dieser hinterließ keine Söhne, aber eine schwangere Gemahlin, u. da das neugeborne Kind bald starb, so wählten die Magnaten Stephans III, Bruder Bela zum König, dessen Thronfolge in Griechenland sich wieder erledigte, weil der Kaiser Manuel noch einen Sohn gezeugt u. die Vermählung seiner Tochter mit Bela rückgängig gemacht hatte. Bela III. wurde 2174 gekrönt. Er schickte dem griechischen Kaiser 1174 Hülfstruppen gegen die Türken u. vereinigte nach dessen Tode 1180 Kroatien u. Dalmatien wieder mit U. Sein Sohn Andreas eroberte 1182 Galizien u. ließ sich dort zum König krönen, aber 1183 wurde er durch Wladimir wieder verdrängt. Die Venetianer versuchten 1189 Zara wieder zu erobern, allein sie mußten 1190 abziehen, Bela III, führte in U. byzantinische Sitten u. Cultur ein, wodurch sich die Magyaren mehr an das Zusammenleben in Städten gewöhnten; auch die Errichtung einer Reichskanzlei geschah nach byzantinischem Muster. Anderentheils brachte ihn seine zweite Verheirathung mit der französischen Prinzessin Margarethe in Verbindung mit Frankreich; am Hofe wurde französische Eleganz eingeführt, junge Ungarn studirten in Bologna u. Paris u. in Veszprim wurde eine Akademie gestiftet. Nach Bela's III. Tode 1196 bestieg sein Sohn Emmerich (Heinrich) den Thron; er war schwach u. kränklich u. hatte mit seinem Bruder zu kämpfen, auch erweiterten der Adel u. die Geistlichkeit ihre Macht. Ihm folgte sein minderjähriger Sohn Ladislaw II. (III.) unter Vormundschaft seines Oheims Andreas, welcher ihn aber mit seiner Mutter einsperrte. Beide entflohen nach Wien, wo Herzog Leopold sich ihrer annahm, aber Ladislaw II. starb bald u. 1205 folgte ihm Andreas II. Hierosolymitanus.

Er war mit Gertrud von Meran vermählt, welcher er fast alle Reichsgeschäfte überließ, welche sich aber dadurch, daß sie die beiden ungarischen Erzbisthümer ihren Brüdern verlieh, verhaßt machte. Mehre Bischöfe wollten dem Könige seinen minderjährigen Sohn Bela zum Mitregenten geben, um in dessen Namen eine Regentschaft zu errichten, aber der Papst vereitelte den Plan. Von den galizischen Großen aufgefordert ihnen an des Fürsten Mstislaw Stelle seinen zweiten Sohn Koloman zum Regenten zu geben, zog er 1213 mit einem Heere dahin, vertrieb Mstislaw, fügte seinem Titel als König von Ungarn den eines Königs von Galizien u. Lodomirien hinzu u. theilte die Herrschaft so, daß sein ältester Sohn Bela U. u. Dalmatien, der zweite Koloman Galizien, der dritte Andreas einige Landschaften in U. bekommen sollte. Während er aber in Galizien war, wurde seine Gemahlin von dem Grafen Bihar ermordet, worauf der Erzbischof von Kalocsa, ihr Bruder, mit ihren Schätzen nach Deutschland entfloh; Bihar u. seine Mitschuldigen wurden hingerichtet. 1217 unternahm Andreas II. einen Kreuzzug, kehrte aber bald zurück u. gerieth darüber in den Bann. Er fand in U. alles in Verwirrung; der Schatz war leer, Adel u. Geistlichkeit hatten sich Vorrechte angemaßt, das Volk war gedrückt u. der Regent, Prinz Bela, hatte keine Lust die Regentschaft wieder aufzugeben. Als endlich Andreas 1220 dem Bela einen eigenen Hofstaat u. Antheil an der Regierung bewilligte, maßte sich zugleich der hohe Adel u. die Geistlichkeit gänzliche Steuerfreiheit, Erblichmachung der Lehn u. Würden u. mehre andere Vorrechte an, wogegen die anderen Stände hart bedrückt wurden. Eine Reichsversammlung wurde 1222 zusammenberufen, welche Andreas II. nöthigte dem ungarischen Volke den Freiheitsbrief (Privilegium, Magna charta, Bulla aurea regis Andreae II.) zu ertheilen. In diesem Freiheitsbrief wurde bestimmt, daß jährlich zum St. Stephanstage zu Stuhlweißenburg ein Reichstag zusammenberufen werden sollte; wurden die usurpirten Rechte des Adels u. der Geistlichkeit bestätigt, doch mit der Beschränkung, daß Andreas die Gemeinfreien u. den niederen Adel (Castrenses u. Servientes) gegen jene in Schutz nahm u. ihnen auch mehre Rechte ertheilte; des Bürgers u. Bauern war darin kaum gedacht. 1221 hatte Mstislaw Galizien zurück erobert; Bela bekam nach langem Streit das Land jenseit der Theiß abgetreten; eine Verschwörung gegen Andreas II. u. Belas Leben wurde 1229 entdeckt u. vereitelt, innere Unruhen führten 1231 zu einer Erweiterung der Bulla aurea. 1233 fielen die Tataren in U. u. die Ungarn in Österreich ein, weil der Herzog Friedrich von Österreich, seine Gemahlin, Belas Schwägerin, verstoßen hatte. 1235 starb Andreas II. Obgleich sein Sohn Bela IV. Anfangs glücklich in der Erhaltung des königlichen Ansehens gegen den, durch die Bulla aurea, übermächtig gewordenen Adel war u. den von Mißvergnügten ins Land u. zur Regierung berufenen Herzog Friedrich von Österreich 1236 schlug, so verursachten ihm doch die Kumanen, denen 1229 an der Theiß Niederlassungen bewilligt worden waren, große Noch, zogen aber 1240 nach der Bulgarei ab. Die Mongolen kamen 1241 von Polen gegen U., schlugen den König am Sajo (Quod) u. besetzten alles Land bis zur Donau. Gegen Abtretung von drei Comitaten an den Herzog Friedrich von Österreich fand er in dessen Lande eine Zufluchtsstätte. 1242 zogen die Mongolen wieder nach Asien ab, u. Bela IV. kehrte nach U. zurück. Um die Spuren der Verheerungen durch die Mongolen zu verwischen u. die Bevölkerung wieder zu vermehren, berief Bela IV. Colonisten aus Sachsen, Kroatien, Mähren u. Böhmen, hob den Bürgerstand durch die Vermehrung der Freistädte, führte den Tokayerweinbau ein u. förderte durch andere Maßregeln den Wohlstand des Landes. Auch die Kumanen lehrten aus der Bulgare nach U. zurück u. erhielten acht Bezirke an der Theiß angewiesen. Sie wurden unter die Gerichtsbarkeit des Palatins gestellt u. Bela IV. fügte seinem Titel den eines Königs der Kumanen zu. 1246 machte Bela einen Zug gegen Herzog Friedrich von Österreich, besiegte denselben in der Schlacht bei Neustadt u. an der Leitha u. verewigte die an Friedrich abgetretenen Comitate wieder mit seinem Reiche. Die Steyenmärker wählten 1250 den Prinzen Stephan zu ihrem Fürsten, dadurch aber wurde U. in einen Krieg mit König Ottokar von Böhmen verwickelt, in welchem die Ungarn bei Hainburg am 13. Juli 1260 geschlagen wurden u. Steyermark im Frieden an Ottokar fiel. Die Mongolen drohten noch einmal mit einem Einfall, aber Bela schlug sie 1261. Bela vergrößerte U. durch einen Theil Serbiens u. 1266 durch Bosnien u. starb 1270 zu Ofen. Sein Sohn Stephan V. wollte Steyermark wieder erobern u. verband sich dazu mit Polen, Baiern u. dem Erzbischof von Salzburg. Aber Ottokar zwang die Verbündeten 1271 zum Frieden, in welchem Stephan allen Ansprüchen auf jenes Land[186] entsagte. Er starb 1272. Sein Sohn Ladislaw III (IV.) der Kumane folgte ihm, erst 10 Jahr alt, unter Vormundschaft. König Ottokar von Böhmen, welcher auf das Presburger Schloß Ansprüche machte, fiel in U. ein, wurde aber, da U. mit dem Kaiser Rudolf I. 1276 ein Bündniß schloß, vom weiteren Vordringen abgehalten; auf dem Marchfelde, wo Ottokar 1278 Thron u. Leben verlor, kämpfte ein ungarisches Heer unter den Fahnen Rudolfs von Habsburg gegen ihn. 1279 ergriff Ladislaw die Regierung u. lebte ausschweifend, verstieß seine Gemahlin Maria, Tochter des Königs Karl von Sicilien, u. beförderte die Verwandten seiner kumanischen Maitressen zu allen Ehrenstellen; da sich unter diesen noch Heiden befanden u. der König sich tolerant gegen deren Cultus zeigte, so sendete der Papst einen Legaten ab, welcher diese Sache untersuchen u. darüber entscheiden sollte. Als Ladislaw diesen aber gefangen setzen ließ, nahmen ihn die Bischöfe u. Magnaten fest u. zwangen ihn 1289 zur Bewilligung ihrer Forderungen, Frei gelassen, wollte er seine Versprechen nicht erfüllen, daher wurde er 1281 noch einmal gefangen gesetzt. Die Kumanen, welche wahrend seiner Gefangenschaft sehr bedrückt wurden, empörten sich unter ihrem Fürsten Oldamur u. drohten sich des Reiches zu bemächtigen; da ließen die Magnaten den König frei, welcher die Kumanen 1282 am See Hood schlug u. gegen das Schwarze Meer jagte. Durch Oldamur aufgehetzt, sielen die Tataren in U. ein, aber sie konnten gegen die festen Schlösser u. Städte nichts ausrichten u. zogen wieder ab. Bald gab es neue Zwistigkeiten zwischen König u. Volk, u. diese benutzend, machte sich Serbien 1287 frei; Herzog Albrecht von Österreich nahm 1288 Presburg, Ödenburg u. noch 28 Städte; die Magnaten u. Prälaten riefen den Prinzen Andreas aus Venedig als Gegenkönig herbei, u. als Ladislaw III. 1290 von drei Kumanen ermordet worden war, erhielt sich Andreas III. der Venetianer auf dem Throne. Dieser war der Enkel des Königs Andreas II. u. der Sohn des Prinzen Stephan Postumus, welchen Letzteren die Gemahlin Andreas' II., Beatrix von Este, nach dessen Tode geboren hatte. Abel weder der Kaiser Rudolf von Habsburg, noch der Papst erkannten ihn an, sondern der Kaiser verlieh U. als kaiserliches Reichslehn seinem Sohn Albrecht von Österreich, der Papst aber als päpstliches Lehn dem Prinzen Karl Martel von Anjou. Andreas III. fiel 1291 mit 8000 Mann in Österreich ein u. zwang Albrecht schnell zum Frieden u. zur Verzichtung auf U.; auch Karl von Anjou, welcher sich nach Illyrien begeben hatte, wurde 1292 bei Agram von den Ungarn geschlagen u. starb bald darauf; der Papst Bonifacius VIII. ernannte nun den elfjährigen Karl Robert (Karobert) von Neapel zum König von U.; dieser ging auch nach Dalmatien, konnte aber nichts gegen Andreas III. auslichten, da dieser in zwei Volksversammlungen auf dem Rakoser Felde bei Pesth die allgemeine Bewaffnung für sich durchsetzte, auch mit Albrecht von Österreich u. Wenzel II. von Böhmen ein Bündniß schloß. Andreas III, starb indessen am 13. Jan. 1301, u. mit ihm erlosch die Arpadsche Dynastie im Mannesstamm.

Die ungarischen Magnaten wählten nun den minderjährigen Prinzen Wenzeslaw von Böhmen, welcher durch seine Großmutter in weiblicher Linie von Bela IV. stammte, zum König u. ließen ihn zu Stuhlweißenburg krönen, während die illyrischen Magnaten Karl Robert (Karobert) von Anjon nach Gran führten u. ihn dort durch den Erzbischof krönen ließen. Der Papst Bonifacius VIII. forderte ihn u. Wenzeslaw nach Rom, u. da der Letztere nicht kam, so belegte er denselben u. alle Gegner Karl Roberts mit dem Banne. Die Prälaten u. die Mehrzahl der Magnaten erklärten sich jetzt für Karl Robert; Wenzeslaw aber kehrte 1304 mit den Kroninsignien u. dem Staatsschatz nach Prag zurück u. überließ, da er 1305 Böhmen erbte, sein Recht auf U. dem Prinzen Otto von Baiern, auch einem Enkel Belas IV., welcher den Namen Bela V. annahm u. sich 1305 zu Stuhlweißenburg krönen ließ. Aber die Österreicher sielen in U. ein, der Papst Clemens V. that Otto in den Bann u. der Wojwode Ladislaw Agar von Siebenbürgen, um dessen Tochter Wenzeslaw warb, nahm ihn 1307 gefangen. Befreit kehrte Otto nach Baiern zurück u. gab seine Ansprüche an U. auf Karl Robert wurde nun im Nov. von der Volksversammlung aus dem Rakoser Felde zum König gewählt u. im Jan. 1310 gekrönt. Zwar widersetzte sich der Palatin des Reichs, Trentschin Matthäus, der Krönung, aber der König schlug ihn 1312 bei Kaschau, eroberte mit Hülfe des Herzogs Friedrich von Österreich 1314 Komorn u. zwang den Palatin sich in die Gebirge zu flüchten. Den Streifzügen der Tataren 1314 konnte er nur mit Mühe Einhalt thun, u. ein Sieg über den König Uros von Serbien 1319 brachte ihm wenig Nutzen. In Dalmatien wurde die Unzufriedenheit mit der Regierung so groß, daß die meisten Seestädte sich Venedig unterwarfen. Karl Robert starb 1342; um U. hatte er sich dadurch verdient gemacht, daß er das Münzwesen verbesserte, das Abgabewesen anders ordnete, ein regelmäßiges gerichtliches Verfahren statt der Gottesurteile einführte u. den Clerus mit Hülfe des Papstes regulirte, Ludwig I., der Große, Karl Roberts ältester Sohn, folgte ihm 17 Jahre alt. Er bezwang die Siebenbürgen, welche ihm, den Zins verweigerten, u. den Fürsten der Walachei u. ernannte 1344 seinen Bruder Stephan zum Herzog von Siebenbürgen, Dalmatien u. Kroatien, konnte aber den Verlust von Zara, der letzten Seestadt, welche U. in Dalmatien besaß, nicht verhindern. In Neapel war 1345 der König Andreas, Ludwigs Bruder, gestorben, u. da das Gerücht ging, daß er durch seine Gemahlin, die Königin Johanna, ermordet worden sei, so zog Ludwig im Febr. 1347 nach Neapel, um den Tod seines Bruders zu rächen, eroberte Neapel u. ließ 1348 den Herzog Stephan dort als Statthalter des Reichs zurück. Bald aber brach der Aufruhr in Neapel wieder los; Johanna, vom Papste in Avignon unterstützt, landete daselbst u. unterwarf Neapel, Ludwig aber zog 1352 davon u. behielt blos das Fürstenthum Salerno für sich. 1353 u. 1354 unterstützte Ludwig I. den König Kasimir III. von Polen gegen die Lithauer, Russen u. Tataren u. zwang 1356 die Venetianer Dalmatien der Krone U. wieder abzutreten. Die Serbier u. Bulgaren versuchte er zum Christenthum zu nöthigen u. die Juden vertrieb er aus U.; die Moldau zwang er zur Anerkennung seiner Oberhoheit; die Lithauer vertrieb er 1367 aus Lodomerien u. ließ den Bau Twartko von Bosnien zum König dieses Landes unter ungarischer Oberhoheit krönen. Als 1370 König Kasimir III. von Polen starb, erhielt Ludwig[187] auch die polnische Krone (f. Polen S. 254). 1371 bemüthigte der König noch einmal die Walachen. Da er keinen Sohn hatte, wollte er seine Reiche seinen beiden noch lebenden Töchtern hinterlassen; deshalb verlobte er die ältere, Maria, welche ihm in U. folgen sollte, 1377 mit Sigismund von Brandenburg, dem zweiten Sohn des Kaisers Karl IV., u. die jüngere. Hedwig, welcher er Polen bestimmte, mit Wilhelm von Österreich. Ein neuer Krieg mit Venedig endigte 1381 mit einem Frieden, in dessen Folge Venedig die dalmatische Schifffahrt freigab, einen jährlichen Tribut von 7000 Ducaten an U. versprach u. alle dalmatischen Städte abtrat, wofür es die eroberte Mark Treviso zurück erhielt. Ludwig I. betrieb nun die Wahl des Markgrafen Sigismund zum König von Polen, da Wilhelm noch zu jung war, u. setzte die Designirung zu seiner Nachfolge auch durch. Kurz darauf starb Ludwig (Sept. 1382) u. mit ihm erlosch das Haus Anjou im Mannesstamme in U. Er förderte den Handel, begünstigte die Industrie u. stiftete U-s erste Universität 1367 in Fünfkirchen.

Maria, Ludwigs Tochter, folgte ihm unter der Vormundschaft ihrer Mutter Elisabeth in U. Das Reich umfaßte damals außer U. noch Dalmatien, Kroatien, Bosnien, Serbien, die Bulgare, Galizien, Lodomirien, die Moldau u. Walachei (beides letztere Kumanien). Doch bildeten viele Große gegen Maria u. ihre Mutter 1383 eine Verschwörung, um den König Karl den Kleinen (s.d. 33) von Neapel auf den ungarischen Thron zu erheben. Auch die Polen änderten ihren Entschluß u. wählten statt Sigismunds vielmehr die Prinzessin Hedwig von U., doch unter der Bedingung, daß sie sich ohne Einwilligung der polnischen Reichsstände nicht vermählen dürfe, zu ihrer Königin. Karl der Kleine eilte nun nach Agram, wo sich seine Partei sammelte. Kam nun auch der Markgraf Sigismund von Brandenburg eilig von Prag herbei, um seine Heirath mit Maria zu vollziehen, so konnte er doch, da er keine Armee zur Aufrechterhaltung der Ansprüche seiner Gemahlin hatte, nichts ausrichten, u. die Königin Maria u. ihre Mutter mußten zuletzt in die Erhebung Karls des Kleinen auf den Thron U-s willigen, worauf derselbe im Dec. 1385 zu Stuhlweißenburg gekrönt wurde. 40 Tage nach der Krönung lud ihn die Königin Mutter zu sich, um ihm wichtige Eröffnungen zu machen, ließ ihn aber überfallen u. in den Kerker schleppen, in welchem er im Febr. 1386 starb. Alle Italiener, seine Hofleute u. Leibwachen wurden nun ermordet u. die Kroaten nur durch den Bau von Dalmatien, Johann von Horvath, gerettet, welcher mit ihnen nach Dalmatien zog u. mit dem Prior von Aurena dort den Sohn Karls, Ladislaw, zum König ausrief, während in Stuhlweißenburg Maria wieder Königin wurde. Kurz darauf wurden Maria u. ihre Mutter auf einer Reise von Horvath, Bau von Kroatien, gefangen genommen, welcher sie auf sein Schloß Novigrod in Kroatien bringen ließ. Sigismund von Brandenburg eilte nun mit einem Heere herbei, wurde in Ofen als König anerkannt u. im März 1387 in Stuhlweißenburg gekrönt, worauf er den Bau von Kroatien nöthigte seine Gemahlin Maria freizugeben. Mit ihm kam das Haus Brandenburg auf den ungarischen Thron. Hierauf brachte Sigismund die Bosnier, Walachen u. Moldauer zum Gehorsam, vertrieb 1392 die Türken aus der Walachei u. trat kurz darauf, der Maria starb, die Alleinregierung an. Aber nicht nur machte der Polenkönig Wladislaw Jagello, der Gemahl der Prinzessin Hedwig, für diese Anspruch auf U., sondern als diese beseitigt waren, weigerten sich auch mehre Magnaten Sigismund anzuerkennen, weshalb er mit diesen in schweren Conflict kam. 1396 zog Sigismund gegen die Türken, welche sein Land bedrohten, wurde aber bei Nikopoli von dem Sultan Bajazet geschlagen Als er 1400 nach U. zurückkehrte, fand er das Land verheert, Siebenbürgen, Kroatien u. ein Theil von Dalmatien hatten sich losgerissen u. die Magnaten den König Ladislaw von Neapel zum König von U. erwählt. 1401 überfielen ihn die Unzufriedenen auf dem Schlösse zu Ofen u. brachten ihn nach Wissegrad, nahmen auch den größten Theil U-s für Ladislaw von Neapel in Besitz, während Wladislaw Jagello Galizien u. Lodomirien mit Polen vereinigte. Sigismund wurde aber nach 18 Wochen durch Nikolaus von Gara befreit, söhnte sich mit den Magnaten aus u. wurde wieder in die Regierung eingesetzt. Er vermählte sich nun mit einer Tochter des Grafen Hermann von Cilley, aus dem Hause Gara, u. zog 1402 mit einem Heere nach Böhmen, wo er seinen Bruder, den König Wenzel, gefangen setzte u. die Regentschaft übernahm. Unterdessen landete König Ladislaw von Neapel in Dalmatien u. ließ sich 1403 zu Zara klönen; bald aber kehrte er wieder nach Neapel zurück, da Sigismund mit einem starken Heere nahte, ernannte jedoch zuvor Johann von Horvath zum Herzog von Spalatro u. zu seinem Reichsverweser in Dalmatien. Sigismund erließ 1404 ein Amnestiegesetz u. verbot die Bekanntmachung Päpstlicher Bullen u. Verordnungen, so lange sie nicht die königliche Genehmigung erhalten hätten, führte in U. ein allgemeines Maß u. Gewicht ein, verbesserte die Rechts u. Sicherheitspflege, erhob die Freistädte zur Reichsstandschaft, gab den Bauern die Erlaubniß ihren Aufenthalt zu verändern u. ermäßigte den Soll für ausländische Waaren. Dagegen verkaufte er 1406, um sich Geld für sein Heer zu verschaffen, die Insel Chaka-Tornya an seinen Schwiegervater, den Grafen von Cilley, so wie die Insel Pago an die Stadt Zara. Ein ungarisches Heer ging 1406 nach Bosnien u. Rascien, um diese Länder wieder zur Lehnspflicht zurückzuführen, unterwarf aber erst im dritten Jahre Bosnien vollkommen; selbst Johann Horvath, der Herzog von Spalatro, suchte u. fand Gnade, u. König Ladislaw von Neapel verlauste 1409 Dalmatien, das er nicht mehr halten konnte, an Venedig. 1410 wurde Sigismund zum Deutschen Kaiser gewählt, dadurch aber an anderen Orten, z.B. in Preußen, wo er Schiedsrichter zwischen dem Deutschen Orden u. Polen sein sollte, zu sehr in Anspruch genommen, als daß er ferner für U. gehörig hätte sorgen können. 1411 gerieth er mit Wladislaw Jagello in Krieg, welchem bald durch eine persönliche Zusammenkunft zu Iglau ein Friede u. auf dem Schlosse Bublio in der Gespanschaft Zips eine Allianz zwischen U. u. Polen folgte, wo Sigismund zugleich die Zips an Wladislaw verpfändete. Das dadurch erhaltene Geld benutzte er zu einem Feldzuge gegen die Türken u. Venetianer. Beide Kriege liefen aber nicht glücklich ab; der Sultan Musa schlug das ungarische Heer bei Semendria; das gegen Venedig bestimmte, von dem Grafen Friedrich von Ortenburg u. dem florentinischen General Pipo[188] geführte war zwar Anfangs glücklich, wurde aber darauf von Malatesta geschlagen u. Sigismund im April 1413 zu einem fünfjährigen Waffenstillstand genöthigt. Während Sigismund auf dem Concil zu Basel beschäftigt war, führte seine Gemahlin Barbara u. der Primas Johann von Kanischa in U. die Regentschaft, u. der Großsultan Muhammed I. brach in Bosnien u. Rascien ein; das ungarische Heer konnte dort nichts ausrichten, da Johann von Horvath. Herzog von Spalatro, ebenfalls in Bosnien einfiel. Sigismund entsetzte ihn deshalb seiner Würde, aber nun führte derselbe ein türkisches Heer nach Dalmatien u. Bosnien u. schlug 1415 die königliche Armee. 1418 eroberte der Großsultan die Walachei. Sigismund kehrte zwar jetzt nach U. zurück u. ließ seine ehebrecherische Gemahlin Barbara in das Schloß zu Ofen sperren, konnte aber nicht verhindern, daß die Venetianer 1420 Cattaro u. Spalatro in Dalmatien eroberten u. daß die Türken abermals die Walachei verheerten, 1419 wurde er durch den Tod seines Bruders Wenzel König von Böhmen, allein die Streitigkeiten mit den Hussiten nahmen dort seine Thätigkeit in Anspruch u. 1421 fiel der Sultan Murad II. in Siebenbürgen ein. Sigismund vermählte 1422 seine Tochter Elisabeth mit dem Herzog Albrecht von Österreich u. setzte denselben zum Erben von Mähren ein u. überließ ihm dieses Land schon 1425. Immer heftiger wurde aber der Andrang der Türken; Georg, Fürst von Rascien, trat Belgrad, seine wichtigste Festung gegen Entschädigung im Innern von U. an Sigismund ab; Stephan von Bosnien schenkte sein bedrängtes Land 1427 dem Bau von Kroatien, Hermann von Cilley, u. 1428 wurde Sigismund bei Kolumbatz von Murad II. geschlagen. 1430 fielen die Hussiten in U. ein u. verwüsteten die Gegend um Presburg u. Tyrnau; 1433 griff Murad II. Serbien an u. besiegte die Deutschen Herren, welche Sigismund in Sold genommen hatte; 1435 belagerte Murad II. Belgrad, wurde aber vom Herzog Albrecht von Österreich geschlagen, u. als er 1437 wieder vor Belgrad erschien, wurde er von einem ungarisch-böhmisch-polnischen Heere besiegt u. räumte ganz Serbien. Sigismund war unterdessen in Böhmen beschäftigt, wo er seine wieder zu Gnaden angenommene Gemahlin Barbara zur Königin krönen ließ, starb aber am 9. Dec. 1437 in Znaim.

Nach Sigismund ging die Krone U-s auf seinen Eidam Albrecht über, mit welchem das Haus Habsburg auf den ungarischen Thron kam. Er wurde 1438 auch zum Deutschen Kaiser u. zum Könige von Böhmen gewählt. Die Türken benutzten seine dadurch bewirkte Abwesenheit von U., um in Siebenbürgen einzufallen. Von dem Wojwoden Desö von Loschonz zurückgeschlagen, wendeten sie sich gegen Serbien u. belagerten u. eroberten Semendria. Endlich rückte Albrecht mit 21,000 Mann dem 130,000 Mann starken Heere Murads entgegen, starb aber im Dorfe Neßmil am 28. Oct. 1439. Da seine Gemahlin schwanger war, so verordnete er in seinem Testamente, daß, im Fall sie einen Sohn gebären werde, während dessen Minderjährigkeit Ladislaw von Gara, Nikolaus von Ujlak u. Johann von Hunyad die Vormundschaft, sie selbst aber bis zu ihrer Entbindung die Regierung führen sollte. Elisabeth, Albrechts Gemahlin, bestieg nun den Thron; da sie aber fühlte, daß sie zur Beherrschung von U., Böhmen u. Österreich in so bedenklichen Zeiten zu schwach sei, wollte sie sich auf den Rath der Magnaten Mit Ladislaw, König von Polen, vermählen, welcher das Zipser Comitat ohne Wiederkaufgeld zurückgeben wollte, dagegen sollten die Streitigkeiten wegen Galizien u. Lodomirien in einer Zusammenkunft der ungarischen u. polnischen Reichsstände entschieden werden. Als nun Elisabeth am 22. Febr. 1440 zu Komorn einen Sohn, Ladislaw, gebar, wollte sie ihre Abgesandten von Krakau zurückrufen u. das polnische Heirathsproject rückgängig machen, aber es war zu spät, denn der König von Polen war schon mit den Gesandten auf dem Wege nach U. Die Anhänger der Königin ließen den jungen König in Stuhlweißenburg von dem Erzbischof von Gran krönen u. dann führte ihn seine Mutter nach Österreich, wo sie ihn dem Schutz des Kaisers Friedrich IV. übergab, während ihre Anhänger in U., Kroatien u. Dalmatien Alles für ihn aufboten u. die Festungen Raab u. Kaschau, so wie die Bergstädte m Vertheidigungsstand setzten. Dagegen ließen die Anhänger Ladislaws von Polen diesen kurz darauf auch in Stuhlweißenburg krönen. Nun brach ein Bürgerkrieg aus, welcher 1442 durch den Papst Eugen IV. dadurch beendigt wurde, daß sich Ladislaw in Raab mit Elisabeth versöhnte u. diese heirathen wollte, als sie Plötzlich im Dec. 1442 starb. Ladislaw Jagello IV. (V.) war zwar seiner Hauptgegnerin entledigt, aber nun nahm sich Kaiser Friedrich IV., so wie die Böhmen des jungen Königs an, u. selbst mehre Prälaten u. Magnaten, wie der Erzbischof von Gran u. Ladislaw Gara, traten wieder zu der Partei desselben über. Es kam indessen zu einem zweijährigen Waffenstillstand, welcher um so nöthiger war, da der Sultan Murad II., obgleich 1442 von Johannes Hunyades geschlagen, im Mai 1443 einen jährlichen Tribut od. die Abtretung von Belgrad verlangte. Mit 15,000 Mann brach Ladislaw Jagello nun in die Bulgare auf u. vereinigte sich mit Hunyades, welcher Sophia erobert u. fünf Siege gewonnen hatte; er eroberte Nissa, schlug die Türken am 3. Nov. 1443 bei Nissa u. drang in Thracien ein, um sich mit Skanderbeg zu vereinigen, fand aber so viele Schwierigkeiten, daß er umkehrte. Unterdessen war mit Hülfe des Papstes zwischen U., dem griechischen Kaiser Johann Paläologos, den meisten italienischen Staaten u. Skanderbeg ein Bündniß zu Stande gekommen, dessen Absicht die Vertreibung der Türken aus Europa war. Aber der Großsultan, schon in einen Krieg mit Karamanien verwickelt, schloß am 13. Juni 1444 mit dem König von U. einen zehnjährigen Waffenstillstand zu Szegedin, wornach die Türken alle Festungen Serbiens, die Herzegowina u. die Oberhoheit der Walachei an U. abtraten. Indeß Ladislaw Jagello brach den Frieden, weil der päpstliche Legat, Cardinal Julian, den Krieg wünschte, u. er drang mit 20,000 Mann bis Varna vor. Sogleich kehrte Murad II. in Karamanien um, überfiel am 10. Nov. 1444 bei Varna die U. u. schlug dieselben gänzlich, wobei Ladislaw blieb. Die ungarischen Magnaten wählten den Johann Hunyades zum Reichsstatthalter u. zu Pfingsten 1445 den unmündigen Ladislaw V (VI.) Postumus, den Sohn Albrechts zum König. Sie verlangten, daß dieser in U. erzogen werden sollte, aber deß weigerte sich Kaiser Friedrich IV., als Vormund des Prinzen, wie er auch die Krone des St. Stephan u. die besetzten[189] Landstriche u. Städte nicht herausgab. Johann Hunyades überfiel im Mai 1445 die türkische Armee an der Save, schlug sie, brachte dann den Grafen Ulrich von Cilley, welcher Kroatien zum Ausstand reizte, zum Gehorsam, kündigte endlich, um die Auslieferung des jungen Königs zu erlangen, dem Kaiser den Krieg an u. drang 1446 in Österreich vor, schloß aber 1447 mit dem Kaiser Frieden, welcher den König bei sich behielt, dagegen Raab an U. zurückgab. Nun zog Hunyades im Sept. 1448 mit 24,000 Mann Ungarn u. Walachen gegen die Türken u. kam bis an die thracische Grenze, wo er sich auf dem Amselfelde bei Kossowa lagerte u. am 17. Oct. 1448 gänzlich geschlagen wurde (s. Türkisches Reich S. 20); 9000 Ungarn, 6000 Walachen, 2000 Böhmen u. Deutsche blieben. 1449 bekam U. einen Waffenstillstand bewilligt, wogegen es Serbien u. Bosnien an die Türken abtrat. Diese Abtretung entschied die Festsetzung der Türken in Europa, u. bald darauf (1433) nahmen sie Constantinopel. Von den mißvergnügten Magnaten in allen Unternehmungen aufgehalten, machte Johann Hunyades 1452 dennoch einen neuen Versuch den König aus der Gewalt des Kaisers zu befreien. Er erschien deshalb plötzlich vor Wienerisch-Neustadt, wo Friedrich IV. u. Ladislaw sich gerade aufhielten, u. zwang den Kaiser zu einem Vergleich, kraft dessen der König bis zur erlangten Volljährigkeit unter die Aufsicht seines Großoheims, des Grafen Ulrich von Cilley, gestellt wurde; bis zur Mündigkeit sollte Hunyades in U. die Regierung fortführen. 1453 übernahm Ladislaw die Regierung u. ernannte Johann Hunyades zum Oberfeldherrn. Während der Sultan Muhammed II. Semendria belagerte, schlug Hunyades ein türkisches Heer bei dem Schlosse Krusolwig, worauf Muhammed sich nach Adrianopel zurückzog, die Ungarn aber Widdin eroberten. Muhammed sammelte ein ungeheures Heer gegen U«, gegen welches Johann Hunyades die Hülfe der Christen anrief. Der Papst ließ durch Johann von Capistrano einen Kreuzzug predigen, u. von allen Seiten eilten Freiwillige nach U. Muhammed II. war indessen in Serbien eingefallen, hatte 1455 Novibasar erobert u. begann im Mai 1456 die Belagerung von Belgrad, Hunyades aber schlug die Türken, welche schon einen Theil der Stadt erobert hatten, Ende Juli 1457. Am II. Aug. starb Hunyades zu Semlin u. im Oct. Johann von Capistrano. Der König, welcher nach Wien geflohen war, kehrte jetzt nach Ofen zurück u. ernannte den Grafen von Cilley zum Reichsstatthalter. Die alte Feindschaft zwischen den Cilley u. Hunyaden brach jetzt wieder offen aus; Ladislaw Hunyades erschlug den Reichsstatthalter, als derselbe mit dem König nach Belgrad kam, büßte aber diese That 1454 zu Ofen mit dem Tode; der jüngere, Matthias, wurde gefangen nach Prag geschickt. Alle Anhänger der Hunyaden griffen zu den Waffen, u. der König konnte gegen dieselben nicht seine ganze Macht anwenden, da der Kaiser die Güter des erloschenen Cilleyschen Hauses als deutsche Reichslehen beanspruchte u. deshalb ein Krieg mit ihm drohte. Ladislaw V. starb aber zu Prag, wo er sein Beilager mit Magdalena von Frankreich, der Tochter des Königs Karl VII., zu feiern gedachte, am 23. Nov. 1457 plötzlich.

