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Provinzen Brandenburg, Posen, Schlesien und Königreich Sachsen. I. (Karten)
Provinzen Brandenburg, Posen, Schlesien und Königreich Sachsen. I. (Karten)
Provinzen Brandenburg, Posen, Schlesien und Königreich Sachsen. II. 1. Brandenburger Tor in Berlin. 2. Havellandschaft mit Schloß Babelsberg. 3. Gehöft im Spreewalde. 4. Alter Markt mit Rathaus in Posen. 5. Riesengebirge mit Krummhübel und Schneekoppe. 6. Rathaus in Breslau. 7. Dresden-Altstadt. 8. Sächsische Schweiz mit Bastei.
Provinzen Brandenburg, Posen, Schlesien und Königreich Sachsen. II. 1. Brandenburger Tor in Berlin. 2. Havellandschaft mit Schloß Babelsberg. 3. Gehöft im ...
Barock und Rokoko. I. 1. Sta. Susanna zu Rom (1600, von Maderna). 2. Inneres von San Ignazio zu Rom (1626-75, von Algardi). 3. Jesuitenkirche zu Antwerpen (1614-21, von Aguillon). 4. Sta. Maria della Salute zu Venedig (1631-82). 5. Kirche der Sorbonne zu Paris (1635-53, von Lemercier). 6. Karlskirche zu Wien (1716-37, von Fischer von Erlach). 7. Hofkirche zu Dresden (1737-56, von Chiaveri). 8. Stiftskirche zu Sankt Gallen (1756-65, von Ferd. Bär). 9. Pavillon vom Zwinger zu Dresden (1711-22, von Pöppelmann). 10. Belvedere zu Wien (1693 bis 1724, von Hildebrand). 11. Börse zu Mannheim (1902, von Köchler und Karch).
Barock und Rokoko. I. 1. Sta. Susanna zu Rom (1600, von Maderna). 2. Inneres von San Ignazio zu Rom (1626-75, von Algardi). 3. Jesuitenkirche zu Antwerpen ...

[459⇒] Dresden, Haupt- und Residenzstadt des Königr. Sachsen [Karte: Brandenburg, Posen etc. I, 4], von der Elbe (fünf Brücken) in zwei Teile (Altstadt [Tafel: Brandenburg etc. II, 7] und Neustadt) getrennt, (1900) mit den bis 1904 einverleibten Ortschaften 479.671 E. (44.120 Katholiken, 3059 Israeliten), starke Garnison, Oberverwaltungs-, Oberlandes-, Land-, Amtsgericht, Oberpost-, Generaldirektion der Eisenbahnen, Reichsbankhauptstelle. Bauwerke: Frauenkirche (1738), kath. Hofkirche (1756 [Tafel: Barock und Rokoko I, 7]), evang. Hof- und Sophienkirche (13. Jahrh.), königl. Schloß (1534), Zwinger (1722 [ebd. I, 9]), Museum (1855), Prinzenpalais, Brühlsches Palais und Terrasse (1737), Kunstakademie, Albertinum, Hoftheater (1878); in Neustadt: Japan. Palais, Alberttheater und die militär. Bauten in der Albertstadt etc.; reiche Sammlungen: Gemäldegalerie (Raffaels Sixtinische Madonna), Münz-, Kupferstichkabinett (350.000 Blätter), Antikensammlung, königl. Bibliothek (3-400.000 Bände), Grünes Gewölbe (Edelsteine, Schmuck- und Kunstarbeiten), Porzellan- und Gefäßsammlung, Histor. Museum im Johanneum, Kunstgewerbemuseum; Zoolog. Garten; Kunstinstitute und Bildungsanstalten: Akademie der bildenden Künste, königl. Hochschule für Musik, Technische, Tierärztliche Hochschule, 4 Gymnasien, 2 Realgymnasien, 3 Realschulen, Kadettenkorps, 2 Lehrerseminare, 3 höhere Mädchenschulen, Lehrerinnenseminar. Bedeutende Industrie (Chemikalien, Müllerei- und Nähmaschinen, Blechwaren, Steingut, Schokolade, Zigaretten, photogr. Papiere etc.), Schiffbau, Handel und Schiffahrt (Sächs.-Böhm. Dampfschiffahrts- und Deutsche Elbschiffahrts-Gesellschaft »Kette«), großer Verkehrs- und Winterhafen. – D. (Dreždźany, d.i. Waldleute) entstand als slaw. Fischerdorf um die Frauenkirche; daneben im Anschluß [⇐459][460⇒] an den Elbübergang eine deutsche Stadtanlage (1206), die 1292 einen Bürgermeister erhielt. Seit 1485 Residenz der Albertinischen Linie der Wettiner. Alt-D. rechts der Elbe war ein selbständiges Städtchen; 1550 beide vereinigt; 1732 Alt-D. als »Neustadt« nach dem Brande von 1685 wieder aufgebaut. – Der Dresdener Friede endete 25. Dez. 1745 den Zweiten Schles. Krieg. 26. und 27. Aug. 1813 Sieg Napoleons I. über die Verbündeten (Schwarzenberg); 3. bis 9. Mai 1849 Barrikadenkampf. Die Dresdener Konferenzen vom 23. Dez. 1850 bis 15. Mai 1851 revidierten die deutsche Bundesakte. – Vgl. zur Geschichte: Klemm (1833-37), Lindau (1884-85), Otto Richter (1885-91 u. 1903).

Die Kreishauptmannschaft D. (4337 qkm, 1.067.757 E.) umfaßt die Stadt D. (42 qkm) und 7 Amtshauptmannschaften: D.-Altstadt, D.-Neustadt, Pirna, Dippoldiswalde, Freiberg, Meißen und Großenhain. [⇐460]

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 459-460.
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[195⇒] Dresden (hierzu der Stadtplan: Dresden mit den Vororten und Innere Stadt, mit Registerblatt), Residenz und Hauptstadt des Königreichs Sachsen sowie Hauptort der gleichnamigen Kreishauptmannschaft (s. unten, S. 201), wegen ihrer anmutigen Lage (105,5 m über der Ostsee) und ihrer Kunstschätze von Herder das »deutsche Florenz« genannt, liegt in einer reizenden Talsohle an beiden Ufern der Elbe, die hier einen nach SW. vorspringenden Bogen bildet und in und bei der Stadt den Prießnitz- und Kaitzbach sowie den Weißeritzfluß aufnimmt.

Wappen von Dresden.
Wappen von Dresden.

An das rechte Elbufer reichen Berghöhen ziemlich nahe heran, teils mit Rebengeländen und Villen, teils mit der im N. und NO. der Stadt sich erstreckenden »Dresdener Heide«, einem Kiefernwald, bedeckt; auf dem linken Ufer aber treten die letzten nördlichen Ausläufer des Erzgebirges: die Räcknitzer und Golberodaer Höhen und die Berge des Plauenschen Grundes, etwas weiter zurück. D. liegt unter 51°3´ nördl. Br., 13°44´ östl. L. v. Gr. Nachdem 1892 die Vororte Strehlen und Striesen, 1897 Pieschen und Trachenberge, 1899 der König Albert-Park, 1901 Gruna, 1902 Räcknitz, Zschärtnitz und Seidnitz und 1903 Kaditz, Mickten, Übigau, Trachau, Kotta, Wölfnitz, Naußlitz, Löbtau und Plauen dem Stadtgebiet einverleibt worden sind, nimmt D. einen Flächeninhalt von 62,44 qkm ein. Die ältern Stadtteile sind: auf dem linken Elbufer die Altstadt mit der Pirnaischen, See-, Wilsdruffer und Südvorstadt und der Johannstadt, ferner die von der erstern durch die (jetzt hier trocken gelegte und in ein andres Bett geleitete) Weißeritz getrennte Friedrichstadt, auf dem rechten Elbufer die Neustadt und die Antonstadt mit der Leipziger Vorstadt.

Brücken, Plätze, Denkmäler, Straßen, Anlagen.

Beide Stadthälften werden durch fünf Brücken verbunden, die sämtlich schöne Aussichten gewähren: in der Mitte liegt die Alte Elb- oder Augustusbrücke, die schon 1343 aus Stein erbaut war und 1727–31 ihre jetzige Gestalt erhielt. Sie enthält 17 Pfeiler mit 16 Bogen, hat eine Fahrbahnlänge von 402 m und eine Kronbreite von 11,04 m. Ein Umbau ist geplant. Stromabwärts führen über den Strom die Marienbrücke (1846–51 erbaut, mit 12 je 28 m weiten Bogen in Korblinienform, 468 m lang und 17 m breit) und die neue eiserne Eisenbahnbrücke (1901 erbaut, 461 m lang); stromaufwärts die Königin Carola-Brücke (1892–95 erbaut, 326 m lang, mit nur zwei Strompfeilern und zwei bildnerischen Gruppen, Darstellungen der Stadt D. und des Flußgottes der Elbe), weiter aufwärts die Albertbrücke (1875–77 erbaut, auf 15 Pfeilern ruhend, 316 m lang). Von den Plätzen verdienen Erwähnung: in der Altstadt der Theaterplatz mit dem Reiterstandbild des Königs Johann von J. Schilling, 1889 errichtet; der Altmarkt mit dem Siegesdenkmal (14 m hoch, 1880 enthüllt); westlich der Postplatz mit dem Gutschmidbrunnen, einer von Semper errichteten, 18 m hohen gotischen Brunnensäule, nordöstlich der Neumarkt mit dem Bronzedenkmal des Königs Friedrich August II. (von Hähnel), der Frauenkirche und dem Lutherdenkmal (1885 enthüllt); der Amalienplatz, der Holbeinplatz mit dem Gerechtigkeitsbrunnen und der Sachsenplatz, im S. der Stübelplatz mit monumentalem Brunnen, der Moltkeplatz und im W. jenseit des Hauptbahnhofs der Bismarckplatz. In der Neustadt liegen der Neustädter Markt mit dem kolossalen Reiterstandbild Augusts des Starken (seit 1736), der Kaiser Wilhelm-Platz, der Albertplatz (mit zwei Brunnen), auf den die Straßen von sämtlichen Elbbrücken münden, und der Königin Carola-Platz. Außer den genannten Denkmälern sind noch hervorzuheben: der 15 m hohe Wettinobelisk, zwischen Schloß, Prinzenpalais und Zwinger 1895 errichtet, die Bronzestatue der Mutter Anna (Gemahlin Augusts I.) bei der Annenkirche, die Denkmäler von Rietschel, Semper und Ludwig Richter auf der Brühlschen Terrasse, ferner beim Belvedere das Denkmal des Kurfürsten Moritz von Sachsen (1895 hierher übergeführt). Vor der Kreuzschule steht das Bronzedenkmal Theodor Körners (1871, von Hähnel), ferner Denkmäler von Julius Otto und Gutzkow, vor dem Museum am Zwinger das Erzstandbild von Karl Maria v. Weber (1860, von Rietschel), in den Anlagen der Friedrichstadt ein Denkmal Antons des Gütigen, in denen an der Theresienstraße eins von Gustav Nieritz und außerhalb, in der sogen. Albertstadt, das Mausoleum des Kriegsministers v. Fabrice [⇐195][196⇒] mit seinem Standbild (1893, von Schilling), endlich bei Räcknitz das Moreaudenkmal (Syenitwürfel).

Die wichtigsten Straßen in der Altstadt sind die Augustus-, Schloß-, See- (und in der Seevorstadt die Prager-), Wilsdruffer, König Johann- und Annenstraße, ferner der breite Straßenzug, der sich im S. und O. der Altstadt von der Johannesallee bis zur Königin Carola-Brücke hinzieht; in der Neustadt die Neustädter Hauptstraße und die König Albert-Straße. – Unter den öffentlichen Anlagen nimmt den ersten Rang die durch die Aussicht auf den Strom und das obere Elbtal berühmte Brühlsche Terrasse, östlich von der alten Elbbrücke, ein. Sie war einst Garten des 1900 abgetragenen Brühlschen Palais, wurde 1814 vom russischen Gouverneur Fürsten Repnin angelegt und zieht sich 400 m weit hoch am Ufer der Elbe hin. Zu ihr führt eine mit vier Gruppen von Schilling geschmückte (s. Tafel »Bildhauerkunst XVI«, Fig. 8 u. 9) Freitreppe. Hinter dem Zwinger befindet sich in schönen Anlagen der Zwingerteich mit Springbrunnen, westlich davon ist der Herzogingarten mit Orangeriehaus, ferner im O. der Seevorstadt die Bürgerwiesenanlage und endlich der königliche Große Garten, 1870 angelegt, ein Park von 155 Hektar Umfang, mit künstlerischen Gruppen und einem im italienischen Renaissancestil 1680 erbauten königlichen Palais. Angrenzende Teile des Parkes bilden der Zoologische und der Botanische Garten sowie das städtische Ausstellungsgrundstück (mit der 1894 bis 1895 von Bräter erbauten Ausstellungshalle). Auch auf mehreren Plätzen (Albert-, Kaiser Wilhelm-, Bismarckplatz u.a.) befinden sich Gartenanlagen.

Bauwerke.

(Hierzu Tafel »Dresdener Bauten I und II«.)