Der König von Polen, Herzog Wilhelm von Sachsen, der Kaiser Friedrich IV. u. die Erzherzöge Albrecht u. Sigismund kamen als Throncandidaten in Vorschlag, aber die Anhänger der Hunyaden versammelten 40,000 Mann bei Ofen u. erzwangen am, 21. Jan. 1458 die Wahl des 15jährigen Matthias Corvinus, des Sohnes Johanns Hunyades, zum König. Zu Anfang des Februars kehrte der neue König von Prag nach Ofen zurück, nachdem er sich Mit Beatrix, der Tochter des Königs Georg Podiebrad von Böhmen, verlobt hatte. Er konnte aber nicht feierlich gekrönt werden, da der Kaiser Friedrich IV. die Kroninsignien nicht herausgab. Matthias I. wollte selbst herrschen u. verbannte daher mehre Magnaten u. seinen mütterlichen Oheim, den Statthalter Szilagyi, vom Hofe u. entsetzte den Palatinus von Gara u. den Wojwoden von Siebenbürgen, Nikolaus von Ujlak, brachte aber dadurch diese Großen so gegen sich auf, daß sie am 4. März 1459 zu Wienerisch-Neustadt den Kaiser Friedrich IV. zum König ausriefen, während Johann von Giskra, welcher Oberungarn aufzuwiegeln suchte, zu derselben Zeit die Krone U-s dem Könige Kasimir von Polen, dem Bruder Ladislaws I. u. Schwiegersohn des Königs Albrecht von U., anbot. Matthias wendete sich zunächst gegen die Türken, welche Serbien u. die Walachei besetzt hielten, u. vertrieb dieselben aus der Walachei, während der Bau von Syrmien 1462 den Ali Beg an der Save schlug. 1463 eroberte Muhammed II. Bosnien u. belagerte Ragusa, aber Matthias I., welcher im Juli einen Definitivfrieden mit dem Kaiser schloß, eroberte Bosnien schnell wieder. Dies befestigte sein Ansehen, u. der Kaiser gab die Krone heraus, worauf Matthias im März 1464 in Stuhlweißenburg gekrönt wurde. Auf dem Reichstage zu Pesth bestätigte Matthias I. die Vorrechte' der Slawonier u. Siebenbürgen, verbesserte die Gerichtsverfassung, änderte die Kriegsverfassung, indem er den größten Theil der Reiterei abschaffte u. sich ein stehendes Fußvolk u. eine Leibgarde (die Schwarze Garde) bildete, führte auch regelmäßige Übungen des Heeres ein u. hielt streng auf Subordination. Zu Presburg stiftete er 1467 eine Universität. Neue Streitigkeiten mit dem Kaiser Friedrich IV. u. mit Böhmen hielten Matthias 1465 von einem Zuge gegen die Türken ab, u. 1466 u. 1467 riefen ihn Aufstände nach Siebenbürgen u. in die Moldau. Im April 1468 begann er einen Krieg gegen seinen Schwiegervater, König Podiebrad von Böhmen, doch kam es zu keiner Schlacht, u. nachdem beide Heere eine Zeitlang einander gegenüber gestanden hatten, trat Georg den Rückzug an u. Matthias I. eroberte hierauf 1469 Trebitz u. ganz Mähren, auch die Festung Spielberg bei Brünn. Den auf dem Schlosse Sternberg im April 1469 geschlossenen Frieden brach Matthias, welcher sich nun auch in Olmütz zum König von Böhmen wählen u. in Brunn krönen ließ. Im September 1471 starb König Georg Podiebrad von Böhmen, u. da die Stände in Prag den Prinzen Ladislaw von Polen zum König von Böhmen wählten, so verlor Matthias I. alle Früchte des Krieges. Die unzufriedene Geistlichkeit U-s u. bes. der Erzbischof von Gran trat mit dem Könige von Polen in Unterhandlung, um dessen zweiten Sohn Kasimir zum König von U. zu erhalten. Der Prinz kam im Sept. 1471 nach Erlau, nahm den Königstitel an u. erklärte Matthias I. für einen Usurpator. Aber dieser gewährte auf dem Reichstage zu Ofen dem Adel u. Clerus alles Verlangte, gewann mehre seiner Gegner u. verjagte den Prinzen Kasimir aus[190] U. Noch im December 1471 unterwarf sich ihm auch der Erzbischof von Gran wieder, u. nun begann er den Krieg mit Polen, welcher 1473 durch den Frieden zu Lublau endigte, dem zu Folge Matthias I. alle polnischen Eroberungen herausgab u. einen Waffenstillstand mit Böhmen auf drei Jahre schloß. Als aber die Polen bald darauf den Frieden brachen, rückte Matthias I. in Schlesien ein; Kasimir u. Ladislaw von Böhmen folgten u. belagerten ihn im Oct. 1474 in Breslau, aber nach Kurzem schlossen sie einen Waffenstillstand auf 21/2 Jahre. 1475 fielen die Türken in die Moldau u. Walachei, wurden aber am 14. Jan. von dem Wojwoden Stephan geschlagen. Kurz darauf fiel Matthias I. in Serbien ein, eroberte Szabatsch u. belagerte Semendria; da er sich aber im Dec. 1476 mit der Prinzessin Beatrix von Neapel vermählte u. zu dieser Hochzeit alle Wojwoden, Baue u. sonstigen Großen an sein Hoflager beschieden hatte, fiel Muhammed II. in U., Dalmatien, Kroatien u. Slawonien ein u. drang selbst bis nach Krain u. Steyermark vor. Dieser Zug führte noch einen Krieg zwischen U. u. dem Kaiser Friedrich IV. herbei, denn dieser behauptete, Matthias I. habe den Türken freien Durchzug durch U. nach Steyermark bewilligt, u. ließ seine Truppen an U-s Grenzen streifen; Matthias I. dagegen fiel, im Juli 1477 an drei Orten in Österreich ein u. eroberte das Land bis auf Wien u. Linz, worauf der Kaiser Frieden zu Kron-Neuburg schloß u. dem Könige nach Ladislaws Tode die Belehnung mit Böhmen versprach. Im Dec. 1478 wurde auch ein Definitivfrieden zu Olmütz mit Böhmen abgeschlossen. Ladislaw u. Matthias theilten das Land; Erster behielt Böhmen, Matthias!, aber Mähren, Schlesien u. die Lausitz mit den Sechsstädten, was nach Matthias' Tode, wenn Ladislaw noch lebte, an Böhmen zurückfallen, im Gegentheil aber Matthias ganz Böhmen erben sollte. 1479 sah sich Matthias nach verschiedenen Seiten in Krieg verwickelt; 100,000 Türken fielen unter Ali Beg in Siebenbürgen ein, wurden aber vom Wojwoden Stephan II. Bathori u. von Paul Kinischi, Bau von Temesvar, am 13. Nov. 1479 auf dem Brodfelde, unweit Weißenburg, geschlagen. Die Venetianer, welche mit dem Sultan Frieden geschlossen hatten, nahmen die Insel Veglia weg, welche der Papst den Ungarn zuerkannt hatte. Kaiser Friedrich IV. wollte dem Könige die in dem Frieden zu Kron-Neuburg versprochenen 100,000 Ducaten nicht auszahlen, hatte auch den aus U. entflohenen Erzbischof von Gran in seinen Schutz genommen u. suchte 1480 die Gegend zwischen der Leitha u. Raab verwüstend heim. Matthias I. fiel von drei Seiten in Österreich ein u. eroberte 1482 Zilly, Petau, Fürstenfeld u. Rackersburg u. 1483 Haimburg u. Bruck an der Leitha, 1484–87 Kron-Neuburg, Wien, Ebersdorf u. Wienerisch-Neustadt u. erhielt bereits 1484 die Huldigung der österreichischen Stände. Unterdessen hatte Paul Kinischi den türkischen Wojwoden von Serbien geschlagen u. am Flusse Krusolcz drei kleine Festungen, Haram, Kevi u. Pazazin, angelegt. Der Großsultan Bajazet II. schloß 1484 einen fünfjährigen Waffenstillstand mit den Ungarn, brach ihn aber schon im folgenden Jahre, indem er, unter dem Verwände, die Moldau u. Walachei seien in dem Waffenstillstand nicht eingeschlossen, Kilia an der Donau u. Akjerman am Dniester nahm.

Matthias I. war ohne eheliche Kinder u. gab sich vergeblich Mühe seinem natürlichen Sohne Johannes Corvinus die Nachfolge auf den Thron zu sichern. Als er daher 1490 zu Wien starb, bewarben sich der römische König Maximilian, König Ladislaw von Böhmen, Prinz Johann Albrecht von Polen, Johannes Corvinus, Herzog von Kroatien, Dalmatien u. Slawonien, u. die verwittwete Königin Beatrix um die Krone. Durch Stephan Bathoris Bemühung wurde im Juli 1490 der König von Böhmen als Ladislaw VI. (VII.), aus dem Hause der Jagellonen, zum König von U. gewählt. Er kam sogleich nach U., u. nachdem er den abgeordneten Magnaten Aufrechterhaltung der Privilegien, Erhaltung der Integrität des Reichs, kein Bündniß mit dem Kaiser zu machen, stets in U. zu residiren u. keine außerordentlichen Auflagen zu erheben versprochen hatte, wurde er im Sept. 1490 in Stuhlweißenburg gekrönt, Zwar versuchten Johann Albrecht von Polen aus U. der König Maximilian ihre Ansprüche auf U. durch die Waffen geltend zu machen, allein beide kehrten unverrichteter Dinge aus U. zurück, u. in dem im Nov. 1491 abgeschlossenen Frieden zu Presburg wurde Ladislaw als König anerkannt, wogegen er dem Kaiser Friedrich IV. die verpfändeten Städte überließ, dem König Maximilian aber die Erbfolge in U. für den Fall versprach, daß er selbst unbeerbt mit Tode abgehen würde, u. zu Gunsten' seines jüngeren Bruders der Nachfolge in Polen entsagte. 1493 begann der Krieg mit den Türken wieder, welche in Siebenbürgen u. Dalmatien eingefallen waren, u. wurde meist zu Gunsten U-s bis 1503 geführt, wo der Sultan Bajazet II. einen Waffenstillstand auf sieben Jahre schloß (s.u. Türkisches Reich S. 22). Als der Reichstag zu Pesth 1505 wegen der schlechten Regierung Ladislaws erklärte, daß, wenn derselbe ohne männliche Erben sterben würde, nie wieder ein Ausländer den Thron von U. erhalten sollte, rückte der Kaiser Maximilian I. mit einem Heere nach Presburg u. zwang die Stände den Vertrag von 1491 zu bestätigen. Ladislaws VI. Gemahlin, Anna von Foix, starb 1506 nach der Geburt eines Prinzen, welcher zwei Jahre alt als künftiger König von U. gekrönt wurde. Der Papst Leo X. hatte auf Bitten des Erzbischofs von Gran 1513 durch Thomas Bakacz das Kreuz gegen die Türken predigen lassen u. den Szekler Georg Dosa zum Anführer dieser Armee ernannt. Da nun viele Bauern sich unter Dosa's Fahne schaarten u. die Edelleute dieselben abhalten wollten, so brach ein Bauernaufstand aus. Dosa ließ die adligen Güter plündern u. marschirte auf Segedin, ließ sich von den Kreuzfahrern (Kuruzzen) zum König ausrufen u. verübte viele Abscheulichkeiten. Aber Johann Zavolva, der Wojwode von Siebenbürgen, Johann Bornemissa u. Johann Banfi zogen gegen ihn aus u. schlugen seine Haufen; indeß Dosa erholte sich wieder u. belagerte 1514 sogar Temesvar, wurde jedoch hier von Stephan Bathori gefangen u. hingerichtet. Im März 1516 starb Ladislaw u. ihm folgte sein Sohn Ludwig II., 10 Jahre alt, unter der Vormundschaft des Erzbischofs von Gran, seines Hofmeisters Bornemissa u. seines Oheims, des Markgrafen von Ansbach, denen noch ein Regentschaftsrath zugeordnet wurde. 1520 schickte Sultan Solyman II. eine Gesandtschaft nach Ofen u. ließ anfragen, ob der König den bestehenden Waffenstillstand verlängern wollte. Da die Regentschaft dies nicht allein abschlug, sondern sogar die Gesandtschaft[191] in Gefangenschaft behielt, so fiel Solyman II. 1521 in U. ein, eroberte Belgrad am 29. Aug. u. ließ gegen die Kapitulation die Besatzung niederhauen, was durch die Hinrichtung seiner Gesandten wieder vergolten wurde. Der König suchte vergebens eine Armee in Bacz zu sammeln, u. die Türken verwüsteten ungehindert Dalmatien. Die Lutherische Lehre fing jetzt an sich auch in U. auszubreiten, u. in Hermannstadt hatten die Bürger sogar die katholischen Priester aus der Stadt vertrieben, weil dieselben auf Befehl des Erzbischofs von Gran den Bann über sämmtliche Lutheraner ausgesprochen hatten. Zwar wurde auf dem Landtag 1523 festgesetzt, daß alle Lutheraner u. deren Gönner mit dem Feuertode gestraft werden sollten, allein die Verwirrung im Innern ließ das Gesetz nicht zur Ausführung kommen. Auf dem Landtage 1524 verlangte der König nachdrückliche Hülfe gegen die Türken. Verböcz, der Verfasser des ungarischen Gesetzbuches, that den Vorschlag, daß alle getreuen Ungarn mit ihm nach Hatvan gehen u. dort Maßregeln zur Rettung des Vaterlandes nehmen sollten. Hier wurde der Reichspalatin Stephan Bathori abgesetzt u. Verböcz an seine Stelle erwählt, welchen Beschluß der König in der Noth bestätigte. 1525 waren die Ungarn unter Paul Tomeri u. Christoph Frangepani glücklich gegen die Türken, u. auf diese Siege gestützt, rief Ludwig II. im Mai 1525 einen neuen Reichstag nach dem Rakoser Felde, hob hier die hatvanischen Beschlüsse auf u. setzte den Palatin Werböcz wieder ab, verbannte aber auch alle Fremden aus U. u. ließ die Gesetze gegen die Lutheraner zur Anwendung bringen, 1526 erschien Sultan Solyman II. selbst in Ungarn; zwar gestattete der Reichstag dem Könige ein Heer zu werben, aber es fehlte ihm am Gelde dazu u. er erlitt mit seinen 20,000 M. durch die Übermacht der Türken am 29. August 1526 bei Mohacz eine gänzliche Niederlage u. kam selbst auf der Flucht um. Mit ihm erlosch das Haus der Jagellonen in U. wieder. Solyman II. aber drang jetzt überall in U. vor u. machte das Land zur Wüste.

Die verwittwete Königin Maria von Österreich schrieb nun einen Reichstag auf den 26. Nov. 1526 Nach Presburg aus, um über die Landesvertheidigung zu berathen. Der Wojwode von Siebenbürgen, Johann Zapolya, wollte sich aber, von Verböcz unterstützt, auf diesem Reichstage der Krone U-s bemächtigen, da jedoch von dieser dort gar nicht die Rede sein sollte, so berief er die Stände vor dem November nach Tokay u. erschien dort mit seinem Heere. Die meisten Großen aus Oberungarn kamen dorthin u. wählten Johann Zapolya wirklich zum König, worauf er sich am 11. Nov. 1526 von dem Erzbischof von Gran in Stuhlweißenburg krönen ließ. z Er gab nun dem Reichstage zu Presburg von seiner Erhebung Nachricht; aber dieser, von dem Palatin Stephan Bathori geleitet, erklärte alle Beschlüsse des Landtags in Tokay für ungültig u. erwählte Ferdinand Erzherzog von Österreich u. König von Böhmen zum König. Johann Zapolya ging, statt sich dem Reichstag zu Presburg zu unterwerfen, nach Ofen; Ferdinand suchte aber von Prag aus dessen Anhänger für sich zu gewinnen, bekam vom Kronhüter Pereny die Krone St. Stephans ausgeliefert u. wurde, nachdem er am 1. Aug. 1527 den Eid zu Presburg geleistet hatte, am 5. Nov. 1527 gekrönt. Indessen hatte Johann Zapolya durch Martinuzzi ein Heer sammeln lassen, welches die Truppen Ferdinand bei Kaschau schlug; zugleich rüste Solyman II. mit 300,000 Mann über U-s Grenze u. vereinigte sich bei Mohacz mit 6000 Mann unter Zapolya, zog auf beiden Ufern der Donau herauf, eroberte Pesth, Ofen, Raab, Gran, Komorn u. Ungarisch Altenburg, bestürmte Wienerisch-Neustadt u. erschien am 26. Sept. vor Wien, hob aber am 17. Oct. die Belagerung auf u. lehrte, nachdem er eine türkische Besatzung in Ofen zurückgelassen hatte, wieder heim. Der österreichische General Katzianer folgte ihm nach U. u. eroberte, im Verein mit dem Grafen Hardegg, Trentschin, Tyrnau u. Ungarisch Altenburg, ja sie drangen in Kroatien ein u. schlugen den Bischof von Agram, welcher das Land für den König Johann Zapolya behaupten wollte. 1530 eroberte der österreichische General Roggendorf Grau. Ofen, wo ein Waffenstillstand auf drei Monate geschlossen u. bald darauf auf ein Jahr verlängert wurde, während welcher Zeit Ferdinand II. auch Deutscher König wurde. Trotz dem scharfen Edict, welches Johann Zapolya 1527 gegen die Protestanten erlassen hatte, wurde seit 1530, wo die Augsburger Konfession in U. bekannt wurde, die Reformation immer mehr verbreitet u. wegen der politischen Unruhen wurde ihr kein Hinderniß entgegengestellt, selbst nicht von den katholischen Prälaten, da sich die Evangelischen nicht von dem kirchlichen Verbande trennten u. ihre pecuniären Verpflichtungen gegen die Katholische Kirche erfüllten; nur sollten sie an der Augsburgischen Confession festhalten u. nicht zu den Calvinisten gehören. Der Zug Solymans II. 1533 gegen Österreich mißglückte abermals. Da Johann Zapolya ein Gegner der Protestanten war, so hingen diese Ferdinand an, u. Johann sah sich durch deren Einfluß genöthigt 1536 den Vertrag zu Waitzen mit Ferdinand abzuschließen; Johann behielt den Königstitel u. Siebenbürgen, so wie das Land bis an die Theiß, Ferdinand aber Dalmatien, Kroatien, Slawonien u. das übrige U. Nach Johann Zapolya's Tode sollte das ganze Land an Ferdinand od. dessen Erben fallen; würde aber Ferdinand ohne Nachkommen sterben, so sollte U. an Zapolya's Erben kommen u. erst, wenn auch diese Familie erloschen sei, wieder ein Wahlreich werden. Johann vermählte sich hierauf 1539 mit Isabella, Tochter des Königs Sigismund von Polen, welche ihm 1540 einen Sohn gebar. Kurz darauf starb Johann in Mühlbach. Die Vormünder des jungen Prinzen Johann Sigismund Zapolya II. waren Peter Petrowitsch, ein Verwandter der Zapolyas, der Bischof Georg Martinuzzi u. Valentin Török; sie suchten, dem Vertrag von 1536 entgegen, diesem die Krone seines Vaters zu sichern, ließen ihn also zum König ausrufen u. schickten Verböcz nach Constantinopel, um Solymans II. Hülfe zu erlangen. Ferdinand ließ daher ein Heer in U. einrücken, welches zwar Stuhlweißenburg u. Wissegrad eroberte, aber von Ofen unverrichteter Sache abziehen mußtet 1541 belagerte ein österreichisches Heer unter General Roggenfeld nochmals Ofen; Solyman II. ließ durch den Pascha von Belgrad Ofen entsetzen, bemächtigte sich aber selbst dieses Platzes. Die Vormünder des jungen Königs wurden nun gefangen gesetzt u. Török nach Constantinopel geschickt, der König selbst mit seiner Mutter nach Siebenbürgen gebracht u. dieses Land mit dem Striche zwischen der Theiß u. Leipa als Lehnsfürstenthum ihm angewiesen, Verböcz aber zum Statthalter des Reichs[192] ernannt u. 10,000 Janitscharen in Ofen als Besatzung zurückgelassen. Ferdinand I. schrieb nun 4542 einen Reichstag nach Neusohl aus u. legte hier den Grund zu einer Aussöhnung mit der Königin Isabella Zapolya. Gegen die Abtretung der Zipser Gespanschaft u. einen Jahrgehalt von 12,000 Ducaten überließ sie Ferdinand im Vergleich zu Weißenburg vom 15. Juli 1542 alle ungarischen Schlösser u. Gespanschaften, welche noch in ihrer Gewalt waren. Ferdinand I. hatte bes. durch Hülfe der protestantischen Fürsten Deutschlands ein Heer von 80,000 Mann unter Kurfürst Joachim von Brandenburg gesammelt, zu welchem 3000 Mann päpstliche Truppen unter dem General Vitelli stießen; allein der Sturm auf Pesth mißlang u. der Kurfürst mußte sich zurückziehen, worauf das Heer wieder aus einander ging. Erst 1547, nachdem die Türken viele ungarische Städte erobert hatten, kam ein fünfjähriger Waffenstillstand zu Stande, dem zu Folge jeder in U. behielt, was er besaß, u. Ferdinand I. jährlich 30,000 Ducaten Tribut zahlen mußte.

Ferdinand I. berief nun 1548 einen Reichstag, auf welchem U. für ein Erbreich in dem Hause Habsburg erklärt wurde, u. schickte einen beständigen Gesandten nach Constantinopel, welcher über die Aufrechthaltung des Waffenstillstandes wachen sollte, gab dem Grafen Salm, welcher das Heer commandirte, Befehl die Raubschlösser in U. zu zerstören u. verordnete, da sich die Protestanten seit 1530 in Siebenbürgen, so wie in den freien Städten Kaschau, Eperies, Leutschau, Bartsa u. Zeben u. in anderen Theilen des Landes so ausgebreitet hatten, daß sie die Mehrzahl der Bevölkerung bildeten, die unbedingte Wiedereinführung der Katholischen Confession Doch hatten seine Decrete wenig Erfolg, da mehre protestantische Große u. bes. der Wojwode Peter Pereny von Siebenbürgen ihre Vollziehung hinderten. 1550 söhnte sich nun auch der Bischof Georg Martinuzzi, der Hauptanhänger der Königin Isabella u. ihres Sohnes, mit Ferdinand I. aus u. zwang 1551 im Verein mit dem österreichischen General Castaldo die Königin auch Siebenbürgen an Ferdinand I. zurückzugeben, welcher ihr dafür das Fürstenthum Oppeln in Schlesien abtrat u. 100,000 Ducaten zahlte; dem Bischof Martinuzzi machte er zum Statthalter von Siebenbürgen. Durch dieses Arrangement fühlte sich Solyman II. verletzt u. ließ den königlichen Gesandten zu Constantinopel in die Sieben Thürme werfen u. gab den Paschas von Ofen u. Belgrad Befehl Siebenbürgen wieder zu erobern. Anfangs waren Castaldo u. Martinuzzi siegreich u. eroberten Lippa; 1552 wurde Andreas Bathori Martinuzzi's Nachfolger in Siebenbürgen, aber weder er, noch Castaldo konnten die Türken aufhalten, welche Szegedin wieder eroberten, Temesvar, Lippa u. mehre Städte einnahmen, am 10. u. 11. Aug. den General Teuffel bei Plessowitz schlugen u. darauf Erlau belagerten. Doch mußten die Türken diese Belagerung aufheben. Da wegen Castaldos Bedrückungen in Siebenbürgen ein Aufstand ausbrach, Ferdinands I, Truppen aus dem Großfürstenthum herausgeworfen wurden u. Isabella 1556 wieder als Königin dort erschien, rückte auch der Pascha von Ofen wieder vor, eroberte Babotscha u. belagerte Szigeth, welches aber durch Zrinyi entsetzt wurde. Isabella konnte sich wegen ihrer Härte die Liebe des Landes nicht erwerben; auf Veranlassung ihres Bruders, des Königs von Polen, ließ sie sich 1559 wieder in Unterhandlungen mit Ferdinand I. ein, welche nach ihrem im Sept. d. I, erfolgten Tode von ihrem Sohne Johann Sigismund als König von Siebenbürgen fortgesetzt, aber dann abgebrochen wurden. Nachdem Ferdinand 1556 zugleich Deutscher Kaiser geworden war, wurde sein Sohn, der Erzherzog Maximilian, nach vielen Schwierigkeiten von dem Reichstage zu Presburg als König von U. anerkannt u. 1562 gekrönt; nach dem Tode seines Vaters am 25. Juli 1564 wurde er auch Deutscher Kaiser. Er sendete gegen Johann II. Sigismund, welcher die Grenzbezirke Ungarns verwüsten ließ, den General Schwendi; zugleich ließ er ein Heer von 70,000 Mann Deutschen, Ungarn u. Italienern zusammenziehen, um Solyman II. die Spitze zu bieten, welcher im Frühjahr 1566 nach Belgrad kam u. dann Szigeth mit 200,000 Mann belagerte; Nikolaus Zrinyi vertheidigte aber mit 2000 Mann die Altstadt 17 Tage lang, dann zog er sich in das Schloß zurück u. fiel bei einem Ausfall am 8. März 1566 mit dem Überreste der Besatzung. Den Türken hatte die Eroberung dieser Stadt 20,000 Mann gekostet u. auch Solyman II. war vor derselben gestorben. Der Krieg mit den Türken dauerte fort; 1567 kam es aber zum achtjährigen Waffenstillstand zu Adrianopel, welcher dann immer erneuert wurde. 1570 schloß Johann II. Sigismund von Siebenbürgen ebenfalls mit Maximilian Frieden. entsagte dem Königstitel, behielt aber Siebenbürgen als erbliches Fürstenthum; doch starb er schon im März 1571. An seine Stelle wählten die siebenbürgischen Stände Stephan Bathori zum Wojwoden, welcher auch von dem Kaiser u. dem, Sultan bestätigt wurde.

Im Jahr 1572 ließ der Kaiser seinen Sohn Rudolf zum König von U. wählen u. im Sept. d.i. zu Presburg krönen. Unter der Regierung Maximilians hatten die Ungarn, welche zum größten Theil protestantisch geworden waren (von den Magnaten folgten blos noch drei der Katholischen Confession), ihre Kirchenverfassung ausgebildet u. ordneten unter dem Schütze der Magnaten u. Städte ihre Kirchen«- u. Schulangelegenheiten. Das Gedeihen des Protestantismus wurde auch durch den früh in U. erfolgten Zwiespalt zwischen Lutherischen u. Calvinischen nicht wesentlich beeinträchtigt. Anders wurde es unter dem bigotten Rudolf, welcher die Jesuiten nach U. verpflanzte u. eine Reihe von Verfolgungen über die Protestanten verhängte. Rudolf (seit 1573 auch Deutscher Kaiser) berief 1578 einen Landtag nach Presburg, welcher bedeutende Summen zur Befestigung der Grenzorte u. zur Vermehrung der Truppen bewilligte. Während seiner Abwesenheit übertrug er seinem Bruder, dem Erzherzog Ernst, die Statthalterschaft in U., u. der Erzherzog Karl, sein Oheim, behielt das Generalat in Kroatien, welches 1575 für ihn errichtet war, außerdem erhielt er auch 1578 das Gouvernement Illyrien, wo er die Festung Karlstadt (Karlowitz) baute. Zwei Reichstage zu Presburg 1580 u. 1583 beklagten sich bitter über die Besetzung der meisten Ämter mit Deutschen u. forderten Abhülfe; darüber wurde aber der König so erzürnt, daß er in fünf Jahren keinen Reichstag berief, alle Geschäfte durch seine böhmische u. deutsche Kanzlei besorgen ließ u. weder nach Presburg kam, noch auch dem Erzherzog Ernst gehörige Vollmacht sendete. Erst im Oct. 1587 wurde ein Reichstag unter Vorsitz des Erzherzogs Ernst nach Presburg berufen, auf welchem man den König[193] um die Ernennung eines Palatins, um Vollmacht für den Erzherzog Ernst, Verabschiedung der Ausländer etc. bat, wogegen die Stände Steuern bewilligten u. den Gregorianischen Kalender annahmen. Der kleine Grenzkrieg war indessen, trotz des Waffenstillstandes, mit den Türken immer fortgeführt worden, u. da 1587 u. 1588 die Paschas von Szigeth u. Ofen mehrmals geschlagen wurden, so drangen sie in den Großsultan den Waffenstillstand zu brechen. Da dies nicht geschah, siel der Pascha Hassan von Bosnien 1593 mit 25,000 Mann in U. ein u. belagerte Sissek, aber der Bau Erdödi u. Ruppert von Eggendorf entsetzten die Stadt u. schlugen den Pascha am 22. Juni an der Kulpa gänzlich. Nun begann der Sultan Murad III. den Krieg; der Großvezier drang in U. ein, eroberte Sissek, Veszprim u. Palota u. zog sich dann nach Ofen zurück. Währenddessen drang der General Hardegg nach Stuhlweißenburg vor u. schlug den Pascha von Ofen am 3. Nov. 1593, General Tiefenbach dagegen eroberte Szabacz, brachte am 27. Nov. den Türken bei Filek eine Niederlage bei u. bemächtigte sich vieler festen Schlösser. Am Ende des Jahres übergab der König die Statthalterschaft in U., an der Stelle seines Bruders Ernst, dem Erzherzog Matthias, seinem zweiten Bruder, u. dem Markgrafen von Burgau, seinem Vetter; da er aber dem Erzherzog Matthias nicht traute, so beschränkte er dessen Vollmacht. 1594 machten die Ungarn u. Deutschen unter dem Erzherzog Matthias Anfangs Fortschritte gegen die Türken, eroberten Gran u. belagerten die dortige Citadelle, mußten aber wieder abziehen u. konnten nicht verhindern, daß der Sultan im Sept. 1594 Raab eroberte. Der Feldzug 1595 war glücklicher; Muhammed III. war in innere Händel verwickelt, der Fürst von Siebenbürgen schloß ein Bündniß mit dem König, drang in die Walachei ein, eroberte Bucharest u. schlug den Großvezier, worauf die Walachei u. Moldau sich unter den Schutz des Fürsten von Siebenbürgen begaben. Auch der Graf von Mansfeld, die Erzherzöge Matthias u. Ferdinand u. der General Tiefenbach machten gute Fortschritte u. eroberten Wissegrad, Hatvan u. Waitzen. Diese Unfälle bewogen den Sultan 1596 den Oberbefehl seines Heeres selbst zu übernehmen; er eroberte Raab u. am 14. Oct. Erlau, wurde aber hier am 26. Oct. vom Fürsten von Siebenbürgen u. dem Erzherzog Maximilian angegriffen. Im März 1598 eroberte Feldmarschall Schwarzenberg Raab, der Wojwode der Walachei unterwarf sich im Juni der ungarischen Hoheit u. die Türken belagerten vergeblich Großwardein, die Kaiserlichen Ofen; doch eroberten die Letzteren Veszprim u. Palota. Inzwischen waren die Willkürlichkeiten gegen die Protestanten, namentlich durch die Jesuiten u. durch Jakob Barbian von Belgiosio, königlichen Befehlshaber in Oberungarn, immer greller hervorgetreten, ihre Kirchen wurden ihnen genommen, ihre Geistlichen vertrieben, ihre Güter geplündert. Die Beschwerden deshalb vor den König gebracht, waren vergebens, ja der König stellte sogar auf dem Reichstage 1597 aus eigener Machtvollkommenheit einen Gesetzartikel auf, worin alle Bitten u. Beschwerden der Protestanten als solcher für ungegründet erklärt, alle gegen sie erlassenen Gesetze bestätigt u. ihnen die strengsten Strafen angedroht wurden, wenn sie nicht zur Katholischen Kirche zurückkehrten. Diese königlichen Bestimmungen gaben die Veranlassung zum Ausbruch des Aufstandes, an dessen Spitze Stephan Bocskaj von Siebenbürgen stand; Mißvergnügte allenthalben der versammelten sich um ihn u. bald war ganz Siebenbürgen u. alle nördlichen Gespanschaften in seinen Händen. Das kaiserliche Heer unter dem Commando Basta's wurde allenthalben geschlagen, eben so unglücklich waren die königlichen Waffen gegen die Tinten, u. der König sah sich endlich genöthigt 1606 Frieden (Wiener Friede) zu schließen, in welchem Stephan Bocskaj als Fürst von Siebenbürgen anerkannt, den Protestanten im ganzen Umfange des Reiches Religions- u. Cultusfreiheit zugesichert wurde u. Türken u. Kaiserliche ihre Eroberungen behielten (nur Waitzen wurde dem Kaiser wieder übergeben). Während dieses Krieges hatte U. auch mit Venedig wegen der Uskochen (s.d.), Freibeuter zur See, Händel bekommen, indem die ungarische Regierung, ungeachtet des Anbringender venetianischen Regierung, dieselben nicht vernichten wollte. Venedig baute deshalb 1593 die Feste Palma nuova an der krainischen Grenze, u. da nun der Kaiser den Uskochen nicht mehr wehrte im Venetianischen Gebiet auch zu Lande zu streifen, so entspann sich hieraus ein kleiner Krieg. Venedig ließ 1595 seine Flotten an den dalmatischen Küsten, kreuzen u. Dörfer verwüsten. Erst durch die Drohungen Spaniens unterblieb dies, die Uskochen wurden aber, als 1616 wieder deshalb Krieg mit Venedig ausbrach, theilweise in die Gegend von Karlstadt versetzt. Inzwischen waren die Protestanten nach Bocskaj's Tode (st. im Decbr. 1606) wieder bedrückt worden, weshalb hier u. da Unruhen ausbrachen. Als nun auf dem Reichstage zu Presburg 1608 den Protestanten die Bestimmungen des Wiener Friedens bestätigt wurden, der König aber die Beschlüsse des Reichstags für ungültig erklärte, setzten die Stände den König ab u. wählten den Statthalter, Erzherzog Matthias, zum König, welcher 9. Nov. 1608 gekrönt wurde, nachdem er den Protestanten Stephan Illeshazy zum Palatin des Reichs ernannt u. 17 Artikel unterzeichnet hatte, in denen er u.a. vollkommene Religionsfreiheit gestattete u. versprach alle Reichsgeschäfte durch Ungarn verwalten zu lassen, alle drei Jahre Landtag zu halten, die an Österreich verpfändeten Städte u. die 13 an Polen verpfändeten Zipser Städte wieder einzulösen, Krieg u. Frieden nicht ohne Bewilligung der Stände zu beginnen, keine fremden Völker ins Land zu ziehen, stets in U. zu residiren, alle Freiheiten der Nation aufrecht zu erhalten etc. Nach dem Tode des Palatin Illeshazy, 1609, wurde zwar wieder ein Protestant, Graf Georg Thurzo, von den Ständen zu dieser Würde gewählt, aber die Katholischen erhielten immer mehr Macht u. von den Protestanten gingen Viele zur Katholischen Kirche über, bes. durch die Wirksamkeit des Jesuiten Peter Pazmany Mit Siebenbürgen hatte Matthias zwar 1610 einen Vertrag geschlossen, aber dennoch kam es 1611 mit Gabriel Bathori zum Kriege, da dieser die Haiducken sich unterwerfen wollte. Der ungarische General Forgacs drang in Siebenbürgen ein, doch wurde noch 1611 Friede geschlossen. Als Matthias Deutscher Kaiser geworden war, schrieb er 1614 wegen des Türkenkriegs einen allgemeinen Landtag für alle seine Staaten nach Linz aus, aber diese Versammlung gab das gewünschte Resultat nicht u. bes. waren die Ungarn schwierig. Matthias ging daher auf die türkischen Vorschläge ein u. schloß 1616 einen Frieden auf 20[194] Jahre, nach welchem 237 ungarische Dörfer in türkische Gewalt zurückgegeben u. die Magnaten unter türkischer Botmäßigkeit für zinsfrei erklärt wurden. 1618 wendete Matthias, da er keine Kinder hatte, die Thronfolge seinem Vetter, dem Erzherzog Ferdinand von der Steyermärkischen Linie, zu. Als 1618 die Böhmischen Unruhen ausbrachen, welche den Dreißigjährigen Krieg nach sich zogen, war der Kaiser für gelinde, Ferdinand aber für strenge Maßregeln. Darüber kam es zu Miß Helligkeiten, während welchen Matthias am 20. März 1619 starb.

Ferdinand II., ein Zögling der Jesuiten u. katholischer Eiferer, der gleich bei seiner Thronbesteigung mit den rebellischen Böhmen, Österreichern u. Mähren zu kämpfen hatte, folgte. Die Protestanten in Böhmen hatten Abgeordnete nach Presburg geschickt, um die Ungarn zu einem Bündnisse mit sich zu bewegen, u. wenn auch nicht alle Magnaten dafür stimmten, so brachten sie doch viele derselben auf ihre Seite, welche sich an Bethlen Gabor, den Fürsten von Siebenbürgen, wendeten, um die Freiheit U-s wieder herzustellen. Bethlen Gabor kam mit einer Armee im Aug. 1619 nach U. u. verstärkte sich durch die dortigen Protestanten bald bis auf 60,000 Mann. Georg Rakoczy, welcher den Vortrab führte, eroberte Kaschau u. ließ dort das Jesuitercollegium zerstören. In Tyrnau schloß Bethlen mit den Böhmen ein Bündniß u. schickte ihnen den General Franz Redet mit 8000 Mann zu Hülfe; hierauf eroberte er im Oct. Presburg, streifte in Mähren u. Österreich u. drohte selbst Wien zu belagern. Im November berief er im Verein mit dem Palatin Forgacs einen Reichstag nach Presburg u. brachte hier eine Verbindung der Landstände U-s, Österreichs, Böhmens, Mährens, Schlesiens u. der Lausitz zu Stande (Conföderation von Presburg), durch welche diese Länder eine Art von Staatenbund werden sollten, bes. wurde hier vollkommene Religionsfreiheit beschlossen. Indessen hatte General Dampierre ein kaiserliches Heer versammelt, rückte wieder vor u. schlug gegen das Ende des Jahres 1619 die Ungarn bei Hainburg, während Hommonai, welcher mit einem kleinen Heere nach Polen gezogen war, durch 8000 Mann Polen verstärkt, Rakoczy bei Kaschau besiegte; dennoch blieb Bethlen Gabor im Vortheil u. zu Anfang 1620 war fast ganz U. in seiner Gewalt. Der Kaiser schloß aber am 18. Jan. einen Waffenstillstand mit Bethlen auf 3/4 Jahr u. gab ihm den Titel eines Fürsten von U.; Böhmen sollte mit in den Waffenstillstand eingeschlossen sein u. polnische Hülfsvölker U. nicht betreten. Da aber polnische Kosacken durch die Stadt Solna zogen u. so den Waffenstillstand verletzten, so eröffnete Bethlen Gabor einen Reichstag zu Neusohl, ließ sich am 25. Aug. 1620 zum König von U. wählen, verbannte die Jesuiten u. Anhänger des Kaisers u. zog alle geistlichen Güter ein, dann eroberte er Neutra u. schlug am 8. Oct. Dampierre bei Presburg Indessen änderte die Schlacht am Weißen Berge bei Prag (8. Nov. 1620) die Lage der Sachen. Böhmen u. Mähren wurden entwaffnet u. mußten dem Kaiser neu huldigen; die Lausitz wurde vom Kurfürsten von Sachsen erobert, Oberösterreich von dem Herzog von Baiern besetzt u. so die Conföderation von Presburg aufgelöst. Gegen Bethlen Gabor aber rückte 1621 der General Boucquoi, Fulek, Presburg, Neutra u. Günz gingen verloren u. Bethlen zog sich nach Kaschau zurück. Aber am 10. Juni 1621 blieb Boucquoi bei Neuhäusel, u. da der Markgraf Johann Georg von Brandenburg mit 8000 Mann aus Schlesien zu Bethlen Gabor stieß, so eroberte dieser Tyrnau u. Körmönd, mußte aber von Presburg wieder abziehen. Es kam nun zu Unterhandlungen u. am 31. Dec. 1621 wurde zu Nikolsburg in Mähren ein Friede zwischen dem Kaiser u. Bethlen Gabor geschlossen, in welchem dieser auf U. u. den Königstitel verzichtete, die Krone St. Stephans zurückgab u. sich mit dem Titel eines Reichsfürsten begnügte; dagegen erhielt er vom Kaiser noch die schleichen Fürstenthümer Oppeln u. Ratibor u. sieben ungarische Gespanschaften in der Nähe Siebenbürgens nebst Kaschau abgetreten. Auf dem Reichstage zu Ödenburg suchte der Kaiser vor allen Dingen U. zu beruhigen, gab den Protestanten nach u. ernannte sogar einen Lutheraner zum Palatin; aber da er 1622 in seinen deutschen Staaten die Protestanten mit Gewalt unterdrückte, so wendeten sich die Überreste des böhmischen Heeres unter Matthias Thurn u. dem Markgrafen von Brandenburg-Jägersdorf nach Siebenbürgen u. bewegen Bethlen Gabor wieder zum Kriege. Mit Hülfe der türkischen Grenzpaschas eroberte er 1623 ganz Niederungarn, die Bergstädte u. selbst das katholische Tyrnau u. drang tief in Mähren ein. Indeß da ihm die Verbindung mit den Truppen des Herzogs Christian von Braunschweig nicht gelang, so ließ er sich von Neuem zum Frieden im Mai 1624 bestimmen, behielt was er hatte u. bekam außerdem noch pfandweise Tokay u. Munkacs auf Lebenszeit u. einige Schlösser als freies Erbe. Auf dem neuen Reichstage zu Ödenburg erwählte man nach heftigen Debatten am 8. Dec. 1624 den Erzherzog Ferdinand, den ältesten Sohn des Kaisers zum König von U. u. den Grafen Nikolaus Esterhazy zum Palatin. Die Verfolgungen der Protestanten begannen jetzt von Neuem; ihre Kirchen wurden geschlossen u. ihre Prediger vertrieben; die protestantischen Stände beschwerten sich zwar darüber, aber der Palatin, von dem Erzbischof Pazmany unterstützt, unterdrückte alle Discussionen über Religionssachen. Da der Kaiser den Frieden nicht ganz erfüllte u. jetzt in Deutschland in Krieg verwickelt war, so trat Bethlen Gabor, nachdem 1626 der geächtete Graf Ernst von Mansfeld mit 15,000 Mann zu ihm gestoßen war u. auch die Türken Hülfe versprochen hatten, zum dritten Mal gegen Ferdinand II. auf, aber von Wallenstein in allen seinen Unternehmungen verhindert, schloß er abermals mit dem Kaiser Frieden u. starb im Nov. 1629. An seine Stelle wurde Georg Rakoczy zum Fürsten von Siebenbürgen erwählt. Dieser vereitelte den Plan der Kaiserlichen Siebenbürgen wieder mit U. zu vereinigen, schloß mit dem Palatin 1629 den Frieden zu Eperies u. gab die sieben an Bethlen abgetretenen Gespanschaften an U. zurück. Ferdinand II. starb am 15. Febr. 1637 u. bald nach ihm Pazmany Ferdinand III., Ferdinands II. Sohn, folgte. Die Jesuiten, obschon von Ferdinand III. weniger begünstigt, fuhren auch unter ihm fort die Protestanten zu bekehren, u. die Türken, im Besitz des halben Landes, setzten ihre Raubzüge fort. Die Protestanten, mit ihren Beschwerden von einem Reichstage zum andern verwiesen, wurden von Schweden u. Frankreich zu einer Empörung aufgereizt. Rakoczy suchte zwar 1642 erst durch Vorstellungen[195] das Loos der Protestanten in U. zu verbessern, aber da er kein Gehör fand, so schloß er 26. April 1643 einen Subsidienvertrag mit Frankreich u. Schweden, um den Kaiser Böhmen u. Mähren zu entreißen. Er wurde nun von einigen Gespanschaften als Fürst von U. ausgerufen, erließ im Febr. 1644 ein Manifest gegen den Kaiser u. drang mit 10,000 Mann in U. ein, eroberte Szathmar, Tokay u. fast ganz Oberungarn u. ermüdete das kaiserliche Heer unter General Buchheim durch Hin- u. Herzüge so, daß der Kaiser unter polnischer Vermittelung Friedensunterhandlungen in Tyrnau begann. Rakoczy forderte Religionsfreiheit für die Protestanten, Herausgabe ihrer Kirchen, Vertreibung der Jesuiten u. Abtretung aller eroberten Gespanschaften. Aber an solchen Forderungen zerschlugen sich die Unterhandlungen. 1645 eroberte Rakoczy Tyrnau, den Hauptsitz der Jesuiten, u. bedrohte Presburg Da aber die Türken ihm nicht beistanden u. der König von Polen Siebenbürgen bedrohte, so schloß er am 24. Aug. 1645 den Frieden zu Linz, in welchem der Kaiser den Protestanten ihre früheren Rechte, freie Religionsübung, den Gebrauch der Glocken u. eigene Friedhöfe versprach, die sieben ungarischen Gespanschaften u. die Städte Szathmar u. Szabolcs auf Rakoczy's u. seiner Kinder Lebzeiten zurückgab. Aber der Erzbischof Lipay, Pazmánys Nachfolger, gab seinem Clerus die Weisung die Bestimmungen des Wiener u. Linzer Friedens nicht zu achten. 1647 wurde des Kaisers ältester Sohn, Ferdinand Franz, zum König von U. designirt u. gekrönt, da dieser aber 1654 starb, so folgte ihm sein Bruder Leopold. Als 1648 Georg Rakoczy gestorben u. der Westfälische Friede geschlossen war, begannen die Bedrückungen der Protestanten in U. von Neuem. 1649 wurde der Waffenstillstand mit den Türken erneuert. Am 2. April 1657 starb Ferdinand III. u. sein Sohn Leopold I. fand gleich Händel vor, indem ihn zuerst Georg II. Rakoczy gegen die Türken u. den Gegenfürsten Boczkaj, u. nach Rakoczys Tode dessen Wittwe zu Hülfe rief u. 1660 seinem General Souches Kallo, Szathmar u. Tokay einräumte. 1661 stand er dem Fürsten Kemeny durch General Montecuculi mit 20,000 Mann bei, Boczkaj wurde hierbei getödtet. Da die Türken den Michael Apafi als Fürsten von Siebenbürgen mit Gewalt einsetzen wollten, so kam es zum Kriege mit ihnen, in welchem der Großvezier am 22. Juni 1661 von Montecuculi bei Klausenburg geschlagen u. Kemeny als Fürst von Siebenbürgen eingesetzt wurde. Gleich darauf zog sich aber Montecuculi nach U. zurück u. die Türken vertrieben nun Kemeny 1662 wieder. Leopold verfolgte nicht allein die Protestanten in früherer Weise, sondern beabsichtigte auch die Rechte des Landes aufzuheben. Die siebenbürgischen Angelegenheiten u. die Religionsunruhen gaben den Vorwand ein deutsches Heer nach U. zu schicken u. fast alle Festungen unter deutsche Commandanten zu stellen, aber 1659 protestirten die Stände hiergegen u. bestanden auf Errichtung eines Nationalheeres 1660 kam es schon hier u. da zwischen den Ungarn u. den deutschen Truppen zu Händeln, u. auf dem Reichstage zu Presburg 1662 nahmen die Miß Helligkeiten mehr über Hand Die Protestanten verließen den Reichstag u. die anderen Stände ruhten nicht eher, als bis die deutschen Truppen aus U. gezogen u. die bleibenden unter den Befehl des Palatins gestellt wurden. Indessen benutzte der türkische Großvezier Köperli die Mißverständnisse zwischen den ungarischen Ständen u. dem Könige u. brach 1653 plötzlich mit 200,000 Mann von Ofen u. Essek her in U. ein; er nahm Neuhäusel u. Neutra u. bedrohte Österreich, schloß aber am 10. Aug. 1664 einen Frieden zu Vasvar an der Raab. Nach dem Frieden machte der König neue Versuche seine Pläne durchzusetzen. Aber schon seit 1665 hatten sich Graf Peter Zrinyi, Bau von Kroatien, der Palatin Franz Veselenyi von Hadad u. die Wittwe des Fürsten Georg II. Rakoczy zur Aufrechthaltung der ungarischen Freiheiten verbunden, u. an sie hatten sich mehre andere, als Frangipani, Nadasdy u. Tattenbach, angeschlossen. Aber die Fürstin Rakoczy u. ihr Sohn Franz, welcher zum Anführer der Protestanten bestimmt war, wurden durch die Jesuiten umgestimmt u. gaben dem Kaiser Winke über die Zwecke der Verbundenen. Demnach beschlossen diese auf der Ständeversammlung zu Neusohl nochmals ihre Klagen dem Kaiser vorzutragen u., falls sie unerörtert blieben, sich selbst Recht zu schaffen u. einen andern König zu wählen. Da sie kein Gehör fanden u. der König den Erzbischof von Gran 1668 zum Statthalter ernannte, die Palatinsstelle aber, welche durch Veselenyi's Tod erledigt war, nicht wieder besetzte, suchten sie sich eiligst zu waffnen u. sprachen die Türken um Hülfe an. Der Dragoman des Großveziers verrieth dies an den König, u. dieser ließ nun' im März 1670 Soldaten nach U. rücken u. nahm sämmtliche Häupter der Verschwörung gefangen. Die evangelischen Prediger aus den Bergstädten wurden nach Presburg berufen, wo ihnen eine Anklageacte als Begünstiger der Verschwörung u. Spötter über die katholischen Kirchengebräuche vorgelesen wurde u. sie sich dieser Punkte für schuldig erklären mußten; darauf wurden sie zum Tode verurtheilt, aber unter der Bedingung begnadigt, daß sie ihre Ämter aufgeben u. ferner weder Schule halten noch predigen, od. binnen 30 Tagen U. verlassen zu wollen versprächen. Gleiches geschah 1671 mit den übrigen evangelischen Predigern u. die, welche sich nicht schuldig bekennen od. den Revers nicht geben wollten, wurden ins Gefängniß geworfen od. auf die Galeeren gebracht. Am 30. April 1671 wurden Frangipani u. Zrinyi in Wienerisch Neustadt, Nadasdy in Wien hingerichtet u. mit ihnen noch eine Menge anderer Verbündeter. Viele kamen auf die Galeeren od. wurden des Landes verwiesen, Franz Rakoczy aber begnadigt. Nun glaubte Leopold, daß die Stände sich leicht dazu verstehen würden ihre Macht in seine Hände zu legen, u. berief deshalb im Frühjahr 1671 einen Reichstag nach Presburg, als aber die Stände sich weigerten sich zu diesem Zwecke zu versammeln, so erließ er den 12. März ein Decret, in welchem er alle Einwohner des Reichs zur Strafe für ihre Hartnäckigkeit mit einer Steuer zum Unterhalt des Heeres belegte, welches zugleich durch 30,000 Deutsche vermehrt u. in die Dörfer U-s einquartirt wurde. In einem andern Decret vom 6. Juni d.i. wurden alle hohen Reichswürden abgeschafft ü. der Fürst von Ampringen, Hochmeister des Deutschen Ordens, zum Gubernator U-s ernannt u. ihm selbst der Erzbischof von Gran untergeordnet. Ampringen zog nun willkürlich Güter ein u. verfuhr eigenmächtig gegen die Protestanten, welche man durchaus bekehren wollte. Ihre Schulen u. Kirchen wurden geschlossen, ihre Prediger[196] u. Lehrer vertrieben od. in Gefängnisse geworfen, einige sogar hingerichtet. Dem Gubernator wurde 1673 eine Regierungskammer aus acht Mitgliedern, meist Deutschen, beigegeben u. in jeder Gespanschaft wurden zwei kaiserliche Commissäre mit der Verpflegung der ausländischen Truppen beauftragt, in demselben Jahre alle Protestanten aus den Bergstädten vertrieben u. zur Auswanderung od. zum Übertritt zur Katholischen Kirche gezwungen. Dies verursachte 1673 einen Aufstand, u. obgleich der General Kopp die Mißvergnügten öfters schlug, so vergrößerte sich doch deren Anzahl, u. der König schickte endlich den Grafen Siaki nach Presburg, um dort mit den ungarischen Magnaten über die Mittel zur Beruhigung des Volks zu berathschlagen. Der König wurde zu diesen milderen Maßregeln bewogen bes. durch den Krieg mit Frankreich u. weil die Türken aus den benachbarten Paschaliks die Mißvergnügten unterstützten. Siaki konnte sich aber das Zutrauen der Protestanten nicht erwerben, u. so dauerte der Krieg, an welchem Fürst Apafi von Siebenbürgen u. die Grenzpaschas Antheil nahmen, bis 1677 fort, ohne daß die Malcontenten Leopolds Anerbietungen achteten. Nach dem Tode ihres eisten Anführers Veselenyi trat Graf Emmerich von Tököli an ihre Spitze, er eroberte nebst seinem Gehülfen Teleki fast ganz Oberungarn, schlug im Sept. 1678 die Königlichen unter Leslie, streifte in Mähren u. eroberte selbst Brünn, alle Bergstädte gingen dem König verloren; dieser machte daher, ungeachtet seine Macht durch den Nymweger Frieden 1679 disponibel wurde, Tököli neue Vorschläge, auf welche dieser einging, da er die Wittwe des, jüngeren Rakoczy heirathen wollte, welche in königlicher Gewalt war. Auf dem Reichstag in Ödenburg 1681 wurde Graf Paul Esterhazy zum Palatin erwählt, Tököli aber erschien nicht, sondern ließ durch Abgeordnete mittelst der Ödenburgischen Artikel die Güter u. Kirchen der protestantischen Partei zurückfordern u. bestand darauf, daß der König den Tribut übernehme, welchen er der Pforte versprochen habe. Hieran scheiterten die Verhandlungen, u. Tököli, von vielen Magnaten verlassen, mußte sich bald 1682 an die Türken um Hülfe wenden. Muhammed IV. schloß, da der Waffenstillstand mit dem Kaiser bald abgelaufen war, mit Tököli ein Bündniß, ernannte ihn gegen einen jährlichen Tribut von 40,000 Thlr. zum Fürsten von U. unter türkischer Hoheit u. ließ den Großvezier Kara Mustapha in U. mit 200,000 Mann einrücken. Dessen ungeachtet dauerten die Unterhandlungen zum Schein in Constantinopel wegen des Waffenstillstandes u. eben so zwischen Tököli u. dem König fort, ja dieser ertheilte Tököli selbst die Erlaubniß die Fürstin Rakoczy zu heirathen u. gab sie frei, wodurch Tököli in den Besitz der Festung Munkacs kam u. auf deren Gütern er 14,000 Mann aushob. Nun warf er die Maske ab, eroberte 1682 Szathmar, Kaschau, Eperies, Leutschau u. die Bergstädte, während sich die Paschas von Großwardein u. Ofen der Städte Fülek u. Tokay bemächtigten. Das Einmische der Türken that aber Tököli bei den Ungarn u. in Europa großen Schaden u. er fand daher nirgends Hülfe. Indessen überschritt Kara Mustapha die ungarische Grenze u. rückte bis vor Wien (s.u. Türkisches Reich S. 28), aber am 12. Sept. 1683 geschlagen, mußte er eiligst fliehen u. das eroberte U. verlassen. Gran ergab sich am 21. Oct. den Kaiserlichen, Leutschau am II. Dec., u. Tököli suchte, den Türken nicht mehr trauend, die Vermittlung Polens ü. dann die der deutschen Fürsten nach, aber alles umsonst. Wiederum bot nun Leopold I. Amnestie für jeden Mißvergnügten an, welcher sich bis Ende Febr. 1684 unterwürfe; 14 Magnaten, 17 Gespanschaften u. 12 Städte unterwarfen sich dem König, u. da Ludwig XIV. mit Leopold Frieden schloß, Venedig dem Bündniß gegen die Pforte beitrat u. der Fürst Apafi dem Kaiser sogar sein Land anbot, so sank den Türken der Muth immer mehr, u. Tököli verlor 1685 Eperies, sah Kaschau bedroht u. begab sich nach Großwardein, um dort Hülfe zu fordern. Die Türken dachten aber ernstlich an den Frieden u. verhafteten, um ihre Aufrichtigkeit zu zeigen, am 4. Oct. Tököli u. brachten ihn nach Adrianopel. Jetzt legten die meisten Mißvergnügten die Waffen nieder u. erhielten Amnestie; Kaschau öffnete den Kaiserlichen die Thore, Ungvar u. Patak wurde erobert, Szolnock selbst fiel, u. nur Munkacs, wo Tökölis Gattin war, widerstand. Muhammed IV. ließ, da sich die Friedensunterhandlungen zerschlagen hatten, Tököli frei, welcher aber in U. keine Macht wieder zusammenbringen u. Munkacs mit den 9000 Türken, welche ihm der Sultan überließ, nicht entsetzen konnte. Am 2. Sept. 1686 eroberten die Kaiserlichen Ofen mit Sturm u. hierauf rückte der General Caraffa wieder in Oberungarn ein, errichtete zu Eperies ein Blutgericht aus 13 Personen, welche meistens Ausländer waren, u. begann im Febr. 1687 eine Menge von Processen; viele Schuldige od. Verdächtige wurden gefoltert u. das Schaffot war bis zum Nov. 1687 permanent, u. erst als der neue Oberbefehlshaber des kaiserlichen Heeres, der Markgraf Ludwig von Baden, selbst gegen Caraffa bitter in Wien klagte, wurde sein Gerichtshof aufgelöst. Am 12. Aug. 1687 schlug der Herzog von Lothringen den Großvezier bei Mohacz u. wendete sich dann nach Siebenbürgen, das er besetzte; Fürst Apafi entfloh. Im Aug. 1687 berief Leopold I. einen Reichstag nach Presburg, wo er die Erwählung seines Sohnes Joseph zum König u. die Aufhebung des ungarischen Wahlrechts u. der von Andreas II. den Ständen verwilligten Selbsthülfe gegen den König durchsetzte. Die Stände gaben nach, aber nach Erlöschen des Hauses Habsburg sollten sie das Recht haben einen neuen König zu wählen. Im Dec. d. J. wurde Joseph als König gekrönt. 1688 ging endlich Munkacs an den General Caraffa über u. Tökölis Gemahlin wurde mit ihren Kindern nach Wien gebracht, während Tököli sich noch an der Theiß hielt. Der Türkenkrieg (s. Türkisches Reich S. 30) aber wurde 1699 durch den Frieden von Karlowitz geendigt, das von den Türken besetzte U., mit Ausnahme des Bezirks von Temesvar, nebst Siebenbürgen den König zurückgegben, Tököli auf immer aus U. verbannt.

Dieser Friede, ohne ungarische Abgeordnete geschlossen u. in seinen Folgen zu Beschränkungen der ungarischen Freiheiten u. Weiterausdehnung der königlichen Rechte führend, mißfiel den U.; die sogenannte Commissio neoacquistica, vor welcher alle Ansprüche auf die unter türkischer Hoheit gewesenen Güter geltend gemacht werden mußten, entschied nicht nach den Erwartungen der Betheiligten; die Religionsfreiheit wurde immer mehr beschränkt, der Erzbischof Kollonitsch verjagte alle reiche protestantische Bürger aus seiner Diöcese u.[197] die anderen Bischöfe folgten ihm hierin nach. Der jüngere Franz Rakoczy, Tökölis Stiefsohn, wurde nun der Führer der Unzufriedenen, er wurde aber im Mai 1701 gefangen, floh jedoch aus der Gefangenschaft zu Wienerisch-Neustadt nach Polen. Der Spanische Erbfolgekrieg nöthigte den Kaiser auch den Ungarn eine hohe Contribution aufzulegen u. den größten Theil seiner Truppen aus dem Lande zu ziehen, um dieselben nebst 12,000 Ungarn gegen Frankreich zu gebrauchen. Der geächtete Franz Rakoczy wurde 1703 aus Polen nach U. gerufen u. begab sich in die nördlichen Grenzgebirge, wo viele meist protestantische Bürger u. Bauern sich zu ihm fanden, welche sich wegen Religions- u. Steuerdruck dorthin geflüchtet hatten, u. erließ am 7. Juni 1703 von hier aus ein Manifest, welches ganz U. zur Erhebung gegen den König aufrief. Anfangs blieben die drei Comitate an der Theiß dem Aufstand fern, ja der dortige Adel vereinigte sich unter Alexander Karolyi u. Stephan Csaki u. schlugen die Tumultuanten bei Dolha. Karolyi begab sich nun nach Wien, u. indem er die Treue der drei Comitate heraushob, bat er um eine Erleichterung der Contributionslast für deren Bewohner. Da er aber nichts erreichte, so vereinigte er sich nun mit Franz Rakoczy, welcher mit 20,000 Mann selbst nach U. gekommen war u. dessen Truppen sich täglich mehrten, ob er gleich am 14. Juni von dem General Nigrelli bei Munkacs geschlagen worden war. Jetzt nahm man in Wien ein milderes System an, u. im Oct. 1703 verkündete der Prinz Eugen den Erlaß eines Drittheils der Contribution u. Amnestie. Die Mißvergnügten hörten aber nicht darauf, sondern fuhren, auf die ihnen versprochene Hülfe Frankreichs u. Baierns bauend, fort dem König zu widerstreben; Rakoczys Unterbefehlshaber Berczeny nahm in Oberungarn Scepus u. Leutsch, blockirte Neuhäusel u. schickte Streifparteien bis Mähren u. Österreich vor; mit ihm hatte sich Karolyi vereinigt, ja selbst Simon Forgacz, Graf von Borsod, ein kaiserlicher General, verließ die österreichischen Dienste, um sich mit den Insurgenten zu vereinigen, auf deren Seite auch der Neffe des Palatins Esterhazy war. Dieser Aufstand setzte den Wiener Hof in große Verlegenheit. Der Feldmarschall Heister schickte Truppenabtheilungen in die südlich von der Donau gelegenen Gegenden u. General Schlick sollte mit einem Theile der Besatzung von Passau den Rebellen von Nordungarn die Spitze bieten; aber beide Generale mußten sich, der eine nach Presburg, der andere gegen Wien zurückziehen, um die Hauptstadt zu decken. Der Kaiser mußte mit den Mißvergnügten in Unterhandlung treten, aber ihre Forderungen waren zu excentrisch u. die Unterhandlungen zerschlugen sich wieder. Die Ungarn hatten sich der Übergänge über die Donau, die Morava u. die Waag versichert u. mit den Franzosen einen Angriff auf Wien verabredet, wohin Karolyi im Juni 1704 an der Spitze eines ungarischen Corps rückte u. diese Stadt in großes Schrecken setzte. Die Hoffnungen der Ungarn auf die erwartete Unterstützung wurden indessen durch die Niederlage der Franzosen u. Baiern von Blenheim u. Hochstädt am 15. Aug. vereitelt, u. Karolyi zog sich, da der kaiserliche Feldmarschall Heister Verstärkungen erhielt, nach U., Rakoczy, welcher mit 30,000 Mann Eperies u. Neuhäusel schon genommen hatte u. im Begriff stand Leopoldstadt zu belagern, an die Theiß zurück. Karolyi wurde Ende 1704 zwischen der Raab u. Donau von Heister zweimal geschlagen, Forgacz auf der Insel Schutt u. Franz Rakoczy am 26. Dec. bei Tyrnau.