Unter den gottesdienstlichen Gebäuden ragt besonders hervor die katholische Hofkirche, 1739 bis 1751 von Chiaveri im Barockstil aus Pirnaer Sandstein erbaut. Sie besteht aus einem ovalen Hauptschiff und zwei Nebenschiffen. Imposant wirken der 91 m hohe Turm mit vier Säulengeschossen und die auf der Balustrade des Mittelschiffs und den Seitendächern stehenden 59 Heiligenfiguren (von Matielli). Südöstlich vom Zwinger steht die evangelische Hof- oder Sophienkirche, 1351–57 als Klosterkirche der Grauen Brüder erbaut, 1599 von der Kurfürstin Sophie zum lutherischen Hofgottesdienst bestimmt und 1864–68 nach dem Plan des Professors Arnold im gotischen Stil umgebaut und mit zwei je 66 m hohen Türmen versehen. Unweit des Altmarktes befindet sich die Kreuzkirche, die erste Pfarr- und Hauptkirche der Stadt, mit 96 m hohem Turm. 1760 durch die Beschießung und dreimal durch Feuer (zuletzt 1897) zerstört, ward sie bis 1900 wiederhergestellt. Auf dem Neumarkt steht die Frauenkirche mit 95 m hoher Kuppel; sie wurde 1726–45 vom Ratszimmermeister Bähr aus Sandsteinquadern erbaut und ist bei der Beschießung durch die Preußen 1760 unbeschädigt geblieben. In der Neustadt liegen die lutherische Dreikönigskirche, nach Plänen Pöppelmanns im 18. Jahrh. erbaut, mit 91 m hohem Turm, und die katholische Neustädter Kapelle, 1853 errichtet. Von neuern Kirchen sind zu nennen: in der Altstadt die Johanneskirche, 1874–78 von Möckel in frühgotischem Stil erbaut; in der Johannstadt die Trinitatiskirche, im Renaissancestil, 1894 vollendet; in der Südvorstadt die von G. Weidenbach 1898–1903 im Renaissancestil erbaute St. Lukaskirche mit 81 m hohem Turm (s. Tafel I, Fig. 1), deren Inneres als dreischiffiges Langhaus mit quadratischer Vierung, rechteckigem Chor und Querschiff gebildet ist und interessante Gewölbe zeigt; in der Neustadt die Martin Luther-Kirche, im romanischen Stil 1885–87 erbaut. Am Ostende der Brühlschen Terrasse steht die 1838–1840 im byzantinischen Stil von Semper errichtete Synagoge. Außer den Kapellen im königlichen Schloß und im königlichen Palais zählt D. überhaupt 21 Kirchen, nämlich 13 evangelische, 3 römisch-katholische, je eine russische, reformierte, englische, schottische (presbyterianische) u. amerikanische (Methodisten-) Kirche.

Die wichtigsten öffentlichen Gebäude sind in der Altstadt in der Nähe der Augustusbrücke vereinigt. Das königliche Schloß, 1530–35 von Herzog Georg erbaut (daher Georgenschloß genannt) und von August II. u.a. erweitert, ist 1890–1902 zu einem einheitlichen Bau im deutschen Renaissancestil von den Baumeistern Frölich und Dunger umgestaltet (Tafel II, Fig. 2). Es hat drei Tore, unter denen das Georgentor mit dem Reiterbild Herzog Georgs, zwei Torwächtern (von Behrens in Breslau) und hübschen Kinderfriesen (von P. Pöppelmann) geschmückt ist. Das Schloß besteht aus der nach der Brücke gekehrten Hauptfront, zwei Flügeln und mehreren Zwischen- und Seitengebäuden und ist durch bedeckte Gänge mit der Hofkirche und dem Prinzenpalais (1715 für die Gräfin Cosel erbaut, später mehrfach erweitert) verbunden. Die fensterlose Rückwand des Schloßflügels in der Augustusstraße ist durch eine große Sgraffittomalerei von Walther, Darstellung eines Triumphzugs der sächsischen Fürsten vom Mittelalter bis auf die Gegenwart, verziert. Sehenswert sind der große Schloßhof mit vier Treppentürmen in den Ecken und einer Loggia mit großem figürlichen dries, im Innern der Thronsaal mit Fresken von Bendemann und der Ball- und Konzertsaal. Im Erdgeschoß des großen Schloßhofes befindet sich das Grüne Gewölbe (s. unten, S. 198). Nordwestlich vom Schloß am Theaterplatz steht das königliche Opernhaus, 1871–78 nach Plänen von Georg Semper im italienischen Renaissancestil errichtet (Tafel II, Fig. 5; das alte, mehr östlich gelegene brannte 1869 nieder). Südlich davon liegt der sogen. Zwinger, 1709–18 von Pöppelmann nach den Angaben Augusts II. als Schauplatz für allerhand Festlichkeiten im Freien errichtet. Der Zwinger ist ein Rechteck mit halbkreisförmigen Ansätzen, vier länglichen Eckbauten und schmalen Galerien im Renaissancestil nebst drei Pavillons in üppigem Barockstil. Inmitten des Zwingerhofs steht das Erzdenkmal König Friedrich Augusts I. (von Rietschel und Semper 1843 errichtet). Im Zwinger sind mehrere wissenschaftliche Sammlungen (s. unten) untergebracht. Die vierte, unvollendete Seite des Zwingers wurde nach Sempers Plänen 1847–54 durch das Neue Museum geschlossen. Das Hauptportal dieses Gebäudes ist nach der Hofseite in der Art eines römischen Triumphbogens gehalten. Links und rechts stehen in Nischen die kolossalen Statuen Raffaels (s. Tafel »Bildhauerkunst XV«, Fig. 3) und Michelangelos (von Hähnel), weiter auf den Postamenten der vier untern korinthischen Säulen links der heil. Georg und Judith, rechts Siegfried und Simson. Die Attika ist mit freistehenden Standbildern (Giotto und Holbein, Dürer und Cornelius, von Hähnel und Rietschel) und mit zahlreichen Reliefs geschmückt. Das Gebäude enthält die berühmte Gemäldegalerie (s. unten, S. 198, u. Tafel II, Fig. 3) und die Sammlung der Kupferstiche und Handzeichnungen. Zwischen dem Schloß und dem Neumarkt liegt das Museum Johanneum, 1586 von Christian I. als [⇐196][197⇒] Stallgebäude erbaut, worin 1722–1855 die Gemäldesammlung untergebracht war. Jetzt befinden sich hier nach einem 1872 vollzogenen Umbau das Historische Museum und die Porzellan- und Gefäßsammlung. Die Rückseite der Brühlschen Terrasse wird gebildet durch das zurzeit im Bau begriffene Ständehaus, die 1890–94 von Lipsius in neufranzösischer Renaissance erbaute Kunstakademie mit reichem plastischen Schmuck, das daran anstoßende akademische Kunstausstellungsgebäude mit gläserner Kuppel und endlich durch das aus dem alten Zeughause von Canzler umgebaute und zur Aufnahme des Staatsarchivs und der Skulpturensammlung bestimmte Albertinum (Tafel II, Fig. 1). Am äußersten Ende der Terrasse befindet sich in prächtiger Umgebung das vornehme Restaurations- und Konzertlokal Belvedere. Weiter östlich liegt das Justizgebäude, von Canzler 1876–79 in Sandstein ausgeführt, in dem das Oberlandes-, das Landgericht und ein Teil des Amtsgerichts untergebracht sind, während in der Nähe des Pirnaischen Platzes das 1774–75 erbaute Landhaus (Sitz der Ständeversammlung) und das königliche Polizeigebäude, 1897–1900 nach Plänen von Schmiedel erbaut, sich befinden. Am Altmarkt steht das Rathaus, 1741–45 erbaut. Am Postplatz liegt das kaiserliche Telegraphenamt und westlich davon die Oberpostdirektion, 1881 von Zopf errichtet; gegenüber das stattliche Stadthaus an der Annenstraße, am Antonsplatz das Kunstgewerbemuseum. Unter den öffentlichen Gebäuden der Neustadt ragen hervor das Japanische Palais, 1715 vom Grafen Flemming erbaut, dann Sommerresidenz Augusts II., seit 1786 Sitz der königlichen Bibliothek; ferner das königliche Schauspielhaus oder Alberttheater am Albertplatz, 1873 eröffnet, das Finanzministerium am Königin Carola-Platz, 1890–94 erbaut, und das im Bau befindliche Gebäude für die Ministerien des Innern, der Justiz und des Kultus. Nordöstlich von der Neustadt liegt der selbständige Gutsbezirk Albertstadt mit einer Fläche von 383 Hektar, in dem sich die großartigen, 1880 vollendeten Militärneubauten (zahlreiche Kasernen, die Garnisonkirche und das Arsenal) befinden. Eine Anzahl hervorragender neuerer Bauten zeigt beifolgende Tafel.

Bevölkerung, Industrie, Handel etc.

Die Zahl der Bewohner betrug 1. Dez. 1900 ohne die später einverleibten Vororte, aber einschließlich Albertstadt 396,146 (darunter 11,962 Mann Militär); nach der spätern Erweiterung des Weichbildes ist sie 1903 auf 494,000 Einw. gestiegen. Dem religiösen Bekenntnis nach waren (1900) unter den Bewohnern 349,145 Lutheraner, 3340 Reformierte, 36,910 Römisch-Katholische und 3029 Juden. Die Zahl der Ausländer (zu Dreiviertel aus Österreich-Ungarn) beträgt 22,710. Man zählte 11,808 bebaute Grundstücke. Nach der Berufszählung vom 14. Juni 1895 waren von 100 Erwerbstätigen 45,2 in der Industrie, 18,7 in Handel und Verkehr, 3,2 in Lohnarbeit wechselnder Art und 1,1 in der Landwirtschaft und Gärtnerei beschäftigt; 15 gehörten der Beamtenschaft und den freien Berufen, 4,9 dem Militär an, 12,1 waren berufslos.

D. verdankt sein Emporkommen seiner politischen und künstlerischen Bedeutung und seiner schönen Lage. Deshalb waren Industrie und Handel früher unbedeutend und haben sich erst seit den 1860er Jahren kräftig entwickelt. Zu hervorragender Bedeutung sind die Steingut-, Nähmaschinen-, Fahrrad- und Schokoladenfabrikation, ferner die stetig emporstrebende Zigarettenindustrie, die Strohhutfabrikation und Kunstdruckerei gelangt. Nach der Gewerbezählung von 1895 waren etwa 16 Proz. aller im Deutschen Reich hergestellten Schokolade, 14 Proz. der Fahrräder, 13 Proz des Steinguts und 12,5 Proz. der Nähmaschinen, wenn man die Arbeiterzahl als Produktionsmaßstab gelten läßt, Dresdener Fabrikat.

An kommerziellen Anstalten und Vereinen hat D. eine Fonds- und eine Produktenbörse, neun auf Aktien gegründete Banken, darunter die Sächsische Bank, 1865 neu gegründet, mit einem Aktienkapital von 30 Mill. Mk. und die 1872 begründete Dresdener Bank mit 130 Mill. Mk. Aktienkapital, eine Reichsbankhauptstelle (Gesamtumsatz einschließlich vier Nebenstellen 1901:4176 Mill. Mk.), mehrere Filialen auswärtiger Bankinstitute, darunter die Filiale der Deutschen Bank (s. Tafel »Dresdener Bauten I«, Fig. 2), sowie gegen 50 Bank- und Wechselgeschäfte. 1899/1900 hatten 100 Aktiengesellschaften in D. ihren Sitz mit einem eingezahlten Aktienkapital von 379 Mill. Mk., davon entfielen 210 Mill. auf die Aktienbanken. Der Verkehr ist durch die hier zusammentreffenden sechs verschiedenen Linien der Sächsischen Staatsbahnen (Leipzig-Riesa-D., Leipzig-Döbeln-D., D.-Görlitz, D.-Bodenbach, D.-Chemnitz und D.-Elsterwerda), die Elbschiffahrt, sowie durch den ungemein starken Zusammenfluß von Fremden (jährlich 300,000) außerordentlich belebt. Den Verkehr innerhalb der Stadt und ihrer Umgebungen vermitteln außer den Droschken, Fiakern und Omnibussen vor allem zwei Straßenbahngesellschaften mit elektrischem Betrieb, die 1901 auf ihren insgesamt 149 km langen Linien 78,5 Mill. Personen beförderten. An diese Straßenbahnen schließen sich in weiterm Umkreise verschiedene Kleinbahnen an. Von den Eisenbahnhöfen dienen der Hauptbahnhof (seit 1898, s. Tafel »Bahnhöfe II«, Fig. 3), der Neustädter Bahnhof (seit 1901) und der Friedrichstädter Bahnhof dem Fern- und Vorortverkehr, die übrigen vier Bahnhöfe im wesentlichen nur letzterm. 1901 wurden in D. 4,5 Mill. Fahrkarten gelöst und 2,981,730 Ton. Frachtgüter mit der Eisenbahn befördert. Für den Verkehr ist die Elbschifffahrt von der größten Bedeutung; in D. haben vier Gesellschaften ihren Sitz. 1901 kamen hier 8858 Personendampfer, 609 Fracht- und Schleppdampfer, 6389 Segelschiffe und 301 Flöße an; die Gesamtmenge der zu Schiff angekommenen Waren belief sich auf 734,331 Ton.

Von den zahlreichen Wohltätigkeitsanstalten der Stadt sind zwei Stadtkrankenhäuser, ein städtisches Irren- und Siechenhaus (mit Filiale in Löbtau) zu nennen; für lungenkranke Männer besteht die städtische Stiftung Fiedlerhaus, für weibliche Rekonvaleszenten das städtische Augustenhaus, beide in Oberlößnitz, ferner von königlichen Anstalten das Krankenstift, die Frauenklinik (in einem großartigen Neubau) und das Garnisonlazarett; Vereins- und Stiftungsanstalten sind das Krankenhaus des Albertvereins, das Carolahaus, das Krankenhaus der evangelisch-lutherischen Diakonissenanstalt, das katholische St. Josephstift, das Hospital der Kinderheilanstalt, das Maria-Anna-Kinderhospital und das Säuglingsheim. Außerdem sind noch die städtische Arbeitsanstalt, das Versorghaus, drei Waisenhäuser, das sächsische Krüppelheim sowie mehrere Armenanstalten zu erwähnen.

Bildungsanstalten, Sammlungen, Behörden.

Für die Pflege des wissenschaftlichen Lebens sowie für Erziehung und Unterricht sorgen die königliche Technische Hochschule (seit 1828; 1082 Studierende), [⇐197][198⇒] eine Tierärztliche Hochschule (210 Studierende), die staatswissenschaftliche Lehranstalt der Gehe-Stiftung mit Bibliothek, ein königliches und 4 städtische Gymnasien (darunter die Kreuzschule, seit dem 13. Jahrh. als Schule bestehend, seit 1539 protestantisch, und das Vitzthumsche Geschlechtsgymnasium, seit 1861, ursprünglich schon 1638 gestiftet); 2 städtische Realgymnasien, 4 Realschulen und 3 Privatschulen (mit Berechtigung zur Ausstellung von Zeugnissen zum einjährigen Militärdienst), 2 städtische und 13 private höhere Mädchenschulen, 47 städtische evangelische und 5 katholische Volksschulen, die Handelslehranstalt der Kaufmannschaft, die Gewerbeschule, die Ehrlichsche Gestiftsschule, die israelitische Religionsschule, 2 königliche und ein Stiftungslehrerseminar, das königliche Lehrerinnenseminar, ein königliches Konservatorium für Musik und Theater und die Gartenbauschule der Gesellschaft »Flora«. Endlich befinden sich in D. das königliche Taubstummeninstitut, die königliche Landesblindenanstalt, die königliche Kunstgewerbeschule, die königliche Baugewerkenschule, die königliche Turnlehrerbildungsanstalt, ein Kadettenkorps und ein botanischer Garten. Die Akademie der bildenden Künste (182 Studierende; s. Tafel »Dresdener Bauten II«, Fig. 4) beschränkt ihren Unterricht auf die zeichnenden Künste und das Modellieren und ist mit einer Bauschule vereinigt.

Weltberühmt sind die großen Kunstsammlungen. Die königliche Gemäldegalerie wurde 1722 von August II. gegründet und besonders 1746–47 und 1753–54 (Sixtinische Madonna) bereichert, ferner 1871 und seit 1880 aus der Pröll-Heuer-Stiftung durch Ankäufe vermehrt. Sie enthält ca. 3000 Bilder. Ausgezeichnet vertreten ist die Blütezeit der italienischen, holländischen und flämischen Malerei im 16. und 17. Jahrh., vortrefflich auch die Sammlung neuer Gemälde. Zu den Meisterwerken gehören die Sixtinische Madonna von Raffael, der Morette von Holbein (die berühmte Madonna ist eine Kopie), die heilige Familie von Giulio Romano, die heil. Cäcilia von Carlo Dolce, die büßende Magdalena von Battoni, die Anbetung der Hirten (heilige Nacht) und drei Madonnenanbetungen von Correggio, die Findung Mosis, die Anbetung der Könige und die Verehrung der Madonna von Paolo Veronese, der Zinsgroschen von Tizian, Abrahams Opfer von Andrea del Sarto, die Kartenspieler von Caravaggio, Christus mit der Dornenkrone von Guido Reni, die Schweinsjagd, Neptun auf den Wogen, Merkur und Argos von Rubens, die drei Kinder Karls I. von van Dyck, Raub des Ganymed und das Doppelbildnis des Künstlers und seiner Frau von Rembrandt, eine Flucht der heiligen Familie (Landschaftsstück) und Acis und Galatea (sizilische Küstengegend) von Claude Lorrain, Schlachten von Wouwerman, die Jagd, das Kloster und der Judenkirchhof von Ruisdael, kleine niederländische Genrebilder von Teniers, Terborch, A. van Ostade, Mieris, Lichteffekte von Schalcken, Abraham und Hagar von van der Werff. Von den Stilisten des 19. Jahrh. sind unter andern J. Schnorr v. Carolsfeld, A. L. Richter, Th. Grosse, von den Koloristen und Realisten der mittlern Zeit Knaus, Vautier, Defregger, Makart, Munkacsy, A. und Oswald Achenbach, A. Böcklin, Karl Hoff, F. Pauwels, von den Realisten und Naturalisten der neuesten Zeit F. v. Uhde, Max Klinger, Rob. Haug gut vertreten. Einen wissenschaftlichen Katalog der Gemäldegalerie verfaßte deren Direktor Karl Woermann (2. Aufl., Dresd. 1892). Das königliche Kupferstichkabinett enthält 400,000 Kupferstiche, Holzschnitte, Handzeichnungen etc. (hervorragend vertreten ist das 15. Jahrh.). Die königliche Skulpturensammlung (Museum Albertinum) vereinigt gegenwärtig vier früher getrennte Sammlungen plastischer Bildwerke: a) die Sammlung der Originalskulpturen besteht zum größten Teil aus den antiken Marmorwerken, die unter August II. 1723–28 teils aus der kurfürstlich brandenburgischen Kunstkammer, teils aus Privatsammlungen erworben wurden; b) Gipsabgüsse von Werken älterer Meister, wozu den Grundstock die Sammlung von Raphael Mengs bildet; c) Abgüsse von Rietschels Werken und d) derer von E. Hähnel u.a. Das Grüne Gewölbe oder die königliche Schatzkammer (1560 begründet) enthält eine unschätzbare Sammlung von Juwelen, Kleinodien und Kunstwerken in Edelmetall, Elfenbein, Email, Mosaik (darunter die größte bekannte Onyxplatte, 17,4 cm hoch, 5,6 cm breit; der Hof des Großmoguls Aurangzeb in 132 goldenen Figuren [von Dinglinger], eine Hutagraffe von Brillanten mit einem grünen Diamanten von 160 Gran). Das Historische Museum und die Gewehrgalerie (im Museum Johanneum) ist eine der bedeutendsten Waffensammlungen Europas; die Porzellan- und Gefäßsammlung ebendaselbst, 1715 von August II. begründet, ist namentlich reich an altchinesischem, altjapanischem und altmeißener Porzellan (seit 1890 durch die Erwerbung der Spitzmerschen Sammlung vermehrt). Von sonstigen Sammlungen verdienen Erwähnung das königliche Zoologische und Anthropologisch-ethnographische Museum, seit 1850 geschaffen, das königliche Mineralogisch-geologische und Prähistorische Museum, der königliche Mathematisch-physikalische Salon (Instrumente des 16.–18. Jahrh. enthaltend), das Kunstgewerbemuseum (mit reicher Textilsammlung), das königliche Münzkabinett, die königliche Armee- und die Arsenalsammlung (sämtlich im Zwinger untergebracht), ferner das Stadtmuseum, das Körnermuseum (in Körners Geburtshaus, 1863 angelegt), das Museum des Altertumsvereins (im Großen Garten) etc. Die königliche Bibliothek (im Japanischen Palais) zahlt 4–500,000 Bände gedruckter Bücher und 3000 Handschriften (Prachtstücke: die älteste bekannte slawische Bibel in böhmischer Sprache aus dem 14. Jahrh., die vier Evangelien in griechischer Sprache aus dem 13. Jahrh. mit Miniaturen byzantinischen Ursprungs, der Börnersche Kodex, die Briefe des Apostels Paulus enthaltend, aus dem 9. Jahrh., der mexikanische Hieroglyphenkodex, noch unenträtselt etc.), 2000 Inkun abeln und 20,000 Landkarten.

Außer den beiden Hoftheatern hat D. an Theatern noch das Residenz- und das Zentraltheater. Eine der trefflichsten Kunstanstalten ist die bereits von August II. gegründete, seitdem durch große Meister (Hasse, Naumann, Paër, Weber, Reissiger, Wagner) berühmt gewordene, mit dem Hoftheater verbundene Kapelle. Symphonie- und populäre Konzerte finden im Winter im Gewerbehaus, im Sommer im Belvedere, ferner im städtischen Ausstellungspalast statt. Berühmte Kirchenmusiken werden Sonntags in der katholischen Hofkirche ausgeführt. Östlich von Strehlen liegt ein Rennplatz und in der Johannstadt eine Radfahrrennbahn; für Rasenspiele besteht ein Sportplatz an der Lennéstraße. Unter den wissenschaftlichen und gemeinnützigen Vereinen sind zu erwähnen: die 1764 gestiftete Ökonomische Gesellschaft, die Mineralogische Gesellschaft (seit 1816), der Landwirtschaftliche Hauptverein für Sachsen, die [⇐198][199⇒] Bibelgesellschaft (seit 1814) und der Missionsverein (seit 1819), der Altertumsverein (seit 1824), der Pädagogische Verein (seit 1833), der Gewerbeverein (seit 1834), die »Isis«, Gesellschaft für Naturkunde (1834 gegründet), die Gesellschaft »Flora« für Botanik und Gartenbau, mehrere Turn- und Gartenbauvereine, der Verein für Erdkunde, der Verein für Geschichte und Topographie Dresdens, ein Handelswissenschaftlicher Verein, der Verein Volkswohl zur Pflege edlerer Volksunterhaltung, ein Ingenieur- und Architekten-, ein Kunstverein, mehrere literarische und zwei Künstlervereine, ein Tonkünstlerverein und zahlreiche Gesangvereine, ferner zwei Vereine zum Schutz der Tiere (der ältere 1839 gegründet) u.a. D. ist Sitz der Ökonomischen Gesellschaft des Königreichs Sachsen (seit 1815), des königlichen Stenographischen Instituts, der Tiedge-Stiftung 1841 gegründet zum Zweck der Unterstützung bedürftiger Dichter, Musiker und bildender Künstler und deren Witwen und Waisen, der Serreschen Zweig-Schillerstiftung, einer Sektion des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins (seit 1873), des Albert-Vereins (s. d.) etc. Es erscheinen täglich 12 Zeitungen. Die Stadt hat 3 Gaswerke, 2 Elektrizitätskraftwerke, ein Elektrizitätslichtwerk und 2 Wasserwerke (in Loschwitz und Tolkewitz), ein drittes soll bei Hosterwitz angelegt werden.

Behörden. D., als Residenz- und Hauptstadt des Landes, ist Sitz der fremden Gesandtschaften von Preußen, Bayern, Württemberg, Großbritannien, Österreich-Ungarn und Rußland sowie des Landtags, Staatsgerichtshofs und Staatsrats, der Ministerien und obersten Landesbehörden, dann der Generaldirektion der königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, des Oberlandesgerichts, eines Landgerichts (für die 14 Amtsgerichte zu Altenberg, Döhlen, D., Großenhain, Königstein, Lauenstein, Lommatzsch, Meißen, Pirna, Radeberg, Radeburg, Riesa, Schandau und Wilsdruff), eines Schwur- und Amtsgerichts; ferner eines Handels- und eines Gewerbegerichts, einer Kreishauptmannschaft, zweier Amtshauptmannschaften, der königlichen Brandversicherungs-Kommission, der Versicherungsanstalt für das Königreich Sachsen (Invaliditäts- und Altersversicherung), der Zoll- und Steuerdirektion, eines Hauptzoll- und Hauptsteueramtes, der Generaldirektion der sächsischen Staatseisenbahnen, einer kaiserlichen Oberpostdirektion, des Landesmedizinalkollegiums und andrer Behörden. In militärischer Hinsicht ist D. der Sitz des Generalkommandos des 12. deutschen Armeekorps sowie der Stäbe der 23. und der 32. Division, der 45., 46., 63. und 64. Infanterie-, der 23. und 32. Kavallerie- und der 23. Artilleriebrigade. Die Garnison besteht aus den Grenadierregimentern Nr. 100 und 101, dem Schützenregiment Nr. 108 und Jägerbataillon Nr. 13, dem Infanterieregiment Nr. 177, dem Gardereiterregiment, 12. und 48. Feldartillerieregiment, einem Pion ier- und einem Trainbataillon. Die Verwaltung der Stadt, an deren Spitze ein Oberbürgermeister und 2 Bürgermeister stehen, geschieht durch den Stadtrat (38 Mitglieder), dem ein Stadtverordnetenkollegium von 78 Mitgliedern zur Seite steht, die der Sicherheitspflege durch die königliche Polizeidirektion. Die städtischen Steuern betrugen 1900: 10,7 Mill., das Vermögen 1901: 113,8 Mill., die Anleiheschuld 65,7 Mill. Mk. Als vornehmstes Wahrzeichen der Stadt gilt das an einem Brückenbogen der alten Elbbrücke sichtbare »Brückenmännchen«, das den Erbauer der Brücke, Matthias Fotius oder Photius, darstellen soll.

Umgebung.

(Hierzu »Karte der Umgebung von Dresden«.)