Leopold starb am 5. Mai 1705 u. ihm folgte sein ältester Sohn Joseph I., welcher alle Mittel anwendete die Mißvergnügten zu versöhnen; aber diese hielten, ungeachtet der Abberufung des strengen Feldmarschalls Heister u. der sogleich neu verkündeten Amnestie, eine aufrichtige Versöhnung mit Österreich für unmöglich. Sie waren Anfangs! 705 mit 75,000 Mann wieder vorgerückt, hatten ein Corps von 11,000 Österreichern zum Rückzug nach der Insel Schutt genöthigt u. fuhren fort Leopoldstadt, Pesth, Ofen, Peterwardein u. Großwardein zu belagern, fielen auch unter Berczeni in Steyermark, Mähren u. Österreich ein u. streiften bis vor Wien. In Siebenbürgen war der österreichische General Rabutin nach Hermannstadt zurückgedrängt worden u. behauptete nun diesen Platz. General Herbeviller zog gegen Siebenbürgen, schlug am 11. Aug. den Fürsten Franz Rakoczy an der Waag, entsetzte, Leopoldstadt u. Pesth, erzwang bei Szegedin den Übergang über die Theiß, vertrieb die Malcontenten von Großwardein, schlug am 11. Nov. Franz Rakoczy noch einmal bei dem verschanzten Paß von Sibo, an der Grenze von U. u. Siebenbürgen, befreite Hermannstadt, vereinigte sich mit dem General Rabutin u. stellte in ganz Siebenbürgen die königliche Regierung wieder her. Aber während Rakoczy in Siebenbürgen unterlag, blieben seine Untergenerale Batthyanyi in Nieder- u. Oczkai in Oberungarn fortwährend Meister im Felde u. hörten nicht auf Wien zu bedrohen. Joseph ging nun auf das Anerbieten Hollands u. Englands ein die Vermittlung zwischen ihm u. den Mißvergnügten zu übernehmen. Aus dem Lager von Oltswa willigte Franz Rakoczy zwar in diese Vermittelung, berief aber zugleich einen Reichstag auf den 1. Sept. d.i. auf das Rakoser Feld zusammen, welchen er jedoch wegen des siegreich gegen Pesth vorrückenden Generals Herbeviller nach Seczin verlegen mußte, wohin ihn der Erzbischof von Kalocsa als Vermittler begleitete. Die Stände beschlossen nun zwar dem König treu zu bleiben, weil er sich zur Abstellung aller Mißbräuche u. Berücksichtigung ihrer Beschwerden erboten habe, allein eine Conföderation nach Art der Polnischen zu errichten. Man wählte nun im Sept. 1705 Rakoczy zum Herzog u. Haupt der Conföderation u. einen Senat von 25 Personen, welcher ihm zur Seite stehen sollte. Am 27. Oct. 1705 wurde der Friedenscongreß eröffnet u. am 11. Mai 1706 kam ein Waffenstillstand zu Stande. Ende Juni überreichte die Rakoczysche Deputation ein Friedensproject in 23 Punkten, über welche man sich jedoch nicht einigen konnte, bes. da der Kaiser Siebenbürgen als unabhängiges Fürstenthum nicht anerkennen wollte. Rakoczys Abgeordnete brachen also am 22. Juli 1706 die Unterhandlungen ab u. der Krieg begann von Neuem. Bereits vor dem Waffenstillstand vom 11. Mai hatte Batthyanyi mit den Malcontenten Ödenburg vergebens belagert, dagegen hatten sie Ungarisch Altenburg mit beträchtlichen Magazinen genommen. Dieses wieder zu erobern drang Palffy, welcher jetzt die Österreicher in U. befehligte, gegen Raab vor, schlug dort Forgacz u. eroberte Ungarisch Altenburg schnell wieder; aber hier empfing er die Nachricht vom Waffenstillstand.[198] Nach Wiederausbruch der Feindselig leiten erhielt Graf Starhemberg den Oberbefehl gegen U.; er wartete im Lager bei Komorn vergebens auf Rabutin, welcher von Siebenbürgen aus sich mit ihm vereinigen sollte, u. unterdessen eroberte Rakoczy am 9. Oct. Gran. Rabutin war ohne Befehl umhergeirrt, hatte Kaschau vergeblich belagert, dann sich gegen Tokay u. Debreczin gewendet, endlich den Befehl erhalten sich nach Ofen zu wenden u. Winterquartiere zwischen Stuhlweissenburg u. Simonthorna bezogen. 1707 vertrieb Franz Rakoczy die Jesuiten aus U. (doch blieben einige als Professoren in Tyrnau u. Kaschau zurück), ließ sich in Siebenbürgen am 28. März 1707 zum Fürsten wählen u. berief für dasselbe Jahr einen ungarischen Reichstag nach Onod. Der König hatte den Protestanten in U. erklären lassen, daß sie von ihm nichts zu fürchten hätten; diese Erklärung machte zuerst auf die Thurotzer Gespanschaft günstigen Eindruck u. diese ließ eine Adresse an sämmtliche andere Comitate ergehen u. zum Frieden ermahnen. Rakoczy, hierüber erzürnt, wollte seine Würde als Haupt der Conföderation niederlegen, worauf die andern Abgeordneten die Deputirten des Thurotzer Comitats in der Sitzung überfielen u. tödteten, am 16. Mai 1707 U. von der österreichischen Herrschaft lossagten u. Rakoczy bis zum weiteren Beschluß der Stände zum Reichsvicar mit dem Titel eines Herzogs ernannten. Auf diesem Reichstage waren die Abgeordneten von 29 Gespanschaften versammelt gewesen, am 4. Aug. erschien aber ein Umlaufsschreiben vom König, aus welchem hervorging, daß 11 Barone, 40 Magnaten, 13 Freistädte, 20 Bischöfe u. ganz Kroatien u. Dalmatien an dem Beschluß vom 16. Mai keinen Antheil genommen hätten, sondern dem König treu geblieben wären. Unterdessen war Starhemberg, ansehnlich verstärkt, im Juni ins Feld gerückt, hatte Leopoldstadt u. Trenczin verproviantirt u. wollte Neuhäusel belagern, indeß die Nachricht, daß Oczkai Mähren mit einem Einfalle bedrohe, rief ihn nach Presburg zurück. Oczkai zog sich aber zurück, drang jedoch dann wieder gegen Mähren vor, sobald Starhemberg sich gegen Neuhäusel wendete, u. verleitete ihn so die Zeit durch Hin- u. Hermärsche zu verlieren. Rabutin war über Raab u. Ofen nach Siebenbürgen marschirt u. hielt dort die Malcontenten von allen bedeutenden Unternehmungen zurück, aber durch seinen Abmarsch hatten diese auf dem rechten Donauufer, wo Graf Palffy die Österreicher befehligte, ganz die Oberhand erhalten. Starhemberg, welcher Neutra belagerte, mußte dieses Unternehmen aufgeben u. Palffy zu Hülfe eilen, aber während er hier die Ungarn zurücktrieb, drangen diese auf dem linken Ufer vor u. fielen in Mähren ein. Starhemberg bezog endlich Winterquartiere. Im Dec. 1707 schrieb nun Joseph I. einen Reichstag nach Presburg auf den 29. Febr. 1708 aus, aber Rakoczy ließ seine Truppen an der Waag streifen u. die Wege unsicher machen u. verbot seinen Anhängern den Reichstag zu besuchen; die Zeit zur Beruhigung U-s durch Güte sei vorüber, ließ er dem Palatin sagen, u. er selbst werde vielleicht, aber bewaffnet, erscheinen. Nun ernannte der König den Feldmarschall Heister wieder zum Obergeneral in U. u. der Reichstag kam zu Stande; aber die Unterhandlungen scheiterten an dem Widerstand der katholischen Clerisei, u. Joseph I. vertagte ihn schon am 12. März. 1709 verscheuchte Heister die Schaaren, welche unter Esterhazy u. Bezeredy Wien bedrohten, ging dann am 27. Juli mit seiner Cavallerie bei Komorn über die Donau u. schlug am 4. Aug. bei Trenczin die Ungarn unter Rakoczy gänzlich, zwang Neutra zur Übergabe u. machte Anstalten Neuhäusel zu belagern. Von hier wurde er aber abgerufen, um die Ungarn von dem rechten Donauufer zu vertreiben, von wo aus Esterhazy wieder Wien bedrohte. Dieser aber zog nach Steyermark u. entging den Kaiserlichen. In Siebenbürgen wurde Rabutin durch General Kriechbaum abgelöst, welcher das ganze Jahr über diese Provinz gegen Karolyi vertheidigte. Am 25. Aug. 1710 eroberte Heister Simonthorna u. kurz darauf Veszprim, worauf sich ganz Niederungarn unterwarf. Palffy belagerte während der Zeit Neuhäusel, da er aber öfters genöthigt wurde sich gegen Barcseni zu wenden, welcher auf dem rechten Donauufer die österreichischen Grenzen bedrohte, so wurde während seiner Abwesenheit Neuhäusel immer von Neuem verproviantirt. Heister brachte im Herbst noch das halbe Zipserland zum Gehorsam, nachdem er mehre einzelne Corps von Rakoczys Heer geschlagen hatte. Durch das Kriegsglück der Kaiserlichen verloren die Malcontenten den Muth u., da die Unterstützung von außen aufhörte, so neigten sie sich zum Frieden. 1711 kam es in Szathmar zu Unterhandlungen, u. obgleich Rakoczy dieselben stets zu verhindern suchte, so kam doch der Friede zu Szathmar am 1. Mai 1711, bes. durch die Bemühungen Palffys, zu Stande. Die Conföderirten erhielten Amnestie u. selbst Rakoczy, welcher nach Polen gegangen war, sollte, wenn er binnen drei Wochen zurückkehrte, den Eid der Treue leistete u. die Festungen überlieferte, Gnade erhalten; den Protestanten wurde freie Religionsübung zugestanden u. alle Rechte der Nation, als ein Palatin, Reichstag, Selbstbesteuerung, einheimische Gerichte, freiwilliges Kriegsaufgebot, Entfernung der Fremden, aufrecht erhalten; dagegen verzichtete U. auf die Rechte der Königswahl u. der Selbstbewaffnung, welche Andreas II. zugestanden hatte. Mitten unter diesen Verhandlungen starb am 17. April 1711 Joseph I.

Karl III. (als Deutscher Kaiser Karl VI.), sein Bruder, folgte ihm u. bestätigte den Frieden von Szathmar Die durch diesen Frieden erhaltene Ruhe zu befestigen war Karls Bestreben u. deshalb begab er sich im April 1712 selbst zum Reichstag nach Presburg, welcher aber, da die Pest sich Presburg näherte, im Juli vertagt werden mußte u. erst nachdem Frieden von Rastadt im Juli 1714 wieder versammelt werden konnte u. bes. wegen der Religionsstreitigkeiten ein ganzes Jahr dauerte. Die eifrigen Katholiken verlangten die Aufhebung der Religionsfreiheit, u. blos den lebhaften Vorstellungen Karolyis, Palffys u. des Prinzen Eugen von Savoyen gelang es dieselbe aufrecht zu halten. 1716 brach ein neuer Türkenkrieg aus (s. Türkisches Reich S. 30f.); der glückliche Gang desselben für die kaiserlichen Waffen erweckte die Besorgnisse des spanischen Ministers Alberoni, u. dieser gab den Türken den Rath den Fürsten Georg Rakoczy aus Frankreich, wo er lebte, zurückzurufen, um durch denselben innere Unruhen zu erregen. Als dieser aber im Oct. 1717 in der Türkei ankam, fand er dort schon große Mutlosigkeit u. den Sultan zum Frieden geneigt, u. seine Hoffnungen wurden vollends durch den [199] Frieden zu Passarowitz im Juli 1718 vernichtet. Durch diesen Frieden wurde U. bedeutend vergrößert, da die Kleine Walachei, Temesvar, Serbien bis an den Trinok u. die Drina, Belgrad u. Bosnien bis zur Unna damit vereinigt wurden. Auch wurde ein Handelstractat zwischen U. u. der Türkei errichtet. Da der König Karl III. keinen männlichen Erben erhielt, so wollte er die 1713 errichtete Pragmatische Sanction auch in U. einführen u. er Züchte bes. die Protestanten dafür zu gewinnen. Er berief also 1721 die Commission für Religionssachen nach Pesth, welche aber nach fast sechsmonatlicher Sitzung ohne Resultat auseinander ging. Auf dem Reichstage zu Presburg 1722 wurde indessen die Pragmatische Sanction einstimmig angenommen. Die königliche ungarische Hofkanzlei wurde errichtet, welche für Vollziehung der Reichsgesetze zu sorgen hatte u. in deren Geschäftskreis alle Landesangelegenheiten, mit Ausnahme der Justiz- u. Cameralsachen, gehörten; die Steuerfreiheit des Adels wurde anerkannt, wofür derselbe die Verpflichtung übernahm bei der aufgebotenen Insurrection zu den Waffen zu greifen; die Gerichtsverfassung wurde verbessert u. den Magistraten zur Pflicht gemacht die Bauern gegen die Unterdrückung ihrer Grundherrn zu schützen. Für die Protestanten geschah auf diesem Reichstage nichts. Auf einem zweiten Reichstage, welcher vom Mai 1728 bis Nov. 1729 dauerte, suchte der König die Frohnen u. die Leibeigenschaft einzuschränken u. das Recht abzuschaffen, welches sich die Adeligen angemaßt hatten, jedes für sich od. ihre Kinder erkaufte Bauerngut steuerfrei zu machen. Darüber kam es zu lebhaften Streitigkeiten u. großen Reclamationen, ohne daß etwas Festes bestimmt worden wäre. 1731 erließ der König eine Resolution zur Erklärung der Hauptverträge von 1681 u. 1687, in deren Folge die Protestanten allerhand Bedrückungen u. Vergewaltigungen ausgesetzt wurden u. fast zu einer im Lande nur geduldeten Secte herabsanken. Ein neuer Türkenkrieg von 1737–39 (s. Türkisches Reich S. 32) entriß U. fast alle Erwerbungen des Passarowitzer Friedens wieder; der Verlust von Belgrad hierbei erbitterte die Ungarn auf's höchste. Am 20. Oct. 1740 starb Karl III., u. ihm folgte, der Pragmatischen Sanction zu Folge, seine Tochter Maria Theresia, welche seit 1736 mit dem Großherzog Franz Stephan von Toscana vermählt war. Der Anfang ihrer Regierung war stürmisch u. unglücklich. Karl III. hatte ihr ein zerrüttetes Heer, einen leeren Schatz u. erschöpfte Länder hinterlassen, welche nun von allen Seiten bedroht wurden, u. der Österreichische Erbfolgekrieg brach aus. Während König Friedrich II. von Preußen Schlesien eroberte, rückte der Kurfürst Karl Albrecht von Baiern in Österreich ein, besetzte Passau u. Linz (Aug. 1741) u. bedrohte Wien; Alle, selbst ihr Gemahl, riechen der Königin Maria Theresia zur Nachgiebigkeit u. Abtretung einiger Provinzen, aber sie blieb standhaft. Aus dieser Noch retteten sie die Ungarn; am 11. Sept. 1741 erschien sie in der Reichsversammlung zu Presburg u. erklärte, sie erwarte die Rettung der Monarchie blos von der Tapferkeit u. Treue der Ungarn. Blut u. Leben für unseren König Maria Theresia! (Moriamur pro rege nostro Maria Theresia) war der einstimmige begeisterte Zuruf, u. noch an demselben Tage wurde eine Deputation zur Organisirung der Insurrection niedergesetzt. An die Spitze derselben, welche man auf 50–60,000 Mann bringen wollte, wurde der Palatin Palffy gestellt. Die Anträge des Kurfürsten von Baiern an den Reichstag, gegen das Erbrecht der Königin, wurden verworfen, die des Königs von Preußen gar nicht beantwortet u. Frankreichs Theilungsprojecte der österreichischen Staaten hatten blos die Beschleunigung der Rüstungen zu Folge. Am 21. Sept. 1741 wurde auch der Gemahl Maria Theresias, der Großherzog Franz Stephan, zum Mitregenten von U. erwählt u. darauf Ende Oct. der Reichstag geschlossen. Die ungarischen Truppen, das britische Hülfsgeld u. der Friede mit Preußen im Juni. 1742 änderten die Lage der Sachen. Böhmen u. Ostern reich wurde wieder erobert, Baiern u. das Elsaß in Besitz genommen, aber Böhmen wurde durch das Wiederbeginnen des Krieges mit Preußen bedroht. 1744 rief Maria Theresia noch einmal u. mit demselben Erfolg die Ungarn zur Rettung des Staates zu den Waffen. Österreichs Überlegenheit wurde wieder hergestellt, u. bis zum Aachener Frieden 1748 bildeten, bes. in Italien, die Ungarn die Hauptstärke des österreichischen Heeres. Zugleich trug dieser Krieg viel zur Aussöhnung U-s u. der deutschen Staaten Österreichs bei; man fing in Wien an die so lange verkannte Nation zu würdigen u. ihr Liebe u. Zutrauen zu schenken. Erst von jetzt an konnten Ungarn in der ganzen österreichischen Monarchie jeden Posten im Staate erhalten. Den Bitten der Protestanten um Abhülfe ihrer drückenden Lage konnte aber die Königin, gehindert durch den Krönungseid u. die Landesgesetze, nicht abhelfen. Manches geschah dagegen für die Erleichterung des Landmannes, ohne den Adel zu erbittern; deutsche Sitten wurden mehr u. mehr nach U. verpflanzt u. Maria Theresia hielt nach dem Tode des Palatins Batthyanyi, 1765, 16 Jahre lang keinen Reichstags ohne deshalb das Zutrauen der Ungarn zu verlieren. Unter ihr wurden die Zipserstädte, Siebenbürgen, ein Stück der Moldau u. das Banat von Temesvar mit drei Gespanschaften wieder mit U. vereinigt, aber das in der Theilung von Polen gewonnene Galizien u. Lodomerien blieb eine eigene österreichische Provinz.

Maria Theresia starb am 29. Nov. 1780, u. ihr folgte ihr Sohn Joseph II., welcher schon seit seines Vaters Tode 1765 Mitregent der Königin war. Er wollte seine Völker zu einem Ganzen zusammenschmelzen, unbekümmert um die Volksthümlichkeit, wie um das Hergebrachte. Um dieses möglich zu machen, verlangte er unumschränkte Gewalt, u. da diese bes. in U. durch den Königseid auf die Verfassung beschränkt war, so berief er keinen Reichstag u. ließ sich, um dem Eid zu entgehen, gar nicht krönen. Seine Neuerungen fanden indeß in U. nur Beifall bei den Bürgern u. Bauern, zu deren Gunsten sie eingeführt werden sollten, entschiedene Abneigung aber bei jenen, denen sie Nachtheil brachten. Die Aufhebung der Klöster, das Toleranzedict (vom 29. Oct. 1781), die Simultanelementarschulen für Katholiken u. Protestanten u. die Preßfreiheit erbitterten bes. den Clerus; die Aufhebung der Leibeigenschaft, die Steuerregulirung, die Einführung einheimischer Gesetzbücher u. die Aufhebung der Bevorzugung den Adel; die Begründung einer Gleichförmigkeit des ganzen Staatenvereins u. das Gebot für Alle deutsch zu lernen, die Magyaren u. Slawen. Der Aufstand in den Niederlanden u. der unglückliche Gang des Türkenkrieges 1788–90 (s. Türkisches Reich S. 35f.),[200] in welchen sich der Kaiser verwickelt hatte, bewirkte auch in U. eine Bewegung, welche sich deutlich offenbarte, als ein Befehl zu Getreidelieferung für das Heer erschien. Mehre Magnaten verweigerten den Gehorsam, u. es entstand eine solche Gährung, daß der König durch ein Rescript vom 28. Jan. 1790 die Neuerungen widerrief u. alles wieder dahin brachte, wie es beim Antritt seiner Regierung gewesen war. Der ungemessenste Jubel erhob sich bei dieser Nachricht; Adel, Geistlichkeit u. Bürgerschaft überboten sich in Festen, um diesen Triumph der ungarischen Sache zu feiern. Drei Wochen nach Erlaß des Widerrufungsdecrets starb Joseph II., welchem sein Bruder Leopold II. folgte. Leopold II. war vor Allem bedacht die Gemüther zu beruhigen. Der Reichstag zu Presburg, welcher sogleich zusammentrat, war seit 25 Jahren der erste wieder u. sehr stürmisch. Man wollte sogar Einrichtungen, welche Karl III. od. Maria Theresia gemacht hatten, aufheben, dem König einen höchst beschränkenden Krönungseid vorlegen, die Verfassung von auswärtigen Mächten garantiren lassen etc. Aber Leopold II. setzte diesem Sturm Weisheit u. feste Haltung entgegen; den Widerruf der Neuerungen seines Bruders ließ er in Kraft, doch befahl er am 8. Febr. 1791 die Inarticulation des Toleranzedicts (dessen Aufhebung der Clerus gleichfalls beantragt hatte) in die Reichstagsbeschlüsse u. die Aufnahme unter die Landesgesetze, was der Reichstag auch billigte. Nach diesem Artikel sollten die Protestanten Augsburgischer u. Helvetischer Confession ungestört freie Religionsübung haben; zu Processionen, Messen u. anderen Ceremonien nicht mehr gezwungen werden, in kirchlichen Angelegenheiten von ihren kirchlichen Obern abhängen, Kirchen u. Schulen bauen dürfen, den Lehrplan selbständig bestimmen, Prediger u. Lehrer selbst wählen, bei Kirchen- u. Schulbauten der Katholischen keine Hülfe zu leisten brauchen etc. Leopold II. schloß den Frieden von Szistova mit den Türken, welcher U-s Grenzen sicherte, u. st. am 1. März 1792. Sein ältester Sohn Franz I. (als Deutscher Kaiser Franz II.) folgte; er wurde 1792 als König von U. gekrönt u. bemühte sich die Eintracht zwischen U. u. Österreich zu erhalten. Unter ihm kämpften in den Revolutionskriegen 1792–1800 die Ungarn auf den Schlachtfeldern in Deutschland, Italien u. U., in den Kriegen Napoleons 1805 u. 1809, im Russischen Feldzug 1812 u. in den Kriegen 1813, 14 u. 15. Ihre Anhänglichkeit an das Haus Habsburg zeigte sich bes. 1809, als die französische Armee Pesth bedrohte u. Napoleons Aufruf von einer Versammlung auf dem Racoser Felde sprach. Der Bruder des Kaisers Franz, der Erzherzog Joseph, seit 1796 Palatin des Reichs, wachte zu allen Zeiten mit treuer Fürsorge für U. u. setzte auf den zahlreichen Reichstagen, welche er hielt, manches Gute u. Nützliche durch, aber seine Nachgiebigkeit war auch die Ursache einer immer mehr u. mehr unter dem Adel u. Clerus gegen das österreichische System sich bildenden Opposition, an deren Spitze u.a. Graf Stephan Szechenyi stand. Die Protestanten befanden sich auch wieder in der Lage mit ihrer Stellung unzufrieden sein zu müssen, da sie trotz dem Gesetz vom 8. Febr. 1791 von dem katholischen Clerus allerhand Unbilden u. Beeinträchtigungen erfuhren. Der König suchte durch die Nichtberufung des Reichstages jene Opposition zu vereiteln, da aber ohne Genehmigung des Landes Steuern er- u. Recruten ausgehoben werden sollten u. sich im Lande Widerstand dagegen zeigte, so wurde 1825 ein Reichstag berufen, mit welchem die Regierung sich noch verständigte. Von dem Reichstage 1830 wurde der Gebrauch der Ungarischen Sprache in den Gerichten u. bei der Militärverwaltung durchgesetzt. An der Polnischen Insurrection 1830 u. 1831 nahmen die Ungarn zwar nicht durch die That Theil, doch äußerte sich manche Sympathie für die Polen, u. es erfolgten mehre Adressen von Gespanschaften zu deren Gunsten. Die Cholera, welche im Sommer 1831 nach U. eindrang, gab zu traurigen Verwirrungen Anlaß; zuerst kam es im Juni in Pesth zu Unruhen, welche durch die Wegnahme der Schiffsbrücke, um Ofen von Pesth zu trennen, verursacht, jedoch bald unterdrückt wurden; aber im August brachen in Oberungarn überall ernsthafte Tumulte aus. Ärzte, Beamte u. bes. bei den Contumazanstalten Angestellte wurden, weil die Cholera durch Vergiftung der Brunnen u. durch vergiftete Arzneien verursacht sein sollte, ermordet, adelige Güter geplündert u. deren Bewohner getödtet. Da die österreichische Armee gerade in Italien versammelt war, so fehlte es an Truppen, um den Aufstand schnell niederzuwerfen, u. erst als mehre Regimenter in Oberungarn einrückten, gelang es die Ruhe wieder herzustellen. Im März 1835 starb Franz I., u. sein ältester Sohn Ferdinand V. (als österreichischer Kaiser Ferdinand I.), schon 1830 zum König von U. gekrönt, folgte ihm. Noch währte der Reichstag in seiner gewohnten Weise fort. Der König genehmigte, daß den zeither in Lateinischer Sprache abgefaßten Gesetzartikeln auch der ungarische Text beigefügt werde; ferner willigte er in die Einverleibung der zeither eximirten Gespanschaften Kraszna, Szolnok u. Zamna, sowie des Districtes von Köwar in das Königreich U., u. endlich kam auch noch das Urbarialgesetz zu Stande, wodurch die bäuerlichen Verhältnisse besser geordnet, dagegen die unbedingte Steuerfreiheit des Adels wesentlich beschränkt wurde. Mit diesen Resultaten schloß sich endlich der 1832 begonnene Reichstag am 2. Mai 1836. Auf demselben zeichnete sich als Redner der Opposition Kossuth, Déak, Beselenyi u. Andere aus, veranlaßten aber durch ihre Freisinnigkeit die Regierung gegen die Redefreiheit einzuschreiten u. die Redner mit Processen zu verfolgen. Gegen eine Anfangs 1837 auftretende große Räuberbande unter der Anführung Schobris mußte sogar Militär aufgeboten werden. 1838 litt U. sehr durch Wasserfluthen, bes. beim Eisgang am 14. März. Zu Pesth allein betrug der an 3000 Häusern u. an Waaren angerichtete Schaden 20 Mill. Gulden.

Am 6. Juni 1839 wurde der neue Reichstag eröffnet. Die Regierung legte drei Propositionen vor: Recrutenstellung zur Ergänzung des Heeres, Militärverpflegung zur Erleichterung des Landmanns u. Regulirung des Donaubettes. Die Ständetafel beschloß die königlichen Anträge nicht eher in Erwägung zu ziehen, als bis den Beschwerden des Landes über die Verletzung der Rede- u. Wahlfreiheit abgeholfen sei; obgleich die Magnatentafel diesem Beschluß nicht beitrat, so ergab der Reichstag doch beim Schluß am 12. Mai 1840 ein günstiges Resultat. Der Handel, neubelebt durch einen am 22. Febr. publicirten Handelstractat Österreichs mit Rußland über die freie Donauschifffahrt, erhielt ein Wechselrecht, für Hebung des Ackerbaues[201] u. der Industrie wurden zweckmäßige Bestimmungen getroffen, ein Gesetz für das Erbrecht der Unterthanen erlassen, für die Eisenbahnlinie nach Triest das Expropriationsgesetz etc. Die Begünstigungen für den Gebrauch der Ungarischen Sprache wurden wesentlich ausgedehnt, dieselbe sollte gebraucht werden von der inneren Landesverwaltung bei ihrer Correspondenz mit der Regierung, von der Statthalterei bei ihren Erlassen u. Circularen, von den Kassen bei ihrer Rechnungsführung, von den geistlichen Behörden in ihrem Verkehr mit einander u. mit den weltlichen Behörden; nach drei Jahren sollte kein Geistlicher mehr angestellt werden, welcher der Ungarischen Sprache nicht mächtig sei, binnen drei Jahren sollten auch an Orten, wo keine ungarischen Predigten gehalten würden, die Matrikeln ungarisch geführt werden. Das Gesetz, wodurch den Juden Besitzfähigkeit aller Art u. das Bürgerrecht zugestanden werden sollte, wurde vom König nur mit mehren Beschränkungen genehmigt. Rücksichtlich der kirchlichen Verhältnisse U-s kam bes. die Stellung der Protestanten zu den Katholiken, sowie die Bestimmung wegen gemischter Ehen zur Frage, wobei sich die Stimmung immer mehr gegen die strenge römische Praxis wendete. In den Comitatscongregationen traten sich die verschiedenen Parteien ebenfalls feindlich gegenüber u. kam es zu ernsten Wirren. In dem Pesther Comitate wurde von der liberalen Partei der Stände die Öffentlichkeit u. Mündlichkeit der Gerichte durchgesetzt u. sogar eigenmächtig die Einführung dieses Gerichtshaltens bestimmt, doch mußte sie in Folge Einschreitens der Regierung unterbleiben. Ferner rief die Frage der Adelsbesteuerung, bes. bei der Generalversammlung am 12. März 1843 im Szabolcser Comitate, einen Tumult hervor. Bei den Deputirtenwahlen in dem Marmaroser Comitat, sowie in dem Comitat Bekes kam es zwischen den beiden feindlichen Haufen der magyarischen u. walachischen Bauernedelleute über die Wahl eines Deputirten zu einem Treffen, wobei es mehre Todte u. viele Verwundete gab. Gleiches fand in Szatmar Statt, u. die Juraten u. Schreiber begingen mannigfache Unordnungen, welche sich in Presburg bei Ankunft des Deputirten in noch ärgerem Maße wiederholten. Am 20. Mai 1843 wurde der Reichstag vom König eröffnet. Die Regierung brachte acht wichtige Punkte in Vorschlag u. außerdem sollte das auf dem Reichstag von 1839 noch nicht Erledigte besprochen werden. Aber ungeachtet der Reichstag sich 18 Monate (bis zum 12. Nov. 1844) in die Länge zog, waren doch die Resultate desselben gering. Unter den zu Gesetzen erhobenen Gegenständen waren die wichtigsten: In Zukunft sollten alle königlichen Propositionen, Decrete, Bescheide u. Erlasse an den Reichstag, sowie auch die Gesetze in Ungarischer Sprache abgefaßt sein u. überhaupt Ungarisch die officielle Sprache der Hofkanzlei u. der anderen Behörden u. bes. des Reichstages sein, nur den Kroaten solle es, im Falle sie der Ungarischen Sprache nicht mächtig wären, gestattet sein durch die nächstfolgenden sechs Jahre ihr reichstägiges Votum lateinisch abzugeben. Gemischte Ehen sollten künftig auch von protestantischen Geistlichen rechtskräftig geschlossen werden können; der Übertritt der Katholiken zu einer Protestantischen Confession wurde erleichtert; auch Nichtadelige sollten künftig zu Grundbesitz u. Ämtern befähigt sein. In Hinsicht auf die Reichstagsquartiere u. Reichstagskosten wurden bestimmte Gesetze gegeben; auch die Staatsfrohnen wurden näher regulirt. Bedeutende Verlegenheiten erwuchsen jedoch der Regierung aus den Conflicten der verschiedenen Nationalitäten, welche am schärfsten ausgeprägt u. in bedenklichster Weise hervortretend sich in U. zeigten, wo der Sieg der Magyaren über die Slawen in dem Sprachenstreite der nationalen Agitation die lebhafteste Nahrung gegeben hatte. Vorzugsweise tief trat die Spaltung in Kroatien bei dessen, aus legislativer Unter- u. Beiordnung sonderbar gemischtem Verhältniß zu U. hervor. Während daselbst die nationale Partei Trennung von U. erstrebte, kämpfte die auch im Lande bedeutend vertretene ultramagyarische Partei für völlige legislative Vereinigung. Das Agramer Comitat wurde der Hauptschauplatz, wo der Streit ausgefochten wurde, da hier zugleich die lange schwebende Frage wegen der vollen Stimmberechtigung der Turopolyer (einer magyarischen adeligen Bauerncolonie, s. Turopolya) bei den Comitatsverhandlungen zu einer. Entscheidung drängte, von welcher dann das Übergewicht der einen od. anderen Partei abhing. Die mit ängstlicher Spannung erwarteten Wahlen zur Erneuerung der Comitatsbeamten nahmen denn auch den wüstesten Verlauf. Nachdem endlich am 19. Juli eine gültige Wahl zu Stande gekommen u. für den magyarischen Abgeordneten siegreich ausgefallen war, erfolgte ein heftiger Zusammenstoß der feindlichen Parteien, bei welchem das herbeigezogene Militär sich zum Feuern gezwungen sah u. wobei 18 von den Illyriern getödtet u. eine große Zahl verwundet wurde. Die drohendste Aufregung, welche sich bes. in wüthendem Hasse gegen das Militär äußerte, war die Folge hiervon. Die Regierung suchte möglichst zu beschwichtigen, so durch Entfernung des Militärs, durch Untersagung der Geltendmachung des Virilstimmrechtes der Turopolyer u. durch die an die versammelten Stände gerichtete Aufforderung einen Vorschlag zu entsprechender Organisation des Landtages vorzulegen. Dieser Vorschlag ging dann auch auf die administrative Trennung von U. In U. selbst, wo ohnehin die von der Regierung mit Festigkeit durchgeführte Ernennung von Administratoren der Obergespansämter die Opposition in lebhafter Bewegung erhielt, riefen jene Vorgänge eine große Aufregung hervor, u. die Pesther Comitatsstände entsandten sogar im Dec. eine Deputation zur Beschwerdeführung nach Wien. Daß dieselbe, angeblich aus formellen Gründen, keinen Zutritt bei dem Kaiser erhielt, ließ die ungarische Opposition nur um so gereizter auftreten, bes. da später ein den ganzen Schritt tadelndes Rescript erschien u. die Gerüchte von einer beabsichtigten Trennung Kroatiens sich erhielten. Die Wahlen in U. gingen auch 1845, bes. in dem Trentschiner, Biharer u. Honther Comitat, nicht ohne gewaltthätige Auftritte ab; dennoch trafen mehre, solchen Ausschreitungen vorbeugende Maßregeln der Regierung auf den entschiedensten Widerspruch u. selbst thätlichen Widerstand. Ebenso kam es in der Angelegenheit des ungarischen Schutzvereins für inländische Industrie zu Excessen. Der patriotische Eifer der exaltirten Ungarn ging dabei selbst so weit, daß sie Leute auf der Straße anfielen u. deren Kleider beschädigten, weil sie ausländische Stoffe trugen. Im Gegensatz hiervon erfolgte die Selbstbesteuerung des Adels in manchen, namentlich im Zolaer Comitate, dann die von der Regierung eröffnete. Aussicht, daß[202] sämmtliche Elementarschulen reformirt werden sollten, so wie endlich die Weisung der Regierung an die von ihr niedergesetzte Commission zur Berathung über die Communicationsmittel, dabei auch die Regelung der Flüsse zu ihrem besonderen Augenmerk zu machen, von wesentlichem Nutzen war. Die Aufstände in Galizien u. Krakau (s.d.) im Febr. 1846 erregten zwar in U. die alte Sympathie für Polen, riefen aber nicht die mindeste Spur von Aufstand hervor, wie man in Frankreich u. den insurgirten Gegenden wohl gehofft hatte. Ein charakteristisches Zeichen der Zeit zwischen dem Reichstage von 1845 u. dem vom Jahr 1847 war das Hervortreten einer Bewegung auf dem materiellen Gebiete, welche bes. von der liberal-conservativen Mittelpartei unter der Führung des Grafen Széchenyi hervorgerufen u. erhalten wurde u. sich namentlich durch die Gründung einer großen Anzahl von Vereinen kundgab. Doch mischten sich auch hier vielfach politische Rücksichten ein, wie namentlich der von Kossuth, der Seele der liberalen Opposition, gegründete u. von Pesth aus bald über das ganze Land verbreitete Schutzverein für inländische Industrie, welcher den durch die Hemmnisse der österreichischen Zwischenzollliuie herbeigeführten Nachtheilen begegnen sollte. Außerdem bildeten sich Fabrik-, Industrie- u. Landwirthschafts-, Theißregulirungs- etc. Vereine, u. daneben fand die Ablösung der Urbarialgaben u. Zinsen eine immer weitere Verbreitung. Dabei ruhten auch die Bestrebungen der Oppositionspartei auf dem Felde der eigentlichen Politik keineswegs; außer der jetzt vorzugsweise betonten Gefahr der Trennung Kroatiens von U. richtete sie bes. ihre Angriffe auf die von der Regierung beliebte Bestellung von besoldeten Administratoren für die Comitate an Stelle der meist abwesenden Obergespane. Nachdem zumal die wegen der Befürchtungen hinsichtlich Kroatiens nach Wien abgegangene Deputation der Pesther Comitatsstände vom König nicht empfangen worden war (s. oben S. 202) u. außerdem ein den ordnungswidrigen Vorgang tadelndes Rescript zur Folge gehabt hatte, wuchs, bes. im Pesther Comitate, die Aufregung der Opposition, welche sich nun in fortgesetztem Widerstande der Comitate gegen die Administratoren äußerte. Mitten unter diesen Wirren starb der Erzherzog-Palatin Joseph am 13. Jan. 1847, nachdem er die Palatinatswürde seit 1796 bekleidet hatte. Sein Sohn, Erzherzog Stephan, wurde zu seinem Nachfolger ernannt u. übernahm im August den Vorsitz in der Statthalterei. Die Noth des Hungerjahres betraf auch U. schwer; zur Linderung derselben verwilligten einzelne Comitate Unterstützungen u. außerdem wurden durch die Statthalterei den Bauern Vorschüsse zu Saatgetreide gewährt. Übrigens machte sich die Bevölkerung in keiner Weise irgend einer Gewaltthätigkeit schuldig. Das Resultat der Wahlen der Deputirten für den Reichstag fiel zu Gunsten der Opposition aus; daneben hatten sich auch in der Magnatentafel die oppositionellen Elemente verstärkt. Die Eröffnung des Reichstages in Presburg fand durch den König Ferdinand am 12. Nov. 1847 statt, u. zwar bediente sich derselbe dabei zum ersten Mal der Ungarischen Sprache. Die königlichen Propositionen betrafen die Wahl eines neuen Palatin, erleichternde Maßregeln betreffs der Militärverpflegung, Regelung der reichstägigen Vertretung der Städte, einen Gesetzvorschlag über die Erwerbfähigkeit adeliger Güter, über Ablösung der Urbariallasten, über Aufhebung der Zwischenzolllinie, über Verbesserung der Communicationsmittel (Theißregulirung, Fiumaner Eisenbahn), nochmalige Verhandlung des Beschlusses über Einverleibung Siebenbürgens, Vorlegung eines neuen Strafgesetzbuches etc. Der Reichstag beschäftigte sich neben der Adresse u. der in erster Reihe stehenden Administratorenfrage vorzüglich noch mit der Besteuerungsfrage u. die darüber eröffneten Verhandlungen führten zu dem Resultat, daß hinsichtlich der Domesticalsteuer der Adel gleich besteuert u. daß der Adel auch bei der zu errichtenden allgemeinen Landeskasse zur Deckung allgemeiner Landesbedürfnisse gleichmäßig mit den Nichtadeligen steuern sollte. Bezüglich der Urbarialablösungsfrage wurde beschlossen, daß der Grundherr in den Loskauf des Bauern willigen müsse, sobald derselbe diesen wolle u. vermöge. Auch für Abschaffung der Censur u. Erlaß eines Preßgesetzes sprachen sich beide Tafeln aus. Zugleich tauchte auch die Sprachenfrage wieder auf, u. man beschloß, daß die bisherigen diesfallsigen Anordnungen erweitert u. verschärft werden möchten; den Kroaten dagegen sollte in ihren inneren Verhältnissen der Gebrauch jeder Sprache frei stehen. Endlich wurde auch der Antrag auf Wiedereinverleibung der Partes, namentlich Siebenbürgens, in U., von der Ständetafel angenommen u. der Erzherzog-Palatin sollte danach angegangen werden die Vollziehung des betreffenden Gesetzes zu erwirken.