Was die nächste Umgebung der Stadt betrifft, so breitet sich vor der Pirnaischen Vorstadt der königliche Große Garten (s. oben, S. 196) aus. Vor der Neu- und Antonstadt liegen stromaufwärts die vielbesuchten Restaurationen und Konzertlokale: das Linckesche Bad und weiterhin das Waldschlößchen, letzteres die älteste große Aktienbierbrauerei Dresdens; ferner die prachtvollen Albrechtsschlösser, die der verstorbene Prinz Albrecht von Preußen 1847 erbaute. Stromabwärts, nördlich vom Neustädter Bahnhof, liegt der innere Neustädter Kirchhof, auf dem sich die Gräber des Sprachforschers Adelung, des Dichters Tiedge, Elisas v. d. Recke u.a. und der berühmte »Totentanz« Georgs des Bärtigen befinden. 2 km vor der Stadt die Villenvororte des Distrikts Lößnitz; auf dessen mit Weinbergen besetzten Anhöhen mehrere Vergnügungsorte mit reizender Aussicht sowie das seiner Aussicht wegen berühmte Spitzhaus. In der weitern Umgebung Dresdens sind anzuführen auf dem rechten Elbufer, aufwärts von der Albrechtsburg: das Dorf Loschwitz, wo Schiller im Sommer 1786 wohnte und den größten Teil seines »Don Carlos« dichtete (Bergschwebebahn zur Höhe), und der Kurort Weißer Hirsch (elektrische Bahn von D.-Neustadt und Drahtseilbahn von Loschwitz); etwas weiter Wachwitz und der königliche Weinberg mit hübschem Schloß, Hosterwitz, wo in einem isoliert stehenden Haus Weber seinen »Freischütz« und »Oberon« komponierte, und das königliche Lustschloß Pillnitz; auf dem linken Ufer, Loschwitz gegenüber, liegt Blasewitz, durch die »Gustel von Blasewitz« bekannt, mit einer Schillerlinde und seit 1859 einem Denkstein des Dichters. Südlich von D. liegt zwischen den jetzt einverleibten Vororten Räcknitz und Zschärtnitz die Franzenshöhe (187 m), ein Steinbau mit schöner Aussicht auf die Sächsische Schweiz; weiter landeinwärts liegt die Goldene Höhe (330 m) und in südwestlicher Richtung in der Vorstadt Plauen der Westendpark mit dem 25 m hohen Bismarckturm, die Restauration Hoher Stein (mit Aussichtsturm) und die Felsenkellerbastei, ein Felsenvorsprung über dem Plauenschen Grunde.

Geschichte.

Der Name D. ist von altslawisch dręzga, »Wald«, dręzgajan, »Waldleute«, abzuleiten. D. war ursprünglich eine slawische Dorfniederlassung rechts an der Elbe (weshalb später dieser Stadtteil Alten-Dreßden hieß). Daß sich diese auch auf das linke Ufer ausdehnte, ist vielleicht durch die Erbauung der Frauenkirche veranlaßt worden; die neue Ansiedelung (die heutige Altstadt) wurde im Gegensatz zu jenem Dorf Neu-Dreßden genannt. Urkundlich wird D. zuerst 1206, als Stadt 1216 erwähnt; vermutlich also ist es von Markgraf Dietrich von Meißen erbaut als Knotenpunkt für den sich anbahnenden Handelsverkehr zwischen Westen und Osten, der hier seinen Übergang über die Elbe nehmen sollte. Gefördert wurde die Entwickelung der Stadt durch die von Konstantia, der ersten Gemahlin Heinrichs des Erlauchten, mitgebrachte kostbare Reliquie, ein angebliches Stück vom Kreuze Christi, die, in der Kreuzkirche ausgestellt, zahlreiche Wallfahrer herbeizog. Bei der Teilung der wettinischen Länder unter Heinrichs Erben (1288) kam Stadt und Pflege D. an seinen jüngsten Sohn, Friedrich den Kleinen, der 1289 vorübergehend sein Gebiet an den böhmischen König Wenzel, dann an seinen Neffen Friedrich Tutta (gest. 1291) verkaufte Nach Friedrichs des Kleinen Tode (1316) fiel D. und das dazu [⇐199][200⇒] gehörige Gebiet infolge des Krieges, in den Friedrichs Neffe und Erbe, Friedrich der Freidige, mit Brandenburg verwickelt gewesen war, vorübergehend, bis 1319, an den Markgrafen Waldemar von Brandenburg. Unter den folgenden Markgrafen erfreute sich die Stadt fortschreitender Entwickelung, trotz vielfacher innerer und äußerer Anfechtungen und Unfälle, wie Pest und Krieg und 1429 der Einäscherung eines großen Teiles durch die Hussiten. Bei der Teilung Sachsens von 1485 fiel D. an die albertinische Linie und blieb seitdem ununterbrochen deren Residenz. Am 15. und 16. Juni 1491 wurde der größte Teil der Stadt ein Raub der Flammen. Durch Alberts Sohn, Herzog Georg den Bärtigen, wurden 1520–1528 die Befestigungen verstärkt und 1534–37 das Georgenschloß erbaut. Sein Nachfolger, Heinrich der Fromme, führte 1539 hier die Reformation ein. Herzog, dann Kurfürst Moritz, Sohn und Nachfolger Heinrichs, gab den Festungswerken der Altstadt eine andre Gestalt, legte die Moritzstraße an und sorgte für eine zweckmäßige Verwaltung der Stadt. Sein Bruder und Nachfolger August ließ die Annenkirche, das Zeughaus, den Jägerhof und andre öffentliche Gebäude erbauen und wurde der Gründer der Bibliothek und der meisten wissenschaftlichen und Kunstsammlungen. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde auch die Stadt am rechten Ufer befestigt.

Die glänzendste Periode der Stadt begann mit der Regierung Friedrich Augusts I. (Augusts II. des Starken, 1694–1733). Das 1685 abgebrannte Altdresden wurde nach einem großartigen Plan wieder aufgebaut und von da an Neustadt-D. genannt. Es entstanden die Ritterakademie, die Kaserne, das Japanische Palais, die Zwingergebäude, die Neustädter Kirche, die jetzige Frauenkirche und andre hervorragende Bauwerke; auch die Kunstsammlungen sowie die Bibliothek erhielten die wertvollsten Bereicherungen. Friedrich August II. (III., 1733–63) vollendete mehrere vom Vater angefangene Gebäude und ließ 1739–54 die prächtige katholische Hofkirche erbauen. Nachdem die Preußen im zweiten Schlesischen Kriege nach der Schlacht von Kesselsdorf D. eingenommen hatten, kam hier 25. – Dez. 1745 der Friede von D. zwischen Preußen, Österreich und Sachsen zu stande. Der Siebenjährige Krieg brach Dresdens Blüte auf längere Zeit; Friedrich II. rückte 9. Sept. 1756 in D. ein. Nach der Schlacht bei Kunersdorf übergab der preußische Gouverneur, General Graf von Schmettau, 4. Sept. 1759 die Stadt voreilig durch Kapitulation an die Reichstruppen. Die härtesten Leiden trafen die Stadt bei der erfolglosen Belagerung und dem Bombardement durch Friedrich d. Gr. (im Juli 1760). Unter der vormundschaftlichen Regierung des Prinzen Xaver (1763–68) wurde die Stadt nicht nur wiederhergestellt, sondern auch bedeutend erweitert und 1764 die Akademie der Künste gegründet, und Friedrich August III. (1768–1827, als König von Sachsen Friedrich August I. der Gerechte) vollendete, was der Vormund begonnen. Nach der Schlacht bei Jena (1806) wurde D. von den Franzosen, während des Krieges mit Österreich (1809) von den Österreichern besetzt. Vor Eröffnung des russischen Feldzugs von 1812 veranstaltete Napoleon 16.–28. Mai in D. eine glänzende Fürstenzusammenkunft, zu der auch der Kaiser von Österreich und der König von Preußen erschienen.

Im J. 1813 war die Stadt ein Hauptstützpunkt der Elbestellung Napoleons, der die ganze Gegend bis Pirna, den Lilienstein, den Königstein und Stolpen in ein großes verschanztes Lager verwandelt hatte. Am 13. März rückte Marschall Davout mit 12,000 Mann von Meißen nach D. vor und ließ bei Annäherung der Verbündeten 19. März einen Pfeiler und zwei Bogen der Elbbrücke sprengen, worauf er abzog und die Russen 22. März D. besetzten. Nach der Schlacht bei Großgörschen wurde die Stadt von den Russen geräumt, und 12. Mai kehrte der König nach D. zurück. Die Franzosen befestigten nun die Neustadt, und als im August nach der Kriegserklärung Österreichs an Frankreich der Krieg von neuem ausbrach, blieb D. der Mittelpunkt der Bewegungen der französischen Armee und war 26. und 27. Aug. das Ziel einer großen, freilich planlosen Demonstration der böhmischen Armee (Schlacht bei D.). Diese rückte, 70,000 Mann stark, von Böhmen gegen D. vor. Da aber der Hauptangriff auf die nur mit 30,000 Mann besetzte Stadt nicht am 25., sondern am 26. erfolgte, so hatte Napoleon Zeit, von seinem Zug nach Schlesien gegen Blücher noch rechtzeitig am 26. vormittags zurückzukehren, wodurch das bei D. versammelte Heer auf 70,000, am folgenden Tage sogar auf 120,000 Mann stieg, während sich auch die Macht der Verbündeten auf 150,000 Mann erhöhte. Nach langer Unschlüssigkeit schritten diese 26. Aug. nachmittags 4 Uhr endlich zum Angriff; auf dem rechten Flügel griffen die Russen unter Wittgenstein den Windmühlenberg an, wurden aber bis nach Striesen zurückgetrieben. Die Preußen eroberten den »Großen Garten«, doch ihre Angriffe auf die Schanzen am Pirnaer und Dohnaer Schlage scheiterten, und sie mußten bis nach Strehlen zurückgehen. Nicht besser erging es im Zentrum den Österreichern, welche die Schanzen am Falkenschlag und vor dem Hospitalgarten erstürmten, aber trotz heftiger Gegenwehr am Abende den Franzosen überlassen mußten. Auch auf dem linken Flügel jenseit der Weißeritz wurden die Angriffe der Österreicher auf die Friedrichstadt abgeschlagen. Als Napoleon am Morgen des 27. den Feind wider Erwarten noch vor sich sah, erneuerte er ohne Verzug den Angriff. Die Hauptmacht der Verbündeten im Zentrum hielt er durch eine heftige Kanonade, bei der Moreau tödlich verwundet wurde, auf den Höhen von Zschärtuitz und Räcknitz untätig fest, während er ihre beiden Flügel mit Übermacht umklammerte. Als auf dem linken die österreichische Division Mezko jenseit des Plauenschen Grundes von Murat umgangen und bei Pennrich gefangen, auf dem rechten Wittgenstein durch Mortier auf die Höhe zurückgeworfen worden und dadurch die Teplitzer Straße verloren gegangen war, traten die Verbündeten in der Nacht zum 28. den Rückzug über das Gebirge an. Sie hatten 15,000 Mann an Toten und Verwundeten und 23,000 Gefangene verloren; aber auch die Franzosen zählten an Verwundeten allein mehr als 10,000 Mann.

Die Stadt wurde nach der Schlacht bei Leipzig durch den österreichischen General Klenau blockiert und die Besatzung zur Kapitulation gegen freien Abzug genötigt. Doch Fürst Schwarzenberg willigte darein nicht, und Saint-Cyr mußte sich unterwegs mit 35,000 Mann kriegsgefangen geben. Nom 17 Nov. an war D. Sitz der russischen Landesverwaltung unter dem Fürsten Repnin, bis es 8. Nov. 1814 dem preußischen Gouverneur v. d. Reck übergeben wurde. Nach dem Frieden und unter der Pflege des am 7. Juni 1815 in sein Land zurückgekehrten Königs Friedrich August gewann D. allmählich ein immer freundlicheres Aussehen, besonders infolge der Abtragung [⇐200][201⇒] der Festungswerke, die 1810 begannen, 1811 energisch betrieben und 1817 wieder in Angriff genommen ward. Unter der Regierung König Antons des Gütigen (1827–36) wurde die Gasbeleuchtung eingeführt, die Stadtpost errichtet, die Kavalleriekasernen in der Neustadt, die Hauptwache, das neue Posthaus in der Altstadt und die Weißeritzbrücke in der Friedrichstadt erbaut, ferner 1828 die technische Bildungsanstalt (Technische Hochschule, s. oben, S. 197) errichtet. Die Erweiterung der Stadt auf der Neustädter Seite ward 1835 zu einem vierten Stadtteil unter dem Namen Antonstadt vereinigt. Der am 9. Sept. 1830 ausgebrochene Aufstand hatte für die Stadt insbes. die Umgestaltung der Polizei und die Einführung der Städteordnung zur Folge. Auch unter der Regierung des Königs Friedrich August II. (1836–54) ward D. erweitert und verschönert, namentlich durch das neue Theater, das am 21. Sept. 1869 ein Raub der Flammen wurde, durch das königliche Orangeriegebäude und das Belvedere auf der Brühlschen Terrasse. Auch wurde 1835–39 die Leipzig-Dresdener Eisenbahn von einer Aktiengesellschaft gebaut. Über den am 3. Mai 1849 hier ausgebrochenen Aufstand und Barrikadenkampf, der endlich am 9. von sächsischen und preußischen Truppen unterdrückt wurde, s. Sachsen (Geschichte). Vom 23. Dez. 1850 bis 15. Mai 1851 fanden hier Ministerkonferenzen der deutschen Staaten statt. Unter der Regierung des Königs Johann (1854–73), mehr noch unter seinem Nachfolger Albert (1873–1902) hat D. hinsichtlich seiner innern und äußern Entwickelung und Verschönerung einen bedeutenden Aufschwung genommen. Die Eingriffe des Jahres 1866, wo D. durch Preußen als strategischer Punkt vorübergehend mit einem starken Schanzengürtel umgeben wurde, haben dieses Aufblühen nicht zu hemmen vermocht. Das Innere der Stadt ist durch zahlreiche Neubauten und Durchbrüche verschönert, neue Stadtteile (die Johannstadt im SO. und die Albertstadt im NO.) sind angelegt und seit 1892 viele Vororte einverleibt worden (s. oben, S. 195).

Vgl. Klemm, Chronik der Stadt D. (Dresd. 1833 bis 1837, 2 Bde.); Lindau, Geschichte der Haupt- und Residenzstadt D. (2. Aufl., das. 1884–85, 2 Bde.); O. Richter, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Stadt D. (das. 1885–91, 3 Bde.); Derselbe, Geschichte der Stadt D. (das. 1901, Bd. 1) und »Dresdener Geschichtsblätter«, herausgegeben vom Verein für Geschichte Dresdens (1892 ff.); After, Schilderung der Kriegsereignisse in und vor D. (das. 1844); v. Waldersee, Der Kampf in D. im Mai 1849 (Berl. 1849); v. Montbé, Der Maiaufstand in D. (Dresd. 1850); Thüme und Gebauer, Heimatskunde von D. (das. 1876, mit Atlas); Fürstenau, Geschichte der Musik und des Theaters am Hof zu D. (das. 1861–62, 2 Bde.); Prölß, Geschichte des Hoftheaters in D. (das. 1877); »Die Bauten, technischen und industriellen Anlagen von D.«, herausgegeben vom Ingenieur- und Architektenverein (das. 1878); »Die Kunstdenkmäler Dresdens«, bearbeitet von C. Gurlitt (das. 1900–1903,3 Teile); Schumann, Führer durch die Architektur Dresdens (das. 1900); »Führer durch die königlichen Sammlungen zu D.« (amtlich, 7. Aufl., das. 1903); »Statistisches Jahrbuch für die Stadt D.«; »Führer durch das Verwaltungsgebiet der Stadt D.« und O. Richter, Geschichte der Stadt D. 1871–1902 (beide Werke hrsg. vom Rat zu D. zur Städteausstellung 1903); Lokalführer durch D. und Umgebung von Gottschalck, Meinhold, Gampe u.a.

Die Kreishauptmannschaft Dresden, die den Kern des Sandsteingebirges der Sächsischen Schweiz nebst dem erzreichsten Teil des Erzgebirges umfaßt (s. Karte »Sachsen«), zählt auf 4336,86 qkm (78,77 QM.) 1900: 1,216,489 Einw. (280 auf 1 qkm), davon 1,132,876 Evangelisch-Lutherische, 74,744 Katholiken und 3507 Juden, und zerfällt außer der Stadt D. in die sieben Amtshauptmannschaften: [⇐201]

Tabelle
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 195-201.
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[333⇒] Dresden, 1) Kreisdirectionsbezirk od. Kreis des Königreichs Sachsen, gebildet aus dem ehemaligen M eißner Kreise (mit Ausschluß des halben Amtes Stolpen) u. den Ämtern Altenberg, Frauenstein u. Freiberg des vormaligen Erzgebirgischen Kreises, 78 QM. umfassend, zählt in 34 Städten, 20 Marktflecken u. 935 Dörfern 535,531 Einw., worunter 525,202 Protestanten; südlich an Böhmen u. nördlich an den preußischen Regierungsbezirk Merseburg grenzend; Gebirge: das Elbsandsteingebirge (s.d.) u. der östliche Theil des Erzgebirges (höchster Berg der Lugstein bei Zinnwald); Flüsse: die Elbe, Röder, Freiberger Mulde, Bobritsch, Flöhe, Weißeritz, Müglitz etc.; Producte: Getreide (bes. in der Lommatzscher Pflege), Obst, viel Wein (sogenannten Meißner), Flachs, Zuchtvieh, bes. veredelte Schafe, Sandstein (Pirnaischer); Gewerbe: Tuchfabrikation, Weberei, Gerberei, (meißner) Porzellanfabrik, Holzdrechselei, Strohhutflechterei, Elbschifffahrt, wichtiger Bergbau auf Silber, Zinn, Eisen u. Steinkohlen, mehrere Eisenhütten; Eintheilung in 4 Amtshauptmannschaften (Dresden, Meißen, Pirna u. Freiberg) u. nächstdem in das Bezirksgericht Dresden mit den Gerichtsämtern Dresden, Radeberg, Radeburg, Moritzburg, Schönfeld, Dippoldiswalde, Döhlen, Tharandt u. Wilsdruf; in das Bezirksgericht Meißen mit den Gerichtsämtern Meißen, Großenhain, Nossen, Lommatzsch u. Riesa; in das Bezirksgericht Pirna mit den Gerichtsämtern Pirna, Stolpen, Neustadt, Hohnstein, Sebnitz, Schandau, Königstein, Gottleuba, Bärenstein u. Altenberg; in das Bezirksgericht Freiberg mit den Gerichtsämtern Freiberg, Brand, Frauenstein u. Sayda. 2) Bezirksgericht u. Gerichtsamt (s. oben) mit 138,518 Einw. in 1 Stadt u. 85 Dörfern. 3) Hauptstadt darin u. zugleich des Königreichs Sachsen, 340 Fuß über dem Meere, in dem reizenden Thale der Elbe, in welche hier links die Weißeritz (s.d.) u. rechts der Prießnitzbach mündet; theilt sich in die Altstadt u. die seit 1670 entstandene, durch die Weißeritz von der Altstadt geschiedene Friedrichsstadt, beide am linken Elbufer, ferner in die am rechten Elbufer gelegene Neustadt u. die nordöstlich daran stoßende Antonsstadt, vor 1834 Neuer Anbau genannt, u. hauptsächlich seit 1814 nach dem Abbruch der Festungswerke entstanden, obwohl sich hier schon seit 1730 viel Landhäuser mit Gärten befanden; hierzu kommen die mit der Altstadt unmittelbar zusammenhängenden großen Vorstädte, als die Wilsdruffer, See- u. Pirnaische Vorstadt, welche meist breite, schöne Straßen u. 7 (äußere) Thore od. Schläge haben, ingleichen auf dem rechten Elbufer die nordwestlich von Antonstadt gelegenen Scheunenhöfe u. das etwas westlicher gelegene Stadt-Neudorf. Alt- u. Neustadt werden durch 2 steinerne Elbbrücken verbunden, als die 1380 Fuß lange u. 40 Fuß breite Augustusbrücke mit 16 Bogen, u. die neue 736 Fuß lange 1852 eröffnete Marien- od. Eisenbahnbrücke mit 6 Bogen. Erstere, im 13. Jahrh erbaut, 1344 erneuert u. 1547 u. 1737 um 7 Pfeiler verkürzt, erhielt ihre jetzige Gestalt mit Eisengeländer u. Granittrottoirs 1727–31 u. wurde, nachdem am 10. März 1813 auf Befehl Napoleons 2 Bogen gesprengt worden waren, 1814 wieder hergestellt; auch am 31. März 1845 stürzte wieder ein Pfeiler ein. Auch über die Weißeritz führt eine steinerne Brücke. Von den 21 öffentlichen Plätzen u. 249 Straßen Dresdens, welche seit 1828 mit Gas beleuchtet werden, gut gepflastert u. meist mit Trottoirs versehen sind, sind die schönsten der Altmarkt, Neumarkt, Schloßplatz, Theaterplatz, Antonsplatz, Palaisplatz, die Moritzstraße, Schloßgasse, Prager Straße, Hauptstraße in Neustadt etc.; hierzu kommen die fast die ganze Altstadt nebst dem Zwinger umgebenden Promenaden od. Alleen, in welche die alten Festungswerke verwandelt worden sind, nebst den Anlagen in der Neustadt. Seinen Wasserbedarf erhält D. meist aus der Weißeritz durch sandsteinerne Röhrfahrten, wozu noch 2, seit 1832 gebohrte Artesische Brunnen (als einer auf dem Antonsplatz der Altstadt u. einer in der Antonstadt) u. der gothische Gutschmidtsbrunnen (seit 1843) kommen. D. ist die Residenz des Königs von Sachsen u. Sitz der obersten Landesbehörden (der 6 Ministerien, welche zusammen das Gesammtministerium bilden, des Oberappellationsgerichts, des Staatsgerichtshofs, der Landesconsistorien, des Ober- u. Stabskriegsgerichts, des Statistischen Bureaus, der Landrentenbank etc.), Kreisdirection u. des Appellationsgerichts; ferner sind hier 1 Amtshauptmannschaft, 1 Bezirks- (zugleich Stadt-) Gericht, 1 Gerichtsamt, 1 Hauptsteueramt, ein aus 3 Bürgermeistern u. 16 Stadträthen bestehender Stadtrath, 1 königliche Polizeidirection, 2 Superintendenturen u. eine unter einem Gouverneur stehende Garnison, welche aus 3 Infanteriebrigaden, dem Gardereiterregiment u. dem Artilleriecorps besteht. Von den 21 Kirchen u. Kapellen sind zu bemerken: die katholische Hofkirche neben dem königlichen Schlosse, 1739–51 von Gaetano Chiaveri im Renaissancesivi gebaut, Altarbild von Mengs, Silbermannscher Orgel, der königlichen Gruft u. 302 Fuß hohem Thurm; die Frauenkirche am Neumarkt, im 11. Jahrh. gegründet u. 1726–45 durch Bähr im Styl der Peterskirche zu Rom neu erbaut, mit großer Silbermannscher Orgel u. bombenfester, 326 Fuß hoher Kuppel; die Kreuzkirche, mehrmals durch Feuer zerstört u. nach dem Bombardement D-s 1764–85 neu erbaut, mit 305 Fuß hohem Thurm; die Sophienkirche od. Evangelische Hofkirche, 1351 als Klosterkirche gegründet u. 1600 erneuert, ebenfalls mit Silbermannscher Orgel die 1769 neu erbaute u. seit 1823 mit Thurm versehene Annenkirche; die 1739 neu erbaute u. seit 1857 mit Thurm versehene (evangelische) Neustädter Kirche; die 1763 erbaute reformirte Kirche u. die 1838–40 im orientalischen Style erbaute jüdische Synagoge; eine zweite im romanischen Style erbaute katholische Kirche (Franciscuskirche) erhielt D. 1855 in der Neustadt. Von den Friedhöfen ist nennenswerth der Katholische in Friedrichsstadt u. der Neustädter bei den Scheunenhöfen, letzter mit dem bekannten, 1534 für Herzog Georg gefertigten u. 1701 vom königlichen Schlosse hierher versetzten Todtentanz, bestehend aus 27 sandsteinernen Figuren in Basrelief. Das Königliche Schloß hat 1534–37 Herzog Georg erbaut u. 1701 August II. erweitert, nachdem 1692 der 353 Fuß hohe Thurm [⇐333][334⇒] (der höchste Sachsens) errichtet worden; es ist zum Theil 4 Stockwerk hoch u. enthält, nächst den königlichen Wohnzimmern, 1 Kapelle mit kostbaren Gemälden, alterthümliche Säle (worunter der Thronsaal mit Frescogemälden von Bendemann) u. das sogenannte Grüne Gewölbe, welches in 8 Zimmern einen ungeheuern Schatz an Juwelen, Gold- u. Silbergefäßen, künstlichen Arbeiten von Elfenbein etc. u. andern werthvollen Curiositäten enthält. An das Schloß stoßen das Ballhaus mit dem Hauptstaatsarchiv u. das alte Stallgebäude mit der Gewehrgallerie, u. neben dem Schlosse liegt das sogenannte Prinzenpalais am Taschenberge, jetzt Wohnung der Prinzessin Marie Amalie. Neben letzterem befindet sich der 1711 im grotesken Styl erbaute u. ursprünglich zum Vorhof eines neuen Schlosses bestimmt gewesene, beim Aufstand 1849 zum Theil niedergebrannte, jetzt aber wieder hergestellte Zwinger, welcher mit seines, durch lange einstöckige Galerien verbundenen 6 Pavillons auf 3 Seiten einen, mit Orangerie, dem Denkmal Friedrich Augusts (s.d.) u. 4 Springbrunnen verzierten großen Hof umfaßt u. das Historische Museum (eine reiche Sammlung von Waffen, Geräthen u. and. merkwürdigen Gegenständen aus dem Alterthum), das Naturhistorische Museum od. Naturaliencabinet, die Sammlung mathematischer u. physikalischer Instrumente u. die Modellkammer enthält; die vierte (nordöstliche) Seite des Zwingerhofs aber schließt das 1846–55 nach Sempers Plan erbaute Museum, welches die berühmte Gemäldegallerie, die vorzüglichste Deutschlands u. vielleicht Europas (gegen 2000 Stück, ausgezeichnet durch die Madonna di San Sisto von Rafael u. andere Gemälde dieses Meisters, eine vollständige Suite von Gemälden Correggios, bes. dessen Nacht, durch mehrere Werke Titians, C. Dolces u. anderer italienischer Meister, sowie eine Menge Meisterwerke der niederländischen Schule), das Kupferstichcabinet von 350,000 Blättern u. die Sammlung der Mengsschen Gypsabgüsse enthält. Vor dem Museum steht das 1837–41 nach Sempers Entwurf erbaute u. 1800 Personen fassende Theater, u. an der Elbbrücke führt eine grandiose 1814 erbaute Freitreppe auf die durch ihre reizende Aussicht berühmte Brühlsche Terrasse, auf welcher sich die Unterrichtssäle für die Kunstakademie, der zu Ausstellungen von Kunstwerken benutzte Doublettensaal u. die Restaurationen des Belvedere u. des Café Reale befinden. In der Neustadt, wo sich auch das Gouvernements- od. Blockhaus, das Cadettenhaus (Kriegsschule), die Kasernen u. die Bahnhöfe der Leipziger u. Schlesischen Eisenbahn befinden, liegt das 1715 vom Feldmarschall Graf Flemming erbaute, 1717 aber von König August I. erworbene u. erweiterte Japanische Palais, welches seit 1786 nächst der königlichen Porzellan-, Antiken- u. Münzsammlung, die königliche Bibliothek (300, 000 Bde., 3000 Handschriften, 182,000 Dissertationen u. kleinere Schriften, 2000 Incunablen u. 20,000 Landkarten) enthält. Merkwürdige Gebäude der Altstadt sind noch das 1737 vom Grafen Brühl erbaute Brühlsche Palais (seit 1855 Wittwensitz der Königin Marie), das 1559 erbaute u. 1740 vergrößerte Zeughaus mit der Stückgießerei, die 1833 erbaute Hauptwache, die Münze, das Gebäude der Medicinisch-chirurgischen Akademie, das 1831 erbaute Postgebäude, das Landhaus mit den Versammlungssälen der beiden Deputirtenkammern, das Rathhaus, das Polizeihaus (früher Koselsches Palais), der Bahnhof der Böhmischen Eisenbahn u. in. der Friedrichsstadt das Stadtkrankenhaus (früher Marcolinische Palais). Öffentliche Denkmäler sind das alte Denkmal des Kurfürsten Moritz an der Ecke der Augustus- u. Moritzallee in der Altstadt, das 1843 errichtete Bronzedenkmal des Königs Friedrich August III. im Zwinger (s. oben) von Rietschel, die 1736 in Neustadt errichtete bronzene Reiterstatue Augusts I. u. das Denkmal des Königs Anton in der Friedrichstadt, eine gußeiserne kolossale Büste. Wissenschaftliche u. Bildungsanstalten sind: die Akademie der Künste mit Polytechnischer Schule (seit 1851, früher Technische Anstalt) u. Baugewerkenschule (seit 1846) u. jährlichen Ausstellungen, die Medicinisch-chirurgische Akademie (s. ob.) mit Entbindungsanstalt u. Botanischem Garten, die Thierarzneischule, Poliklinische Anstalt, Blinden- u. Taubstummeninstitut, Turnlehrerbildungsanstalt, das Stenographische Institut, die Militärbildungsanstalt od. Kriegsschule, die Kreuzschule (Gymnasium seit 1559), das Vitzthum-Blochmannsche Geschlechtsgymnasium, 2 Schullehrerseminarien, 1 Handelsschule (seit 1851), die St. Annen- (Real-) Schule, die Neustädter Real- u. Bürgerschule, 3 Bürger- u. 5 Bezirksschulen, mehrere Töchterschulen, Freimaurerschule (als Lehr- u. Erziehungsanstalt für Töchter gebildeter Stände, seit 1852), Sonntagschule, das katholische Josephinen- od. Fräuleinstift, 1 katholische Hauptschule u. Progymnasium, 2 kathol. Freischulen in Neustadt u. Friedrichsstadt, mehrere Privaterziehungsinstitute, Armenschulen u. Kjndergärten. Gelehrte u. and. Gesellschaften: Ökonomische Gesellschaft, Gesellschaft für Natur- u. Heilkunde, Isis (Gesellschaft für Naturkunde, seit 1833), Flora (Verein für Botanik u. Gartenkunde), Sächsischer Kunstverein, Sächsischer Alterthumsverein, Sächsische Hauptbibelgesellschaft, Pädagogischer Verein, Stenographenverein etc. Wohlthätigkeitsanstalten: das 1838 neugebaute große Materni- od. Frauenhospital, das Bürgerhospital, Garnisonhospital (s. ob.), Hospatientenburg, katholisches Krankenstift, Kinderheilanstalt, Krankenhilfsverein, Blindenunterstützungsverein, Diakonissenanstalt (seit 1844), Stadtarmenhaus, Findelhaus, Stadtwaisenhaus, Säuglingsbewahranstalt, Kinderbesserungsanstalt, freie Arbeitsanstalt, mehrere andere Armen- u. Industrieanstalten, Leihhaus, Sparkasse, Speiseanstalt, Gesellschaft zur christlichen Liebe u. Mitleid, Pestalozzistiftung, Verein zum Frauenschutz, Preußische Marienstiftung (für hülfsbedürftige adelige Fräulein), Marienstiftung (für Fortkommen armer Mädchen nach der Confirmation), Asyl für erwachsene taubstumme Mädchen, Verein zur sittlichen Hebung der dienenden Klasse, das israelitische Henriettenstift, Gesellschaft zu Rath u. That, Frauenverein, Verein für entlassene Sträflinge, Verein gegen Thierquälerei etc.; hierüber der Sächsische Hauptmissionsverein, Gustav-Adolfsverein, Tiedgestiftung, Schillerstiftung, die beiden Freimaurerlogen zum Goldenen Apfel u. zu den 3 Schwertern u. Asträa zur grünenden Raute. Industrie: Fabriken von mathematischen, physikalischen, chirurgischen u. musikalischen Instrumenten (Pianofortes), Maschinen, Feuerspritzen, Nägeln, Pulver, Bleiweiß, Farben u. Chemikalien, Photogen u. Parassin, Parfümerien, [⇐334] [335⇒] Senf, Chocolade u. Kaffeesurrogate, Nudeln u. Stärke, Cigarren, Chenille, Marli, Watte, Wachstuch, Strohhüte, künstliche Blumen, Tressen, Gummiwaaren, Pergament, Handschuhen, Tapeten, buntem Papier, Spielkarten, Regenschirmen, Parquetfußböden; ferner eine Zuckersiederei, Fertigung von Juwelier-, Gold- u. Silberwaaren, Drechseleien, Actienvereine für Steinkohlenbau, viel Kupferstecher, Maler u. Bildhauer etc. Auch hat D. 19 Buchhandlungen, 6 Musikalien- u. 10 Kunsthandlungen, 26 Zeitschriften, 12 Buchdruckereien u. 30 Steindruckereien. Die Industrie fördert ein Gewerbeverein nebst der jährlichen Gewerbeausstellung, u. den wichtigen Handel vier Eisenbahnen (als die Leipzig-Dresdener, Schlesische, Böhmische u. Albertsbahn) nebst der Elbschifffahrt, welche nach Böhmen auch mit mehreren Dampfschiffen betrieben wird, u. der Productenhandelsbörse; zur Förderung des inneren Verkehrs aber dienen die mit dem Hofpostamt verbundene Stadtpost, Fiacres, Omnibus u. Sänften; Gasthöfe gibt es 90, Badeanstalten zum Kalt- u. Warmbaden, Dampf-, Sturz- u. Douchebäder sind mehrere vorhanden u. berühmt ist die Struvesche Fabrik u. Trinkanstalt künstlicher Mineralwässer. Einwohnerzahl incl. der Garnison 108,966, worunter 5300 Katholiken u. 700 Israeliten. Für das Vergnügen sorgen außer der Hofschauspielergesellschaft im königlichen Theater (s. ob.), ein zweites öffentliches Theater im Gewandhause nebst einigen Sommertheatern, die königliche Kapelle, welche die Kirchenmusik in der katholischen Hofkirche, die Opernmusik u. Hofconcerte besorgt, auch im Winter musikalische Akademien gibt, mehrere andere tüchtige Musikchöre, mehrere Sing- u. Musikalische Vereine (Cäcilienverein, Orpheus) u. zahlreiche geschlossene Gesellschaften. Von Gärten sind zu nennen: Prinz Georgs Garten mit Schloß in der Pirnaischen Vorstadt, Prinz Maximilians Garten mit Palais in der Ostraallee, Seidelscher Handelsgarten u. der vor dem Pirnaischen Schlage gelegene Große Garten mit geschmackvollen Anlagen, schönen Statuen u. Vasen, mehreren Restaurationen, Sommertheater u. königlichem Schloß, in welchem sich die Sammlungen des Sächsischen Alterthumsvereins befinden u. Blumen- u. Früchteausstellungen gehalten werden; ferner sind zu erwähnen das zum Kammergut Ostra (Ostravorwerk) in Friedrichsstadt gehörige Große Gehege, ein mit doppelten Alleen bepflanzler Wiesenplan, durch die Weißeritz vom Kleinen Gehege getrennt, in der Bautzner Straße das Linkesche Bad u. das Waldschlößchen mit Actienbierbrauerei, der Findlatersche Weinberg (jetzt Albrechtsburg) an der Elbe mit Schloß, u. endlich der romantische Plauensche Grund (s. Plauen). D. ist der Geburtsort der Dichter Th. Körner u. K. A. Engelhardt (Pseudonym Roos), des Malers Retzsch u. des Naturforschers u. Arztes Choulant.