Die Kunde von der französischen Februarrevolution 1848 konnte kaum irgendwo einen tieferen Eindruck machen, als in dem gährenden U. Alsbald beschloß die Ständetafel, in welcher jetzt Kossuth das Wort führte, daß in einer unverzüglich an den Monarchen zu richtenden Adresse der Wunsch ausgesprochen werde, daß der König allen seinen Provinzen eine freie Verfassung, U. aber nach altem Rechte eine selbständige Verwaltung gebe. In der Magnatentafel wurde der Adresse (14. März) beigestimmt. Die Adresse verlangte aber in ihrer Spitze die Umwandelung des gegenwärtigen Collegialregierungssystems in ein verantwortliches ungarisches Ministerium u. sprach zugleich die Hoffnung auf Abstellung der bisher in der Verwaltung hervorgetretenen Übelstände u. Unordnungen, sowie die Bitte aus, daß der König Mitglieder der ungarischen Statthalterei an den Reichstag beordern, welche unter persönlicher Verantwortlichkeit die vollziehende Gewalt ausüben u. die nöthigen Aufklärungen etc. geben möchten. Daneben beschlossen die Stände in der Circularsitzung vom 14. März, daß alle Steuern u. öffentliche Lasten, einschließlich der Kriegssteuer, auf alle Landesbewohner gleichmäßig vertheilt, die Urbariallasten u. bäuerlichen Abgaben aufgehoben u. die Entschädigungen vom Staate übernommen werden möchten; den Städten solle noch auf diesem Reichstage eine verhältnißmäßige Ausübung des Stimmrechtes ertheilt u. die Deputirten sollten nun nicht mehr als Vertreter des Comitats od. einer einzelnen Kaste, sondern als Repräsentanten des ganzen Volkes betrachtet werden. Zugleich beschloß der Reichstag für den nächsten Tag die Absendung einer Deputation nach Wien, welche dem König die in der Adresse ausgesprochenen Wünsche persönlich vortragen, bes. aber die Bildung eines unabhängigen ungarischen Ministeriums betreiben sollte. Inzwischen war aber auch das Volk von der [203] Bewegung ergriffen worden, ja die aus seiner Mitte erhobenen Wünsche hatten bereits das vom Reichstage hingestellte Strebeziel überholt. Besonders galt dies von der Bewegung in Pesth, dem eigentlichen Mittelpunkte aller politischen Agitation. Nachdem hier das Volk durch die Finanzwirren einmal erregt worden war, bemächtigte sich die radicale Jugend, im Gegensatz zu den bisherigen Leitern der Opposition, bald der Bewegung u. stellte als Programm ihres Strebens folgende zwölf Punkte auf: Ein verantwortliches unabhängiges ungarisches Ministerium; Aufhebung der Censur; jährlicher Zusammentritt des Reichstages in Buda-Pesth; Religionsfreiheit u. Gleichheit vor dem Gesetze; Einberufung des ungarischen u. Entfernung des fremden Militärs aus dem Lande; Beeidigung des Militärs auf die Verfassung; Nationalgarde; Amnestie für die politischen Gefangenen; Geschwornengerichte; Lehr- u. Lernfreiheit; Union mit Siebenbürgen; Aufhebung der Hofkanzlei u. der Statthalterei. Die Nachrichten von dem Wiener Aufstande (s. Österreich S. 450 f.) brachen vollends allen Widerstand der Gemäßigten u. am 15. März machte auch die städtische Behörde von Pesth die zwölf Forderungen zu den ihrigen. Die Militärbehörde verhielt sich dem Allen gegenüber passiv. Tags darauf wurden dann zwei Sicherheitsausschüsse für die Stadt u. das Comitat Pesth gebildet. Inzwischen hatte die von Presburg abgegangene Reichstagsdeputation, Kossuth an der Spitze, in Wien bei dem König eine wohlwollende Aufnahme gefunden; die Forderungen der Nation wurden gewährt. Durch kaiserliches Handbillet vom 16. März wurde der Palatin Erzherzog zum kaiserlichen Stellvertreter in U. u. Batthyanyi, bisher Führer der Opposition in der Magnatentafel, zum Ministerpräsidenten ernannt. Der Reichstag beschloß nun auch seine baldige Auflösung, da er sich nicht als wahre Volksvertretung betrachten dürfe; nur die Bestimmung über den Wirkungskreis des Ministeriums u. ein Wahlgesetz sollten noch erledigt werden. Die in der Circularsitzung vom 14. März gefaßten Beschlüsse wurden ohne Anstand von beiden Tafeln angenommen. Dem entsprechend erklärten auch die geistlichen Vertreter im Reichstage auf den geistlichen Zehnten mit geringen Einschränkungen verzichten zu wollen. Ein Gesetzentwurf zur Errichtung einer Creditbank, um die durch Aufhebung ihrer Rechte in Verlegenheit gerathenen adeligen Gutsbesitzer zu unterstützen, fand allgemeine Zustimmung. Was die übrige gesetzgeberische Thätigkeit des Reichstages anlangte, so zeigte sich derselbe eher conservativ als radical; ein von ihm angenommenes Preßgesetz war so wenig im Sinne des Liberalismus, daß es vom Volke in Presburg u. Pesth öffentlich verbrannt wurde; ebenso ließ das neue Wahlgesetz die Volksvertretung eine immer noch sehr beschränkte sein u. begünstigte den Adel gegen den Nichtadel; die Magnatentafel blieb als Oberhaus: die den Juden am 14. März ertheilte Wahlfähigkeit u. Wählbarkeit wurden wieder zurückgenommen. Inzwischen hatte sich die Regierung in Wien so weit ermannt, daß sie von den übrigen Zugeständnissen des 16. März noch zu retten versuchte, was zu retten wäre; bes. mußte man beanstanden, daß U. ein eigenes Ministerium für den Krieg u. die Finanzen habe, das Letztere um so mehr, nachdem laut der, am 23. März von dem Ministerpräsidenten dem Reichstage u. der Regierung vorgelegten Ministerliste Kossuth zum Finanzminister ernannt worden war. So gelangte am 29. März eine königliche Resolution an den Reichstag, laut welcher die ungarische Hofkanzlei als Cassationshof fortbestehen u. alle Ernennungen, Gnaden etc. des Königs vermitteln, die Verwaltung der ungarischen Kameralgüter dem Finanzministerium entzogen, ein Kriegsministerium gar nicht gestattet werden sollte etc. Die Aufregung hierüber war so groß, daß der Erzherzog-Palatin sich veranlaßt sah sofort als Vermittler nach Wien abzugehen, u. es gelang ihm das dortige Cabinet dahin zu vermögen, die neueren Beschränkungen, unter wenigen Vorbehalten hinsichtlich der Verwaltung des Finanz- u. Kriegsministeriums, zurückzunehmen. Hierauf wurde der Reichstag am 11. April vom König persönlich geschlossen. Gleichzeitig erfolgte die königliche Sanction für sämmtliche vom Reichstage beschlossenen Gesetze; hierzu gehörte auch ein dem Minister der öffentlichen Arbeiten zuletzt noch ertheilter Credit von 10 Mill. Fl. zur Vollendung der ungarischen Eisenbahnen. Das schon früher bestätigte Ministerium bestand nun aus Batthyanyi als Ministerpräsident, Szemere für das Innere, Esterhazy für das Äußere, Kossuth für die Finanzen, Déak für Justiz, Meßaros für den Krieg, Eötvös für Cultus u. Unterricht, Széchenyi für öffentliche Arbeiten, Klauzel für Handel u. Ackerbau. Sobald das Ministerium in Pesth eingetroffen war (14. April), lösten sich die Sicherheitsausschüsse auf u. die ungarische Hofkanzlei wurde aufgehoben. Sofort aber zeigte es sich auch, welch eine ungeheuere Aufgabe der neuen Regierung zu lösen blieb. Eine der nächsten Schwierigkeiten erwuchs ihr schon aus der österreichischen Finanzlage, indem die österreichische Regierung jetzt offener mit dem Plane hervortrat, daß ein Theil der österreichischen Staatsschuld (dem ursprünglichen Plane nach der vierte Theil) auch von den Ländern der ungarischen Krone übernommen werde, ein Plan, welcher weder bei dem Volke, noch bei dem Ministerium Beifall fand. Weitere Verlegenheiten entstanden dem Ministerium auch von vornherein aus den Ausschreitungen einer übelverstandenen Freiheit im niederen Volke. Zunächst äußerten sich dieselben in Judenverfolgungen, so in Kaschau, Eperies, Neustadtl, Szered, Pesth, so daß dagegen endlich sogar zur Verkündigung des Standrechtes geschritten werden mußte. Die Bauern forderten Entschädigungen für ihre bisherigen Leistungen u. brauchten, bes. in den nördlichen Comitaten, Selbsthülfe durch Plünderung der Besitzungen ihrer Gutsherren. Und da noch keine entsprechenden Unterbehörden geschaffen waren, so sah sich das Ministerium dem Allen gegenüber ziemlich machtlos.

Doch dies Alles trat bald vor einer Verwickelung ganz anderer Art zurück, vor der Bewegung in den nichtmagyarischen Ländern der ungarischen Krone, deren Hauptheerd Kroatien war. So verschieden auch das Strebeziel der einzelnen Völkerschaften (Kroaten, Slowaken, Serben, Raitzen, Walachen etc.) war, so kamen sie doch alle darin überein, Unabhängigkeit von U. zu erringen. Den nächsten Anstoß zu offenem Widerstande gab die Kunde von der Bewilligung eines ungarischen Ministeriums. Darauf riefen die Kroaten in Agram u. die Raitzen in Karlowitz aus eigener Machtvollkommenheit Nationalversammlungen zusammen, deren Beschlüsse auf völlige Lostrennung von U. u. Errichtung eigener[204] nationaler Regierungen gerichtet waren. Die Seele der kroatischen Bewegung war der Banus von Kroatien, Slawonien u. Dalmatien, Baron von Jellachich (s.d.); dieser nahm alsbald eine feindselige Stellung gegen das ungarische Ministerium ein, drohte in U. mit einem Heere einzubrechen, um dem sonderbündlerischen Treiben der Magyaren ein Ende zu machen, verfolgte u. vertrieb die Anhänger des Magyarenthums u. erklärte selbst das Standrecht, um sie einzuschüchtern. Vergebens erließ der Erzherzog-Palatin ein abmahnendes Schreiben an ihn, vergebens sandte die ungarische Regierung den vom Könige bestätigten Feldmarschalllieutenant Hrabowski als Commandanten u. Commissär in die aufständischen Gegenden; derselbe wurde an der Grenze zurückgewiesen, später sogar als dem Kriegsrecht verfallen erklärt. Eine Landesversammlung in Warasdin beschloß auf das ungarische Ministerium keine Rücksicht zu nehmen u. nur dem Ban zu gehorchen. Ähnliches geschah in Kreuz am 14. Mai. In Agram ging man bereits damit um, ein eigenes kroatisches Ministerium zu errichten, u. an den Kaiser wurde die Erklärung gerichtet, daß man für die Selbständigkeit Kroatiens bis auf den Tod kämpfen werde. Inzwischen hatten die Raitzen auf ihrer Nationalversammlung in Karlowitz noch viel maßlosere Forderungen erhoben als die Kroaten, indem sie auf ein großes Stück ungarischen Landes Anspruch machten, welches als Serbische Wojwodschaft als besonderes Kronland anerkannt werden sollte; zugleich stellten sie aus eigener Machtvollkommenheit die alte Würde eines Serbischen Wojwoden wieder her u. wählten Schuplikatz (s.d.) dazu, wie sie den Erzbischof Rajachich zum Patriarchen der Griechischen Kirche in U. ernannten. Die ungarische Regierung erklärte die Karlowitzer Versammlung für ungesetzlich u. schrieb eine Versammlung der Serben nach Temesvar aus, welche jedoch nicht zu Stande kam. Die Serben begannen auch am frühesten offene Gewaltthätigkeiten, indem sie sich in den Besitz der beanspruchten Gebietstheile zu setzen suchten; sie wurden zwar von Hrabowski in den ersten Junitagen zurückgedrängt, benutzten aber den ihnen dann bewilligten vierzehntägigen Waffenstillstand nur zu neuen Rüstungen. Auch die Slowaken im Norden U-s versuchte die antimagyarische Agitation zur Erhebung aufzuwiegeln, traf jedoch hier auf Widerstand. Dagegen erhoben sich in Siebenbürgen (s.d. S. 34 f.) die Walachen u. Sachsen aufs Entschiedenste gegen die vom siebenbürgischen Reichstage befürwortete u. vom König später auch bestätigte Union mit U., indem auf einer Volksversammlung in Kronstadt am 18. Mai Treue gegen den König, aber Widerstand gegen U. beschlossen wurde. So waren die Magyaren fast von allen Seiten mit Feinden umgeben; dazu hatte die Regierung nicht einmal eine verläßliche Militärmacht zu ihrer Verfügung. Ihre Forderungen wegen Zurückberufung des ungarischen Militärs aus Italien fanden keine Beachtung, u. das fremde Militär, bes. die Italiener, war meist magyarenfeindlich gesinnt. Deshalb entschloß sich auch das Ministerium endlich durch Proclamation vom 17. Mai zur Bildung einer 10,000 Mann starken mobilen Nationalgarde aufzufordern u. fand dabei im Volke eine ebenso große Bereitwilligkeit, wie bei der Aufforderung zu Geldspenden für Gründung eines Fonds als Hypothek für die zu creirenden Banknoten. Freilich aber stand dies Alles nicht im Verhältniß zu den von allen Seiten andringenden Gefahren. Unter denselben zeigte sich die kroatische Angelegenheit noch immer als die dringendste. Batthyanyi war deshalb selbst nach Innsbruck zum Kaiser gereist, u. dahin war auch der Ban Jellachich beschieden gewesen, aber nicht erschienen, worauf er entsetzt wurde (10. Juni). Eine kaiserliche Proclamation an die ungarischen Slawen vom 10. Juni forderte zugleich zur Unterwerfung unter die ungarische Regierung auf. Gleichwohl aber wurde der Ban, als er wenige Tage nach seiner Entsetzung am kaiserlichen Hoflager erschien, aufs Neue in seinem Posten bestätigt. Auch tagte die vom Kaiser als ungesetzlich erklärte kroatische Landesversammlung, u. zwar als Vertreterin der Königreiche Kroatien, Slawonien u. Dalmatien, ungestört fort; sie forderte vom König ausdrücklich die Vereinigung jener drei Provinzen zu einem von U. unabhängigen Kronlande, falls sie nicht ihre in Italien kämpfenden Soldaten heimberufen solle. Nochmals erklärte der König ihr Treiben für ungesetzlich, u. doch geschah nichts zu ihrer Auflösung.

So gestaltet waren die Verhältnisse, als die auf den 2. Juli einberufene erste Nationalversammlung U-s am 5. Juli durch den Erzherzog Stephan eröffnet wurde, welcher die Versicherungen wiederholte, welche die Proclamation vom 10. Juni enthalten hatte. Die große Mehrzahl der aus 370 Abgeordneten bestehenden Nationalversammlung, in welcher an die Stelle der früheren Magnaten u. Ständetafel ein Ober- u. ein Unterhaus trat, gehörte dem gemäßigten vormärzlichen Liberalismus im Sinne Batthyanyi's an. Am 11. Juli verlangte der Finanzminister, unter Hinweis auf die allseitig drohende Gefahr, von der Versammlung die Ermächtigung zur Aufstellung einer disponibel Streitmacht von 200,000 M. u. zu deren Ausrüstung u. Unterhaltung auf ein Jahr die Bewilligung von 42 Mill. Fl. CM. Seine Forderungen wurden gewährt. Am 20. Juli wurde über die von dem Wiener Cabinet verlangte, von dem ungarischen Ministerium befürwortete weitere Theilnahme U-s am Kriege in Italien beschlossen. Inzwischen wurden am 25. u. 29. Juli Verhandlungen wegen eines Vermittelungsversuchs zwischen Ungarn u. Kroatien mit dem Erzherzog-Palatin, Batthyanyi u. dem Ban Jellachich gepflogen, welche aber wieder zu keinem Resultate führten. Zwar hatte Jellachich zugesagt, sobald U. seine Streitkräfte von der kroatischen Grenze zurückgezogen habe, dasselbe zu thun; obgleich aber das Erstere geschah, sammelte der Ban im Gegentheil, bes. um Warasdin, eine beträchtliche Heeresmacht, erklärte auch, alle Versuche einer gütlichen Beilegung des Streites hätten ihr Ende erreicht. Hierzu kamen nun noch die Metzeleien, welche bereits in den serbischen Comitaten, nachdem einmal in Neusatz der Anfang mit einer blutigen Erhebung gegen alle Nichtserben gemacht worden war (26. Juni), allerorten von Volkshaufen verübt wurden. Dies Alles rief endlich auch die ungarische Regierung zu größerer Energie auf. Täglich zogen jetzt Nationalgarden nach dem bedrohten Süden hinab; alle gefährdeten Linien wurden besetzt; die anfänglich gesetzte Zahl der Mobilgarde war bald überschritten; dagegen stellte sich auch bald ein fühlbarer Mangel an erprobten Anführern heraus, da bereits ein Theil der Offiziere sich von der Bewegung zurückzog. Auch in den Finanzangelegenheiten entfaltete[205] nun die Regierung eine größere Thätigkeit; schon Anfang Juli langte das erste ungarische Silbergeld aus Schemnitz in Pesth an u. Kossuth schritt nun zur Emittirung ungarischer Banknoten, deren Annahme in österreichischen Kassen aber der österreichische Finanzminister verbot. Durch Verordnung vom 15. Aug. rief nun Batthyanyi auch den Landsturm zwischen Donau u. Drau auf. Im Reichstag war unterdessen das neue Recrutirungsgesetz berathen worden. Um die Sanction dieses, wie des Finanzgesetzes in Wien durch den wieder dahin zurückgekehrten König zu erlangen, da der Erzherzog-Palatin durch Erlaß vom 14. Aug. des Amtes eines königlichen Stellvertreters in U. enthoben worden war, wurden Batthyanyi u. Déak Ende August nach Wien gesandt, jedoch dort längere Zeit ohne Entscheidung hingehalten. Da indessen im Lande selbst die Aufregung über die Ungewißheit der Verhältnisse immer höher stieg u. zugleich die ungarischen Waffen an den von den Serben besetzten Römerschanzen neue Niederlagen erlitten u. die Raitzen neue Raubzüge angestellt hatten, erklärte Kossuth im Reichstage am 4. Septbr. sich für die Nothwendigkeit, daß die Nation sich eine vollziehende Gewalt wähle, welche blos in Rücksicht auf die Gefahr des Vaterlandes handele, nur solle vorher noch der letzte Versuch mit einer nochmaligen Deputation an den König gemacht werden, welche jedoch höchstens 48 Stunden in Wien verweilen dürfe. Der Vorschlag wurde angenommen, eine Deputation von 100 Nationalvertretern gewählt u. diese ging, geführt von Pazmandy, am 5. Sept. nach Wien ab u. überreichte am 9. Sept. dem König die Adresse, deren Forderungen sich bes. auf Heimsendung der ungarischen Truppen, auf die kroatischen Verhältnisse, die Beseitigung der Reaction u. Bestätigung der von der Nationalversammlung beschlossenen Gesetze bezogen. Die Antwort des Königs war ausweichend, u. da nun gleichzeitig ein kaiserliches Handbillet an den Ban Jellachich bekannt geworden war, durch welches derselbe in alle seine Ämter u. Würden wieder eingesetzt war, so legte, nach der Rückkehr der Deputation von Wien, das Ministerium Batthyanyi nieder u. die Versammlung ernannte Kossuth zum Ministerpräsidenten, welcher auch sogleich seine Collegen erwählte. In derselben Sitzung beschloß die Versammlung ferner die Ermächtigung des Finanzministeriums zur Ausgabe von Fünfguldennoten, statt der Conscription die Werbung durchs ganze Land für die Nationalarmee (Honved), endlich die Heimberufung sämmtlicher ungarischer Soldaten. In Folge weiterer Verhandlungen mit dem Erzherzog-Palatin wurde Batthyanyi von diesem wieder zum Ministerpräsidenten ernannt. Inzwischen hatte nun aber Jellachich am 9. Sept. die Drau überschritten u. war, da Graf Adam Teleky, Commandant der Drauarmee, sich vor ihm zurückgezogen hatte, ohne Schwertstreich bereits bis Groß-Kanischa vorgedrungen. Bei der geringen Verläßlichkeit auf die vorhandenen Heerführer beantragte Kossuth am 15. Sept. in der Nationalversammlung, daß der Statthalter Erzherzog Stephan selbst, altungarischer Rechte gemäß, sich zur Armee begebe. Derselbe war auch hierzu bereit u. langte am 21. Sept. im Hauptquartier Keßthely am Plattensee an. Da jedoch Jellachich nicht zu den Unterhandlungen erschien, so sah der Erzherzog Stephan seine Mission für beendigt an, kehrte nach Ofen zurück, verließ schon in der nächsten Nacht das Land, gab in Wien seine Entlassung ein u. entfernte sich dann aus den österreichischen Staaten. Unterdeß war in Wien die Bedingung, an welche Batthyanyi die Wiederannahme der Ministerpräsidentur geknüpft hatte, Jellachichs Rückzug, nicht angenommen worden, u. Batthyanyi hatte abermals seinen Rücktritt erklärt, war aber durch das Drängen des Reichstages bewogen worden auf seinem Posten zu verharren u. hatte nun eine neue Ministerliste von sehr gemäßigtem Charakter aufgestellt. Doch auch diese wurde in Wien verworfen. Dagegen erschienen zwei königliche Manifeste vom 25. Sept.; nach dem einen wurde Graf Franz Lamberg zum königlichen Commissär in U. u. zum Obercommandanten aller in U. befindlichen Truppen ernannt, das andere forderte das ungarische Militär auf sofort zu den k. k. Fahnen zurückzukehren (denn bei den Werbungen für U. waren auch viel Soldaten der Linie in die Honved übergetreten). Beide Manifeste wurden von der Nationalversammlung am 27. Sept. als von keinem ungarischen Minister gegengezeichnet für ungültig erklärt u. eine Proclamation erlassen, worin allen Truppen verboten war dem Grafen Lamberg Folge zu leisten. Sobald die Kunde von den königlichen Manifesten am 28. Sept. ins Volk gedrungen war, verbunden mit der Nachricht, daß Jellachich bereits bis Stuhlweißenburg vorgerückt sei u. daß die ungarische Krone aus Ofen nach Wien gebracht werden solle, so gerieth Alles in die heftigste Bewegung u. bewaffnete Schaaren strömten nach Ofen. Als hierbei Graf Lamberg auf der Brücke zwischen Ofen u. Pesth ermordet wurde, wurde die Verständigung mit dem König vollends unmöglich. Dafür schien auch der noch an demselben Tage gefaßte Beschluß der Nationalversammlung zu sprechen, daß, da gegenwärtig kein eigentliches Ministerium bestehe, die vollziehende Gewalt einstweilen dem Landesvertheidigungsausschusse übertragen werden solle. Dieser, schon seit einiger Zeit neben der Regierung behufs der Ordnung der Landesvertheidigung bestehend, war fast nur aus radicalen Mitgliedern zusammengesetzt, Kossuth sein Präsident. Die Minister zeichneten von nun als Mitglieder dieses Ausschusses.

In diese Tage fiel nun auch der Anfang des Krieges zwischen U. u. Kroatien. Die Ungarn unter General Móga, welcher jetzt das Commando übernommen hatte, griffen am 29. September den bereits bis wenige Stunden vor Ofen vorgedrungenen Ban Jellachich bei Velencze an u. schlugen denselben, gewährten ihm aber dennoch einen dreitägigen Waffenstillstand, welchen er dazu benutzte, seine Armee auf österreichisches Gebiet zu führen. Am 7. October stand er in Haimburg. Das ungarische Heer, inzwischen durch zahlreichen Landsturm verstärkt, machte unter Perczel u. Görgey am 3. October das, von dem Ban zur Folge nach Stuhlweißenburg dirigirte Corps der Generale Roth u. Philipovich bei Ozara gefangen. Jetzt wurde durch ein kaiserliches Manifest vom 3. Oct. der Ban als Oberbefehlshaber über alle in U., seinen Nebenländern u. Siebenbürgen liegenden Truppen, Nationalgarden u. Freicorps proclamirt u. ihm die volle Macht als kaiserlicher Stellvertreter übertragen, zugleich der ungarische Reichstag für aufgelöst, seine bisher nicht sanctionirten Beschlüsse u. Verordnungen für ungültig erklärt, das Königreich U. aber dem Kriegszustande unterworfen.[206] Unterzeichnet war das Actenstück von einem gewissen Recsey, welcher inzwischen in Wien zum ungarischen Ministerpräsidenten creirt worden war. Die ungarische Nationalversammlung erklärte das Manifest für ungesetzlich, da es von keinem in Pesth-Ofen residirenden Minister gegengezeichnet sei u. der Reichstag übrigens vor Bewilligung des Budgets nicht aufgelöst werden könne. In Wien aber veranlaßten die für die ungarische Sache aufs Neue erwachten Sympathien die Verhinderung des Abmarsches der nach U. bestimmten Truppen aus der Hauptstadt, woraus sich dann die Wiener Octoberrevolution entwickelte, um derentwillen die Ausführung der gegen U. beschlossenen Maßregeln einen Aufschub erlitt. Am 17. October langte aus Wien die Bitte um Hülfe von der ungarischen Nationalversammlung für den Wiener Aufstand an, worauf die ungarische Armee unter Móga Befehl zum Vorrücken erhielt, während Kossuth dem Heer 8000 M. vom Landsturm zuführte. Aber schon war jetzt Windisch-Grätz herbeigeeilt u. hielt Wien eng umschlossen; dennoch rückten die Ungarn, während Wien bereits capitulirte, vorwärts, bis sich ihnen am 30. Oct. unweit Schwechat ein Theil der kaiserlichen Armee, bes. von Jellachichs Heere, entgegenwarf u. sie zum Rückzug zwang. Móga mußte noch auf dem Schlachtfelde seinen Commandostab an Kossuth abgeben, während Major Görgey (s.d.) zum General u. Oberbefehlshaber ernannt ward. Nach der Unterdrückung des Wiener Aufstandes stand nun mit Gewißheit zu erwarten, daß Österreich sich mit aller Macht gegen U. kehren werde. Die oberste Machtvollkommenheit war jetzt in die Hände des Fürsten Windisch-Grätz gelegt worden, welcher den schon früher zur Unterwerfung U-s entworfenen Plan wieder aufnahm. Danach sollte U. von allen Seiten her zugleich angegriffen werden; die Hauptarmee, 65,000 M. unter Windisch-Grätz, sollte an der Donau gerade gegen Pesth-Ofen, General Simunich mit 9000 M. von Mähren aus in dem unteren Waagthal zur späteren Vereinigung mit dem Hauptheere, General Götz mit 7000 M. von der schlesischen Grenze durch den Paß von Jablunka in dem oberen Waagthale gegen die Bergcomitate, General Schlik endlich mit 20–24,000 M. von Galizien aus durch den Paß von Dukla nach Eperies zur Vereinigung mit Götz od. Windisch-Grätz vorrücken. Daneben sollte Puchner mit 32,000 M. im Westen aus Siebenbürgen im Maroschthale vordringen u. gemeinschaftlich mit Rukovina Arad entsetzen u. das Banat unterwerfen. Im Süden sollten die Serben, mit dem Landsturm etwa 30,000 M. stark, in der Bácska vordringen, um sich entweder mit Puchner od. mit Jellachich zu vereinigen. Von Südosten aus endlich sollten die Grenzer unter Trebersberg u. Dahlen über Fünfkirchen vorrücken. Und daneben war Nugent bestimmt von Steyermark aus mit 12,000 M. nach dem Plattensee zu gehen, um die Vereinigung der ungarischen Südarmee mit der Nordarmee zu verhindern. Die Ausführung dieses Kriegsplanes Österreichs gegen U. verzögerte sich aber noch um 6 Wochen, wodurch U. Zeit gewann seine verhältnißmäßig noch sehr schwachen Streitkräfte zu verstärken. Denn bis jetzt bestand die ungarische Macht nur aus Folgendem: die Hauptarmee, 30,000 M. mit 60 Kanonen, stand unter Görgey an der österreichischen Grenze um Presburg; im Norden gegen Schlik befand sich Meszáros mit 14,000 M. u. 32 Kanonen; in der Bácska u. im Banat stand Kiß mit 14,000 M. u. 30 Kanonen; in Siebenbürgen befanden sich fast nur noch die Trümmer einer Armee. Von den Festungen waren Peterwardein, Komorn, Esseg, Munkacz u. Leopoldstadt mit den Kriegsvorräthen allerdings in die Hände der Ungarn gekommen; dagegen befanden sich Arad u. Temesvar, gerade inmitten der insurgirten Gegenden, noch in der Gewalt österreichisch gesinnter Commandanten. Zur Vermehrung der Armee wurden nun die größten Anstrengungen gemacht. Wieder strömten den Werbungscommissären Tausende von Ungarn zu u. ebenso schloß sich eine große Menge der im Wiener Aufstande Compromittirten der ungarischen Sache an. Dazwischen fielen immer noch einzelne Ausgleichungsversuche vor (Meszáros selbst war an der Spitze einer Deputation noch einmal Mitte November in Olmütz); doch zeigte die kaiserliche Regierung keine Geneigtheit ernstlich auf Unterhandlungen einzugehen, sowie sie Kossuth u. Genossen auch bereits als Landesverräther erklärt hatte. Dem wirklichen Beginn des Krieges ging noch die am 2. Dec. erfolgende Abdankung des Kaisers Ferdinand u. die Erhebung seines Neffen Franz Joseph auf den österreichischen Thron vorher. Letzter bestätigte sofort den Fürsten Windisch-Grätz als kaiserlichen Stellvertreter in U. Die ungarische Nationalversammlung gab dagegen am 7. Dec. die Erklärung ab, daß sie den Thronwechsel nicht anerkenne, da der ungarische Thron nur im Todesfalle des gesetzlich gekrönten Königs erledigt werde, auch in diesem Falle der Nachfolger verpflichtet sei mit der Nation einen Krönungsvertrag zu schließen, Gesetze u. Constitution zu beschwören u. sich mit der Krone des St. Stephan krönen zu lassen.

Mitte December begannen endlich die Operationen der österreichischen Heere gegen U., indem Windisch-Grätz am 15. December bei Bruck den ungarischen Boden betrat. Das 1. Armeecorps unter Jellachich rückte auf dem rechten, das 2. auf dem linken Donauufer vor. Die Ungarn wichen Schritt vor Schritt zurück. Am 18. December zog das 2. Armeecorps bereits in Presburg ein, welches die Ungarn geräumt hatten, während Jellachich an demselben Tage nach einem lebhaften Gefecht gegen Görgey Wieselburg besetzte. Bei Raab, welches befestigt worden war, wollte nun Görgey eine Schlacht annehmen; da aber die vom Landesvertheidigungsausschuß zur Verstärkung seines schwachen Corps herbeigerufene Donauarmee unter Perczel, durch Nugents Vordringen vielfach behindert, nicht rechtzeitig eintreffen konnte, so räumte Görgey auch Raab u. ging bis auf Babolna zurück. Perczel hatte inzwischen bei Moor am 29. Dec. eine Schlacht gegen Jellachich angenommen, war aber von diesem geschlagen worden u. mußte auf Stuhlweißenburg zurückgehen u. konnte erst nach mehren Tagen in Pesth die Trümmer seines Corps wiedervereinigen. Auch die übrigen kaiserlichen Generale hatten unterdessen die ihnen vorgeschriebenen Operationen begonnen. Simunich, an der untern Wag vordringend, hatte Leopoldstadt eingeschlossen u. am 23. Decbr. nach einem Gefecht gegen Oberst Guyon Tyrnau genommen; Götz war durch den Jablunkapaß gegen die Bergstädte vorgedrungen u. hatte bei Sillein ein siegreiches Treffen bestanden; Schlik war von Dukla aus über Eperies bereits nach Kaschau gegangen, welches er am 22. December erreichte. Im Süden, im Banat, waren die U. am 17. Dec.[207] bei Werschetz von den Serben besiegt worden. Die Festung Arad, welche von 15,000 M. Ungarn eingeschlossen war, wurde nach der am 14. Dec. bewirkten Vereinigung der Colonnen des Grafen Leiningen, welcher von Temesvar aus entsendet worden war, u. des Oberstlieutenant Berger, welcher von Siebenbürgen vordrang, durch das siegreiche Gefecht bei St. Niklas entsetzt u. das Cernirungscorps zerstreut. Während so die Magyaren allenthalben im Nachtheil waren, hatte nur in Siebenbürgen, welches schon fast gänzlich in die Hände Puchners gefallen war, der Pole Bem ein Corps gebildet u. ansehnliche Vortheile errungen, indem er gegen Ende des December den Oberstlieutenant Urban bei dem Feketetopaß angegriffen u. bis Szamos-Ujvar zurückgedrängt u. dann bei Dees das Corps des Feldmarschalllieutenants Wardener in die Flucht geschlagen hatte. Inzwischen war Windisch-Grätz am 29. December in Raab eingezogen, während das 2 Armeecorps bis Komorn vorrücken, dort, falls sich die Festung nicht ergäbe, nur ein Observationscorps zurücklassen u. auf der Fleischhackerstraße nach Bicska u. Bia vorgehen sollte; das 1. Armeecorps dagegen in der Richtung von Stuhlweißenburg vordrang. Die Verbindung zwischen diesem, die rechte Flanke der Hauptarmee bildenden Corps u. dem aus Steyermark her am 15. December bereits bis nach Körmönd vorgedrungenen Corps Nugents, suchte Oberst Horvath durch seine Bewegung auf Veszprim herzustellen. So hatten die gut combinirten Bewegungen des Gesammtheeres bis zum Schlusse des Jahres auch die befriedigendste Ausführung gefunden. Eine auf Batthyanyi's Antrieb an den Fürsten Windisch-Grätz noch einmal mit Friedensvorschlägen abgeschickte Deputation war mit dem Bescheid, daß er mit Rebellen nicht unterhandle u. Unterwerfung auf Gnade u. Ungnade fordere, abgewiesen worden.

Mit Anfang des Jahres 1849 erhielt die ganze Kriegsführung eine andere Wendung, indem auf des Kriegsministers Meszaros Vorstellung von der Nothwendigkeit, die Hauptstadt Pesth aufzugeben u. den Sitz der Regierung in die Steppen hinter der Theiß zu verlegen, um dort Zeit zu neuen Rüstungen zu gewinnen, der Reichstag in der Nacht vom 30. auf den 31. December diesem Vorschlag Folge zu leisten beschloß, u. so räumten in der Nacht vom 4. zum 5. Januar 1849 die Ungarn ihre Hauptstadt, nachdem Kossuth bereits am 1. Januar, begleitet vom Landesvertheidigungsausschusse u. den Deputirten des Reichstages, mit der Krone des St. Stephan u. den Reichsinsignien sammt der Banknotenpresse nach Debreczin aufgebrochen war. Görgey wandte sich von Pesth über Waitzen den Bergstädten, Perczel von Szolnok der Theißgegend zu. So nahm Windisch-Grätz am 5. Januar von Ofen u. Pesth Besitz, u. der Krieg schien der Hauptsache nach beendigt. Die Verfolgung der fliehenden Feinde wurde für jetzt nur mehr als Nebensache betrachtet; dagegen wurde das Hauptaugenmerk der Pacificirung der gewonnenen Landestheile u. der Bestrafung der Schuldigen zugewandt. Pesth, Ofen, der Jazyger u. Kumaner District wurden in Belagerungszustand erklärt u. zur Untersuchung politischer Vergehen eine militärisch-politische Centralcommission niedergesetzt. Allen Militärs vom Feldwebel abwärts, welche unverzüglich zur k. k. Fahne zurückkehren würden, wurde ein Generalpardon angeboten, dagegen wurden die in Ofen nebst vielen Adeligen zurückgebliebenen Generale Hrabowski u. Moga, nachdem sie sich freiwillig gestellt hatten, gefangen gesetzt u. andere Offiziere zum Tode verurtheilt, aber zu mehrjährigem Arrest begnadigt. Zu den Verhafteten gehörte auch Graf Batthyanyi. Hiermit fand sich aber ein großer Theil des zur Unterwerfung entschlossenen Adels u. Volkes den Weg abgeschnitten, u. der magyarischen Sache wurde dadurch ein nicht geringer Vorschub geleistet. Diese hatte bei der Flucht nach Debreczin so verzweifelt als möglich gestanden, namentlich da sich auch viele Deputirte heimlich von Debreczin entfernten, um sich Windisch-Grätz zuzuwenden, unter ihnen auch der Reichstagspräsident Pazmandy. Bald aber gewannen die Magyaren neuen Muth. In den von den kaiserlichen Truppen nicht besetzten Gespanschaften wurde eifrig recrutirt; Pulvermühlen, Gewehrfabriken, Kanonengießereien arbeiteten rastlos, u. auch auf Schleichwegen wurde Kriegsmaterial bezogen; auch aus Polen erhielten die Magyaren fortwährend Verstärkungen, darunter die Generale Dembinski, Wisocky u. A. Bald zeigten auch neue kriegerische Ereignisse, daß die Macht der Ungarn noch nicht gebrochen sei. Schlik hatte sich von Kaschau weiter gegen Miskolcz in Bewegung gesetzt, indem er die polnische Legion vor sich hertrieb, u. hatte den Rückzug der ungarischen Hauptarmee hinter die Theiß abzuschneiden gedroht; Meszaros, deshalb gegen ihn entsandt, war bei Kaschau am 4. Januar von ihm geschlagen worden u. hatte dann die Leitung der Truppen in die Hände des Obersten Klapka gelegt, dessen Hauptabsehen nun wenigstens darauf ging, den Theißübergang zu decken. Hierbei entspann sich vom 22. Januar an eine Reihe von Gefechten in der Gegend von Kereßtur u. Tokay, welche fast ohne Ausnahme, obschon Schlik auch noch durch 5000 M. unter Götz verstärkt worden war, siegreich für die Ungarn ausfielen, bis Schlik, am 25. Januar nochmals bei Tokay geschlagen, seinen Plan die Theiß zu überschreiten aufgeben mußte, um sich einem neuen Feinde, dem von Norden heranziehenden Görgey, zuzuwenden. Görgey hatte nämlich unterdessen seinen denkwürdigen Rückzug durch die Karpaten, welcher den doppelten Zweck verfolgte, für die vielen zerstreuten kleinen Truppenabtheilungen im Norden durch ihre Aufnahme in ein größeres Corps den Abzug zu ermöglichen u. die Aufmerksamkeit des Feindes von den Operationen der Hauptarmee im Süden u. Südosten abzulenken, mit Erfolg fortgesetzt. Von Waitzen aus nach den Bergstädten vorgerückt, war er, nachdem ihm Götz in Mosocz kaum widerstanden hatte, den von der Fronte sowie im Rücken gegen ihn heranziehenden Corps von Götz u. Csorich durch geschickte Bewegungen entkommen u. über Kremnitz u. Neusohl nach Rosenberg gelangt, wo er ganz außer dem Bereiche der Feinde war. Die Besorgniß, daß er jetzt in Galizien eindringen u. dies Land revoltiren werde, war so groß, daß der Commandant Galiziens alle Straßen längs der Grenze doppelt besetzen u. den Landsturm aufbieten ließ. Aber Görgey, gemäß seiner Aufgabe sich mit der an der obern Theiß aufgestellten Nordarmee in Verbindung zu setzen, ging, nachdem er sich durch neue Werbungen u. die Aufnahme der vereinzelten Truppentheile bedeutend verstärkt, aus den Bergwerken starke Gold- u. Silbervorräthe mitgenommen u. sich in der reichen Gegend in jeder Weise hinreichend versorgt hatte, durch die Zips über Kesmark[208] u. zog am 4. Februar in Leutschau ein, wo ihm wieder neuer Zuwachs, bes. die deutschen Nationalgarden der Zips, zuströmten. Inzwischen war Schlik von Görgeys Heranzug in Kenntniß gesetzt worden u. hatte, von Klapka verfolgt, sich von der Theiß nach Kaschau zurückgewendet, da er jedoch einsah, daß seine Stellung hier, nachdem Görgey über den für unnehmbar gehaltenen Berggipfel Brangisko, welchen Guyon erstürmt hatte, vorgedrungen war, äußerst gefährdet war, ging er südwestlich auf St. Peter. Am 9. Februar zog Görgey in Eperies u. am 12. in Kaschau ein, u. die Vereinigung beider Heere diesseit der Theiß war vollbracht. Im Süden dagegen standen die Dinge für die Ungarn ungünstig, da hier fast die ganze Bevölkerung auf österreichischer Seite stand u. außerdem durch die Ankunft der türkisch-serbischen Hülfstruppen unter Knicanin eine ansehnliche Verstärkung erhalten hatte; die Ungarn dagegen ihre anderweit nothwendigen Truppen von dort fast ganz zurückgezogen hatten, so daß zu Anfange des Jahres die Bacska u. das Banat fast ganz in feindlichen Händen sich befanden. Die Festung Essegg ging am 14. Februar, wie bereits Leopoldstadt im Norden am 2. Februar, den Ungarn verloren. Dagegen hatte unterdessen Perczel, welcher zur Deckung des Theißüberganges bei Szolnok 10,000 M. zusammengezogen hatte, nachdem er geraume Zeit den ihn am rechten Ufer mit 18,000 M. gegenüberstehenden General Ottinger beobachtet, einen Sieg davon getragen, indem er, am 23. Jan unerwartet über die Theiß setzend, Ottinger angegriffen, nach hartnäckigem Kampfe in die Flucht getrieben u. bei Czegled nochmals geschlagen hatte. Bei der der Hauptstadt so nahe gerückten Gefahr sammelte Windisch-Grätz sofort alle verfügbaren Truppen, zog Jellachich von Kecskemet herbei, sandte Verstärkung nach Monor, unweit Pesth, u. rückte am 27. Januar selbst aus Pesth. Perczel war jedoch längst hinter die Theiß zurückgegangen, u. Windisch-Grätz kehrte am 30. Jan. nach Pesth zurück. Inzwischen war, zum Mißvergnügen Görgeys, Dembinski zum Oberbefehlshaber der gesammten ungarischen Armee erwählt worden. Nach dem von diesem entworfenen Feldzugsplane sollten jetzt die Corps von Görgey u. Klapka gegen Pesth vorrücken, Perczel den Übergang über die obere Theiß decken u. Damjanich von der Maros u. der untern Theißgegend an die mittlere Theiß bis Szolnok rücken u. sich von da mit der Hauptarmee in Verbindung setzen. Auch Windisch-Grätz concentrirte nun seine Hauptkräfte auf der Pesth-Erlauer Hauptroute u. traf am 25. Februar selbst in Gyöngyös ein, von wo aus er die Ungarn bei Babolna anzugreifen beschloß, weshalb auch Schlik den Befehl erhielt von Petervasara gegen Verpeleth vorzugehen. Am 26. Februar machten die Colonneu des Grafen Wrbna u. Fürsten Schwarzenberg einen entscheidungslosen Angriff auf die Ungarn. Schlik hatte, bei Strock von den Ungarn aufgehalten, die Vereinigung mit der Hauptarmee nicht herzustellen vermocht. Am 27. Februar griffen Schlik u. Windisch-Grätz gemeinschaftlich an; Kapolna wurde hartnäckig vertheidigt u. erst am Abend, nachdem Verpeleth genommen, von den Ungarn aufgegeben, welche sich eine Meile östlich nach Maklar zurückzogen. Dembinski beschloß nach dieser Niederlage hinter die Theiß zurückzugehen u. führte dies nach mehren bedeutenden Gefechten gegen die verfolgenden Österreicher bei Poroszlo aus. Glücklicher operirte Damjanich bei Szolnok gegen Grammont, welcher von ihm am 5. März nach hartem Widerstande bis Czegled zurückgeworfen wurde. Auch von Komorn aus geschahen einige glückliche Ausfälle gegen das Cernirungscorps, bis Simunich nach der Übergabe Leopoldstadts dasselbe verstärkte. An der untern Donau, wohin Perczel zur Organisirung des Landsturmes sich begeben hatte, war es nun auch unruhig geworden, so daß auch da die Dampfschifffahrt unterbrochen u. die Verbindung mit den, in der Bacska operirenden kaiserlichen Truppen erschwert war. Auch im Süden, wo es General Theodorovich, um dort die letzte Macht der Ungarn zu brechen, jetzt auf Eroberung der nur schwach besetzten festen Plätze Szegedin u. Szabadka abgesehen hatte, war eine für die Ungarn günstigere Wendung eingetreten. Nachdem Knicanin von der Besatzung von Szabadka in die Flucht getrieben u. Theodorovich vor Szegedin Gleiches erfahren hatte, erfolgte plötzlich die Abberufung der türkischen Serben durch den Pascha von Belgrad, in Folge deren Theodorovich sich gezwungen sah auf Kleinkanisa zurückzugehen.

Indessen hatte der günstige Ausgang der Schlacht von Kapolna das österreichische Cabinet veranlaßt mit einem schon lange vorbereiteten Plane gerade jetzt hervorzutreten, es erschien die octroyirte Verfassung vom 4. März, wodurch U. aus seinem bisherigen selbständigen Verhältniß in das einer österreichischen Erbprovinz gesetzt, Kroatien u. Dalmatien aber, die neue Wojwodschaft Serbien u. Siebenbürgen gänzlich von U. getrennt werden u. ihre eigenen Provinziallandtage erhalten sollten. Dieser Schritt führte wieder eine große Menge der bisher noch Unentschiedenen in die Reihen der Aufständischen u. vereitelte selbst die von Windisch-Grätz im Verein mit den Häuptern der Altconservativen U-s eifrig betriebenen Versuche die gemäßigten Parteien im Lande durch Unterhandlungen zu gewinnen. Eine andere in dieser Zeit gegen U. gerichtete Maßregel war das Verbot des ungarischen Geldes für die ganze Monarchie; die noch mit königlicher Sanction früher ausgegebenen Ein- u. Zweiguldennoten löste Windisch-Grätz gegen österreichische ein u. nahm dafür die zur Fundirung jener von der ungarischen Regierung in Pesth zurückgelassenen 1,800,000 Fl. in Gold u. Silber in Beschlag; die übrigen, im October u. später von Debreczin aus emittirten ungarischen Noten, deren Deckung auf die Nationalgüter gewiesen war, wurden dagegen für ungültig erklärt. Zugleich wurden zur Leistung der Requisitionen allein die beim Aufruhr betheiligten Bürger, Edelleute, Städte u. Gemeinden für verpflichtet erklärt u. alle Grundherren u. öffentliche Beamten, welche sich beim Anmarsche der kaiserlichen Truppen entfernen würden, mit der Confiscation ihres Vermögens bedroht. Wirklich begannen aber auch jetzt die Dinge eine für Österreich schlimme Wendung zu nehmen, so daß die Anwendung der äußersten Maßregeln nothwendig erschien. Vor Allem war dies in Siebenbürgen (s.d. S. 35) der Fall, wo Bem mehre Siege errang, auch nachdem, angeblich eigenmächtig von den Sachsen, die Russen unter Engelhardt zu Hülfe herbeigerufen worden waren (Anfang Februar). Hermannstadt u. Kronstadt fielen am 11. u. 20. März in Bems Gewalt, u. Österreicher wie Russen wurden nach der Walachei hinübergetrieben, während im Norden [209] General Malkowski u. später Oberst Urban sich nach der Bukowina hatten zurückziehen müssen. Mit Ausnahme der Festung Karlsburg u. der kleinen Feste Deva war am 21. Februar ganz Siebenbürgen in Bems Händen, welcher dann auch durch versöhnliche Maßregeln, Amnestie u. Sicherstellung des Eigenthums die Sachsen u. endlich selbst die Walachen für sich zu gewinnen wußte. Auch im Süden errang nun die ungarische Sache Vortheile auf Vortheile. Dort hatten die Magyaren am 22. März wieder die Offensive ergriffen; Perczel u. Graf Kasimir Batthyanyi marschirten nach siegreichen Gefechten bei Zombor, Sirig u. Horgos auf Peterwardein u. verstärkten u. verproviantirten die Festung. Am 2. April erstürmten die Magyaren das bis jetzt unbezwungene Szent-Tamas u. die Römerschanzen. Nun traf auch Bem aus Siebenbürgen auf dem dortigen Kriegsschauplatze ein, um dem Puchnerschen Corps, welches sich aus der Walachei ins Banat gezogen hatte, zu begegnen. Er besetzte Karansebes u. war am 10. April in Lugos, während die Österreicher sich gegen Temesvar zurückzogen. Perczel aber behauptete am 29. April zwischen Jankahid u. Ulemer abermals das Feld u. besetzte am 30. Großbecskerek, so daß die Vereinigung der im Süden operirenden Heere nun als vollendet zu betrachten war. Währenddem war aber auch in U. selbst ein gewaltiger Umschwung der Dinge eingetreten. Nach der Schlacht von Kapolna hatte Windisch-Grätz einen neuen Feldzugsplan entworfen, welchem gemäß die Ungarn von den verschiedenen österreichischen Corps in einen Kreis an der Theiß eingeschlossen u. da, endlich aller Subsistenzmittel beraubt, in sich selbst aufgerieben werden sollten; Schlik erhielt hierfür den Befehl über die Nordarmee, Jellachich über die Südarmee, Windisch-Grätz selbst aber blieb in Pesth, um seiner Zeit von dort aus zu operiren. Die gesammte Armee nahm demnach eine feste Stellung von Tabiobicske bis Hatvan u. Aszod ein. Die ungarische Armee war indessen nach ihrer Concentrirung hinter der Theiß auf 120,000 M. gebracht worden, war von ausgezeichneten Generalen geführt u. mit trefflicher Artillerie ausreichend versehen. Jenseits der Theiß war Alles zum äußersten Widerstande entschlossen; alles Verfügbare wurde den Zwecken des Krieges geopfert, selbst die Kirchenglocken. Endlich ertheilte auch Dembinski den Befehl zum Wiederaufbruch. Görgey, unter welchem Klapka u. Guyon standen, setzte am 20. März bei Tokay über die Theiß, trieb Schulzig u. Jablonowski nach Erlau zurück, wo Schlik stand, griff die nun vereinigten Corps auch hier an, drängte den linken Flügel nach der Zips hinauf, das Centrum gegen die Hauptarmee herab u. trieb den rechten Flügel vor sich her, schlug Götz u. Schulzig bei Losoncz noch einmal u. langte so nach Balassa-Gyarmath, seinem einstweiligen Zielpunkte. Unterdessen hatte Damjanich, als linker Flügel der Gesammtarmee, seinen Marsch von Szegedin aus angetreten, den Ban bei Körös geschlagen u. gegen Czegled gedrängt. Dembinski aber war mit dem Centrum ohne namhaften Widerstand bis Gyöngyös vorgerückt, so daß die ungarische Armee Ende März in einem großen Halbkreise 6–8 Meilen von Pesth, von Balassa-Gyarmath bis Szolnok, concentrirt war. Von da an galt es nun die entscheidenden Schlachten. Dembinski begann am 1. April mit dem Angriff auf Hatvan, welches nach hartnäckigster Vertheidigung Seitens der Österreicher geräumt wurde, worauf sich dieselben gegen Pesth zurückzogen. Klapka, welcher am 4. April bei Bicske Jellachich angriff, wurde von diesem zurückgeschlagen, bis Damjanich ihm zu Hülfe kam, worauf die Österreicher weichen mußten u. auf Isaszeg zurückgingen. An demselben Tage hatte auch Görgey bei Aszod Schlik angegriffen u. geworfen. Darauf sammelte nun Windisch-Grätz am 5. April seine gesammte Streitmacht, 50–5,000 M. mit 180 Geschützen, bei Isaszeg. Am 6. April wurde dieselbe von den Ungarn angegriffen, u. nachdem von Guyon die stärkste Verschanzung der Österreicher erstürmt worden war, deren Centrum durchbrochen u. so die Schlacht, die Schlacht von Gödöllö, entschieden. Noch am 7. April unablässig verfolgt, wurden die Österreicher bis Czinkota, 1/2 Stunde vor Pesth, zurückgetrieben. Am 9. April rückte Görgey mit Klapka, Damjanich u. Gaspar nach Waitzen, griff dort Götz an, welcher im Kampfe fiel, worauf Jablonowski den Oberbefehl übernahm, aber den Ungarn eben so wenig Stand zu halten vermochte u. sich nach Gran zurückzog. Bei diesen täglich sich wiederholenden Unfällen der kaiserlichen Armee war das Cabinet zu dem Entschlusse gelangt Windisch-Grätz von dem Posten des Oberfeldherrn in U. abzuberufen u. diesen dem Feldzeugmeister Welden (12. April) zu übertragen. Fast zu gleicher Zeit war es auch Görgey gelungen Dembinski u. den in den letzten Märztagen zum Obercommando berufenen Vetter zu verdrängen u. den Oberbefehl über die gesammte ungarische Armee zu erhalten. Welden erkannte es für seine erste Aufgabe das rechte Granufer zu besetzen, um Görgeys Siegesmarsch gegen Komorn aufzuhalten, denn die Entsetzung dieser Festung gehörte jetzt zu den vornehmsten Plänen des ungarischen Kriegsrathes. Nachdem dieselbe, bes. im April, ein schweres Bombardement erlitten hatte u. die Besatzung dadurch, wie durch die Uneinigkeit der Commandanten u. die Ungewißheit über die Lage U-s, schon ziemlich entmuthigt gewesen war, hatte erst die Ankunft Guyons, welcher zu ihrem Commandanten ernannt worden war u. sich am 22. April mit 90 Husaren in die Festung geworfen hatte, die Zuversicht der Besatzung neu belebt. Görgey nun, nachdem er am 15. April mit 30,000 M. den Gran überschritten hatte, schlug am 17. bei Nagy-Sarlo den Feldmarschalllieutenant Wohlgemuth so, daß Welden die Unmöglichkeit die Entsetzung Komorns zu verhindern einsah u. alle Überreste seiner Truppen sowie das Cernirungscorps von Komorn auf das rechte Donauufer zurückzog, worauf Görgey am 24. April ohne Widerstand in der Festung einrückte. Hierauf fand noch am 27. April eine Schlacht bei Uj-Szöny statt, nachdem die Ungarn von Komorn aus die Donau überschritten hatten; auch sie endigte mit einer Niederlage der Österreicher, daß diese noch in der Nacht den Rückzug nach Raab, am 28. April nach Presburg antraten. Der Ban Jellachich war indessen schon rückwärts abmarschirt u. traf für seine Person Anfang Mai in Agram ein. So war der Sieg der ungarischen Waffen überall entschieden. Selbst die Hauptstadt Pesth war in der Nacht zum 24. April von den Österreichern verlassen worden, indem sie die Schiffsbrücke hinter sich abbrannten u. sich in die Festung Ofen einschlossen. Schon am nächsten Morgen rückten die ersten ungarischen Husaren in Pesth ein.

[210] Während dieser Ereignisse auf dem Kriegsschauplatze war auch im Reichstage ein wichtiges Ereigniß eingetreten. Kossuth, welcher mit vielen Deputirten u. Beamten seit dem 20. März beständig im Hauptquartier gewesen war, war nach der Schlacht bei Gödöllö nach Debreczin zurückgeeilt u. hatte hier am 14. April den Antrag gestellt U. mit Siebenbürgen u. Kroatien zu einer unabhängigen Republik unter einem verantwortlichen Präsidenten zu erklären. Die Repräsentanten nahmen einstimmig den Antrag an, welchem sich auch das freilich nur spärlich vertretene Oberhaus anschloß. Zugleich wurde Kossuth mit Stimmeneinheit zum Präsidenten der Republik erwählt u. mit der Bildung eines verantwortlichen Ministeriums beauftragt. Am 15. April aber wurde im Namen des Reichstages ein Manifest erlassen, welches U. mit Siebenbürgen u. allen zugehörigen Landestheilen u. Provinzen als selbständigen unabhängigen Staat proclamirte, das Haus Habsburg für ausgeschlossen von der Herrschaft über U., Siebenbürgen etc. u. verbannt erklärte, den übrigen österreichischen Ländern Frieden u. gute Nachbarschaft zusicherte, das künftige Regierungssystem der Feststellung der Nationalversammlung vorbehielt, die für die Zwischenzeit erfolgte Erwählung Kossuths zum verantwortlichen Regierungspräsidenten verkündete u. das gesammte Volk von der Treue gegen das Haus Habsburg entband. So war der außerordentliche Schritt geschehen, in welchem vorzugsweise die Keime zu U-s Untergang lagen, da er weniger um seiner staatsrechtlichen, als um seiner politischen Seite willen in der Nation eine nur sehr getheilte Billigung erfuhr, die Einigkeit der Parteien zerstörte, Spaltungen u. Agitationen im Lande hervorrief, die kriegerische Begeisterung vielfach dämpfte u. Manchen auf die Seite des alten Herrn zurückführte. Görgey täuschte die Erwartung, daß er die Österreicher vollends aus dem Lande vertreiben, ja selbst in Österreich eindringen werde. Er kehrte nach mehren Tagen der Unthätigkeit von Komorn zur Cernirung der Festung Ofen zurück, vor welcher er am 4. Mai anlangte, worauf er den Commandanten, Generalmajor Hentzi, zur Übergabe aufforderte, von demselben aber eine abweisende Antwort erhielt. Erst am 15. Mai begann dann die eigentliche Beschießung der Festung, nachdem Hentzi die lange Zwischenzeit benutzt hatte Pesth zu bombardiren, wodurch die Stadt sehr litt. Der erste Sturm auf Ofen in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai wurde von den Vertheidigern zurückgewiesen; dagegen gelang die zweite Bestürmung in der Nacht auf den 22. Mai. Hentzi fiel auf der Bresche, 2300 M. u. 86 Offiziere hatten sich ergeben. Am 5. Juni hielt Kossuth seinen Einzug in Pesth, nachdem das Repräsentantenhaus seine Sitzungen in Debreczin vertagt hatte. Sein inzwischen erwähltes Ministerium bestand aus Ministerpräsident Szemere zugleich für das Innere, Kasimir Batthyanyi für das Äußere, Duschek für die Finanzen, Bischof Horvath für den Cultus, Vukovics für die Justiz, Csanyi für die öffentlichen Arbeiten, Klapka (später Görgey) für den Krieg. In Pesth u. Ofen wurde nun eifrig an der Organisation des Beamtenthums u. für den Reichstag gearbeitet. Eine große Anzahl von Ernennungen neuer Beamten folgte. Die neue Verwaltung des Landes wurde unermüdlich organisirt, Aufrufe u. Verordnungen ergingen in rascher Folge, die vor dem 4. Jan. 1849 bestandenen Behörden sollten provisorisch fortfungiren, die Nationalgarde wieder ins Leben treten, die ungarischen Banknoten bei strenger Strafe im vollen Nennwerthe angenommen, die Nationalfarben wieder überall angebracht, eine standrechtliche gemischte Militär- u. Civilgerichtsbarkeit eingesetzt werden. Dagegen hatte Österreich schon seit einiger Zeit mit Rußland um militärische Unterstützung unterhandelt, u. Rußland, von der ungarischen Erhebung selbst gefährdet, hatte dieselbe zugesagt. Am 1. Mai bereits war die Ankunft der Russen von der österreichischen Regierung officiell verkündigt worden. Zwar hatte man sich in U. noch immer mit der Hoffnung getragen, daß die Einsprache der europäischen Großmächte die russische Intervention verhindern würde, aber die Erfahrung zeigte bald, daß diese Hoffnung vergeblich sei. Schon Ende Mai waren die Rüstungen der Russen beendigt. Das Hauptcorps derselben unter Paskiewitsch sammelte sich in Dukla an der ungarischgalizischen Grenze, wo sich dann auch Kaiser Nikolaus persönlich einfand. Die gesammte österreichischrussische Streitmacht betrug 275,000 Mann mit 600 Geschützen. Bei Presburg stand unter Haynau's Oberbefehl, an welchem das Obercommando von Welden übergegangen war, die österreichische Hauptarmee, 60,000 Mann stark, verstärkt durch 12,000 Mann von der russischen Division Paniutine; an der Donau u. der steyerischen Grenze standen 12,000 Mann unter Nugent, bei Essegg 25,000 Mann unter Jellachich. In den Festungen Essegg, Temesvar u. Karlsburg befanden sich 10,000 Mann. Die russische Hauptarmee unter Paskiewitsch zählte 100,000 Mann u. an den Grenzen Siebenbürgens standen Puchner mit 20,000 Österreichern u. Lüders mit 40,000 Russen. Die Ungarn hatten dieser gewaltigen Macht kaum die Hälfte an Streitkräften entgegenzusetzen. Die Hauptarmee unter Görgey mit den Generalen Nagy-Sandor, Aulich, Knezich, Pöltenberg, Lankey, den Obersten Kmethy u. Horvath bestand aus 50,000 Mann; in der Bacska u. dem Banat standen 30,000 Mann unter Perczel u. Vécsey, in Siebenbürgen 32,000 Mann unter Bem; die Nordarmee unter Dembinski bei Eperies zählte 12,000 Mann, die Division unter Kaczinczy in der Marmaros 6000, die Besatzung von Peterwardein 5000 Mann. Die Feldartillerie bestand aus 400 Kanonen. Kossuth hatte schon bei der ersten Kunde von dem Einmarsch der Russen Verwahrung dagegen eingelegt. Daneben wurde außer der Ausschreibung eines allgemeinen Buß-, Fast- u. Bettages auf den 6. Juni, ein förmlicher Kreuzzug im Namen der Religion gepredigt. Die strengsten Maßregeln aller Art wurden ergriffen, die liegenden Güter königlich gesinnter Magnaten, geistlicher Würdenträger, reicher Edelleute u. Bürger sollten confiscirt, ferner vor dem Feinde alle Lebensmittel in Sicherheit gebracht u. die Dörfer angezündet werden. Eine Proclamation vom 29. Juni, welche die ganze Nation zu den Waffen rief, gab zugleich die Art der beabsichtigten Kriegführung an, welche vorzugsweise in einem die Feinde ohne Unterlaß beunruhigenden u. dadurch aufreibenden Guerrillakriege bestehen sollte. Der Hauptplan der Verbündeten war die Ebenen an u. hinter der Theiß, welche stets das eigentliche Bollwerk der Ungarn gewesen waren, zu besetzen od. doch zu verschließen. Deshalb hatte Paskiewitsch über Eperies u. Kaschau nach Forro vorzudringen, von wo aus auch der Theißübergang bei Tokay besetzt werden sollte. Von Forro aus[211] war dann die Theißlinie ebenso wie der Rückzug der Ungarn von Pesth bedroht. Haynau dagegen sollte Görgey möglichst lange beschäftigen, um den Russen Zeit zu ihrer Aufstellung zu geben. Ebenso sollte Jellachich gegen die Theiß, nach Befinden gegen Pesth heranrücken, während die in Siebenbürgen hereinbrechenden Corps den Ungarn auch diesen Zufluchtsort verlegen sollten. Erst Mitte Juni wurden die Feindseligkeiten wieder eröffnet, als die österreichische Armee sich von Presburg allmälig vorwärts zu bewegen anfing. Abgesehen von einem unentschieden gebliebenen Treffen bei Csorna auf dem rechten Donauufer, welches Kmethy gegen den österreichischen General Wyß lieferte, wurde am 16. u. 20. Juni namentlich an der Waag gekämpft, doch stets zum Nachtheile der Ungarn, so daß Görgey am 21. Juni sämmtliche Truppen wieder in ihre früheren Stellungen zurückgehen ließ. Haynau dagegen concentrirte seine Hauptmacht nun auf dem rechten Donauufer u. ließ sie bereits am 26. Juni auf der Presburg-Raaber Hauptstraße vorrücken, wo bei der mit kaum 8000 Mann in Raab stehende General Pöltenberg am 28. daraus vertrieben u., nachdem er noch einmal bei Gönyö Stand gehalten hatte, bis vor Komorn zurückgedrängt wurde. Görgey schien indessen nicht die geringsten Anstalten zu machen sein verschanztes Lager um den Donaubrückenkopf bei Komorn zu verlassen. Doch lieferte er dort am 2. Juli noch eine Schlacht, welche damit endigte, daß die Österreicher u. Russen zurückgeschlagen wurden u. beide Armeen ihre früheren Stellungen behielten.