Der sorbenwendische Name der Stadt wird von Trasi (die Fähre) abgeleitet, weil die erste Ansiedelung an der Stelle der Neustadt in einem Dorfe wendischer Fischer bestand, welche hier zum Übersetzen über die Elbe eine Fähre hielten u. sich nach einer Wasserfluth ums Jahr 1020 auf das etwas höhere linke Elbufer übergesiedelt haben sollen; 1070 soll der Bau der Brücke, u. zwar von Holz, begonnen worden sein. Urkundlich kommt D. aber erst 1206 u. 1216 als Stadt vor Hier erbauten die Meißner Markgrafen Konrad u. Otto der Reiche ein Schloß (auf dem Taschenberge), in welchem sie residirten, u. gleichzeitig wurde die Frauen-, sowie später die Kreuzkirche gestiftet. Markgraf Heinrich der Erlauchte residirte von 1270 bis zu seinem Tode (1288) ganz in D., dessen Altstadt er vergrößerte u. mit Ringmauern umgab, während gleichzeitig Alt-D. (die jetzige Neustadt) in Verfall gerieth, auch stiftete er das Maternihospital u. Franziskanerkl oster, u. zu seiner Zeit wird schon eine steinerne Brücke erwähnt. Friedrich der Jüngere verkaufte anfänglich D. mit seinem Erbtheil an König Wenzel von Böhmen, besaß es aber später bis 1316 als böhmisches Lehn, worauf es Markgraf Waldemar von Brandenburg in Besitz nahm, bis es nach dessen Tode (1319) wieder dauernd an Meißen fiel. Markgraf Wilhelm erhob 1403 Alt-D. (s.d.), wo er auch ein Augustinerkloster stiftete, zur Stadt, nachdem er auch das Dresdener Kirchenpatronat an sich gebracht hatte, welches bis 1317 dem Kloster Seußlitz u. später dem Stifte Meißen gehört hatte. 1443 wurde die alte Stapelgerechtigkeit der Stadt vom Kaiser bestätigt. Bei der sächsischen Landestheilung im J. 1485 kam D. mit dem Meißnerlande an Herzog Albrecht u. blieb von nun an beständige Residenz der Sachsen-Albertinischen Linie. Herzog Georg der Bärtige begründete nicht nur die Bildergallerie u. Weißeritzflöße (1521), sondern erbaute auch das Schloß u. umgab D. mit Festungswerken, welche später Kurfürst Moritz verstärkte, indem er zugleich die Stadt vergrößerte, nachdem bereits sein Vater Heinrich der Fromme 1539 die Reformation in D. eingeführt hatte. Kurfürst August I. gründete die Bibliothek, verlegte 1556 die Münzen von Freiberg nach D. u. trug gleich den meisten seiner Nachfolger zur Vergrößerung u. Verschönerung D-s bei, von welchem namentlich die Neustadt seit 1724 nicht nur ihre gegenwärtigen großartigen Anlagen u. Prachtgebäude, sondern auch ihren Namen erhielt, nachdem 1710 die Vorstädte der Altstadt Pallisadenbefestigung, sowie 1721–24 die sogenannten Schläge an den Eingängen erhalten hatten. Seine glänzendste Periode erlebte D. überhaupt unter den beiden Augusten zu Anfang des 18. Jahrh., wo es der Sammelplatz des Glanzes u. der Üppigkeit u. fast ganz umgebaut wurde. Dem Österreichischen Erbfolgekriege (s.d.), in welchem die Preußen D. eroberten, machte am 26. Decbr. 1745 der Dresdener Friede ein Ende. Hart heimgesucht wurde die Stadt im Siebenjährigen Kriege (s.d.), sie wurde 1756 von den Preußen besetzt u. blieb bis zum 4. Sept. 1759 in deren Händen, wo sie der preußische Commandant Graf Schmettau kraft Capitulation an das Reichsheer übergab, nachdem er 1758 u. 1759 die Vorstädte hatte niederbrennen lassen; noch härter war das Schicksal D-s im J. 1760 bei der preußischen Belagerung am 14–30. Juli, wo durch das Bombardement 5 Kirchen u. gegen 500 Häuser zerstört wurden, doch wurde das Verwüstete bald schöner wieder hergestellt. Auch in Napoleons Kriegen litt D. bedeutend. Dieser ließ, nachdem er im Mai 1812 hier eine Zusammenkunft mit dem Kaiser von Österreich u. König von Preußen gehabt hatte, am 10. März 1813 auf seinem Rückzuge die Elbbrücke sprengen (s. oben), um bald darauf Stadt u. Vorstädte in ein verschanztes Lager zu verwandeln u. am 26. hier den Alliirten eine Schlacht zu liefern, in welcher er siegte (s. Russisch-deutscher Krieg gegen [⇐335] [336⇒] Frankreich). D. blieb hierauf der Mittelpunkt der Operationen Napoleons, u. als er im Oct. nach Leipzig zog, ließ er den Marschall Gouvion St. Cyr in D. zurück, welcher am 11. Nov. 1813 an Klenau capitulirte, worauf die Franzosen abzogen u. in D. ein russisches (später preußisches) Gouvernement seinen Sitz nahm, bis am 7. Juni 1815 der König Friedrich August aus der Gefangenschaft zurückkehrte, welcher die Festungswerke D-s schleifen u. in die obengedachten Anlagen verwandeln ließ. Wiederholten Schaden haben der Stadt auch die nicht seltenen großen Wasserfluthen u. Eisfahrten der Elbe gebracht; Hauptbrände aber haben in D. stattgefunden 1429 durch die Hussiten, 1491, 1530, 1614, 1685, 1701 u. in den Kriegsjahren 1758, 1759 u. 1760 (s. ob.). Über den Volksaufstand am 9. Sept. 1830, sowie über den Aufstand vom 3._– 9. Mai 1849, wo D. durch den damit verbundenen Straßenkampf hart heimgesucht wurde, s. Sachsen (Gesch.). 23. Decbr. 1850 Eröffnung der Dresdener Ministerialconferenz der Deutschen Bundesstaaten, zur Revision der Bundesacte, s.u. Deutschland (Gesch.) XIII. C). In D. hielten auch viele Wandergesellschaften ihre Versammlungen; so: im Sept. 1826 die deutschen Naturforscher u. Ärzte, im Oct. 1837 die deutschen Land- u. Forstwirthe, im Oct. 1844 die deutschen Philologen u. Schulmänner, zugleich mit den deutschen Orientalisten, im Sept. 1845 der Norddeutsche Apothekerverein, am 4. Aug. 1848 die sächsischen Lehrer, am 18. Aug die sächsischen Ärzte u. Ende Aug. die sächsischen Advocaten, am 16. Aug. 1852 die deutschen Geschichts- u. Alterthumsforscher, vom 6._– 9. Sept. 1854 die deutschen Architekten u. Ingenieure, im Septbr. 1854 die deutsch-österreichischen Bienenwirthe u. Bienenfreunde. Vgl. I. Hasche, Diplomatische Geschichte D-s, Dresd. 1810–19, 4 Thle.; G. Klemm, D-er Chronik, ebd. 1837; W. A. Lindau, Merkwürdigkeiten D-s u. der Umgegend, 5. A. von Wiemann, ebd. 1841; Lindau, Geschichte der Stadt D., ebd. 1857 f.; Gottschalk, D. u. seine Umgebungen, 6. A., ebd. 1857; Romberg, Wegweiser durch D., ebd. 1857; Lindau, Das D-er Galeriebuch, 2. A., ebd. 1856; Adreß- u. Geschichtshandbuch der Residenzstadt D., ebd. 1857. [⇐336]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 333-336.
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Verweise:

Neustadt-Dresden, der ältere Theil der auf dem rechten Elbufer liegenden Hälfte von Dresden, s.d. 3).

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[448⇒] Dresden, Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Sachsen, in schöner Gegend zu beiden Seiten der Elbe gelegen, mit etwas über 104000 E., unter diesen 4500 Katholiken, besteht aus der Altstadt, Friedrichsstadt, Neustadt und Antonstadt, ist Sitz der Landesbehörden, hat ein Gymnasium, 2 Realschulen, 3 Bürgerschulen, 4 Bezirksschulen, 4 Armenschulen, 2 Lehrerseminare, 1 polytechnische Schule, medicin. chirurg. Akademie, [⇐448] [449⇒] Akademie der bildenden Künste, Cadetten- und Artillerieschule etc. Seit 1485 ist D. Residenz der albertinischen Linie und weil mehrere Kurfürsten, namentlich August II. und III., die zugleich Könige von Polen waren, eine außerordentliche Prachtliebe entwickelten, so erhielt D. eine solche Anzahl schöner Gebäude und Sammlungen, daß es mit den Hauptstädten der europ. Großstaaten die Vergleichung aushalten kann: das königl. Schloß, das Prinzenpalais, der Zwinger, das Zeughaus, das neue Theater, das Prinzenpalais in der Pirnaer Vorstadt, das Brühlʼsche Palais, das japanische Palais etc., die Frauenkirche, die Kreuzkirche, die kathol. Hofkirche, die Hof- und Sophienkirche. Sammlungen: die königl. Bibliothek, das Münzkabinet, die Antikensammlung, die Porzellansammlung: alle im japanischen Palais; im Zwinger, das Naturalienkabinet, das historische Museum, die Sammlung mathematischer und physikalischer Instrumente; das Kupferstichkabinet; die Gewehrgallerie; die weltberühmte Gemäldesammlung und das grüne Gewölbe, ein Schatz von Edelsteinen, Perlen und kunstvollen Kleinodien aller Art. Eine eigentliche Industrie- oder Handelsstadt ist D. nicht, doch der Verkehr durch die Dampfschiffahrt auf der Elbe u. durch die Eisenbahnverbindung mit Chemnitz, Leipzig, Berlin, Schlesien und Oesterreich sehr begünstigt. – D. war zuerst ein wendisches Dorf, wird 1216 als Stadt genannt, wurde 1485 dauernde Residenz und theilte seitdem die Schicksale Sachsens. Besonders viel litt die Stadt im 7 jähr. Kriege (Bombardement durch die Preußen vom 15.–22. Juli 1760); kaum weniger im Krieg von 1813; Schlacht d. 26. und 27. August; Einschließung vom 8. Oct. bis 13. Nov. 1813, wo die Uebergabe des 30000 Mann starken Corps des Marschalls St. Cyr erfolgte. [⇐449]

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 448-449.
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Dresden
Dresden

[597⇒] Dresden, die Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Sachsen, liegt fast in der Mitte der bei Pirna beginnenden, bis Meißen beinahe 8 Stunden langen, reizenden Thalebene des Elbstroms, in welchen sich nahe bei der Stadt der Weißeritzfluß ergießt.

Die Stadt entstand wahrscheinlich aus einem von den Sorben-Wenden auf beiden Seiten der Elbe angelegten Fischerdorfe, aber erst im 13. Jahrh. beginnt ihre beglaubigte Geschichte. In den frühesten Zeiten gehörte D. dem Bisthume Meißen, bis es später an die meißnischen Markgrafen (s. Sachsen) kam, von denen Markgraf Heinrich der Erlauchte die Stadt im J. 1270 zu seinem Wohnsitze machte; sie kam seitdem immer mehr in Aufnahme, wozu besonders auch Wallfahrten beitrugen. Bei der Theilung Sachsens zwischen Ernst und Albert kam D. 1485 an die albertinische Linie und der auf dem linken Elbufer liegende Theil der Stadt ward durch Kurfürst Moritz befestigt; sein Nachfolger August that nicht nur viel zur Verschönerung derselben, sondern war auch der Stifter der meisten noch bestehenden Sammlungen für Wissenschaft und Kunst. Seit Johann Georg II. wurde die Stadt durch viele neue Anlagen verschönert, unter August II. aber, der seit 1697 die poln. Krone trug, und unter seinem Nachfolger erlangte sie ihren höchsten Glanz. Prachtgebäude stiegen empor; der bisher Altdresden genannte Stadttheil auf dem rechten Elbufer, welchen 1685 ein großer Brand verheerte, erhielt den Namen Neustadt, und ein neuer Stadttheil wurde 1728 jenseit der Weißeritz angelegt. Die Drangsale des siebenjährigen Kriegs, während dessen ein Theil der Vorstädte zweimal verbrannt wurde und 1760 eine harte Belagerung große Verheerungen anrichtete, hatten viele Wiederherstellungen zur Folge, die zugleich Erweiterungen waren; besonders wurden auch die früher gesammelten Schätze für Kunst und Gelehrsamkeit vermehrt und zugänglicher gemacht, sodaß sie allmälig eine größere Wirksamkeit für geistige Bildung erhielten. Neue Schrecknisse brachte der Krieg im I. 1813, wo die Umgegend von D. zwei Tage lang (26. und 27. Aug.) der Schauplatz einer blutigen Schlacht war und D. der Wendepunkt [⇐597][598⇒] des Kampfes wurde, den Napoleon um die Herrschaft über Deutschland und Europa ausfocht. Nach den vielfachen Leiden, welche durch diese Ereignisse herbeigeführt wurden, erwachte aber bald wieder der Sinn für rege Betriebsamkeit und während man durch die gänzliche Abtragung der Festungswerke seit 1817 für die Verschönerung der Stadt sorgte, entstanden neue Anstalten für die Beförderung des Gemeinwohls, die besonders seit 1830, wo ein frischer Lebenshauch die Staatseinrichtungen zu verjüngen begann, eifrig vermehrt und gepflegt wurden.

D. hat gegen 65,000 Einw. und besteht aus vier Haupttheilen: der Altstadt oder der eigentlichen Residenz mit drei Vorstädten am linken Elbufer, aus der davon durch die Weißeritz getrennten Friedrichstadt, die von August II. auf der Stelle eines ehemaligen Dorfes angelegt wurde, aus der Neustadt am rechten Elbufer und aus der nordöstl. an diese grenzenden Antonsstadt, welche in der neuesten Zeit vielfach verschönert und vergrößert wurde. Altstadt und Neustadt sind durch eine 690 Ellen lange steinerne Brücke verbunden, die zuerst im 13. Jahrh. erbaut, in den Jahren 1727–31 ihre jetzige Gestalt erhielt und vorstehend von Altstadt aus abgebildet ist, welche seit 1731 auch mit Friedrichstadt durch eine neue steinerne Brücke vereinigt wurde. In der Altstadt befinden sich drei große Plätze, der Altmarkt, der Neumarkt und der Schloßplatz; in der Neustadt, welche eine Lindenallee in zwei ziemlich gleiche Hälften theilt, der Markt und der Palaisplatz. Die Zahl der Häuser in allen Stadttheilen beträgt gegen 2900 und zu den vorzüglichsten Gebäuden gehören in der Altstadt: die seit 1751 gebaute katholische Kirche mit einer schönen Orgel von Silbermann und mehren Gemälden von Rafael Mengs; die Sophienkirche oder evangelische Hofkirche, zu Ende des 16. Jahrh. aus einer ehemaligen Klosterkirche in ihrer jetzigen Gestalt vollendet und 1835 im Innern verschönert; die Kreuzkirche, seit 1764 auf den Trümmern der bei der Belagerung der Stadt verbrannten alten Kirche erbaut, mit einer 1832 erneuerten trefflichen Orgel; die von 1726–45 von Georg Bähr erbaute Frauenkirche, mit einer schönen Kuppel; das kön. Schloß, ein unregelmäßiges Gebäude, im 16. Jahrh. begonnen und von August II. vollendet, mit einem 178 Ellen hohen Thurme; das prinzliche Palais, 1718 erbaut; das Brühl'sche Palais mit seiner Terrasse, die eine herrliche Aussicht auf die Elbe gewährt; der Zwinger, von August II. als Vorhof eines großen Schlosses angelegt, mit einer alten Orangerie, zum Theil aus Bäumen bestehend, welche 1730 aus Nordafrika kamen; das angrenzende 1718 erbaute große Opernhaus, das aber seit 1769 nicht mehr zu dramatischen Aufführungen benutzt wird; das Zeughaus mit reichen Waffenvorräthen; das Versammlungshaus der Landstände; das Gebäude der chirurgisch-medicinischen Akademie; die 1833 nach Schinkel's Plan vollendete neue Hauptwache, und das gleichzeitig erbaute Posthaus. In der Neustadt sind auszuzeichnen: das sogenannte Blockhaus mit der Hauptwache und der 1736 gegenüber errichteten Reiterstatue August II. (s.d.); das nebenbei abgebildete japanische Palais, 1716 erbaut, mit mehren wissenschaftlichen und artistischen Sammlungen; das Cadettenhaus, und der alte weitläufige Jägerhof, seit 1831 in eine Caserne umgewandelt. In den nächsten Umgebungen der Stadt ist vorzüglich der große Garten mit schönen Baumgängen, einem im 17. Jahrh. erbauten Schlosse und einer trefflich geordneten Baumschule auszuzeichnen. Das wissenschaftliche und geistige Leben wird zunächst durch mehre ausgezeichnete Lehranstalten gepflegt; so gehört das im 16. Jahrh. gestiftete Gymnasium, die Kreuzschule, zu den vorzüglichsten des Landes; es bestehen außerdem zwei Bürgerschulen, mehre wohleingerichtete Privatlehranstalten, zahlreiche Schulen für die dürftige Volksclasse und seit 1829 drei Kleinkinderschulen unter der Aufsicht des Frauenvereins. Mit zwei Schullehrerseminarien sind auch Lehranstalten für Taubstumme verbunden. Unter den höhern Bildungsanstalten ist die 1816 neu eingerichtete chirurgisch-medicinische Akademie mit einer Thierarzneischule die wichtigste, welche treffliche anatomische Präparate und einen reichen botanischen Garten besitzt und auch für die allgemeinere Verbreitung naturwissenschaftlicher Studien gewirkt hat. Mit der 1763 eingerichteten Akademie der Künste ist eine Bauschule und eine jährliche Kunstausstellung verbunden. Seit 1818 besteht eine, 1832 erweiterte technische Bildungsanstalt zur wissenschaftlichen Bildung des Gewerbstandes; für die militairische Bildung sind vorzüglich als Pflanzschule für Offiziere das Cadettencorps und die Artillerieschule da. Unter den gelehrten Vereinen, welche, außer der ökonomischen Gesellschaft, Schöpfungen der neuesten Zeit sind, zeichnen sich die Gesellschaft für Natur- und Heilkunde, die mineralogische Gesellschaft, die Gesellschaft für Botanik und Gartenbau, der sächs. Kunstverein, der jährlich bedeutende Kunstwerke ankauft und verloost, und der statistische Verein aus.