Inzwischen war aber der ungarischen Sache ein viel gefährlicherer Feind erwachsen, als die feindlichen Heere waren, dies war eine, die vielfachsten Intriguen spinnende innere Zwietracht unter den Häuptern der Bewegung, bes. eine eifersüchtige Entzweiung zwischen Kossuth u. Görgey. Letzter war schon in so fern im offenen Ungehorsam gegen die Regierung getreten, als er dem vom Kriegsrathe entworfenen Plane (dem gemäß er nach Vereinigung mit dem durch Paskiewitsch über Kaschau, Eperies u. Miskolcz herabgedrängten Corps Wysoczkis sich in die Theißgegend hinabziehen sollte), keine Folge geleistet hatte, sondern eben ruhig bei Komorn stehen geblieben war. Nach dem Kampfe bei Raab hatte er übrigens der Regierung mitgetheilt, daß er die feindliche Übermacht nicht länger aufzuhalten vermöge u. darum nicht weiter für die Sicherheit der Hauptstadt einstehen könne, wodurch eine allgemeine Verwirrung in allen Kreisen einriß. Kossuth, im ersten Augenblick bereits geflüchtet, kehrte zwar noch einmal zurück u. eröffnete am 2. Juli den seit Mai vertagten Reichstag, aber nur um ihn sofort bis zur Wiedereröffnung in einer anderen Stadt zu schließen. An demselben Tage entschied ein Kriegsrath zu Pesth, daß Görgey sowohl vom Obercommando als vom Kriegsministerium zu entsetzen sei; letzteres sollte Meszaros, ersteres Dembinski übernehmen. Kaum war dies jedoch in Görgeys Lager bekannt geworden, als unter seinen Anhängern die bedenklichste Aufregung entstand; deshalb u. in Folge des günstigen Ausgangs der Schlacht bei Komorn sah sich die Regierung veranlaßt wieder einzulenken u. Görgey die Wahl zwischen jenen beiden Posten zu lassen. Görgey entschied sich für das Obercommando u. versprach zugleich sich dem Operationsplan nun zu fügen. Da er aber gegen die Anordnung von Meszaros, welcher den Abmarsch auf dem linken Donauufer wollte, darauf bestand, mit Durchbrechung der vor dem Komorner Lager stehenden feindlichen Hauptarmee auf dem rechten Donauufer gegen die untere Theißgegend vorgehen zu wollen (wobei jedoch schon der erste Angriff auf die Österreicher am 11. Juli so mißlang, daß er den Durchbruch nun selbst für unmöglich erklärte), war wieder Zeit verloren gegangen u. die Concentration der ungarischen Truppen nun unausführbar geworden. Jetzt sollte der Abmarsch der Donauarmee auf dem linken Ufer am 13. Juli bewerkstelligt werden. Unterdeß hatte die gesammte Regierung bis zum 9. Juli bereits Pesth geräumt, welches auch wirklich, da Wysoczki auf der Pesth-Erlauer Straße immer weiter zurückgedrängt wurde, schon vom Norden her durch die russische Hauptarmee ernstlich bedroht wurde. Während nun Wysoczki u. Perczel ihre Streitkräfte zwischen Czégled u. Szolnok zur Deckung der Theißlinie sammelten, flüchtete die Regierung nach Szegedin; denn Debreczin war bereits von einem russischen Streifcorps besetzt. Paskiewitsch war indessen schon bis zum 13. Juli bis Gyöngyös u. Hatvan vorgedrungen u. entsandte bei der Nachricht von Görgeys Aufbruch den General Saß gegen Waitzen, welcher am 13. Juli auf die Ungarn stieß. In dem sich bei Dukla entspinnenden Kampfe unterlag Görgey Er wandte sich nun, beständig von den Russen verfolgt, nach Balassa-Gyarmath u. erreichte endlich am 21. Juli Rimaszombath. Unterdessen hatte auch Dembinski, nachdem die eine seiner Colonnen in der Gegend von Hatvan von den Russen unter Tolstoi in die Flucht geschlagen war u. da die Österreicher bereits von Ofen her anzogen, sich in einem Eilmarsche nach Szegedin gewendet, um sich mit den im Süden operirenden Corps zu vereinigen. Und so waren die Streitkräfte U-s in zwei Theile getheilt u. gezwungen in divergirender Richtung gegen Norden u. Süden der Theiß zuzueilen, während die kaiserlichen Heere jetzt in immerwährender Verbindung mit einander stehend die beiden Truppenkörper der Ungarn beständig auseinander halten u. so einzeln aufreiben konnten. In Ofen war inzwischen schon am 11. Juli ein österreichisches Streifcorps unter Major Wussin, in Pesth gleichzeitig ein Kosackenpulk widerstandslos eingerückt. Beide Städte wurden in Belagerungszustand erklärt, die Nationalgarden aufgelöst, alle Vereine u. Versammlungen untersagt. Am 19. Juli traf Haynau persönlich in Pesth ein, erließ eine Proclamation voll der ernstesten Drohungen u. übernahm auch hier schon vielfach das Strafamt; so wurde den Judengemeinden in Pesth u. Alt-Ofen, ihrer Hinneigung zur ungarischen Sache halber, die Lieferung von Munition u. anderweiten Ausrüstungsstücken im Werthe von nahezu 3 Mill. Fl. auferlegt. Am 24. Juli verließ der Obergeneral Pesth u. folgte der schon am 21. Juli gegen die Theiß aufgebrochenen Hauptarmee. Während dieselbe, ohne auf Widerstand zu treffen, auf der Kecskemeter Straße vorrückte, so daß sie schon am 28. Juli in Felegyhaza, 8 Meilen von Szegedin, einziehen konnte, tagte in Szegedin die am 21. Juli eröffnete Repräsentantenkammer, in welcher die Hoffnungen neu belebt u. die immer mehr überhand nehmende Mißstimmung gegen die Regierung in etwas beschwichtigt war, so ruhig wie im tiefen Frieden fort; fünf Tage lang beschäftigte sich das Parlament mit der Frage, wie die jetzt gegen U. kriegführenden Nationen der Nebenländer[212] des Königreichs zu beruhigen seien. Zuletzt endete auch das Parlament den langen Streit um die Obercommandantenstelle, für welche die öffentliche Meinung längst Görgey gefordert hatte, während Perczel unter Berufung auf sein Dienstalter diesen Posten für sich verlangte u. Kossuth auch wieder mit Bem wegen Übernahme des Obercommandos verhandelte. Dagegen erklärte nun das Repräsentantenhaus am 27. Juli Görgey für den Befähigtsten hierzu u. ernannte ihn unter einigen Einschränkungen zum Obercommandanten. Tags darauf hielt es seine letzte Sitzung in Szegedin, in welcher die Emancipation der Juden noch ausgesprochen wurde u. der Finanzminister Duschek eine Anleihe von 60 Mill. beantragte; dann wurde auf die Mittheilung der Regierung, daß Schlik bereits bei Tisza Füred die Theiß überschritten habe u. den Rückzug ins Banat abzuschneiden drohe, Haynau aber schon in der Nähe stehe, beschlossen auch Szegedin zu räumen u. weiter rückwärts zu gehen. Am 1. Aug. verließ die Nationalversammlung u. das nur schwach vertretene Ministerium die Stadt, obschon auf deren Verschanzung große Summen verwendet worden waren; die Flüchtenden wendeten sich theils nach Großwardein, theils nach Alt-Arad, welches sich nach neunmonatlicher Belagerung am 1. Juli an die Ungarn ergeben hatte. Eine Proclamation suchte das Volk über diesen Rückzug zu beruhigen, vermochte aber freilich bei dem schon tief gewurzelten Mißtrauen u. der allgemeinen Entmuthigung wenig zu wirken. Die Ernennung Görgeys zum Obercommandanten war unterdessen auch von der Regierung gebilligt worden; im Geheimen aber, bes. von Kossuth, wurde noch immer mit Bem über das Obercommando verhandelt. Inzwischen hatten die Dinge auch in Siebenbürgen u. bei der Südarmee unter Perczel eine schlimme Wendung für U. genommen. In Siebenbürgen war es seit Ende März (einen Aufstand der Walachen ausgenommen, welcher durch die verrätherische Handlung des ungarischen Majors Hatvany hervorgerufen, die schon zum Unterhandeln Geneigten wieder als die erbittertsten Feinde gezeigt hatte), bis Ende Juni ruhig geblieben. Dann jedoch war eine russische Colonne unter General Grotenhjelm eingedrungen u. hatte Bistritz bereits erreicht, als sie von Bem zurückgeworfen wurde. Am 9. Juli gelang es aber einer verstärkten Macht der Russen Bistritz nach langem Kampfe zum zweiten Male zu nehmen. Unterdeß war Puchner mit den russischen Verstärkungen unter Lüders eingedrungen, hatte nach einem heftigen Gefechte gegen die Szekler, deren Oberst Kiß fiel, den Törzburger Paß genommen u. Kronstadt besetzt. Bem hatte hierauf durch einen Einfall in die Moldau eine günstige Wendung herbeizuführen gesucht, dabei dem dort befindlichen russischen Reservecorps große Beute abgenommen, dagegen aber viel Zeit verloren u. nichts Wesentliches erreicht. Zurückgekehrt, eilte er die Vereinigung des General Lüders, welcher unterdessen Fagaras u. Hermannstadt genommen, mit Grotenhjelm zu vereiteln u. griff Lüders bei Segesvar an, wurde aber geschlagen. Hierauf beschloß Bem fast mit seiner ganzen verfügbaren Macht in die Walachei einzubrechen u. vertrieb am 5. Aug. die Russen aus Hermannstadt, wurde aber am Rothenthurmpaß völlig geschlagen u. wandte sich hierauf nach Mühlenbach, wo er, bei der ihm gegenüberstehenden Übermacht an der Behauptung Siebenbürgens verzweifelnd u. von Kossuth immer dringender wegen der Übernahme des Obercommandos bestürmt, das Commando an Stein übergab mit dem Auftrags die Versprengten zu sammeln u. sich dort aufs Äußerste zu vertheidigen, um einen feindlichen Einfall in U. zu verhindern; er selbst eilte ins Banat. Auf dem südlichen Kriegsschauplatze hatte Perczel schon im Juni u. Juli einen bedeutenden Theil seiner früheren Eroberungen wieder aufgeben müssen, da Görgey seine Macht geschwächt hatte, die der Gegner aber gewachsen war, bes. nachdem der Ban mit seinen 20,000 Kroaten sich südlich gewandt hatte u. allmälig bis Peterwardein vorgedrungen war. Noch einmal war das Waffenglück der Ungarn aufgeleuchtet durch den Sieg, welchen Guyon am 14. Juli bei Hegyes über den Ban davon getragen hatte. Als dann aber die Regierung zur Unterstützung der bei Szegedin beabsichtigten Hauptschlacht den größten Theil der Bacskaer Armee unter Guyon in der zweiten Hälfte des Juli abberufen hatte, mußte die Bacska fast ganz aufgegeben werden, u. die Ungarn hatten nur noch das Banat u. den südöstlichen Theil U-s inne. Schon aber eilte die Erhebung allenthalben ihrem Ende zu. Die ungarische Hauptarmee, jetzt von Kmethy, Wysoczki, Mészaros, Dembinski, Guyon u. Perczel commandirt, hatte am 2. Aug. Szegedin verlassen u. bei Szöregh Stellung genommen. Haynau zog am 3. Aug. in Szegedin ein u. ließ sofort Neu-Szegedin angreifen, wo die Ungarn nach Abtragung der Brücke eine Besatzung zurückgelassen hatten. Bis zum Abend war dieselbe vertrieben, worauf am 5. Aug. die ganze österreichische Macht die Theiß überschritt. Zwischen Szöregh u. St. Ivany erwartete sie die ungarische Armee, kämpfte noch fast den ganzen Tag lang mit großer Tapferkeit, mußte sich aber dann auf Temesvar zurückziehen. Die Entmuthigung in ihren Reihen war groß, es fehlte selbst an den nöthigsten Lebensmitteln. Der Plan das von Vécsey schon hart bedrängte Temesvar jetzt zu nehmen konnte nicht mehr ausgeführt werden. Am 8. Aug. kämpften die Ungarn unter Bems Commando noch einmal bei Becskerek gegen die Österreicher u. Russen, aber wieder so unglücklich, daß ihre Flucht eine allgemeine wurde; von den bei Temesvar Tags zuvor concentrirten 40–50,000 Mann waren am nächsten Tage kaum noch 10,000 Mann übrig. Temesvar wurde noch an demselben Tage von den Österreichern entsetzt.

Das Görgey'sche Corps war auf seinem Rückzug von Waitzen am 21. Juli bis Rimaszombath gelangt. Schon dort hatte Görgey, nachdem ein 24stündiger Waffenstillstand geschlossen worden war, in einem Tagesbefehl die von den Russen gemachten Anerbietungen bei der Waffenniederlegung der Ungarn veröffentlicht u. die Annahme derselben von dem Entschlusse der Armee abhängig gemacht; dieselben waren jedoch von dieser zurückgewiesen worden. Hierauf überschritt Görgey am 28. Juli bei Tokay die Theiß, um über Großwardein nach Arad zu ziehen. Er ging mit dem größten Theile seiner Truppen über Acsad u. Pérts während er Nagy-Sandor mit dem ersten Armeecorps nach Debreczin entsendete, um durch die Theilung der Armee die Verpflegung derselben zu erleichtern; derselbe sollte sich dort um jeden Preis halten, bis die Hauptmacht in Großwardein angelangt sei u. sich dann dieser anschließen. Aber Nagy-Sandor wurde schon am 2. Aug. von den Russen unter Paskiewitsch angegriffen u. geworfen. Görgey[213] aber traf endlich mit dem Reste seiner Truppen bei Arad ein. Hier wurde am 11. Aug. ein Kriegsrath gehalten, worin nach den heftigsten Auftritten zwischen Kossuth u. Görgey Erster sich endlich entschloß abzudanken u. Görgey die Dictatur zu übergeben. Noch an demselben Tage reiste Kossuth nach Lugos ab, welches bereits von Flüchtlingen überfüllt war. Zwei Proclamationen gaben dem Volke Kunde von dem Ereigniß des Regierungswechsels; durch die von Kossuth erlassene klang die höchste Muthlosigkeit, während Görgey in der seinigen auf die nahende Katastrophe schon ziemlich unverhüllt hinwies. Noch am 11. Aug. richtete der neue Dictator an den von Großwardein heranziehenden russischen General Rüdiger ein Schreiben, worin er sich erbot unbedingt vor ihm die Waffen zu strecken, jedoch unter keiner Bedingung vor österreichischen Truppen. Am Nachmittage des 13. Aug. streckte Görgey bei Vilagos die Waffen; sein Heer, noch 28,000 Mann u. 142 Kanonen stark, war in Schlachtordnung aufgestellt; ihm gegenüber nahm das russische unter Rüdiger Stand. Hierauf ging die Waffenstreckung vor sich. 11 Generale nahmen daran Theil, darunter Nagy-Sandor, Pöltenberg, Aulich, Leiningen, Vetter. Noch gaben sich die Ungarn dem Wahne hin, daß sie in wenigen Tagen die Waffen zurückerhalten u. mit den Russen gemeinschaftlich gegen Österreich kämpfen würden, damit Großfürst Constantin König von U. werde; die freundliche Behandlung Seitens der Russen stärkte sie darin. Darum eilte auch der größere Theil der noch übrigen Befehlshaber der Capitulation sich anzuschließen. Oberst Kaczinczi, welcher von Norden herab kam, streckte am 16. Aug. die Waffen; ebenso Vécsey in U. u. die einzelnen Corpsführer in Siebenbürgen. Am 17. Aug. übergab Damjanich die Festung Arad; Peterwardein folgte am 5. Sept. Nur Bem u. Guyon versuchten in Lugos noch die versprengten Truppen zu sammeln u. den Kampf fortzusetzen. Sie nahmen ihren Weg über Facset nach Siebenbürgen, während Kmety in Lugos, um ihnen den Rücken zu decken, mit 3000 Mann zurückblieb. Letzter hielt auch wirklich in einem verzweifelten Kampfe die österreichische Armee einen halben Tag auf, bis sein Haufen zersprengt war u. er sich über Mehadia rettete. Bem u. Guyon gelangten am 16. Sept. nach Siebenbürgen; dort aber löste sich ihr Corps auf. So trat auch Bem am 17. mit Guyon nach der Türkei über. Meszaros, Dembinski, Perczel, Kmethy u. Stein thaten das Gleiche, Kossuth, Batthyanyi u. Andere hatten sich schon früher dahin gerettet (s. Türkisches Reich S. 48 f.). Es gab keine Ungarische Armee mehr; die sich nicht ergeben hatten, waren nach der Heimath entflohen; nur einzelne versprengte Insurgentenhaufen beunruhigten gleich Räuberbanden das Land noch eine Zeit lang, bis sie von der später errichteten Gendarmerie allmälig aufgerieben wurden. Diejenigen, welche sich den Russen ergaben, waren aber bald über ihr Schicksal enttäuscht worden. Schon nach wenigen Tagen wurden sie den österreichischen Truppen bei Gyala ausgeliefert. Endlich war nur noch Komorn in den Händen der Ungarn. Dort befehligte Klapka noch an 22,000 Mann u. hatte mehre erfolgreiche Ausfälle unternommen, bes. am 3. Aug., wo er das gesammte Cernirungscorps vertrieb, ungeheuere Beute machte, die Belagerung, aufhob u. von weiterem Verdringen nur auf die Kunde von der Katastrophe bei Vilagos abgehalten wurde. Die dann folgenden Capitulationsverhandlungen blieben vergeblich, so lange Haynau unbedingte Unterwerfung forderte, erst nachdem er freien Abzug, Amnestie, Reisepässe ins Ausland, Versorgung der Invaliden, Achtung des Privatvermögens zugesagt hatte, wurde die Festung am 2.–5. Oct. übergeben. Dem Siege folgte nun das Strafgericht über die Besiegten. Am 6. Oct. wurden in Arad Vécsey, Aulich, Pöltenberg, Nagy-Sandor, Knezich, Leiningen, Damjanich u. Andere, in Pesth Graf Ludwig Batthyanyi, Woronieczki, Csanyi, Jeßanek u. v. A. hingerichtet. Auf die Hinrichtungen folgten zahllose Verurtheilungen zu Kerkerstrafen. Görgey wurde begnadigt u. ihm Klagenfurt zum Aufenthaltsort angewiesen. Die Lage des nun wieder unterworfenen u. ganz unter dem Belagerungszustande sich befindenden Landes war eine traurige; viele Gegenden waren völlig entvölkert, zahllose Familien verarmt, der Credit hatte völlig aufgehört.

Zu den versöhnenden Maßregeln der Regierung gehörte die Ertheilung einer vollkommenen Amnestie für die gesammte Mannschaft vom Feldwebel od. Wachtmeister abwärts, welche im Momente des Umsturzes aus den Reihen der kaiserlichen Truppen zu den Insurgenten übergegangen waren; doch wurden alle Zurückkehrenden ohne Rücksicht auf ihre frühere Charge als Gemeine in die österreichische Armee eingereiht. Dasselbe geschah mit den diensttauglichen Honveds ohne Unterschied. Eine gleiche Amnestie wurde unter dem 16. Oct. auch für die nach Widdin in der Türkei übergetretene Mannschaft der ungarischen Insurgenten verkündigt, in Folge deren am 21. Oct. sich über 3000 Mann zur Rückkehr nach Österreich einschifften. Die Russen verließen das Land nach dessen Pacificirung. Unter dem 17. Oct. wurde eine kaiserliche Entschließung über die provisorische Organisation der Verwaltung in U. veröffentlicht, ganz der Centralisationsidee entsprechend, welche durch die Reichsverfassung ging. Die Hauptzüge derselben waren: Kroatien nebst Slawonien u. Siebenbürgen sollen neben U. als eigene Kronländer bestehen, ebenso soll die Wojwodschaft Serbien mit dem Temeser Banat eine von U. unabhängige Stellung erhalten; die Verfassung U-s ist aufgehoben u. es soll ein besonderes Statut, gemäß der Reichsverfassung, die landesverfassungsmäßigen Beziehungen U-s regeln; die Verwaltung wird in allen ihren Zweigen der obersten Leitung des Ministeriums unterstellt; Statthalter für die einzelnen Gebietstheile sind die zunächst unter dem Ministerium stehenden Organe der vollziehenden Gewalt; für die Dauer des Ausnahmezustandes bleibt die Handhabung der vollziehenden Gewalt dem Befehlshaber der Armee, welchem ein Civilcommissär zur Seite steht; das Land wird in mehre größere Verwaltungsgebiete getheilt, welche vorläufig als Militärdistricte unter dem Districtscommandanten nebst einem Ministerialcommissär für die Civilgeschäfte u. die Durchführung der Verwaltungsorganisation stehen; jeder Militärdistrict wird in Civildistricte eingetheilt mit Districts-Obergespanen an der Spitze; die Civildistricte zerfallen in Amtsgebiete mit administrativen Stuhlrichtern Hierauf erfolgte eine kaiserliche Verordnung vom 20. Oct. 1849 über die Einführung der Grundsteuer in U. u. Siebenbürgen. Am 1. Nov. wurde die österreichische Reichsverfassung vom 4. März auch für U. publicirt, während am 3. Nov. die Grundzüge der Justizorganisation[214] u. der Rechtspflege die höchste Genehmigung erlangten. Indessen dauerten die Assentirungen mit großer Strenge fort; die Presse wurde aufs schärfste überwacht, die für ungültig erklärten Kossuthnoten vernichtet (wie deren bis 1851 an 100 Mill. verbrannt wurden), alle Schuldforderungen an Aufständische, deren Güter confiscirt worden waren, für ungültig erklärt. Um die Mitte des Jahres 1850 wurde Haynau seines Commandos u. seiner Vollmachten enthoben u. zum Militärgouverneur von Appel, zum Civilgouverneur von Geringer ernannt. Hierauf trat auch eine Erleichterung insofern ein, als den nicht schwer Gravirten Amnestie u. Erlaubniß zur Rückkehr ertheilt u. die Güterconfiscation der Amnestirten eingestellt wurde. Am 7. Juni erschien ein kaiserliches Patent über die Aufhebung der Zolllinie zwischen Österreich u. U.; ein Patent vom 30. Sept. verordnete die Einführung der Verzehrungssteuer von Branntwein u. Bier; ein Patent vom 29. Nov. endlich die Einführung des Tabaksmonopols auch für U. Letzteres trat mit dem 1. März 1851 in Kraft, worauf am 1. Juli die Aufhebung der ganzen Zwischenzolllinie erfolgte. Indessen war auch die, unter dem 28. April 1850 aus den Händen der ursprünglich ungarischen Actiengesellschaft an den Staat übergegangene Ostbahn zwischen Presburg u. Pesth, deren Unterbau 23 Meilen lang zerstört gewesen, am 15. Dec. 1850 eröffnet worden.

Der jetzt zum Civil- u. Militärgouverneur von U. ernannte Erzherzog Albrecht traf am 14. Oct. 1851 in Pesth ein. Nun hatten auch die Assentirungen der ehemaligen Honveds allmälig aufgehört u. es sollte jetzt wieder auch für U. das gewöhnliche Recrutirungsgesetz in Anwendung kommen. Eine Rundreise des Kaisers durch U. u. Siebenbürgen vom 5. Juni bis 14. Aug. 1852 veranlaßt viele glänzende u. freudige Empfangsfeierlichkeiten. Kurz darauf wurden die Kriegsgerichte geschlossen, doch währte der Belagerungszustand wegen des noch immer nicht unterdrückten Räuberunwesens fort, zugleich wurden auch die strategisch wichtigen Punkte des Landes verstärkt, bes. Komorn u. Ofen, während die übrigen Festungen wenigstens wieder in kriegstüchtigen Stand gesetzt wurden. Bezüglich einer weiteren Ordnung u. Verbesserung der öffentlichen Verhältnisse wurden angeordnet: eine allgemeine Katastrirung, Erbauung von Eisenbahnen, die Fortsetzung der Theißregulirung, die Anlegung von Grund- u. Hypothekenbüchern etc. Am 1. Sept. 1852 erhielt U. eine neue Preßordnung. Laut kaiserlicher Entschließung vom 10. Jan. 1853 wurde die neue Organisation U-s publicirt u. mit dem 1. Mai d. I. ins Leben geführt, an letzterem Tage auch die Geltung der österreichischen Civilgesetze auf U. ausgedehnt; eben so wurden neue Civilproceßordnungen für U. u. Siebenbürgen erlassen. Die Anfangs von Privatspeculation versuchte, in dieser Weise aber ganz mißglückte Colonisation U-s, namentlich durch deutsche Auswanderer, wurde zuletzt von der Regierung selbst zur Aufhülfe für das verödete u. nur dünn bevölkerte Land betrieben, u. es erschien in dieser Beziehung Mitte 1853 ein eigenes Colonisationsgesetz für U., welches noch im Laufe des Jahres in Wirksamkeit treten sollte. Am 8. Sept. 1853 wurden die ungarischen Kroninsignien (s. oben S. 178), welche Kossuth bei der Verlegung der Residenz der Regierung in verschiedene Städte des Banats mit sich geführt u. bei seiner endlichen Flucht aus U. in der Nähe von Orsowa vergraben hatte, durch Tit. von Karger wieder gefunden. Dieselben wurden unter großen Feierlichkeiten eingeholt, am 19. Sept. nach Wien übergeführt u. dort von dem Kaiser entgegengenommen, dann aber nach Ofen zurückgebracht.

Die nun folgenden Jahre brachten für U. eine Zeit des fast vollständigen Stillstandes des politischen Lebens. Die Einfügung U-s in den einheitlichen Neubau Österreichs war wenigstens nominell vollendet, wenn auch zur wirklichen Durchführung der neuen Ordnung der Dinge noch Vieles fehlte. Den Schlußstein dieser Einfügung bildete die unterm 17. April 1854 verordnete Aufhebung des in letzter Zeit übrigens sehr mild gehandhabten Belagerungszustandes in U., der Wojwodschaft Serbien u. dem Temeser Banat, den Königreichen Galizien u. Lodomerien, dem Großherzogthum Krakau u. dem Herzogthum Bukowina. Die Übergabe der bisher von den Militärbehörden u. Kriegsgerichten im Ausnahmszustand besorgten Geschäfte an die neuen Civilbehörden erfolgte am 1. Mai; doch sollten bis zur vollständigen Activirung der Civilbehörden, welche mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, einige schwerere strafbare Handlungen politischen Charakters in U. u. der Wojwodina noch ferner den Militärgerichten vorbehalten bleiben, Proceß u. Urtheil aber sich nicht nach den Militärgesetzen, sondern nach den bürgerlichen Gesetzen richten. Von ganz besonderer Wichtigkeit für die materielle Entwickelung des Landes waren die Gesetze, welche bestimmt waren den sogenannten Urbarialverband u. die ihm verwandten Rechts- u. Besitzverhältnisse zwischen den ehemaligen Grundbesitzern u. den gewesenen Grundholden zu ordnen. Bereits unterm 29. Nov. 1852 waren die Forderungen aus der Aviticität (s.d.), jenem eigentümlich ungarischen Geschlechterrecht, vermöge dessen Jeder auf jedes Grundstück ein Anrecht hatte, welches einst in dem Besitz eines Gliedes seiner Familie gewesen war, für die Zukunft aufgehoben u. die Geltendmachung von Besitzrechten aus der Aviticität auf eine präclusivische Frist von drei Jahren festgestellt worden. Der nächste Schritt war das sogenannte Besitzregulirungspatent vom 2. März 1853, welches zunächst den Grundbesitz des Einzelnen, namentlich der Nichtadeligen, ordnete, hiernächst aber die Austheilung der Gemeindegründe an die Einzelnen sowohl in Hutweiden, als in Waldnutzung (Segregation), den Gemeinden zur Pflicht machte, wobei je nach den örtlichen Verhältnissen Bauerngrund u. Herrengrund zuerst in zwei große selbständige Gruppen zu sondern war (Commassation). Unterm 16. Jan. 1854 sanctionirte Patente bezweckten hiernächst die Durchführung der Grundsätze über Urbarialentschädigung u. Grundentlastung, welche unter Wahrung der Rechte aller Betheiligten geschehen sollten. Anfang 1856 wurde in Wien ein oberster Urbarialgerichtshof für U. eingesetzt. In dem Maße, als die bisherigen Verhältnisse sich abwickelten, konnten nun auch die neuen Grundbücher angelegt u. eingeführt werden. In einem Zeitraum von drei Jahren waren diese Grundbücher fast für ganz U. durchgeführt. Auch manche anderen Maßregeln zur Hebung des Verkehres u. der materiellen Hülfsquellen wurden verfügt, die Hindernisse der Übersiedelung nach U. aus[215] dem übrigen Österreich aufgehoben, die Eisenbahn von Czegled nach Szegedin (1854) eröffnet. Nachdem 1855 die Theiß durch furchtbare Überschwemmungen 250 QM. Land unter Wasser gesetzt u. einen auf mehr als 13 Mill. Gulden geschätzten Schaden angerichtet hatte, wurde die Regulirung der Theiß u. Maros ernstlich in Angriff genommen u. auf großen Strecken durchgeführt. Eine provisorische Verordnung vom 11. Juli 1854 über Leitung der kirchlichen Angelegenheiten bei den Evangelischen beider Bekenntnisse in U. hatte die Versammlungen der Presbyterien u. die Mitwirkung von landesfürstlichen Commissarien hierbei, ingleichen die Thätigkeit der Senioren u. Superintendenten geregelt. Im Mai 1855 wurden Geistliche u. Schulmänner U-s als Vertrauensmänner nach Wien berufen zur Vorberathung einer Gesetzvorlage über Kirchen- u. Schulangelegenheiten der Evangelischen in U. Eine große Wirksamkeit entwickelte namentlich der Stephansverein, welcher unter Protection des Cardinal-Primas Scitowski sich um Verbreitung von Volksbildung in den niederen Ständen viel Verdienste erwarb. Im Jahr 1856 hatten in vielen Comitaten Räubereien u. Gewaltthaten gegen Leben u. Eigenthum sehr überhand genommen, daher der Generalgouverneur Erzherzog Albrecht zur Verhängung u. Wiederaufhebung des Standrechtes an solchen Orten ermächtigt wurde. Kaiserliche Entschließungen vom 16. Nov. 1856 bestimmten außerdem den persönlichen Wirkungskreis des Generalgouverneurs als unmittelbaren Stellvertreters des Kaisers mit der Oberleitung der gesammten Civil- u. Militärverwaltung u. des Generalgouvernements, welcher als oberster politischen Behörde des Königsreichs der Wirkungskreis der Ministerien u. Centralstellen innerhalb gewisser Grenzen zustehen sollte. Kurz nach diesem Abschluß der behördlichen Organisation des Königreichs hatten kaiserliche Gnadenacte das Schicksal vieler während der Revolutionsjahre Compromittirter gemildert, Überwachungsmaßregeln u. Güterconfiscationen aufgehoben u. vielen Geflüchteten unter Bedingungen die Rückkehr gestattet. Den Israeliten wurden, wie im übrigen Österreich, die Erlangung der Advocatur freigegeben, in Pesth eine Handelsakademie u. in Ofen ein Polytechnicum gegründet, die Insel Schütt durch zweckmäßige Kanalisirung zu entsumpfen gesucht, über dem Wiederauffindungsort der ungarischen Krone (s. oben S. 215) auf Kosten des Kaisers eine Kirche erbaut. Eine weitausgedehnte Reise des Kaisers nach U. sollte im Jahr 1857 den Frieden der Krone mit dem Lande besiegeln. Am 4. Mai trat der Kaiser mit der Kaiserin diese Reise an, besuchte allenthalben von dem rauschenden Jubel der Bevölkerung begrüßt u. nach der Sitte des Landes von berittenen Banderien begleitet, nach längerem Aufenthalt in Ofen-Pesth, Jaszbereny, Czegled, Szegedin, Vasarhely, Gyula u. Debreczin, brach aber in letzterem Orte wegen Ablebens seiner Tochter, der jugendlichen Erzherzogin Sophie, seine Reise ab u. kehrte zurück. Eine zweite Reise unternahm der Kaiser ohne die Kaiserin im August nach U. Er besuchte hierbei namentlich Ödenburg, den Presburger u. Kaschauer Verwaltungsbezirk, Rima-Szombath, Rosenau, Eperies, Kaschau, Miskolcz. Bei Gelegenheit dieser Reisen ertheilte der Kaiser durch ein Handbillet, geg. Budapesth 9. Mai, für alle nicht lombardisch-venetianische Unterthanen, welche wegen Hochverrathes, Aufstandes u. Aufruhres verhaftet, vollkommene Amnestie u. verfügte durch einen weiteren Gnadenact die Rückgabe der confiscirten Güter der kriegsgerichtlich Verurtheilten u. den Erlaß jeder Rechnungslegung über während der Revolutionszeit aus der Staatskasse erhaltene Vorschüsse. Die außer Land Geflüchteten waren zwar von dieser Generalamnestie ausgeschlossen; doch wurden die Gesandtschaften u. Consulate angewiesen Amnestiegesuche derselben anzunehmen u. zur Höchsten Entscheidung vorzulegen. Dagegen konnten die dem Kaiser von einer Anzahl Magnaten u. Bischöfe vorgetragenen Wünsche, welche nächst einer Regulirung des Steuerwesens auf nichts Geringeres als auf eine Wiedereinführung der früheren ständischen Verfassung hinausliefen, keine Beachtung finden. Vielmehr constatirte der Kaiser in einem Handschreiben an den Generalgouverneur vom 9. Sept. mit Befriedigung, daß die nach Maßgabe der organischen Decrete vom 31. Dec. 1851 getroffenen Einrichtungen den unverkennbaren Aufschwung des Landes wesentlich gefördert hätten, u. erklärte, an den Grundprincipien, welche ihn bisher geleitet, unverbrüchlich festzuhalten, dabei jedoch seine angelegentliche Sorge auch dahin zu richten, daß die verschiedenen Volksstämme ihre nationale Eigenthümlichkeit erhalten u. ihnen bei der Pflege ihrer Sprache die gebührende Rücksicht gewährt werde. Eine solche Rücksichtnahme wurde namentlich durch die Verfügung gewährt, daß die Staatsbeamten in U. künftig zu 2/3 aus dortigen Landeskindern bestehen u. bei allen Gerichten Eingaben in Ungarischer Sprache angenommen werden sollen. Für Verbesserung der Schulen u. Verbreitung nützlicher Bücher wurde viel von der Regierung gethan; schon durch eine Verordnung vom 14. Dec. 1855 waren zwölf neue Schullehrerseminarien errichtet worden; der Fortbestand der Ungarischen Akademie für Pflege der Wissenschaften wurde vom Kaiser genehmigt; Dampfschifffahrt u. Eisenbahnverbindungen erhielten immer weitere Ausdehnung, so wurden im Jahr 1857 namentlich die Eisenbahnlinien Szegedin-Temesvar u. Szolnok-Debreczin eröffnet; die Theißregulirungs- u. Schutzbauten waren schon im Sept. 1856 den politischen Landesbehörden zur Leitung überwiesen worden; der Theißfluß wurde von Tisza-Ujlak bis zur Einmündung in die Donau in sechs Sectionen getheilt, die Kosten für die Arbeiten zur Erleichterung der Schifffahrt, namentlich auch für die Durchstiche, übernahm der Staat, zur Deckung der Kosten der übrigen Arbeiten wurden die Theißregulirungsvereine 1858 ermächtigt ein Anlehen bis zu 15 Mill. Fl. bei der Nationalbank aufzunehmen. Pesther Naturforscher unternahmen im Auftrag der Regierung eine wissenschaftliche Reise nach dem bis jetzt fast ganz unbekannten ungarisch-siebenbürgischen Grenzgebiet. Von besonderer Wichtigkeit aber war die Ende 1858 erlassene kaiserliche Verordnung über Begünstigung neuer landwirthschaftlicher Ansiedelungen in U. u. seinen Dependenzen. Hiernach sollte den Ansiedlern einer neuen Gemeinde, welche Einem Volksstamm u. gleichem Religionsbekenntniß angehörten, Steuerfreiheit auf eine bestimmte Reihe von Jahren, Stempel- u. Gebührenfreiheit für die Ansiedelungsverträge, Religionsfreiheit etc. zustehen. Daß von diesen Begünstigungen ein ausgedehnter Gebrauch werde gemacht werden, stand freilich so lange nicht zu erwarten, als nicht die in[216] vielen Districten offen betriebenen Räubereien unterdrückt wurden; im Febr. 1858 mußte wegen solcher Gewaltthaten das Standrecht über die Comitate Veszprim, Tolna, Somogy u. Baranya verhängt werden.

Das Jahr 1859 brachte, wie für ganz Österreich, so auch für U. einen neuen Beginn des politischen Lebens. Der Italienische Krieg, zu welchem U. übrigens zahlreiche Freiwillige stellte, erweckte die weitestgehenden Hoffnungen. Als nach dem Friedensschluß es sich um die dem Kaiserstaat zu ertheilenden Reformen handelte, wurden aus U. angesehene Magnaten als Vertrauensmänner nach Wien berufen. Namentlich waren es zunächst der Sprachenstreit u. die Protestantenfrage, welche vielfache Unzufriedenheit erregten. Unterm 8. Aug verfügte eine Ministerialverordnung, daß die Wahl der Unterrichtssprache in den Gymnasien den Umständen u. den Nationalitätsverhältnissen entsprechend zu treffen, also nicht mehr, wie unterm 9. Dec. 1854 verordnet war, vorherrschend deutsch sein sollte. Eine Deputation von Pesther Studenten aber, welche die Ungarische Sprache an der Pesther Universität als obligat eingeführt wissen wollte, fand kein Gehör. Die kirchlichen Verhältnisse wurden durch das sogenannte Protestantenpatent vom 1. Sept. 1859 geregelt, welches auf dem Grundsatze basirt, daß nicht blos die Geistlichen, sondern die ganze christliche Gemeinde die Kirche bildet, u. daß demnach die Gemeinde selbst, vom kleinsten Kreise angefangen bis hinauf zur Gesammtheit, alle kirchlichen u. Schulangelegenheiten in freier Autonomie zu verwalten hat. Die hierdurch geschaffene Kirchenverfassung beruht auf dem Presbyterialsystem, u. der eigentliche Schwerpunkt derselben liegt in der Gemeinde, welche sich den Pfarrer, Pfarrgehülfen u. Schullehrer ohne Ausnahme selbst wählt u. in ihren kirchlichen Gemeindeangelegenheiten durch einen Ausschuß der Ältesten, das Presbyterium, vertreten wird, während die Gemeinde selbst als Localconvent zusammentritt. Was diese Institute im engsten Umfange sind, das sind für weitere Kreise die Bezirks-, resp. Superintendentialgemeinde u. schließlich die Gesammtheit der Superintendenzen mit der Generalconferenz u. der Synode. Dieses Patent wurde jedoch Gegenstand einer sehr lebhaften Agitation, welche vom kirchlichen sehr bald auf das politische Gebiet hinüberspielte. In einer von der Theißer Superintendenz zu Käsmark abgehaltenen Versammlung wurde einstimmig eine Adresse an den Kaiser mit dem Gesuch beschlossen die Vollziehung des Patentes zu suspendiren u. zunächst eine Synode einzuberufen. Fast alle anderen Convente schlossen sich an, u. die altconservativ-magyarische Partei benutzte jede Gelegenheit, wie s.d. das Priesterjubiläum des Primas von U. in Gran, zu Demonstrationen in ihrem Sinne. Obwohl gegen die Veranstalter der Käsmarker Beschlüsse Untersuchung eingeleitet u. Versammlungen auf Grund der alten Kirchenverfassung untersagt wurden, wuchs die Bewegung doch immer mehr u. selbst unruhige Auftritte blieben nicht aus. Mehr als 2,800,000 Protestanten petitionirten durch ihre Vertreter um die Rücknahme des Patents vom 1. Sept., nur etwa 162,000 nahmen dasselbe an. Eine sehr zahlreiche Protestantendeputation, welche im Jan. 1860 nach Wien kam, wurde zwar in corpore vom Kaiser nicht empfangen, doch konnten deren Führer, die Barone Vay u. Pronay, demselben die Wüusche der ungarischen Protestanten vortragen, u. weitere Verhandlungen schienen zu dem Compromiß führen zu wollen, daß die so lebhaft gewünschte große Synode durch Abgeordnete der Seniorate u. nicht der zwölf neugebildeten Superintendenzen gebildet werde. Die ungarische Nationaltracht wurde nun wieder fast allgemein angenommen; Studentenunruhen in Pesth (15. März. 1860) vermehrten die Aufregung u. das Begräbniß eines in Folge dieser Unruhen verstorbenen Studenten gab zu neuen Demonstrationen Anlaß. Wegen des Todes des Grafen Stephan Szechenyi (s.d.), eines der größten Männer U-s, in Döbeling bei Wien (7. Aug) wurde die ganze Nation zu einer sechswöchigen Trauer aufgefordert. Zwei kaiserliche Handschreiben vom 19. April 1860 brachten eine neue entscheidende Wendung, durch dieselben wurde Erzherzog Albrecht auf sein Ansuchen der Stelle als Generalgouverneur u. commandirender General in U. enthoben u. dieselbe dem Feldzeugmeister von Benedek, einem geborenen Ungar, übertragen. Gleichzeitig wurden die bestehenden Statthaltereiabtheilungen in Eine Statthalterei mit dem Sitz in Ofen vereinigt; Comitatsverwaltungen sollten eingeführt u. denselben nach Art des vormals bestandenen Systems Comitatscongregationen u. Ausschüsse beigegeben, hiernächst auch Anträge in Betreff eines Landtages vorbereitet werden. Trotz dieser Zustände lehnten die in den verstärkten Reichsrath berufenen Ungarn ab in dieser Versammlung zu erscheinen, u. ein trotz des Widerstandes des Cultusministers Grafen Thun von Benedek ausgewirktes kaiserliches Handschreiben vom 15. Mai gestattete die Versammlung von Conventen, Beschickung von Generalconferenzen u. Anträge von Synoden auf Grundlage des Gesetzes von 1791 u. gewährte vollständige Amnestie für alle aus Anlaß der Agitation gegen das Patent vom 1. Sept. compromittirte Personen. In dem verstärkten Reichsrath wahrten die nun doch noch eingetretenen ungarischen Mitglieder energisch die Ansprüche ihres Landes auf Autonomie. In U. wuchs inmittelst die Aufregung immer mehr u. unruhige Auftritte mit Demonstrationen gegen die Deutschen, Herunterreißen der kaiserlichen Adler etc. fielen mehrfach vor. Nach einer Verordnung des Justizministeriums an die Gerichtsbehörden in U. sollte die Deutsche u. Ungarische Sprache als Geschäftssprache innerhalb des ganzen Königreichs, die Slowakische in 23, die Rumänische in fünf, die Ruthenische in vier Comitaten zur Anwendung kommen. Die möglichst umfassende Gewährung ihrer Wünsche erhielten die Ungarn aber durch das kaiserliche Diplom zur Regelung der inneren staatsrechtlichen Verhältnisse der Monarchie vom 20. Oct. 1860 u. die damit in Verbindung stehenden Verfügungen. Hiernach sollte die alte Verfassung U-s im Wesentlichen wieder hergestellt, der Landtag in kürzester Frist zur Berathung eines Wahlgesetzes einberufen werden, welches mit Beseitigung der ehemaligen ausschließlichen Berechtigung des Adels eine wahre Vertretung des Landes herbeiführen sollte. Die ungarische Hofkanzlei wurde wieder hergestellt u. Baron Vay zum Hofkanzler ernannt, Generalgouverneur von Benedek seiner Stelle enthoben. Folge aller dieser Umgestaltungen war zugleich die bereits unterm 19. April in Aussicht gestellte Wiederherstellung der Comitatsverwaltung u. Bildung der Comitatsausschüsse, auch Ernennung[217] eines Tavernicus, die Rückverlegung der gesammten Justizverwaltung innerhalb der Grenzen des Königreichs, daher Wiederherstellung der Curia regia unter Vorsitz des Judex curiae zu Pesth, Einführung der Ungarischen Sprache als allgemeine Geschäfts- u. Amtssprache. Die neuen Organisationen wurden von den magyarischen Ultras in Pesth, welche alle Einrichtungen der letzten 11 Jahre beseitigt wissen wollten, nur kalt aufgenommen. Als die ungarische Hofkanzlei am 4. November ihre Thätigkeit begann, war die Frage über das Wahlgesetz zum Landtag u. über das Verhältniß der ungarischen Delegirten zum Reichsrath noch ungelöst. In Pesth fanden am 2. December von Neuem unruhige Auftritte statt, welche zum Theil wohl durch fremde Emissäre angezettelt waren, u. die Forderungen der Magyaren wurden immer höher gespannt. Mehre der zu Obergespanen designirten Personen lehnten die Ernennung ab. Eine Landesconferenz zu Gran (18. December) verlangte einstimmig die Wiederherstellung des Wahlgesetzes von 1848, von anderer Seite wurde die Wiederherstellung der Nationalgarde gefordert. Bei der Neuconstruirung des Comitats zu Pesth erklärte Graf Karolyi, daß er seine Function so wieder übernehme, wie er sie 1848 ausgeübt habe, u. in mehren Comitaten wurden Beschlüsse auf Steuerverweigerung bis zum Zusammentritt des Landtags gefaßt. Unterm 27. December genehmigte nun zwar der Kaiser die Wiedereinverleibung der Wojwodina u. des Temeser Banats in das Königreich U., erließ auch unterm 7. Januar 1861 eine Amnestie hinsichtlich der strafbaren Handlungen, durch welche lediglich eine Änderung des vor dem 20. October 1860 bestandenen Regierungssystems bezweckt wurde; ein Rescript vom 16. Januar an alle Comitate u. städtische Magistrate U-s aber tadelte energisch die Ausschreitungen u. Überstürzungen in den Beschlüssen der Comitate, wie nächst den Steuerverweigerungen namentlich die Wahl politisch landesflüchtiger Personen, die Aufhebung der bestehenden Gerichtshöfe vor Constituirung der neuen etc. u. untersagte jeden Versuch die Gesetze von 1847 u. 48 factisch ins Leben zu rufen. Viele Comitate beantworteten dies Rescript mit Gegenvorstellungen, in denen sie sich auf ihre verfassungsmäßigen Rechte beriefen; das Treiben der magyarischen Partei wurde um nichts gebessert. Mit der Einführung des alten Gerichtsverfahrens kamen Willkür u. Gewaltthat, s.d. Stockprügel, überall zum Vorschein, die wohlthätigsten deutschen Gesetze, wie die Wechselordnung, wurden für aufgehoben erklärt, die deutschen Beamten mußten ihre Stellen niederlegen, in den meisten Verwaltungszweigen herrschte fast vollständige Anarchie u. militärische Maßregeln mußten an mehren Orten für Aufrechterhaltung der Ruhe sorgen. Unterm 14. Februar 1861 wurde der ungarische Landtag u. zwar nach dem Wahlgesetz von 1848 eingerufen; die unterm 26. Februar Österreich verliehene Verfassung stellte die übrigen Provinzen im Verhältniß zur Gesammtmonarchie wesentlich dem Königreich U. gleich. Am 6. April wurde der Landtag zu Ofen eröffnet u. vom Grafen Apponyi als königlichem Commissar die Abdicationsacte Ferdinands V. u. die Verzichtsurkunde des Erzherzogs Franz Karl vorgelegt; seine Sitzungen verlegte der Landtag nach Pesth. In den am 30. April zu Wien zusammengetretenen Reichsrath schickten die Länder der ungarischen Krone keine Vertreter. Unfruchtbare Streitigkeiten über die Frage, in welche Form die Ansprüche des Landes zu fassen seien, spalteten Wochen lang den ungarischen Landtag. Während die gemäßigte liberale Partei, geführt von Déak, eine Adresse an den Kaiser vorschlug, wollte die weiter vorgeschrittene Partei nur eine Resolution u. hiermit jeden Act der Anerkennung des Kaisers als König von U. aufschieben. Als aber der Führer der letzteren Partei, Graf Teleky (s.d. 10), welcher erst wenige Monate vorher durch einen besonderen kaiserlichen Gnadenact seine Freiheit wieder erlangt hatte, in der Nacht vor der entscheidenden Sitzung (9. Mai) sich durch einen Pistolenschuß selbst das Leben nahm, erhielt zwar die Adreßpartei das Übergewicht u. fast gleichzeitig erklärte der Staatsminister von Schmerling im Reichsrath zu Wien, daß die Regierung den Reichsrath in seiner jetzigen Verfassung (ohne die Abgeordneten von U., Kroatien etc.) nicht als den gesammten, sondern nur als den engern Reichsrath betrachten könne. Aber die nach langer Berathung Ende Juni nach Wien gebrachte Adresse des ungarischen Landtags enthielt in schroffster Form die Zurückweisung aller Grundsätze der Reichseinheit u. die Forderung der reinen Personalunion u. vollster Autonomie für U. Der Kaiser verweigerte jedoch durch ein Rescript vom 30. Juni die Annahme dieser Adresse, worauf dieselbe vom Landtag in der ursprünglich von Déak vorgeschlagenen Form genehmigt u. nun auch vom Kaiser angenommen wurde. Der Ministerrath beschloß auf diese Adresse ein kaiserliches Rescript, welches die ungarischen Forderungen in der Hauptsache zurückwies u. unter Betonung der Reichseinheit u. der Aufrechterhaltung des Diploms vom 20. Oct. eine Revision der 1848er Gesetze vor jeder Verhandlung über das zu erlassende Krönungsdiplom forderte. Statt des Baron Vay, welcher diese Antwort nicht billigte, trat Graf Forgach als ungarischer Hofkanzler ein. Als aber der ungarische Landtag hierauf eine Antwortadresse beschloß, in welcher der Boden der Pragmatischen Sanction u. der unveränderten Gesetze von 1848 als allein annehmbar bezeichnet, die Absendung von Deputirten zum Reichsrath abgelehnt u. gegen jeden Beschluß dieser Versammlung für die Gesammtheit der Monarchie protestirt, hierdurch aber jeder Weg der Verständigung abgebrochen wurde, mußte der Bruch zwischen der Partei der Centralisation u. des Föderalismus als vollständig u. unheilbar sich darstellen. Ein kaiserliches Rescript vom 22. August löste den ungarischen Landtag auf u. General Haller erklärte als königlicher Commissar, daß er nöthigenfalls die Auflösung durch Gewalt vollziehen werde; doch ward die Ordnung nicht gestört. Eine kaiserliche Botschaft an den Reichsrath rechtfertigte die Maßregel der Regierung. Nunmehr ergriff das Gouvernement kräftig die zur Herstellung seiner Autorität in U. erforderlichen Maßregeln. Als das Pesther Comitat sich einem vom Landtag beschlossenen Protest gegen dessen Auflösung anschloß, wurde sofort die Auflösung auch dieser Versammlung verfügt; gleiches Schicksal traf die Pesther Municipalität u. alle die Comitats- u. Stadtversammlungen, welche sich ihnen in diesen Protesten anschlossen. Königliche Commissare wurden überall ernannt, wo die Localbehörden sich den Ansichten des Ministeriums feindlich zeigten. Das Land zog sich in eine Art passiven Widerstands zurück, u. es herrschte[218] bei der gegenseitigen Erbitterung eine dem Belagerungszustand ähnliche Schwüle über ganz U. Schon während des Landtages hatte die Regierung angefangen die systematisch verweigerten Steuern mit militärischen Zwangsmaßregeln beitreiben zu lassen; in vielen Districten wurden die Rückstände sofort beim Erscheinen der Militärmannschaft gutwillig bezahlt. Nunmehr wurde dieselbe Maßregel mit Energie fortgesetzt; doch wurde die Zwangsbeitreibung überall da, wo wirklicher Mangel vorhanden war, über die Ernte u. den Winter hindurch sistirt. Ein Rescript des Hofkanzlers vom 27. Oct. verbot jede öffentliche Comitatssitzung. Durch kaiserliches Handschreiben vom 5. Nov. aber wurde ein consequent durchdachtes System von Maßnahmen zur Wiederherstellung der Autorität der Regierung verfügt. An die Stelle des corporativen Statthaltereicollegiums trat ein Statthalter (Graf Palffy von Erdöd), welcher die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten in seiner Hand vereinigte u. welchem der Statthaltereirath u. die Vorstände der Comitate u. Freistädte unweigerlich Gehorsam zu leisten haben. In den Comitaten sollten neue Vorsteher an die Stelle der unter Baron Vay gewählten Obergespane treten, wo Erbobergespane bestehen, ihnen Administratoren an die Seite gesetzt, die Anwendung des Wahlsystems bei Besetzung der Comitatsämter vorläufig ausgesetzt, die Bürgermeister in Ofen u. Pesth vom Statthalter, in den übrigen Freistädten vom Obergespan od. dessen Administrator ernannt, endlich die Regierungsorgane u. ihr Wirken unter den Schutz der Militärgerichte gestellt werden, welchen bestimmte Verbrechen gegen Person u. Eigenthum überwiesen wurden. Diese außerordentlichen, übrigens nur als provisorisch bezeichneten Maßregeln wurden in den folgenden Monaten trotz mehrfachen Widerspruchs energisch durchgeführt. In dem Maße, in welchem es der Regierung gelang mit Kraft aber zugleich mit Mäßigung dem Terrorismus der extremen magyarischen Partei zu brechen, gewann auch eine versöhnlichere Stimmung Platz, u. eigentliche Ruhestörungen von politischer Bedeutung kamen auch im Jahre 1862 fast nirgends vor. Dagegen wurde dem Räuberunwesen, welches unter der ungarischen Verwaltung in erschreckender Weise um sich gegriffen hatte, durch Verhängung des Standrechts für Raub, Raubmord u. Brandstiftung in den am meisten heimgesuchten Bezirken u. strenge Verfolgung ein Ziel zu setzen gesucht. Den aufgehobenen deutschen Gesetzen wurde wieder Gültigkeit beigelegt, die Gewerbefreiheit wieder eingeführt. Die Frage, ob der Zeitpunkt der Wiederaufhebung des Provisoriums u. der Wiedereinführung der constitutionellen Verwaltungsformen für gekommen zu achten sei, bildete den Gegenstand einer Aufsehen erregenden Correspondenz zwischen dem General Grafen Haller u. dem Hofkanzler Graf Forgach, ohne daß jedoch in dieser Beziehung eine abändernde Verfügung erfolgte. Im Übrigen blieb das Jahr 1862 u. ebenso der größte Theil von 1863 ohne jedes wichtigere politische Ereigniß für U., welches jedoch einen Beweis der kaiserlichen Versöhnlichkeit dadurch erhielt, daß ein Erlaß vom 18. November 1862 den von den Kriegsgerichten verurtheilten politischen Sträflingen, sowie den zurückgekehrten politischen Flüchtlingen allgemeine Amnestie gewährte u. die Einstellung der anhängigen Untersuchungen verordnete. Die Eröffnung der Landtage in den deutschslawischen Kronländern Anfang 1863 erweckte in U. die Hoffnung, daß durch dieselben indirect auch ein Weiterschritt in der ungarischen Frage werde herbeigeführt werden. Aber die Verhältnisse blieben trotz vielfacher privater Verhandlungen in der Schwebe, u. namentlich bestätigte sich das wiederholt aufgetauchte Gerücht von der bevorstehenden Ernennung eines ungarischen Ministeriums nicht. Inmittelst blieb namentlich die Verwaltung der Rechtspflege im traurigsten Zustande, so daß s.d. die Nationalbank die Gewähr von Hypothekdarlehen nach U. verweigerte u. der Pesther Handelsstand in einem Memorandum an den Kaiser um Änderung der ungarischen Handels- u. Wechselgesetze resp. Einführung der deutschen baten. Trotzdem beschloß eine in Pesth zusammengetretene Justizconferenz (16. März 1863) die unveränderte Beibehaltung der ungarischen Gesetze, u. bei Gelegenheit der demonstrativen Überreichung eines Albums an Franz Déak wurden die 1848er Gesetze von allen Rednern als unantastbares Princip bezeichnet. Der Judex curiae Graf Apponyi, welcher sich auch an dieser Demonstration betheiligt hatte, wurde durch Graf Andrassy ersetzt. Diese Lage der Dinge wurde auch durch Eröffnung einer neuen Reichsrathssession in Wien nicht verändert. Ein großer Theil Ungarns (etwa 1300 QM.) wurde im Sommer 1863 durch eine entsetzliche Hungersnoth heimgesucht; ein vollständiges Mißrathen der Getreide- u. Futterernte u. weitverbreitete Viehseuchen droheten auf Jahre hinaus den Wohlstand der Bevölkerung zu vernichten verursachten einen Nothstand, welchem durch eine vom Reichsrath bewilligte Unterstützung von 20 Mill. Fl. schwerlich ausreichend abgeholfen werden dürfte.

Vgl. I. Bongarsius, Rerum hungaricarum scriptores varii, Frankf. 1600, Fol.; D. Zwittinger, Bibliotheca scriptorum, qui extant de rebus Hungaricis, ebd. 1711; Bel, Apparatus ad historiam Hungariae etc., Presb. 1735–46, 3 Bde., Fol.; Schwandtner, Scriptores rerum Hungaricarum, 2. Ausg. Wien 1766–68, 3 Bde.; M. G. Kovachich, Scriptores rerum Hungaricarum minores, Ofen 1798 f., 2 Bde.; Monumenta Hungariae historica, Pesth 1860 f.; Desericus, De initiis ac majoribus Hungarorum commentaria, Ofen 1748–60, 4 Bde., Fol.; G. Pray, Annales Hunnorum, Avarorum et Hungarorum ab a. 219 a. Ch. n. usque ad a. 997 p. Ch. n. deducti, Wien 1763–67, 4 Bde., Fol.; A. Horani, Memoria Hungarorurn et provincialium, ebd. 1775–77, 3 Bde.; I. Severini, Conspectus historiae Hungariae, Lpz. 1778, 2 Bde.; Gebhardi, Geschichte von U., ebd. 1778–82, 4 Bde.; S. Katona, Hist. primorum ducum Hung., Pesth 1778; Derselbe, Hist. regum Hung., Ofen 1779–1817, 42 Thle. in 34 Bdn.; Derselbe, Hist. Hungariae, ebd. 1782, 2 Thle.; de Sacy, Hist. de Hongrie, Yverdun 1780, 3 Bde.; S. de Keza, Chronicon Hungaricum, Wien 1782; K. G. Windisch, Geschichte der Ungarn, ebd. 1784; C. F. Palma, Notitia rerum Hungaricarum etc., Pesth 1785, 3 Bde.; M. Horvath, Historia Hungariae politica, Wien 1786; H. Novotey, Sciagraphia Hungariae veteris et novae, ebd. 1798–1800, 2 Bde.; von Engel, Geschichte des Königreichs U., ebd. 1804, 5 Bde.; Feßler, Geschichte der Ungarn u. ihrer Landsassen, Lpz. 1810–25, 10 Bde., n. A. ebd. 1847 ff.; I. von Mailáth, [219] Geschichte der Ungarn, Wien 1828–30, 5 Bde., 2. A. Regensb. 1852; Coq de Villerai, Histoire is révolutions de Hongrie, Haag 1739, 2 Bde.; Windisch, Ungarisches Magazin, Presb. 1781–87, 4 Bde.; Derselbe, Neues ungarisches Magazin, Wien 1792–94, 6 Hefte; G. Dankowsky, Fragmente zur Geschichte der Völker ungarischer u. slawischer Zunge, Tyrnau 1840; Ungarn, seine Geschichte, Nationalitäten u. parlamentarische Entwickelung, Meißen 1850; Korn, Neueste Chronik der Magyaren, Hamb. 1852, 2 Bde.; Sacher-Masoch, Ungarns Untergang u. Maria von Österreich, Lpz. 1862; Raming, Der Feldzug in U. u. Siebenbürgen, Pesth 1850; Adlerstein, Archiv des ungarischen Ministeriums, Altenburg 1851, 3 Bde.; Derselbe, Chronologisches Tagebuch der magyarischen Revolution, Wien 1851, 3 Bde.; Koczizka, Wintercampagne des Schlichen Armeecorps, Olmütz 1850; Der Winterfeldzug von 1848–49 in U. unter dem Obercommando des Fürsten Windischgrätz, Wien 1851; H. von R., Bericht über die Kriegsoperationen der russischen Truppen 1849, Berl. 1851, 3 Bde.; Österreichischer Commentar zu der russischen Darstellung des Feldzugs von 1849, Pesth 1851; W. Rüstow, Geschichte des ungarischen Insurrectionskriegs 1848 u. 49, Zürich 1860; Szilagyi, Die letzten Tage der ungarischen Revolution, Lpz. 1850; Klapka, Memoiren, Lpz. 1850; Derselbe, Der Nationalkrieg in U. u. Siebenbürgen, ebd. 1851, 2 Bde.; Görgey, Mein Leben u. Wirken in U., ebd. 1852, 2 Bde.; Welden, Episoden aus meinem Leben, Graz 1853; U-s politische Charakter, Mainz 1851; Szemere, Politische Charakterskizzen, Hamb. 1853; Die serbische Bewegung in Südungarn, Berl. 1851.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 183-220.
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