D.'s Sammlungen, die einen der interessantesten Züge in der geistigen Physiognomie der Stadt bilden, sind seit 1828 und besonders seit 1830 dem Publicum erst recht zugänglich geworden und haben eine vielfach verbesserte Anordnung erhalten. An ihrer Spitze steht die kön. öffentliche Bibliothek von mehr als 220,000 Bänden und 2700 Handschriften, reich an Seltenheiten; das für die sächs. Münzkunde wichtige Münzcabinet; das besonders in der mineralogischen und zoologischen Abtheilung reiche Naturaliencabinet; das historische Museum, welches 1833 aus der ehemaligen Rüstkammer und einem Theile der Kunstkammer gebildet und viele für Völkerkunde und Sittengeschichte interessante Gegenstände enthält. Die Sammlung mathematischer und physikalischer Instrumente hat erst in neuern Zeit durch mehre Erwerbungen einen wissenschaftlichen Werth erhalten. Unter den Kunstsammlungen steht oben an die Gemäldegalerie, welche gegen 1500 Bilder enthält, in der ital. Schule [⇐598][599⇒] eine der reichsten und erlesensten, durch Hauptbilder von Rafael (die sixtinische Madonna), von Correggio, Tizian, Paul Veronese, Giulio Romano, Andrea del Sarto, Leonardo da Vinci, Guido Reni, Carlo Dolce ausgezeichnet, aber auch reich an trefflichen Werken der niederländ. Schule ist, besonders von Rubens, van Dyk, Rembrandt, Snyders, Ruysdael, Wouvermann, Ostade und Tenier. Unter den Bildern deutscher Meister ist Holbein's heilige Jungfrau das erste, und aus der franz. Schule sind vorzügliche Bilder von Claude Lorrain und Poussin in der Sammlung. Das Kupferstichcabinet von mehr als 200,000 Blättern, trefflich und belehrend geordnet, besitzt große Seltenheiten und auch viele Originalhandzeichnungen sowol aus der altdeutschen Schule als von großen ital. Meistern. Die Antikensammlung ist besonders durch einige Denkmale der ältesten griech. Kunst und mehre, zum Theil aber ergänzte treffliche Werke aus der blühendsten Zeit derselben wichtig. Sie wird in mancher Hinsicht ergänzt durch die Sammlung von Gypsabgüssen, die Rafael Mengs mit großer Sorgfalt in Italien verfertigen ließ und die um so höhern Werth haben, da wehre der nachgebildeten Originale verloren gegangen sind. Eine Sammlung von sächs. Prospecten ist besonders durch mehre Werke von Bernardo Canaletto wichtig, die auch als Bilder verschwundener Zustände ein historisches Interesse haben. Mit dieser Sammlung sind sechs in Wolle gewirkte Tapeten nach Rafael's Zeichnungen verbunden. Die Porzellansammlung ist reich an seltenem asiat. Porzellan und vorzüglich auch darum wichtig, weil die Proben von sächs. Porzellan die allmäligen Fortschritte der Fabrikation von ihren ersten Anfängen zeigen. Das grüne Gewölbe im kön. Schlosse ist zwar wegen seines Schatzes an Edelsteinen sehenswerth, besitzt aber auch mehre höchst ausgezeichnete Kunstarbeiten. Eine der vorzüglichsten Kunstanstalten ist die schon von August II. gestiftete musikalische Kapelle, welche die Musik in der katholischen Hofkirche und die Oper besorgt und jährlich am Palmsonntage ein großes Oratorium aufführt. In gewerblicher Hinsicht ist D. zwar weder als Manufacturplatz noch als Handelsort sehr bedeutend, doch werden in mehren Zweigen technischer Betriebsamkeit vorzügliche Arbeiten geliefert, und auch der Handel hat durch die Freiheit der Elbschiffahrt und den Anschluß Sachsens an den deutschen Zollverein sich ansehnlich gehoben. [⇐599]

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 597-599.
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[225⇒] Dresden. Wenn der Frühling die Fluren und Wälder des mittleren und südlichen Deutschlands früher mit seinem Grün und seinem Blüthenschnee schmückt, als jene der nördlichern Grade, dann pilgern die gebildeten und wohlhabenden Bewohner Norddeutschlands und Nordeuropa's nach dem schöneren Süden und Südwesten, entweder in die heilbringenden Bäder oder in die reizenden Rheingegenden, nach der Schweiz, Italien, Südfrankreich etc. Für die Gäste aus Nordosten ist Dresden gewissermaßen ein Ruhepunkt und Sammelplatz. Wie die Zugvögel rasten sie hier aus, mitten unter Reizen der Natur und Kunst und stärken sich zur Weiterreise nach dem lockenden Ziel. – Dresden ist so der Uebergangspunkt vom Norden nach dem Süden; der nordische Wanderer tritt hier wie durch eine Blumenpforte in eine romantischere Natur, unter einen [⇐225][226⇒] milderen Himmel. – Und wie lockend, reizend, überraschend muß ihm diese Stadt erscheinen, majestätisch ausgestreckt an beiden Ufern der Elbe, umgeben von einem Kranze anmuthiger Berge und Thäler, mit den ragenden Thürmen, dem kühngespannten Brückenbogen, dem breiten Strome, auf welchem zahllose Wimpel flattern, den paradiesischen Fernsichten, dem feierlichen Glockengeläute, der emsigen Regsamkeit der Einwohner, den schönen Palästen mit italischem Charakter, den malerischen Umgebungen! – Dresden ist ein Paradies für die Nordländer, wenn der Frühling sein blaues Gezelt über die Berge gespannt und Thal und Höhe mit smaragdenem Teppich bekleidet hat. – Schon erblickt man hier mehr südlichen Charakter, südliche Regsamkeit, ohne schroffe Formen; Alles bildet einen sanften, erquickenden Uebergang, die Natur, die Bauart, die Menschen. Wer diese Stadt zuerst Elbflorenz nannte, hat keine Uebertreibung begangen, denn Dresdens wissenschaftliche und Kunstmuseen: die Bildergallerie, die Antikensammlung, das Mengs'sche Cabinet, das der Kupferstiche und Münzen, das grüne Gewölbe, die Rüstkammer, die Bibliothek, das Naturaliencabinet, die Sammlung der Porzellangefäße etc. geben ihm eine europäische Bedeutung. Nicht nur der Naturfreund, der Luftreisende, sondern auch der Künstler und Kunstfreund lenkt hierher, wie nach einer Kaaba, gern seine Schritte. Und dieselbe Erscheinung des Zudranges so vieler Fremden, so vieler Lebensfröhlichen und Bewunderer wiederholt sich auch im Herbste jedes Jahres, wo die nordischen Gäste aus dem Süden kommend nach der Heimath ziehen. Dresden hat so zwei Glanzmomente im Jahre – aber Kunst, Natur und Intelligenz schmücken es auch außer dieser Zeit mit Glanz aus. Hier ist ein Theater, das zu den bedeutendsten Deutschlands gehört, wo eine der ersten Sängerinnen unserer Zeit: Wilhelm Devrient-Schröder, zur Bewunderung hinreißt; hier ein Verein gelehrter, geist- und talentvoller Männer: begabte Maler, Componisten, Dichter und Dichterinnen, hier eine Vielseitigkeit und Freiheit der [⇐226][227⇒] geselligen Ausbildung, die sich bis in die unteren Klassen erstreckt. Hier die genannten Kunstinstitute, ein glänzender Hof, eine gerühmte Kapelle, prächtige Kirchen, Privatsammlungen, gelehrte und gesellige Vereine, die trefflichste Straßenbeleuchtung, die größte Humanität der Behörden gegen Fremde, herrliche Spaziergänge und Lustörter: die Brühl'sche Terrasse, der große Garten, Link's Bad, Findlater's Weinberg; paradiesische Umgebungen: Loschwitz, der Plauen'sche Grund, die überaus malerische sächsische Schweiz, Pillnitz, Moritzburg, Tharand, Schandau etc. – Alles ringsum ein Garten, bis an die böhmischen Gebirge hin! – Selbst der Winter vermag nicht dieser pittoresken Umgebung ihre Reize zu rauben! –. Zahlreiche Concerte ergötzen den Musikfreund in jeder Jahreszeit, ein zweites Theater erheitert im Schatten grüner Bäume an Sommerabenden auf dem Link'schen Bade; zwei Volksfeste: das Fischerstechen und das Schießen auf der Vogelwiese, tragen einen eigenthümlichen Charakter. Und wie die Natur hier schon Viel für die Menschen gethan, so schmücken auch diese die heitern Räume durch Frohsinn, Geselligkeit, Regsamkeit, Fleiß und höhere Schwungkraft aus, wie man es weiter nach Norden hinauf selten findet. – Die hiesige Heiterkeit trägt schon mehr den südlichen Charakter. Die Liebenswürdigkeit der Dresdnerinnen ist sprichwörtlich; sie sind gebildet und nicht überbildet, geistreich, gesprächig, intelligent, poetisch; elegant in der Tracht und nicht modisch überladen; vergnügt, aber nicht vergnügungssüchtig; fromm, aber nicht frömmelnd. Ihre Nähe ist wohlbehaglich, ihre Unterhaltung anziehend, sie sind zuvorkommend gegen Fremde, ermuthigen den Schüchternen, bleiben aber stets in den Schranken der Sittsamkeit und Grazie. Selten findet man hier eine Spur von Coquetterie, Alles ist abgeschliffen; jeder gebildete Fremde hat gleichen Anspruch auf Artigkeit; der Abenteurer blendet, imponirt nicht. Es ist eine große Stadt, ohne die Laster und schreienden Uebel einer großen Stadt. Man ist vornehm, ohne sich vor den Andern Etwas herauszunehmen; es herrscht [⇐227][228⇒] Wohlstand im Durchschnitte, viel Reichthum und wenig schreiende Armuth. Der Hof leuchtet durch Munifizenz, Herablassung, Bildung und die strengste Sittlichkeit vor. Daran spiegelt sich auch das übrige Leben. – Wer jemals längere Zeit in Dresden verlebt hat und in den öffentlichen, sowie häuslichen Charakter der Bewohner ganz und gar eingedrungen ist, wird sich nur mit lebhafter Freude seines dortigen Aufenthaltes erinnern. – Die Zahl der Einwohner beläuft sich auf mehr als 65,000. Zu den vorzüglichsten Gebäuden gehören: das k. Schloß, die katholische Kirche, der Zwinger, das Opernhaus, das Brühl'sche Palais, das Zeughaus, der japanische Palast, die Kreuzkirche, Frauenkirche und protestantische Hofkirche. Unter den ausgezeichnetsten Gärten nennen wir: den großen Garten mit einem schönen Schlosse, den des japanischen Palais, dann den des Prinzen Max. Dresden enthält viele gelehrte, Kunst- und wohlthätige Anstalten; große Fabriken gibt es nicht, doch werden vorzügliche Arbeiten in Gold- und Silberwaaren, Kunstblumen und Strohhüten geliefert. – Für die Unterstützung der armen weiblichen Klassen sorgt mit edler Thätigkeit der Frauenhilfsverein, an dessen Spitze die edle Prinzessin Amalia, Gemahlin des Prinzen Johann von Sachsen, steht. – [⇐228]

Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 225-228.
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[366⇒] Dreßden. Diese so wohl in Rücksicht auf Lage als Bauart schöne und dabei wohl befestigte Stadt, die Residenz des Churfürsten von Sachsen, liegt im Meißnischen Kreise, an der Elbe, welche das eigentliche Dreßden und Neustadt von einander theilt, während die berühmte 710 Ellen lange steinerne Brücke beide Städte wieder vereinigt. Dreßden besteht aus der Residenz, oder dem eigentlichen Dreßden, (sonst auch Neudreßden genannt) – aus der Neustadt (seit 1732 so genannt, sonst Altdreßden) – und aus der Friedrichstadt (ehemals Ostra, seit 1670 angelegt). Die Volksmenge von Dreßden wird von Hunger (Denkwürdigk. zur Finanzgeschichte von Sachsen) auf beinahe 54000 Menschen angegeben; nach andern beträgt sie 40000. Unter den Dreßdner Sehenswürdigkeiten zeichnen sich vorzüglich aus: die schon erwähnte Elbbrücke – die katholische Kirche, ein Meisterstück der Baukunst, mit einer herrlichen Orgel des berühmten Silbermann; am hohen Altar die Himmelfahrt Christi von Mengs – die Frauenkirche, deren Bau 300000 Thaler gekostet – die Ritterakademie – die Gemähldegallerie, in welcher die berühmte Nacht des Correggio – die 1764 erneuerte Akademie der bildenden Künste, von welcher ein Zweig nach Leipzig verlegt worden, und welche den 5. Mai ihre Arbeiten ausstellt – das grüne Gewölbe, in welchem vorzüglich der gelbe Brillantring, der einzig in seiner Art ist, der grüne Diamant, der weiße Diamant u. a merkwürdig sind – die churfürstliche Bibliothek. Unter den Spaziergängen in Dreßden sind der Plauische Grund und [⇐366][367⇒] das Seifersdorfer Thal, welches letztere Becker beschrieben hat, von einer romantischen Schönheit; so wie in der Nachbarschaft das churfürstliche Lustschloß Pillnitz, die Festung Königstein, die Festung Sonnenstein, und die durch die Kesselsdorfer Schlacht berühmten Höhen bei Kesselsdorf die größte Aufmerksamkeit verdienen. (Umständliche Beschreibung Dreßdens, [vom Herrn Prediger Hasche]; Beschreibung der vorzüglichsten Merkwürdigkeiten der churfürstl. Residenzstadt Dreßden und einiger umliegenden Gegenden [vom Herrn Bibl. Daßdorf]). [⇐367]

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 366-367.
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